Schlösser und Herrenhäuser in Mecklenburg - Wolf Karge - E-Book

Schlösser und Herrenhäuser in Mecklenburg E-Book

Wolf Karge

4,8

Beschreibung

Mit 100 ausführlichen Porträts und zahlreichen Hinweisen auf weitere Objekte ist dieses Handbuch für die Vielfalt der mecklenburgischen Herrenhäuser repräsentativ, es eignet sich ideal zum Planen von Entdeckungsreisen und stellt zugleich ein schönes Werk für die Nachlese zu Hause dar. Vorgestellt sind zum einen besonders gelungene Beispiele für denkmalgerechte Sanierungen, zum anderen überwiegend Häuser, die sich ohne Komplikationen besuchen lassen. In den Porträts ist die heutige Nutzung als Hotel, Reiterhof, kulturelles Zentrum etc. thematisiert. Darüber hinaus finden sich übersichtlich angeordnet Informationen zur Architektur, Erreichbarkeit, Zugänglichkeit sowie zur speziellen Geschichte der traumhaften Gebäude. Der Autor schöpft dabei aus seinem breiten Wissen als ausgewiesener Landeskenner, das er in einen erfrischend-ansprechenden Schreibstil umzusetzen weiß. Mit seiner reichen Bebilderung, mit Anekdoten und Familiendramen sowie Architekturbeschreibungen ist dieses Handbuch das Richtige für alle, die es genau wissen wollen, ohne dafür dicke Kataloge wälzen zu müssen.

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INHALT

EINLEITUNG

KATALOG

Alt Gaarz

Alt Necheln

Alt Sammit

Alt Schwerin

Alt Vorwerk

Appelhagen

Bandelstorf

Bansow

Basedow

Basthorst

Belitz

Beseritz

Blücherhof

Borkow

Bredenfelde

Brook

Bülow

Burg Schlitz

Bütow

Büttelkow

Cosa

Dalwitz

Daschow

Dolgen

Dönkendorf

Dreilützow

Drosedow

Ehmkendorf

Friedrichsmoor

Gadebusch

Galenbeck

Gamehl

Ganzow

Garvensdorf

Gelbensande

Gerdshagen

Gneven

Göhren-Lebbin

Golchen

Greven

Groß Brütz

Groß Gievitz

Groß Lüsewitz

Groß Plasten

Groß Potrems

Groß Schwansee

Groß Siemen

Groß Wüstenfelde

Großenhof

Güstrow

Gützkow

Harkensee

Hasenwinkel

Hohen Luckow

Hohen Schwarfs

Hohenzieritz

Ivenack

Jesendorf

Jessenitz

Kaarz

Kalkhorst

Karow

Katelbogen

Kittendorf

Klein Nienhagen

Klein Trebbow

Klink

Klütz (Schloss Bothmer)

Kölzow

Kotelow

Krukow

Krumbeck

Kuchelmiß

Kurzen Trechow

Langensee

Lansen

Lehsen

Lelkendorf

Liepen

Linstow

Lischow

Ludorf

Ludwigslust

Lühburg

Lützow

Manderow

Marienhof

Marihn

Melkof

Mildenitz

Mirow

Moisall

Mühlenbeck

Neu Wendorf

Neuenhagen

Neustadt-Glewe

Nustrow

Oberhof

Passow

Peckatel

Pinnow

Plüschow

Polchow

Poppendorf

Prebberede

Prillwitz

Pritzier

Quadenschönfeld

Rankendorf

Rattey

Ravensruh

Rederank

Redewisch

Reez

Rensow

Roggendorf

Rögnitz

Rosenhagen

Rossewitz

Rumpshagen

Samow

Saunstorf

Schloss Grubenhagen

Schönfeld

Schorssow

Schossin

Schwartow

Schwerin

Schwiessel

Staven

Stellshagen

Stubbendorf

Tellow

Teschendorf

Tessin

Torgelow

Tüschow

Ulrichshusen

Viecheln

Wangern

Wedendorf

Weisdin

Wendorf

Westenbrügge

Wichmannsdorf

Wiligrad

Wismar

Woldzegarten

Wrodow

Zierow

Zühr

Zülow

ANHANG

Prägende Köpfe der Architektur

Glossar

Literatur

Register

Adressen

Bildnachweis

Karte

EINLEITUNG

Egal ob Schloss, Gutshaus oder Herrenhaus – sie wollen vom Betrachter nur eines: Bewunderung. Repräsentation ist ihre Aufgabe, im Auftrag ihrer Bauherren. Das unterscheidet die vom 16. bis zum ersten Drittel des 20. Jahrhunderts errichteten Gebäude von den Rittersitzen des Mittelalters. Jene sollten in erster Linie Feinde abschrecken und fernhalten.

Für eine beeindruckende Repräsentation gingen Fürsten, Landadel und später auch bürgerliche Gutsbesitzer gelegentlich über die eigenen finanziellen Möglichkeiten hinaus. In ihrem Inneren waren die neuzeitlichen Schlösser und Herrenhäuser wohnlicher und komfortabler. Ein wenig Sozialneid unter den Standesgenossen durfte schon aufkommen. Die »niederen Stände« waren hier lediglich als Personal zu finden.

Angaben zur Zahl der heute noch sichtbaren Bauten schwanken in der Literatur erheblich. Für ganz Mecklenburg-Vorpommern ist einmal von 3 000 Schlössern, Guts- oder Herrenhäusern die Rede, an anderer Stelle wird von 600 gesprochen. Dazwischen gibt es eine ganze Reihe verschiedener Zählungen. Vermutlich ist im ersten Fall jeder Mauerrest erfasst und im zweiten Fall nur das bereits sanierte Potenzial ausgewählt. Das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege in Schwerin als die fachkompetente Behörde nennt 2200 ehemals vorhandene Burgen, Schlösser, Guts- und Herrenhäuser, von denen etwa 1500 noch erhalten sind und etwa 1000 unter Denkmalschutz stehen; etwa 75 Prozent der Letztgenannten sollen saniert sein. Die in diesen Zahlen ausgedrückte regionale Dichte gilt als deutschlandweit einmalig.

Zu den Tücken der Statistik gesellt sich durch unterschiedliche Meinungen und auch wissenschaftliche Erklärungen Begriffsverwirrung: Die Zuordnungen als Herrenhaus, Gutshaus oder Schloss wechseln je nach Sicht auf die aufwändigen Gebäude. Darüber hinaus haben manche Marketingstrategen die Bezeichnung »Schlossgut« gewählt, und die Unterscheidung zwischen »Landschlössern« und »Residenzschlössern« sorgt für weitere Fragezeichen. Unschärfe bringt nicht zuletzt die Einbeziehung bzw. Abgrenzung von Nebengebäuden bei der Klassifikation. Die moderne kunstgeschichtliche Begrifflichkeit, die »Schlösser« ausschließlich als Residenzen von Landesherren und Ranghöheren definiert, hat auch ihre Tücken, weil zeitgenössisch z. B. die Sommerresidenz der mecklenburgischen Herzöge und Großherzöge in Doberan ausschließlich als »Palais« angesprochen wurde. Die Herrenhäuser dem Landadel und die Gutshäuser den Gutsbesitzern zuzuordnen, ist ebenfalls problematisch, da es hier natürlich zu Überschneidungen kommt.

Eine Kurzformel für einen Kompromiss könnte lauten: Das »Gutshaus« ist der Mittelpunkt eines landwirtschaftlichen Betriebes. Das »Herrenhaus« ist eine soziale Definition seiner Bewohner. Die Bezeichnung »Schloss« hebt auf den repräsentativen Charakter eines Gebäudes ab. Ob nun das eine oder andere mehr oder weniger ausgeprägt ist, bleibt oft Auslegungssache. In älteren Dokumenten gehen die genannten drei Grundbegriffe deshalb bunt durcheinander.

Wappen der altmärkischen Familie von Grävenitz in Zühr

Listen und Übersichten über Guts- oder Herrenhäuser und Schlösser in Mecklenburg-Vorpommern sind in unterschiedlicher Qualität und auch mitunter bereits von neuen Entwicklungen überholt im Internet zu finden. Wikipedia bietet mit einer »Liste der Gutshäuser Mecklenburg-Vorpommern« einen ersten Überblick, die Homepage gutshaeuser.de hat eine relativ hohe Vollständigkeit erreicht. Die Seite »Schlösser, Gärten, Herrenhäuser Mecklenburg-Vorpommern.de«, die vom Ministerium für Verkehr, Bau und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommern eingerichtet wurde, verfolgt einen exklusiveren Ansatz und (re-)präsentiert mit 54 Herrenhäusern und 15 landesherrlichen Residenzen lediglich die Spitze des »Schlösserberges«.

Die vorliegende Sammlung der schönsten und am besten sanierten Häuser konzentriert sich auf den mecklenburgischen Landesteil. (Vor-)Pommern soll eine eigene Publikation vorbehalten bleiben, da dort eine große Zahl sehr schöner Bauten reiches Material hierfür hergibt.

Im Regelfall haben in dieses Buch nur Häuser Aufnahme gefunden, die einst von ihren Eigentümern selbst bewohnt worden sind. Dabei war uninteressant, ob es sich um uradliges oder neuerworbenes bürgerliches Eigentum handelte. Einige wenige der ebenfalls zahlreich überlieferten Wohngebäude der Gutspächter finden in Ausnahmefällen als architektonische Besonderheiten Berücksichtigung. Das letztlich entscheidende Auswahlkriterium war der gegenwärtige möglichst gute oder zumindest aussichtsreiche bauliche Zustand der Objekte. Bei der fachlichen Absicherung von Auswahl und Darstellung halfen die unteren Denkmalschutzbehörden in den Landkreisen, denen dafür an dieser Stelle für die Hilfe und Mitarbeit ausdrücklich gedankt wird. Besonderer Dank gilt Alexander Schacht (Bad Doberan) und Gerhard Poller (Güstrow).

Nach Alter gegliedert, sind in Mecklenburg die Bauten des 19. Jahrhunderts in großer Überzahl, während ältere Gebäude aus den unterschiedlichsten Gründen die Zeiten nicht überdauert haben. Das 16. Jahrhundert hat die ersten Überlieferungen repräsentativer Schlossbauten hinterlassen. Die Herrschenden kamen hinter ihren ohnehin nicht mehr schützenden Burgmauern hervor und wollten ihre Macht zeigen. Architektur wurde Form und Stil. Kunst, Ästhetik und Materialbeherrschung bestimmten die schönsten Bauten. Das beste Beispiel in Mecklenburg ist wohl der Wismarer Fürstenhof. Andernorts kam Landschaft als gestaltendes Moment hinzu. Der größte Teil der frühen Schlösser fiel allerdings sehr bescheiden in Fachwerk aus.

Das 17. Jahrhundert brachte infolge des Dreißigjährigen Krieges kaum Fortschritte. Die große Ausnahme ist Rossewitz. Das Herrenhaus (1657–1680) kann als Prototyp des neuen Repräsentationsbedürfnisses in Mecklenburg gelten. Auch im 18. Jahrhundert litt Mecklenburg unter politischen Wirren und einer anhaltend schlechten wirtschaftlichen Situation. Die Überlieferungen vom Ende des 17. Jahrhunderts bis 1750 sind – mit Ausnahme von Klütz /Bothmer (1726–1732) und Ludorf 1698 – sehr sparsam und haben nichts mit der Üppigkeit des Barock zu tun, die Süddeutschland oder Mitteleuropa noch heute prägt. Fachwerk, wenig Zierrat, sparsamer Materialeinsatz – das waren die überwiegenden Merkmale der mecklenburgischen Architektur. Einige Interpreten sprechen deshalb sogar vom »norddeutschen Barock« jener Zeit. Einige interessante Überlieferungen in Fachwerkarchitektur sind heute denkmalgeschützte Perlen.

Das 18. Jahrhundert brachte Glanz und Größe zurück. Auf Basis einer guten Agrarkonjunktur konnten sich die Fürsten und der Landadel wieder mehr Repräsentation leisten. Kriege fanden auf der Krim und in anderen weit entfernten Regionen statt. Ausländische Anregungen flossen in Neubauten ein. Ein besonders schönes Zeugnis hierfür ist Schloss Bothmer. Der Trend der mit diesem Schloss verbundenen architektonischen Epoche ging in Richtung größerer Parks.

Wappen der Familie Schlutius in einer opulenten Kartusche in Karow

Doch erst das 19. Jahrhundert hat jene Fülle von Bauwerken hinterlassen, die Mecklenburg-Vorpommerns heutigen Ruf als Hort der Herrenhäuser begründen. Klassizismus und der stark von der Berliner Schule beeinflusste Tudorstil bestimmten die Jahre bis 1850. Dann lösten sich die Baustile mehr und mehr auf und verwoben sich im Historismus zu Architekturzitaten vergangener Zeiten. Totale Umbauten älterer Gebäude und auch »Fassadenkosmetik« führten zu einer Konjunktur im ländlichen Repräsentationsbau. Auch die Fürsten schonten ihre Kassen nicht, um neue Residenzschlösser errichten zu lassen.

Ornamentale Giebelgestaltung in Oberhof

Das 20. Jahrhundert schließlich brachte zwei Haupttypen repräsentativen Bauens auf dem Lande hervor: die an italienischen Vorbildern orientierte Villenarchitektur und den englischen Landhausstil. Besonders Bauprojekte im letztgenannten Stil, verbunden mit neobarocken Bauformen, wurden bei Paul Korff aus Laage und seinem Architekturbüro gern in Auftrag gegeben. Korff wurde zum wichtigsten und letzten Herrenhaus-Baumeister; er leitete oder konzipierte in einer enormen Aktivität zahlreiche Um- und Neubauten.

Sucht man nach Korffs Vorgängern, so ist die Überlieferung für die frühen Jahre der repräsentativen Schloss- und Herrenhausarchitektur dünn. Seit dem 16. Jahrhundert sind einzelne Namen besonders im Zusammenhang mit den fürstlichen Residenzen überliefert. Auch für das 17. Jahrhundert und die ersten Jahrzehnte des 18. stehen die wenigen bekannten Namen in engem Zusammenhang mit den Landesherren. Ausnahmen sind die Arbeiten für die bedeutende Familie von Bernstorff, für die Grafen Bothmer und die Familie von Vieregge.

Soweit bekannt, kamen fast alle früheren Baumeister aus anderen deutschen Regionen. Erst das 19. Jahrhundert brachte eine Reihe befähigter mecklenburgischer Architekten hervor. Sie waren überwiegend an der durch Schinkel beeinflussten Berliner Schule orientiert. Von dort erhielten sie Anregungen für die historisierenden Neostile der Tudorgotik, des Neobarock oder der Neorenaissance. Zum Ende des Jahrhunderts mischten sich diese Architekturzitate mehr und mehr. So entstand eine Art »Verbürgerlichung« der alten Herrenhausarchitektur zur »Schlossvilla«. Städtischer Wohnkomfort mischte sich mit ländlichen Bedürfnissen, gepaart mit dem bleibenden Anspruch der Repräsentation.

Einen Einschnitt brachte der Erste Weltkrieg mit seinen wirtschaftlichen Folgen. Nach 1918 gab es nur noch wenige Neubauten.

1945 brach die Entwicklung abrupt ab. Die Bodenreform entzog mit der entschädigungslosen Enteignung von Boden und Gebäuden den Gutsbesitzern ihre Existenzgrundlage. Eine soziale Gruppe, die Mecklenburg über Jahrhunderte geprägt hatte, wurde gezielt ihrer ökonomischen Basis beraubt und floh überwiegend in die westlichen Besatzungszonen. Die Herrenhäuser wurden zunächst fast alle als Massenquartiere für Flüchtlinge aus dem Osten genutzt. Das führte in den meisten Fällen zur Zerstörung der Inneneinrichtung, verhinderte aber einen Abbruch zur Gewinnung von Baumaterial für Neubauernhäuser. Dann folgten Jahre des volkswirtschaftlichen Mangels, die den Häusern weiter schadeten. Der Erhalt durch Nutzung war oft mit Umbauten und erheblichen Eingriffen in die Architektur verbunden. Nur wenige Herrenhäuser wurden in der DDR unter Denkmalschutz gestellt und noch weniger wurden entsprechend saniert.

Das war die Situation, als 1990 das Interesse der Alteigentümer oder ihrer Erben die öffentliche Aufmerksamkeit auf die repräsentative ländliche Architektur lenkte. Restitutionsansprüche konnten nicht durchgesetzt werden. Rückkaufbemühungen wurden teilweise durch die Treuhandanstalt unterbunden. Doch als sich die Immobilien nach und nach zu gefragten Investitionsobjekten für Hotelbetreiber oder private Nutzer entwickelten, gelang einigen Nachkommen schließlich doch der Rückkauf. Auch das touristische Interesse an der Herrenhausarchitektur nahm zu. Erste gelungene Sanierungsleistungen unter Wahrung denkmalpflegerischer Auflagen sensibilisierten für ein wichtiges kulturelles Erbe. Verbunden damit war die Wiederentdeckung der ebenfalls noch zahlreich vorhandenen Parklandschaften überwiegend englischer Gestaltung des 19. Jahrhunderts.

Das größte Verdienst am Erhalt der Herrenhäuser haben die privaten Eigentümer, die in Zusammenarbeit mit den Denkmalschutzbehörden nach den besten Lösungen zum Erhalt originaler Bausubstanz und moderner Nutzung streben. Ohne privates Engagement wären viele Fördermöglichkeiten sinnlos.

Initiativen und Zusammenschlüsse von Interessenvertretern und Eigentümern erhöhten den Druck auf die Landespolitik zum Erhalt der wertvollen Baudenkmale. 1995 wurde auf Initiative des Thünen-Museums Tellow und des Europäischen Verbands für den ländlichen Raum ECOVAST im Museumsdorf Tellow der Verein AG Gutsanlagen gegründet. Ziel des gemeinnützigen Bündnisses ist es, regional die Erhaltung und Nutzung der Schlösser, Guts- und Herrenhäuser, ihrer Anlagen und ihres Umfeldes zu fördern sowie ihre kulturelle, politische und historische Bedeutung bewusst zu machen. Auf Initiative der AG Gutsanlagen (Tellow), des Vereins Kultur-Landschaft e.V. (Gutshaus Lansen) und der Arbeitsgruppe kulturlandschaft.mv (Hochschule Neubrandenburg) wurde 2003 die Warener Resulution verabschiedet. In der Präambel heißt es:

Die Erhaltung von Gutsanlagen in Mecklenburg-Vorpommern mit ihren Guts- und Herrenhäusern, Schlössern, Wirtschaftsgebäuden und Parks ist eine Erblast und Chance zugleich im deutschen und europäischen Einigungsprozess. Die Gutsanlagen oder Restbestände solcher Anlagen mit ihren Guts- und Herrenhäusern, Schlössern, Wirtschaftsgebäuden und Parks sind Kulturgut, das bewahrt und geschützt werden muss.

Damit verbunden hielten es die Unterzeichner für geboten, den Abriss von historischen Gutsanlagen zu stoppen und in Sicherungs- und Erhaltungsmaßnahmen zu investieren, die Vermarktungsstrategie für leerstehende Objekte zu verbessern und landwirtschaftliche Subventionen für die Landwirtschaft an die Kulturpflege zu koppeln.

Der Greif, das älteste mecklenburgische Wappentier, als Turmschmuck auf Schloss Wiligrad

Seit 2007 arbeitet die Arbeitsgemeinschaft Gutsanlagen mit der Stiftung Herrenhäuser und Gutsanlagen in Mecklenburg-Vorpommern zusammen, die infolge des 1999 formulierten Kittendorfer Appells zum Erhalt der Gutshäuser 2003 mit einem Startkapital von 50 000 Euro gegründet wurde. Anlässlich eines internationalen Symposiums 2009 wurde dann die Tellower Erklärung Gutsanlagen im Ostseeraum – ein gemeinsames europäisches Erbe verabschiedet, um durch länderübergreifende Zusammenarbeit Erhalt und Nutzung des benannten Kulturerbes nachhaltig zu sichern. Die Erklärung umfasst Themen wie Kooperation und Kräftebündelung, Öffentlichkeitsarbeit, adäquate Nutzung von Gutsanlagen und die Verhinderung von Abriss, insbesondere von Wirtschaftsgebäuden. Eine Ostseestraße der Gutsanlagen war in der Diskussion, ebenso die Stiftung eines Preises für Verdienste um Erhalt und Nutzung von Gutsanlagen und die Schaffung qualifizierter Arbeitsplätze für die Erforschung, Erhaltung und Vermarktung.

Eine Gartenroute Mecklenburg-Vorpommern wirbt seit August 2008 überwiegend mit den von Lenné beeinflussten englischen Parkanlagen der Schlösser und Herrenhäuser. Die Route ist ein offenes Netzwerk attraktiver Parks und Gärten, dessen Partner ihren Besitz nicht im Verborgenen blühen lassen wollen. Die Auswahl der Stationen – vom herrlichen Schloss- bis zum Kräutergarten, vom üppigen Rosengarten bis zum imposanten Landschaftspark – erfolgt nach Attraktivität, Qualität und Service. In vielen Fällen sind die hier zu findenden dendrologischen Raritäten aus ihrer Umwucherung inzwischen befreit und in gärtnerisch angelegten Sichtachsen oder als kleine Alleen wieder erlebbar.

Ebenfalls 2008 wurde die Initiative »MITTSOMMERremise – die Nacht der nordischen Gutsund Herrenhäuser« ins Leben gerufen, die seitdem jedes Jahr Ende Juni vielfältige kulturelle Angebote bereithält. 2011 beteiligten sich bereits 26 Guts- und Herrenhäuser an dieser landesweiten Aktion. Ein neuer touristischer Ansatz der letzten Jahre, wie er seit 2005 vom Landschaftspflegeverband Mecklenburger Agrarkultur e.V. verfolgt wird, verbindet die geologischen Gegebenheiten des Bundeslandes und die land- und forstwirtschaftliche Kulturlandschaft mit der Architektur der (Guts)Dörfer sowie den immateriellen Traditionen und Bräuchen.

2009 ehrte der Kultusminister von Mecklenburg-Vorpommern in Ludorf mehrere Gutshausbesitzer erstmals mit der Denkmalplakette, dem kleinen Denkmalpreis für vorbildliches Engagement bei der Instandsetzung ihrer Anlagen.

KATALOG

Eine Überblickskarte am Schluss dieses Buches zeigt die Lage der auf den folgenden Seiten genannten Orientierungspunkte. Kilometerangaben im Katalog geben gerundet die kürzeste Straßenverbindung zwischen diesen Punkten und dem jeweiligen Objekt an. Blau markierte Begriffe verweisen auf das Glossar.

Alt Gaarz

Lage:

19 km nordwestlich von Waren

Errichtet:

1863

Stil:

neogotischer Backsteinbau

Nutzung:

privat (mit Ferienwohnungen), nicht öffentlich zugänglich

Das backsteinsichtige Haus entstand 1863 noch ganz im Geschmack der historisierenden Mittelalterrezeption, die sich nach der strengen Neogotik bereits aufzulösen begann. Die Grundelemente seiner Architektur sind der englischen Tudorgotik entlehnt.

Der schlichte eingeschossige Bau ruht auf einem wuchtigen Feldsteinsockel. Ein markanter Mittelrisalit über zwei Etagen und ein wuchtiger Giebel strukturieren die Traufseite. Der Eingang mit den beiden flankierenden Fenstern ist mit halbrunden Fensterstürzen versehen, die den strengen gotischen Charakter brechen. Auf der leicht abschüssigen Parkseite ist der Feldsteinsockel zu einem Souterrain ausgebaut. Die Fenster auf dieser Seite sind im Gegensatz zur geraden Rechteckgestaltung der Straßenseite mit einem Segmentbogen abgeschlossen.

NEOGOTIK UND SCHINKELSCHULE Baukondukteur Ludwig Bartnig berichtete am 1. Oktober 1824 an Großherzog Friderich Franz I. von seiner Arbeit im Entwurfsbüro von Friedrich Schinkel: »Die in Bleistift gezeichnete Kirche ist ein Neubau der hiesigen Friedrichs Werderschen Kirche, wozu ich im verflossenen Winter die nöthigen Risse und Anschläge im Bureau des Geheimen Ober-Bauraths Schinckel anfertigen mußte. Die in Aquarellfarbe gemalte Kirche ist ein Project für den Reichsgrafen von Pototzky in Krakau. Bey dem Entwurfe beyder Projecte drängte sich ein Bestreben als nothwendig und dem Geiste unserer Zeit entsprechend auf, nämlich: aus dem Style des Mittelalters nur dasjenige in Anwendung zu bringen, was sich in der Entwicklung desselben als reiner Vortheil für die Konstruction und als ein vorher nicht bekannter, für jede Zeit nützlich anzuwendenden Zuwachs, dem die ästhetische Wirkung zugleich nicht fehlte, bewährt hatte.«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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