Schluri Schlampowski und der Störenfried - Brigitte Endres - E-Book

Schluri Schlampowski und der Störenfried E-Book

Brigitte Endres

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Beschreibung

Schluri und die Spielzeugbande sind entsetzt: Puppendoktor Helfrich verbannt sie auf den staubigen Dachboden. Denn er nimmt seinen Neffen Maxi für ein paar Tage bei sich auf. Und der darf von den lebenden Puppen natürlich nichts wissen. Maxi ist nicht nur ein verwöhnter Sesselpupser. Er zerstört auch Gretes Blumenbeet und klaut Brumms Lieblingskekse. Für die Spielzeugbande ist klar: Maxi muss weg!

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ErstesKapitel,indemsichBesuchankündigt

Es dämmerte schon. In den Obstbäumen hingen Morgennebel wie graue Gardinen. Snobby schlich nach seinem nächtlichen Rundgang in die Küche zurück. Er schüttelte das feuchte Fell und äugte zu seinem Napf hinüber. Zufrieden stellte der Kater fest, dass Helfrich an sein Futter gedacht und Schluri das glücklicherweise verschlafen hatte.

Während Snobby mit Heißhunger fraß, blickte er zum Sofa hinüber, wo Brumm leise vor sich hin schnorchelte. Wie immer hatte er ein kleines Kissen auf seine Bärenohren gelegt, damit ihn das eigene Schnarchen nicht störte. In der anderen Ecke des Sofas stand eine Schuhschachtel, aus der zwei zottelige Ohren hingen. Der Kater fauchte leise. Dieser katzenfutterfressende Schlampiner war nur zu ertragen, wenn er schlief. Der alte Helfrich mit seinem guten Herzen! Wie sollte das weitergehen, wenn er immer neue Bedürftige anschleppte? Verdrossen sah er zu dem Puppenbettchen, in dem Grete selig schlummerte.

Snobby sehnte sich nach den Zeiten zurück, als er und Gottlieb Helfrich das Häuschen nur zu zweit bewohnten. Aber dann hatte der alte Puppendoktor seine Spielzeugwerkstatt aufgegeben und die Spielsachen, die keiner abgeholt hatte, mit nach Hause genommen. Grete Petete, diese eingebildete Puppe mit den ungleichen Beinchen, Brumm Gnatzig, den besserwisserischenPlüschbären, und den begriffsstutzigen Spielroboter Roberto Blech, der neben der Couch an der Wand lehnte. Zu allem Überfluss hatte Helfrich eines Tages auch noch Schluri Schlampowski aus dem Bach gefischt.

Der Kater fraß unwillkürlich schneller, als er an den kleinen Schlampiner dachte. Die Spielzeugbande vergriff sich wenigstens nicht an seinem Futter. Aber dieser ungehobelte Zottelkerl kannte keine Hemmungen. Und Manieren hatte der …! Allein wie er roch! Snobby rümpfte die Nase. Einer, der von morgens bis abends Zwiebeln in sich hineinstopfte – was konnte man von dem auch erwarten?

Snobbys Blick wanderte unters Sofa. Da stand Dalli Dalli, der letzte Zugang. Dieses durchgeknallte Spielzeugauto, das mehr Krach machte als alle anderen zusammen! Na, wenigstens gab das Gesindel nachtsüber Ruhe. Die Stunden bis zum Tagesanbruch gehörten ihm. Säuberlich leckte der Kater den Napf blank. Er hatte gerade damit begonnen, sich ausgiebig zu putzen, als der morgendliche Frieden jäh gestört wurde. Ein lautes Klingeln ließ seine Barthaare erzittern. Wer rief denn da um sechs Uhr morgens schon an?

Der schrille Ton schreckte auch Schluri und die Spielzeugbande aus dem Schlaf.

„Wo, was, wie?“, brummte Brumm. Er richtete sich verwirrt auf und leckte sich die Schnauze. Er hatte gerade so schön von einem eigenen Honigladen geträumt.

„Was soll das Klingelingeling! Du dummes Quasselstrippen-Ding!“, krähte Schluri und zog die Decke über die Ohren.

Aber das Telefon klingelte unentwegt weiter. Da musste jemand etwas sehr Dringendes mitzuteilen haben.

Grete Petete saß in ihrem Bettchen und brachte gähnend ihr Haar in Ordnung. „Wer kann das nur sein?“

„We-wer ka-kann da-das sei-sein?“, schnarrte Roberto.

„Sapperlot, wer kann das nur sein, in aller Herrgottsfrüh?“ Im Schlafanzug rannte der alte Helfrich die Treppe hinunter. Er hatte es so eilig, dass er fast über seine Pantoffeln stolperte. Atemlos riss er das Telefon hoch.

„Hallo?“

Die Spielzeugbande spitzte die Ohren.

„Martha – du? Was um alles in der Welt …?“

Helfrich verstummte. Seine Augen weiteten sich. „Du lieber Himmel!“, sagte er. „Im Marienkrankenhaus?“

Grete hielt den Atem an. Es war doch hoffentlich nichts Schlimmes passiert!

„Aber ja, Martha, natürlich. Hauptsache, du bist bald wieder auf dem Damm! – Nein, nein, das mach ich schon. – Wann, sagst du, kommen sie zurück? – Zwei Tage? Das wird schon gehen. Keine Sorge, ich hol ihn ab. Ich muss vorher nur noch etwas erledigen. – Gute Besserung, Martha!“

Mit einem tiefen Seufzer legte der alte Helfrich auf.

„Was ist denn so wichtig, dass man andere Leute mitten in der Nacht aus dem Schlaf reißen muss?“, brummte Brumm.

Helfrich strich sich sorgenvoll über die Glatze. „Meine Schwester Martha ist im Badezimmer gestürzt und hat sich ein Bein gebrochen. Sie liegt im Krankenhaus.“

„Oh-oh weh-weh!“, schnarrte Roberto.

„Ja Kinder, das ist wirklich zu dumm“, sagte Helfrich. „Ihr Enkel Maxi ist nämlich zu Besuch. Seine Eltern sind auf einem Kongress. Martha hat mich gebeten, mich um ihn zu kümmern. Er ist jetzt bei einer Nachbarin. Ich muss nachher weg, um ihn abzuholen.“

„Huch, Besuch!“ Schluri sprang mit fliegenden Ohren aus seinem Schachtelbett.

Helfrich räusperte sich. „Ich fürchte, meine Lieben, ihr werdet den Besuch nicht zu Gesicht bekommen. Es ist besser, wenn er unserem kleinen Geheimnis nicht auf die Spur kommt.“

„Du meinst, der Junge darf nicht erfahren, dass wir leben“, brummte Brumm.

Helfrich nickte ernst. „Kein Mensch darf je davon erfahren, sonst ist es mit unserem Frieden aus.“

Grete riss die blauen Puppenaugen auf. „Aber wie soll das gehen?“

Brumm zuckte mit den Schultern. „Der Junge kann auf dem Dachboden wohnen.“

„An den Dachboden hab ich auch schon gedacht“, sagte Helfrich.

Roberto schüttelte sorgenvoll den Blechkopf. „D-das a-arme Ki-Kind.“

„Nicht das Kind“, sagte Helfrich. „IHR werdet ein paar Tage mit dem Dachboden vorliebnehmen müssen.“

Grete sah ihn entsetzt an. „Mit dem schmuddeligen Dachboden? Aber Opa Helfrich …“

Schluri horchte auf, seine Augen blitzten erwartungsvoll. „Schmuddelig ist knuddelig!“

Helfrich hob bedauernd die Hände. „Es tut mir von Herzen leid, aber ich weiß mir keinen anderen Rat. Solange Maxi hier ist, dürft ihr euch weder in der Wohnung noch im Garten blicken lassen.“

Schluris gute Laune war augenblicklich wie weggeblasen. Er zog einen Flunsch. „Ich will in den Garten raus, es ist so langweilig im Haus!“

Nach dem Frühstück, das heute keinem so richtig schmecken wollte, begann Helfrich damit, die Spielzeugbande auf den Dachboden auszuquartieren. Unter den vorwurfsvollen Blicken seiner Schützlinge schleppte er das Puppenbettchen und Schluris Schlafschachtel nach oben. Ebenso das kleine Tischchen samt Stühlen, das rote Köfferchen mit Gretes Kleidern, das Nähkästchen mit den Garnröllchen sowie das Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel, damit seine Schützlinge auch etwas Unterhaltung hatten.

Allein Dalli Dalli schien es egal zu sein, ob er die nächsten Tage über den Küchen- oder den Speicherboden flitzen würde. Klaglos ließ sich das kleine rote Auto mit den anderen in einem Korb verstauen und nach oben schaffen.

Während Helfrich noch einmal hinunterging, um ein Stuhlkissen zu holen, das Brumm als Matratze dienen sollte – schließlich gab es auf dem Dachboden kein gemütliches Sofa –, stand die Spielzeugbande ganz verloren auf den staubigen Holzbohlen.