Schmelzungen - Ilse Helbich - E-Book

Schmelzungen E-Book

Ilse Helbich

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Beschreibung

Ilse Helbichs unsentimentale Notate aus dem gefährdeten und umso kostbareren Leben im hohen Alter Noch einmal hat Ilse Helbich die Notizen der letzten beiden Jahre, ihre Kommentare zum Altern, ihre Selbstbeobachtungen und Aufzeichnungen zu einem neuen Band zusammengestellt. Im Mittelpunkt steht dabei ein bestimmtes Phänomen, das die Autorin in vielen Formen und an unterschiedlichen Orten wahrnimmt und das der Titel "Schmelzungen" widerspiegelt: In ihrem hohen Alter nimmt sie den Charakter des Übergangs zwischen unterschiedlichen Lebensphasen, zwischen Erinnerungen und Träumen ganz intensiv wahr, eins geht ins andere über und verwandelt sich wie unter großer Hitze. Und ein Besuch in Dresden führt ihr noch eine andere Dimension des Schmelzens unter großer Hitze vor Augen: Die wiederaufgebaute Frauenkirche ruft ihr den ganzen unbewältigten, unbewältigbaren Komplex des Handelns ihrer Generation vor Augen, der Schuld, der Mitwisserschaft, des Mitläufertums, des Verschweigens und Verdrängens. Wie in allen ihren so unvergleichlichen Aufzeichnungs- und Erinnerungsbüchern beweist Ilse Helbich auch in diesem Band ihre nüchterne, auf das Wesentliche gerichtete Eleganz des Schreibens. Dass diese Luzidität auch auf die Wahrheit abzielt, wird in dem Abschnitt über die verdrängten, verschwiegenen und entstellten Erinnerungen an die Kriegs- und Nachkriegszeit keinen Leser unberührt lassen.

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Seitenzahl: 100

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Ilse Helbich

Schmelzungen

Literaturverlag Droschl

Eins

Ein sonnengetränkter Spätherbsttag am Rand des Nordwaldes. Das Gehen ist heute ein Fließen, sie streift über die gerade gemähten Wiesen langsam dahin, dann rastet sie auf einem der Felsblöcke, die wie Inseln im Grünen liegen.

Sonne im Gesicht, die wartende Kühle des Steins dringt durch den Hosenstoff bis in die Knochen.

Weiter, der tief stehenden Sonne entgegen, eine Geblendete, schließlich wieder die schmale Landstraße und nach einer Weile ihre Bank, die unter der weißstämmigen Birke.

Sie sitzt und schaut, eingehüllt von der Sonnenwärme.

Manchmal die Atemstöße des Windes, er kommt kalt und löscht die Sonnenwärme aus, dass nur das Glänzen bleibt.

Die Wälder stehen im Dämmern, das Wiesengrün wird manchmal unterbrochen vom Erdbraun eines frisch gepflügten Ackers, seine Furchen wie sorgsam gesträhntes Haar.

Sie sitzt, hie und da fährt ein Auto vorbei, ihr ist, als wären sie alle sehr rasch, wie gehetzt auf ihren Wegen, wahrscheinlich jedoch ist es sie selbst, die aus der aufgetragenen Lebensgeschwindigkeit herausgefallen ist, hinein in eine andere Art von Dasein, eine des Schauens, eine des Atmens, und wenn wieder ein Windstoß kommt und vergeht und die Sonne durch die Kleidung wieder spürbar ist, als läge sie nackt unter dem Sonnenfeuer, und durch die halbgeschlossenen Lider das starke Glänzen noch kommt, das Wiesen und Wälder durchdringt und sie schweben lässt, und alles ein Jetzt ist unter dem starkblauen Himmel, ist da das Noch: »Nur einen Herbst gönnt, ihr Gewaltigen!, und einen Tag mir …« – aber da hat sie diesen Hölderlin-Vers für sich umgebogen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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