Schnecken - Engelbert Kötter - E-Book

Schnecken E-Book

Engelbert Kötter

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Beschreibung

Schnecken können erhebliche Schäden an den verschiedensten Nutz- und Zierpflanzen im Garten verursachen. Die Industrie bietet inzwischen eine große Anzahl von Produkten an, die Schnecken abwehren oder vernichten sollen, aber die meisten davon sind für die naturnahe Gartenbewirtschaftung nicht geeignet. Dieses Buch zeigt Möglichkeiten auf, Schnecken auf ökologisch vertretbare Weise von den Pflanzen fernzuhalten. Fragt man Gartenbesitzer nach ihren frustrierendsten Gartenerlebnissen, gehören Fraßschäden an Pflanzen, verursacht von Schnecken, zu den häufigsten Antworten. In einer einzigen Nacht werden ganze Salatkulturen vertilgt, und auch viele beliebte Zierpflanzen gehören zu den erklärten Leibspeisen der kriechenden Gartenbewohner. Die von der Industrie angebotenen Abwehr- oder Vernichtungsprodukte sind ökologisch zum größten Teil nicht akzeptabel, doch es gibt jede Menge Möglichkeiten, mit den unliebsamen Gartenbewohnern und im Einklang mit der Natur ein Auskommen zu finden. Allein die richtige Pflanzenauswahl spielt schon eine große Rolle, daneben müssen aber auch die Gegenspieler von Schnecken gefördert werden. Dieses Buch zeigt die Möglichkeiten auf, Schnecken auf ökologisch vertretbare Weise von den Pflanzen fernzuhalten.

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Inhalt

Schnecken? Das ist ja interessant!

Schnecken – gar nicht so schrecklich

Schnecken – im Ökosystem Garten

Beste Anpassung

Was Schnecken wollen

Faszination Schneckenhaus

Der Schnecken-Kreislauf

Mehr als nur ein Gehirn

Fressen und Verdauen

Liebespfeile und Eigelege

Schnecken in Ihrem Garten

Wie viele Schneckenarten gibt es

Gehäuseschnecken

Nacktschnecken

Ackeregelschnecken

Egelschnecken

Kielschnegelschnecken

Schnecken im Wassergarten

Schneckenunfreundliche Pflanzenkulturen

Vorausschauend Gärtnern

Was Sie noch tun können

Nützliche Handarbeit

Spezielle Hilfsmittel

Natürliche Fressfeinde

Der naturnahe Garten als Verbündeter

Igel gegen Schnecken

Spitzmäuse vertilgen Schnecken

Fliegende Schneckenfallen

Helfer im Gartenteich

Laufkäfer – flinke Verbündete

Raubkäfer als Schneckenjäger

Glühende Schneckenver(z)ehrer

Gefräßige Schneckenräuber

Aaskäfer und Scheinaaskäfer

Sie fliegen auf Schnecken

Hundertfüßer als Helfer

Fadenwürmer – sie töten im Verborgenen

Spinnentiere auf Schneckenfang

Nutztiere als Schneckenvertilger

Hühner und Laufenten

Geflügel im Garten halten

Eine geeignete Pflanzenauswahl

Schlussbetrachtung

Impressum

Vorwort

(Foto: LianeM/fotolia.com)

Willkommen, Mensch, im Paradies!

Willkommen, Mensch, im Paradies!So einfach, kurz und bündig hießdie Formel einst für Lebensglück.

Als Eva dachte: „Ach, ich pflückdie Frucht mir vom verbot´nen Baum“,erlosch dies Glück, jetzt Menschheitstraum.

Der Cherub nämlich, dienstbeflissen,hat auf Geheiß sie rausgeschmissenaus diesem Gottesgarten Eden.

Wir müssen heute damit leben.Was müh´los einst entspross der Erden,muss mühsam nun erackert werden.

Statt sich im Paradies zu rekeln,muss man sich jetzt vor Schnecken ekeln.Statt Feigenblatt, wie man es kennt,

plagt man sich heut im Feinripp-Hemd.Sein Brusthaar quillt, der Adam schwitzt,derweil er tief im Unkraut sitzt.

Eva rackert am Balkon:Frau, das hast Du nun davon!Statt unbeschwert den Herrn zu loben,

plagt sich der Mensch mit schwerem Boden;träumt von der Ros´, doch müht den Spaten,willkommen, Mensch, in Deinem Garten!

Engelbert Kötter

im März 2014

Schnecken?Das ist ja interessant!

(Foto: Melanie Kluth/pixelio.de)

Schnecken – gar nicht so schrecklich

Hilfe – eine Schnecke! Ob Kapuzinerschnecke, die fälschlicherweise immer noch als Spanische Wegschnecke bezeichnet wird, Gartenschnirkelschnecke oder Weinbergschnecke, einer Schnecke in ihren Beeten zu begegnen, ruft beim Gros der Freizeitgärtner mittlerweile nahezu spontan die Reaktion hervor: „Die muss hier weg – sofort“. Denn die Schnecke ist DAS Feindbild des Gärtners schlechthin. Es rangiert noch weit vor Blattlaus und Maulwurf: Maulwürfe kann man vergällen, Blattläuse werden irgendwann von den Meisen oder anderen Nützlingen gefressen – aber Schnecken? Nee, geht gar nicht! Schnecken passen nun einmal nicht in den Garten, weil sie schließlich Pflanzen anknabbern oder die Jungpflanzen von Salat, Tagetes & Co. gleich ganz und gar vertilgen. Und weil der Garten eine in Kultur genommene Vegetationsinsel innerhalb der Natur ist, hat in ihm automatisch der Mensch mit seinen Anbaubedürfnissen für Kulturpflanzen das Sagen.

Es kommt auf die Perspektive an

Ist dieser Reflex berechtigt? Zunächst einmal ja, denn Schnecken sind dort schädlich, wo sie Arbeit und Ernte des Menschen zunichtemachen. Es kommt aber auf die Perspektive an. Sind sie einerseits Gartenschädlinge, so sind Schnecken andererseits ein faszinierender Teil der Schöpfung. Wer hat nicht in seiner Kindheit – und damit noch unbefangen jeglicher möglicher Gartenschäden – Schneckenhäuser gesammelt, gehortet und immer wieder fasziniert betrachtet? Oder im Kreise der Spielkameraden mit den Weichtieren Wettrennen veranstaltet? Diese Erinnerungen und Gefühle will dieses Buch durchaus wieder wachrufen. Es soll Ihr Interesse an den Gartenmollusken wecken und zum Hinschauen einladen. Es will den Blick weiten darauf, dass Schnecken durchaus eben auch ihr Kulturelles und Kulinarisches, ihr Humorvolles und Lyrisches und nicht zuletzt einen Erlebniswert für die ganze Familie haben. Eines der ersten lebenden Tiere in der Obhut von Kindern können Schnecken sein!

Um es klar zu sagen: Wo im Garten Schnecken stören, gilt es in diesem Buch aufzuzeigen, was Sie – ganz praktisch – gegen sie unternehmen können. Darüber hinaus möchte Ihnen dieses Buch das Staunen zurückschenken. Das Staunen über diese Jahrmillionen alte Tierklasse und ihre Einbettung in die freie Wildbahn und seine Ökologie, bis hin zu demjenigen Fleckchen gezähmte Natur, das Sie als Ihren Garten betreten.

Schnecken – im Ökosystem Garten

Beim genaueren Hinsehen auf Schnecken im Garten zeigt sich, dass – wie alles im Leben – auch Schnecken im Garten mit Maß und Ziel zu betrachten sind. Je stärker Ihr Garten ertragsorientiert ist, desto strenger ist es möglicherweise erforderlich, gegen Schnecken vorzugehen. Aber es gilt eben auch zu unterscheiden. Hinzu kommt: Je intensiver die Gartenbeete in Kultur genommen sind, desto weiter entfernt sich der Garten davon, in den natürlichen Kreislauf der Natur eingebettet zu sein und umso störender ist dann die eine oder andere Schnecke. Im naturnahen Garten gehören Schnecken, seien es Nacktschnecken oder auch Gehäuseschnecken, mit dazu, um Laufkäfer, Spitzmaus oder Igel und weitere Mitgeschöpfe in der Nahrungskette zu ernähren. Ähnlich einem Heimtier, betrachtet jeder Gartenbesitzer Gartenteichfisch, Igel und Co. in seinem grünen Wohnzimmer als hoch willkommen. Sie sind aber nur dort dauerhaft zugegen, wo sie sich ernähren können.

Eine differenzierte Betrachtung von Schnecken tut also not, weil nicht jede Art gleichermaßen bedeutender Gartenschädling ist.

Je stabiler die ökologische Nische Garten den passenden Nützlingen Raum gibt, desto weniger ausufernd gestaltet sich dort das Vorkommen von Nackt- und Gehäuseschnecken. (Foto: Ingo Bartussek/fotolia.com)

Farbenvielfalt der Hain-Bänderschnecke oder Hain-Schnirkelschnecke. (Foto: M. Großmann/pixelio.de)

In den seltensten Fällen nämlich treten Weinbergschnecke (Helix pomatia) und Gartenschnirkelschnecke (Cepaea hortensis) in einer Anzahl oberhalb der Schadschwelle im Garten auf. Von Bekämpfungsmaßnahmen sind „die Netten unter den Schnecken“ aber unweigerlich mit betroffen.

Schnecken im Gartenteich

Im Wassergarten sind Sumpfdeckelschnecke (Viviparus), Posthornschnecke (Planorbis corneus) und Stumpfe Blasenschnecke (Physa fontinalis) durchaus gern gesehene Mitbewohner. Dort verwerten sie Algen und pflanzliche Abfälle. Spitzschlammschnecken (Lymnaea stagnalis) fressen lebende Pflanzen und sind darüber hinaus auch Krankheitsüberträger. Diese werden deshalb als Schadschnecken eingestuft.

Was sind Schnecken? Und wie „ticken“ sie?

Was für Unterschiede gibt es und auf welche Weise leben Schnecken? Das zu wissen und zu verstehen ist nicht nur spannend, es weckt auch buchstäblich das Verständnis für diese Tiere – und erleichtert es Ihnen im Umkehrschluss, sie umso zielgerichteter dort zu bekämpfen, wo das erforderlich ist. Auch wenn Sie auf natürliche Fressfeinde (siehe S. 58 ff.) setzen, kommt Ihnen das Wissen über die Lebensweise und die Funktion der Schnecken zugute.

Im zoologischen Stamm der Weichtiere (Mollusca) bilden die Schnecken eine eigene Klasse. Vergleichsweise so, wie im Stamm der Gliedertiere jeweils die Insekten, Spinnentiere und Krebstiere eine eigene Klasse bilden, im (Unter-)Stamm der Wirbeltiere die Vögel, Lurche oder Säugetiere das tun.

Daraus ergibt sich die Feststellung: Jede Schnecke ist eine Molluske, aber nicht jede Molluske eine Schnecke. Denn neben den Schnecken bilden zum Beispiel die Muscheln und die Tintenfische ebenfalls eine Mollusca-Klasse. Mit dieser schnellen Übersicht ist aber auch schon nahezu das Ende des einfachen geordneten Verstehens einer zoologischen Schneckensystematik erreicht. Früher orientierte man sich an Äußerlichkeiten. Erst seit Kurzem stehen ultrastrukturelle und molekulargenetische Merkmale zur Verfügung. Auch wenn eine befriedigende Grobsystematik bereits steht, müssen viele Details noch geklärt werden. Aus praktischen Gründen ist daher die veraltete Einteilung der Schnecken in Vorderkiemer, Hinterkiemer und Lungenschnecken an dieser Stelle weiter sinnvoll.

Was aber sind Vorderkiemer, Hinterkiemer und Lungenschnecken? Während die ersten beiden ihren Sauerstoff über Kiemen tanken, folglich an Wasser gebunden sind, atmen die Lungenschnecken über etwas Lungenartiges. Wieder einmal nötigt es an dieser Stelle dem Betrachter von Schnecken zumindest Respekt ab, wie lebenstüchtig die Vielzahl der Schneckenarten ist.

So leben Schnecken

Beispielsweise lebt die heimische Sumpf-Schlammschnecke (Stagnicola palustris) zwar in langsam fließenden Gewässern und Tümpeln bis hin zum naturnahen Schwimm- und Gartenteich, ist aber als Lungenatmer in der Lage, das Wasser für geraume Zeit zu verlassen, und zwar ohne Gehäuseverschluss. Den wiederrum muss sich nämlich der Kiemenatmer Sumpf-Deckelschnecke (Viviparus viviparus) an Land zulegen, um zu überleben. Im Gegenzug gibt es andererseits mit Arten wie der Posthornschnecke (Planorbis corneus) und Tellerschnecken-Gattungen (Armiger, Bathyomphalus, Spiralina, Tropidiscus) heimische Lungenschnecken (wie sie doch typischerweise das Land besiedeln), die im Wasser leben. Nur müssen diese an den Lebensraum Wasser angepassten Lungenschnecken dort gelegentlich zum Atemholen an die Wasseroberfläche kommen.

Eines wird schon bei dieser kurzen Betrachtung deutlich: Eine beiläufig schnell mal zertretene Schnecke ist, zoologisch gesehen, also durchaus etwas komplexer angelegt, als wir normalerweise denken, und sollte nicht nur auf ihr Dasein als Gartenschädling reduziert werden. So viele erstaunliche Details tauchen plötzlich aus dem verschleiernden Nebel des Nichtwissens über Schnecken auf, dass es sie dort, wo sie kriecht, zu einem neugierig machenden Etwas avanciert. Und das wissensdurstige Interesse an Schnecken wächst noch weiter, betrachtet man Aufbau und Struktur von Schnecke und Schneckenhaus, von Kreislauf, Nervensystem und Verdauungssystem dieser Tiere, schaut man näher auf ihre Lebensweise und ihr faszinierendes Fortpflanzungsverhalten.

Beste Anpassung

Bedenkt man ihre zoologische Stellung im Tierreich, sind Schnecken vergleichsweise weit entwickelte Tiere, die mit einem Nervensowie Herz-Kreislauf-System, dazu mit Organen wie Magen, Leber und Niere recht hoch entwickelt sind. Es ist geradezu faszinierend, wie exzellent sie in ihrer anatomischen Ausstattung an ihre Lebensweise angepasst sind.

Aus dem Schneckengehäuse ragt der runzelhäutige, lang gezogene Kriechfuß des Tieres, mit seiner Kriechsohle an der Unter-(also Bauch-)seite. Der Kriechfuß enthält zahlreiche längs und quer verlaufende Einzelmuskeln, mit denen der dahinkriechende „Bauchfüßler“ (Gastropode) seinen wellenförmigen Fortbewegungsrhythmus in Gang setzt.

Runzelig ist die Haut, weil in den Kapillaren zwischen den Runzeln Wasser haften und sich über die Haut verteilen sowie von ihr aufgenommen werden kann. Der Kopf ist vom Kriechfuß äußerlich nicht abgesetzt. Schnecken mit vier Fühlern tragen am Ende des längeren Paares Augen, die unteren dienen weiterer Sinneswahrnehmung, wie dem ausgeprägt entwickelten Riechvermögen. Bei zweifühlerigen Schnecken sitzen die Augen an der Fühlerbasis.

Mit und ohne Gehäuse

Auf dem Rücken der Schnecke stülpt sich der Eingeweidesack aus, der alles Gekröse und die Geschlechtsorgane enthält. Dieser Sack ist umhüllt von einem Gewebe, das Mantel genannt wird und in der Lage ist, das um diesen Mantel herum liegende Gehäuse zu bilden – und es sogar, bei Beschädigungen, von innen heraus zu reparieren. Mit einem innen am Gehäuse angewachsenen Retraktionsmuskel kann die Schnecke ihren Kriechfuß bei Gefahr oder Trockenheit komplett ins Gehäuse ziehen und dessen Eingang mit dem Mantelgewebe versperren.

Bei Nacktschnecken ist das Gehäuse zurückgebildet, nur der Mantelschild mit seinem Atemloch erinnert noch an den ehemaligen Mantel. Bei den meist zwittrigen Schnecken sind die Geschlechtsorgane komplex organisiert.

Schnecken sind für Kinder faszinierende Lebewesen. (Foto: Gerhard Bittner/fotolia.com)

Was Schnecken wollen

Die Haut der Schnecken schützt sie nicht vor Verdunstung. Für Gehäuseschnecken ist das weniger problematisch, weil sie sich in ihr Schneckenhaus zurückziehen und Trockenperioden so überdauern können. Nacktschnecken sind da schlimmer dran. Von der Großen Wegschnecke (Arion ater) ist bekannt, dass sie bereits in tödliche Austrocknungsgefahr gerät, sobald sie von den gut über 80 Prozent Wassergehalt ihres Körpers 20 Prozent eingebüßt hat. Weil sie über ihre Oberfläche also permanent Wasser abgeben, haben speziell Nacktschnecken nur dann eine Überlebenschance, wenn sie durch Trinken von Tau und Regen sowie den Verzehr entsprechender Nahrung (Pflanzen, Aas) ständig für Feuchtigkeitsnachschub sorgen – und wenn sie sich so verhalten, dass sie nie aus dem erforderlichen Feuchtigkeitsminimum hinausrutschen. Und eben hier liegt der Übergang vom Schneckenverstehen zur handfesten gärtnerischen Praxis: Es ist die verfügbare Feuchtigkeit in ihrem Lebensraum, die darüber entscheidet, wie Schnecken sich verhalten und wann sie wo im Garten anzutreffen sind: Sie sind immer dann aktiv, wenn die Kombination von Temperatur und Luftfeuchtigkeit für sie günstig ist. Das gilt für die jeweils aktuelle Wetterlage ebenso wie für diejenigen Bedingungen, wie sie das Kleinklima vor Ort in einer Gartensituation erzeugt, vom schattigen Plätzchen über das modernde Holz beim Komposthaufen bis hin zur feuchten Rückseite des großen Stein- und Sandhaufens, dessen warme Vorderseite eigentlich den Wildbienen, Blindschleichen und Eidechsen zugedacht war.

Schnecken sind „cool“ drauf

Bekanntlich sind Schnecken wechselwarme Tiere. Weil sie ihre Körpertemperatur also nicht aktiv über den eigenen Stoffwechsel aufwärmen, sondern ihre Betriebstemperatur aus der Umgebungswärme beziehen, sind sie in ihrer Beweglichkeit unmittelbar von dieser Umgebungstemperatur abhängig. Für Nacktschnecken etwa liegt das Temperaturoptimum um die 15 bis 20 Grad Celsius. Zusammen mit der Anforderung an möglichst feuchte Umgebungsbedingungen bedeutet das: Nacktschnecken sind an warmen Sommertagen vornehmlich nachts im Garten unterwegs. Die sich nachts abkühlende Luft bildet dann Tau, und je feuchter es ist, desto weniger Schleim muss die Schnecke zu ihrer Fortbewegung absondern, und desto geringer ist die Gefahr von Feuchtigkeitsverlust.

Ihr Bewegungsradius ist, feuchte Umgebung vorausgesetzt, zudem temperaturabhängig: Je wärmer die Nacht, desto weiter reicht er. Nur an feuchten, nicht zu heißen Tagen sind Schnecken, speziell Nacktschnecken, auch tagsüber auf Tour, vor allem an Regentagen.

Unter günstigen Bedingungen legen Nacktschnecken in 24 Stunden etwa 25 Meter zurück, haben britische Forscher unlängst gemessen. Lassen Temperatur – zum Beispiel nachts oder tagsüber zu warm – und Feuchteangebot – zum Beispiel nachts zu wenig Tau, tagsüber zu trocken – nur kürzere Fresszeiten zu, verringern sich Aktionsradius und angerichteter Schaden. Das erklärt, warum gerade Nacktschnecken unter den beschriebenen für sie passenden Bedingungen vornehmlich, aber eben nicht ausschließlich nachts im Garten unterwegs und nur an manchen Tagen auch im Hellen im Garten anzutreffen sind.

Eine Mulchschicht aus Fichtenadeln wird gerne als eine Barriere zwischen Schnecken und gefährdetem Pflanzenbeet verteilt. (Foto: Henrik Larsson/fotolia.com)

Die Sache mit dem Schleim

Schneckenschleim ist für uns Menschen mindestens ein ebenso auffälliges Charakteristikum von Schnecken wie das Schneckenhaus. Die Kombination von längs und quer durch ihren Muskelapparat verlaufenden Einzelmuskeln ermöglicht der Schnecke das für sie typische wellenförmige Fortbewegungsmuster. Sie hebt das hintere Körperende an und setzt es ein wenig weiter vorne wieder auf. Auf diese Weise erzeugt sie eine Kontraktionswelle, die den Schneckenkörper nach vorne schiebt. Die Schnecke gleitet auf dem selbst erzeugten Feuchtigkeitsfilm aus Schleim dahin.

Den eigentlichen Schleim erzeugt die Schnecke am vorderen Ende ihrer Sohle. Indem sie die nachrückenden Körperteile darüberzieht, verteilt sie den Schleim unter sich als eine Gleitunterlage. Um eine bessere Viskosität des Schleims und damit eine noch bessere Gleitfähigkeit zu erzeugen, verdünnt die Schnecke diesen Schleim mithilfe eines weiteren Sekrets, das sie während des Kriechens aus Drüsen an ihrer Körperunterseite absondert.

Schneckenschleim hat, speziell für Nacktschnecken, noch einen weiteren Nutzen: Er trägt aktiv und passiv dazu bei, weniger schnell auszutrocknen. Aktiv, indem der Schleim eine Verdunstungsschutzschicht über Teilen der Schneckenhaut bedeutet.

Helix pomatia(Foto: Mozeh_073/fotolia.com)

Lymnaea stagnalis(Foto: Arco Images/Tuns/Bildagentur Waldhäusl)

Arion vulgaris(Foto: Schlierner/fotolia.com)

Limax maximus(Foto: Zbyszek Nowak/fotolia.com)

Passiv, indem er es der Schnecke ermöglicht, auch in kleine (Erd-)Spalten zu kriechen, um dort (Verdunstungs-)Schutz zu suchen.

Einige Abwehrmaßnahmen, wie Kalk streuen (siehe S. 48) oder gewisse Wirkstoffe in Schneckenkorn (siehe S. 56) setzen hier an, indem sie das „Ausschleimen“ und damit das Sterben an Austrocknung provozieren.

Hinsichtlich der Ernährung von Nacktschnecken hat man an der Großen Wegschnecke (Arion ater) beobachtet, dass sie sich gegenseitig Schleimpfropfen am Hinterleibsende abweiden, was die Vermutung in den Raum gestellt hat, dass dieser Schneckenschleim für sie möglicherweise auch eine ernährungsphysiologische Bedeutung haben könnte – ähnlich dem beobachteten Kotfressen bei Nagetieren.

In einen Mantel aus Schleim „kuscheln“ sich spezielle auf Bananen lebende Nacktschnecken während ihrer Paarungsrituale. Und im Verteidigungsfall zieht sich die Nacktschnecke eng zusammen und umgibt sich mit dickem Schleim. Dadurch ist sie für den Räuber weniger leicht zu packen und für ihn wohl auch weniger schmackhaft.

Faszination Schneckenhaus