Schottland - VISTA POINT Reiseführer weltweit - Hans-Günter Semsek - E-Book

Schottland - VISTA POINT Reiseführer weltweit E-Book

Hans-Günter Semsek

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Beschreibung

Dieser Band führt den Reisenden zuverlässig durch die Metropolen Edinburgh und Glasgow und natürlich auch zu Whisky-Brennereien, Highland Games und dem Seeungeheuer von Loch Ness, weiter zu prachtvollen Adelsschlössern und wehrhaften Burgen, zu romantischen Abteiruinen und düsteren Black Houses. In 18 Tagesetappen geht es vom südschottischen Hügelland kreuz und quer durch die Highlands bis an die sturmumtoste Nordküste. Für Besucher, die auch die schottischen Inselgruppen erkunden möchten, gibt es drei mehrtägige Ausflugsvorschläge für die Äußeren Hebriden, die Orkneys und die Shetland-Inseln. In den praktischen Reise-Informationen finden sich ausführliche Hinweise auf Fünf- Sterne-Hotels, preiswerte Pensionen und Bed & Breakfast-Unterkünfte, auf Sehenswürdigkeiten, Schiffsverbindungen, gute Restaurants und gemütliche Pubs.

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Inhalt

Zu Bens, Glens und Lochs

Die Route(n) – und was man daraus machen kann

Chronik:

Daten zur Geschichte Schottlands

22 TAGESROUTEN DURCH SCHOTTLAND

Edinburgh

»My Own Romantic Town«

Wo Maria Stuart das Licht der Welt erblickte

Von Edinburgh nach Stirling

The Heart of Scotland

Stirling

Ausflug von Stirling

Durch die Trossachs nach Perth

Ausflug von Stirling

Über die Halbinsel Fife nach Perth

Wo sich das Schicksal von Macbeth entschied

Von Perth nach Pitlochry

Die Traumstraße der Highlands

Von Pitlochry nach Inverness

Wo die Windsors Urlaub machen

Von Perth nach Ballater

»Guter alter schottischer Trank«

Von Ballater nach Inverness

In die »Silver City by the Sea«

Von Perth nach Aberdeen und Inverness

Von Inverness nach Kyle of Lochalsh

Die Hauptstadt der Highlands

Isle-of-Skye-Rundfahrt:

»Carry the Lad Born to Be King, Over the Sea to Skye«

Schottlands schönste Küste

Von Kyle of Lochalsh nach Ullapool

An das Kap des Zorns

Nach Durness

Die wellenumtoste Nordküste

Von Durness bis Thurso

Zu Megalithgräbern, Heimatmuseen und Schlössern

Von Thurso nach Inverness

Wo Nessie sein Unwesen treibt

Von Inverness nach Oban

Mull, Staffa und Iona

I Chaluim Cille

– Schottlands christliche Zelle

Zur »Queen of Scottish Lochs«

Von Oban nach Glasgow

Glasgow

Die Stadt von Charles Rennie Mackintosh

Ins Robert-Burns-Land

Von Glasgow nach Dumfries

Zu Schlössern, Bergwerken und Abteien

Von Dumfries nach Edinburgh

DREI EXTRAROUTEN AUF DEN INSELN

Wo der Tweed herkommt

Ein Besuch auf den Äußeren Hebriden

Über den Khaibar-Pass nach Stromness

Ein Besuch auf der Orkney-Insel Mainland

Die Insel des schwarzen Goldes

Eine Rundfahrt auf der Shetland-Insel Mainland

Service von A bis Z

Orts- und Sachregister

Namenregister

Bildnachweis

Impressum

Zeichenerklärung

Reiseführer mit topaktuellen Tipps, Fotos und Karten

Über Schottland

Für Kilt und Dudelsack, Whisky-Destillen und Hochlandspiele, Macbeth und Maria Stuart, für Sir Walter Scott und Robert Louis Stevenson ist Schottland in aller Welt bekannt. Doch der hohe Norden Großbritanniens hat mehr zu bieten als nur diese Klischees. Zuallererst präsentiert er dem Besucher grandiose Landschaften, ökologisch intakte Naturräume und eine reiche Flora und Fauna. Hohe Bens (Berge), tiefe Lochs (Seen) und enge Glens (Täler) formen das raue Landesinnere und an die fast 5000 Kilometer lange Küstenlinie branden Atlantikwellen und Nordseewogen. Naturfreunde und Wassersportler, Wanderer und Bergsteiger, Radfahrer und Golfer, Hobby-Ornithologen, Angler, Feinschmecker und Kulturbeflissene – jeder kommt im »Alaska Großbritanniens« auf seine Kosten.

Dieser Band führt den Reisen den zuverlässig durch die Metropolen Edinburgh und Glasgow und natürlich auch zu Whisky-Brennereien, Highland Games und dem Seeungeheuer von Loch Ness, weiter zu prachtvollen Adelsschlössern und wehrhaften Burgen, zu romantischen Abteiruinen und düsteren Black Houses.

In 18 Tagesetappen geht es vom südschottischen Hügelland kreuz und quer durch die Highlands bis an die sturmumtoste Nordküste. Für Besucher, die auch die schottischen Inselgruppen erkunden möchten, gibt es drei mehrtägige Ausflugsvorschläge für die Äußeren Hebriden, die Orkneys und die Shetland-Inseln.

In den praktischen Reise-Informationen finden sich ausführliche Hinweise auf Fünf-Sterne-Hotels, preiswerte Pensionen und Bed & Breakfast-Unterkünfte, auf Sehenswürdigkeiten, Schiffsverbindungen, gute Restaurants und gemütliche Pubs.

Über den Autor

Hans-Günter Semsek studierte Soziologie und Philosophie und lernte Großbritannien während eines Studienaufenthaltes kennen. In den vergangenen 30 Jahren hat er jeden Winkel des Inselreiches erkundet. Hans-Günter Semsek ist im August 2011 gestorben. Seitdem werden seine Bücher von erfahrenen Reisejournalisten aktualisiert.

Schottland

Eine Übersichtskarte von Schottland mit den eingezeichneten Routen finden Sie in der vorderen Umschlagklappe.

Zu Bens, Glens und Lochs

»Nach Schottland also! Die Koffer waren gepackt, die Billets gelöst, und als der Spätzug sich endlich in Bewegung setzte und majestätisch aus der Halle des Kings-Cross- Bahnhofes hinausglitt, überlief es mich ähnlich wie 14 Jahre früher, wo es zum erstenmal für mich hieß: Nach England.« Mit diesen Worten beginnt Theodor Fontane seinen schottischen Reisebericht »Jenseit des Tweed«.

1860 hatte der 41-jährige Fontane zusammen mit seinem Freund Bernhard von Lepel die mehrwöchige Reise unternommen, um in Schottland »Plätze historischer Erinnerung oder romantischen Interesses« zu besuchen. England war Fontane von mehreren Aufenthalten bereits gut bekannt, aber den hohen Norden der Insel hatte er bisher noch nicht besucht. Dafür kannte er allerdings die gesammelten Werke von Sir Walter Scott und hatte sich eingehend mit der zuweilen blutigen Geschichte Schottlands befasst. Sein Reisebericht liest sich auch nach eineinhalb Jahrhunderten noch frisch und munter: eine Quelle der Inspiration und Information. Auch der heutige Besucher wird, wenn er das Bändchen mit auf die Reise nimmt, feststellen, dass vieles noch immer so ist, wie Fontane es beschrieben hat. Es heißt übrigens tatsächlich »Jenseit des Tweed« und nicht »Jenseits«, denn, so Fontane, »man muss das ›s‹ in Jenseits fortlassen, wodurch die Leichtigkeit des Aussprechens sehr gewinnt«.

Schottland hat viele Besonderheiten, und eine davon ist die, dass hier Männer zu vielen Gelegenheiten Röcke tragen. Der Kilt, der Schottenrock, auf gälisch feileadhbeagh genannt, entstand aus einem von der Schulter bis zu den Knien reichenden, mantelartigen Plaid, das des Nachts auch als wärmende Decke genutzt wurde; ungefähr im 16. Jahrhundert trennten die Männer den unteren Teil ab, legten ihn fortan in kunstvolle Falten (kilted) und hielten ihn um die Hüfte mit einem Gürtel zusammen. Vorne sorgt die kilt pin, die Rocknadel, dafür, dass die Stoffbahn zusammenbleibt, und vom Gürtel baumelt der sporran hinab. Heutzutage ist dieses seltsame Ding ein kleines Täschchen; urspünglich aber diente der Sporran als Polster zum Schutz der edlen männlichen Körperteile. Die richtige Länge hat so ein Kilt, wenn der Saum bei einem knieenden Mann den Boden berührt. Der Kalauer, was denn genau der Schotte unter dem Kilt trage, kann hier auch gleich beantwortet werden: Es ist und bleibt ein Geheimnis, aber als Hinweis mag dienen, dass einmal vor einer Schlacht die Schotten angeblich ihre Röcke gehoben hätten und die Engländer daraufhin in wilder Panik geflohen seien.

Wie der Kilt, so gilt auch der Dudelsack als ein urschottischer Gegenstand – doch das ist nicht richtig. Denn die bagpipes wurden ursprünglich schon während des 1. Jahrhunderts in Indien entwickelt und sind ein klassisches Hirteninstrument. Bei diesem sogenannten Windkapselinstrument bläst der Spieler Luft in einen Ziegenledersack, die durch Drücken mit der Armbeuge dann in die Schalmeienrohre gelangt und dort die Melodien erzeugt. Vier Pfeifen hat der schottische Dudelsack, davon sind drei die Brummer oder Stimmer, die nur einen einzigen Ton produzieren können, ein wesentlicher Grund, warum die Sackpfeifenmusik durch diesen Hintergrund-Sound ein wenig eintönig klingt. Das vierte Schalmeienrohr hat Grifflöcher und ist die Spieloder Melodiepfeife. Tradtionell zogen die Schotten unter dudelnden Märschen in den Krieg, und es gibt viele Geschichten über stundenlang spielende Sackpfeifer, die mit der Musik – obwohl selbst schon schwerverletzt – ihre Kameraden anfeuerten. Tobias Smollet (um 1721–71), in Schottland geborener Schriftsteller, erzählt in seinem Schelmenroman »Humphrey Clinker« davon, dass Dougal Campbell of Inveraray einen Bagpiper geerbt hatte, der allmorgendlich seine Weckaufgabe verlässlich ausführte und den Quetschsack dudeln ließ, »welcher stark durch die Nase singt, sehr widrig heult und einem, auch nicht einmal zartgewöhnten Ohre, völlig unausstehlich ist, wenn er durch den Widerhall eines gewölbten Vorplatzes noch verstärkt wird«. Ein ererbter Dudelsackspieler ist aber nun einmal nicht zur freiwilligen Aufgabe seiner Tätigkeit zu bewegen, und so zeigte sich Dougal Campbell »froh, dass er seine Ohren mit Baumwolle verstopfen, seinen Kopf mit drei oder vier Nachtmützen beschützen und alle Morgen in das entlegenste Zimmer seiner Wohnung fliehen kann, um dieser täglichen Plage zu entgehen«.

Mindestens seit dem 14. Jahrhundert wird der Quetschsack in Schottland gespielt, das weiß man deshalb so genau, weil an der Abteikirche von Melrose die phantasiebegabten Steinmetze ein dudelsackblasendes Schwein aus dem Stein hämmerten.

Selten sind so viele Dudelsäcke auf einmal zu hören: »The Great Tattoo« vor Edinburgh Castle

So seltsam wie der Männerrock und der Dudelsack sind auch die Highland Games, die schottischen Hochlandspiele. Zu den Disziplinen zählen Hammerwerfen, so etwas wie Kugelstoßen, Seilziehen und das tossing the caber. Bei diesem sportlichen Höhepunkt der Spiele müssen die Athleten einen rund sechs Meter langen und 80 Kilogramm schweren Baumstamm aufnehmen und dann so fortschleudern, dass der Stamm einen Salto schlägt und der caber nun gerade vom Werfer fortzeigt. Groß ist der Jubel im Publikum, wenn es einer der Kraftmeier schafft. Allerdings sind die auch Gathering genannten Spiele nicht nur etwas für Muskelpakete, denn auch die Darbietungen der Tänzerinnen und Dudelsackspieler werden von den Schiedsrichtern bewertet. Die Bagpipers beweisen, dass sie klassische schottische Weisen für gefallene Helden (Laments), militärische Märsche (Pibrochs) und Tanzmelodien (Reels) auf ihrem Instrument beherrschen, und die jungen Mädchen tanzen mit wirbelnden Beinen einen Highland Fling oder den berühmten Schwerttanz, bei dem zwei Schwerter kreuzförmig ausgelegt sind, die nicht mit den Füßen berührt werden dürfen. Der Überlieferung nach geht der Tanz auf König Malcolm zurück. Als der einmal in der Schlacht einen Widersacher erschlagen hatte, nahm er das Schwert des Toten, kreuzte es mit dem eigenen und vollführte einen Triumphtanz. Man nimmt auch an, dass die Spiele auf sportliche Manöver zurückgehen, die König Malcolm vor rund 1000 Jahren zur Ertüchtigung seiner Leute ersann.

Die bukolische Landschaft der Lowlands bei Girvan

Der Besucher, der mit dem Auto von England nach Schottland wechselt, durchfährt im Westen das Solvay-Küstentiefland oder im Osten das Tweed-Tyne-Tiefland, beides recht »unschottische« Landschaften. Die Ufer am Solvay Firth bilden eine Flachküste mit Dünen, Watt und dahinter Äckern und Wiesen. Statistisch gesehen gibt es hier durch die Auswirkungen des Golfstromes nur 13 Schneetage im Jahr, und so zählt diese Region zu den Winterrefugien der schottischen Wasservögel. Das Tweed-Tal hingegen ist eine Moränenlandschaft mit Klippenküste.

Highländer aus dem hohen Norden

Dieses Flachland geht in die Southern Uplands, in das südschottische Hügelland, über. Im Osten ragen die heidekrautbewachsenen Moore der bis 533 Meter hohen Lammermuir Hills auf, es folgen gen Westen die einsamen Tweedmuir Hills, dann die 844 Meter hohen Merrick-Berge. Hier liegen der Schwerpunkt der schottischen Aufforstungsbemühungen sowie große Schafzuchtregionen.

Nördlich der Southern Uplands schließt sich zwischen Edinburgh und Glasgow das mittelschottische Tiefland an, das im Nordosten von Ackerland und im Südwesten von Viehweiden beherrscht wird. Gegliedert wird die Gegend durch die tief ins Land schneidenden Firth-, Tay- und Clyde-Fjorde, durch den Loch Lomond, Schottlands größten See, und durch die isoliert aufragenden Lennox und Ochil Hills.

Weiter nördlich nun beginnt die wildromantische Landschaft der Grampian Highlands, deren Küsten zerrissen und deren Täler tief eingeschnitten sind. Dies ist das Land der lochs (Seen und Fjorde), der glens (Täler) und der bens (Berge), und die Landschaft wird vom Wetter bestimmt. Die von den Atlantikwinden herangeschobenen Wolkenmassen entladen ihre feuchte Last aus Regen oder Schnee; bis zu 4000 Millimeter Niederschlag gehen über dem Hochland im Jahr nieder. Der scharfe Wind, der über die Berge und durch die Täler pfeift, verhindert eine größere Vegetation; die Baumgrenze liegt selbst in geschützten Ostlagen nur bei 600 Metern, an der West - küs te sogar unter 200 Metern. Dicke Hochmoore überziehen die Bergflanken. Im südwestlichen Hochland ragt der Ben Nevis auf, mit 1343 Metern der höchste Berg der britischen Insel. Auf seinem Gipfel gehen jährlich fast 4500 Millimeter Schnee nieder, die Vegetation ist arktisch-alpin. Im nordöstlichen Hochland erreichen die Spitzen der aus rotem Granit bestehenden Cairngorm Mountains immerhin noch Höhen bis 1240 Meter. Diese Hügel sind sanfter geschwungen als die im Westen und von Berglandheiden überzogen. Die Wälder hier gehören zu den ausgedehntesten Forsten Schottlands.

Die Grampian Highlands enden an dem diagonal von Südwesten nach Nordosten verlaufenden Great Glen, dem großen, von der letzten Eiszeit gebildeten tiefen Bruchgraben. Drei schmale Seen füllen die Senke und sind verbunden durch den Kaledonischen Kanal, der im letzten Jahrhundert den Fischern diente und heute den Hobby-Kapitänen einen sicheren Weg vom Atlantik in die Nordsee bietet. Jenseits des Great Glen schließen sich die nordwestlichen Hochlande an, deren Hügelschultern mit Hochmooren, Wollgras und Heide bestanden sind. Die Region zählt zu den einsamsten Schottlands, nicht einmal zehn Einwohner kommen hier auf einen Quadratkilometer. Die nordwestliche und nördliche Hochlandküste ist durch Buchten und tief ins Land reichende Fjorde stark zergliedert und gehört zu den landschaftlich attraktivsten Gegenden im hohen Norden.

Einsam und voller Reize: die Nordküste, hier bei Kinlochbervie

Die Inneren Hebriden mit den größeren Inseln Skye, Mull und Islay sind ähnlich stark zerfurcht. Die bis zu 900 Meter hohen Gipfel der Isle of Skye stecken oft in den Wolken und sind von Mooren und Zwergstrauchheiden überzogen; das alpine Grasland beginnt bereits bei 570 Metern. Die Äußeren Hebriden bieten dem Besucher ein ähnliches Bild, das Klima hier ist ozeanisch mild. An acht von zehn Tagen fällt Regen, jedoch nur an acht Tagen im Jahr geht Schnee nieder. Der ständige Wind hält die Baumgrenze niedrig. An den westlichen Inselküsten branden die Wellen des Atlantik an und zermahlen hier den Stein; die Buchten sind mit langen Sandstränden geschmückt.

Von den beiden nördlichen Archipelen heißt es, dass sie ein Schottland im Kleinen darstellen. Die Orkneys sind aus rotem Sandstein geschichtet und ragen bis zu 477 Meter aus dem Nordmeer. Nur wenige Regionen lassen Ackerbau zu, der Rest ist von Torfmooren und Riedgrasland überzogen. Die Shetlands bestehen aus härterem Gestein, zeigen tiefe Fjorde, hohe Klippen und große Felstrümmer; fast 90 Prozent der Fläche sind Ödland, Rauhweide oder Moore.

Im Hafen von Portree, Isle of Skye

Über die Jahrhunderte waren Schotten und Engländer verfeindet, eine verlorene Schlacht reiht sich an die nächste. Immer wieder fielen die Engländer beim armen Nachbarn ein und überzogen die einzig fruchtbaren Lowlands, das südschottische Hügelland, mit Krieg. Mehrmals innerhalb einer Generation wurde geplündert und geraubt, ein städtisches Leben mit Handwerk und Handel konnte sich unter diesen Umständen kaum entwickeln. Schottland blieb immer bitterarm.

Aber auch in den eigenen Reihen herrschte über viele Jahrhunderte ein einzig Hauen und Stechen. Die schottische Gesellschaft war nach keltischem Vorbild in Clans organisiert, denen ein chieftain vorstand. Der innere Zusammenhalt einer solchen Gemeinschaft basierte auf den verwandtschaftlichen Beziehungen zum Clan-Chef; als Besitzer des Landes verteilte er dies an seine »Untertanen« und wurde im Gegenzug mit Waren und Dienstleistungen versorgt. Vor allem aber bei lokalen Kriegszügen, wo der Clan-Häuptling seinen Reichtum gerne mit dem nachbarschaftlichen Vieh mehrte, mussten die Männer ihrem Chieftain treu und ergeben zur Seite stehen. Schottland wurde also auf der Graswurzelebene über die Jahrhunderte von vielen kleinen Feudalherren regiert, die sich gegenseitig mit militärischen Aktionen überzogen. Theodor Fontane notierte auf seiner Schottlandreise: »Überall dieselbe Geschichte von einem Chief oder Häuptling, der einen anderen Chief zu Gaste geladen und ihm den Kopf eines Vaters oder Sohnes als Tafelverzierung auf den Tisch gestellt hat; überall eine Clanschlacht, ein Waten in Blut ...« Und Stefan Zweig schrieb in seiner Maria-Stuart-Biographie über die schottischen Clan-Chefs: »... kennen diese unbeschränkten Gebieter ihrer Clans keine andere Daseinsfreude als den Krieg, Streit ist ihre Lust, Eifersucht ihr Antrieb, Machtgier ihr Lebensgedanke ...«. Rauh waren die Zeiten in jenen dunklen, mittelalterlichen Tagen.

Die große tragische Figur des Landes ist Maria Stuart. Die junge, bildschöne Königin machte in ihrem Leben so ziemlich alles falsch. Maria beging ihren ersten Fehler, als sie nach dem Tod ihres französischen Prinzgemahls nach Schottland zurückkehrte; ihr zweiter lag in der Hochzeit mit dem zwar gutaussehenden, aber ebenso dümmlichen wie machtversessen Lord Darnley. Marias dritter Fehler war es, sich in die starken Arme von Lord Bothwell zu stürzen, der als ihr Geliebter den Gatten Darnley beseitigte. Als die schottischen Adligen nun die Nase von den Affären ihrer Herrscherin voll hatten, beging diese ihren vierten Fehler und bat um den Schutz der englischen Königin Elisabeth, anstatt nach Frankreich zu fliehen, wo sie viele Verbündete hatte. Elisabeth ließ die Schottin 19 Jahre lang auf verschiedenen Schlössern weitab von London mit einem ganzen Hofstaat unter Hausarrest stellen. Maria, auf der Suche nach Freiheit, entfaltete nun ein Komplott nach dem nächsten, wollte schließlich Elisabeth ermorden lassen und wurde dabei enttarnt. Doch trotz der eindeutigen Beweise des Prozesses konnte sich Elisabeth nicht entschließen, das Hinrichtungsdekret zu unterschreiben; es war ihre feste Meinung, dass gekrönte Häupter nicht das Recht hätten, einander zu richten. Dann signierte sie den Todesbefehl aber doch, gab ihrem Minister jedoch mündlich zu verstehen, dass sie trotzdem noch keine Hinrichtung wünsche. Doch die Hofschranzen wollten Maria tot sehen, und Stunden nach der Unterzeichnung, am 8. Februar 1587, starb die schottische Königin unter dem Schwertstreich des Henkers. Elisabeth war wütend, sie wusste, dass Maria nun als tragische und damit als moralisch überlegene Gestalt in die Geschichte eingehen, auf ihr dagegen der Schatten des Todes lasten würde.

Ist Maria Stuart die tragische, so ist Macbeth die böse Figur des Landes. Da Königsmorde nichts Seltenes in Schottlands Geschichte waren, hätte man Macbeth längst vergessen, wenn Shakespeare ihn nicht unsterblich gemacht hätte. Dabei nahm es der große Barde mit der historischen Wahrheit nicht so genau und leistete sich weitgehende dichterische Freiheiten. So wurde Duncan laut Shakespeare im Schlafe gemeuchelt, und zwar entweder in Cawdor, Glamis oder Inverness Castle. Doch weit gefehlt, Macbeth erschlug König Duncan 1040 in offener Feldschlacht nahe der Stadt Elgin. Dann herrschte er für 17 Jahre und brachte seinem Land in dieser langen Zeit Frieden und wirtschaftlichen Wohlstand – etwas, das man nur von wenigen schottischen Herrschern sagen kann. Er pilgerte sogar nach Rom. 1057 tötete Duncans Sohn den Mörder seines Vaters, ebenfalls in einer Feldschlacht, und avancierte mit der Tat zum neuen König Malcolm III.

In den USA gibt es sechs Städte mit dem Namen Glasgow, acht Städte mit dem Namen Edinburgh, und immer noch vier Städte heißen Inverness. Das lässt auf eine starke Auswanderung schließen; in der Tat verließen Hunderttausende von Schotten im vergangenen Jahrhundert ihr Land – nicht freiwillig natürlich!

In den traditionellen Schafzuchtgebieten der Lowlands war es den Herdenbesitzern gegen Ende des 18. Jahrhunderts gelungen, widerstandsfähigere Schafe zu züchten, die fortan auch auf den nördlicheren Weidegebieten der klimatisch rauhen Highlands grasen konnten. Die Clan-Chefs verpachteten den Lowland-Züchtern große fruchtbare Weideflächen und vertrieben die crofters von den halbwegs ertragreichen Böden. Als die Herden immer größer wurden, die Clan-Chefs immer mehr Ländereien gewinnbringend verpachten konnten, da begannen sie die Kleinbauern systematisch von ihrem Land wegzukaufen und bezahlten ihnen die Überfahrt nach Amerika. Wer nicht freiwillig gehen wollte, dem zündeten die Schergen der Großgrundbesitzer die armseligen shiels über dem Kopfe an und vertrieben die Familien gewaltsam. Aufstände brachen nun im Hochland aus, die von den Chieftains gewaltsam niedergeschlagen wurden, und derjenige konnte sich glücklich schätzen, der in Ketten aber lebend auf ein Auswanderungsschiff gebracht wurde. Als Land Clearances, als die Bereinigung des Hochlandes, ist diese Vertreibungsphase in die schottische Geschichte eingegangen.

Bis noch vor gar nicht so langer Zeit konnte man in Schottland auf Hauswände gesprühte Sätze finden wie Brits out now, oder Independence, ein sichtbares Zeichen, dass die Schotten es leid waren, von London aus regiert zu werden. Schon 1928 war die Scottish National Party (SNP) gegründet worden, der aber erst seit Beginn der sechziger Jahre bei jedem Urnengang mehr Wähler zuliefen. Die für fast zwei Jahrzehnte regierenden Tories, die Konservativen, taten wenig für die Wirtschaft im hohen Norden, saugten aber die durch das Nordsee-Erdöl sprudelnden Gelder weitgehend nach London ab und beließen nur das Nötigste in Schottland. Weiterhin erboste die Schotten das Mehrheitswahlrecht in Großbritannien. Bei einem Urnengang in den 1990er-Jahren hatten fast 75 Prozent der Schotten die SNP und Labour gewählt, die sich beide für eine Autonomie einsetzten. Dennoch kamen dank des Mehrheitswahlrechts wieder die Tories an die Regierung und höhnten: »Ein Schottland auf eigenen Füßen wäre doch nur ein neues Albanien.«

Im Mai 1997 hatten nicht nur die Schotten, sondern auch die Engländer und Waliser genug von den Konservativen. Mit großem Stimmenvorsprung gewann Labour die Wahl; schon sechs Monate später fand im hohen Norden das versprochene Referendum zur Teilautonomie statt. Mit überwältigender Mehrheit votierten die Schotten für eine weitgehende Unabhängigkeit und für ein eigenes Parlament. Mitte 1999 dann eröffnete Königin Elisabeth I. zum ersten Mal seit dem Act of Union vor 292 Jahren wieder eine schottische Volksvertretung. Und im Jahr 2004 wurde auch das neue Parlamentsgebäude fertiggestellt.

Die Schotten gelten als sehr tolerant, was sie 1999 eindrucksvoll bewiesen: Die Bank of Scotland wollte verstärkt in den USA Fuß fassen, hatte sich als Partner bei dem Prediger Pat Robertson eingekauft und Werbespots in dessen Fernsehsendungen geschaltet. Was der extrem reaktionäre Eiferer in seinen Predigten dann vom Stapel ließ, machte in Schottland außerordentlich schnell die Runde und verärgerte die Schotten bemerkenswert tief. Familienplanung stellte Robertson fest, diene dem Ziel »Ehebruch zu begehen, jeder Art von Bestialität Vorschub zu leisten, Homosexualität und Lesbentum zu fördern«. Nach diesen Worten gingen erste Beschwerden beim Management der Bank ein, doch die Führung hatte längst die Bodenhaftung verloren, operierte mit ihren Marketingstrategien offenbar im Vakuum und nahm die Briefe nicht ernst. In seiner nächsten Predigt verkündete Robertson, dass die Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz nichts anderes sei, »als eine sozialistische, antifamiliäre Bewegung, die Frauen dazu ermutige, ihre Männer zu verlassen, ihre Kinder umzubringen, Hexentum zu praktizieren, den Kapitalismus zu zerstören und Lesben zu werden.« Ein neuerlicher Proteststurm der Schotten fegte über die Bank hinweg, die sich allerdings weiterhin uneinsichtig zeigte. In seiner dritten Predigt dann ließ der irregeleitete Fanatiker Folgendes vom Stapel: »In Europa ist Toleranz das große Wort. Die Homosexuellen beherrschen de facto die Medien. Und für Schottland gilt das ganz besonders. Es ist kaum vorstellbar, wie sehr das der Fall ist. Schottland könnte ganz leicht ins Mittelalter zurückfallen.«

Fontane nannte sie »Athen des Nordens«: Schottlands Metropole Edinburgh

Jetzt reichte es! Nicht nur Abertausende von neuerlichen Einzelschreiben erreichten die Bank, vielmehr drohten ganze Landkreise damit, ihre Kontoverbindungen mit der Bank of Scotland zu kündigen, die Führungsspitzen vieler schottischer Firmen, aber auch das Management von englischen Geschäftsbereichen schlossen sich dem Protest an. Die Bank stand kurz vor einem Disaster und kündigte nun endlich den Vertrag mit Robertson.

Die Route(n) – und was man daraus machen kann

Die Strecken in diesem Reiseführer sind so angeordnet, dass man in einem dreiwöchigen Urlaub (18 Ferientage zuzüglich ein Anreise- und ein Abfahrtstag) die landschaftlichen und kulturellen Highlights in Schottland besuchen kann.

Von Edinburgh führt die Route in einem großen Bogen nach Stirling, und hier hat der Besucher die Auswahl zwischen zwei Ausflügen: Der eine bietet mehr landschaftliche Reize, der andere mehr kulturell bedeutsame Sehenswürdigkeiten.

Von Stirling geht es weiter nach Perth. Von dort aus führen nun drei unterschiedliche Routen durch die zentralen Highlands nach Inverness. Diese drei Strecken sind nur mit großem zeitlichen Aufwand kombinierbar, da es in jenem Teil des Landes kaum Ost- West-Verbindungen gibt. So muss man sich also für eine Strecke entscheiden.

Von Inverness verläuft die weitere Route quer durch das einsame zentrale Hochland an die Westküste zum Örtchen Kyle of Lochalsh, das Ausgangspunkt für die Rundreise auf der Isle of Skye ist.

Danach geht es die nördliche Westküste hoch über den Fischerort Ullapool bis zur nordwestlichsten Stadt Durness, dann weiter gen Osten die Nordküste entlang bis zur nordöstlichsten Ansiedlung, John O’Groat’s. Von dort nimmt man den Weg an der Ostküste gen Süden zurück nach Inverness.

Von Inverness folgt unsere Route nun der Bruchlinie des Caledonian Glen nach Fort William und weiter nach Oban an der Westküste. Die weitere Strecke führt an einem Teil der Westküste entlang, am Loch Lomond, Schottlands größtem See, vorbei und erreicht Glasgow. Von Glasgow aus fahren wir in einem großen Bogen durch das südschottische Hügelland wieder zum Ausgangspunkt Edinburgh.

Natur pur hat jede schottische Region zu bieten, hier auf den Orkneys

Wer noch mehr Zeit hat, den wird es sicher auf die schottischen Inseln ziehen, etwa auf die Isle of Lewis and Harris, die zu den Äußeren Hebriden gehört. Das größte Eiland des Orkney-Archipels heißt Mainland, und dorthin kommt man mit der Autofähre von Scrabster aus, dem Hafenort von Thurso. Auf die Shetlands, deren Hauptinsel ebenfalls Mainland heißt, sollte man fliegen, z.B. von Aberdeen aus. Die Fährüberfahrt dauert mehr als zwölf Stunden.

Der Besucher, der nur 14 Tage zur Verfügung hat, sollte sich den hohen Norden sparen und von Ullapool wieder in Richtung Südosten nach Inverness fahren. Auch für die Lowlands, für das südschottische Hügelland, hat man bei nur zwei Wochen Ferien keine Zeit. Die wichtigsten Regionen und Sehenswürdigkeiten kann man aber auch in dieser Zeit alle besuchen.

ChronikDaten zur Geschichte Schottlands

Prähistorische Zeit

4000–2500 v.Chr.

Neolithische Siedler erreichen vom Atlantik her die Küste Schottlands.

2000–1000 v. Chr.

Die bronzezeitlichen Glockenbecherleute, die nach der charakteristischen Keramik benannt wurden, wandern vom Kontinent in den Norden der britischen Insel ein, schürfen nach Kupfer und handeln mit Metallgegenständen.

4. Jh. v. Chr. 122

Keltische Skoten dringen bis nach Schottland vor. Die Römer schlagen einen Aufstand im Norden Britanniens nieder. Als Schutz vor den räuberischen Pikten befiehlt Kaiser Hadrian den Bau des nach ihm benannten Walles; fünf Jahre bauen die Römer an dem 120 Kilometer langen Hadrianswall. Der englische Limes erstreckt sich vom Solvay-Fjord im Westen bis zur Mündung des Tyne im Osten.

Ab 143

Auf schottischem Gebiet legen die Römer eine noch weiter nördlich vorgeschobene Mauer an, den 65 Kilometer langen Antoniuswall, der vom Firth of Forth im Westen bis zum River Clyde im Osten reicht.

397 n.Chr.

Der hl. Ninian begründet eine christliche Mission auf der Isle of Whithorn, einer Halbinsel in Südwestschottland.

5. Jh.

Vier Königreiche entstehen: die Pikten im Norden, die Skoten im Westen, die Britonen und Angeln im Süden.

410

Die Römer verlassen Britannien, um die Westgoten aus Rom zu vertreiben.

The Dark Ages – Britanniens »dunkle Jahre«

563

Der hl. Columban zieht mit einer Anzahl getreuer Brüder aus Irland auf die vor der schottischen Westküste gelegene Insel Iona und gründet ein Kloster.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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