Schulfrei bedeutet nicht lernfrei! Universalband 5. Klasse Deutsch - Hartmut Lange - E-Book

Schulfrei bedeutet nicht lernfrei! Universalband 5. Klasse Deutsch E-Book

Hartmut Lange

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Beschreibung

Schulfrei bedeutet nicht lernfrei! Der Universalband 5. Klasse Deutsch bietet Training intensiv- differenziert für alle Schulformen. Der Band will helfen, in schwierigen Zeiten wie diesen, qualitatives home schooling zu ermöglichen: ohne Kopier- oder Digitalisierungsaufwand, und dies auf einem verlässlichen Niveau. Dabei setzt der Band durchaus selbstbewusst auf schülergerecht ausgewählte klassische Literatur im moderneren Kontext. Schwerpunkte sind: - Märchen - Lyrik - Rechtschreibung -Grammatik - Zeichensetzung - Ganzschrift ( G.v. Bassewitz: Peterchens Mondfahrt) in der Reihe " eine fast komplette Ganzschrift". Methodisch stehen folgende Aspekte im Vordergrund: - Märchen (Merkmale erkennen und anwenden, Schritt-für-Schritt zur Inhaltsangabe) - Lyrik (Form und Strukturmerkmale erkennen, Reime erkennen, kreativer Umgang mit Gedichten, Inhaltsangabe) - Rechtschreibung (Grundregeln) -Grammatik (Deklination, Konjugation im Aktiv, Wortarten) - Zeichensetzung (Grundregeln, einfache Kommata) - Ganzschrift (Umgang mit einer Ganzschrift, Figuren beschreiben, kreative Aufträge, aspketgeleitet urteilen) Der Band enthält dazu vier Lernzielkontrollen mit Lösungen!

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Seitenzahl: 218

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Überblick

Märchen

Lyrik

Ganzschrift

Grammatik

Rechtschreibung

Zeichensetzung

Gymnasialteil

Anhang

Literarische Texte: Märchen

Impuls: Welche Märchen kennst du? Schreibe auf!

Merkmale der Märchen

Die Hauptperson ist der Held des Märchens; Der Held im Märchen muss Aufgaben oder Probleme lösen; Es gibt einen oder mehrere bösartige Gegenspieler im Märchen

Zeit und Ort des Geschehens werden oftmals nicht genau benannt

menschliche Eigenschaften werden oft in Gegensätzen geschildert: dumm - schlau, gut - böse, hübsch - hässlich, arm - reich

Personen oder Dinge mit übernatürlichen und phantastischen Eigenschaften helfen dem Helden, sie können dem Helden auch schaden (Hexen, Zauberer)

Menschen, Tiere und Pflanzen können im Märchen verzaubert oder von einem Zauber erlöst werden

Dinge oder Tiere können sprechen bzw. werden vermenschlicht

Es gibt Verwandlungen (z.B. vom Menschen zum Tier und wieder zurück)

Oft spielt ein König, eine Königin, eine Prinzessin oder ein Prinz eine wichtige Rolle im Märchen

Zahlen sind oft symbolisch für Glück oder Unglück (3, 7, 13 ...)

Wertvolle Dinge haben im Märchen eine symbolische Bedeutung (Der goldene Ring steht für Verbundenheit, Liebe)

Märchen spielen in einer unbenannten Vergangenheit

Strafen für falsches Handeln

Es gibt oft ein glückliches Ende („happy end“) , manchmal auch ein böses Ende

Oft endet ein Märchen mit den Worten: Und wenn sie nicht gestorben sind...

Aschenputtel (Brüder Grimm)

Einem reichen Manne, dem wurde seine Frau krank, und als sie fühlte, dass ihr Ende heran kam, rief sie ihr einziges Töchterlein zu sich ans Bett und sprach: „Bleib fromm und gut, so wird dir der liebe Gott immer beistehen, und ich will vom Himmel auf dich blicken, und um dich sein." Darauf tat sie die Augen zu und verschied. Das Mädchen ging jeden Tag hinaus zu dem Grabe der Mutter und weinte, und blieb fromm und gut. Der Schnee aber deckte ein weißes Tüchlein auf das Grab, und als die Sonne im Frühjahr es wieder herabgezogen hatte, nahm sich der Mann eine andere Frau.

Die Frau hatte zwei Töchter, die sie mit ins Haus brachte, und die schön und weiß von Angesicht waren, aber garstig und schwarz von Herzen. Da ging eine schlimme Zeit für das arme Stiefkind an. „Was will der Unnütz (das unnütze Stiefkind)", sprachen sie, „wer Brot essen will, muss es verdienen, fort mit der Küchenmagd." Da nahmen ihm die Schwestern seine schönen Kleider, gaben ihm einen grauen alten Kittel anzuziehen, und dann lachten sie es aus, und führten es in die Küche. Nun musste es so schwere Arbeit tun, früh vor Tag aufstehen, Wasser tragen, Feuer anmachen, kochen und waschen. Dabei taten ihm die Schwestern alles Herzeleid an, spotteten (verspotteten) es und schütteten ihm die Erbsen und Linsen in die Asche, so dass es sitzen und sie wieder auslesen musste. Abends, wenn es müde war, kam es in kein Bett, sondern musste sich neben dem Herd in die Asche legen. Und weil es darum immer staubig und schmutzig aussah, nannten sie es Aschenputtel.

Es trug sich zu, dass der Vater einmal in die Messe ziehen wollte, da fragte er die beiden Stieftöchter, was er ihnen mitbringen sollte.

„Schöne Kleider", sagte die Eine, und „Perlen und Edelsteine" die Zweite. „Nun, Aschenputtel", sprach er, „was willst du haben?"

„Vater, das erste Reis, das euch auf eurem Heimweg an den Hut stößt", antwortete Aschenputtel. Er kaufte nun für die beiden Stiefschwestern die Kleider, Perlen und Edelsteine, und auf dem Rückweg, als er durch einen grünen Busch ritt, streifte ihn ein Haselreis und stieß ihm den Hut ab. Da brach er das Reis (ab) und als er nach Haus kam, gab er den Stieftöchtern, was sie sich gewünscht hatten, und dem Aschenputtel gab er das Reis von dem Haselbusch.

Aschenputtel nahm es, ging zu seiner Mutter Grab und pflanzte es darauf, und weinte so sehr, dass das Reis von seinen Tränen begossen ward. Es wuchs aber und ward ein schöner Baum. Aschenputtel ging alle Tage dreimal darunter, weinte und betete, und allemal kam ein Vöglein auf den Baum, und das Vöglein gab ihm, was es sich wünschte.

Es begab sich aber, dass der König ein Fest anstellte, das drei Tage dauern sollte, damit sich sein Sohn eine Braut aussuchen könnte. Die zwei Stiefschwestern waren auch dazu eingeladen, riefen Aschenputtel und sprachen: „Nun kämme uns die Haare, bürste uns die Schuhe und schnalle uns die Schnallen, wir tanzen auf des Königs Fest." Das tat Aschenputtel und weinte, weil es auch gern zum Tanz mitgegangen wäre, und bat die Stiefmutter gar sehr, sie möchte es ihm erlauben. „Du Aschenputtel", sprach sie, „hast nichts am Leib und hast keine Kleider und kannst nicht tanzen und willst zur Hochzeit?" Als es noch weiter bat, sprach sie endlich: „Ich will dir eine Schüssel Linsen in die Asche schütten, und wenn du die in zwei Stunden wieder ausgelesen (herausgesucht) hast, so sollst du mitgehen." Nun schüttete sie ihm die Linsen in die Asche, aber das Mädchen ging durch die Hintertür nach dem Garten zu und rief: „Ihr zahmen Täubchen, ihr Turteltäubchen, all ihr Vöglein unter dem Himmel, kommt und helft mir lesen,

die guten ins Töpfchen,

die schlechten ins Kröpfchen!"

Da kamen zum Küchenfenster zwei weiße Täubchen herein, und danach die Turteltäubchen, und endlich schwirrten und schwärmten alle Vöglein unter dem Himmel herein und ließen sich um die Asche nieder. Und die Täubchen nickten mit den Köpfchen und fingen an:

pick, pick, pick, pick. Und da fingen die übrigen auch an: pick, pick, pick, pick. Und lasen alle guten Körnlein in die Schüssel. Wie eine Stunde herum war, waren sie schon fertig und flogen alle wieder hinaus. Da brachte das Mädchen die Schüssel der Stiefmutter und freute sich und glaubte, nun dürfte es mit auf die Hochzeit gehen.

Aber sie sprach: „Nein, Aschenputtel, du hast keine Kleider und du kannst nicht tanzen, du sollst nicht mitgehen." Als es nun weinte, sprach sie: „Wenn du mir zwei Schüsseln voll Linsen in einer Stunde aus der Asche rein lesen kannst, so sollst du mitgehen", und dachte dabei „das kann es ja nimmermehr." Nun schüttete sie zwei Schüsseln Linsen in die Asche; aber das Mädchen ging durch die Hintertür nach dem Garten zu und rief: „Ihr zahmen Täubchen, ihr Turteltäubchen, all ihr Vöglein unter dem Himmel, kommt und helft mit lesen,

die guten ins Töpfchen,

die schlechten ins Kröpfchen!"

Da kamen zum Küchenfenster zwei weiße Täubchen herein und danach die Turteltäubchen, und endlich schwirrten und schwärmten alle Vöglein unter dem Himmel herein und ließen sich um die Asche nieder. Und die Täubchen nickten mit ihren Köpfchen und fingen an: pick, pick, pick, pick. Und da fingen die übrigen auch an: pick, pick, pick, pick. Und lasen alle guten Körner in die Schüsseln. Und ehe eine halbe Stunde herum war, waren sie schon fertig, und flogen alle wieder hinaus. Da brachte das Mädchen der Stiefmutter die Schüsseln, freute sich und glaubte, nun dürfte es mit auf die Hochzeit gehen. Aber sie sprach: „Es hilft dir alles nichts, du kommst nicht mit, du hast keine Kleider und kannst nicht tanzen und wir müssten uns nur schämen." Darauf ging sie mit ihren zwei Töchtern fort. Als nun niemand mehr daheim war, ging Aschenputtel zu seiner Mutter Grab unter den Haselbaum und rief :

„Bäumchen, rüttle dich und schüttele dich,

wirf Gold und Silber über mich!"

Da warf ihm der Vogel ein golden und silbern Kleid herunter und mit Seide und Silber ausgestickte Pantoffeln. Das zog es an und ging zur Hochzeit. Ihre Schwestern aber und die Stiefmutter kannten es nicht und meinten, es müsse eine fremde Königstochter sein, so schön sah es in den reichen Kleidern aus. An Aschenputtel dachten sie gar nicht und glaubten, es läge daheim im Schmutz. Der Königssohn kam ihm entgegen, nahm es bei der Hand und tanzte mit ihm. Er wollte auch sonst mit niemand tanzen, also dass er ihm die Hand nicht losließ, und wenn ein anderer kam, es aufzufordern, sprach er: „Das ist meine Tänzerin." Es tanzte, bis es Abend war, da wollte es nun nach Haus gehen. Der Königssohn aber sprach: „Ich gehe mit und begleite dich", denn er wollte sehen, wem das schöne Mädchen angehörte. Sie entwischte ihm aber und sprang in das Taubenhaus. Nun wartete der Königssohn, bis der Vater kam, und sagte ihm, das fremde Mädchen wäre in das Taubenhaus gesprungen. Da dachte der Alte: „Sollte es Aschenputtel sein?" Sie mussten ihm Axt und Hacken bringen, damit er das Taubenhaus entzwei schlagen konnte, aber es war niemand darin. Und als sie ins Haus kamen, lag Aschenputtel in seinen schmutzigen Kleidern in der Asche und ein trübes Öllämpchen brannte im Schornstein, denn Aschenputtel war geschwind aus dem Taubenhaus hinten gesprungen, und war zu dem Haselbäumchen gelaufen. Da hatte es die schönen Kleider ausgetan und aufs Grab gelegt und der Vogel hatte sie wieder weggenommen, und dann hatte es sich in seinem grauen Kittelchen in die Küche zur Asche gesetzt.

Am andern Tag, als das Fest von neuem anhub, und die Eltern und Stiefschwestern wieder fort waren, ging Aschenputtel zu dem Haselbaum und sprach:

„Bäumchen, rüttle dich und schüttele dich,

wirf Gold und Silber über mich!"

Da warf der Vogel ein noch viel stolzeres Kleid herab als am vorigen Tag. Und als es mit diesem Kleide auf der Hochzeit erschien, erstaunte jedermann über seine Schönheit. Der Königssohn aber hatte gewartet, bis es kam, nahm es gleich bei der Hand und tanzte nur allein mit ihm. Wenn die andern kamen und es aufforderten, sprach er: „Das ist meine Tänzerin." Als es nun Abend war, wollte es fort und der Königssohn ging ihm nach und wollte sehen, in welches Haus es ging, aber es sprang ihm fort und in den Garten hinter dem Haus. Darin stand ein schöner großer Baum, an dem die herrlichsten Birnen hingen, es kletterte so behänd wie ein Eichhörnchen und der Königssohn wusste nicht, wo es hingekommen war. Er wartete aber, bis der Vater kam, und sprach zu ihm: „Das fremde Mädchen ist mir entwischt, und ich glaube, es ist auf den Birnbaum gesprungen." Der Vater dachte: „Sollte es Aschenputtel sein?" Er ließ sich die Axt holen und hieb den Baum um, aber es war niemand darauf. Und als sie in die Küche kamen, lag Aschenputtel da in der Asche, wie sonst auch, denn es war auf der andern Seite vom Baum herab gesprungen, hatte dem Vogel auf dem Haselbäumchen die schönen Kleider wiedergebracht und sein graues Kittelchen angezogen.

Am dritten Tag, als die Eltern und Schwestern fort waren, ging Aschenputtel wieder zu seiner Mutter Grab und sprach zu dem Bäumchen:

„Bäumchen, rüttle dich und schüttele dich,

wirf Gold und Silber über mich!"

Nun warf ihm der Vogel ein Kleid herab, das war so prächtig, wie es noch keins gehabt hatte, und die Pantoffeln waren ganz golden. Als es in dem Kleid zu der Hochzeit kam, wussten sie alle nicht, was sie vor Verwunderung sagen sollten. Der Königssohn tanzte ganz allein mit ihm, und wenn es einer aufforderte, sprach er: „Das ist meine Tänzerin."

Als es nun Abend war, wollte Aschenputtel fort, und der Königssohn wollte es begleiten, aber es entsprang ihm so geschwind, dass er nicht folgen konnte. Der Königssohn hatte aber eine List gebraucht, und hatte die ganze Treppe mit Pech bestreichen lassen: da war der linke Pantoffel des Mädchens hängen geblieben. Der Königssohn nahm ihn weg und er war klein und zierlich und ganz golden. Am nächsten Morgen ging er damit zu dem Mann und sagte zu ihm: „Keine andere soll meine Gemahlin werden als die, an deren Fuß dieser goldene Schuh passt." Da freuten sich die beiden Schwestern, denn sie hatten schöne Füße. Die älteste ging mit dem Schuh in die Kammer und wollte ihn anprobieren, und die Mutter stand dabei. Aber sie konnte mit der großen Zehe nicht hineinkommen, und der Schuh war ihr zu klein, da reichte ihr die Mutter ein Messer und sprach: „Hau die Zehe ab, wenn du Königin bist, so brauchst du nicht mehr zu Fuß zu gehen." Das Mädchen hieb die Zehe ab, zwängte den Fuß in den Schuh, verbiss den Schmerz und ging heraus zum Königssohn. Da nahm er sie als seine Braut aufs Pferd und ritt mit ihr fort. Sie mussten aber an dem Grabe vorbei, da saßen die zwei Täubchen auf dem Haselbäumchen und riefen:

„Rucke di guh, rucke di guh,

Blut ist im Schuh,

Der Schuh ist zu klein,

die rechte Braut sitzt noch daheim."

Da blickte er auf ihren Fuß und sah, wie das Blut herausquoll. Er wendete sein Pferd um, brachte die falsche Braut wieder nach Hause und sagte, das wäre nicht die rechte, die andere Schwester solle den Schuh anziehen. Da ging diese in die Kammer und kam mit den Zehen glücklich in den Schuh, aber die Ferse war zu groß. Da reichte ihr die Mutter ein Messer und sprach: „Hau ein Stück von der Ferse ab, wenn du Königin bist, brauchst du nicht mehr zu Fuß zu gehen." Das Mädchen hieb ein Stück von der Ferse ab, zwängte den Fuß in den Schuh, verbiss den Schmerz und ging heraus zum Königssohn. Da nahm er sie als seine Braut aufs Pferd und ritt mit ihr fort. Als sie an dem Haselbäumchen vorbeikamen, saßen die zwei Täubchen darauf und riefen:

„Rucke di guh, rucke di guh,

Blut ist im Schuh,

Der Schuh ist zu klein,

die rechte Braut sitzt noch daheim."

Er blickte nieder auf ihren Fuß und sah, wie das Blut aus dem Schuh quoll und an den weißen Strümpfen ganz rot heraufgestiegen war. Da wendete er sein Pferd und brachte die falsche Braut wieder nach Haus. „Das ist auch nicht die Rechte", sprach er, „habt ihr keine andere Tochter?" „Nein", sagte der Mann, „nur von meiner verstorbenen Frau ist noch ein kleines verbuttetes Aschenputtel da; das kann unmöglich die Braut sein." Der Königssohn sprach, er sollte es heraufschicken, die Mutter aber antwortete: „Ach nein, das ist viel zu schmutzig, das darf sich nicht sehen lassen." Er wollte es aber durchaus haben und Aschenputtel musste gerufen werden. Da wusch es sich erst Hände und Angesicht rein, ging dann hin und neigte sich vor dem Königssohn, der ihm den goldenen Schuh reichte. Nun streifte es den schweren Schuh vom linken Fuß ab, setzte diesen auf den goldene n Pantoffel, und drückte ein wenig, so stand es darin, als war er ihm angegossen. Und als es sich aufbückte, erkannte er es im Angesicht und sprach: „Das ist die rechte Braut!" Die Stiefmutter und die beiden Schwestern erschraken und wurden bleich vor Arger; er aber nahm Aschenputtel aufs Pferd und ritt mit ihm fort. Als sie an dem Haselbäumchen vorbeikamen, riefen die zwei weißen Täubchen:

„Rucke di guh, rucke di guh

kein Blut im Schuh

Der Schuh ist nicht zu klein,

die rechte Braut, die führt er heim."

Und als sie das gerufen hatten, kamen sie beide herab geflogen und setzten sich dem Aschenputtel auf die Schultern, eine rechts, die andere links, und blieben da sitzen.

Als die Hochzeit mit dem Königssohn sollte gehalten werden, kamen die falschen Schwestern, wollten sich einschmeicheln und teil an seinem Glück nehmen. Als die Brautleute nun zur Kirche gingen, war die Älteste zur rechten, die Jüngste zur linken Seite, da pickten die Tauben einer jeden das eine Auge aus. Hernach, als sie herausgingen, war die Älteste zur linken und die Jüngste zur Rechten, da pickten die Tauben einer jeden das andere Auge aus. Und waren sie also für ihre Bosheit und Falschheit mit Blindheit auf ihr Lebtag bestraft.

Aufgaben:

Beantworte folgende Fragen:

Worum geht es in dem Märchen?Wer nimmt an der Handlung teil?Wie kann man die Figuren des Märchens beschreiben, wie verhalten sie sich?Was ist der zentrale Konflikt der Handlung?Warum kann Aschenputtel den Königssohn am Ende doch noch heiraten?Was geschieht am Ende mit den bösen Schwestern?

Die Schwestern werden am Ende hart bestraft. Wie findest du diese Strafe? Nimm Stellung.

Erkläre mit Hilfe des Merkkastens, warum „Aschenputtel“ ein Märchen ist.

Hans im Glück (Brüder Grimm)

Hans hatte sieben Jahre bei seinem Herrn gedient, da sprach er zu ihm: „Herr, meine Zeit ist herum, nun wollte ich gern wieder heim zu meiner Mutter, gebt mir meinen Lohn." Der Herr antwortete: „Du hast mir treu und ehrlich gedient, wie der Dienst, so soll der Lohn sein;" und gab ihm ein Stück Gold, das so groß als Hansens Kopf war. Hans zog sein Tüchlein, wickelte den Klumpen hinein, setzte ihn auf die Schulter und machte sich auf den Weg nach Haus. Wie er so dahin ging und immer ein Bein vor das andere setzte, kam ihm ein Reiter in die Augen, der frisch und fröhlich auf einem munteren Pferd vorbei trabte. „Ach“, sprach Hans ganz laut, „was das Reiten ein schönes Ding ist, da sitzt einer wie auf einem Stuhl, stößt sich an keinen Stein, spart die Schuh und kommt fort, er weiß nicht wie!" Der Reiter, der das gehört hatte, rief ihm zu: „Ei, Hans, warum läufst du auch zu Fuß?" „Ach, da muss ich den Klumpen heim tragen, es ist zwar Gold, aber ich kann den Kopf dabei nicht gerade halten und es drückt mir auch auf die Schulter." „Weißt du was“, sagte der Reiter und hielt an, „wir wollen tauschen, ich gebe dir mein Pferd und du gibst mir deinen Klumpen.“ „Von Herzen gern“, sprach Hans, „aber ich sage euch, ihr müsst euch damit schleppen." Der Reiter stieg ab, nahm das Gold und half dem Hans hinauf, gab ihm die Zügel fest in die Hände und sprach: „Wenn’s nun recht geschwind soll gehen, so musst du mit der Zunge schnalzen und hopp, hopp! rufen."

Hans war seelenfroh, als er auf dem Pferd saß und so frank und frei dahin ritt. Über ein Weilchen fiel’s ihm ein, es sollte noch schneller gehen und er fing an, mit der Zunge zu schnalzen, und hopp, hopp! zu rufen. Das Pferd setzte sich in starken Trab, und eh' sich’s Hans versah, war er abgeworfen und lag in einem Graben, der die Äcker von der Landstraße trennte. Das Pferd wär' auch durchgegangen, wenn es nicht ein Bauer aufgehalten hätte, der des Weges kam und eine Kuh vor sich trieb. Hans suchte seine Glieder zusammen und machte sich wieder auf die Beine. Er war aber verdrießlich und sprach zu dem Bauer: „Es ist ein schlechter Spaß, das Reiten, dazu, wenn man auf so eine Mähre gerät wie diese, die stößt und einen herabwirft, dass man sich den Hals brechen kann; ich setze mich nun und nimmermehr wieder auf. Da lob' ich mir eure Kuh, da kann einer mit Gemächlichkeit hinterher gehen und hat obendrein seine Milch, Butter und Käse jeden Tag gewiss. Was gäbe ich drum, wenn ich so eine Kuh hätte!" „Nun“, sprach der Bauer, „geschieht euch so ein großer Gefallen, so will ich euch wohl die Kuh für das Pferd vertauschen." Hans willigte mit tausend Freuden ein; der Bauer schwang sich aufs Pferd und ritt eilig davon. Hans trieb seine Kuh ruhig vor sich her und bedachte den glücklichen Handel. „Hab ich nur ein Stück Brot, und daran wird mir’s doch nicht fehlen, so kann ich, so oft mir's beliebt, Butter und Käse dazu essen; hab ich Durst, so melk' ich meine Kuh und trinke Milch: Herz, was verlangst du mehr?" Als er zu einem Wirtshaus kam, machte er Halt, aß in der großen Freude alles, was er bei sich hatte, sein Mittags- und Abendbrot rein auf und ließ sich für seine letzten paar Heller ein halbes Glas Bier einschenken. Dann trieb er seine Kuh weiter, immer nach dem Dorfe seiner Mutter zu. Die Hitze wurde aber drückender, je näher der Mittag kam und Hans befand sich in einer Heide, die wohl noch eine Stunde dauerte. Da ward es ihm ganz heiß, so dass ihm vor Durst die Zunge am Gaumen klebte. „Dem Ding ist zu helfen“, dachte Hans, „jetzt will ich meine Kuh melken, und mich an der Milch laben.“ Er band sie an einen dürren Baum und stellte seine Leder-Mütze darunter, aber so sehr er sich auch abmühte, es kam kein Tropfen Milch zum Vorschein. Weil er sich aber ungeschickt dabei anstellte, so gab ihm das ungeduldige Tier endlich mit einem der Hinterfüße einen solchen Schlag vor den Kopf, dass er zu Boden taumelte und eine Zeitlang sich gar nicht besinnen konnte, wo er war. Glücklicherweise kam gerade ein Metzger des Weges, der auf einem Schubkarren ein junges Schwein liegen hatte. „Was sind das für Streiche?", rief er, und half dem guten Hans auf. Hans erzählte, was vorgefallen war. Der Metzger reichte ihm seine Flasche und sprach: „Da trinkt einmal und erholt euch; die Kuh will euch wohl keine Milch geben, das ist ein altes Tier, das höchstens noch zum Ziehen taugt oder zum Schlachten." „Ei, ei“, sprach Hans und strich sich die Haare über den Kopf, „wer hätte das gedacht! Es ist freilich gut, wenn man so ein Tier ins Haus abschlachten kann, was gibt’s für Fleisch! Aber ich mache mir aus dem Kuhfleisch nicht viel, es ist mir nicht saftig genug. Ja, wer so ein junges Schwein hätte, das schmeckt anders, dabei noch die Würste!" „Hört Hans“, sprach da der Metzger, „euch zu Lieb' will ich tauschen und will euch das Schwein für die Kuh lassen." „Gott lohn' euch eure Freundschaft", sprach Hans, übergab ihm die Kuh und ließ sich das Schweinchen vom Karren losmachen und den Strick, woran es gebunden war, in die Hand geben. Hans zog weiter und überdachte, wie ihm doch alles nach Wunsch ginge, begegnete ihm ja eine Verdrießlichkeit, so würde sie doch gleich wieder gut gemacht. Es gesellte sich danach ein Bursche zu ihm, der trug eine schöne, weiße Gans unter dem Arm. Sie verweilten miteinander und Hans fing an, ihm von seinem Glück zu erzählen und wie er immer so vorteilhaft getauscht hätte. Der Bursch sagte, dass er die Gans zu einem Fest für eine Kindertaufe bringe: „Hebt einmal“, fuhr er fort und packte sie bei den Flügeln, „wie sie schwer ist, sie ist aber auch acht Wochen lang genudelt worden. Wer in den Braten beißt, muss sich das Fett von beiden Seiten abwischen." „Ja“, sprach Hans, und wog sie mit der einen Hand, „die hat ihr Gewicht, aber mein Schwein ist auch keine Sau." Indessen sah sich der Bursche nach allen Seiten ganz bedenklich um, schüttelte auch wohl mit dem Kopf. „Hört“, fing er darauf an, „mit eurem Schweine mag’s nicht ganz richtig sein. In dem Dorfe, durch das ich gekommen bin, ist eben dem Bürgermeister eins aus dem Stall gestohlen worden. Ich fürchte, ich fürchte, ihr habt’s da in der Hand, es wäre ein schlimmer Handel, wenn sie euch damit fänden, das Geringste ist, dass ihr ins finstere Loch gesteckt werdet." Dem guten Hans ward bang: „Ach Gott“, sprach er, „helft mir aus der Not, ihr wisst hier herum besser Bescheid, nehmt mein Schwein da, und lasst mir eure Gans." „Ich muss schon etwas aufs Spiel setzen“, antwortete der Bursche, „aber ich will doch nicht schuld sein, dass ihr ins Unglück geratet." Er nahm also das Seil in die Hand und trieb das Schwein schnell auf einem Seitenweg fort; der gute Hans aber ging seiner Sorgen entledigt mit der Gans unter dem Arm seiner Heimat zu. „Wenn ich’s gut überlege“, sprach er mit sich selbst, „habe ich noch einen Vorteil bei dem Tausch, erst den guten Braten, hernach die Menge von Fett, die herausträufeln wird, das gibt Gänsfettbrot für ein Vierteljahr und endlich die schönen weißen Federn, die lass ich mir in mein Kopfkissen stopfen, und darauf will ich wohl ungewiegt einschlafen. Was wird meine Mutter eine Freude haben!" Als er durch das letzte Dorf gekommen war, stand da ein Scherenschleifer mit seinem Karren, und sang zu seiner schnurrenden Arbeit: „Ich schleife die Schere und drehe geschwind und hänge mein Mäntelchen nach dem Wind!" Hans blieb stehen und sah ihm zu; endlich redete er ihn an und sprach: „Euch geht’s auch wohl, weil ihr so lustig bei eurem Schleifen seid." „Ja, antwortete der Scherenschleifer, das Handwerk hat einen goldenen Boden. Ein rechter Schleifer ist ein Mann, der, so oft er in die Tasche greift, auch Geld darin findet. Aber wo habt ihr die schöne Gans gekauft." —