Schwarz auf weiß - Sven Stroh - E-Book

Schwarz auf weiß E-Book

Sven Stroh

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Beschreibung

"Schwarz auf weiß" ist ein tiefgründiges Buch über Empfindungen, Gemütszuständen und Themen, die uns Menschen jeden Tag beschäftigen. Trauer, Wut, Leidenschaft, Liebe, Hoffnung, Sehnsucht, Träume und Wahrheit werden in Erzählungen und Gedichten behandelt und nehmen die Leser*innen mit auf eine Reise durch die Gedankenwelt des Autors.

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Seitenzahl: 72

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Über den Autor

Geb. 1980 in Göppingen. Abitur (2000), Studium an der Universität Konstanz (sieben Semester Soziologie, Kunst- und Medienwissenschaften, deutsche Literatur, Philosophie). 2007 Abschluss als Marketing- und Kommunikationswirt (WFA) an der südwestdeutschen Akademie für Marketing- und Kommunikation e.V. in Stuttgart. Neben seinem Hauptberuf als Buchhalter betreibt der in Baden- Württemberg lebende Hobbyimker eine kleine Werbeagentur.

Mehr Infos auf www.sven-stroh.de

Für meine Familie und Freunde.

Inhalt

Erzählungen

Begegnung

Alice

1-2-3- Spielen ist vorbei

Golden Gate Bridge

Der Junge und das Meer

Der Erste

Angekommen

Kleine Fabel

Herr K.

Nur ein Traum

Das zehnte Loch

Katzenjammer

Ein halbes Leben Kurzfilmdrehbuch

Die Brücke

Gedichte

Hinter den Wolken

Liebe

Glück

Mein Leben für dich

Die andere Seite

Sonne, Mond und Sterne

Gemeinsame Welt

Leise Begleiterin

Versetzt

Gleiches Blut

Worte fehlen

Verbunden

Dein Wesen

Kinderbild

Die Arbeiterin

Hoffnung

Schwarz auf weiß

Nie gesagt

Spiegelbild

Lehrerin

Alles wird gut

Pause

Eskapismus

Erzählungen

Begegnung

Er schlenderte missmutig die Straße hinunter. Den Kopf zu Boden geneigt mit den Händen in den Taschen, wollte er nichts erkennen und empfinden, was sich in seiner Umgebung abspielte. Der Gehsteig war voller Leben. Menschen mit persönlichen Schicksalen, die stur und konsequent ihren Dingen nachgingen. An sein eigenes Schicksal dachte er jedoch nicht. Der Stau auf der Straße sowie der dadurch entstehende Lärm waren unerträglich geworden. Der Gestank der Autos, der in der Luft lag und wegen der hohen Gebäude nicht zu entrinnen vermochte, vernebelte die Sinne, doch selbst diese Tatsache brachte ihn in keinerlei Weise aus der Ruhe.

Er wollte für sich sein aber nicht alleine. Er hatte kein konkretes Ziel, außer dem Ziel spazieren zu gehen. Immer wieder schossen ihm einzelne Fragmente von Gedanken durch den Kopf, aber er war zu träge sie weiter auszuführen. Aus einem Reflex heraus blickte er plötzlich auf. Als sein Kopf sich in der Senkrechten wiedergefunden hatte, sah er zum ersten und zum letzten Mal in das Antlitz eines schönen Mädchens, das zusammen mit ihren Freundinnen auf ihn zugelaufen kam. Er zügelte seinen Gang, denn sie kam näher und näher und er wollte diesen Zustand des Glücks so lange es ging auskosten.

Er hatte noch nie etwas derart Schönes gesehen und wurde nervös. Er sah jetzt nur noch das Mädchen, seine Augen tänzelten vor Freude, die Umgebung verschwamm im undurchsichtigen Nichts. Der Trubel und Gestank der Stadt waren weiter entfernt von seiner Wahrnehmung wie jemals zuvor.

Sie war mittelgroß, hatte langes, glattes, dunkelbraunes Haar und unter ihrem roten Wintermandel versteckten sich schwarze Stiefel und ein knielanger Rock. Ihr Lächeln war so warm wie die Sonne und ließ ihre Bäckchen rötlich schimmern. Jetzt war sie fast bei ihm angekommen und eine leise Trauer überflog ihn, da dieser schöne Moment bald vorbei sein würde.

Er starrte sie jetzt regelrecht an. Unbewusst. Sie wird wieder eines von den Mädchen sein, die für einen kurzen Moment in sein Leben getreten sind, ihm den Kopf verdrehten und dann für immer verschwanden. Sollte diese Tatsache nun für immer vorbei sein? Wagte er es, sie anzusprechen? Sollte ab hier dieses stumpfe Dasein keine Fortsetzung mehr erhalten? Gefühle taugen nun mal nichts, wenn man sie nicht weitergeben kann. Er traute sich nicht. Sie lief an ihm vorbei. Eine kurze Nähe, mehr nicht. Er blieb stehen und drehte sich um. Wind kam auf und kitzelte seinen Nacken während er gleichzeitig ihren roten Mantel in sanfte Bewegungen setzte. Er rührte sich nicht und sah ihr einfach nur nach. Er versuchte krampfhaft, sich an ihr Gesicht zu erinnern.

Je kleiner sie wurde, desto weiter war sie aus seinem Leben verschwunden. Für einen kurzen Moment gab es nur sie und ihn auf der Welt. Er blickte ihr noch so lange nach, bis sie im Trubel der Massen verschwand. Kein Rot mehr auf dem Gehweg. Er hatte sie für immer verloren, und sie wusste es noch nicht einmal.

Alice

Die Arme um den Nacken verschränkt, lag Alice auf ihrem gemachten Bett und starrte an die Decke. Hier und da ein kleiner schwarzer Fleck. Die Überreste einer zerquetschten Spinne oder Schnake. Ansonsten nichts als weiße Leere. Sie wandte den Blick von der Decke ab und schaute auf das Display ihres Smartphones, das direkt neben ihr lag. Keine Nachrichten, keine neuen Likes und keine Anrufe. Sie warf das Handy zur Seite. Das Display ging wieder aus. Hier und da waren ein paar kleine Kratzer zu erkennen, ansonsten schwarze Leere. Sie schloss ihre Augen und schaute in sich hinein. Kleine Erinnerung und unvollständige Gedankenfetzen. Manchmal schmerzhaft, manchmal schön. Ein einfaches Leben ohne große Sorgen und Probleme, aber eben auch leider belanglos und austauschbar. Eine unsichtbare Leere.

Es war erst Freitag Mittag. Die Schule war aus und das Wochenende konnte beginnen. Draußen herrschte wunderbares Wetter, das jedoch keinen Einlass in das verdunkelte Zimmer des Mädchens bekam. Sie schloss wieder die Augen und versuchte ein Nickerchen zu machen. Unruhig wechselte sie ihre Position auf die Seite. Sie spürte den Druck des Handys auf ihrer Hüfte und zog es beiseite. Ein kurzer sinnloser Blick aufs Display. Es machte keinen Sinn mehr auf etwas zu warten was nicht kommen wird. Er war weg. Sie musste etwas unternehmen.

Plötzlich richtete sie sich auf. Sie sprang aus dem Bett, schnappte sich ihre Tasche und Schuhe und rannte in Richtung Haustür. Sie nahm den Bus in Richtung Innenstadt. Ein Anflug von Euphorie kam in ihr auf. Den Kopf am Fenster des Busses stützend, den Blick hinaus auf Straßen eines wunderschönen Frühlingstages, fühlte sie sich auf einmal bestätigt in ihrem Tun. Alles ergab nun einen Sinn. Die Zuversicht wuchs mit jeder Minute. Es war wie eine Belohnung für ihre Seele. Für einen kurzen Moment erschien ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Es war das erste an diesem Tag.

In der Innenstadt angekommen, stürzte sie sich in die Menschenmenge und ließ sich vom Trubel der Großstadt treiben. Sie steuerte ihren Lieblingsshop an und kaufte sich neue Klamotten. Als sie den Laden mit der Einkaufstüte verließ, spürte sie endlich eine innere Zufriedenheit. Die Anziehungskraft der Marken und Logos war unwiderstehlich. Werbung und Leuchtreklame taten ihr übriges. Auf ein neues Paar Schuhe folgte eine passende Tasche, zu den neuen Ohrringen etwas Make-up und Pflegeprodukte. Aus einer Einkaufstasche wurden mehrere. Sie war wie im Rausch. Es gab keinen Missmut mehr. Sie tänzelte mit einem breiten Grinsen die Fußgängerzone auf und ab, bis sie nach drei Stunden völlig erschöpft aber glücklich in den Bus stieg, der sie wieder nach Hause brachte.

Dort angekommen, ging sie mit ihrer Beute in ihr Zimmer, setzte sich auf die Bettkante und stellte die Taschen zu ihrer rechten auf den Boden. Ihre Arme stütze sie auf ihren Schenkel. Ein kurzer Seufzer. Dann wandte sie den Blick von den Taschen ab. Zwei Minuten lang passierte nichts. Sie saß einfach nur da. Die Zeiger der Wanduhr zogen langsam ihre Kreise und tickten ins Unendliche, während das Lächeln auf ihrem Gesicht verflog. Sie ließ sich nach hinten auf den Rücken fallen und schloss die Augen. Das Smartphone störte sie in ihrer Gesäßtasche. Sie nahm es heraus und prüfte ihre Kanäle. Wieder nichts neues. Sie legte es beiseite und atmete tief durch. Plötzlich ein sanfter Klingelton. Eine neue Nachricht. Sie tastete mit der rechten Hand nach dem Telefon und entsperrte es. Dann öffnete sie den Messenger und las die wenigen Zeilen ihrer besten Freundin: „Mir ist langweilig, Lust auf shoppen?“

Ohne zurück zu schreiben legte sie das Gerät auf ihre Brust. Sie wurde traurig aber konnte nicht weinen. Irgendetwas hielt sie davon ab. Eine traurige Leere in ihrem Leben, die er bei ihr hinterließ und die sie momentan alleine nicht zu füllen vermochte.

1-2-3- Spielen ist vorbei

Nervös starrte er auf seine Armbanduhr während er den beiden beim Spielen im Wohnzimmer zuschaute. Draussen dämmerte es bereits und langsam aber sicher kam der Moment zum Schlafen gehen. Um den Größeren machte er sich keine Sorgen, aber allein der Gedanke an die mögliche Reaktion des Kleineren verursachte ein mulmiges Gefühl in seiner Magengegend weil er mit seinen drei Jahren das ganze einfach noch nicht verstehen konnte. Er gab den Kindern noch fünf Minuten bevor er das Spielen als beendet erklärte, sich von seinem Stuhl aufrichtete und langsam auf die Kinder zuging. Mit ruhigem und leisem Ton forderte er sie auf, sich ihre Schlafanzüge anzuziehen, sich die Zähne zu putzen und sich in Richtung Schlafzimmer zu begeben. Der Größere befolgte alle Anweisungen ohne sich zu beschweren und verschwand auch kurz darauf im Bett, der Kleinere jedoch machte wie immer Probleme.

Ich will zu meiner Mama. Da war er wieder. Dieser eine Satz, der ihn zur Verzweif