Schwarz. Rot. Wir. - Pierrot Raschdorff - E-Book

Schwarz. Rot. Wir. E-Book

Pierrot Raschdorff

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Beschreibung

Weshalb staunt die deutsche Öffentlichkeit noch immer über Schwarze Frauen, die Theaterintendantin oder Tatort-Kommissarin werden? Woher kommt diese Irritation?

Um unsere Vielfalt zu leben, brauchen wir Vorbilder – und keine Vorurteile. Vor allem brauchen wir Vorbilder, die bewusst mit Stereotypen brechen. Denn Vorurteile führen zur Spaltung der Gesellschaft, allein 70 Prozent der Deutschen spüren sie schon heute. Um dieser Spaltung entgegen zu wirken, müssen wir unsere Gemeinsamkeiten suchen, unsere eigenen Vorurteile überwinden. Schwarz. Rot. Wir. stellt neue Vorbilder als Diversity Champions vor und Pierrot Raschdorff zeigt, wie mächtig diese Diversity Champions sein können. Er nähert sich Begriffen wie Cancel Culture, Identitätspolitik und kultureller Aneignung an, zeigt auf, wie wir als Gemeinschaft damit umgehen können, und dass der wichtigste Aspekt innerhalb der Debatte immer der respektvolle Dialog ist.

Ein Plädoyer für eine gelebte Vielfalt in Deutschland.

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Seitenzahl: 219

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Buch

Weshalb staunt die deutsche Öffentlichkeit noch immer über Schwarze Frauen, die Theaterintendantin oder Tatort-Kommissarin werden? Woher kommt diese Irritation?

Um unsere Vielfalt zu leben, brauchen wir Vorbilder – und keine Vorurteile. Vor allem brauchen wir Vorbilder, die bewusst mit Stereotypen brechen. Denn Vorurteile führen zur Spaltung der Gesellschaft, allein 70 Prozent der Deutschen spüren sie schon heute. Um dieser Spaltung entgegen zu wirken, müssen wir unsere Gemeinsamkeiten suchen, unsere eigenen Vorurteile überwinden. Schwarz. Rot. Wir. stellt neue Vorbilder als Diversity Champions vor und Pierrot Raschdorff zeigt, wie mächtig diese Diversity Champions sein können. Er nähert sich Begriffen wie Cancel Culture, Identitätspolitik und kultureller Aneignung an, zeigt auf, wie wir als Gemeinschaft damit umgehen können, und dass der wichtigste Aspekt innerhalb der Debatte immer der respektvolle Dialog ist.

Autor

Pierrot Raschdorff, geboren 1981, ist Marketingleiter und Diversity-Experte. Er hält seit vielen Jahren Vorträge und Workshops zum Thema Diskriminierung und Rassismus. Mit den Erfahrungen als Mensch, der in Ruanda geboren, dessen bewusstes Denken aber in Ostfriesland beginnt, ist der Umgang mit Stereotypen seit jeher ein Begleiter seines Lebens. Pierrot Raschdorff ist diplomierter Politikwissenschaftler und zertifizierter Mediator.

Pierrot Raschdorff

Schwarz. Rot. Wir.

Wie Vielfalt uns reicher macht.

Alle Ratschläge in diesem Buch wurden vom Autor und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung des Autors beziehungsweise des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.

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Originalausgabe September 2022

Copyright © 2022: Mosaik Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlag: Sabine Kwauka

Umschlagmotiv: © Axel Martens

Redaktion und Sensitivity Reading: Chantal-Fleur Sandjon

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

GS ∙ IH

ISBN 978-3-641-28801-3V002

www.mosaik-verlag.de

Für Malia Adriana

Inhalt

Einleitung.

Herkunft.

Wer bin ich.

Mein Ostfriesland.

Sozialisierung und Vorbilder.

Meine Perle.

Außerhalb vom Kokon.

Gesellschaft.

Aktuelle Lage.

Dimensionen von Vielfalt.

Einwanderungsland Deutschland.

Diversity Management.

Macht der Medien.

Identität.

Warum ich keinen Migrationshintergrund habe.

Deine und meine Identität.

Identitätspolitik.

Denken.

Niemand ist frei von Schubladen.

Der Gedankenfalle entkommen.

Wir und die anderen.

Neue Bilder wirken.

Vielfalt…

bedeutet Zugehörigkeit.

steckt in jedem Menschen.

ist eine Frage von Macht.

ist Sensibilisierung und Reflexion.

Brief an meine Tochter.

Dir ein Vorbild sein.

Eine Wir-Kultur.

Wut durch Dialog ersetzen.

Weniger Neid.

Danke.

Glossar.

Literatur.

Anmerkungen.

Einleitung.

Herkunft.

Wer bin ich.

Manchmal begleitet mich also ein Scheinwerfer durchs Leben, oft zeigt sich mein vermeintliches Anderssein oder vielmehr das Andersgemachtwerden (Othering) aber als ein ständiges Rauschen. Ein Rauschen wie eine immer dröhnende Klimaanlage im Raum, die einfach nicht aufhören will, Lärm zu machen. Es ist das Rauschen, welches das Gefühl begleitet, nicht dazuzugehören, ein gesellschaftlicher Fremdkörper zu sein und unter Beobachtung zu stehen.

Darauf möchte ich hinarbeiten, dass dieses Rauschen aufhört und in jedem Raum, jeder Gesellschaft, in der ich mich bewege, alle von uns auch Ruhe genießen und innerlich abschalten können. Es klingt so simpel und trivial. »Wir leben doch in einer vielfältigen Welt!«, »Ich habe schon lange keine Vorurteile mehr.«, »Wieso muss überhaupt noch über Vielfalt geredet werden?« – Sätze, die heute regelmäßig fallen und mir und uns allen vermitteln wollen, dass wir es eigentlich geschafft haben, dass viele Menschen diskriminierendes Denken und Handeln überwunden haben.

Ich finde diese Aussagen interessant, da wir auf der anderen Seite immer wieder von rassistischen Übergriffen lesen und hören, immer wieder Alltagsrassismus erleben oder mitbekommen. Will man es einfach nicht mehr sehen oder wahrhaben? Was mir in meiner Auseinandersetzung mit Diversity immer deutlicher wird: Sich mit Diskriminierung zu beschäftigen strengt gewaltig an. Also nicht nur darüber zu lesen, sondern sich selbst zu betrachten und die eigenen vorurteilsbehafteten Denkmuster wahrzunehmen.

Jegliche Form der Verbesserung beginnt also nicht nur auf der strukturellen Ebene, also bei (politischen) Rahmenbedingungen, sie kann, sollte und muss auch bei einem selbst starten. So möchte ich auch beginnen, bei mir und meiner Identität und meiner Herkunft. Wer bin ich, und wie bin ich zu diesem Menschen geworden? Denn die Frage nach der eigenen Identität und danach, wer man ist, ist für die gesamte Debatte um Vielfalt zentral. Wer möchte ich sein, und wie werde ich gesehen, welche Rolle spielen Hautfarbe, meine soziale Herkunft, Geschlecht oder eine mögliche Behinderung?

Ich kann mich heute nicht mehr daran erinnern, wann ich mich das erste Mal im Spiegel betrachtet und bemerkt habe, dass meine Hautfarbe eine andere ist als die der meisten Menschen in meinem Umfeld.

Ein Teil meiner Identität ist es, Ostfriese zu sein. Für viele andere Menschen in Deutschland ist die Tatsache eines Schwarzen Ostfriesen immer noch ein Aha-Moment, ein Widerspruch oder im schlimmsten Fall unmöglich. Dies möchte ich gleich zu Beginn hervorheben, dass es heute noch eine Besonderheit für viele Menschen darstellt: Schwarz sein, deutsch sein, die Heimat ist Ostfriesland.

Bin ich unter Freunden, die zu 98% weiß sind, und erzähle von Alltagsrassismus und Mikroaggressionen, die mir als Schwarzem Deutschen begegnen, so sind sie überrascht. Sie wundern sich, dass ich solche Zusammenhänge nach wie vor hierzulande erläutern muss. Doch es ist bis heute Alltag, dass mir und anderen PoC Herkunftsfragen gestellt werden. Irgendwas scheint für viele nicht zusammenzupassen, was zu häufigem Nachfragen führt und oft in der Frage endet: »Du bist Ostfriese, aber wo kommst du denn wirklich her?«

Bis heute ist meine Hautfarbe in Deutschland etwas Besonderes, etwas, das thematisiert werden muss. Immer und immer wieder, ob von entfernten Bekannten beim Dinner, von Fremden in der Supermarktschlange oder auf dem Spielplatz von anderen Eltern oder Großeltern. Menschen, die mich zum ersten Mal sehen, verbinden in diesem Augenblick selten einen Ostfriesen mit meiner Person. Und dies selbst noch, wenn ich den Mund aufmache und mein leicht norddeutscher Dialekt zutage kommt.

»Pierrot, du musst damit leben, dass du nun mal anders und der einzige Schwarze im Raum bist.« Das sagte mir ein weißer Bekannter vor einigen Jahren, zusammen mit dem Hinweis, dass ich lernen müsse, einfach weniger empfindlich zu sein. Ein Rat, den von Rassismus betroffene Menschen seit Jahren und Jahrzehnten zu hören bekommen.

Richtig, ich muss damit leben, allerdings möchte ich nicht damit leben. Es ist eine Erfahrung, die ich niemandem wünsche. Vor allem in meiner Heimatregion bin und war ich aus der Perspektive der Mitmenschen auch ein »Exot«, vor allem in meiner Kindheit. Es gibt nun mal wenige Schwarze in Ostfriesland, und daher ist es auch für mich prinzipiell nicht verwunderlich, wenn mir die Frage nach meiner Herkunft gestellt wird. Das vermeintlich Andere wird schließlich oftmals hinterfragt.

Ich thematisiere es hier aber, weil in dieser Frage etwas sehr Persönliches und Intimes enthalten ist, das vielleicht vom Fragesteller so gar nicht intendiert ist, bei genauer Betrachtung aber auch den meisten Fragesteller*innen einleuchtet. Ein Eindringen in meine ganz eigene Biografie und Herkunftsgeschichte, das sich an sonst übliche gesellschaftliche Regeln im Miteinander nicht zu halten scheint.

Zudem verdeutlicht diese Frage historisch gewachsene Strukturen und verdeckte Hierarchien in unserem Zusammenleben. Es ist die eine Gruppe, die sich nie erklären muss und es gleichzeitig aus ihrer Position heraus als Selbstverständlichkeit sieht, anderen Fragen nach Herkunft, Familie, Kultur und Ursprung zu stellen.

Als mir gesagte wurde, ich sollte dieses »Anderssein durch meine Hautfarbe« annehmen, hinterließ das ein ungutes Gefühl bei mir. Wer ich bin, was es bedeutet, Schwarz in Deutschland zu sein, nehme ich selbstverständlich an, denn ich lebe in Deutschland, seit ich denken kann, und das auch sehr gern. Aber gerade deswegen muss ich auch dieses Gefühl thematisieren. Das Gefühl nicht dazuzugehören, nur aufgrund meiner Hautfarbe. Das muss ich nicht akzeptieren und will es auch nicht, denn dieses negative Gefühl sollte einfach nicht zu mir gehören. Es ist ein Gefühl, das weiße Menschen in Deutschland niemals fühlen müssen. Sie sind in einem gesellschaftlichen Konstrukt aufgewachsen, in dem Rassismus zwar eine (Rand-)Erscheinung ist, sie aber trotzdem keine Rassist*innen sind, nur weil sie es von sich selbst behaupten. Damit, wie auch sie in ihrem Leben rassistisch sozialisiert wurden, müssen sie sich anscheinend nicht auseinandersetzen.