Schwarzer Regen (Kurzgeschichte, Krimi) - Volker Dützer - E-Book

Schwarzer Regen (Kurzgeschichte, Krimi) E-Book

Volker Dützer

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Beschreibung

Die schreckliche Bedeutung des Wortes Ewigkeit

Nicht genug damit, dass seine Frau spurlos innerhalb der Mauern seines eigenen Hauses verschwindet. Eines Morgens findet der erfolglose Schriftsteller Dominik eine unheimliche Botschaft auf seinem Scheibtisch: „Hüte dich!“ Auch die Seiten seines neuen Manuskripts füllen sich ohne sein Zutun mit seltsamen Warnungen. Ist er selbst der Urheber? Verliert er den Verstand oder ist er nicht allein in dem alten Haus auf dem Hügel, das er bald nicht mehr verlassen kann?

Über booksnacks

Kennst du das auch? Die Straßenbahn kommt mal wieder nicht, du stehst gerade an oder sitzt im Wartezimmer und langweilst dich? Wie toll wäre es, da etwas Kurzweiliges lesen zu können. booksnacks liefert dir die Lösung: Knackige Kurzgeschichten für unterwegs und zuhause!

booksnacks – Jede Woche eine neue Story!

k.A. Über den Autor/die Autorin

Volker Dützer, geboren 1964, lebt und arbeitet im Westerwald. Die Bandbreite seiner Romane reicht vom lupenreinen Kriminalroman über Science-Thriller bis zur Horror-Kurzgeschichte.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 79

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Kurz vorab

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie schön, dass du dich für diesen booksnack entschieden hast! Ich möchte dich auch gar nicht lange aufhalten, denn sicher hibbelst du der folgenden Kurzgeschichte schon voller Freude entgegen.

Aber ich möchte dir vorab ganz kurz die wichtigsten Merkmale einer Kurzgeschichte in Erinnerung rufen:

Der Name ist Programm: Alle Kurzgeschichten haben ein gemeinsames Hauptmerkmal. Sie sind kurz.

Kurz und knapp sind auch die Handlung und die erzählte Zeit (Zeitsprünge sind eher selten).

Ganz nach dem Motto

»

Einleitungen werden total überbewertet

«

fallen Kurzgeschichten meist sofort mit der Tür ins Haus.

Das zweite Motto lautet

»

Wer braucht schon ein Happy End?

«

Also bereite dich auf einen offenen Schluss und/oder eine Pointe am Ende der Geschichte vor. Das Geheimnis dahinter: Kurzgeschichten sollen dich zum Nachdenken anregen.

Versuch deine Neugier zu zügeln, denn auch für die Beschreibung der Charaktere und Handlungsorte gilt

»

in der Kürze liegt die Würze

«

.

Die Aussage des Textes ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich

. Hier bist DU gefragt, um zwischen den Zeilen zu lesen und deine persönliche Botschaft aus der Geschichte zu ziehen.

Jetzt bist du gewappnet für unseren literarischen Snack. Und findest du nicht auch, dass man diesen gleich noch mehr genießen kann, wenn man weiß was drin ist?

Viel Spaß beim Booksnacken wünscht dir

Stephanie Schönemann

Programmleitung dp DIGITAL PUBLISHERS

Über die Kurzgeschichte

Nicht genug damit, dass seine Frau spurlos innerhalb der Mauern seines eigenen Hauses verschwindet. Eines Morgens findet der erfolglose Schriftsteller Dominik eine unheimliche Botschaft auf seinem Scheibtisch: „Hüte dich!“ Auch die Seiten seines neuen Manuskripts füllen sich ohne sein Zutun mit seltsamen Warnungen. Ist er selbst der Urheber? Verliert er den Verstand oder ist er nicht allein in dem alten Haus auf dem Hügel, das er bald nicht mehr verlassen kann?

Impressum

Erstausgabe November 2018

Copyright © 2018, booksnacks, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Made in Stuttgart with ♥ Alle Rechte vorbehalten ISBN: 978-3-96087-484-3

Titel- und Covergestaltung: Anne Peisler unter Verwendung eines Motivs von © Venera Salman/shutterstock.com

Korrektorat: Daniela Pusch

Dies ist eine überarbeitete Neuausgabe des bereits 2012 bei Chichili-Agency erschienenen Titels Schwarzer Regen.

Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Buches sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.

Schwarzer Regen

Volker Dützer

17. September

Erleichtert wurde Dominik klar, dass er auch an diesem Morgen nicht in der Hölle aufgewacht war. In der Hölle regnete es nicht. So erzählte man sich jedenfalls. Aber dieser Regen war anders. Seine Kraft und Intensität übertraf jedes Unwetter, das Dominik je erlebt hatte.

Müde fuhr er sich mit der Hand über die Augen, als könne er damit den langsam verblassenden Albtraum vertreiben. An jedem Morgen spülte der unaufhörlich herabstürzende Regen die apokalyptischen Bilder von Dominiks Seele. Dennoch kehrte der Traum seit vier Nächten hartnäckig zurück.

Seit einem Jahr hatte er keine Zeile zu Papier gebracht. Seine Unfähigkeit, Worte zu sinnvollen Sätzen aneinanderzureihen, wäre nicht weiter tragisch gewesen, wäre Dominik nicht zufällig Schriftsteller.

Er musste nicht erst in den Tiefen seiner Seele nach der Ursache für seine Schreibblockade suchen, er kannte den Grund. Am 20. September vor einem Jahr war Laura verschwunden. Er hatte ihre Schritte noch auf der Treppe gehört – die zweite und elfte Stufe der alten Holztreppe knarrten wie die letzten Seufzer eines Todkranken, wenn man sie betrat. An jenem Septembertag stöhnte die Treppe nur ein einziges Mal. Laura war nie im Erdgeschoss angekommen. Zwischen den Stufen war etwas geschehen, das ihn in den Wahnsinn zu treiben drohte, wenn er darüber nachdachte. Laura hatte sich verflüchtigt wie ein Spuk nach Mitternacht. Sie war in diesem Haus verschwunden, ohne eine Spur zu hinterlassen, von einem zum anderen Augenblick. Obwohl das unvorstellbar schien, war es so gewesen.

Gedankenverloren massierte er den Ringfinger der rechten Hand. Einem teuflischen Zufall verdankte er, dass er an jenem Tag nicht nur seine Frau verloren hatte, sondern auch seinen Ehering. Damit war das letzte Band zwischen Laura und ihm zerrissen.

Als er an diesem Morgen das Arbeitszimmer im Erdgeschoss betrat, musste er eine Entscheidung treffen. Ein Schreiberling, der nichts weiter als leere Seiten produzierte, war ein toter Mann. Wachsam, als stelle er sich einem alten Feind, näherte sich Dominik dem Schreibtisch; einem Ungetüm aus einem Zeitalter, als Textverarbeitungsprogramme und Laptops nur in den Fieberträumen eines Jules Verne existierten.

Die Tischplatte war bedeckt mit zerknüllten Manuskriptblättern, unbeendeten Entwürfen und spontan entworfenen Clustern, die sein Unterbewusstsein anregen sollten. Mit einer wütenden Handbewegung wischte er alles vom Tisch. Zurück blieb eine von der Zeit geschwärzte, leere Tischplatte.

Wütend und frustriert drehte er sich dem Ausgang zu, doch dann erregte ein seltsam geformter Riss im Holz seine Aufmerksamkeit. Was er zunächst für ein zufälliges Spiel aus Licht und Schatten gehalten hatte, verwandelte sich bei genauem Hinsehen in ein zielgerichtet erzeugtes Muster. Neugierig strich er mit den Fingern über die frischen Vertiefungen in dem altersdunklen Holz. Jemand hatte vor Kurzem zwei Worte hineingeritzt.

Hüte dich

Als er das Haus vor zwei Jahren gekauft hatte, waren die Zimmer leer gewesen bis auf ein einzelnes Möbelstück: den mächtigen Eichenholzschreibtisch. Wahrscheinlich war der Tisch zu schwer und sperrig gewesen, um ihn aus dem Haus zu transportieren. Dominik hatte versucht, ihn bei der Renovierung des Arbeitszimmers von der Stelle zu bewegen, aber es war ihm nicht gelungen.

Hüte dich

Vorsichtig strich er mit den Fingerspitzen über die Kerben. Er war sicher, die Worte nie zuvor bemerkt zu haben. Immerhin hatte er zahllose Stunden an diesem Tisch verbracht und kannte jede Schramme und jedes Astloch. Möglicherweise existierte die ungelenke Gravur erst seit heute Morgen, vielleicht aber auch seit vielen Tagen. Seit Wochen hatte er das Arbeitszimmer gemieden wie einen unheilvollen Ort, an dem ihn unweigerlich sein Schicksal ereilen würde.

Hüte dich

Was sollte das bedeuten? Wann waren die Worte geschrieben worden und vor allem – von wem?

Einen Augenblick lang glaubte er, in den Kerben Lauras Handschrift zu erkennen, aber die Hoffnung verflog so schnell wie der Albtraum der letzten Nacht. Entweder war jemand in das Haus eingedrungen, um diese Warnung zu hinterlassen, oder er hatte die Worte selbst in die Tischplatte geritzt, ohne sich daran zu erinnern. Immerhin nahm die Zahl seiner Blackouts proportional zu den leeren Portweinflaschen im Keller zu.

Sein Magen knurrte und erinnerte ihn daran, dass er seit gestern Abend nichts zu sich genommen hatte – wenn man vom Sherry absah. Mechanisch riss er das oberste Blatt vom Abreißkalender.

In der Diele erklang die Türglocke. Es war viertel vor elf. Dunkel entsann sich Dominik, dem Schreiner am Ende der Straße vor ein paar Tagen den Auftrag erteilt zu haben, den verklemmten Rollladen im Schlafzimmer zu reparieren. Er verließ das Arbeitszimmer und vergaß vorübergehend die sonderbare Schrift.

Der Schreiner erwies sich als weißhaariges Männlein von fast neunzig Jahren. Dominik befürchtete, der alte Handwerker könne unter der Last seiner Werkzeugkiste zusammenbrechen, bevor er das Obergeschoss erreicht hatte. Zu seinem Erstaunen besaß der Alte mehr Kraft, als er ihm zugetraut hatte. Obwohl er hinkte und das linke Bein nachzog, erklomm er die Treppe schnell und sicher. Die zweite und elfte Stufe ächzten unter seinem Gewicht.

Das Knarren der Treppenstufen beschwor den Tag von Lauras Verschwinden herauf. Dem Polizeibeamten zu erklären, sie sei auf ihrem Weg vom Schlafzimmer in die Küche spurlos verschwunden, war ein Fehler gewesen, den er zu spät bemerkt hatte. Zu verstört war er von dem scheinbar Unmöglichen gewesen. So hatte die Polizei misstrauisch das Haus vom Keller bis zum Speicher durchsucht und Dominik drei Tage und zwei Nächte lang verhört, weil sie den Verdacht hegte, er selbst könne seine Frau getötet haben. Ein absurder Gedanke! Er hatte Laura über alles geliebt.

Nachdem sie keine Spur von ihr entdeckt hatten, kamen die Beamten zu dem Schluss, dass Laura ihre Koffer gepackt und sich ohne Abschied aus dem Staub gemacht hatte. Sei es, weil sie einen Liebhaber hatte, oder das Leben an der Seite eines halbverrückten Schriftstellers sattgehabt hatte. Aber er wusste es besser. Das Haus hatte Laura verschluckt, ohne auch nur einmal dabei zu rülpsen.

Dominik kochte mechanisch Kaffee und trug eine Tasse ins Arbeitszimmer hinüber. Die eingeritzten Worte auf dem Schreibtisch waren noch da. Einer plötzlichen Eingebung folgend, klappte er den Laptop auf und fuhr das Betriebssystem hoch. Dann startete er das Textverarbeitungsprogramm und legte die Finger auf Tastatur. Der Cursor blinkte links oben auf der leeren Seite. Er begann blind zu tippen und wartete darauf, was sein Unterbewusstsein an die Oberfläche spülen würde.

„Ein schönes Stück.“

Überrascht drehte er sich um. Weder hatte er das Knarren der Treppenstufen gehört, noch bemerkt, dass der Schreiner das Arbeitszimmer betreten hatte. Die knotigen Finger des alten Mannes strichen zärtlich über das dunkle Holz. „Eine solch schöne Arbeit liefert heute niemand mehr ab.“

„Ein Glück“, brummte Dominik. „Um diesen Koloss zu tischlern, mussten mindestens drei Bäume ihr Leben lassen.“

Der Schreiner zog das Bein nach und umrundete den Tisch, der frei im Raum mit einigem Abstand zur Fensterwand stand.

„Es war nur einer.“

Irritiert blickte Dominik von seiner Arbeit auf. „Was sagten Sie?“

„Es war nur ein Baum; eine mächtige Eiche. Sie stand im Garten hinter dem Haus. Mein Großvater hat diesen Tisch angefertigt, müssen Sie wissen.“

Dominik klappte den Laptop zu und trank einen Schluck Kaffee. Er war kalt. Sonderbar. Er konnte sich nicht erinnern, so lange gearbeitet zu haben.

„Funktioniert der Rollladen wieder?“, fragte er.