Schwiegermuttergift - Mirko Trompetter - E-Book

Schwiegermuttergift E-Book

Mirko Trompetter

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Beschreibung

Franzl und Max sind zwei fast gewöhnliche Streifenpolizisten in der oberbayerischen Provinz, deren hauptsächliche Aufgabe in der Betreuung ihres etwas schusseligen Dienststellenleiters zu liegen scheint. Als die beiden jedoch eines Tages in einen scheinbar harmlosen Verkehrsunfall verwickelt werden, entwickeln sie ihre ganz eigene Ermittlungsstrategie, bei der auch Franzl's Mama Lissi eine nicht ganz unwesentliche Rolle spielt. Mit viel Charme und Feingefühl treiben die beiden ihr Unwesen in der ländlichen Idylle, und damit auch die Lösung ihres Falles voran.

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Inhalt

Ein fast normaler Unfall

Gegessen wird um zwölf

Fingerspitzengefühl

Bauernsprechstunde

Verbrechen kennt keinen Dienstschluss

Ein ganz ein schönes Bild

Geistesblitz statt Zucker

Geteiltes Glück ist halbes Glück

Flascherltausch

Die sagt ja nix, die red ja bloß

Ein fast normaler Unfall

»Du Franzl, meinst du eigentlich nicht auch, dass mer mir so langsam mal nen neuen Streifenwagen brauchen könnten? Also weißt schon, ich mein so nen richtigen. Vielleicht einen mit Klimaanlage und Navi drin. Der hier hat ja jetzt doch schon fast 17 Jahre auf dem Buckel. Wäre doch langsam echt mal an der Zeit, oder?«, frag ich meinen Kollegen, während wir vor der einzigen roten Ampel im Dorf stehen.

»Mei Max«, erwidert er mit einem tiefen seufzen. »Du weißt doch was der Hintermeier dazu sagt. Das gleiche wie immer. Wenn ich mich recht erinnere, dann haben sie beide doch das Dienstfahrzeug als Neuwagen bekommen, und kaum haben sie ihn ein paar Jahre, da wollen sie schon wieder einen anderen haben. Das geht nicht, dass der Staat ihnen dauernd neue Autos kauft. Der muss auch sparen. Und außerdem sollen sie damit keine Sonntagsausflüge machen, sondern lediglich ihren Dienst damit verrichten. Das ist ein Arbeitsgerät.«

Ich weiß ja dass der Franzl da schon recht hat, denn unser Dienststellenleiter, der Hintermeier, ist echt ein Geizkragen. Der tut immer so als müsste er alles aus eigener Tasche bezahlen. Dennoch überlege ich mir, wie ich ihm vielleicht doch noch einen neuen Wagen schmackhaft machen könnte, als der Franzl plötzlich meint: »Du, grüner wird´s nicht«, und dabei in Richtung Ampel zeigt.

Ich fahre also los. Mitten auf der Kreuzung scheppert´s auf einmal gewaltig. Denn ein von rechts kommender Kleintransporter eines Paketdienstes rammt uns am Heck, rollt weiter über die Kreuzung, und kommt auf der anderen Straßenseite an einer Laterne zum stehen.

»Super«, sage ich. »Ich denk da war grün.«

»War´s ja auch. Der ist bei rot drüber gefahren. Na warte, den schnapp ich mir, den Deppen.«

Während der Franzl zu dem Kleintransporter rüber läuft, um sich den Fahrer mal ordentlich zur Brust zu nehmen, räume ich erstmal unsere Stoßstange von der Straße, und begutachte den Schaden an unserem Dienstfahrzeug. Es sieht nicht wirklich schlimm aus. Nur ein verbeulter Kotflügel, ein kaputtes Rücklicht, und eben die fehlende Stoßstange. Aber es könnte durchaus reichen, um dem Hintermeier einen neuen Wagen aus den Rippen zu leiern.

»Du Max, schau mal schnell her«, höre ich den Franzl rufen, der neben der geöffneten Fahrertüre des Kleintransportes steht.

Ich geh also rüber und frage ihn: »Was ist denn los?«

»Der schaut irgendwie nichtmehr besonders gut aus. Also wenn du mich fragst, dann sieht der sogar verdammt schlecht aus. Irgendwie so tot«, sagt Franzl, und deutet dabei auf den regungslos, über dem Lenkrad liegenden Fahrer.

»Ja«, sage ich, »der sieht wirklich nicht besonders gut aus. Dabei ist er doch gar nicht so schnell dran gewesen. Angeschnallt war er ja offensichtlich, und der Airbag ist auch aufgegangen. Verstehe ich nicht, dass man sich da so verletzen kann, dass man da gleich stirbt. Der blutet ja noch nicht mal. Und warum ist hier drinnen alles so nass. Das stinkt ja ekelhaft.«

»Das ist glaube ich Fencheltee, oder Anis. Der ist wohl aus der Thermokanne da rausgelaufen, die da am Boden liegt.«

»Ja pfui Teufel. Den hab ja ich schon als Kind nicht mögen, den Dreck.«

»Vielleicht hat er ja aber auch einen Herzinfarkt gehabt«, mutmaßt der Franzl. »Oder er hat sich schnell während der Fahrt ein paar Schlückchen von dem Tee gegönnt, hat sich daran verschluckt, und ist dann erstickt. Und dann, bumms. Unfall. Tod. Die haben ja nie Zeit, die Paketfahrer. Die machen ja quasi alles während der Fahrt.«

»Das ist ja alles schön und gut, aber meinst nicht, dass mer mir da so langsam mal nen Rettungswagen bräuchten? Obwohl ich ja kaum glaub, dass das bei dem noch irgendwas bringt. Aber versucht hätten mir´s halt wenigstens.«

»Darum braucht´s euch ihr zwei schon gar nicht mehr zu kümmern«, krächzt eine alte Frauenstimme hinter mir. »Das hab ich schon gemacht.«

Die Stimme kommt mir sofort bekannt vor. Als ich mich dann umdrehe und auch noch sehe, wer da hinter mir so verdammt gescheit ist, schießt mir sofort durch den Kopf: »Die hat mir gerade noch gefehlt. Die alte Hexe.« Denn mein Verdacht hat sich bestätigt, und die alte Hexe ist eigentlich die Feichtbauer Resi, die größte Dorfratschen weit und breit. Seit sie die Metzgerei aufgeben musste, weil ihr Mann, also der Sepp damals gestorben ist, hat sie nichts besseres mehr zu tun als sich andauernd um die Angelegenheiten anderer Leute zu kümmern. Obwohl sie das ja früher auch schon mit Vorliebe gemacht hat, als sie noch selber hinter´m Tresen gestanden ist und zu jedem Stückchen Wurst, noch ein kleines Scheibchen Nachbarschaftswissen dazugelegt hat. Ich glaub sogar, dass viele bloß wegen der Gerüchteküche hingegangen sind, und nicht wegen der Wurstküche. Wundern tut mich eigentlich nur, dass der Sepp es so lange mit ihr ausgehalten hat. Also ich mein ja nur, so quasi als Fleischverwerter. Da hätte man doch Möglichkeiten. Aber man will ja auch nix schlechtes sagen. Deshalb bleibe ich auch zur Resi freundlich, obwohl sie mir alleine schon durch ihre bloße Anwesenheit auf die Nerven geht, und sage zu ihr: »Ja Frau Feichtbauer. Das haben Sie ja ganz hervorragend gemacht. Wenn alle Bürger so schnell mitdenken und handeln würden wie Sie, dann hätten mir ja da gleich viel weniger zu tun. Dafür bedanken wir uns natürlich auch recht herzlich bei ihnen. Wenn dann sonst nix mehr ist, dann könnten´s eigentlich auch schonwieder weiter gehen. Schließlich ham ja Sie da heut schon genug für uns getan. Und aufhalten wollen mer´s mir ja nicht, Frau Feichtbauer. Weil Sie ham ja da bestimmt noch was wichtigeres zum tun.«

»Das würd dir so passen, gell Maxi? Aber so einfach ist das nicht. Ich weiß nämlich wer das ist, der da im Auto liegt. Da schaust, gell?«

Noch etwas was ich an ihr hasse. Sie ist die einzige, die mich Maxi nennt. Das hat sie schon früher immer so gemacht, wenn ich als kleiner Junge mit meiner Mutter bei ihr im Laden war. Dann hat sie immer gefragt: »Mag der Maxi noch a Scheiberl Wurscht?«, und ich hab es damals schon gehasst.

»Das wissen wir auch Frau Feichtbauer«, meldet sich der Franzl. »Ich hab nämlich seinen Ausweis gefunden. Demnach handelt es sich um einen gewissen Niederstetter Marcel. Der wohnt gar ned soweit weg von hier, Max. Der ist aus Birnbach. Da schaun mir doch nachher gleich mal vorbei, oder?«

»Selbstverständlich Franzl. Ist ja schließlich unsere Pflicht«, antworte ich mit einem zufriedenen Grinsen und wende mich wieder der Hexe, ähh, der Resi zu. »Sehn Sie Frau Feichtbauer, mir wissen mer eh schon alles. Aber trotzdem noch mal vielen Dank für ihre Hilfe. Wiederschauen dann, gell?«

»Ja und was ist mit meiner Zeugenaussage? Ich hab ja schließlich ganz genau gesehen wie das alles passiert ist. Das musst du ja schon aufnehmen, Maxi. Wenn du aber jetzt grad keine Zeit hast, dann kann ich ja später auch zu dir ins Büro kommen. Oder ich geh einfach zu deinem netten Kollegen, dem Herrn Hintermeier. Der ist immer so freundlich, und so hilfsbereit. Wirklich ein ganz ein feiner Mensch ist das.«

Ich merk schon dass ich sie nicht loswerde bevor sie mir nicht alles ganz ausführlich erzählt hat, was ich aber wahrscheinlich eh schon weiß. Aber besser ich bring das jetzt und hier hinter mich, als im Büro, oder beim Hintermeier. Also schaue ich zum Franzl rüber, der gerade mit den inzwischen eingetroffenen Rettungssanitätern beschäftigt ist, und frage ihn: »Du, Franzl? Kommst du nen Moment alleine klar? Ich müsste dann noch die Zeugenaussage von der Frau Feichtbauer aufnehmen.«

»Schon. Aber was willst du da aufnehmen? Mir war´n ja selber hautnah dabei, quasi.«

»Mei Franzl, ich find´s halt wichtig was uns die Frau Feichtbauer zu sagen hat. Und du find´st das auch. Glaub´s mer.«

»Ja dann mach halt«, meint der Franzl, und fügt überflüssigerweise noch hinzu: »Aber schreib halt mal so, dass man´s nachher auch lesen kann. Weil sonst bringt´s ja wieder nix.«

»Klugscheißer«, denk ich mir und sag zur Resi: »Na Frau Feichtbauer, dann erzählen Sie doch mal, wie sie da den Unfallhergang beobachtet haben, und was ihrer Meinung nach da so alles passiert ist.«

»Also pass auf Maxi, das war so. Der kam mit dem Lieferwagen von da oben runter. Also der Niederstetter. Der war auch überhaupt gar nicht so schnell dran. Ja mehr so gerollt ist der. Aber gebremst hat er auch nicht wirklich. Der ist einfach weiter gefahren, bis er dann mitten auf der Kreuzung euern Polizeiwagen gestreift hat. Da ist dann die Stoßstange runtergefallen und der Lieferwagen ist dann noch bis zur Laterne auf der anderen Straßenseite weitergerollt. An der ist er dann wohl hängen geblieben, und ja, da steht er halt jetzt.«

»Tja Frau Feichtbauer, da haben Sie uns jetzt aber schon enorm weitergeholfen«, sage ich. »Weil so genau wie Sie, so hätten wir das ja niemals nicht beschreiben können. Ham Sie da vielleicht sonst noch was gesehen? Zum Beispiel was der Fahrer, also in dem Fall der Herr Niederstetter, da in seinem Auto so gemacht hat. Vielleicht hat er ja zum Fenster rausgeschaut, oder wem gewunken.«

»Also gewunken hat der auf gar keinen Fall«, stellt die Resi nach kurzem überlegen fest. »Ich glaub, der hat gar nix gemacht. Der ist einfach nur in dem Lieferwagen gehockt und über die Kreuzung gerollt. Und jetzt ist er halt tot. Mei Maxi, müsst ihr dann seiner Frau das mitteilen, also dass der jetzt nicht mehr ist?«

»Ja wenn er eine Frau hatte, dann schon. Sonst eher nicht.«

»Ja sicher hatte der eine Frau. Der war ja mit der Eva verheiratet. Du weißt schon, die Tochter vom Moser Bauern. Der mit den vielen Rindviechern. Manch einer meint ja, dass es vielleicht sogar sein könnte, dass der Marcel die Eva nur deswegen geheiratet hat, weil sie ja so eine gute Partie ist. Immerhin ist die ja bestimmt 15 Jahre älter wie der Marcel. Und der Moser war ja schon immer dagegen. Der meinte, dass der Marcel ein Erbschleicher wäre und nur an sein Geld wollte. Deshalb wohnt ja auch die Eva nicht mehr daheim auf´m Hof. Also wenn du mich fragst, dann hat es da schon öfter mal nen handfesten Streit gegeben zwischen denen. Und der Moser ist ja auch immer gleich so aufbrausend. Aber man sagt ja nix, man red ja bloß. Und von mir weißt nix, gell Maxi?«

»Also von uns erfährt da niemand was«, sage ich. »Da können Sie ganz beruhigt sein. Wir handhaben solche Informationen immer ganz professionell und indiskret. Sonst würd ja auch keiner mehr der Polizei was erzählen. Und das wollen mir ja schließlich nicht, gell?«

»Da bin ich schon beruhigt Maxi. Weil weißt, da auf´m Land heraußen reden die Leut halt schon a wenig viel wenn der Tag lang ist.«

Pah! Das sagt ausgerechnet sie, das alte Waschweib. Bevor ich allerdings die passenden Worte für eine entsprechende Antwort finden kann, kommt auch schon der Franzl mit Neuigkeiten daher. »Du Max, der Arzt meint auch, dass der Niederstetter da gar nicht an dem Unfall gestorben sein kann, sondern wahrscheinlich vorher schon tot war, und deswegen überhaupt erst den Unfall gebaut hat. So spontan würde er auf eine Vergiftung tippen, meint er, also der Arzt.«

»Was?«, mischt sich die Resi ein. »Der Niederstetter soll schon tot gewesen sein bevor er den Unfall gebaut hat? Ihr seid´s mir ja zwei Helden. Wie soll denn bitteschön ein Toter überhaupt noch …«

»Ja Frau Feichtbauer, das lassen Sie jetzt vielleicht mal besser unser Problem sein«, würge ich sie ab. »Dafür sind ja mir hier die Profis, also um sowas rauszufinden. Ich denke mir ham´s dann jetzt eh mit ihrer Zeugenaussage. Falls mir da noch Fragen an Sie haben sollten, dann melden mir uns ganz gewiss nochmal bei ihnen. Schönen Tag noch, und auf Wiederschauen Frau Feichtbauer.«

»Ja aber Maxi, Franzl, ihr könnt´s…«, fängt sie wieder an.

»Ja, Sie können dann jetzt wirklich gehen«, unterbreche ich sie erneut, wende mich von ihr ab, und frag den Franzl: »Und was soll´n mir da jetzt mit dem Niederstetter machen? Soll´n mir dem vielleicht den Führerschein wegnehmen weil er in leblosem Zustand am Straßenverkehr teilgenommen hat, oder was?«

»Ja, ähh nein. Der fährt ja jetzt eh nirgendwo mehr hin, also in dem zustand meine ich. Aber den bringen´s jetzt zum Brenninger auf Traunstein, in die Rechtsmedizin, also zur Obduktion. Weil der wie gesagt ja vermutlich vorher schon tot war. Und da schaun´s halt mal rein in den Burschen, um das rauszufinden, woran das da so gelegen haben könnte. Vielleicht war´s ja sogar Mord. Kann man ja nie wissen.«

»Also jetzt mal ganz ehrlich Franzl. Wie stellst du dir das vor? Der Niederstetter klingelt irgendwo um ein Paket abzugeben, der Empfänger bringt ihn daraufhin um, setzt ihn zurück in sein Auto, und lässt ihn dann die Straße runterrollen? Das ist doch totaler Schmarrn. Wenn überhaupt, dann hat er höchstens nen Herzinfarkt gehabt. Und das ist auch gut so. Weil dann brauchen mir da nicht zum ermitteln, und sparen uns nen Haufen Arbeit und Ärger.«

»Da hast jetzt natürlich auch wieder recht«, stimmt mir der Franzl zu. »Obwohl, ein klein wenig Action, so mit Mord und so, wär ja vielleicht auch mal ganz interessant. Sonst ist ja hier eh nix los, also da heraußen.«

»Ganz genau Franzl. Und das kann von mir aus auch so bleiben. Schließlich sind mer mir hier auf´m Land, und nicht in Chicago.«

Plötzlich reißt´s den Franzl: »Ach du Scheiße. Komm Max, beeil dich. Mir sind ja schon wieder viel zu spät dran.«

Ein kurzer Blick auf die Uhr verrät mir, dass der Franzl verdammt nochmal recht hat. Schon zehn nach zwölf. Was wiederrum heißt, dass bei seiner Mama, der Lissi, die eigentlich Elisabeth heißt, schon seit ganz genau zehn Minuten das Essen auf dem Tisch steht. Wir sind also wirklich spät dran. Und das mag die ja überhaupt mal grad gar nicht, dem Franzl sei Mama.

Ich gehe also schon mal zum Wagen, setz mich rein, und warte auf den Franzl. Denn der muss ja unbedingt nochmal nach dem Niederstetter seinem Transporter schauen. Dabei bin ich mir absolut sicher, dass sich der Bertl vom Abschleppdienst schon ordentlich drum kümmern wird. Der macht sowas ja schließlich auch nicht zum ersten Mal. Aber egal, knapp zwei Minuten später ist der Franzl da. Und zwar mit einem Päckchen in der Hand. Während ich schon mal losfahre frag ich ihn: »Du Franzl, was hast´n du mit dem Backerl da vor? Das hast jetzt du aber nicht aus dem Niederstetter seinem Auto gestohlen, oder? «

»Was? Gestohlen? Ich?«, fragt der Franzl ganz entsetzt. »Naa, das gehört der Mama. Weil der Niederstetter ist ja jetzt quasi langfristig verhindert, also der kann´s ja nicht mehr zustellen, verstehst? Und dann hab ich mir halt gedacht, nehm ich´s ihr gleich mit. Dann brauch´s nicht so lang warten, die Mama.«

»Mein Gott, Franzl. Sind wir jetzt doch in Chicago da, oder was? Das ist ja quasi wie Postraub, das was du da machst. Und was kommt dann? Als nächstes gehst dann wahrscheinlich auch noch mit der Dienstwaffe zum Klötzl auf die Bank und hebst für die Mama a Geld a, oder was?. Das geht doch so mal gar ned, Franzl. Das kapiert ja doch ein jeder Depp, dass das illegal ist.«

Ganz so dramatisch wie ich sieht´s der Franzl allerdings nicht und meint nur: »Geh Max, schau her, das gehört doch eigentlich schon der Mama. Bloß hat er´s halt jetzt nicht mehr abgeben können bei ihr. Und bei den vielen Paketen, die der Niederstetter da in seinem Auto drin hat, da wird sein Nachfolger bestimmt nicht böse sein, wenn er das ein oder andere Päckchen weniger zum ausfahren hat.«

»Mag sein. Aber erwischen lassen brauchst dich nicht. Und damit eins klar ist: Ich weiß von nix. Aber von überhaupt gar nix.«

Gegessen wird um zwölf

Kaum sind wir bei dem Franzl seiner Mama angekommen, legt sie auch schon los: »Ja wo kommt´s denn ihr zwei jetzt her? Es ist ja schon zwanzig nach. Ihr wisst´s doch ganz genau, dass um zwölf das Essen auf´m Tisch steht. Da braucht´s euch nachher nicht beschweren wenn´s schon kalt ist, gell?. Außerdem, für was habt´s ihr denn überhaupt a Blaulicht auf´m Auto, wenn´s eh schon wisst, dass ihr spät dran seid´s.«

»Ja Lissi, uns ist halt was dazwischen gekommen. Dienstlich«, sage ich zu unserer Entschuldigung, während der Franzl ihr das Päckchen in die Hand drückt und meint: »Da Mama, das ist deins. Das hätte sonst wahrscheinlich ein wenig länger wie zwanzig Minuten gedauert.«

»Ach, habt´s den Niederstetter getroffen? Auf den hätte ich nämlich auch schon gewartet. Aber bei dem weiß man ja nie genau wann der kommt.«

»Getroffen nicht direkt«, sag ich. »Eher er uns. Und kommen wird der so schnell auch nicht mehr, vermute ich jetzt mal.«

»Wieso?«, will die Lissi wissen. »Habt´s ihr dem den Führerschein genommen, oder was? Aber jetzt hockt´s euch erstmal hin, sonst wird´s Essen nachher wirklich noch kalt.«

»Den Führerschein hätten wir ihm eigentlich ja schon nehmen können. Weil der ist uns ja direkt gegen den Streifenwagen gefahren, also hinten, so von der Seite quasi«, erklärt der Franzl seiner Mama. »Aber nachdem der ja jetzt tot ist, da hat sich das ja dann quasi auch schon so irgendwie erledigt.«

»Was? Tot ist der? Wegen dem Unfall da mit euch? Ihr seid´s aber hoffentlich ned dran Schuld, oder?«