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Christine Bendik

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Beschreibung

»Séance« von Christine Bendik - eine nervenzerrende Halloween-Story zur gruseligsten Nacht des Jahres. Eine Woche nach der Vermisstenanzeige ist Silkes Freund immer noch nicht wieder aufgetaucht. Die Kripo befürchtet ein Verbrechen. In der Hoffnung, Kontakt zu Tom herstellen zu können, nimmt Silke an einer Séance teil und entdeckt Schauriges… Begeisterte Leserstimmen: »Spannung von Anfang bis Ende. Eine fantastische Halloween-Story, die ich sehr gerne empfehle!« »Chrisine Bendik versteht es meisterhaft, den Leser bei der Stange zu halten, ihm kalte Schauer über den Rücken zu jagen und ihn an der Nase herumzuführen.« »Ein rundum gelungenes Gruselvergnügen, das ich gerne weiterempfehlen möchte!« Außerdem in der Reihe erschienen: »Der kleine Vogel des Todes« von M.P. Anderfeldt und »Nach Hause« von Rahel Meister.

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Seitenzahl: 109

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Christine Bendik

Séance

Eine Halloween-Story

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Über dieses Buch

»Séance« von Christine Bendik – eine nervenzerrende Halloween-Story zur gruseligsten Nacht des Jahres.

Eine Woche nach der Vermisstenanzeige ist Silkes Freund immer noch nicht wieder aufgetaucht. Die Kripo befürchtet ein Verbrechen. In der Hoffnung, Kontakt zu Tom herstellen zu können, nimmt Silke an einer Séance teil und entdeckt Schauriges …

 

Inhaltsübersicht

Séance - Eine Halloween-StoryDrei gruselige Horror-Geschichten zu Halloween
[home]

 

 

 

 

»Pfoten weg da, sonst gibt’s Saures«, faucht Silke ihren Nebenmann an. Auf plumpe Anmachen steht sie nicht. Überhaupt scheint dieser Fred ein seltsamer Vogel zu sein. Er redet kaum ein Wort und starrt sie die ganze Zeit an. Sie hätte ihrem Gefühl folgen und die kurzfristige Einladung zur Halloween-Party ausschlagen sollen. Noch einmal ruft sie sich die E-Mail ins Gedächtnis, die ihr gestern ins Haus flatterte, gesendet von ihrer Kollegin Lea.

»Ein toller Typ«, hat Lea geschwärmt. »Du wirst ihn mögen.« Er sei ein guter Freund von ihr und ihrem Verlobten Max, der gerade im Ausland weilt. Am Ende fügt sich für Silke alles zu einem Bild zusammen, denn Lea ist schließlich auch irgendwie seltsam.

Wo bleibt sie nur? Pünktlich um achtzehn Uhr, so war es vereinbart, trifft man sich droben im Waldhaus. Sie hätten noch mal telefonieren sollen. Aber telefonieren mit Lea ist eine schwierige Sache.

Freddy Krüger zieht seine rechte Hand mit dem Handschuh von Silkes Schenkel wie von einer heißen Herdplatte. Die scharfen Klingen, die über die ledernen Fingerkuppen ragen, kratzen vorsichtig über sein eigenes Knie. Und gerade noch rechtzeitig rückt er ein Stück von ihr ab, sodass das Produkt seines feuchten Niesens ihr schönes weißes Kleid verfehlt. Wer Tempo-Taschentücher hat, ist klar im Vorteil, denkt sie genervt, und zerrt ein Päckchen aus ihrer Brusttasche.

Dankend lehnt er ab. Sicher schreckt ihn die Vorstellung, dass das Naseputzen seinem Horror-Make-up mit der gerissenen Haut und den hässlichen Narben schaden könnte.

»Tut mir leid«, sagt er kleinlaut und streckt ihr die Hand hin, die gerade noch auf ihrem Schenkel ruhte. »Freunde?« Er zieht seine Stirn kraus. Seine Leidensmiene ruft die Krankenschwester in Silke wach. Sie tippt auf Migräne, doch womöglich drückt ihn auch ein Problem. Deutlich vernehmbar zieht er den Rotz hoch. Silke verweigert den Handschlag. Niemand mag sich gern anstecken. Lässig winkt sie ab und lächelt dabei tapfer in das Monster-Gesicht unter dem dunklen Hut, obwohl ihr wegen der schlimmen Sache mit ihrem Freund Tom nach Heulen zumute ist. Aber das ist eine andere Geschichte.

Sie schweigen eine Weile. Silke macht sich ihre Gedanken. Es kommt vor, dass ihre Nerven blank liegen, gerade in den letzten Tagen, und sie schämt sich für ihre Reaktion. Sicher wollte Fred nur eine Fliege von ihrem Bein verscheuchen, genauso muss es gewesen sein. Dass sie schon mal überreagiert, das liegt auch mit an ihrem beruflichen Umfeld. Die Annäherungsversuche so manch eines Patienten auf der Inneren Station kann sie schon nicht mehr zählen, der ihre Freundlichkeit missinterpretiert und in ihr so etwas wie seinen persönlichen Besitz gesehen haben muss.

Sie bleibt dabei. Sie hat sich sicher in Fred geirrt. Außerdem würden Lea und Max sich nie einen Macho zum Freund aussuchen. Es sind die Softies, die ihren Freundeskreis bilden und in Yoga-Hemd und Biosandalen zum gemeinsamen veganen Frühstück erscheinen.

»Ich hole Ihnen ein Aspirin«, bietet Silke dem Monster in dem schwarz-rot-geringelten Pulli höflich an. Sie verlässt die Sitzecke und geht zur Garderobe, wo ihre Handtasche mit den Notfallmedikamenten aus dem Arzneimittelverkauf für Mitarbeiter hängt.

Nachdem Fred brav das Glas Wasser mit der aufgelösten Tablette ausgetrunken hat und nun versucht, Lea an die Strippe zu kriegen, schweift Silkes Blick über den Tisch mit dem Ouija-Brett zu den leeren Stühlen auf der anderen Seite, hinter denen im Kaminofen ein warmes Feuer prasselt.

Begriffe wie heimelig oder gemütlich gehen ihr durch den Kopf, die in krassem Gegensatz zu den Gerüchten stehen, die über das Waldhaus im Umlauf sind. Es soll hier nämlich nicht immer mit rechten Dingen zugehen.

Doch als sie sich näher umsieht, will auch Silke der Idylle nicht mehr recht trauen. Neben Picassos in Silber gerahmtem Don Quijote an der Wand, einer bauchigen Vase mit einem Strauß Gerbera auf einem Regal und einer Schwarzwalduhr gleich neben dem Fernseher erfasst sie die drei düster dreinschauenden Löwenskulpturen aus Elfenbein auf dem Sideboard, die Silke, egal, wie sie sich dreht und wendet, nicht aus den olivfarben glühenden Augen lassen. Auf einmal fühlt sie sich bloßgestellt, den gierigen Blicken des Löwenrudels und den fragenden eines Freddy Krüger ausgeliefert.

»Ich kriege nur die Mailbox«, sagt Fred. Silke schaut ihn von der Seite an, nachdem sie das Innenleben des Waldhaus-Wohnzimmers eingehend inspiziert und für genauso geheimnisvoll wie seinen Besitzer befunden hat, der neben ihr sitzt.

»Sie wollen – Leas Handy?«, sagt sie, und zuckt mit den Schultern. »Vergessen Sie’s! Außerdem wird sie im Stau stehen.« Silke kann ein Lied davon singen. Die Dauerbaustelle auf der A 3 geht ihr gehörig auf die Nerven, aber was will man machen, wenn man zur Arbeit fahren muss. »Wissen Sie«, fügt sie hinzu, »Lea telefoniert nun mal nicht.«

Fred wendet ihr sein zerklüftetes Gesicht zu. Zum ersten Mal seit dem Öffnen der Haustür lächelt er und entblößt dabei seine fauligen Zähne.

»Puh«, rutscht es ihr heraus, »man könnte direkt Angst kriegen.« Er sieht Freddy Krüger aus den Nightmare-Filmen verdammt ähnlich, und sie spürt, wie ihr Herz schneller klopft, und sie merkt, dass sie schon wieder dumme Gedanken hegt. Was wäre, wenn die Maske eine Lachnummer wäre gegen den Typen, der sich dahinter verbirgt?

Sie schüttelt sich. Aufhören, denkt sie. Aber sie kann es nicht verhindern, dass die Gedanken Flügel kriegen. Mutters Worte fallen ihr ein, die sie Silke gebetsmühlenartig eingebläut hat: Triff dich niemals allein mit einem fremden Mann in seiner Wohnung. Sie kennt den Typen genauso wenig wie er sie. Freddy Krüger meets Frankensteins Braut. Dabei tut er gerade so, als seien sie beide alte Bekannte. Er hat ihr sofort das Du angeboten, und wenn er Schatz zu ihr sagt, im Tonfall eines Casanovas, jagt ihr das eine Gänsehaut über den Rücken. Ist das vielleicht seine Art? Sagt er das zu allen Frauen?

Und der nächste Gedanke gilt mit Schaudern dem Film A Nighmare on Elm Street, den sie mit Tom angeschaut hat. Sie denkt an das grausame Abschlachten und an das alte Lied.

 

Eins, zwei, Freddy kommt vorbei,

drei, vier, verriegle deine Tür …

 

Fred sagt nur: »Dito«, mit seiner kratzigen Halswehstimme, die ein bisschen klingt wie … wie denn bloß? Sie kommt nicht darauf. Aber sie fragt sich, wieso einer mit einer starken Erkältung nicht lieber das Bett hütet, als Séancen auf Halloween-Partys zu veranstalten. Hoffentlich behält er seine Bazillen für sich, Silke würde nur ihre Patienten anstecken, weil man als pflichtbewusste Krankenschwester erst dann zum Arzt geht, wenn man den Kopf unter dem Arm trägt.

»Wieso sagst du das?«, will Fred wissen. »Ich meine, dass Lea nicht telefoniert?«

»Ach Gott, Lea und das Handy«, erwidert sie, »das ist ein Thema für sich. Sie telefoniert nicht, weil – sie schlicht keine Freunde hat.« Verlegen räuspert sich Silke, manchmal schießt sie in ihrem Ärger über eine Person einfach über das Ziel hinaus. »Nein, Spaß«, sagt sie. »Lea hat das Handy angeschafft, weil alle eins haben. War schwer genug, sie zu überreden. Und was ist jetzt? Das Teil nervt sie nur. Widerstrebt ihrer Lebenshaltung komplett. Sie nennt es einen elektronischen Zeiträuber, und, glauben Sie mir, sie wird es höchstens im Fall eines Hausbrandes benutzen. Dabei hat Max ihr einen so tollen Klingelton aufgespielt. Mozarts Kleine Nachtmusik.« Silke seufzt. »Wie gesagt, war ein hartes Stück Arbeit, Lea zu überzeugen. Aber es ist ja bekannt, dass sie ein bisschen – eigen ist. Keine unnötigen technischen Errungenschaften, keine Handystrahlung und auf den Tisch nur Biogemüse. Bei uns in der Klinik nennt man sie übrigens die Ökotante.«

Er grinst nur in sich hinein, als sähe er dasselbe Bild wie Silke vor seinen Augen: Stationsschwester Lea hinter dem Pult in der Anmeldung, natürlich und ungeschminkt im Schafswollpullunder, das straßenköterblonde Haar straff nach hinten gebürstet und im Nacken zu einem Knoten aufgesteckt. Sie öffnet den verkniffenen Mund am liebsten, um Patienten und ihre Besucher in die Schranken zu weisen, was Besuchszeiten und Hygienevorschriften angeht. Vor Leas Zeit hatten sie einen ähnlichen Drachen auf der Inneren, schon jenseits der Menopause. Aber Lea ist gerade mal Ende zwanzig.

»Was hältst du von einem Probelauf?«, bietet Fred freundlich an. Er deutet auf das Ouija-Brett. Silke weiß nicht recht. Einerseits ist sie neugierig auf, was der Abend so bringen wird, andererseits fürchtet sie sich doch ein bisschen vor dem Brett, weil die Fragen, die ihr auf der Seele brennen, alle mit Tom zu tun haben, und weil sie vielleicht heute noch unangenehme Antworten bekommt.

»Lea wird sicher gleich hier sein«, sagt sie. Silke ist schon so gespannt auf das Zombie-Kostüm, das Max Lea aus den USA geschickt hat.

Gibt es einen Wunsch, den er ihr nicht erfüllt? Weiß sie wirklich, was für ein Glück sie hat?

Den Hauptgewinn aber hat Silke mit Max’ Bruder Tom gezogen, den sie seit ihrem Kennenlernen aufgrund seiner chronischen Darmgeschichte regelmäßig auf der Inneren betreut. Es ist ein Jammer, dass er nicht hier sein kann. Seit zwei Tagen ist er verschollen.

Sie schließt die Augen und schüttelt den Kopf. Auf keinen Fall will sie an Tom denken, es tut viel zu weh. Er fehlt ihr so. Sie will nicht an das vertraute Bild denken, Tom an seinem Schreibtisch sitzend und über dem neuen Krimi brütend. Die Traurigkeit wird sie früh genug erwischen, wenn die Séance beginnt. Aber es ist wie mit dem rosa Elefanten. Denk bloß nicht an einen rosa Elefanten.

Fred ist aufgestanden und durchquert mit grüblerischem Blick den Raum, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Er bleibt vor dem offenen Fenster stehen und reckt die spitze Nase. Selbst sein Profil flößt Silke Furcht ein. Was für ein banges Huhn sie doch ist!

»Tut mir leid«, sagt er leise. »Da draußen ist nichts. Kein Auto, keine Lea.« Ohne sich umzudrehen, murmelt er: »Lass uns anfangen. Ich fürchte, sie kommt nicht.«

Silke will das nicht hören. Trotzig bleibt sie die Antwort schuldig. Wind frischt auf, der durch die dürren Äste der Eichen pfeift und die Kronen der im Frühjahr neu angepflanzten Birken am Waldesrain in die Knie zwingt. Der Wetterbericht hat erst Sturmböen mit Windstärke acht prophezeit, in den Morgenstunden dann wolkenbruchartige Gewitter. Es war wohl keine von Silkes besten Ideen gewesen, in Freds Wagen zu steigen, als er sie gegen Abend zu Hause abholte. Hoffentlich muss sie die Nacht nicht im Waldhaus verbringen, weil der Sturm sich wie ein Irrer gebärdet und wutentbrannt ganze Äste nach nächtlichen Störenfrieden wirft. Ihre größte Sorge gilt aber nicht dem Sturmwind, sondern der Dunkelheit. Selbst wenn das Wetter hält, muss jemand Silke später ins Dorf begleiten. Sie schafft es nicht allein.

Nyctohylophobie heißt das schreckliche Wort. Die Angst vor dem nächtlichen Wald, die sich seit einem Kindheitstrauma bei den Pfadfindern tief in Silkes Hirn eingebrannt hat.

Sie seufzt leise auf. Wenn doch bloß Tom hier wäre.

Tom, der rosa Elefant, nimmt Gestalt an in Silkes Kopf. Er ist ein Kerl wie ein Baum, schlank und durchtrainiert, ein Fels in der Brandung. Nichts bringt ihn so schnell aus der Fassung, und sein feiner Humor sucht seinesgleichen. Sie kennen einander ein Jahr, ein herrliches, verrücktes Jahr voller Liebe, Spaß und Zukunftsplänen. Sogar an Heirat haben sie gedacht. Es will Silke einfach nicht in den Kopf, dass es vorbei sein soll. Der Schmerz ist noch frisch, die Wunde noch offen, aber was sind schon zwei Tage Trennung im Vergleich zu der Hoffnung, die bleibt?

Manchmal taucht der Gedanke auf, dass Tom mit purer Absicht gegangen sein könnte. Früher hat Silke über die Geschichten müde gelächelt, in denen einer Zigaretten holen ging und nicht wiederkam. So etwas Feiges gibt es nur in Hollywood, hat sie gedacht. Nun fragt sie sich immer öfter, ob Tom wohl ein Feigling ist? Niemand hat Schuld, wenn die Liebe vergeht. Er hätte mit ihr reden können. Doch was ist schmerzlicher: die feige Zigarettengeschichte oder die Befürchtung der Polizei, dass Tom etwas zugestoßen sein könnte?

Ein Geräusch lässt sie zusammenzucken. Ein Kratzen, nein, ein Schaben.

»Himmel«, sagt sie und schaut Fred an, »was war das denn?«

»Keine Sorge. Nur ein Ast, der gegen das Dach schlägt. Wird dringend Zeit, die alte Weide zu schneiden.«

Fred lässt einen tiefen Seufzer hören und kehrt an den Tisch zurück.

Sich nicht zu sorgen, das ist leichter gesagt als getan, wo sich doch die wildesten Gerüchte um das Waldhaus und seinen neuen Besitzer ranken. Wie dieser Besitzer heißt und wo er wohnt, hat sich noch nicht herumgesprochen. Man will ihn aber in einem dicken Mercedes durch den Ort fahrend gesehen haben. Demnach muss der Mann ein hohes Tier in einer großen Firma sein. Was den Mercedes betrifft, so kann Silke die Gerüchte bestätigen. Die sauber gewaschene und gewachste Karosse mit dem Silberstern parkt draußen auf dem Vorplatz.