Seawalkers (3). Wilde Wellen - Katja Brandis - E-Book

Seawalkers (3). Wilde Wellen E-Book

Katja Brandis

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Beschreibung

Band 3 der großen Gestaltwandler-Serie Die Schüler und Lehrer der Blue Reef High sind in heller Aufregung. Nicht nur, dass neuerdings zahlreiche Reptilien- und Python-Wandler die Schule bevölkern und dort für Chaos sorgen. Nun baut sich vor der Küste von Florida auch noch ein gewaltiger Hurrikan auf. Haiwandler Tiago, Delfinmädchen Shari und ihre Freunde entscheiden sich, aufs offene Meer zu fliehen. Doch sind sie dort wirklich in Sicherheit? Und wird die Blue Reef High noch stehen, wenn sie zurückkommen? Jenseits des Unwetters sind Tiago schlimme Gerüchte zu Ohren gekommen: Skrupellose Geschäftsleute sollen Kämpfe von Tauchern mit Haien organisieren? Ob das stimmt und ob die Wandlerfreunde sie aufhalten können? Hier kommt die zweite Staffel der großen Gestaltwandler-Serie von Bestseller-Autorin Katja Brandis. In der atemberaubenden Unter- und Überwasserwelt der Everglades erleben Tigerhaijunge Tiago und seine Gestaltwandler-Freunde (Delfinwandlerin Shari, Gürteltierwandler Jasper, Rochenwandlerin Finny, Papageifisch Nox, Doktorfischmädchen Olivia u.a.) einzigartig spannende Abenteuer. Mit Gastauftritten von den beliebten Woodwalkers-Figuren Carag, Tikaani und Co. Packender Lesestoff für alle Jungen und Mädchen ab 10 Jahren. Mit wunderschönen Illustrationen von Claudia Carls und tollen Gestaltwandler-Portraits. Alle Seawalkers-Bände sind einzeln und unabhängig von den Woodwalkers lesbar. Die Seawalkers-Bände erscheinen halbjährlich. Bisher erschienen: Seawalkers. Gefährliche Gestalten Seawalkers. Rettung für Shari Seawalkers. Wilde Wellen

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Seitenzahl: 357

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Katja BrandisSeawalkersWilde Wellen

Bücher von Katja Brandis im Arena Verlag:

Woodwalkers. Carags Verwandlung

Woodwalkers. Gefährliche Freundschaft

Woodwalkers. Hollys Geheimnis

Woodwalkers. Fremde Wildnis

Woodwalkers. Feindliche Spuren

Woodwalkers. Tag der Rache

Seawalkers. Gefährliche Gestalten

Seawalkers. Rettung für Shari

Khyona – Im Bann des Silberfalken

Khyona – Die Macht der Eisdrachen

Katja Brandis, Jahrgang 1970, hat Amerikanistik, Anglistik und Germanistik studiert und als Journalistin gearbeitet. Schon in der Schule liehen sich viele Mitschüler ihre Manuskripte aus, wenn sie neuen Lesestoff brauchten. Inzwischen hat sie zahlreiche Romane für Jugendliche veröffentlicht, zum Beispiel Khyona, Gepardensommer, Floaters – Im Sog des Meeres oder Ruf der Tiefe. Die begeisterte Taucherin hat in den Meeren dieser Welt schon unvergessliche Begegnungen mit Haien, Delfinen und Rochen erlebt. Sie lebt mit Mann, Sohn und drei Katzen, von denen eine ein bisschen wie ein Puma aussieht, in der Nähe von München.

www.katja-brandis.de

YouTube: Katja Brandis Autorin

Katja Brandis

Wilde Wellen

Zeichnungen von Claudia Carls

Für Basti und Flo

Ein Verlag der westermannGRUPPE

1. Auflage 2020

© 2020 Arena Verlag GmbH, Rottendorfer Str. 16, 97074 Würzburg

Alle Rechte vorbehalten

Dieses Werk wurde vermittelt durch die

Autoren- und Projektagentur Gerd F. Rumler (München).

Cover und Innenillustrationen: Claudia Carls

E-Book-Herstellung und Auslieferung:readbox publishing, Dortmund, www.readbox.net

E-Book ISBN 978-3-401-80906-9

Besuche den Arena Verlag im Netz:

www.arena-verlag.de

Was passiert, wenn jemand über die sozialen Medien tausend Freunde zu einer Party einlädt? Ihr könnt es euch denken. So was Ähnliches ist bei uns an der Blue Reef Highschool passiert – unsere Python-Wandlerin Ella hat sämtlichen Freunden und Verwandten aus den Everglades-Sümpfen vorgeschlagen, zu uns an die Schule zu kommen. Gestern, am Sonntagabend, sind jede Menge von ihnen aufgekreuzt. Das hat mir gerade noch gefehlt, denn eigentlich schlage ich mich schon mit genug eigenen Problemen herum – zum Beispiel Mitschülern, die Angst vor meinem Tigerhai-Ich haben, Eltern, die nichts von mir wissen wollen, und einem Delfinmädchen, das sauer auf mich ist.

Inhalt

Eine Python im Donut

Wer einen Hai berührt …

Seltsamer Besuch

Gefahr zieht herauf

Die pure Ablenkung

Der Countdown läuft

Wilde Wellen

Neptuns Helfer

Mit letzter Kraft

Bruchbude

Raketenratten

Immer dieses Geld

Gelb-weiße Rache

Ein schlimmer Verdacht

Die tollste Trauerfeier des Universums

Noahs Geschichte

Mit einer Krake schmusen

Sehnsucht und Nachtisch

Karamell und rosa Brille

Katzenmusik

Angsthaie und Spieldelfine

Sehr süß

Platsch!

Ein ungewöhnlicher Gast

Alte Freunde

Nuss-Augen und Nachforschungen

Die Außenborder-Challenge

Harpunen

Zur falschen Zeit am falschen Ort

Wer mit Haien schwimmt …

Eine Ladung Wahrheit

Familie

Schock am Nachmittag

Angeschwärzt

Feindliche Übernahme

Krisensitzung

Einbruchskünstler

Special Agent

Aus dem Hinterhalt

Chaos mit Reptilgeschmack

Bei Sonnenuntergang

Gold und gute Noten

Speed

Unter dem Thunfischmond

Danksagung

Meeresmüll, Bracenet und ich

10 Dinge, die du für das Meer tun kannst

Eine Python im Donut

Man kann Leute auf gemeine und auf nette Art wecken. Die netten Arten, meinen Freund und Mitbewohner Jasper wach zu kriegen – am Bauch kitzeln, frisches Brötchen unter die Nase halten, laut seinen Lieblingssong singen –, hatte ich alle schon ausprobiert. Also waren jetzt die gemeinen Arten dran, denn ich wollte nicht, dass er einen Verweis fürs Zuspätkommen kassierte. Ich hockte mich hin, musterte das braune Gürteltier, das friedlich unter dem Bett pennte, und schrie dann, so laut ich konnte: »DA KOMMT EINE RIESENFLUTWELLE! RAUS HIER, SCHNELL!«

Flutwelle? Jasper riss die Knopfaugen auf, hüpfte in die Höhe, prallte gegen die Unterseite seines Bettes und schoss dann fiepend zwischen meinen Beinen hindurch auf die halb offene Tür zu.

Verdattert blickte ich ihm hinterher – wow, das hatte wirklich gut funktioniert.

»Ach, das war nur ein Probealarm«, beruhigte ich ihn. »Wir gehen frühstücken, kommst du?«

Zum Glück hatte niemand sonst meinen Alarmruf gehört, die anderen Schüler waren längst in der Cafeteria – nein, nicht alle, dort vorne glitt noch eine Python durch den Palmhain. Das musste einer der neuen Schüler in zweiter Gestalt sein.

Jasper hatte keinen Blick für ihn, misstrauisch setzte er sich vor mir auf die Hinterbeine und blickte mich an. Es kommt also ganz sicher keine Riesenflutwelle?

»Jedenfalls nicht, dass ich wüsste«, versicherte ich meinem Freund.

Haie sind so gemein! Ich hab mich voll erschreckt! Willste mal meinen Puls fühlen? Der jagt immer noch!

»Nein danke«, sagte ich. »Willst du morgen lieber verschlafen?«

Jaja, schon gut, brauchst es nich’ reinzureiben. Jasper-das-Gürteltier schüttelte ein paar Erdkrümel von seinem gepanzerten Rücken, packte mit den Vorderklauen eine seiner Badehosen und trippelte damit zum Waschraum. Als nicht sehr großer Junge mit rundem Gesicht, treuherzigen braunen Augen und Strubbelhaaren kam er wieder zum Vorschein. Er klaubte seine Brille vom Nachttisch und schob sie auf seiner Nase zurecht. »Na, dann los, Tiago. Ich hab Hunger!«

Ich natürlich auch – auch in Menschengestalt können Tigerhaie eine Menge verdrücken. Aber eigentlich war mir viel wichtiger, wen ich wahrscheinlich gleich in der Cafeteria treffen würde. Mein Herz polterte jedes Mal ganz komisch in meiner Brust herum, wenn ich daran dachte, mit was für einem Blick mich Shari nach meiner blöden Bemerkung auf der Geburtstagsparty angeschaut hatte. Wie hatte ich unserem Delfin-Wandler Noah nur etwas so Dämliches antworten können? Ich hatte es – leider! – noch Wort für Wort im Ohr. Bist du etwa auch in sie verliebt? – Blödsinn, wie kommst du denn auf so was? In scheußlich herablassendem Ton, als wäre der Gedanke absurd, als wäre sie nicht gut genug für mich. Zu spät hatte ich gemerkt, dass Shari alles gehört hatte. Jetzt konnte ich ihr noch weniger sagen, dass es stimmte, dass sie nicht nur meine beste Freundin war, sondern mir noch viel mehr bedeutete. Was war, wenn dieses wunderbare Delfinmädchen jetzt nichts mehr von mir wissen wollte?

Noch war Shari nirgends in Sicht … und Jasper und mir fiel auf, dass in der Cafeteria eine Menge Krach herrschte. Dann hörte ich sogar einen Schrei, ein Klirren und Poltern. Verdutzt blickten wir uns an, dann spähten wir durch die gläserne Seitentür der Cafeteria. »Ach, du großer Regenwurm!«, entfuhr es Jasper.

Vorsichtig schoben wir uns durch die Tür und wateten durch das knietiefe Wasser in Richtung des Buffets. Keine Chance, auch nur in die Nähe des Essens zu kommen. Dafür hätte man über die Rücken von sechs Alligatoren balancieren müssen, die sich um Schinken und Käseaufschnitt stritten und beides dabei in kleine Fetzen rissen. Gleichzeitig schlängelte sich eine Woodwalker-Python durch die Frühstückszutaten. Mhm, sieht alles lecker aus, womit fang ich an?, hörte ich sie sagen, als sie das Maul weit aufriss, um einen Klumpen Butter zu verschlingen. Mag jemand was Süßes, Leute? Sie kippte mit gekonntem Körperschwung das Glas mit der Ananasmarmelade um, sodass der Inhalt einem der Alligatoren ins offene Maul tropfte.

Ein kleiner Schlangen-Wandler war im Loch eines Zimtdonuts stecken geblieben und versuchte, sich mit Hilfe, holt mich hier raus!-Rufen zu befreien und gleichzeitig davon abzubeißen. Was dazu führte, dass die anderen Donuts in alle Richtungen davonkullerten.

Ein rundliches braungraues Reptil stützte sich mit den Vorderpranken auf das Buffet und schnappte nach den vorbeirollenden Donuts. Danke, Tino – ach, es ist so cool hier, schwärmte das Alligatormädchen Polly, während das Buffet unter ihrem Gewicht wankte.

Unser Koch Joshua hatte sich teilverwandelt und kämpfte mit mehreren Armen heldenhaft darum, wenigstens ein paar der Brötchen und Aufschnittplatten zu retten. Außerdem hielt er das Glas mit dem Schokoaufstrich außer Reichweite, obwohl sich einer der Neuen in Menschengestalt – ein sportlich aussehender Junge mit dunkler Haarmähne, er hieß Kegor – danach streckte und versuchte, sein ganzes Brötchen hineinzutauchen. Joshua warf mir einen verzweifelten Blick zu. Ganz klar, wir mussten ihm schnellstens helfen.

»He du, bei den Menschen macht man das anders«, sagte ich zu Kegor und zog ihn weg, während Jasper gleichzeitig versuchte, die im Donut gefangene Jungpython Tino zu befreien.

»Wir sind keine Menschen, sondern Seawalker!« Der Junge funkelte mich an und versuchte, mir seinen Arm wegzureißen. Bevor ich richtig kapiert hatte, was los war, rangen wir miteinander. Leider war der andere verdammt stark, man merkte ihm an, dass er vor Kurzem noch als wildes Großraubtier in den Sümpfen gelebt hatte. Wir verloren das Gleichgewicht, landeten mit einem lauten »Platsch!« im Wasser, in dem Frühstücksflocken, Käsefetzen und Melonenscheiben schwammen, und kämpften dort weiter. Eine Kanne Orangensaft landete neben uns und breitete sich in einer großen gelben Wolke um uns herum aus. Oh lecker.

Noch während wir miteinander kämpften, verwandelte sich Kegor in einen Alligator, der sich mit aller Kraft wand, während ich versuchte, ihn festzuhalten. Dabei prallte mein Kopf gegen eins der Boote, in die man sich zum Essen setzen konnte. Vor Schreck schluckte ich Wasser und merkte, wie mir die Luft knapp wurde. Ich musste atmen, und zwar unter der Oberfläche! Zum Glück hatten wir inzwischen auch die Teilverwandlung geübt, aber nur zweimal, und so richtig gut hinbekommen hatte ich es nicht. Egal, jetzt musste es klappen. Ich stellte mir vor, wie ich als Mensch Haikiemen bekam … öffnete unter Wasser den Mund … und schluckte eine eklige Mischung aus schwach salzigem Wasser und Orangensaft. Von Kiemen keine Spur. Mist!

Dass ich würgen musste, nutzte der Alligatorschüler, um sich freizuzappeln, mir einen Schlag mit der gepanzerten Schnauze zu verpassen und mich unter Wasser zu drücken. Was wollte der machen, etwa einen Seawalker ertränken?!

Hallo, ich bin ein Naturtalent in Verwandlung, sagte ich mir halb erstickt und kämpfte weiter. Musste ich mich in einen Tigerhai verwandeln, um das hier zu überstehen? Aber dann würde ich garantiert Ärger bekommen!

Ganz plötzlich funktionierte es. Ich behielt meinen Menschenkörper, fühlte aber, wie Wasser durch meine Kiemen strömte – auf einmal war die Luftnot weg.

Kegor war irritiert, als ich plötzlich aufhörte zu zappeln … und diese Gelegenheit nutzte ich sofort. Ich rollte mich herum, zog mich an seiner Seite hoch und schwang mich im Rodeo-Stil auf seinen Rücken. Jetzt konnte ich ihn mit Armen und Beinen umklammern, er hatte keine Chance mehr. Der Neue kämpfte noch ein bisschen weiter, dann hielt er still. Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du nervst?, brummte er.

»Du nervst noch viel mehr!«, schoss ich zurück, richtete mich auf und wischte mir ein paar Cornflakes aus den Haaren. »Versprichst du, dass du aufhörst, hier Ärger zu machen?«

Wieso Ärger? Kegor klang ehrlich erstaunt. Wir frühstücken doch nur, ihr wollt doch nicht, dass wir Hunger haben, oder? Genau! Wer sich das Essen zuerst schnappt, dem gehört es –und kannst du mich endlich mal loslassen?, beschwerte sich der junge Python-Wandler und drohte dem erschrockenen Jasper mit geöffnetem Maul. Sonst beiß ich dich nämlich!

»Aber … ich wollte dir doch nur helfen!«, stammelte Jasper.

»An alle neuen Schüler: Wenn ihr in unserer Cafeteria seid, dann esst ihr nach unseren Regeln oder gar nicht!« Eine klare, durchdringende Stimme. Ich wandte mich um und sah erleichtert, dass endlich – wieso eigentlich erst jetzt?! – ein Lehrer gekommen war, um für Ordnung zu sorgen. Genauer gesagt, eine Lehrerin, nämlich Miss White, die uns in Kampf und Überleben, Sei dein Tier und Verhalten in besonderen Fällen unterrichtete.

Die Orca-Wandlerin stand breitbeinig, mit gegen die Seiten gestemmten Händen im Eingang und musterte die neuen Schüler mit einem Blick, unter dem selbst das wildeste Reptil erstarrte. Niemand bewegte sich mehr, alle blickten sie an. Jeder spürte, dass sie in zweiter Gestalt ein mächtiges Tier war.

»Das Frühstück ist für euch zu Ende«, fuhr Miss White grimmig fort. »Ihr lasst euch von Joshua Putzzeug geben und macht hier sauber, ist das klar? Inklusive Teilwasserwechsel im Essbereich!«

»Genau«, verkündete unser Koch erleichtert.

Ich verwandelte meine Kiemen zurück und tastete vorsichtshalber über meine Wangen, ob sie wirklich weg waren. Schwer atmend, standen Jasper und ich nebeneinander und ließen unsere Blicke über das Chaos schweifen. Der Schwarm aus kleinen Fischchen, der in der Cafeteria lebte, half schon tatkräftig beim Saubermachen, man hätte es auch ein Frühstücksflockenfest nennen können. Doch ansonsten war es auffallend leer im Saal.

»Wo sind eigentlich die anderen aus unserer Klasse … und die Zweitjahresleute?«, fragte Jasper. Es stimmte, es war fast niemand in Sicht, den ich kannte. Nur Barry und Toco – Barrakuda und Alligator –, die sich in Menschengestalt sehr über das amüsierten, was die Neuen machten. Gerade erzählte ihnen Kegor, mein Gegner von vorhin, was ich ihm angetan hatte, und alle drei versuchten, mich mit Blicken zu durchbohren.

»Echt seltsam, die können nicht einfach geflüchtet sein, oder?«, meinte ich zu meinem Freund, während Miss White sich einzelne Übeltäter vorknöpfte und ihnen noch mal ganz genau erklärte, was hier in Zukunft anders laufen würde. »Wenigstens Finny, Chris und die Delfine hätten garantiert geholfen, die Neuen aus dem Sumpf zu bändigen.«

Da wir nicht mehr wirklich Appetit hatten, gingen wir die anderen Schüler suchen – den Fernruf von Kopf zu Kopf hatten wir leider noch nicht durchgenommen. Ich wusste, dass die anderen nicht mehr in ihren Hütten waren, aber im Klassenzimmer fanden wir sie ebenfalls nicht. Sehr eigenartig.

Schließlich entdeckten Jasper und ich die anderen in der Eingangshalle. Sie drängten sich alle um das große Aquarium, in dem auch Mrs Monk lebte, die Seeanemone, der meistens langweilig war und uns für Menschen unhörbar Bescheid gab, wenn ein Besucher eingetroffen war. Ah, da war Shari, sie stand neben unseren anderen beiden Delfin-Wandlern! Leider sah ich nur ihren Rücken und ihre blonden Locken, weil auch sie konzentriert in die Rifflandschaft starrte. »Oh, wie süß!«, murmelte sie.

»Total niedlich!«, seufzte Finny, das Teufelsrochenmädchen mit den neonblau gefärbten Haaren.

»Ja, unglaublich putzig«, meinte Noah, einer der drei Delfine an unserer Schule. »Aber er sollte wirklich damit aufhören, ich meine, wem genau tut er damit einen Gefallen?«

He, Moment mal, was ging da vor?

Wer einen Hai berührt …

Hoffentlich war im Aquarium niemand in Not, ich konnte mir keinen anderen Grund vorstellen, warum alle darum herumstanden. Jasper und ich drängten uns vor – und stellten fest, dass alle Linus beobachteten, in zweiter Gestalt ein gelbes Seepferdchen. Bei seiner Tierart brüteten die Männchen und nach zwei Wochen Schwangerschaft war es nun anscheinend so weit. Während ich hinsah, zog sich Linus’ Körper krampfhaft zusammen und ein Seepferdchen im Miniaturformat wurde aus seinem Bauchbeutel katapultiert. Mit seinen hauchfeinen Flossen schwamm es planlos neben seinen drei ebenfalls neugeborenen Geschwistern herum.

»Wow«, sagte ich. »Herzlichen Glückwunsch, Linus! Wer ist die Mutter?«

Oh, danke – die Mutter ist ein gelbes Seepferdchen, das ich neulich getroffen habe, meinte Linus, der etwas erschöpft klang. An alle kleinen: Ihr könnt hierbleiben, solange ihr wollt, aber auch gerne rausschwimmen ins Meer, okay?

Linus, das ist so dermaßen egoistisch von dir!, schimpfte Nox, der Papageifisch, dem gerade zwei der Neugeborenen um den Kopf schwirrten wie Fliegen. Er bewegte eine Flosse und die kleinen wurden weggewirbelt wie von einem schweren Sturm. Wie viele Kinder hast inzwischen? Und das alles nur, weil du nicht bei Verwandlung und Kampfunterricht mitmachen musst, während du schwanger bist!

Gar nicht wahr, sagte Linus eingeschnappt. Ich brüte einfach gerne. Inzwischen müsste ich zehn Kinder haben. Oder so.

»Kümmerst du dich überhaupt nicht um sie?«, fragte Shari, auch sie klang skeptisch. »Was ist, wenn einige davon Seawalker sind, die sich irgendwann mal unter Wasser verwandeln und dann in ihrer Menschengestalt ertrinken?«

»Und könntest du wirklich ertragen, wenn einige der kleinen gefressen werden?«, fragte Chris, unser schlaksiger blonder Surfer, in zweiter Gestalt ein Kalifornischer Seelöwe.

Na ja, so ist das halt im Meer und ich krieg das doch eh nicht mit, wandte Linus ein und sein Publikum stöhnte auf.

In mir formte sich ein dicker Knoten Bitterkeit. Eltern, die sich nicht für ihre Kinder interessierten … das kam mir leider sehr bekannt vor.

»Linus, wenn du dich weiter einfach so fortpflanzt, benimmst du dich wie eine miese Ratte«, sagte Ella, die wie immer perfekt gestylte Python-Wandlerin an unserer Schule, die heute ein himbeerfarbenes bauchfreies Top und einen weißen Minirock trug.

Ein Ruck ging durch mich hindurch. »Miese Ratte« … früher hätte ich selbst so was garantiert auch gesagt. Aber das war, bevor ich festgestellt hatte, dass mein ehemaliger Mitschüler Rocket ein Ratten-Wandler war. Er konnte zwar gemein sein, aber im Grunde war er schwer in Ordnung. Er hatte mir gegen die Giftmüllgangster und Lydia Lennox geholfen, ohne ihn wäre es mir übel ergangen. Zwar wollte er auf seiner normalen Schule bleiben, aber ich hatte ihm versprochen nachzufragen, ob er bei uns Nachhilfe in Verwandlung und solchen Sachen bekommen konnte.

»Ratten sind gar nicht so schlimm«, mischte ich mich ein und sah gleichzeitig, wie Toco Ella mit finsterem Gesicht etwas ins Ohr flüsterte. Ellas Augen füllten sich mit kalter Wut. Ah, da hatte wohl jemand von meinem Frühstückskampf erfahren und natürlich hielt sie zu ihren Verwandten.

Doch nicht Ella war es, die ich gerade ansehen wollte, sondern Shari. Sie hatte mich bemerkt und mir zugenickt, aber eher beiläufig. Mochte sie mich noch oder hatten meine blöden Bemerkungen etwas zwischen uns kaputt gemacht? Keine Ahnung.

Weil ich das Nachgrübeln nicht aushielt, beschloss ich – auch um mich abzulenken –, unsere Lehrer wegen Rockets Nachhilfe zu fragen. Jasper blieb in der Eingangshalle, aber ich ging hoch in den ersten Stock, wo das Büro unseres Schulleiters Mr Clearwater war.

Als ich gerade am Sekretariat vorbeiging, holten Ella und ihre Freunde Toco und Barry mich ein. Instinktiv stellte ich mich im Gang mit dem Rücken zur Wand, damit sie mich nicht von hinten attackieren konnten. »Was wollt ihr denn jetzt schon wieder?«

Die drei rückten näher. »Gerade habe ich gehört, dass du Tocos Cousin Kegor wehgetan hast – du hast es immer noch nicht kapiert, was?«, fauchte Ella. »Jedes Reptil hier an der Schule steht unter dem Schutz meiner Mutter!«

»Und Jasper steht unter meinem Schutz«, erinnerte ich die drei.

Der blasse, rothaarige Toco näherte seine Lippen meinem Ohr: »Du bist der letzte Dreck, du stinkst und niemand will dich hier, wann kapierst du das endlich?«

»Zischt ab, ihr Deppen – und lasst euch mal was Neues einfallen«, gab ich zur Antwort.

Vielleicht hätte ich das besser nicht sagen sollen. Die drei zogen zwar ab, aber als Toco an mir vorbeiging, teilverwandelte er seine Finger zu Klauen, um sie mir über den Arm zu ziehen.

Tigerhaie sind schnell, verdammt schnell. In einer raschen Bewegung wich ich zur Seite aus … und prallte gegen Ella, die wohl versucht hatte, mir den Weg abzuschneiden. Erst als Ella aufschrie, merkte ich, dass ich mich ebenfalls teilverwandelt hatte, mein Arm war nicht mehr braun wie sonst, sondern hellgrau.

»Er hat mich verletzt!« Fassungslos zeigte Ella ihren Kumpanen ihre Körpermitte unter dem bauchfreien Top. Erschrocken sah ich die große, blutende Abschürfung dort. Erst als ich über die Haihaut meines Arms strich, die rau war wie grobes Schmirgelpapier, begriff ich, was passiert war. Wer einen Hai berührt, blutet.

»Du bist tot, Mann!«, versicherte mir Barry und Toco versuchte, mich mit Blicken zu erledigen. Mehr traute er sich wahrscheinlich nicht direkt vor dem Sekretariat.

Ella schluchzte nun, ihre Stimme klang hoch und quiekig. »Oh Gott, tut das weh … Mrs Misaki muss das desinfizieren! Schnell! Was ist, wenn das eine Narbe gibt?«

Drei hasserfüllte Blicke trafen mich. Dann verfrachteten die beiden Jungs ihre Angebetete ins Schulsekretariat zu Mrs Misaki, die auch über das Krankenzimmer und dessen Ausrüstung herrschte.

Gegen die Wand gelehnt, versuchte ich, meinen rasenden Herzschlag zu beruhigen. Das war doch wie verhext – ich hatte Ella nie etwas tun wollen und trotzdem passierte es mir immer wieder, dass ich ihr ganz ohne Absicht wehtat oder sie lächerlich machte! Irgendwie konnte ich verstehen, dass sie mich mehr und mehr hasste.

Was jetzt? Du bist tot, Mann, klang es mir noch im Ohr und inzwischen wusste ich, wie übel Ellas Mutter Lydia Lennox drauf war … und wie viel Einfluss sie als reiche Anwältin hatte. Nicht nur sie, sondern auch ihre Bodyguards – die Tigerzwillinge – waren der pure Albtraum. Für Lydia Lennox war ich schon seit meiner ersten Zeit an der Schule der Feind ihrer Tochter und damit eine niedere Lebensform, die man unter dem Absatz zerstampfen musste.

Ich versuchte, die Angst wieder dorthin zurückzustopfen, wo sie hergekommen war. Wenn es so weit war, würde ich mich wehren, so gut ich konnte. Aber jetzt ging es nicht um mich, sondern um Rocket. Ohne weiter zu zögern, klopfte ich beim Büro des Schulleiters und ein »Herein« ertönte.

Erstaunt blickte ich mich in Jack Clearwaters Büro um, in dem nicht etwa nur unser Schulleiter saß, sondern sämtliche Lehrer versammelt waren. Neugierig musterte ich die gebeugte Frau mit zerknittertem Gesicht und silbrigem Haar in einer Pagenkopffrisur. Das musste Mrs Pelagius sein, unsere Lehrerin für Geschichte und Gewässerkunde – ich hatte sie noch nie in Menschengestalt gesehen, meist schwamm sie als Grüne Meeresschildkröte im Erdgeschoss oder im Meer herum. Wir tauschten ein Lächeln.

Unser Mathe-, Physik- und Verwandlungslehrer Farryn García blickte mich abwesend an, als hätte er vergessen, wer ich war, und auch Jack Clearwater wirkte irgendwie abgelenkt. Eigenartig war auch, dass der Fernseher lief, doch Mr García schaltete ihn aus, bevor ich mitbekam, welche Sendung sie geschaut hatten.

»Ja? Was willst du, Tiago?«, fragte mich unser junger Schulleiter.

»Ich … ich habe gemerkt, dass ein Junge aus meiner alten Klasse in Miami ein Woodwalker ist«, berichtete ich ein bisschen eingeschüchtert.

»Tatsächlich? Was für einer?«, fragte Mr García.

»Eine … äh … Ratte.« Ich war nicht sicher, wie das ankommen würde, doch niemand verzog eine Miene. »Er … ich soll fragen, ob es möglich wäre, dass er hier ein bisschen was lernt, über Verwandlung und so … er könnte manchmal am Nachmittag hierher nach Key Largo kommen.«

»Ich fürchte, das geht im Moment nicht«, sagte Jack Clearwater. Er war ein hochgewachsener junger Mann mit hellblonden Haaren, die mich immer daran erinnerten, dass er in zweiter Gestalt ein Weißkopf-Seeadler war. »Wir haben wegen der vielen neuen Schüler aus den Sümpfen leider keine Zeit für so was.«

»Zum Glück ist dein Mitschüler kein Seawalker, das heißt, er ist durch seine Verwandlungen nicht in Lebensgefahr«, fügte Mr García hinzu. »Ich bin sicher, er kommt zurecht.«

»Ja wahrscheinlich«, sagte ich. Der Tag fing wirklich gut an! Rocket würde enttäuscht sein. Und wegen Ellas Verletzung würde ich garantiert Ärger bekommen.

Ich gab mir einen Ruck, besser, ich brachte es hinter mich. »Äh, da ist noch was … eben haben Ella, Toco und Barry versucht, mich im Gang anzugreifen …« Ich berichtete, was passiert war, und keiner der Lehrer sah begeistert aus.

»Hatten wir nicht besprochen, dass du als gefährlicher Wandler besonders vorsichtig sein musst?«, mahnte mich Mr García. »Wir werden in nächster Zeit verstärkt die kontrollierte Teilverwandlung machen, und du übst, so viel du kannst, klar? Auch in deiner Freizeit!«

»Ja, Sir«, sagte ich und war froh, dass nicht von einem Verweis die Rede gewesen war.

»Am besten schaue ich mal, wie es Ella geht«, meinte Mr Clearwater und stand auf.

Ich machte, dass ich davonkam.

Es stimmte, im Moment war dank Ellas Einladungen nichts normal hier auf dieser Schule, die mir so sehr ans Herz gewachsen war. Aber das war offenbar nicht alles, was gerade hier los war. Sonst wären die anderen Lehrer ja in der Cafeteria gewesen, um Aufsicht zu führen. Irgendetwas braute sich zusammen, da war ich mir plötzlich sicher. Fragte sich nur, was. Hatte es etwas mit Lydia Lennox zu tun, Ellas Mutter? Nein, Blödsinn, so schnell konnte sie unmöglich von diesem Zwischenfall am Buffet erfahren haben.

Weil Jasper und ich nach dem chaotischen Frühstück immer noch leere Bäuche hatten, schauten wir in der zum Glück unverwüsteten Küche vorbei und schmierten uns dort Brötchen. Dann war es Zeit für die erste Unterrichtsstunde. »Geh schon mal vor«, meinte ich zu Jasper. Er klemmte sich sein wasserfestes Schreibzeug und das robuste Tablet, das bei uns die Schulbücher ersetzte, unter den Arm und watete in unseren Klassenraum – auch der stand knietief unter Wasser.

Ich dagegen ging Miss White suchen. Sie hatte in den letzten Wochen ihr Versprechen gehalten, mich heimlich zu fördern, und ich brauchte mal wieder einen Rat. Freundlich blickte sie mir entgegen. »Was gibt’s, Tiago?«

»Können wir irgendwo reden, wo es niemand hört?«, fragte ich und wir gingen in einen der Projekträume im ersten Stock. Dann sagte ich verlegen: »Dieser Kampf mit Ellas Cousin vorhin … ich bin wieder wütend geworden.«

Nachdenklich blickte unsere Kampflehrerin mich an. »Na, ich auch, und wie. Aber wenn du merkst, dass dir die Gefühle wirklich außer Kontrolle geraten … dreh dich weg, wenn es irgendwie geht. Versuch, dich mit Gedanken an etwas Positives abzulenken, damit du aus diesem Tunnel rauskommst. Und du musst währenddessen atmen, tief atmen. Versuch es gleich mal, okay?«

Ich atmete tief und konnte spüren, wie ich gelassener wurde. »Allerdings ist Ruhigerwerden manchmal das Letzte, das du brauchst«, sagte Miss White und ich machte große Augen, als sie zur Tür ging und abschloss. »Wir haben gerade richtig viele Alligatoren an der Schule«, fuhr sie fort. »Ich kann der Klasse in Kampf und Überleben nicht zeigen, wie man die besiegen kann, sonst würde ich natürlich Ärger mit Toco, Nestor, Ella und ihren Eltern bekommen. Aber es gibt einen Trick, den du vielleicht mal gebrauchen kannst.«

»Okay«, sagte ich und versuchte, meine Begeisterung nicht zu sehr zu zeigen.

»War schon sehr gut, dass du dich auf Kegors Rücken positioniert hast«, erklärte Miss White mir nach einem Blick auf die Uhr hastig. »Das machst du beim nächsten Mal auch, dann schlingst du beide Arme um den Kiefer des Alligators und ziehst ihn nach oben. Er ist gezwungen, den Kopf in den Nacken zu legen, und wird erstarren. Im absoluten Notfall kannst du ihm dann mit festem Klebeband das Maul zubinden.«

Sie zeigte es mir mit einem Sitzsack und ließ es mich nachmachen. Gut, dass uns niemand dabei sah, wie wir einen Sitzsack würgten.

»Super Trick«, sagte ich. »Danke. Wenn ich das mit dem Klebeband bei einem Seawalker mache, fliege ich leider von der Schule.«

Meine Lieblingslehrerin zog die Augenbrauen hoch. »Ist aber besser, als einen zerkauten Arm zu haben. Oder ein Bein weniger.«

»Da ist was dran«, meinte ich.

Wir grinsten uns an.

»Wehe, du erzählst jemandem, dass ich dir das gezeigt habe! Und jetzt ab in den Unterricht, ich muss auch los.«

Seltsamer Besuch

Ich war der Letzte, der im Klassenzimmer eintraf.

Sharis blonde Locken waren noch feucht. »Hi«, begrüßte sie mich freundlich.

Nur freundlich. Nicht so herzlich wie noch vor Kurzem. Das gab mir einen Stich.

»Na, warst du letzte Nacht mal wieder eine Runde als Delfin schwimmen?«, fragte ich sie, als wäre alles in bester Ordnung.

»Ja, schau mal«, sagte sie und zeigte mir zwei Muscheln, die sie gefunden hatte. »Für meine Sammlung. Irgendwie macht’s mir Spaß, Dinge zu sammeln, obwohl Delfine so was eigentlich nicht machen.«

»Du bist nicht nur ein Delfin«, antwortete ich und beschloss, ihr bei nächster Gelegenheit eine noch schönere Muschel zu suchen. Als ich mich nach einem freien Platz umschaute, stellte ich fest, dass die Stühle neben Shari schon von ihren Delfinfreunden Noah und Blue besetzt waren. Stattdessen gingen Jasper und ich einen Tisch weiter zu Noemi, der Woodwalker-Pantherin, die als Haustier gehalten und dann von ihrem Besitzer in den Everglades ausgesetzt worden war. Wir hatten sie dort bei einer Suchexpedition halb verhungert gefunden und an unsere Schule gebracht. Ihr war es hier drinnen anscheinend zu nass, denn sie hockte auf einem der Tische. Sie schnurrte mich zur Begrüßung an und lauschte dann interessiert, während Mr García uns in Mathe drillte. Chris kam wie üblich zu spät, was ihm einen strengen Blick unseres Lehrers einbrachte. Der störte ihn nicht – auch wie üblich.

»Wo sind eigentlich die anderen Neuen, haste die gesehen?«, flüsterte mir Jasper zu, während ich über einer schwierigen Gleichung brütete.

»Aus denen haben sie eine neue Erstjahresklasse gemacht, nur für Reptilien«, wisperte ich zurück. Dem Krach nach wurden sie im Klassenraum nebenan unterrichtet. Ich war sehr froh, dass sie nicht versucht hatten, die schwierigen Neuen in unsere Klasse zu stopfen.

Doch Ella, Toco und Barry blieben uns leider erhalten. Mit geröteten Augen und einem riesigen Pflaster auf dem Bauch saß Ella schweigsam auf ihrem Platz und ignorierte mich. Toco versuchte, Finny, die gerade aufs Klo ging, blitzschnell ein Bein zu stellen. Doch Finny stieg einfach über seinen Fuß hinweg, ohne den dreien auch nur einen Blick zu gönnen. Enttäuscht tippten Toco, Ella und Barry auf ihren Tablets herum. Hatte Ella ihrer Mutter schon berichtet, was ich ihr diesmal angetan hatte?

Die nächste Stunde war Sei dein Tier bei Miss White, die heute wieder mal in ihrem schwarzen Sportbadeanzug unterrichtete, weil die Luft sich schon jetzt unerträglich feuchtheiß anfühlte, bestimmt waren es schon mehr als dreißig Grad. »Wir nehmen heute den Hai durch«, kündigte sie an. »Dafür verwandelt sich bitte …«

Alle erstarrten und blickten mich aus den Augenwinkeln an.

»… Ralph.«

Meine Klassenkameraden atmeten auf.

»Geht klar«, sagte Ralph und Sekunden später zog eine Rückenflosse durchs Wasser und unter der Oberfläche erkannte man die Umrisse eines zwei Meter langen Riffhais, der zwischen den Pulten herumkurvte. Etwas neidisch beobachtete ich Ralph – vor ihm hatte niemand Angst, er war schließlich im Gegensatz zu mir eine ziemlich harmlose Hai-Art.

Ralph musste gerade die Bezeichnung seiner verschiedenen Flossen aufzählen, als es an der Tür klopfte.

»Ja bitte?«, fragte Miss White irritiert. Auch wir blickten verblüfft zum Eingang des Klassenraums, denn die anderen Lehrer waren im Unterricht und Gäste hatten wir so gut wie nie. Es wusste niemand, was es mit dieser Schule in Wahrheit auf sich hatte. Ein rundlicher Mann mit Bierbauch, grauem Schnurrbart und Seitenscheitelfrisur watete herein, sein strenger Blick schweifte durch die Klasse. Wir starrten ihn an. Moment mal, konnte das ein Mensch sein? Ich versuchte, es zu erspüren, aber es waren zu viele Wandler in der Nähe.

Ralph, auf die andere Seite des Zimmers!, kommandierte Miss White und ich sah schemenhaft, dass sie hinter der Sonnenbrille ihre Augen teilverwandelt hatte. Es fiel nicht auf und dadurch konnte sie von Kopf zu Kopf mit uns reden. Ganz untertauchen, schnell! Tiago, Jasper, Shari, ihr setzt euch auf die Tische, dann kann sich Noemi hinter euch ducken.

Wir reagierten sofort, machten uns mit unschuldigen Blicken auf dem Tisch breit und ließen die Beine baumeln.

»Mein Name ist Chandler, ich bin Schulinspektor«, dröhnte der Mann und warf uns einen misstrauischen Blick zu. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass es hier an diesem Morgen einen Aufruhr gab, und natürlich muss ich solchen Meldungen nachgehen, das verstehen Sie sicher.«

Oh shit! Diese verdammten neuen Schüler! Ich tauschte einen entsetzten Blick mit Jasper. Wie es aussah, hatten wir nun auch noch Bürokraten-Ärger am Hals.

»Ach, das war nur ein kleiner Streit unter Schülern.« Miss White drehte ihren Charme bis zum Anschlag hoch, ihr Lächeln war hollywoodreif. »So was kommt eben vor, alles schon erledigt.«

»Erledigt. Soso.« Mit gerunzelter Stirn blickte der Schulinspektor sich um, während die Beine seiner Anzughose sich im Wasser bauschten. »Unterrichten Sie immer in solcher Kleidung? Finden Sie das angemessen für eine Pädagogin?«

Damit hatte er Miss White kalt erwischt. »Ich … nun ja, bei diesen Temperaturen, Sie verstehen …« Zum ersten Mal sah ich sie verlegen.

Aber es kam noch schlimmer.

Miss White, ich muss mich bewegen, sonst kriege ich kein Wasser in die Kiemen, meldete sich Ralph. Er begann, an der Rückwand des Klassenzimmers entlangzuschwimmen. Nicht viel besser war, dass ein ziemlich großes Stück schwarzfelliger Schwanz hinter uns hervorlugte und nervös hin und her pendelte.

Das konnte Mr Chandler unmöglich übersehen – und er tat es auch leider nicht. Sein Zeigefinger stieß vor. »Ist das eine Raubkatze?«

Miss Whites Lächeln wirkte inzwischen sehr verzerrt. »Ach ja, ähm … das kann sein … diese Raubkatze haben wir zurzeit in Pflege … aber keine Sorge, sie ist völlig zahm und …«

Soll ich ihn für euch erledigen?, fragte Noemi eifrig.

»Stoooopp!«, schrie Miss White, aber zu spät. Noemi sprang, sauste wie ein schwarzer Blitz durch die Luft und landete mit voller Wucht auf den Schultern des Schulinspektors. Er wankte, kippte um und wurde unter Wasser gedrückt, wo sein Schrei sich in ein Blubbern verwandelte. Miss White sah aus, als würde sie jeden Moment einen Herzinfarkt erleiden. »Na gut, fast zahm … aber wir arbeiten dran …«, brachte sie heraus.

Doch dann sagte Noemi plötzlich: Hm, das ist komisch, wieso riecht dieser Kerl genauso wie Finny?

Da erst fiel mir auf, dass Finny nicht von ihrem Klo-Ausflug zurückgekommen war. Gleichzeitig sahen wir, dass sich die Haare und die Nase des Inspektors selbstständig machten und durchs Wasser drifteten. Allgemeines Kichern brandete durch die Klasse, Shari, Chris und Juna applaudierten. Miss Whites Gesicht wirkte halb ärgerlich und halb amüsiert. »Finny! Das war ein mieser Trick. Zieh dich sofort um und setz dich, sonst mach ich Fischfilet aus dir!«

»Ich hab mir gleich gedacht, dass der Typ nicht echt ist … er hat nicht gefragt, warum unsere Schule halb unter Wasser steht«, meinte Juna.

Mit einem breiten Lächeln tauchte Finny – nun wieder blauhaarig – aus dem Wasser auf, zog sich mit einem Ruck den Schnurrbart ab und rückte ihren durchweichten dunklen Anzug gerade. »Ja, ›mieser Trick‹ stimmt, aber das liegt nur daran, dass ich unterfordert bin. Bitte, bitte, setzen Sie sich dafür ein, dass Mr Clearwater bald wieder ein Theaterstück mit uns aufführt!«

Auf einen Schlag war es vorbei mit Miss Whites Heiterkeit. »Nein, Finny. Im Moment nicht. Wir haben sehr bald andere Probleme. Heute Nachmittag erfahrt ihr alles darüber – in Verhalten in besonderen Fällen besprechen wir es.«

Um mich herum wurde unruhig getuschelt. Ich tauschte einen Blick mit Jasper. Sehr bald? Das hieß, die chaotischen neuen Schüler konnten nicht gemeint sein, denn mit denen hatten wir ja jetzt schon Probleme.

»So, und nun eine kleine Programmänderung – wir nehmen statt Haien Rochen durch«, verkündete unsere Lehrerin. »Kannst du dich gleich noch mal verwandeln, Finny, und ein paar typische Jagdtechniken demonstrieren?«

»Ich versuch’s«, sagte Finny gehorsam, warf die Anzugjacke beiseite und verwandelte sich in ein plattes Geschöpf mit schwarzer Oberseite, das elegant durch den Mittelgang flatterte.

In der nächsten Stunde erfuhren wir, dass Rochen biologisch gesehen platt gedrückte Haie waren und ebenso wie ihre Verwandten kein Knochenskelett hatten, sondern eins aus biegsamem Knorpel. Doch kaum jemand konnte sich so richtig auf Finnys Jagdübungen konzentrieren, obwohl es eindrucksvoll aussah, wie sie auf Krebs- und Seestern-Attrappen losging. Sie warf ihren Körper wie eine große Decke über die Beute.

»Hat einer von euch eine Ahnung, was sie mit den anderen Problemen gemeint hat?«, fragte Shari während der Pause in die Runde. Wir standen auf dem etwas erhöhten und dadurch über dem Wasserspiegel liegenden Balkon vor den großen Glasfenstern der Cafeteria, hier ging immer ein angenehm kühler Seewind.

Finny – inzwischen wieder in T-Shirt und Shorts – zuckte die Schultern. »Vielleicht fehlt’s wieder an Kohle. Das ist bestimmt auch der Grund, warum Clearwater diese ganzen Neulinge noch nicht rausgeworfen hat: Ellas Mama bezahlt ja für sie alle Schulgeld, und sicher nicht zu knapp.«

»Aber Jack ist doch nicht geldgierig«, erwiderte Juna empört – unser netter junger Schulleiter war ihr Held.

»Stimmt, ist er nicht«, lenkte Finny ein, während ihr ein paar vorbeikommende Schüler »Hey, cooler Auftritt!« zuriefen. »Aber die Schule hier wird halt noch nicht wie die Clearwater High vom Rat finanziert, ich hab gehört, der Rat ist skeptisch, weil Jack noch so jung ist, und schaut sich erst mal an, ob das hier funktioniert. Das heißt, unsere Blue Reef High muss genug Geld reinholen, damit der Betrieb weiterlaufen kann. Sonst geht sie pleite.«

»Wo hast du das denn gehört?«, fragte Juna mit großen Augen.

»Ähm … Mr Clearwater telefoniert ab und zu mit seiner Mutter in der anderen Schule, um sich Ratschläge zu holen, und einmal bin ich zufällig an seiner Tür vorbeigegangen …« Natürlich lief Finny keineswegs rot an.

Mir fiel die Versammlung in Mr Clearwaters Zimmer ein und dass untypischerweise der Fernseher an gewesen war, als ich reingekommen war. Als ich den anderen davon erzählte, meinte Finny: »Na dann, worauf warten wir?« Sie ging in die Cafeteria, schnappte sich die Fernbedienung des Geräts, das dort an der Wand befestigt war, und begann, durch die Kanäle zu zappen.

Eine Minute später wussten wir, wovor unsere Lehrer sich gerade fürchteten.

Gefahr zieht herauf

Auf dem Fernsehmonitor drehte sich ein riesiger weißer Wirbel mit einer Art Loch in der Mitte, während ein Wetteransager mit ernstem Gesicht danebenstand und etwas erläuterte.

»Ach, du Scheiße«, rief ich.

»Du sagst es«, meinte Finny, die so wie ich als Mensch aufgewachsen war. Doch Shari und Blue, die noch vor Kurzem als Delfine gelebt hatten, blickten verständnislos auf den Fernseher. »Was soll das denn sein? Sieht irgendwie flockig aus.«

»Stimmt, aber nur von weit oben gesehen«, erklärte Noah. »Das ist ein Hurrikan. Ein extrem starker Sturm, der alles plattmacht, was in seinem Weg liegt.«

»Liegen wir denn hier in seinem Weg?«, fragte Shari und runzelte die Stirn. »Ich hab auf dem Highway Schilder gesehen mit dem gezeichneten Bild von so einem Hurrikan und einem Pfeil, der ja wohl ›hier entlang‹ heißt …«

Zu meiner Schande musste ich ebenso lachen wie Finny und Noah. »Das sind Schilder, die einem sagen, wohin man bei einem Hurrikan flüchten sollte«, erklärte ich. »Der Sturm wandert irgendwohin. Unzählige Wetterexperten beobachten das und versuchen vorherzusehen, was er als Nächstes macht.«

Aus dem Fernseher tönte es: »… könnte der Sturm, den die Metorologen Adelina getauft haben, schon in zwei Tagen im Süden Floridas auf Land stoßen, falls er nicht abdreht.«

Dieses wirbelnde, strudelnde weiße Monster, das aus dem Weltall so harmlos aussah, war einige Tausend Kilometer groß … und auf dem Weg zu uns.

»Was jetzt? Rette sich, wer kann?«, fragte Juna, sie war blass geworden.

»Ich schätze, das ist der Plan«, meinte ich. Ich hatte vor ein paar Jahren Hurrikan Irma miterlebt, der zum Glück Miami nur gestreift hatte. Wir hatten uns damals im Orange Blossom Motel verschanzt, das weit genug vom Meer weg gewesen war. Ich konnte mich noch daran erinnern, wie ich fasziniert durchs Klofenster nach draußen gestarrt hatte, wo man vor lauter Regen keinen Meter weit sehen konnte und der Wind dicke Äste von den Bäumen riss. Damals waren sieben Millionen Menschen evakuiert worden und in den Fernsehberichten hatten die Florida Keys ausgesehen wie ein einziges Trümmerfeld.

Schon damals war mir klar gewesen, dass es nicht mein letzter Hurrikan gewesen war – Florida riskierte in jedem Sommer und Herbst, von einem getroffen zu werden. Kalifornien hatte seine Erdbeben, der Mittlere Westen seine Tornados und wir hier im tropischen Süden eben Hurrikans. Aber irgendwie hätte ich nicht gedacht, dass es schon so bald wieder so weit sein würde. So wie man weiß, dass man irgendwann sterben muss, aber es nicht wirklich glauben kann.

Unsere Stunden im Fach Verhalten in besonderen Fällen fanden diesmal in der Eingangshalle statt, die auch als Aula dient – und jeder in der Schule war gekommen.

Auf dem Monitor war wieder das Satellitenbild zu sehen, das wir schon aus dem Fernsehen kannten. »Go home, Adelina!«, grölte einer der neuen Schüler, gerade in Menschengestalt, und einer der anderen Neuankömmlinge warf eine Getränkedose auf den Monitor. Zehn Millisekunden nachdem die Dose dagegengeknallt war, hatte sich Miss White den Übeltäter vorgeknöpft und es wurde wieder ruhig.

»Wir haben Glück, dass uns genügend Vorwarnzeit bleibt«, sagte Jack Clearwater, ohne den Zwischenruf zu beachten. »Solche Hurrikans können Windgeschwindigkeiten von dreihundertfünfzig Stundenkilometern erreichen. Noch wissen wir nicht, ob wir hier in Key Largo getroffen werden. Wenn Adelina nicht abdreht, müssen wir die Blue Reef Highschool evakuieren.«

»Digga! Warum können wir nicht hierbleiben? Ey, ist doch nur Wind«, meldete sich Ralph zu Wort.

»Erwähnte ich schon, dass es bei solchen Hurrikans auch zu einer Sturmflut kommt, also auch alles überschwemmt wird?«, fragte Jack Clearwater.

Chris, unser Seelöwen-Wandler, grinste. »Das ist ja wohl das geringste Problem. Schließlich sind wir Seawalker.«

Eigentlich hatte er recht, oder? Doch mir fiel auf, dass viele der Meerestier-Wandler dazu nichts sagten. Auch die sonst so fröhliche Shari wirkte sehr ernst.

»Für die Riff-Fische wie Juna, Linus oder Olivia wäre das sehr wohl ein Problem«, mischte sich Farryn García an. »Ehrlich gesagt, für die meisten von euch wäre es sicherer, Richtung Inland zu flüchten. Überschätzt eure Kraft nicht.«

Jasper schaute mich vorwurfsvoll von der Seite an.

»Was?«, zischte ich ihm zu.

»Du warst das. Du mit deinem blöden Witz über die Riesenwelle. Und jetzt kommt se wirklich.«

Ich verdrehte die Augen. »Wenn ich wirklich der Junge bin, der Riesenwellen rufen kann, werde ich berühmt«, flüsterte ich zurück. »Außerdem ist das, was auf uns zukommt, kein Tsunami, sondern ein Sturm, das ist was anderes.«

Jetzt ergriff unsere zierliche Klassensprecherin Juna, in zweiter Gestalt ein Falterfisch, das Wort. »Wenn der Hurrikan die Keys erwischt … was passiert dann mit der Schule?« Ihre Stimme zitterte ein wenig. »Kann es sein, dass sie zerstört wird?«

Tiefe Stille senkte sich über die Eingangshalle. Wir sahen alle, wie Jack Clearwater tief durchatmete. Jeder von uns wusste, dass diese Schule sein großer Traum war, dass er alles drangesetzt hatte, sie Wirklichkeit werden zu lassen, obwohl er streng genommen nicht mal ein Wassertier war. »Wir haben das Hauptgebäude so hurrikansicher gebaut, wie es mit unserem Budget ging. Die Wände sind nicht aus Holz, sondern aus Beton. Unsere Türen und Fenster sind alle aus dickem, bruchfestem Glas, sie haben einen Metallrahmen und sind solide verschraubt. Denn wenn ein Fenster zerschmettert wird, zum Beispiel durch ein herumfliegendes Trümmerteil, und der Wind ins Gebäude fahren kann, explodiert das Haus förmlich und der Winddruck fetzt das Dach weg.«

Unwillkürlich blickten wir alle nach oben. Nein, hierbleiben kam nicht infrage, das wurde uns allen in diesem Moment klar.

»Einen Tag lang warten wir noch, damit klar ist, ob der Sturm uns wirklich trifft … dann werden wir eure Eltern bitten, euch abzuholen«, fuhr unser junger Schulleiter fort.

»Sie sollten möglichst nicht bis zur letzten Sekunde warten«, fügte Miss White hinzu. »Wahrscheinlich sind jetzt schon alle Flüge ausgebucht, und bevor es ernst wird, sind auch die Straßen völlig verstopft, weil die meisten mit dem Auto zu fliehen versuchen.«

In das beklommene Schweigen hinein meldete sich Nox ein bisschen vorwurfsvoll zu Wort. Ja, und ich soll wohl wieder in die Zahnarztpraxis? Kein Problem. Steckt mich einfach in einen Eimer und liefert mich dort ab, Leute.

Für dich ist das vielleicht kein Problem, aber ICH bleibe hier, angewachsen ist angewachsen. Die Seeanemone Mrs Monk wedelte unglücklich mit ihren zahlreichen Tentakeln.

Neugierig näherte sich ihr eins der winzigen Seepferdchen, doch mit einem He, hiergeblieben, das sticht!, scheuchte Nox es zurück in Sicherheit. Zwei andere Miniseepferdchen hielten sich dabei kichernd an seiner Rückenflosse fest. Anscheinend waren nicht alle normale Tiere, sondern Linus hatte das eine oder andere Seawalker-Kind zur Welt gebracht!

»Wir finden für jeden eine Lösung«, versprach ihm Mr Clearwater. »Mit Bussen und den Schulautos können wir alle, die nicht abgeholt werden, ins Landesinnere bringen.«

»Ja, mit ganz viel Proviant!«, verkündete Kegor, der neue Schüler mit der struppigen dunklen Haarmähne, und die neuen Alligatoren und Pythos lachten und schrien ihre Zustimmung. »Wir kommen dann einfach später wieder, wenn ihr alles repariert habt! Schließlich gefällt’s uns hier.«

Ja, das hatten wir gemerkt. Viele Schüler und sämtliche Lehrer blickten säuerlich drein, aber niemand machte eine Bemerkung.

In der Stille, die folgte, trat Shari vor. »Ich werde nicht an Land sein, wenn dieser Sturm kommt«, sagte sie fest. »Wir schwimmen raus ins tiefe Wasser. Blue und ich und Noah.«