Secret Places Österreich - Hanne Egghardt - E-Book

Secret Places Österreich E-Book

Hanne Egghardt

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Beschreibung

Österreich im Herzen Europas ist ein beliebtes Urlaubsziel. Erleben Sie es so einzigartig, so entspannt und so einheimisch wie möglich mit unserem Secret Places Bildband. Dieser entführt Sie an die schönsten Orte Österreichs, die abgelegensten Wanderpfade und idyllischsten Dörfer des Landes ohne Touristenmassen. Lassen Sie sich vom Klang der Winde, der durch die Kiefern weht und fast wie Mozarts Musik klingt, berauschen.

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Seitenzahl: 203

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SECRET PLACES

ÖSTERREICH

58 besondere Zieleabseits des Trubels

Lisa Bahnmüller • Oliver Bolch • Hanne Egghardt • Sabine Ertl • Franz Gerdl

INHALT

Willkommen in Österreich

Vorwort

DER OSTEN

1Wien, Judenplatz – Ort der Erinnerung

2Wien, Möbelmuseum – 300 Jahre Wohnkultur

3Wien, Tanzcafé Jenseits – Tür in die Vergangenheit

4Wien, Schiffmuseum – Veteranen der Ströme

5Wien, Feigenhof Simmering – Früchte des Himmels

6Wien, Stammersdorf – Das Geschmackszentrum

7Kartause Mauerbach – Verträumtes Kloster-Idyll

8Seegrotte Hinterbrühl – Auf zu blauen Wundern

9Ötschergräben – Ein Wanderparadies

10Moststraße – Im Frühling durch die Reben

11Retzer Keller – Ab in die Unterwelt!

12Burg Hardegg – Stolz und stark

13Neusiedler See – Eine Runde um den See

14Dorfmuseum Mönchhof – Geschichte hautnah

15Lockenhaus – Die letzte Ritterburg

16Der Eisenberg – Eine Bilderbuchlandschaft

17Burg Güssing – Eine Machtdemonstration

DER NORDEN

18Seekirchen – Rund um den Wallersee

19Salzburg – Alles Gute kommt von oben

20Hallein – Von Kelten und vom Salz

21Bad Vigaun – Salzburgs Naturbadewanne

22Filzmoos – Abstecher ins Traumtal

23Großarltal – Zurück zu den Wurzeln

24Bad Gastein – Unten mondän, oben Action

25Schärding – Stadt mit Stern

26Kopfing – Außergewöhnliche Nächte

27Freistadt – Dem Bier verpflichtet

28Enns – Die älteste Stadt Österreichs

29Clam – Die Burg der Grafen von Clam-Martinic

30Almtal – Wandern mit der Sonnenuhr

31Stodertal – Am Fuße des Pyhrn

DER SÜDEN

32Graz – Die geheime Liebe Österreichs

33Hochgrail – Wo die »Rabiatperle« zu Hause ist

34Frohnleiten – Das steirische Rothenburg

35Stift Vorau – Ein Palast Gottes

36Kläfferquelle – Grandioses Schauspiel der Natur

37Erzberg – Aus Arbeit wird Abenteuer

38Pürgg – Vom Krieg der Katzen und Mäuse

39Abtei Seckau – Ein Kloster für den Grafen

40Neuhaus bei Bleiburg – Museum Liaunig

41Friesach – Erlebnis Burgbau

42Rund um Maria Saal – Kirchenburg und Herzogstuhl

43Mirnock – Ausblick mit See

44Gmünd – Kärntner Künstlerstadt

45Drautal – Kräuterdorf Irschen

46Burg Heinfels – Wer wacht übers Tal?

47Osttirol – Ausflug ins Umbaltal

DER WESTEN

48Lechtal – Wilde, ursprüngliche Landschaft

49Ehrenberg – Tirols größte Festung

50Stift Stams – Barocker Baum des Lebens

51Großer Ahornboden – Grandiose Kulisse

52Rattenberg – Glasmacherstadt im Inntal

53Kaiserklamm – Am schönsten Ende der Welt

54Mariastein – Wallfahrt auf dem Felsen

55Obernberger Tal – Klein, aber fantastisch

56Feldkirch – Mittelalterstadt und Weltliteratur

57Hittisau – Ein Frauenmuseum im »Ländle«

58Kleinwalsertal – Österreichische Enklave

Register

Bildnachweis

Impressum

Das Nachbarland steckt voller Überraschungen (von links nach rechts): Im Wiener Bezirk Simmering wachsen Feigen (Kapitel 5), während in Graz (Kapitel 32) eine kriegerische Türkenfigur den Palast Saurau bewacht. Sie erinnert an eine Belagerung im Jahr 1532, die vermutlich nie stattgefunden hat. Am Neusiedler See (Kapitel 13) blühen die Schwertlilien. Am Themenweg Lebensader Taugl (Kapitel 21) verblüfft das riesige Gelege des Flussregenpfeifers. Nur die Kärntner Dampfnudeln sind – erwartungsgemäß – köstlich.

WILLKOMMEN IN ÖSTERREICH

KLEIN, ABER BESONDERS!

Die Alpenrepublik mit neun Millionen Einwohnern hat viel zu bieten! Selbst Österreichkenner werden erstaunt sein, welche Überraschungen der scheinbar so gut bekannte Nachbar bereithält.

ÖSTERREICH – LAND DER BERGE, LAND AM STROME

So beginnt die Nationalhymne. Und das trifft zu, denn zwei Drittel des Landes sind gebirgig, der Rest verteilt sich auf sanftes Hügelland und die Ebenen rund um Wien und im Burgenland. So wechseln sich Seen und wilde Gipfel, friedvolle Almen und liebliche Dörfer, karge Felsen und hügelige Weinberge, tosende Wasserfälle und die weite Pannonische Tiefebene ab. Österreich erweist sich als außerordentlich facettenreich. Politisch aufgeteilt auf neun Bundesländer, sind die historisch gewachsenen Grenzen, vor allem durch geografische Zugehörigkeiten, immer noch allgegenwärtig. Das beste Beispiel ist das Salzkammergut, das sich Oberösterreich, das Land Salzburg und die Steiermark teilen.

MARILLE UND ZIRBE

An Genuss-Souvenirs und regionalen Spezialitäten herrscht in Österreich kein Mangel. Aber Marille und Zirbe haben sich zu wahren Exportschlagern entwickelt. Sie gibt es, höchst unterschiedlich verarbeitet und verwendbar, überall im Land zu kaufen.

116KLÖSTER

gibt es in Österreich. Das Land besitzt damit eine enorme Dichte an sakralen Sehenswürdigkeiten. Das älteste findet man in der Stadt Salzburg: Sankt Peter wurde bereits um 696 durch den Hl. Rupert gegründet. Stift Admont hingegen beherbergt die größte Klosterbibliothek weltweit. Salzburg ist die Stadt mit den meisten Kirchen: Auf seine 150 000 Einwohner kommen 50 Kirchen – das entspricht der Kirchendichte Roms. Dabei sind die Hauskapellen gar nicht mitgezählt.

EDLE TROPFEN

Wien ist die einzige Hauptstadt weltweit, in der Weinanbau betrieben wird, und das nachweislich schon seit 750 v. Chr. Auf 700 Hektar reifen vor allem Reben für Weißweine heran, die man in diversen Lokalen in der Stadt oder beim Heurigen ausschenkt. Allein in Wien gibt es mehr als 100 Heurige.

VON UND ZU

So viel Leidenschaft für die Habsburger Monarchie – dennoch hat Österreich mit dem Adelsaufhebungsgesetz von 1919 alle Adelstitel abgeschafft. Aber ganz ohne wäre es ja zu langweilig, und so gibt es in Österreich erstaunlich viele Berufe, bei denen man einen Titel mitführen darf: »Herr Magister, Frau Hofrat, Herr Kommerzialrat …«.

LEGENDÄR

1190 zog Herzog Leopold V. als Kreuzfahrer ins Heilige Land. Im Kampf um Akkon färbte sich sein weißer Mantel blutrot. Nur unter seinem breiten Gürtel blieb ein weißer Streifen übrig. Kaiser Heinrich VI. gewährte ihm, die Farben rot-weiß-rot im Banner zu tragen. Daraus entstand – zumindest der Legende nach – Österreichs Flagge.

3797 METER

Der Großglockner ist der höchste Gipfel in der Republik, der tiefste Punkt liegt im burgenländischen Seewinkel – mit gerade einmal 114 Metern ist er deutlich einfacher zu erreichen. Wer sich in Österreich hauptsächlich Berge vorstellt, wird dort, östlich des Neusiedler Sees, von der schier endlosen Weite der Schilflandschaft überrascht.

DAS BRAUCHTUM

Traditionen haben sich in allen Regionen Österreichs in einer unglaublichen Vielzahl an vorwiegend religiös motivierten Festen erhalten. Etliche gehen auf vorchristliche Rituale zurück, was ihnen einen ganz eigenen Reiz verleiht. Dazu wird überall meist Tracht getragen, und das mit einer Selbstverständlichkeit, die weit weg von historischem Kostümspiel ist.

ÖSTERREICHS KÜCHE

Die Rezeptbücher der Alpenrepublik lesen sich wie ein Streifzug durch die europäische Kulturgeschichte. Viele Rezepte stammen aus der K.u.K.-Monarchie mit Einflüssen aus Bayern, Frankreich, Ungarn, Slowenien, Kroatien und Italien. Einige großartige Nationalgerichte wie Gulasch, Wiener Schnitzel oder Tafelspitz sind weit über die Grenzen Österreichs hinaus beliebt. Nicht zu vergessen die typischen Mehlspeisen, die ohne Weiteres eine ganze Hauptmahlzeit ersetzen: von Strudeln, Stollen über Laiberl, Fleckerl, Buchteln, Povesen und Nußn’ zu Kipferln, Knödln und Krapfen – ein Paradies für Schleckermäuler und ambitionierte Zuckerbäcker.

VORWORT

ÖSTERREICHS GEHEIME SCHÄTZE

Die Berge, die Seen, die zauberhaften Landschaften und Städte, die auch den größten Kulturhunger stillen: Österreich hat viel zu bieten. Aber nicht nur das. Etwas abseits, im Verborgenen, besitzt es auch noch geheime Schätze. Kleinode, die es zu entdecken gilt.

Nur rund 500 Einwohner und trotzdem stolze Gemeinde: Rattenberg ist die kleinste Stadt Österreichs.

Rafting für Könner aller Klassen: Die Brandenberger Ache ist für Wassersport wie geschaffen.

Österreich, ist das nicht das Land im Herzen Europas, dessen Städte auf Schritt und Tritt mit Kultur aufwarten? In dem sich landschaftliche Schönheit mit genussvoller Lebensart, hohe Kunst mit hervorragender Kulinarik und die Beschwingtheit des Weins mit der Liebe zur Musik vereint? Ja, genau das ist Österreich.

Das prachtvolle Schloss Schönbrunn, die historischen Zentren von Wien, Graz und Salzburg, die einzigartigen Landschaften der Wachau, des Neusiedler Sees und der Region Hallstatt-Dachstein/Salzkammergut, das sind nur einige der zehn Weltkulturerbestätten, die Österreich zu einem der schönsten und kulturhistorisch interessantesten Länder Europas machen. Ein Geheimnis ist das schon lange nicht mehr. Die Millionen von Besuchern, die jedes Jahr kommen, um diese Sehenswürdigkeiten zu bestaunen, beweisen es.

Dass sich Reisende, die ein dichtes Programm haben, dazu entschließen, die Highlights zu besuchen, die im Reiseführer stehen, ist selbstverständlich. Wer nach Wien kommt, muss in die Hofburg, in den Stephansdom und ins Schloss Schönbrunn. Wirklich interessant wird es aber erst für alle, die sich ein bisschen mehr Zeit nehmen. Sie können mit etwas Glück Menschen und Orte aufspüren, die weit ab vom Touristenstrom liegen – wie den alten Seebären, der am Wiener Donauufer ein eigenes Schiffsmuseum aufgebaut hat, oder die beiden Biobauern aus Leidenschaft, die weit draußen am Rand von Wien die süßesten Feigen der Welt züchten.

Entdeckungen kulinarischer und kultureller Art an der Moststraße – hier das Kloster Seitenstetten

So klein Österreich auch von seiner Ausdehnung her ist, so groß ist die Vielfalt seiner Landschaften. Zwischen Boden- und Neusiedler See, zwei Gewässern, die jeweils in benachbarte Staatsgebiete hineinreichen, liegen Hochgebirge, liebliche Hügellandschaften und Gegenden, in denen sich ein funkelnder See an den anderen reiht. Die Wanderschuhe angezogen, den kleinen Rucksack geschultert, und auf geht’s in Gegenden, wo sich keine Massen drängen. Vor atemberaubender Bergkulisse durchs Hinterwinkler Tal bei Filzmoos zum Beispiel oder auf dem Tauglbachweg Vigaun zu einer spektakulären Wildflusslandschaft.

Jeden Abstecher wert

Zu den größten Schätzen Österreichs zählen die vielen kleinen und mittleren Städte, denen es gelungen ist, ihre historischen Altstadtkerne über all die Wechselfälle der Geschichte hin zu bewahren. Oft sind ihre Namen hauptsächlich von Hinweistafeln auf der Autobahn geläufig, und doch: Feldkirch, Freistadt, Enns, Schärding, Frohnleiten, eine dieser Städte ist schöner als die andere. Und sie alle locken dazu, durch enge Gässchen zu schlendern – zu schauen und zu staunen und schließlich in einem kleinen Café mit Schanigarten am Hauptplatz einen Cappuccino oder ein Glas Wein zu genießen.

Dieser Band enthält 58 Ziele, verteilt auf sämtliche Regionen des Landes, die abseits der touristischen Highways liegen. Es sind Orte, die meist nicht mit Superlativen aufwarten können. Viele von ihnen sind Geheimtipps, aber nicht alle. Auf jeden Fall aber sind es Ziele, die etwas ganz Besonderes besitzen. Eine Atmosphäre, ein Flair, eine Schönheit vielleicht, die sich erst auf den zweiten Blick erschließt – dann aber umso mehr beeindruckt. 58 liebenswerte und besondere Orte, die jeden Umweg lohnen!

DER OSTEN

Wo sich die Landschaften Österreichs von ihrer lieblichsten Seite zeigen

Stolz und mächtig erhebt sich die Burg Güssing auf einem Vulkankegel über Stadt und See.

1

WIEN, JUDENPLATZ – ORT DER ERINNERUNG

EIN SPIEGEL DER GESCHICHTE

Von den römischen Kasernen über das mittelalterliche Judenviertel zum berührenden Ort des Gedenkens – kaum ein anderer Platz spiegelt die wechselvolle Geschichte der Stadt so deutlich wider wie der Judenplatz. Mit Mahnmal, Ausgrabungen und Museum wurde er zu einem wichtigen Ort der Erinnerung.

Der Stahlbetonkubus am Judenplatz ist ein Mahnmal von starker Symbolkraft.

Der Judenplatz war lange Zeit recht unspektakulär. Zwar rief von der Mitte des Platzes aus der gute alte Gotthold Ephraim Lessing zu Toleranz auf, und die mittelalterlichen Häuser ringsum bildeten ein sehenswertes Ensemble, das war’s dann aber auch schon. Erst die Ausgrabungen, die von 1995 bis 98 für die Errichtung eines 1994 von Simon Wiesenthal angeregten Mahnmals durchgeführt wurden, brachten die lange Geschichte des Platzes ans Tageslicht. Dieser Stadtteil wurde erstmals von den Römern besiedelt, sie errichteten hier im 1. Jahrhundert Kasernen für ein großes Legionslager. Ab dem 12. Jahrhundert entstand an dieser Stelle dann das Judenviertel.

Ein Archiv der Erinnerung – ohne Zugang

Das Ghetto besaß 70 Häuser, sie waren so angeordnet, dass ihre Rückwände nach außen hin eine Mauer bildeten. Im Zentrum stand das erstmals 1205 erwähnte Schul- oder Bethaus, eine der größten Synagogen Europas. Die Wiener jüdische Gemeinde machte damals fünf Prozent der Stadtbevölkerung aus. Die meisten Familien waren nicht reich, die Judenstadt entwickelte sich aber zu einem Zentrum berühmter jüdischer Gelehrter. Als ihnen die Wiener Bevölkerung um 1420 Zinswucher und Hostienschändung vorwarf, begann die Wiener Geserah, die Vertreibung. Im März 1421 wurden auf der Gänseweide, heute die Kegelgasse beim Hundertwasserhaus, 200 Juden auf Scheiterhaufen verbrannt. Die Synagoge wurde zerstört, ihre Steine dienten beim Bau der Theologischen Fakultät in Wien als Baumaterial.

Es dauerte mehr als ein halbes Jahrtausend, bis Archäologen die Reste der Synagoge, ihre Grundmauern, Teile des Fliesenbodens und die Fundamente der sechseckigen Bima, auf der die Tora gelesen wurde, entdeckten. Heute dominiert den Judenplatz das Mahnmal der britischen Bildhauerin Rachel Whiteread. Der im Jahr 2000 enthüllte weiße Stahlbetonkubus ist von starker Symbolkraft. Er stellt eine nach außen gestülpte Bibliothek aus 7000 Büchern dar. Die Türen sind verschlossen, die Buchrücken nach innen gekehrt. Der nicht betretbare Raum und die nicht lesbaren Bücher stehen für den unwiederbringlichen Verlust der 65 000 österreichischen Juden, die zu Opfern des Nazi-Regimes wurden. Auf Bodenfliesen rund um das Mahnmal sind die Namen jener Orte festgehalten, an denen sie zu Tode kamen. Rachel Whitereads Mahnmal verschmilzt mit dem Museum zum mittelalterlichen Judentum und den Ausgrabungen der Synagoge zu einer Einheit des Gedenkens. Absolut sehenswert!

Die Traditions-Bäckerei Grimm, seit dem Jahr 1536 ein Garant für frische Backwaren

INFO

WOHLGEBORGENE SCHÄTZE

Die Ausgrabungen sind im Erdgeschoss und in den Kellerräumen des Museums Misrachi-Haus am Judenplatz, einer Außenstelle des Jüdischen Museums, zu besichtigen. Drei moderne Schauräume informieren mit audiovisuellen Mitteln über Alltag, Wirtschaft und Religion der mittelalterlichen Gemeinde. Eine Computeranimation rekonstruiert die Judenstadt um 1400 und erlaubt einen virtuellen Rundgang durch die Gassen und in die Synagoge. In Schaukästen sind überdies zahlreiche Ausgrabungsstücke zu sehen. Eine 2021 eingerichtete Dauerausstellung verbindet die Geschichte des Standorts mit der Gegenwart, sie bezieht auch jene des Mahnmals und der Ausgrabungen ein.

WEITERE INFORMATIONEN

In der Kurrentgasse gilt die Bäckerei Grimm als Meister des Feingebäcks. Neben einer Fülle von unterschiedlichen Formen der kleinen Köstlichkeiten hat sich die Bäckerei auch auf glutenfreie Produkte und diätische Backwaren spezialisiert.

jmw.at

grimm.at

2

WIEN, MÖBELMUSEUM – 300 JAHRE WOHNKULTUR

KÖNIGLICHER FUNDUS

Es ist eine Rarität unter den Museen Wiens und ein echter Geheimtipp: Das Möbelmuseum, einst Möbellager der Habsburger, gewährt Einblicke in drei Jahrhunderte Wohnkultur. Darunter befinden sich komplett erhaltene Biedermeierensembles, kaiserliche Gebrauchsgegenstände und Arbeiten der Pioniere der Wiener Moderne.

Hygienemöbel des Hauses Habsburg: Das Möbelmuseum gewährt tiefe Einblicke.

Es war im Jahr 1747, als sich Kaiserin Maria Theresia entschloss, ordentlich aufzuräumen. »Bescheidenere Haushaltsführung« lautete die Devise. Also bestellte sie einen Hofmobilien-Inspektor und betraute ihn damit, die riesigen Möbelbestände des kaiserlichen Haushalts zu inventarisieren, zu pflegen und für eine straffe Organisation der Übersiedlung in die Sommerresidenzen zu sorgen. Unter Kaiser Franz II. (I.) erhielt dieser Hofdienst später die Bezeichnung »Hofmobilien-Direktion«, war auch für den Neuankauf von kaiserlichem Mobiliar zuständig und hatte ein Depot zu verwalten. Denn war es bis dahin üblich, Möbel, die bei Hof nicht mehr gebraucht wurden, ans Personal abzugeben oder zu versteigern – sie wanderten nun ins Depot. In dieser Rumpelkammer der Monarchie staubten Möbel und Gebrauchsgegenstände romantisch vor sich hin.

Knapp nach der Jahrhundertwende war Kaiser Franz Joseph an der Reihe, Ordnung zu schaffen. Er ließ in der Mariahilfer Straße 88, also auf halbem Weg zwischen der Hofburg und dem Schloss Schönbrunn, ein zentrales Lager für das Mobiliar errichten, das gerade nicht in Gebrauch war, das K.u.K.-Hofmobiliendepot. 1924 wurde im Bundesmobiliendepot, so der neue Name, zwar eine Schausammlung eröffnet, die stilkundlich gegliedert als Vorbildersammlung für Handwerker diente, dann aber fiel es in eine Art Dornröschenschlaf. Bis 1993. Da begann die Generalsanierung. Architekt Alessandro Alverà, damals Lehrbeauftragter an der Universität für angewandte Kunst in Wien, schuf aus einem drei Komplexe umfassenden Areal ein homogenes Ganzes. Mit lichtdurchfluteten Aufgängen und klaren, hellen Ausstellungsräumen auf 6000 Quadratmetern. 1998 wurde das weltweit größte Museum für Wohnkultur eröffnet samt riesiger Biedermeiersammlung und so vielen Sesseln, dass sich damit ein Fußballstadion füllen ließe.

Habsburger ganz persönlich

Besucherinnen und Besucher des modernen Möbelmuseums finden eine Vielzahl von Originalmöbeln der Habsburger vor. Zu den Highlights zählen das Ägyptische Kabinett, das sich Kaiserin Maria Ludovica in der Hofburg einrichten ließ, und der kostbare Schreibtisch Maria Theresias. Dazu Skurriles, Sinnliches und Eigenwilliges vom Thron bis zum Vogelkäfig und komplette, von den hauseigenen Werkstätten liebevoll renovierte Raumensembles. Gezeigt werden auch Arbeiten der Pioniere der Wiener Moderne wie Josef Hoffmann, Adolf Loos und Otto Wagner oder des Architekten Ernst A. Plischke.

Handwerk zwischen Grob- und Feinarbeit: die Silberschmiede Jarosinski & Vaugoin

INFO

SILBER VOM FEINSTEN

Gleich ums Eck vom Möbelmuseum, in der Zieglergasse, wird im wahrsten Sinn des Wortes gefeilt und gehämmert, geschliffen und poliert: Jarosinski & Vaugoin ist einer der wenigen Traditionsbetriebe, in denen noch Handwerk und höchste Qualität Priorität haben. Wer einen Sinn für Luxus hat, ist in dieser Silberschmiede goldrichtig. Der Bogen reicht von Gebrauchsartikeln, Schmuck und Tafelsilber zu 200 Besteckmustern von Barock bis Jugendstil.

WEITERE INFORMATIONEN

In der nahen Otto-Bauer-Gasse blüht nach dem Umbau der Mariahilfer Straße zur Parade-Einkaufs- und Begegnungszone das urbane Leben. Abseits vom Trubel der Shopping-Meile laden kleine Läden und Lokale zum Bummeln und Genießen ein. So bieten Yummyaki asiatisches Fast & Healthy Food, die Kaffeefabrik Bio-Kaffee aus eigener Rösterei, L’Amour du Pain französisches Gebäck, das Lädchen »Wunderbar« Mode und handgefertigten Schmuck und das »Répertoire« schön schräge Sachen.

moebelmuseumwien.at

otto-bauer-gasse.at

3

WIEN, TANZCAFÉ JENSEITS – TÜR IN DIE VERGANGENHEIT

VERSUMPFEN MIT STIL

Schon allein der mehrdeutige Name verheißt ein ganz besonderes Ausgeherlebnis. Und er hält auch wirklich, was er verspricht. Wer einmal im plüschig verruchten Café Jenseits in Wien-Mariahilf angekommen ist, will so schnell nicht wieder weg. Bis draußen, im Diesseits des 5. Bezirks, der Morgen graut zumindest.

Kultig, schräg und ein echter Insider-Treff: das plüschige Tanzcafé Jenseits

Die Tür in der Nelkengasse, einer Nebengasse der belebten Mariahilfer Straße, ist unauffällig. Braun, fest verschlossen, ohne Aufschrift. Eine Tür, an der Passanten achtlos vorbeieilen. Tagsüber. Kaum ist die Nacht hereingebrochen, ändert sich die Situation. Die Tür ist zwar immer noch braun und verschlossen, aber über ihr leuchtet das Schild »Tanzcafé Jenseits«. Und bald kommen Leute. Je vorgerückter die Stunde, desto mehr. Nach Mitternacht ist der Andrang am größten. Die Eintreffenden sind Insider. Sie läuten oder klopfen an, ein Schuber öffnet sich, und dann wird Einlass gewährt. Das ist der Beginn einer langen Nacht, die garantiert außergewöhnlich verläuft, manchmal sogar legendär.

Musik mit Niveau

Wer eintritt, findet sich in einer roten Retro-Welt aus Samt und Plüsch wieder. Mit Brokat-Tapeten, abgewetzten Samtbänken und einer Bar mit goldfarbener Stoff-Draperie. Marilyn spitzt ein Kussmündchen. Die DJs spielen trashige Musik, unter der Woche Jazz und Soul, am Wochenende Tanzbares, immer mit Niveau. Wer nicht tanzen will, kann an der Bar einen Singapore Sling verkosten oder einen Martini-Cocktail trinken und dabei Zwiesprache mit Elvis halten, drüben an der Wand.

Das »Jenseits« hat Kultstatus. Es ist schräg, wunderbar eigensinnig und ganz und gar nicht unschuldig – was seine Vergangenheit betrifft jedenfalls. In der Zwischenkriegszeit hieß es Café Esterhazy. Als erstes Animier-Lokal mit Tischtelefon war es ein Pionier seiner Zunft. Später dann, als die Mariahilfer Straße eine riesige U-Bahn-Baustelle war, wurde das »jenseits« der Schutthaufen gelegene Lokal zu einem künstlerischen Etablissement. Mit einer Bühne für Aufführungen, Konzerte und Lesungen. So übernahm es 1997 der Künstler Peter Hofmann, dessen Tochter es nun führt. Liebe gibt es im Café Jenseits jetzt nicht mehr zu kaufen. Die Separees sind einem Raum für Veranstaltungen gewichen, die Puff-Atmosphäre aber ist geblieben. Und auch die Diskretion. Das weiß das Stammpublikum zu schätzen, Architekten, Künstler und Schauspieler. Sie können darauf vertrauen, dass Fotos von ihnen nie in falsche Hände gelangen. Der Ruf des »Jenseits« hat sich mittlerweile bis Hollywood durchgesprochen. Quentin Tarantino war schon mehrmals da, und auch als Drehort hat es sich bewährt. Barszenen für den Oscar-prämierten Film »Die Fälscher« wurden hier gedreht, ebenso Szenen für »Tatort« und »Blind ermittelt«. Es werden bestimmt nicht die letzten sein …

Eine wahre Fundgrube: die Kellerräume des Erotikfachgeschäfts »Liebenswert«

INFO

DIE VINTAGERIE

Zu welcher Tageszeit auch immer: Schräg gegenüber vom Café Jenseits lohnt es sich, in der Nelkengasse in die Auslage der Vintagerie zu schauen. Dieses Souterrain-Lokal ist eine wahre Wunderkammer, voll mit Dingen, die das Herz aller Nostalgiker höher schlagen lassen. Es gibt Möbel und Einrichtungsgegenstände mit dem Charme der Zeit von 1930 bis 1980 zu entdecken: von Roland-Rainer-Stühlen, Lobmeyr-Lüstern, Leuchtbuchstaben, stummen Dienern und schicken 1950er-Fauteuils – alles Teile, die liebevoll in ganz Europa zusammengetragen und vor dem Verkauf renoviert wurden – aber nur so viel wie nötig, denn ein bisschen Patina darf sein.

WEITERE INFORMATIONEN

Kurioses gibt es in den Kellerräumen unterhalb des Erotikfachgeschäfts »Liebenswert – feminine Lebensart« zu entdecken: Das kleine Condomi-Museum dokumentiert die Geschichte des Kondoms. Von den kuriosen Anfängen des Verhütungsmittels bis hin zu verrücktesten Ideen.

tanzcafe-jenseits.com

liebens-wert.at/museum/kondommuseum

Nicht gestrandet, sondern nur vor Anker liegt die kleine Flotte des alten Seebären am Donauufer – sein kurioses, wunderbares Schiffmuseum.

4

WIEN, SCHIFFMUSEUM – VETERANEN DER STRÖME

DER SEEBÄR UND SEIN PARADIES

Schwankende Bohlen, alte Dampfkessel tief unten in Schiffsbäuchen, Offiziersmessen, Kommandostände, Mannschaftsquartiere und jede Menge Schiffszubehör und Gerät: Das Schiffmuseum des Franz Scheriau entführt Landratten in die wunderbare Welt historischer Flussschiffe. Vorausgesetzt, sie sind seefest.

Jahrelang hat Franz Scheriau als Hochsee-Kapitän die sieben Weltmeere befahren. Jetzt sei er an der Donau gestrandet, behauptet er. Das stimmt aber ganz und gar nicht. Tatsache ist vielmehr, dass er in Wien vor Anker gegangen ist. Noch dazu mit einer eigenen, ganz wunderbaren und bunt zusammengesetzten Flotte.

Wenn Franz Scheriau in seinem kleinen Reich an der Donau Besucher empfängt, bittet er sie freundlich, in seinem Wohnzimmer auf einem Sofa Platz zu nehmen. Das ist riskant. Wer nicht seefest ist, läuft Gefahr, seekrank zu werden. Der Grund: Das Wohnzimmer befindet sich auf einem Schiff, das sich im Rhythmus der Donauwellen bewegt. Der Schiffseigner sieht es von der heiteren Seite: »Hier werden alle verschaukelt«, lacht er.

Aufs Wasser gezogen hat es den Seebären von frühester Kindheit an. Geboren im steirischen Leoben, baute er schon als kleiner Bub lieber Flöße auf der Mur, als die Schulbank zu drücken. Mit 14 packte er dann seine Siebensachen – Seesack hatte er ja noch keinen –, heuerte zuerst als Schiffsjunge bei der Donau-Dampfschiffahrtsgesellschaft an und dann auf einem Fischkutter vor Grönland. Mit 18 bestand er die Prüfung zum Hochsee-Kapitän, absolvierte zwei Jahre Praxis und befuhr fortan die sieben Weltmeere. Am Steuer von blank geputzten Kreuzfahrtschiffen ebenso wie von Frachtern und riesigen Öltankern.

Kaiserdampfer »Frédéric Mistral«

Als es vor wenigen Jahren für Scheriau, Jahrgang 1951, galt, Kurs Richtung Ruhestand zu nehmen, zeigte die Nadel seines Kompasses zunächst in Richtung Leoben. Er kaufte sich ein Haus, beschloss sesshaft zu werden – und erlitt Schiffbruch. Das ruhige Landrattenleben hinterm Gartenzaun, das war nichts für ihn. Als ihm ein befreundeter Kapitän von dem alten Kaiserdampfer »Frédéric Mistral« erzählte, der da unten im Donaudelta vor sich hin gammelte, zögerte er nicht lang. Das ist was für die alten Tage, ein würdiger Abschluss, dachte er, verscherbelte den Alterssitz in Leoben und erstand das Schiff.

Um den alten Dampfer nach Wien zu schleppen, war ein zweites Schiff nötig. Also kaufte Scheriau noch eines, und dann kamen ein paar weitere dazu. Professionelle Handwerker zum Renovieren hätte er sich nicht leisten können, aber er fand eine Gruppe von Leuten um die 50, die mit Freude und Leidenschaft mithalfen.

Mittlerweile ist die »Frédéric Mistral« das Flaggschiff der Flotte von insgesamt acht historischen Schiffen in dem Schiffmuseum, das Scheriau 2020 gemeinsam mit seinem Partner Walter Haider gründete. Zu erzählen haben sie jede Menge. Allen voran die 1914 in Holland gebaute »Frédéric Mistral«, die sogar mit einer Geheimkabine ausgestattet war. Angeblich soll in ihr Kaiser Franz Joseph die Donau auf und ab gefahren sein, um seine Kronländer inkognito zu inspizieren. Später diente sie als Minensuchboot im Schwarzen Meer, wurde von Marschall Tito als Befehlsstand für seine Partisanen genutzt und war schließlich schon für die Verschrottung vorgesehen, bevor sie Franz Scheriau rettete. Heute imponiert tief im Bauch des Schiffs der drei Meter hohe Dampfkessel samt Dampfmaschine, und auf der Kommandobrücke wiederholt sich immer aufs Neue ein merkwürdiger Vorgang: Am Steuerrad werden erwachsene Männer plötzlich wieder zu Kindern.

An Deck ist alles richtig wohnlich eingerichtet – vorausgesetzt, die Gäste sind seefest.

Zu bestaunen gibt es jede Menge an historischem Schiffszubehör, Maschinen und Geräten.