Secret Places Südtirol - Markus Meier - E-Book

Secret Places Südtirol E-Book

Markus Meier

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Beschreibung

Südtirol ist ein Sehnsuchtsort und viele Reisende werden hier zum Wiederholungstäter. Doch die wenigsten kennen die absoluten Geheimtipps. Tauchen Sie ein in das Unbekannte, das Ruhige und das Versteckte in dieser Landschaft. Entdecken Sie abgelegene Wanderpfade, geschichtsträchtigen Boden, idyllische Dörfer, kleine Naturwunder und Plätze großer Legenden. So wird ihr Aufenthalt mit unseren Hidden Places in Südtriol einzigartig.

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Seitenzahl: 234

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SECRET PLACES

SÜDTIROL

55 traumhafte Orteabseits des Trubels

Markus Meier · Lisa und Wilfried Bahnmüller

INHALT

Willkommen in Südtirol

Vorwort

VINSCHGAU

1Plamort und der Alpenwall – Szenerie eines Dramas

2Langtauferer Tal – Wovon Bergfans träumen

3Kloster Marienberg – Burg oder tibetischer Tempel?

4Ansitz Röfen – Zu Gast in sagenhafter Bergkulisse

5Glurns – Handelszentrum im Mittelalter

6Münstertal – Acht Kirchen auf einen Streich!

7Schluderns – Auf alten Pfaden zur Churburg

8Sulden am Ortler – Gipfelwelten erkunden

9Göflaner Alm – Im Nationalpark Stilfserjoch

10St. Martin in Kofel – Ziel mit Panoramablick

11Plimaschlucht – Hängebrücke und Aussichtskanzeln

12Plauser Totentanz – Neuer Blick auf die Endlichkeit

13Partschinser Wasserfall – Spektakel der Natur

MERAN MIT BURGGRAFENAMT

14Timmelsjoch – Auf Serpentinen himmelwärts

15Schneeberg – Europas höchstgelegenes Bergwerk

16Moos in Passeier – Schlucht und Gletschermühlen

17Pfelderer Tal – Sanfter Tourismus

18Pfandler Alm – Gedenkstätte im Passeier Tal

19Maiser Waalweg – Immer am Wasser entlang

20Schenna – Spaziergang im Sonneneck

21Meran – Altbekanntes, Bewährtes und Neues

22Spronser Seen – Wunderschön und eisig kalt

23Vigiljoch – Bergkulisse für Genießer

24Schnatterpeckaltar in Lana – Gotik vom Feinsten

25Knottnkino bei Vöran – Sunset auf dem Rotstein

26Ultener Urlärchen – Europas älteste Nadelbäume

BOZEN MIT UNTERLAND

27Schöneck – Das Rätsel um die Stoanernen Mandln

28Salten – Geheimtipp der bequemen Wege

29Burgruine Neuhaus – Lieblingsplatz der Herzogin

30Ritten – Schmalspurbahn und Erdpyramiden

31Mitterberg – Ruine Leuchtenburg und die Rosszähne

32Castelfeder bei Auer – Geheimnisvoller Kultplatz

33Fleimstal – Auf den Spuren der alten Bahntrasse

34Maria Weissenstein – Ort der Gelübde und Wunder

35Haderburg bei Salurn – An Südtirols Rand

EISACKTAL

36Eisacktalradweg – Zweitagestour nach Bozen

37Becherhaus – Famose Hüttenübernachtung

38Burg Reifenstein bei Sterzing – So lebte man einst

39Franzensfeste – Bastion im Eisacktal

40Lüsner Alm – Wo Wollgras im Hochmoor wogt

41Kassianspitze – Wallfahrt zum schwarzen Herrgott

42Kloster Säben – Der heilige Hügel über Klausen

43Bad Dreikirchen – Kuren und Kultur rund um Barbian

PUSTERTAL

44Almdorf Fane – Milchsteig und tobende Wasser

45Ahrntal – Auf den Arbeitswegen der Bergbauern

46Erdpyramiden von Percha – Kunstwerke der Natur

47Antholzer See – Farbenspiel am Bergsee

DOLOMITEN

48Campilltal – Ladinische Kultur entdecken

49Sennes- und Seekofelhütte – Rundum Bergglück

50Strudelkopf – Großartige Gipfelschau

51Puflatsch – Im Reich der Schlernhexen

52Berghütte Oberholz am Latemar – Architektonische Meisterleistung

53Schutzhütte Gardenacia – In luftigen Höhen

54Lagazuoi-See – An kristallklaren Wassern

55Nuvolau – Dem Himmel ganz nah

Register

Bildnachweis

Impressum

Der Tipp im Tipp: Der Lagazuoi ist nicht nur eine Etappe auf dem beliebten Dolomiten-Höhenweg-Nr. 1, sondern auch ein Mahnmal. Stollen und Artilleriestellungen aus dem Ersten Weltkrieg befinden sich im Gebirgsstock am Falzaregopass (siehe Tour 50).

Südtirol in all seinen Facetten (von links nach rechts): Mühlenweg im Campilltal, Blick vom Kloster Marienberg bei Burgeis auf das Vinschgau, moderne Architektur an der Timmelsjochstraße, der Zuftrittstausee im Martelltal und die moderne Kirche St. Monika, Plaus

Blühender Löwenzahn auf den Lärchenwiesen am Salten bei Jenesien

Bezaubernde Motive zwischen Vinschgau und Dolomiten (von links nach rechts): Lüftlmalerei am Tschoggenhaus in Schluderns, Kirche St. Veit in Tartscher Bühl, Panoramaweg im Pfelderer Tal, Speckknödlsuppe in der Pfandlalm bei St. Martin in Passeier und Nuvolau-Hütte in den Dolomiten

WILLKOMMEN IN SÜDTIROL

ERSTAUNLICHE EINBLICKE

Südtirol ist ein Sehnsuchtsort, der Jahr für Jahr Urlauber in seinen Bann zieht. Drei Zinnen, Pragser Wildsee und Seiser Alm sind tausendfach beschrieben. Darüber hinaus hat Südtirol jedoch unglaublich viel mehr zu bieten. Es ist an der Zeit, all diese Secret Places zu entdecken.

Südtirol – das Land der Berge

Südtirol, die nördlichste Region Italiens, steckt voller Magie und ist reich an zauberhaften Landschaften. Südtirol ist ein Land der Berge. Das bedeutet Bodenständigkeit und Naturnähe, aber mit der gewissen Leichtigkeit des Südens. Zwischen bizarren Dolomitengipfeln, idyllischen Waalwegen und Almen, hügeligen Weinbergen und weiten Tälern, eisblauen Bergseen, trutzigen Burgen, ehrwürdigen Klöstern und Kultstätten aus grauer Vorzeit gibt es unendlich viel zu entdecken. Darunter auch Secret Places, die nicht auf der Liste der großen Reiseunternehmen zu finden sind.

47 x Fünf-Sterne-Himmel

Wie in kaum einer anderen Region ist die Dichte an Luxushotels in Südtirol enorm. Allein 47 davon haben ein Fünf-Sterne-Prädikat, und jedes Jahr kommt ein neuer Secret Place dazu.

45Prozent

Etwa 45 Prozent aller Gästeübernachtungen in Südtirol entfallen auf deutsche Urlauber, die sich insbesondere für die Landschaft und das Wandern interessieren.

357

Schnell und bequem auf den Berg: 357 Liftanlagen stehen in Südtirol zur Verfügung. Aber überall da, wo man nur zu Fuß hinkommt, ist es deutlich einsamer.

Land der Naturparadiese

In Südtirol gibt es auf einer Gesamtfläche von über 310 000 Hektar ganze 1169 Naturdenkmäler, 238 Biotope, 7 Naturparks und einen riesigen Nationalpark: das Stilfser Joch.

800

Südtirol besitzt mit rund 800 Burgen, Schlössern und Ruinen besonders viele historische Bauten. Sie zeugen von der bewegten Geschichte Südtirols und von seiner Lage als Durchgangsland. Viele Denkmäler kann man besichtigen, aber je versteckter sie liegen, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie weniger überlaufen sind.

1 Million

In Südtirol liegt das größte zusammenhängende Apfel-Anbaugebiet Europas. Pro Jahr werden bis zu 1 Million Tonnen Äpfel geerntet. Im Frühjahr bilden die Apfelblüten in den Hainen riesige Blütenteppiche. Wanderwege führen durch die Haine, und am schönsten wandert es sich dort, wo ökologische Landwirtschaft betrieben wird, wie vielerorts im Vinschgau.

Guit gieh lossn

»Lama züikeang und guit gieh lossn« – lasst uns einkehren und es uns gut gehen. Keine Angst, auch wenn die Südtiroler 40 Dialekte sprechen: Hochdeutsch versteht hier jeder. Die offiziellen Landessprachen sind Deutsch, Italienisch und Ladinisch. Letzteres ist eine wunderbar klingende, alte Sprache, die nur noch von 4 Prozent der Südtiroler gesprochen wird.

Berge, Täler und Grenzen

Die meisten Gebiete in Südtirol sind durch ihre Täler und die dazugehörigen Flüsse bezeichnet. Heute vermischen sich, zumindest für den Urlauber, einige Grenzen durch touristische Zugehörigkeiten. Unsere Einteilung in Vinschgau und seine Täler, Meran und Burggrafenamt, Bozen und Unterland, Eisacktal, Pustertal sowie seine Seitentäler und die Dolomiten sind dabei nur grobe geografische Richtlinien.

VORWORT

SECRET PLACES IN SÜDTIROL

Südtirol ist so vielseitig: Es reicht von den hohen Gletscherbergen im Norden und in der Ortlergruppe bis zu den Rebgärten um Bozen und Meran. Neben den Gletscherbergen sind die Dolomiten ein wichtiger Teil des Landes. Die eindrucksvollen Felsgipfel sind über Südtirols Grenzen berühmt und entsprechend besucht.

Die Sassongher-Scharte (2435 m)

Diözesanmuseum in Brixen: Innenhof mit Arkaden der Hofburg

Genau in der Beliebtheit Südtirols liegt die große Herausforderung dieses Buchs: besondere Orte zu finden, an denen man nicht im Touristenstrom erstickt. Wir haben uns bemüht Ziele auszusuchen, die speziell und dennoch typisch für Südtirol sind. Dabei haben wir Wert auf eine möglichst große Vielfalt gelegt. In unserer Auswahl sind besondere Plätze im Tal, abgelegene Ziele in den Bergen oder interessante Orte in Städten. Für jeden ist etwas Neues dabei – ob kulturhistorisch, geologisch oder in Flora oder Fauna. Manche Tipps werden Sie vielleicht kennen, aber manches wird Ihnen auf der Reise durch dieses faszinierende Land garantiert unbekannt sein.

Südtirols Regionen neu entdeckt

Wir haben dieses Buch in fünf Regionen unterteilt und beginnen im Westen mit dem Vinschgau. Hier finden sich Ziele wie die Festung Plamort mit ihren bizarren Sperranlagen und Bunkern, die an den Ersten Weltkrieg gemahnen, aber auch das gemütliche Bergsteigerdorf Sulden oder das mächtige Kloster Marienberg. Alle diese Orte sind meistens von interessanten und landschaftlich schönen Wandertouren umgeben. Gleichzeitig gibt es Ziele wie die wilde Plimaschlucht im hinteren Martelltal oder die Göflaner Alm, wo wir dem Abbau des Göflaner Marmors näherkommen.

Die nächste Region ist Meran mit dem Burggrafenamt. Wir folgen hier den Spuren des Südtiroler Freiheitskämpfers Andreas Hofer, besuchen beeindruckende Naturdenkmäler wie die Passerschlucht oder Gletschermühlen im hinteren Passeiertal. Auch Secret Places, die in luftigen Höhen liegen und nur mit viel Schweiß besucht werden können, gehören dazu, wie die höchstgelegene Bergbauregion Europas am Schneeberg und die beeindruckenden Spronser Gebirgsseen in der Texelgruppe. In der Region um Bozen sind die Ziele etwas einfacher zu erreichen. Wir fahren mit der historischen Schmalspurbahn am Ritten, besuchen den Salten, die Wallfahrtskirche Maria Weissenstein und geheimnisvolle Kultplätze um Castelfeder. Die Wanderung zu den mystischen Stoanernen Mandln ist wohl die anstrengendste Tour. Das vierte Kapitel bringt uns ins Eisacktal, wo wir auf der alten Bahntrasse auf dem Eisacktalradweg unterwegs sind, Kloster Säben bei Klausen und die Franzensfeste erkunden und zum Wallfahrtsort Latzfonser Kreuz wandern. Eine Besonderheit bildet das Becherhaus, das auf über 3000 Metern auf einem Gipfel der Stubaier Alpen steht. Ein kleines Kapitel führt uns ins Pustertal. Danach stellen wir in einem letzten Kapitel Secret Places in den Dolomiten vor. Hier war es nicht einfach, gut erreichbare und wenig frequentierte Ziele zu finden. Wir denken, dass uns das mit der Tour zum Lagazuoi-See, dem Strudelkopf und der Gardenacia-Hütte gut gelungen ist.

Wir wünschen Ihnen viel Freude auf Ihrer Erkundungsreise durch Südtirol beim Entdecken der 55 Secret Places!

Lisa & Wilfried Bahnmüller & Markus Meier

Wallfahrtskirche Latzfonser Kreuz in den Sarntaler Alpen

VINSCHGAU

Der Vinschgau erstreckt sich vom Reschenpass bis hinunter nach Meran. Über 1000 Höhenmeter und mehrere interessante Vegetationsstufen liegen zwischen diesen beiden Etappen.

Blick auf Burg Burgeis mit der Ortlergruppe

1

PLAMORT UND DER ALPENWALL – SZENERIE EINES DRAMAS

DRACHENZÄHNE IN DER BERGWELT

Die Hochebene Plamort und die Etschbunker liegen oberhalb des Reschensees unweit des Dreiländerecks zwischen Schweiz, Österreich und Italien. Inmitten dieser idyllischen und spektakulären Gebirgslandschaft wirken die Reste des Alpenwalls aus dem Zweiten Weltkrieg befremdlich. Sie erinnern uns daran, wie wichtig Frieden ist.

Der Duce, Italiens faschistischer Diktator Benito Mussolini, war eigentlich ein Verbündeter Adolf Hitlers. Doch das gegenseitige Vertrauen war nicht allzu groß. Als Hitler im März 1938 den Anschluss Österreichs an das Nationalsozialistische Deutsche Reich veranlasste, dehnte er seine Macht und sein Reich nach Süden bis an die Grenze zu Italien aus. Es gab zwar den Stahlpakt vom Mai 1939, der die gegenseitige Unterstützung im Kriegsfall samt Anerkennung der Grenze am Brennerpass zwischen dem Deutschen Reich und Italien sicherte. Doch Mussolini fürchtete eine Invasion der Deutschen und argwöhnte, dass das ursprünglich österreichische Südtirol an das Deutsche Reich fallen könnte. Erst wenige Jahre zuvor war es nach dem Ersten Weltkrieg unter heftigem Widerstand der Südtiroler Italien zugesprochen worden. Mussolini ließ daher ab 1938 entlang der Grenze zwischen Ventimiglia und dem heutigen Kroatien ein gigantisches Verteidigungssystem erbauen: den Vallo Alpino del Littorio (Alpenwall). Für den befestigen Schutzwall entstanden unzählige Sperranlagen in Tälern, auf Pässen und an strategisch bedeutenden Punkten auf den Bergen. Bunker, Panzersperren, Schützengräben, Kampf- und Beobachtungsstände, Versorgungsgänge, Kasernen sowie Artilleriebastionen wurden errichtet. Die enormen Baumaßnahmen blieben den Deutschen nicht verborgen, und so wurden die Arbeiten nach deren Protest 1942 eingestellt. Der Bauabschnitt bei Reschen war jedoch bereits funktionstüchtig. Zumindest dort musste kein Soldat sein Leben lassen, denn die Grenzsicherung im Dreiländereck wurde 1943 kampflos übergeben, als die deutsche Wehrmacht in Italien einmarschierte. Heute nach 80 Jahren findet man die Reste des Alpenwalls in ganz Südtirol. Bei Reschen unweit der Grenze nach Tirol haben sie sich besonders gut erhalten.

Getarnt und mit der Natur verschmolzen

Mitten im Wald verstecken sich die Etschbunker, die zum Schutz des Talgrunds errichtet wurden. Die unterirdischen Anlagen mit Schießscharten und Geheimtüren sollten möglichst unauffällig sein und mit der Natur verschmelzen. Teils wurden sie in den Berg geschlagen, meist aber sind die Felsen künstlich aus Beton gespritzt. Moose und Farne bedecken die Anlagen heute – die perfekte Tarnung. Mit einer Länge von 270 Metern ist Bunker Nr. 20 der bekannteste, wenn auch nicht der größte. Bei einer Führung kann man das Innere besichtigen. Dabei sollte man sich warm anziehen, denn in der Bunkeranlage herrscht eine konstante Temperatur von 7 °C. Von außen sind die Bunker frei zugänglich und bei einem kurzen Spaziergang erreichbar.

Unheimlich wirken die sogenannten Drachenzähne auf der Hochebene Plamort.

Zu den Kampfständen mit den Drachenzähnen auf der Plamort gelangt man dagegen nur mit dem Mountainbike oder zu Fuß. Wer sich für eine Wanderung entscheidet, hat einen Aufstieg von zwei Stunden vor sich.

Kunstobjekt Drachenzähne?

Die sogenannten Drachenzähne von Plamort sollten einst den Grenzübergang hoch oben am Berg sichern. Neben neun verstreuten Bunkeranlagen samt Versorgungsgängen gibt es auf der Hochebene auch Reste einer gut erhaltenen Panzersperre. In drei Reihen wurden ursprünglich auf 500 Meter Länge betonummantelte Eichenpfähle in den Boden gerammt und mit stählernen Spitzen versehen. Die scharfen Zacken ragen einem Kunstobjekt gleich in den Himmel. Ein bizarrer Anblick, denn die martialischen Drachenzähne stehen im krassen Kontrast zur herrlichen Südtiroler Bergkulisse. Noch dazu ziehen sich die Anlagen mitten durch ein liebliches Hochmoor, in dem Schmetterlinge und Libellen zwischen wogendem Wollgras tanzen. Ein Stück weiter am Grenzübergang, der nur durch ein hölzernes Tor markiert ist, wehen heute tibetanische Gebetsfahnen im Wind. Ein Gesamtbild, das an Freiheit und Frieden gemahnt – zwei fragile Werte, die es zu bewahren gilt.

Eine der Bunkeranlagen auf der Hochebene Plamort

Heute wehen auf der Hochebene Friedensfahnen an der Grenzmarkierung zu Österreich.

Der Reschensee und der Grauner Kirchturm

Heutzutage ist es ein Leichtes, sich auf der Plamort zwischen den beiden Ländern hin und her zu bewegen. Von Österreichischer Seite führt sogar ein Lift nahe an die einstigen Verteidigungslinien. Zumindest einige Höhenmeter Aufstieg erspart man sich mit seiner Hilfe. Wer von Reschen in Südtirol zur Bergtour auf die Plamort startet, wird mit einem herrlichen Panoramablick über den Reschensee belohnt – eine Aussicht, die den Erbauern des Alpenwalls in den 1930er-Jahren noch nicht gewährt wurde. Pläne zur Nutzung der Wasserkraft der Etsch und der Anlage eines Stausees gab es bereits im Jahr 1911, aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Projekt mit aller Macht und ohne Rücksicht auf Verluste durch die italienische Regierung umgesetzt. Als man am 1. August 1949 begann, den See bei Reschen zu stauen, riss das eine weitere tiefe Kluft auf zwischen Italienern und Tirolern. Sie sprachen noch nicht einmal die gleiche Sprache und waren sich damals einfach fremd. Für den Stausee wurden die Häuser und Höfe in der Gemeinde Graun und ein Teil der Ortschaft Reschen mit den Weilern von Arlund, Piz, Gorf sowie die Stockerhöfe abgetragen und überflutet. Heute ist der Reschensee mit seinem denkmalgeschützten Grauner Kirchturm, der wie ein mahnender Finger aus dem See ragt, in jedem Reiseführer zu finden. Gleichzeitig ist der Turm ein Denkmal und ein Sinnbild der jüngeren Geschichte Südtirols, die gerade bei den älteren Bewohnern im Oberen Vinschgau Narben hinterlassen hat. Wer bei einer Stippvisite am Reschensee noch etwas Zeit hat, sollte den legendären Turm unbedingt besuchen.

Je nach Wasserstand kann man sogar um den Grauner Kirchturm im Reschensee wandern.

INFO

ETSCHQUELLE, BUNKER NR. 20 UND RESCHENSEE

Ganz nah an den Etschbunkern liegt die Etschquelle, die man auf einem kurzen Spaziergang erreicht. Mit 450 Kilometern Länge ist die Etsch nach dem Po der zweitlängste Fluss Italiens.

Sie fließt durch das Vinschgau und vereint sich bei Bozen mit der Eisack. Auf ihrem Weg nach Süden wird sie zur italienischen Adige, dreht bei Verona Richtung Osten ab und mündet südlich von Venedig bei Chioggia in die Adria.

Um den Erhalt der Etschbunker und der Drachenzähne von Plamort kümmert sich der Kulturverein Oculus. Der Verein organisiert auch Führungen durch das Labyrinth der militärischen Bauten und Bunkeranlagen, bei denen man tief in die jüngere Geschichte Italiens und Südtirols eintaucht. Zu guter Letzt lädt der nahe Reschensee zu einem längeren Stopp ein. Der Kirchturm von Graun verändert sein Bild im Wechsel der Jahreszeiten und je nach Wasserstand des Sees. Der Turm ist zwar kein Geheimtipp mehr, besitzt aber nach wie vor einen geheimnisvollen Zauber.

WEITERE INFORMATIONEN

Touristinfo: vinschgau.net

Führungen in Bunker Nr. 20 gibt es auch über die Touristinfo Reschenpass.

Die Führungen finden zwischen Mai und Ende September jeweils Freitag um 15 Uhr statt – oder nach Absprache.

Die Etsch entspringt in der Nähe von Dorf Reschen.

Auf der Tiergartenspitze (3068 m)

2

LANGTAUFERER TAL – WOVON BERGFANS TRÄUMEN

TOUREN IN URSPÜNGLICHER NATUR

Östlich des Reschensees verläuft das Langtauferer Tal. Dieses Seitental im nördlichen Vinschgau ist immer noch recht unberührt. Im Langtauferer Tal gibt es einige schöne Wanderrouten in stiller und abgeschiedener Bergregion. Dabei sind die Touren zu den Wander-Dreitausendern besonders zu empfehlen.

Nachdem der geplante Zusammenschluss der beiden Skigebiete Maseben in Langtaufers und der Kaunertaler Gletscherskigebiete ad acta gelegt wurde, blieb das Langtauferer Tal dem sanften Tourismus erhalten. Die Gegend besitzt das ganze Jahr über Anziehungskraft – im Winter als überschaubares Skigebiet mit schönen Langlaufloipen, im Sommer als Region für Bergwanderungen und anspruchsvolle Gletschertouren. Besonders empfehlenswert ist eine Wanderung zur Weißkugelhütte auf 2557 Metern. Diese Hütte hat urigen Charme. Schon seit Jahren ist ein Neubau geplant, der nun wohl realisiert wird. Wir wollen die Weißkugel-Hüttenrunde und eine Wanderung zum Vorderen Schmied (3122 m) vorstellen, einem leichten Wander-Dreitausender. Außerdem geht es zur Nockspitze (3006 m), zur Tiergartenspitze (3068 m), auf den Grauner Berg (2626 m) und den Großen Schafberg (3001 m).

Panorama-Höhenweg zur Weißkugelhütte

Ausgangspunkt für unsere Wanderung zur Weißkugelhütte ist der Parkplatz im Weiler Melag. Von hier aus geht es zuerst zwischen den Häusern hindurch auf dem Weg Nr. 1 entlang in nördlicher Richtung, bis man zu einem Wegkreuz gelangt. Von hier folgen wir dem Weg Nr. 1 A zum Melagbach, den wir auf einem Steg überqueren. Der Weg führt weiter zum Rastlegg und quert dann die steilen Hänge unterhalb der Nockspitze (3006 m). Die Sicht hinüber zur mächtigen Weißkugel (3738 m) mit ihren eindrucksvollen Gletschern begeistert immer wieder. Diesen Ausblick muss man genießen! Dem Weg weiter folgend, erreicht man schließlich eine Hirtenhütte. Unweit der Hütte lädt eine Bank an einem Kreuz zu einer ersten Pause ein. Danach geht es auf dem Höhenweg weiter bergan. Bald trifft man auf den Weg, der direkt zur Weißkugelhütte führt, wo man gemütlich einkehren und die herrliche Bergkulisse bestaunen kann. Zurück nach Melag gelangt man am schnellsten auf dem Hüttenweg.

Auf dem Gletscherlehrpfad

Wer nach der Einkehr in der Weißkugelhütte noch etwas weiterwandern möchte, erkundet den interessanten Gletscherlehrpfad, der von der Hütte aus zur Melager Alm führt. Wir gehen hier den Weg ein Stück taleinwärts entlang bis zur Moräne des Langtauferer Ferners und dann in einem weiten Bogen hinüber zur südlichen Seitenmoräne. Von hier aus führt der Weg hinunter in den Talboden. Immer wieder sind auf der Wegstrecke Tafeln aufgestellt, die über die Gletscherwelt an der Weißkugel informieren.

An der Melager Alm überqueren wir eine Brücke und stoßen so wieder auf den Hüttenweg, der von der Weißkugelhütte herunterkommt. Auf diesem Weg wandern wir über die weiten Wiesen wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt nach Melag. Dort kann man zum Abschluss der Wanderung im kleinen Café am Parkplatz noch einen köstlichen Apfelstrudel genießen.

Auf zum Vorderen Schmied

Der Vordere Schmied (3122 m) ist ein leichter Wander-Dreitausender, den man von der Weißkugelhütte aus erreicht. Für den Aufstieg folgt man dem hinter der Hütte stehenden Wegweiser nach links und biegt gleich an einem weiteren Wegweiser nach rechts in Richtung »Adlersteig Schmied« ab. Der Steig schlängelt sich in Serpentinen durch felsdurchsetztes Gelände bergauf. Nach einem kurzen flachen Stück und einem weiteren, etwas steileren Abschnitt gelangt man zu einer aussichtsreichen Kuppe. Der Weg führt nun rechts zu einer Rinne und über ein kurzes gesichertes Stück hinauf zum Grat. Wir steigen über den Grat aufwärts und bleiben meist rechts vom Grat. Bald gelangt man zur Gipfelfläche oberhalb des Kreuzes. Hier leiten Steigspuren und Markierungen nach links zum höchsten Punkt des Vorderen Schmied. Die Aussicht, die sich von hier aus vor allem auf die nahe, mächtige Weißkugel bietet, ist spektakulär. In einigen Kehren steigen wir schließlich wieder zurück zur Abzweigung und gehen von dort weiter bergab zum Gipfelkreuz auf dem Adlerkopf. Dort steht eine Bank, die zu einer gemütlichen Rast mit eindrucksvollem Panoramablick einlädt.

Aufstieg zum Vorderen Schmied (3122 m)

Der Abstieg geht vom Adlerkopf aus kurz nach links und fällt dann steil ab. Man gelangt an grobes Blockwerk, durch das man ein wenig mühsam Richtung Osten quert. Der Weg biegt anschließend nach rechts ab und führt ziemlich steil über eine felsdurchsetzte Wiesenflanke bergab zum quer verlaufenden Richterweg. Auf diesem wandern wir nach rechts und gelangen in wenigen Minuten wieder zurück zur Weißkugelhütte.

Nockspitze – lohnende Aussicht!

Ein weiterer empfehlenswerter Wander-Dreitausender ist die Nockspitze (3006 m). Der erste Anstieg ist identisch mit dem Panorama-Höhenweg hinauf zur Weißkugelhütte. Der Gipfelanstieg zur Nockspitze zweigt dann an der bereits beschriebenen Hirtenhütte mit der Bank ab. Gleich hinter dem Kreuz findet man einen Wegweiser. Erstmals ist hier auch die Nockspitze ausgeschildert. Der Weg führt durch das einsame Falgintal aufwärts bis zu einer weiteren Abzweigung, an der es zur Weißkugelhütte nach rechts abgeht. Wir wandern das Tal jedoch weiter aufwärts bis zu einem großen Felsen und befinden uns jetzt bereits auf 2600 Metern. Hier ist der Abzweig nach links zur Nockspitze angeschrieben. Wir folgen dieser Markierung aufwärts an die Ostflanke des Bergs. Von oben leuchtet bereits das Gipfelkreuz herunter. Je näher man an die Flanke herankommt, umso mehr Geröll spürt man unter den Füßen. Dadurch wird es etwas beschwerlicher, voranzukommen. Der Steig sucht sich einen überraschend leichten Weg durch die Flanke hinauf zum Südostrücken. Durch den steilen Anstieg und das Geröll ist auf dieser Wegstrecke Trittsicherheit erforderlich, wirklich schwer ist der Anstieg aber nicht. Oben am Rücken wird das Gelände deutlich flacher. Der Steig führt nun über Schutt und Geröll aufwärts in Richtung des höchsten Punkts. Auffällig ist hier, dass die Markierungen sich teilweise rechts an den Felsen befinden, obwohl der weiter links verlaufende Steig deutlich angenehmer zu gehen ist. Ohne besondere Schwierigkeiten gelangt man so bis kurz vor das Gipfelkreuz. Über eine leichte Felsstufe steigt man hinauf zum Kreuz auf der Nockspitze, von dem aus sich eine fantastische Rundumsicht bietet. Anschließend geht es auf dem Anstiegsweg wieder zurück bis zur steilen Ostflanke. Von dort aus steigt man durch die Flanke hinunter bis ins ruhige Falgintal (vorsichtig absteigen!). Der weitere Abstieg erfolgt auf dem Anstiegsweg bis nach Melag zum Ausgangspunkt unserer Tour.

Die alte Weißkugelhütte

Aufstieg zur Tiergartenspitze

Der dritte Wander-Dreitausender im Langtauferer Tal ist die Tiergartenspitze (3068 m). Leider gibt es den Sessellift nach Maseben nicht mehr, sodass man die 1,5 Stunden zu Fuß aufsteigen muss. In Maseben folgt man der Markierung Nr. 19 (Wegweiser »Tiergarten«) etwas oberhalb des Falbenairtals über grasiges Gelände bis zu einer Mulde. Von hier geht es weiter aufwärts über grasdurchsetztes Gelände zu einer weiteren Mulde: dem Tiergarten. Und tatsächlich begrüßen einen hier die Pfiffe der Murmeltiere. Blockwerk beherrscht nun den weiteren Weg. Nach einem steileren Stück entlang des Stoankarls gelangt man in die weite Mulde unterhalb des Gipfels der Tiergartenspitze.

Links von uns befindet sich nun der Schwarzkopf (3002 m). Wir folgen weiterhin den Markierungen über steiles Blockwerk hinauf auf den Gipfel der Tiergartenspitze. Bei trockenen und schneefreien Verhältnissen ist der Gipfelanstieg nicht besonders schwierig. Bei Schnee oder Vereisung jedoch kann der Anstieg unangenehm werden. Vorsicht ist geboten! Vom Gipfel der Tiergartenspitze genießt man eine gigantische Aussicht: Nebenan steht der markante Danzebell (3148 m), unter uns verläuft das Langtauferer Tal mit der Klopaier Spitze (2918 m) und einem Blick bis hin zur Weißseespitze (3510 m). Besonders eindrucksvoll aber ist der Ausblick zum Talschluss mit dem Gepatschferner und den Hintereisspitzen (3485 m). Der Abstieg verläuft im Wesentlichen auf dem Anstiegsweg. In der Mulde unter dem Gipfelaufbau kann, wer mag, noch einen kleinen Abstecher zum Schwarzkopf (3002 m) unternehmen. Auf seinem Gipfel ist ein riesiges Steinmännchen aufgeschichtet. Danach wandern wir wie beim Aufstieg hinunter zur Bergstation des Maseben-Sessellifts. Im Restaurant an der Bergstation mit dem fantasievollen Namen »Atlantis der Berge« lohnt es sich, vor der Abfahrt Sonne und Aussicht bei einer Pause zu genießen.

Auf der Weißkugel (3738 m)

Berghütte Maseben

Grauner Berg und Großer Schafkopf

Der Grauner Berg ist mit 2626 Metern kein Wander-Dreitausender, aber dennoch ein lohnendes Wanderziel mit einer wunderbaren Aussicht auf den Reschensee. Direkt vom Dorf Graun aus geht es auf dem Weg Nr. 5 über die steilen Hänge aufwärts zur Roßböden-Alm. Von hier führt der Weg Nr. 5 zum Kreuz auf dem Grauner Berg. Der Blick auf den See ist beeindruckend. Hier oben kann man sich stundenlang ins Gras setzen und die Aussicht genießen. Für den Abstieg nehmen wir erst den Weg Nr. 5 A direkt nach Süden. Auf der Schotterstraße geht es zurück zur Alm und von dort aus auf dem bekannten Weg hinunter nach Graun. Wer die Tour ein wenig ausdehnen möchte, dem empfehlen wir einen Abstecher zum idyllischen Pedross-See unter den Südhängen der Plamorter Spitze. Den See erreicht man auf dem Weg Nr. 4. In der herrlichen Berglandschaft kann man bei einer Pause die Stille genießen.

Etwas östlich vom Pedross-See liegt der Große Schafberg (3001 m), ein weiterer Wander-Dreitausender im Langtauferer Tal. Vom Weiler Gschwell aus steigt man auf einem steil ansteigenden Wanderweg hinauf bis zum Langtauferer Höhenweg. Hier geht es nach links ab auf dem Höhenweg bis zum Gschweller See. Am See zweigt dann nach rechts ein Steig zum Wölfelesjoch ab. Von hier erreicht man über den gut gangbaren Südrücken den Gipfel, von dem aus sich eine fantastische Rundumsicht bietet.

Der Ausblick von der Tiergartenspitze (3068 m)

INFO

ROJENTAL

Auf der westlichen Seite des Reschensees liegt das Rojental. Auch wenn sich am Taleingang das Skigebiet Schöneben befindet, ist dieses Tal vom Massentourismus doch verschont geblieben und recht ursprünglich. Im Sommer trifft man hier fast nur Wanderer an, im Winter sind die weiten, sanften Hänge für Skitouren beliebt. Im Tal befindet sich ein kleiner Gasthof, der zur Einkehr einlädt. Oberhalb des Rojentals liegen die Nockenköpfe. Sowohl der Innere Nockenkopf (2744 m) als auch der Äußere Nockenkopf (2767 m) laden zu einer Wanderung auf einem guten, markierten Steig ein. Beide Gipfel könnte man theoretisch in einer Tour über den Verbindungskamm besuchen. Allerdings gibt es nur Steigspuren und keinen ausgeprägten Weg. Daher ist diese Variante allein erfahrenen Berggängern vorbehalten. Weiter hinten im Tal lockt mit dem Grionkopf (2896 m) ein weiteres, einfaches und stilles Wanderziel. Die Runde kann man noch ausbauen und eine Gipfelrundtour über Rasasspitze (2941 m) und Seebodenspitze (2859 m) unternehmen. Wem dies für einen Tag zu weit ist, der kann die Sesvennahütte besuchen und dort nächtigen. Außer in der Hütte begegnet man auf diesen einsamen Wegen kaum anderen Wanderern. An diesem Ort gelingt es: einfach einen Tag mit sich und der Natur verbringen.

WEITERE INFORMATIONEN

Touristinfo: reschenpass.it

Ausgangspunkt: Parkplatz in Melag

GPS: 46.836954, 10.655219 12 Kilometer, 4,5 Stunden, 650 Höhenmeter (Weißkugel-Hüttenrunde)

Blick ins Rojental

3

KLOSTER MARIENBERG – BURG ODER TIBETISCHER TEMPEL?

VERWEILE IN DER STILLE!

Marienberg ist eindeutig ein christliches Kloster, auch wenn es wie eine Festung oder ein Kloster in Tibet aussieht. Mag sein, dass das mit der exponierten Lage Marienbergs zu tun hat, denn schließlich wurden Klöster und Burgen über alle Kulturen und Kontinente hinweg oft an steilen Berghängen und hoch über dem Tal errichtet. Marienberg ist ein Ort der Stille und Besinnung, aber auch der Begegnung.

Marienberg galt seit vielen Jahrhunderten Pilgern und Reisenden, die auf der römischen Via Claudia Augusta Richtung Süden zogen, als wichtige Landmarke. Aber auch alle Einheimischen aus dem Tal orientierten sich an dem mächtigen Klosterbau auf dem Berg.

Das Kloster entstand um 1150, als die Herren von Tarasp im Engadin ihr Hauskloster bei Scuols ins Obere Vinschgau verlegten. Ulrich von Tarasp stattete es reich mit Gütern aus, um ihm ein dauerhaftes Überleben zu sichern, und ließ die nahe Burg Kastellaz abbrechen, um zu vermeiden, dass von dort eine Bedrohung für das Kloster ausgehen könnte. Die ersten Mönche holte Ulrich von Tarasp aus dem schwäbischen Kloster Ottobeuren. Vom Zeitpunkt seiner Gründung an erlebte der Marienberg ein stetiges Auf und Ab. Im Jahr 1418 brannte das Kloster bis auf die Grundmauern nieder, doch erhielt 20 Jahre später der Abt vom Papst die Erlaubnis, die Pontifikalien zu tragen, was ihn in den Rang eines Bischofs erhob und dem Kloster einen Aufschwung bescherte. Während des Bauernaufstands 1525 wurde das Kloster geplündert, und zu Beginn des 17. Jahrhunderts lebte nur noch ein einziger Mönch auf dem Marienberg. Man dachte über die Auflösung des Klosters nach, als der tatkräftige Abt Matthias Lang aus dem schwäbischen Kloster Weingarten den Marienberg in kurzer Zeit zur neuen Blüte brachte. Der unvermutete Aufstieg wurde von Rom belohnt: Seit 1669 ist Marienberg direkt dem Papst unterstellt.