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Die bizarr unmögliche Suche eines fast Unsterblichen nach der Liebe seines Lebens. Jonathan ist Arzt. Reich. Gutaussehend. Sein Leben folgt einem geregelten Alltag. Bis zu dem Tag, als die Steuerprüfung in Form von Susan bei ihm auftaucht. Er verliebt sich. In welche Gefahr er sich selbst und Susan damit bringt, wird ihm viel zu spät klar. Denn er hat ein Geheimnis, das nicht einmal sein bester Freund kennt. Sein Erzfeind jedoch schon. Er gerät in einen Strudel von unvorhersehbaren turbulenten Situationen, die sein Leben komplett auf den Kopf stellen.
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Veröffentlichungsjahr: 2024
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Seelensuche
Von Swenja Salewski
Buchbeschreibung:
Die bizarr unmögliche Suche eines fast Unsterblichen nach der Liebe seines Lebens.
Jonathan ist Arzt. Reich. Gutaussehend. Sein Leben folgt einem geregelten Alltag. Bis zu dem Tag, als die Steuerprüfung in Form von Susan bei ihm auftaucht. Er verliebt sich. In welche Gefahr er sich selbst und Susan damit bringt, wird ihm viel zu spät klar. Denn er hat ein Geheimnis, das nicht einmal sein bester Freund kennt. Sein Erzfeind jedoch schon. Er gerät in einen Strudel von unvorhersehbaren turbulenten Situationen, die sein Leben komplett auf den Kopf stellen.
Über den Autor:
Sie hatte einen lebhaften Traum. Einen von denen, aus denen man nicht erwachen möchte. Die einen noch Tage danach verfolgen. Plötzlich entstand aus diesem Traum eine Geschichte. Erst im Kopf dann fanden Worte ihren Weg aufs Papier. Diese Worte zu veröffentlichen, ist ihr nie in den Sinn gekommen. Jetzt sind die Geschichten ihre kleine Sucht und Zuflucht.
Seelensuche
Die Geschichte eines fast Unsterblichen
Von Swenja Salewski
1. Auflage, 2024
© Swenja Salewski – alle Rechte vorbehalten.
Bahnhofstr. 35
41352 Korschenbroich
Epubli, Berlin
swenja-salewski.de
Die Geschichte eines fast Unsterblichen
von
Swenja Salewski
Sie hatten seine Hände gefesselt und seine Arme waren schmerzhaft nach oben gereckt. Seine Füße erreichten den Boden kaum. Irgendwo über ihm musste sich ein Haken befinden, an dem er hing. Sie hatten ihn überrascht. Es waren zu viele. Er hatte keine Chance. Sie hatten ihn nach allen Regeln der Kunst fertiggemacht. Bilanz seiner Verletzungen: eine zertrümmerte Kniescheibe, drei gebrochene Rippen, dazu Schnittverletzungen diversester Art, unzählige Prellungen und Schürfwunden. Fühlte er irgendwelche Schmerzen? Nein. Er hatte nur Angst um sie. Sie hatte man an einen Pfahl ihm gegenüber gebunden. Er musste zusehen, wie man sie quälte und schändete. Es zerriss ihm das Herz. Sie schaute ihm flehend in die Augen. Er hielt ihrem Blick stand. Ihr Leben konnte er nicht retten, er war nur in der Lage, ihre Pein zu beenden.
„Ich werde dich erlösen, meine Blume. Hab keine Angst. Ich verspreche dir, deine Seele wiederzufinden, Freyja.“
Tränen rannen über sein Gesicht. Dann schaute er ihr tief in die Augen. Sein Geist übernahm die Kontrolle über ihren Körper und zwang ihr Herz, stillzustehen. Ihr Herzschlag verlangsamte sich. Der letzte Schlag versiegte. Alles beruhigte sich. Da war kein Gedanke, kein Schmerz, keine Angst. Nur Frieden, Liebe und unermessliche Sehnsucht und danach ... Schmerz.
Er hatte sie getötet. Seine Frau. Seine Liebe.
***
Jonathan erwachte schweißgebadet und zitternd. Dieser Albtraum verfolgte ihn. Quälte ihn. Immer und immer wieder. Hatte er geschrien? Geweint? Er wusste es nicht. Er beschloss aufzustehen, an Schlaf war aufgrund des Chaos in seinem Kopf und in seinem Herzen sowieso nicht mehr zu denken. Der Tag versprach, beschissen zu werden.
Im Bad besah er sein Spiegelbild.
„Deine Knochen tun dir weh und du siehst ganz schön alt aus“, sagte er laut zu seinem gespiegelten Gegenüber. Seine leuchtend grünen Augen blitzten schelmisch, die Lachfalten um Augen und Mund vertieften sich und straften damit seine Aussage Lügen.
Der Spiegel zeigte einen über eins neunzig großen, muskulösen Mann. Er fuhr sich durch die Haare. Jegliche Art von Haarstyling war sinnlos bei seinem mittlerweile mit einigen wenigen Silberfäden durchsetzten dunklen, leicht zu langem, welligen Haar.
Der Dreitagebart könnte mal wieder eine Rasur vertragen.
Gedankenverloren berührte er seinen rechten Unterarm und damit den Anfang seines Tattoos. Eine Schlange. Ihr Kopf ruhte auf seinem rechten Unterarm. Ihr Körper schlängelte sich in Windungen seinen muskulösen Oberarm hinauf. Überquerte seine straffe Brust, verschwand auf Höhe seines Herzens und kroch weiter über seinen Rücken. An seiner rechten Seite, zwischen Rippenbogen und Hüftknochen tauchten ihre Windungen wieder auf, um sich lasziv über sein Sixpack in Richtung linker Lende und das linke Bein hinab-zu-schlängeln. Ihr Körper schien aus ineinander gewobenen und geflochtenen Linien und Kreisen zu bestehen. Dazwischen Zeichen, die wie eine vergessene Schrift wirkten. Ein Kunstwerk. Die Damenwelt schmolz dahin, wenn sie das Glück hatte, Jonathan mit nacktem Oberkörper zu sehen.
Jonathan war Arzt. Hirnchirurg. Er galt als einer der weltweit Besten. Sein täglich Brot war die Operation von Menschen, für die er und sein Team am Massachusetts General Hospital in Boston die letzte Hoffnung waren.
Er wohnte außerhalb. Irgendwo im Nirgendwo in einem Waldstück am See. Sein Haus war modern. Viel Glas und Holz auf zwei versetzten Ebenen an das Seeufer gebaut. Ein Steg verband die Terrasse mit der in den See hinausgebauten Hubschrauberlandeplattform. Hubschraubertransfer war in Notfällen sinnvoll, ansonsten der pure Luxus, den Jonathan sehr zu schätzen wusste.
Jonathan sah gut aus und das war ihm durchaus bewusst. Sowohl Frauen als auch Männer drehten sich nach ihm um. Für seinen kleinen Freundes- und Kollegenkreis war er zudem der liebevollste und hilfsbereiteste Mensch, den es auf diesem Planeten gab. Diese Menschen waren ihm heilig. Für sie tat er bedingungslos alles. Menschen außerhalb dieses Kreises mochten von ihm denken, was sie wollten, gern auch, dass er ein reiches, egozentrisches Arschloch sei. Sie wussten ohnehin nichts.
Gar nichts!
Sieben Uhr in der Früh. Unter einer kalten Dusche hatte Jonathan seinen Albtraum verscheucht. Mit einer dampfenden Tasse Kaffee, barfuß und nur in Jogginghosen und T-Shirt stellte er sich auf seine Holzterrasse und schaute auf das stille Wasser des Sees vor ihm. Es war noch dunkel. Kein Stern war zu sehen. Ein leichter Wind kam auf und die ersten winzigen Schneeflocken wirbelten durch die Luft. Sein Gefühl sagte ihm, dass sich dieser leichte Schneefall im Laufe des Tages zu einem handfesten Schneesturm ausweiten würde. Die Luft roch danach. Der Wetterdienst hatte allerdings nichts dergleichen vorhergesagt.
Doch seine Sinne täuschten ihn selten.
Er hatte frei und freute sich auf zwei ruhige Tage. Nur er, mit sich, dem Kaminfeuer und einem guten Rotwein. Seine Füße erinnerten ihn daran, dass es Winter war.
„Du verweichlichst, Jonathan“, schmunzelte er über sich selbst und ging wieder hinein.
***
Es klingelte an der Tür. Ungewöhnlich. So früh!
„Guten Morgen, Dr. Thomas?“ Vor ihm stand eine circa fünfunddreißigjährige Frau. Mittelbraune schulterlange Haare. Große eisblaue Augen. Rundes Gesicht. Sie reichte ihm bis zur Schulter und ihr Körper hatte die Rundungen genau da, wo sie, gemäß Jonathans Geschmack, hingehörten.
„Ja, das bin ich“, gab er mit einem freundlich interessierten Lächeln zurück.
„Mein Name ist Susan Collins. Ich arbeite für die Finanzbehörde des Staates Massachusetts. Ich bin hier, um Ihre Geschäftsunterlagen zu prüfen.“ Ihr Auftreten war professionell, dabei sehr unterkühlt. Sie hielt ihm ein Schreiben unter die Nase, welches den Sachverhalt und die Erlaubnis der unangemeldeten Unterlagenprüfung rechtlich begründete.
„Bitte treten Sie ein. Hier geht es entlang“, sagte Jonathan freundlich.
Er ging voraus, führte sie durch den verglasten Gang an der linken Front des Hauses vorbei und öffnete dann eine Tür.
„Bitte, mein Büro. Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause.“ Mit einer Geste forderte er sie auf einzutreten.
„Sicherlich werde ich mich nicht wie zu Hause fühlen. Die Zugangsdaten für ihren Computer – bitte.“ Ihre Stimme klang, als hätte sie das Wort ‚Bitte‘ gern weggelassen.
Er notierte das Passwort auf einem Zettel und überreichte ihr diesen. Ein schelmisches Zucken um die Mundwinkel konnte er sich dabei nicht verkneifen. Dieses unhöfliche, professionell unterkühlte, aber gleichzeitig sehr hübsche Wesen hatte seinen Jagdtrieb geweckt. Jonathan liebte Frauen und verführte sie gern. Ms. Collins gefiel ihm.
„Gibt es noch irgendetwas Dr. Thomas?“, fragte sie genervt.
„Ja, wie lange gedenken Sie zu bleiben?“, erkundigte er sich charmant.
„So lange, wie ich es für nötig halte“, gab sie kurzangebunden zurück.
„Es wird einen Schneesturm geben, dann wird die Zufahrt unpassierbar und Sie kommen hier nicht mehr weg.“ Und dann gehörst du mir, dachte er bei sich und hatte Mühe, seine Vorfreude nicht zu zeigen.
„Der Wetterdienst sagt etwas anderes. Bitte lassen Sie mich jetzt arbeiten.“ Sie drehte sich um und packte geschäftig ihre Unterlagen aus.
„Selbstverständlich. Aber, sagen Sie später nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.“ Er lächelte in sich hinein. Das würde amüsant werden. Er war sich sehr sicher bezüglich des aufziehenden Sturms und der Verführer in ihm war davon überzeugt, dass es ihm gelingen würde, Ms. Collins zu erobern.
Ein schöner Gedanke.
„Wenn Sie mich brauchen, ich bin nebenan“, sagte er charmant und deutete auf eine Tür, die vom Büro direkt in seine Küche führte.
„Machen Sie sich keine Hoffnungen, ich werde Sie nicht brauchen.“
Achselzuckend verschwand er in Richtung Küche und schloss die Tür hinter sich.
***
Er beschloss zu frühstücken. Mit der Müslischale in der Hand besah er sich die jetzt dichter fallenden Flocken und die Bäume, die sich im Wind wiegten. Sein Telefon klingelte.
„Hey Ron, schön, dass du anrufst. Wie geht es dir im fernen alten London?“
„Hey Jonathan. Gut geht es, danke der Nachfrage. Aber bei dir ist doch wieder irgendetwas im Busch, oder?“, fragte Ron gutgelaunt.
„Wie kommst du darauf?“, witzelte Jonathan.
„Du hast doch bestimmt gerade Besuch von der Steuerfahndung, oder irre ich mich?“
„Kannst du hellsehen? Nein, du irrst nicht. Eine sehr hübsche, aber etwas unterkühlte Ms. Susan Collins hat sich eben in meinem Arbeitszimmer verschanzt.“
„Und wann hättest du mich angerufen?“, frage Ron jetzt herausfordernd.
„Wenn die Lage aussichtslos geworden wäre. Ansonsten hast du doch keinen Spaß daran.“ Ron Fraser war Jonathans bester und ältester Freund und außerdem sein Anwalt.
„Wir haben alle deine Unterlagen schon vor Wochen an die Behörde weitergegeben. Es gibt keine Ungereimtheiten. Wahrscheinlich hat ihr Chef ihr gesagt, sie solle bei dir persönlich eine Prüfung durchziehen, anders kann ich mir das nicht erklären, aber wenn sie hübsch ist, dann ist der Tag ja vielleicht nicht verschwendet“, erwiderte Ron süffisant.
„Jedenfalls würde das ihre miese Laune erklären. Ich versuche es mal mit einem Kaffee zur Bestechung.“
„Mach das und meld dich, falls doch noch irgendetwas vorfällt.“
„Mach ich“, versprach Jonathan und legte auf.
Nachdenklich drehte Jonathan das Telefon in seinen Händen und sah in das immer dichter werdende Schneetreiben hinaus. Sein Instinkt sagte ihm, dass irgendetwas nicht stimmte. Wobei er nicht ergründen konnte, was. Mit seinen Steuerunterlagen hatte das nichts zu tun. Die waren einwandfrei. Da vertraute er ganz auf Ron, der genau wusste, dass Jonathan kein Interesse daran hatte, dank irgendwelcher Tricks, Steuern einzusparen. Es musste etwas anderes dahinterstecken. Was, das würde er herausfinden müssen.
Draußen wurden die Bäume zunehmend vom Wind geschüttelt und der Schnee fiel in immer dickeren Flocken zu Boden. Die Hubschrauberplattform war schon kaum mehr zu erkennen.
„Aussichtslos“, sagte er zu sich selbst, legte das Telefon beiseite und ging ins Gästezimmer. Er bezog das Bett und verteilte Handtücher im Gästebad. Als krönenden Abschluss legte er einen Kuschelpulli und dicke Socken aufs Bett. Ms. Collins würde sicherlich nicht den ganzen Abend in ihrem Kostümchen auf dem Sofa verbringen wollen. Bei dem Gedanken schmunzelte er in sich hinein. Dann bewaffnete er sich mit zwei Tassen Kaffee und ging ins Büro.
„Dürfen Sie einen Kaffee von mir annehmen, oder gilt das schon als Bestechung?“, fragte er vom Türrahmen aus, übte sich dabei an seinem charmantesten Grinsen. Sie war wirklich sehr hübsch. Und diese großen eisblauen Augen, die ihn jetzt direkt ansahen.
Wunderschön!
„Kaffee ist in Ordnung“, bekam er zur Antwort. Also stellte er ihr eine Tasse hin. Er hatte Milch und Zucker hineingegeben und beobachtete gespannt ihre Reaktion.
Sie schlürfte selig ihren Kaffee. Für einen Moment schien sie zu vergessen, wo sie war. Er hatte mit seiner Mischung wohl genau ihren Geschmack getroffen. Nicht zu stark, mit genau der richtigen Menge Milch und Zucker drin. Sie schaute verstohlen zu ihm herüber. Zufrieden bemerkte Jonathan, wie sie ihn musterte. Ihre Augen blieben einen winzigen Moment zu lang am Schlangenkopf auf seinem Unterarm hängen. Ob sie sich wohl fragte, wohin sein Tattoo weiter verlief?
„Danke für den Kaffee. Woher wussten Sie, dass ich Milch und Zucker nehme?“, wollte sie jetzt mit leicht geröteten Wangen wissen. Er schaute sie über den Rand seiner Tasse hinweg an.
„Instinkt“, erwiderte er lächelnd. „Haben Sie schon gefunden, wonach Sie suchen?“
„Nein. Und wenn, dann würde ich es Ihnen sicherlich nicht sagen“, gab sie zurück, dabei mischte sich der Hauch eines Lächelns unter ihren bislang abweisenden Gesichtsausdruck.
„Damit hatte sie natürlich recht“, stimmte Jonathan ihr gedanklich zu. Ihm war der leichte Anflug ihres Lächelns nicht entgangen.
„Dann weiterhin viel Erfolg bei der Suche“, entgegnete er. „Ich habe das Gästezimmer schon für Sie vorbereitet.“ Er beobachtete sie genau bei diesen Worten und versuchte nicht einmal ansatzweise, sein breites, schelmisches Grinsen zu verbergen.
Ihre Reaktion war unbezahlbar. Sie errötete und riss ihre schönen blauen Augen weit auf. Denn kaum, dass er den Satz vollendet hatte, kam die offizielle Wetterwarnung über das Mobilfunknetz. Ein schwerer Schneesturm wurde angekündigt und man riet dringend davon ab, das Haus zu verlassen. Nötigenfalls solle man bleiben, wo man war. Von Autofahrten wurde dringend abgeraten, besonders in den Außenbezirken Bostons.
Frustriert und wütend fegte Susan mit Schwung ihre Aktenmappe und ihr Telefon vom Schreibtisch. Tränen stiegen in ihre Augen. Sie hörte die Worte ihres Chefs. „Ms. Collins, Sie müssen Dr. Thomas mal so richtig auf den Zahn fühlen. Fahren Sie zu ihm. Prüfen Sie seine Unterlagen vor Ort.“ Sie hatte ihrem Chef gesagt, dass alle Unterlagen schon vorlagen. Dass alles mehrfach von unabhängigen Prüfern gecheckt worden war. Nein. Er hatte darauf bestanden, sie hierher zu schicken. „Das wird ein guter Praxistest für Sie.“ Danke dafür! Und jetzt saß sie hier, ausgerechnet bei ihrer ersten Außenprüfung, mit diesem zwar unglaublich gutaussehenden, aber trotzdem leicht unheimlich wirkenden Dr. Thomas fest. Schon wie er sie die ganze Zeit beobachtete, ließ ihre Knie weich werden und verursachte ein Kribbeln in ihrem Nacken.
Jonathan hatte ihren plötzlichen, verzweifelten Wutausbruch vom Türrahmen aus beobachtet. Er ging auf sie zu. Hob ruhig die Aktenmappe, die herausgefallenen Blätter und das Telefon auf. Legte alles ordentlich zurück neben ihren Laptop. Setzte sich ihr gegenüber auf einen Stuhl und wartete, bis sie sich wieder unter Kontrolle hatte. Sie tat ihm leid. Sie sollte sich wegen der Situation nicht schlecht fühlen. Weder sie noch er konnten das Wetter beeinflussen, auch wenn er insgeheim dankbar für den Schneesturm war.
„Sie finden das jetzt sicherlich urkomisch, oder?“, giftete sie in seine Richtung. Ihre Blicke hatten etwas Tödliches.
Wow! Ms. Collins war stinkwütend.
Er hob entschuldigend die Hände. „Nein, das tue ich nicht“, sagte er jetzt vollkommen ernst und sanft und schaute sie ruhig an. „Stellen Sie mir alle Fragen, die Sie stellen möchten, oder die, die Ihnen aufgetragen wurden zu stellen. Ich werde sie beantworten. Tun Sie mir nur einen Gefallen und akzeptieren Sie, hierzubleiben. Zumindest heut Nacht. Der Sturm wird sich morgen abgeschwächt haben. Ich bringe Sie dann bis zur Hauptstraße und sorge dafür, dass Sie auf dem Weg dorthin nicht im Straßengraben landen. Ich fände es unschön, ihren hübschen Körper als Notfall auf meinem OP-Tisch liegen zu haben.“
Susan schaute ihn an. Er hatte das alles ruhig und freundlich gesagt. Seine Augen leuchteten. Die Zufahrt zu seinem Haus hin war unbefestigt und stellenweise steil. Sie hatte bei der Hinfahrt schon in der einen oder anderen Kurve Angst bekommen. Bei diesem Wetter würde die Straße wirklich unpassierbar sein. Aber mit einem fremden Mann allein in einem Haus. Ihre Mom hatte sie immer vor sowas gewarnt. Und warum zum Teufel lächelte er jetzt schon wieder so geheimnisvoll in sich hinein.
„Was finden Sie komisch?“ Sie wollte die Frage spitz klingen lassen, tatsächlich hörte sie sich verunsichert an.
„Mütter warnen ihre Töchter immer vor solchen Situationen, nicht wahr?“, erwiderte er grinsend.
„Ja“, gab sie trocken zurück. „Und, ist bei Ihnen ein Wort der Warnung angebracht?“, drehte Susan den Spieß jetzt mutig um.
Jonathan warf lachend seinen Kopf in den Nacken. „Ich denke schon“, gab er mit entwaffnender Offenheit zurück und schaute Susan dabei direkt in die Augen. Seine Augen strahlten womöglich noch intensiver. Susan erkannte aber noch etwas anderes darin, etwas, das sie selten in Zusammenhang mit ihrer eigenen Person gesehen hatte. Verlangen.
„Hier passiert nichts, was Sie nicht möchten, das verspreche ich. Ihre Grenzen werden akzeptiert. Sie brauchen ein Nein nicht einmal auszusprechen. Ich werde es spüren.“ Seine Augen blitzten herausfordernd, und ein ungemein charmantes Lächeln umspielte seinen Mund.
„Flirten Sie gerade mit mir?“, fragte Susan unumwunden und fragte sich im gleichen Moment, wo sie den Mut dafür hergenommen hatte.
„Ja!“, gab er genauso unumwunden zurück. Das Grün seiner Augen strahlte hell.
Sie wurde knallrot und ihr wurde ziemlich warm. Sowas war ihr noch nie passiert. Zeit, das Thema zu wechseln. Sie räusperte sich. „Sie operieren nur sehr schwere, fast aussichtslose Fälle, warum?“
Jonathan amüsierte sich innerlich ob des deutlichen Themawechsels. „Weil ich und mein Team deren einzige Chance sind. Für die leichteren Fälle gibt es genügend andere sehr gute Ärzte auf der Welt. Aber natürlich mache ich das auch des Geldes wegen“, setzte er provokant nach und schaute Susan weiter mit diesem herausfordernden, verführerischen Lächeln an.
„Betrügen Sie bei den Abrechnungen?“
Jetzt lachte er schallend, aufgrund der Offenheit ihrer Frage. „Nein, das tue ich nicht. Das habe ich nicht nötig. Ich zahle brav meine Steuern. Und die Hubschraubereinsätze zahle ich meist aus eigener Tasche. Aber das hast du ja alles sicherlich schon herausgefunden.“
„Sind wir jetzt schon per du?“, fragte sie.
„Ich finde das einfacher, du nicht? Ein Du ist übrigens kein Grund rot anzulaufen, obwohl dir diese Verlegenheit unheimlich gut steht.“ Er zeigte erneut sein unverschämtes Grinsen und ließ sie nicht aus den Augen.
„Ich geb auf.“ Sie machte eine ergebene Geste, stand auf und ging auf das Bücherregal zu. Sie musste seinen Blicken entfliehen. Wie war es möglich, so viel Ausdruck in nur einen Blick zu legen und damit Gefühle in ihr auszulösen, die ihr höchst peinlich waren? Merkte er eigentlich, was er da tat?
Ein altes Buch hatte ihr Interesse geweckt. Sie zog es heraus und schlug es auf. Es war wunderschön. Die Seiten waren mit einer ordentlichen Handschrift bedeckt und es war reich verziert.
„Frühes dreizehntes Jahrhundert. Eine Sammlung des medizinischen Wissens jener Zeit. Zusammengetragen, aufgeschrieben und ausgeschmückt von einem Mönch namens Jona, der in einer Abtei in Frankreich gelebt haben soll“, kam Jonathans Stimme erklärend aus dem Hintergrund.
„Das muss sehr wertvoll sein?“
„Kann sein.“
„Darf ich es mir ansehen?“
„Nur zu.“ Damit ließ er sie allein und verschwand in der Küche.
Das Buch. Er hätte es wegräumen sollen. Aber er konnte ja nicht wissen, dass die Steuerfahndung in Form eines so hübschen Wesens bei ihm auftauchen würde, und dass sie ausgerechnet dieses Buch aus dem Regal nehmen würde. Es gab nur eine Seite in dem Buch, die ihr einen Hinweis geben könnte. Die Texte würde sie sicher nicht verstehen können, außer sie hätte Latein studiert. Und selbst dann ...
Jona war auf dem Scheiterhaufen gelandet. Sein Buch war der Kirche unheimlich. Es enthielt medizinisches Wissen. Zusammengetragen aus vielen unterschiedlichen Quellen. Jona schwieg beharrlich über die Quellen, was dem Abt grundsätzlich missfiel. Jonas größter Fehler war aber, dass er auch der Frau und deren Körper einen großen Abschnitt in dem Buch widmete und die These vertrat, dass Frauen keine unreinen und sündigen Wesen seien.
Im dreizehnten Jahrhundert war das eine völlig unangebrachte These. Jona wusste das, aber er konnte nicht anders. Er musste seine Gedanken zu Papier bringen.
Das Verbrennen auf dem Scheiterhaufen war qualvoll gewesen.
Jonathan überkam eine Gänsehaut bei der Erinnerung daran.
Als er nach zwei Stunden wieder ins Büro ging, betrachtete sie noch immer das Buch. Sie war an einer Seite hängengeblieben mit der Abbildung eines Mannes, den eine Schlange umschlungen hatte.
Sie legte den Kopf schief und schaute von dem Buch zu Jonathan. „Zufall?“ Sie tippte mit dem Zeigefinger auf die Abbildung der Schlange und nickte in Richtung seines Unterarms.
„Vielleicht?“, gab er eine Nuance zu kühl zurück.
„Was ist das denn für eine Antwort?“, hakte sie mutig nach.
„Es ist die Antwort, dich ich bereit bin, dir zu diesem Zeitpunkt zu geben“, gab er etwas versöhnlicher zurück. Seine Augen und seine finstere Miene zeigten dennoch überdeutlich, dass das Thema damit für ihn abgehandelt war.
Der Wechsel zwischen charmant lächelnd und todernster Verschlossenheit in seinem Mienenspiel und seiner Haltung waren beeindruckend und verunsichernd. Susan bekam ein wenig Angst. Jonathan entging das nicht, deshalb schob er schnell ein freundliches, „Hast du Hunger?“, nach. Es war bereits Nachmittag und Susan hatte schon fast acht Stunden in seinem Büro verbracht.
„Ja“, gab sie, über sich selbst erstaunt, zurück.
„Dann trifft es sich ja, dass ich gekocht habe. Ich hoffe, du magst kreolische Küche. Ich persönlich liebe die anregenden Gewürze.“ Er versuchte erst gar nicht, die Doppeldeutigkeit in seinen Worten zu verbergen.
***
Von der Küche aus sah man auf den See. Da das Haus am Hang gebaut worden war, lag das Wohnzimmer leicht unterhalb der Küche. Draußen war jedoch von dem See oder überhaupt irgendeiner Landschaft nichts mehr zu erkennen. Man schaute nur noch auf eine weiße Wand aus wirbelnden Schneeflocken. Im Wohnzimmer brannte ein Feuer im Kamin und verbreitete angenehme Wärme.
Jonathan betrachtete Susan verstohlen. Je länger er sie ansah, umso mehr gefiel sie ihm. Sie war verdammt hübsch. Ihr rundes Gesicht umrahmt von den sanften Wellen ihres Haars. Die kleine Geste, wenn sie eine widerspenstige Strähne hinter ihr Ohr schob. Ihr Lächeln und wie ihre Augen dabei strahlten. Ihre Neugierde und entwaffnende Offenheit. All das berührte ihn auf einer Ebene, die nur wenige Frauen bei ihm je erreichten. Sie war so anders als die Frauen, denen er in Bars und Clubs begegnete. Er würde behutsam vorgehen müssen, um sie zu erobern. Denn erobern wollte er sie, das stand fest.
„Wenn du dich zum Essen umziehen möchtest, im Gästezimmer sind ein paar gemütliche Sachen. Irgendetwas passt dir bestimmt.“ Er deutete auf die Tür gegenüber der Küche. „Das Bad liegt auch direkt da. Falls du duschen möchtest.“ Sie lief rot an und er spürte ihre aufsteigende Panik. Deshalb setzte er schnell nach: „Ich brauche immer eine Dusche nach einem Arbeitstag. Es hilft mir, mich zu entspannen. Es ist aber nur ein Angebot. Du darfst gern bleiben, wie du bist, wenn du dich damit besser fühlst.“ Er hatte die Hände gehoben und seine Augen sagten so etwas wie: „Bitte entspann dich – ich bin kein Vergewaltiger.“
Zu seiner größten Freude verschwand Susan, nach kurzer Überlegung, tatsächlich ins Gästezimmer. Wenig später hörte er das Rauschen der Dusche. Er lächelte und sein Herz machte einen Hüpfer. Warum konnte er nicht genau ergründen. Er hatte schon einige Frauen in seinem Leben erfolgreich in sein Bett gelotst. Herzklopfen vor einer solchen Aktion gehörte bei ihm nicht unbedingt zu seinen Standardgefühlsregungen.
Jonathan hatte aufgetischt. Es roch verführerisch nach Curry und allerhand anderen exotischen Gewürzen. Alles war appetitlich auf Tellern und in Schalen angerichtet. Und Susan merkte erst jetzt, wie hungrig sie eigentlich war.
Jonathan lehnte mit einem Glas Wein in der Hand an der Küchenzeile und betrachtete sie. Sie war nicht nur hübsch, sie war schön. Wunderschön. Er liebte Frauen. Er vergötterte sie. Er mochte es, sie zu verführen und Sex zu haben. Aber das hier war anders. Natürlich wollte er sie verführen, ihr ihre kleinen Geheimnisse entlocken, keine Frage, anders als sonst, wünschte er sich dieses Mal aber, dass Susan bitte auch seine Geheimnisse aufdecken würde. Und sie sollte bitte auch nie mehr damit aufhören.
Sie hatte den übergroßen Pullover angezogen und die dicken Socken dazu. Da Susan klein war, wirkte der Pulli an ihr wie ein Kleid. Ihre Haare waren vom Duschen noch etwas nass und kräuselten sich.
„Du alter Trottel“, murmelte er zu sich selbst und ging mit einem Weinglas und der Flasche zu Susan. Dabei beschlich ihn das Gefühl, dass er sich schockverliebt haben könnte.
„Magst du?“, fragte er höflich.
„Sehr gern, danke. Ist es okay, dass ich diesen Pulli genommen habe?“
„Du siehst sehr süß darin aus“, entfuhr es ihm. Mist! Er hatte zu viel gesagt.
„Bitte hören Sie auf damit, Dr. Thomas. Ich möchte in dieser Situation eigentlich nicht sein. Sie können nichts für den Schneesturm da draußen, aber Sie sollten nicht mit mir flirten und so tun, als hätten Sie echtes Interesse an mir. Ich weiß selbst, wie ich aussehe und dass ich Ihnen nicht genügen kann.“ Sie war wieder in das Sie gewechselt.
„Ich bitte um Entschuldigung, Ms. Collins. Ich habe eine Grenze überschritten. Das wollte ich nicht. Trotzdem werde ich meine Aussage nicht zurückziehen, denn Sie sehen in meinen Augen wirklich ganz bezaubernd aus.“ Er ließ ihr Zeit, über seine Worte nachzudenken. Als Antwort war sie rot angelaufen.
Er schaufelte ihr eine Portion Curry auf den Teller. „Dein Magen knurrt. Iss erstmal etwas.“
Susan schob erst nur ihr Essen auf dem Teller herum, als wäre sie nicht in der Lage auch nur einen Bissen herunterzubekommen. Dann kostete sie die erste Gabel voll. Vor Wonne verdrehte sie die Augen.
„Das schmeckt so wunderbar und der Wein passt so perfekt“, stieß sie hervor. Dann langte sie kräftig zu. Die Anspannung schien von ihr abzufallen.
Auch Jonathan schöpfte sich eine große Portion auf den Teller. Irgendwie war Essen viel schöner, wenn man es in Gesellschaft tat.
„Puh, das war gut.“ Sie ließ sich nach hinten gegen die Lehne der Sitzbank fallen und streichelte ganz ungeniert über ihren kleinen Bauch. Diese unbewusste kleine Geste löste etwas in Jonathan aus, etwas dass er lange, lange nicht gefühlt hatte. Er war schockverliebt, daran hegte er keinen Zweifel mehr. Und das sah man ihm wohl auch an, denn Susan war jetzt an der Reihe, ihn schelmisch anzugrinsen.
„Du kannst wirklich gut kochen“, sagte sie und schaute ihn über den Rand ihres Weinglases an, dann lachte sie. „Das ist aber kein Grund, jetzt rot anzulaufen.“ Sie prustete und amüsierte sich köstlich.
„Das habe ich noch nicht so häufig von Frauen gehört“, erwiderte er jetzt tatsächlich leicht verlegen. Die meisten rührten sein Essen kaum an. DAS würde er ihr aber nicht auf die Nase binden. Sie legte den Kopf schief und sah ihn an.
„Mein Instinkt sagt mir, dass diese Damen eventuell zu sehr auf ihren Körper fixiert sind. Ein gutes Essen stellt da eine potenzielle Gefahr dar. Aßen die Damen überhaupt etwas?“, gab Susan feixend zurück.
Sie ließ sein Herz schmelzen. Er musste lachen. Sie hatte ins Schwarze getroffen. „Nein, sie essen meist gar nichts. Deshalb habe ich Candlelight-Dinner von meiner Liste der Verführungsmethoden gestrichen. Will ich eine rumkriegen, dann geh ich nur noch in Bars. Da ist das Geld besser angelegt. Champagner mögen die meisten“, gab er offen zurück, erschrocken über seine eigene Ehrlichkeit.
Sie hatte die Füße auf die Bank gezogen und lachte, bis ihr die Tränen kamen. Jonathan fiel in ihr unbeschwertes Lachen ein. Dabei dachte er an sein letztes Date. Der Sex war gut, aber der viele Champagner vorher. Quälerei.
Er hatte ihr vorgeschlagen, ins Wohnzimmer zu wechseln. Susan ging mit ihrem Weinglas zum Kamin, während er noch den Tisch abräumte. Draußen war es dunkel. Noch immer fiel Schnee. Es bildete sich schon eine kleine Schneewand an der Glasscheibe zur Terrasse. Sie beobachtete in der Spiegelung der Scheibe, wie er in der Küche hantierte. Jetzt schnappte er die Weinflasche und sein Glas. Bevor er nach unten kam, verharrte er einen Moment auf der Treppe und schaute in ihre Richtung. Sein Blick verursachte ein angenehmes Kribbeln in ihrem Nacken. Einen Mann wie Jonathan hatte sie noch nie in ihrem Leben getroffen.
Würde er sie verführen? Wäre sie bereit für einen unverbindlichen One-Night-Stand? Sie schüttelte innerlich den Kopf. Sie kannte sich. Entweder wäre sie so verkrampft, so dass es kein schönes erotisches Erlebnis würde, oder aber sie würde sich nach einer Wiederholung sehnen. Oder, noch schlimmer, sich wie eine Klette an ihn klammern und gleich ganz bei ihm bleiben wollen. Und das war fernab jeder Realität.
Mit gemischten Gefühlen kuschelte Susan sich in eine Sofaecke, nippte an ihrem Wein und schaute ins Feuer. Er setzte sich auf Höhe ihrer Füße zu ihr. Vorher hatte er das Licht gedimmt und ein paar Kerzen angezündet.
Sie dehnte ihren Nacken und verzog leicht das Gesicht. Jonathan war das nicht entgangen.
„Gib mir mal deinen linken Fuß.“
„Bitte?“ Die Frage verschreckte sie.
„Nun mach schon.“
Zögerlich hielt sie ihm den Fuß hin. Er stellte seinen Wein beiseite, kniete sich auf das Sofa, nahm ihren Fuß in beide Hände, platzierte ihn auf seinen Oberschenkeln und zog die Socke aus. Dann griff er hinter sich auf ein Regal und angelte nach einem Töpfchen. Beim Öffnen verbreitete sich ein angenehm belebender Duft im Wohnzimmer. Das Töpfchen enthielt eine ölige Paste, mit der er anfing, ihren Fuß zu massieren, als sei es das Normalste der Welt.
Sie hatte schon einmal eine Fußmassage bekommen, aber das hier war um Längen besser. Seine Hände waren stark, seine Berührungen gleichzeitig kräftig, fließend und trotzdem sanft. Susan wurde von einem wohligen Schauer erfasst, der erst in ihre Brust zu fahren schien, um sich dann in ihrem Schoß zu konzentrieren.
Jonathan war zwischenzeitlich bei ihrem rechten Fuß angelangt. Sie hätte am liebsten gestöhnt und sich gern für immer in diesem unglaublich wohligen Gefühl verloren. Leider war er jetzt fertig. Sie schaute ihn an. Verunsichert und gleichzeitig neugierig.
Er lächelte zufrieden, ihren Fuß noch in seinen Händen. Ihm gefiel, was er in ihrem Gesicht las. Ihre Wangen waren zart gerötet. Ihre Lippen leicht geöffnet und sie hatte eben diese kleinen Laute des Wohlbehagens von sich gegeben, die er so gern hörte. Er würde liebend gern weitermachen. Ihr mehr dieser Laute entlocken. Seine Fußmassage hatte eindeutig bei ihr etwas ausgelöst. Sie traute sich aber nicht, diesen Gefühlen nachzugeben.
Schade.
Spontan zog er ihren Fuß an seine Lippen. Küsste ihre Zehen, gab den Fuß wieder frei und wartete gespannt auf ihre Reaktion.
Susan hatte vor Schreck über den Kuss ihre Beine nah an ihren Körper gezogen. Sie saß wie eine Mischung aus verängstigtem Kaninchen und einem neugierigen kleinen Kätzchen in ihrer Sofaecke.
So war das nicht geplant.
Plötzlich erlosch das Licht. Stromausfall.
„Ich muss kurz raus, den Notstrom anstellen.“ Damit stand Jonathan auf und ging. Draußen flammten die Lichter der Hubschrauberplattform kaum eine Minute später wieder auf. Das Schneetreiben schien nochmal an Stärke zugenommen zu haben. Drinnen ging das Licht ebenfalls wieder an. Jonathan löschte trotzdem alle überflüssigen Lampen.
„Energie sparen“, sagte er lächelnd zu ihr.
Sie saßen jetzt im nur noch von Kerzenschein und Feuerglut beleuchteten Wohnzimmer. Jeder in einer Ecke des Sofas. Die Dunkelheit half Susan, sich zu beruhigen. Bei einem Blick nach draußen war sie froh, hier im Warmen auf dem Sofa zu sitzen. Mit Jonathan und Rotwein. Da war es wieder, dieses wohlig angenehme Gefühl in ihrem Schoß. Sie lächelte in sich hinein.
„Danke für die Fußmassage“, sagte sie in die Stille hinein und streckte ihre Beine wieder aus. „Das war besser als Sex.“ Ups, was hatte sie da gesagt? Erschrocken über sich selbst lief sie rot an und biss sich auf die Unterlippe. So war sie normalerweise nicht. Jonathan verschlucke sich fast am Wein. Sie fuhr fort. „Also nicht falsch verstehen. Ich hatte schon Sex, aber es war immer ...“, sie machte eine Pause, „schwierig und eigentlich nicht schön. Und schön sollte es doch sein, oder?“ Unsicherheit und leichte Panik lagen in ihrer Stimme. Warum sagte sie ihm sowas? Woher kam das? Wie peinlich.
Er rieb sich die Stirn, hauptsächlich um sein Grinsen zu verbergen, und schüttelte den Kopf. Ihre Ehrlichkeit machte ihn fertig. „Was empfindest du als schwierig? Würdest du es mir beschreiben?“, gab er zurück. Das hier lief so vollkommen anders als mit anderen Frauen.
Sie drehte nervös ihr Weinglas in den Händen und schaute grübelnd an die Decke. Sie brauchte lange für ihre Antwort. „Ich kann mich nicht genügend öffnen, nicht fallen lassen. Mir fehlt das Vertrauen, die Kontrolle abzugeben.“ Susan war über sich selbst entsetzt. Warum erzählte sie ihm sowas, soviel Wein hatte sie doch noch gar nicht getrunken?
Jonathan schaute sie lange an, sagte aber nichts. Dieses Geschöpf war so faszinierend anders. Schließlich rückte er näher zu ihr und schnappte sich nochmals ihre Füße. Dieses Mal legte er sie sich quer über seine Beine. Und fing an, ihre Füße zu streicheln. Sanft zupfte er an jedem Zeh und strich über ihren Fußrücken. Seine Hand wanderte weiter ihre Wade entlang. Sanft und fest zugleich.
Susan beobachtete ihn. Er schaute sie nicht an. Ihre Beine schienen für ihn momentan das Wichtigste und Interessanteste auf der Welt zu sein. Immer wieder fuhren seine Hände an ihren Unterschenkeln entlang. Ihre Erregung wuchs und sie wünschte sich, er würde mit seinen Händen etwas höher wandern. Ihre Fantasie schlug Purzelbäume und dieses wohlige Gefühl breitete sich immer stärker in ihr aus.
Jonathan bemerkte die Veränderung in ihrer Haltung und schaute sie jetzt erstmals wieder an. Was er sah, bereitete ihm große Freude. Offensichtlich hatte das neugierige Kätzchen die Oberhand gewonnen. Langsam glitt er mit seiner Hand über ihre Knie weiter die Oberschenkel entlang. Dabei rückte er noch ein klein wenig näher an sie heran.
Leicht zitternd hielt sie noch immer ihr Weinglas fest. Jonathan nahm es ihr aus der Hand und stellte es auf das Regal hinterm Sofa. Dabei berührte er wie nebenbei ihre Finger und hielt sie fest. Die Erkundung ihrer Oberschenkel hatte er derweil kurz eingestellt. Jetzt betrachtete er ihre kleine Hand. Küsste jeden ihrer Finger. Immer so, dass er die Fingerspitzen kurz mit seiner Zunge neckte. Bei jedem dieser kleinen Küsse schien eine kleine Welle durch ihren Körper zu laufen. Er drehte ihr Handgelenk, küsste ihren Puls und wanderte küssend und leckend die empfindliche Seite ihres Unterarms hinauf. Dabei ließ er sie nicht eine Sekunde aus den Augen.
Sie saß mit geschlossenen Augen da und alles an ihr verreit, dass sie seine Liebkosungen sehr genoss. Ihr Atem ging schneller und ihre Brust hob und senkte sich. Er legte einen Arm um ihre Schulter und setzte die Erkundung der Innenseite ihrer Oberschenkel fort. Kraulte gleichzeitig ihren Nacken und zog sie weiter zu sich heran. Je weiter seiner Hand ihren Oberschenkel hinauf wanderte, je deutlicher wurden die Wellen in ihrem Körper. Er fühlte jede. Wie kleine Erdbeben. Jetzt hatte er den Spalt zwischen ihren Beinen erreicht. Sie sog die Luft hörbar ein. Er beugte sich vor und küsste ganz sanft eine Stelle unter ihrem Ohr und liebkoste ihren Nacken. Ließ aber seine Hand, wo sie war.
„Schau mich an, Susan“, flüsterte er ihr leise ins Ohr.
Sie öffnete ihre Augen. Sein Gesicht war ihrem ganz nah. Er sah Angst, aber auch Neugierde und Verlangen darin. Er zog die Hand auf ihrem Oberschenkel ein klein wenig zurück und beobachtete weiter ihr Gesicht. Sie gab ein feines leises Stöhnen von sich und kam ihm etwas mit ihrer Hüfte entgegen, so dass seine Hand wieder näher in Richtung ihres Höschens rutschte.
Mit der Nase fuhr er an ihrer Wange entlang, küsste sanft ihre Nase, ihren Mundwinkel und schließlich legte er seine Lippen auf ihre. Sie waren so wunderbar weich. Sie öffnete sich ihm. Seine Zunge erkundete ihre Lippen, dann ihren Mund. Erst vorsichtig, dann selbstsicherer. Susan wusste nicht mehr, was sie denken sollte, nur dass das hier bitte nie wieder enden sollte. Sie genoss das Gefühl der wohligen Wärme, die sich in ihrem Körper ausbreitete, begleitet von Wellen der Erregung, die sie so noch niemals zuvor gespürt hatte.
Und Jonathan tat es ebenfalls. Jede Einzelne dieser Wellen ließen sein Herz schneller schlagen. Er griff von hinten in ihr Haar und zog ihren Kopf zurück, um ihren Hals küssen zu können. Die Hand auf ihrem Oberschenkel hatte ihr Höschen erreicht und schob es jetzt leicht zur Seite. Sie japste nach Luft, als sein Daumen ihre Scham streichelte. Die Berührung war leicht und sanft. Sie war wie elektrisiert und hätte am liebsten laut gestöhnt.
„Du fühlst dich wunderbar an“, hauchte er und hockte sich zwischen Susans Beine. Küsste sich aufreizend an der Innenseite ihrer Oberschenkel entlang, was sie mit jeweils kleinen Lauten der Wonne quittierte. Er schob ihren Pulli hoch, kurzzeitig verblüfft, dass sie keinen BH trug, und streichelte sanft über ihren Bauch und ihre Brüste. Ganz langsam zog er ihr Höschen nach unten. Sie stöhnte, als er begann, ihre Scham zu küssen und mit seiner Zunge ihre empfindsamste Stelle zu umkreisen.
Jonathan mochte alles an ihr. Ihr Duft verzauberte ihn. Diese feinen Laute, die sie von sich gab, wenn er etwas tat, was ihr besonders gefiel. Jedes Zittern in ihrem Körper berauschte ihn.
Er war verloren.
Vorsichtig erkundete er weiter ihre empfindsamste Stelle und tauchte dann langsam und behutsam mit zwei Fingern in sie ein. Das schien ein wahres Feuerwerk in ihr auszulösen. Sie stöhnte laut auf und ihre Hüfte bewegte sich drängend ihm entgegen. Er wagte sich tiefer vor. Sie konnte nicht mehr an sich halten. Alle Muskeln in ihr zogen sich zusammen und gaben dann wieder nach. Zwei-, dreimal raste die Welle durch ihren Körper und trug ihren Versand davon. Jonathan hielt sie. Sie sollte sich sicher und geborgen fühlen. Als sie sich wieder beruhigte, zog er seine Finger langsam zurück. Was sie erneut mit einem wunderschönen Seufzer der Wonne belohnte.
Die Dinge, die Jonathan mit ihr tat, hatte bisher kein Mann mit ihr getan. Sie war selig benommen und wollte mehr und dass es nie wieder endete. Sie schaute ihn mit großen verlangenden Augen an.
„Was machst du mit mir?“, flüsterte sie ganz leise.
Er gab ihr einen zärtlichen Kuss und hauchte: „Das könnte ich dich auch fragen. Gefällt es dir?“
„Sehr“, hauchte sie zurück.
Jonathan hielt ihren Blick fest, zog sich das T-Shirt aus und zog sie an sich. Dann zog er ihr den Pulli über den Kopf. Sie saß jetzt nackt auf seinem Schoß. Mit beiden Händen ergriff sie sein Gesicht und küsste ihn ungestüm. Dann wanderten ihre Küsse seinen Hals hinunter. Neugierig streichelte sie seine Schultern, seine Brust, seine Bauchmuskeln. Berührte vorsichtig das Tattoo, ganz so, als könne die Schlange sie beißen. Sie schien jeden Millimeter seines Körpers durch ihre Berührung aufsaugen zu wollen. Dann fuhr sie mit ihren Fingern am Bund seiner Hose entlang, glitt mutig etwas tiefer und berührte seinen Steifen. Er quittierte das mit einem genüsslichen Brummen.
Er packte ihre Pobacken und zog sie etwas höher. Sie kniete jetzt vor ihm. So konnte er ihre Brüste und ihren Bauch küssen. Ihre Haut war so weich. Mit einer Hand stützte er ihren Rücken, mit der anderen befreite er sein Glied aus seiner Hose. Als er sie wieder auf seinen Schoss platzierte, spürte sie seinen Steifen an ihrer Scham. Das Gefühl jagte schon wieder eine dieser wunderbaren Wellen durch ihren Körper.
Jonathan lächelte sie verlangend mit seinen strahlend grünen Augen an. Hielt sich zurück und wartete auf ihre Reaktion. Sie bewegte sich etwas, da sie das Gefühl seines Glieds so nah an ihrer Scham geradezu wahnsinnig machte. Sie gab wieder dieses leise Stöhnen von sich. Sie wollte ihn, wusste aber nicht, wie sie es anstellen sollte.
Er umfasste ihre Hüfte und verschlang ihren Körper mit seinen Blicken. Er bewegte sein Becken und drang in sie ein. Nicht mehr so langsam und behutsam, wie er es geplant hatte, denn Susans unschuldige Art raubte ihm den Verstand.
Sie schrie und krallte ihre Finger in seinen Rücken. Für einen kurzen Moment befürchtete er, ihr weh getan zu haben. Er sah ihr ins Gesicht. Seine Angst war aber unbegründet. Sie hatte den Kopf genießerisch in den Nacken gelegt. Sie war so erregt, dass sie sofort jegliche Kontrolle verlor und die Woge des Höhepunkts sie davontrug. Zaghaft stieß er fordernder in sie hinein. Sie gab sich voll dem Gefühl hin. Stöhnte, schrie, biss in seine Schulter. Zurückhaltung war nicht mehr nötig. Susan erreichte ihren Höhepunkt und riss ihn mit.
Als sie sein Zittern in sich spürte, klammerte sie sich noch einmal besonders stark an ihn, schien ihn in sich aufsaugen zu wollen und vergrub ihr Gesicht an seinem Hals. Er hielt sie fest an sich gedrückt und hätte am liebsten diesen Moment für die Ewigkeit konserviert. Jonathan war im siebten Himmel und fragte sich, wann er das letzte Mal eine so empfindsame Frau wie Susan getroffen hatte. Das war sehr lange her.
Lange saßen sie, eng ineinander verschlungen, so da. Jonathan war immer noch in ihr und obwohl er sich nicht bewegte, schossen immer wieder kleine Wogen der Wonne durch Susan, die ihn zum glücklichsten Menschen der Welt machten.
Es dauerte lange, bis Susan sich beruhigte. Ihr Atem ging jetzt gleichmäßig und ihre Körperspannung ließ nach. Er strich ihre Haare zur Seite, um ihr Gesicht zu betrachten. Sie war auf seinem Schoß eingeschlafen. Er lächelte. Vorsichtig, um sie nicht zu wecken, entzog er sich ihr. Hob sie hoch und brachte sie in sein Schlafzimmer, legte sie aufs Bett und deckte sie zu. Schnell löschte er noch die Kerzen und legte sich dann neben sie. Kuschelte sich an ihren Rücken und legte verliebt einen Arm um sie.
Was hast du bloß mit mir gemacht, süße unschuldige Susan?
Susans unruhige Bewegungen neben ihm weckten ihn auf.
„Bitte ... nicht ... böse Augen ... Schmerz ... bitte ... lassen Sie mich ... tun mir weh ... Augen ... Schmerzen in meinem Kopf ... nein, ich will das nicht ... bitte“, murmelte Susan im Schlaf, nahm dabei ihre Hände vors Gesicht und fing an zu schluchzen.
„Schsch ... nicht weinen. Ich bin hier“, hauchte er und legte schützend seinen Arm um sie. Sie beruhigte sich augenblicklich und schlief weiter. Jonathan allerdings war hellwach. Hatten seine Blicke ihr Schmerzen bereitet? Wohl eher nicht. Wessen Blicke verursachten ihr dann Schmerzen? Am Morgen würde er dringend etwas klären müssen. Mit einem bangen Gefühl starrte er schlaflos an die Decke.
***
Wider Erwarten war Jonathan doch noch einmal fest eingeschlafen. In seinem Traum lag Susan in seinem Bett. Hatte sich an seinen Rücken gekuschelt und küsste seinen Nacken. Diese leichte Berührung entlockte ihm ein wohliges Stöhnen. Ihre Hände begaben sich auf Wanderschaft und erkundeten die Umrisse seines Tattoos, auf seinem Rücken ...
Jonathan zuckte zusammen und erwachte. Susans kleine Hand bewegte sich tatsächlich geraden dem Tattoo folgend über seinen Bauch in Richtung Lende. Seine körperliche Reaktion war unvermeidlich. Sein Glied schwoll an und versteifte sich, sein Atem ging schneller und er hatte große Mühe, die Lust im Zaum zu halten. So war es immer. Immer, wenn jemand sein Tattoo berührte.
Süße Folter.
Susan kuschelte sich näher an ihn und streichelte nun sanft seinen Penis. Er hatte alle Mühe, seinen Verstand wenigstens annähernd unter Kontrolle zu halten und nicht animalisch über sie herzufallen, sondern das Gefühl ihrer sanften Berührung zu genießen. Er zitterte.
Sie ließ von ihm ab.
„Nein, bitte, nicht aufhören.“ Er stöhnte. Er wollte es. Diese süße Folter sollte weitergehen. Er krallte seine Hände in die Bettdecke.
Sie hatte nicht vor aufzuhören. Im Gegenteil. Sie folgte ihrem Instinkt und wurde mutiger. Sie küsste seinen Rücken, biss ihm sanft in die Seite und streichelte weiter seinen Schaft. Fester. Leidenschaftlicher. Er wusste nicht, wie ihm geschah. Darauf war er nicht vorbereitet. Er wusste nur eins, er durfte sie jetzt nicht anfassen, da er sonst ungebremst über sie herfallen würde. Darum krallte er sich noch fester an die Bettdecke. Aber Widerstand war zwecklos. Er konnte es nicht mehr kontrollieren. Die Erlösung kam mit Macht. Eine Welle erfasste seien Körper. Ließ seinen Unterleib erbeben. Er stöhnte laut und genoss diesen Moment des vollkommenen Glücks. Als seine Erregung verebbte, hörte er Susan hinter sich leise lachen. Er drehte sich auf den Rücken. Schaute durch die Glasfenster in den Himmel über ihm.
„Das war nicht fair“, brachte er schwer atmend hervor.
„Aber schön, oder?“
„Ja.“ Er drehte sich auf die Seite und sah sie an. „Sehr schön sogar.“
Jonathan schob einen Arm unter ihren Oberkörper und zog sie näher zu sich heran. Mit der anderen Hand fuhr er über ihre Brüste, ihre Hüfte und ihr Bein. Sie zitterte. Aber nicht vor Angst. Er beschloss, sich, genauso wie sie eben, an ihren Rücken anzukuscheln, und drehte sie um.
Sie spürte seine Küsse in ihrem Nacken. So warm, so weich. Seine Hand strich über ihre Brüste, arbeitete sich vorsichtig zu ihrer Scham vor. In ihrem Kopf schienen Seifenblasen zu explodieren. Mit jeder Seifenblase erfasste sie ein kleiner wohliger Krampf. Er streichelte die Innenseite ihrer Oberschenkel, berührte dabei wie zufällig ihre Scham. Nicht fordernd, sondern sehr sanft. Jetzt schob er ein Bein vor. Seine Streicheleinheiten wurden intensiver. Sie stöhnte und gab ein leichtes Wimmern von sich. Er hielt einen Moment inne.
„Nicht aufhören,“ flüsterte sie leise. Ihre Hüfte bewegte sich ihm entgegen, ohne dass sie es kontrollieren konnte. Sie spürte, wie er von hinten in sie eindrang. Langsam. Vorsichtig. Trotzdem verlangend. Wenn sie jemals Angst davor gehabt hatte, dann wusste sie jetzt nicht mehr warum. Sie fühlte sich unbeschreiblich. Sie gab sich vollkommen dem Gefühl hin, ihn in sich zu spüren.
Jonathan merkte, dass sie sich vollkommen fallen ließ. Ihr Körper umschloss ihn, nahm ihn auf, was in ihm ein lang nicht mehr empfundenes Glücksgefühl freisetzte. Sie fanden einen Rhythmus. Sie gab diese wunderbaren kehligen Laute von sich. Zeigte ihm, was ihr gefiel. Er hielt sie fest. Liebkoste ihre Brüste und spürte all die kleinen Wogen der Lust, die durch ihren Körper fuhren. Schob sich tiefer in sie hinein und gab sich ganz seinen Gefühlen hin. Irgendwann wurden sie beide von dieser großen, intensiven Welle erfasst, die jedes Denken unmöglich macht.
Berauscht vom Sex lagen sie eng umschlungen da. Genossen die Nähe des Anderen. Küssten und streichelten sich. Die Sonne war aufgegangen. Der Schneesturm weitergezogen. Was für eine Nacht.
Jonathan machte Frühstück, dabei sprachen sie über alles Mögliche. Seine Arbeit, seine Charity-Projekte. Susan stellte kluge Fragen und sie lachten viel. Dann verschwand sie unter der Dusche. Als sie die Küche wieder betrat, hatte sie ihr Kostüm wieder angezogen. Jonathan hätte ihr am liebsten direkt einen Heiratsantrag gemacht. Erkannte aber, dass dieses Ansinnen komplett überzogen war. Er musste sie gehen lassen, fürs Erste.
Schade.
„Danke, dass ich heute Nacht hier sein durfte, und ...“ Sie wollte weiterreden, aber Jonathan stoppte sie mit einem Kuss.
„Nicht, Susan! Versuch nicht, in Worte zu fassen, was sich nicht in Worte fassen lässt.“ Seine Augen waren so voller Liebe, dass Susan weiche Knie bekam. Sie zog ihn zu sich und küsste ihn. Er zog sie an sich und erwiderte ihren Kuss leidenschaftlich.
Oh, wie gern würde Jonathan sie hierbehalten und für immer so festhalten.
Schweren Herzens brachte er Susan und ihr Auto, wie er es versprochen hatte, sicher über die immer noch verschneite kurvige Zufahrt zurück an die Hauptstraße.
„Würdest du noch mal für mich kochen?“, fragte sie ihn zum Abschied und lächelte ihn verliebt an.
„Jederzeit gern.“ Er gab ihr einen langen Kuss und hielt sie dabei fest in seinen Armen.
Bitte bleib!
Sie stieg ein und fuhr davon. Sein Herz wurde schwer. Er vermisste sie jetzt schon. Was hatte Susan bloß mit ihm gemacht? Bei all den anderen Frauen empfand er nie so.
Susan fuhr beseelt nach Hause. Sie musste immer wieder an den letzten Abend denken und erst recht an den heutigen Morgen, konnte kaum fassen, was ihr da passiert war. Ihr, der Kleinen, meist völlig unbeachteten, Susan Collins.
Zuhause angekommen, griff sie zum Telefon, um ihre Mutter anzurufen.
„Hey Mom. Wie geht es dir?“
„Hey Liebes. Sehr gut, aber du hörst dich ja heute völlig atemlos an. Ist irgendetwas passiert?“, hörte sie ihre Mutter fragen.
„Mom, du wirst es nicht glauben, aber ich hatte die bisher beste Nacht meines Lebens. Ich habe einen supernetten Mann kennengelernt. Er ist Arzt. Ich sollte bei ihm eine Steuerprüfung durchführen und dann kam der Schneesturm und ich musste über Nacht bei ihm bleiben.“
„Kind sei nicht albern“, sagte ihre Mutter. Susan konnte förmlich spüren, wie sie mit den Augen rollte. Außerdem hasste sie es, wenn ihre Mutter sie in diesem Tonfall Kind nannte. Aber ehe sie etwas sagen konnte, fuhr ihre Mutter schon fort. „Nur weil ein Mann dich einmal über die Laken gescheucht hat, heißt das noch nicht, dass er dich liebt.“
Da war es wieder, ihre Mutter hielt sie für naiv. „Nein! Mom, so war es nicht. Er hat mich nicht übers Laken gescheucht. Wenn du ihn kennen würdest, dann würdest du nicht so über ihn denken. Er ist unglaublich liebevoll, nett, zuvorkommend, höflich und er kann kochen. Eigentlich zu gut, um wahr zu sein“, gab Susan etwas enttäuscht zurück. Sie hatte gehofft, ihre Mutter würde sich mit ihr freuen.
„Ich wäre an deiner Stelle trotzdem vorsichtig. So einen Mann, wie du ihn da gerade beschrieben hast, gibt es nur in Romanen. Du bist viel zu romantisch. Was macht denn die Arbeit?“
Typisch ihre Mutter. Susan verdrehte die Augen. „Es geht so.“
„Das solltest du nicht sagen. Viele würden dich um deine Stelle beneiden.“
„Ja, Mom. Das ist bestimmt so, aber mein Chef ist ein komischer Typ. Ich habe Angst vor ihm. Der hat so eine Art, einem in die Augen zu schauen.“
„Kind, wirklich, verabschiede dich mal von deinen romantischen Vorstellungen. Man trifft auch mal auf Menschen, die einem nicht gefallen. Vor allem im Berufsleben. Damit musst du lernen, zurechtzukommen.“
„Nein, Mom. Dieser Mr. Sumner ist böse. Glaub mir. Er hat mich letztens angesehen, ich kann es gar nicht beschreiben. So intensiv. Ich weiß nur, dass ich danach Kopfschmerzen hatte. Und nicht das du meinst, er hätte dabei gesprochen. Er kritisiert nicht, er bleibt stumm und schaut einen nur an. Glaub mir, das ist höchst unangenehm und macht mir Angst.“
„Ach, Liebes, wenn es gar nicht anders geht, dann musst du ihm sagen, dass dir das unangenehm ist. Oder dich an seinen Vorgesetzten wenden. Oder kündigen. Aber denk erst noch mal in Ruhe drüber nach.“
„Ja, du hast vielleicht recht. „Hab dich lieb. Melde mich wieder.“ Genervt legte Susan auf.
***
Sie verfasste gerade ihren Bericht über die völlig unnütze und ergebnislose Prüfung bei Dr. Jonathan Thomas, als die Bürotür aufging und Mr. Gabriel Sumner in ihrem Büro stand. Sein Mund lächelte, aber seine Augen taten es nicht. Sie waren kalt wie immer.
„Guten Morgen Ms. Collins, wie ist die Prüfung bei Dr. Thomas gelaufen?“
„Er war sehr kooperativ und hat mir anstandslos Zugriff auf seine Bücher gewährt. Leider konnte ich keine Unstimmigkeiten finden“, gab Susan wahrheitsgemäß zurück.
„Gut, dann können wir da wohl nichts machen. Senden Sie mir bitte ihren Bericht.“
„Selbstverständlich. Sie haben ihn spätestens morgen.“
Er kam einen Schritt näher und da war er wieder, dieser Blick, den Susan so sehr hasste und fürchtete. Ein stechender Schmerz machte sich hinter ihrer Stirn breit. Sie blinzelte und zog die Augenbrauen zusammen.
Mr. Sumner drehte sich um und ging zur Tür. Im Gehen sagte er: „Dr. Thomas ist ein sehr guter Liebhaber. Geben Sie acht auf sich.“ Mit diesen Worten schloss er die Tür und Susan war wieder allein. Mit Kopfschmerzen und überaus verwirrenden Gedanken.
In der darauffolgenden Nacht hatte sie einen völlig irren Traum. Sie war bei Jonathan, hatte ein Messer in der Hand und wollte ihm wehtun. Nein, schlimmer, sie wollte ihn töten. Absurderweise schien er das akzeptieren zu wollen. Er lächelte sie verliebt an. In ihrem Traum wurde es immer heißer und plötzlich war überall Feuer.
Schweißgebadet wachte sie auf. Verdammt, dieser Traum war so real gewesen. Am liebsten hätte sie Jonathan angerufen und ihn gebeten, sofort zu ihr zu kommen, um sie im Arm zu halten.
***
Er hatte ihrem Auto lange hinterher gesehen und war dann zu Fuß durch den Schnee zum Haus zurückgegangen. Zurück im Haus, griff Jonathan direkt zum Telefon.
„Ron, Jonathan hier.“
„Hallo Jonathan. Was gibt es denn? Hast du sie vergewaltigt? Klagt sie gegen dich?“
„Nein, natürlich nicht. Wir hatten eine wunderschöne Nacht und einen noch wunderschöneren Morgen. Und ich bin verliebt, was die Sache nicht einfacher macht. Hör zu, du hast doch sicher schon in Susans Lebenslauf herumgeschnüffelt, oder?“
„Danke für das rumgeschnüffelt, aber ja, habe ich.“ Wirklich beleidigt war Ron nicht.
„Gibt es in Ihrem Umfeld jemanden, der Gabriel heißt?“
„Was ist das denn für eine Frage?“
„Gibt es jemanden, ja oder nein?“ Jonathans Stimme hatte einen eisigen dringlichen Tonfall bekommen, was Ron ernst werden ließ.
„Warte mal – ihr Vorgesetzter heißt Sumner. G. Sumner. Moment, ja, der heißt Gabriel Sumner.“
Ron hörte wie Jonathan ein ziemlich lautes ‚Verflucht‘ ausstieß und etwas wie eine auf Holz treffende Faust. Jonathan hatte gerade irgendetwas zertrümmert.
„Was ist passiert, Jonathan?“, fragte Ron vorsichtig.
„Ich habe die Kontrolle verloren und die Tür zum Büro eingeschlagen. Mach dir darüber keine Gedanken.“
„Es kann ja auch alles Zufall sein“, versuchte Jonathan sich zu beruhigen.
„Ron, ich möchte dich am Mittwoch treffen. Sagen wir neunzehn Uhr in meinem Haus in Chelsea. Ich muss dir ein paar Dinge sagen. Es ist wichtig.“
„Alles klar, ich werde da sein.“
Ron legte auf. Jonathan konnte sehr impulsiv werden, aber so hatte er ihn bisher noch nicht erlebt. Diese eindringliche, eisige Stimme. Und dass er sich in den Flieger setzen wollte, um nach London zu kommen, gab der ganzen Sache eine weitere, bisher noch nicht dagewesene, Dimension.
***
Jonathan führte ein paar Telefonate. Teilte seinem Team mit, dass Notfälle in dieser Woche nach London verlegt werden müssten. Geplante OP-Termine in Boston müssten auf die folgende Woche verschoben werden. Wie immer stellte keiner in seinem Team irgendwelche Fragen.
Jonathan ging ins Schlafzimmer, wo Susans Duft noch immer in der Luft lag.
Bitte, lass mich Unrecht haben. Bitte!
Fast hätte er angefangen zu weinen. Sein Herz zog sich zusammen. Wenn er Recht hatte, dann würde eine Menge Ärger auf ihn zukommen und die liebe kleine unschuldige Susan, wäre, ohne es zu wissen, mittendrin. Unweigerlich musste er wieder an Jona und den Scheiterhaufen denken.
Es ist noch nichts bewiesen, beruhige dich.
Als der Hubschrauber in Sicht kam, stand Jonathan schon mit gepackter Tasche an der Landeplattform.
„Hallo Chef, wo geht es hin?“
„London.“
Der Hubschrauber brachte ihn direkt zu seinem Privatjet, der schon startbereit war und nur noch auf ihn wartete. Kaum acht Stunden später saß er in seinem Taxi nach Chelsea.
Die Tür wurde geöffnet, als das Taxi vorfuhr.
„Chef, wie schön Sie wieder in London begrüßen zu dürfen.“
„Danke Kate, und entschuldige, dass ich mich so kurzfristig angekündigt habe.“ Er umarmte die ältere Dame, die ihm die Tür geöffnet hatte, und gab ihr einen leichten Kuss auf die Wange. Sie übergab ihm die Hausschlüssel und verabschiedete sich mit einem Lächeln.
Ron hatte ebenfalls ein Taxi nach Chelsea genommen, um Jonathan in dessen Haus zu treffen. Jonathan bewohnte eine dieser aus ockerfarbenem Backstein gebauten Villen. Er wusste, dass es sieben Schlafzimmer mit jeweils eigenem Badezimmer gab und dass das Haus sogar eine kleine Terrasse mit Garten hatte. Aktueller Wert des Ganzen, circa einundzwanzig Millionen Pfund. Dabei war diese Villa nicht die einzige Immobilie, die Jonathan besaß. Ron schüttelte den Kopf, als er daran dachte, was Jonathan immer zu sagen pflegte, „wer sein Leben lang sparsam ist, ist zwangsläufig irgendwann reich“. Reich war Jonathan. Sogar sehr. Aber er machte sich nicht viel daraus.
Als Ron klingelte, öffnete sich die Tür wie von Geisterhand. Er hatte aufgegeben herauszufinden, wie das funktionierte.
„Komm rein Ron, ich bin in der Küche“, hörte er Jonathan rufen.
Er ging den holzvertäfelten Flur entlang, schwenkte dann nach links, um durch die Tür zur Rechten in die Küche zu gelangen. Die Küche war ein langgezogener, modern eingerichteter Raum mit raumhohen Glasfenstern zum Garten hin. Dort gab es einen gemütlichen Esstisch, den Jonathan gedeckt hatte. Es standen allerlei italienische Kleinigkeiten darauf. Zudem Wasser und Wein und in der Mitte eine Vase mit einem üppigen buten Blumenstrauß.
An der einen Ecke des Tisches hatte Jonathan für zwei gedeckt. Auf der anderen Ecke des Tisches lag ein Aktenordner, eine alt aussehende Papierrolle sowie ein kleiner Dolch.
„Ich freue mich, dich zu sehen, Jonathan.“
„Und ich freue mich, dich zu sehen, Ron.“ Jonathan war ihm entgegengekommen und umarmte Ron herzlich. Jonathan lächelte wie immer. Nur der Farbton seiner Augen war anders als sonst, dunkler, was die Alarmglocken in Rons Hirn zum Schrillen brachten. Er kannte Jonathan schon lange, und wie er glaubte, auch sehr gut. Und wenn Jonathans Augen nicht von diesem strahlenden hellen Grün waren, dann war Vorsicht angebracht.
Jonathan goss Ron Wein ein, sich selbst ein Glas Wasser.
Ron fühlte sich immer unbehaglicher.
„Lang zu“, forderte Jonathan ihn auf und nahm sich selbst etwas von den Antipasti und Käse.
„Danke. Selbstgekocht?“
„Ja, tatsächlich. Du weißt doch, dass ich sehr gern koche. Ich bin gestern schon angekommen, da hatte ich Zeit genug für ein paar Vorbereitungen.“ Jonathans Antwort war leicht und unbekümmert. Nur, dass diese Leichtigkeit Jonathans Augen nicht erreichte.
„Und was sind das da für Vorbereitungen?“ Ron deutete mit einem Finger auf die Papierrolle und den Aktenordner.
Jonathan schaute ernst und seine Augen wurden noch einen Ticken dunkler. Er seufzte. Ron bekam eine Gänsehaut.
„Wie lange kennen wir uns, Ron?“
„Seit der Uni. Also schätzungsweise zwanzig fünfundzwanzig Jahre.“
„Wie lange kümmerst du dich schon um meine Angelegenheiten?“ Mit einer Geste machte Jonathan deutlich, dass er Vermögenswerte und dergleichen meinte.
„Seit ich meine eigene Kanzlei habe. Circa zwanzig Jahre.“
„Ist dir da nie irgendetwas komisch vorgekommen?“
Rons Magen zog sich zusammen. Ihm schwante Böses.
„Ist es, aber ich hatte nie das Bedürfnis, Nachforschungen anzustellen, da du mein Freund bist und ich davon ausgehe, dass du Gründe hast, für alles, was du mir anvertraust und für das, was du mir lieber verschweigen möchtest.“ Rons Stimme klang schwach und auf unbestimmte Art hilflos.
Jonathan lächelte. „Danke für dein Vertrauen und deine Freundschaft.“ Seine Augen schauten ihn voller Wärme an.
Ron fragte sich, wohin das führen würde. Jonathan war reich, sehr, sehr reich sogar. Und irgendetwas stimmte mit seiner Geburtsurkunde nicht, beziehungsweise eher damit nicht, dass Jonathan sich seit fünfundzwanzig Jahren kaum verändert hatte. Eventuell hatte er drei graue Haare mehr, aber sonst? Ron hingegen hatte sich vom jungen Mann zum erfolgreichen Anwalt verändert. Und seinem Körper konnte man die fünfundzwanzig Jahre zwischen Studium und heute durchaus ansehen. Nicht zum Negativen, wie Ron jeden Tag beim Blick in den Spiegel feststellte. Er war sportlich, durchtrainiert und seine Umwelt bestätigte ihm, dass er attraktiv auf andere wirkte.
Jonathan war um den Tisch herumgelaufen, ohne Ron aus den Augen zu lassen, und saß jetzt am anderen Ende, dort wo der kleine Dolch lag. Er nahm den Dolch in seine rechte Hand.