Sei gut zu dir, wir brauchen dich - Horst Conen - E-Book

Sei gut zu dir, wir brauchen dich E-Book

Horst Conen

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Beschreibung

Der Bestseller in überarbeiteter Neuausgabe! Stress und Getriebensein im Job, viele Aufgaben im Privaten sowie hohe Ansprüche an uns selbst kosten auf Dauer Kraft. Immer mehr Menschen geraten dadurch in die Burnout-Falle. Aber wie lässt sich das tägliche Belastungspaket leichter bewältigen? Und wie setzen wir uns selbst weniger unter Druck? Der renommierte Coach Horst Conen zeigt, wie wir - schädliche Denkmuster und Verhaltensweisen erkennen und ändern können, - Distanz zu Stress und Belastungen schaffen und positive Gegenspieler einsetzen, - trotz eines turbulenten Alltags achtsamer mit uns selbst umgehen, - leicht umsetzbare Strategien nutzen, um die persönlichen Ziele mit mehr Gelassenheit zu erreichen. Mit seinem bewährten »Take-Care-Prinzip« bietet Horst Conen wirksame Mittel zu mehr Selbstbestimmung und Lebensfreude an.

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HORST CONEN

SEI GUT ZU DIR,WIR BRAUCHEN DICH

Vom besseren Umgang mit sich selbst

Campus VerlagFrankfurt/New York

Über das Buch

Das »Take-Care-Prinzip«: der Bestseller in überarbeiteter Neuausgabe Wir gehen oft schlecht mit uns um. Stress und Druck, hohe Ansprüche an uns selbst und mangelnde Work-Life-Balance fordern ihren Tribut: Menschen mit Burn-out sind längst keine Einzelfälle mehr. Aber wie können wir im Alltag besser mit uns umgehen? Horst Conen zeigt, wie Sie • Stress und Belastungen besser bewältigen und neue Energie gewinnen, • schädliche Verhaltensmuster auflösen und Selbstsabotage vermeiden, • sich selbst wohlwollender behandeln und • Ihre schlummernden Potenziale nutzen, um die persönlichen Ziele gelassener und lebensfroher zu erreichen.

Vita

Der Bestsellerautor Horst Conen gilt als einer der renommiertesten Coachs mit den Schwerpunkten Leben, Beruf, Erfolg. Seit mehr als 25 Jahren führt er persönliche Einzelcoachings und Teamtrainings durch und hält Vorträge. Er hilft Menschen, die Stärken ihrer Persönlichkeit zu befreien und ihre Potenziale für mehr Zufriedenheit und Erfolg in Beruf und Privatleben einzusetzen.

»Wenn ich nicht für micheinstehe, wer dann?«

Erich Fromm

Inhalt

Vorneweg …

Einführung: Das »Take-Care-Prinzip«

Schleppen Sie die Vergangenheit mit sich herum?

Verändern Sie mit »starken Sprüchen« Ihr Leben

»Der neue-alte Sven«

Take-Care-Prinzip: So schaffen Sie sich ermutigende Lebensbotschaften

Vom OJE- zum AHA-Denken

Take-Care-Übung: »Tschüss Vergangenheit«

Werden Sie zum Rosinenpicker – sammeln Sie positive Ereignisse

Verwenden Sie Hilfsmittel

Mit Kopfarbeit gegen den inneren Nörgler

Take-Care-Übung: »Halt mein Freund …!«

Die unerledigten seelischen Geschäfte

Den Störgeräuschen auf der Spur

Schließen Sie Frieden mit dem, was war

Nehmen Sie es an!

Ändern Sie es!

Lassen Sie es los!

Sie sind nicht allein!

Setzen Sie sich selbst unter Druck?

Take-Care-Prinzip: So nehmen Sie den Druck heraus

Schrauben Sie Ihre Ansprüche herunter

Nicht alles haben wollen, was andere haben

Nicht alles sein wollen, was andere sind

Take-Care-Übung: Relativieren

Nicht alles behalten wollen, was man hat

Take-Care-Übung: Aussortieren, abtreten, abspecken

Sorgen Sie regelmäßig für Druckausgleich

Verwöhnen Sie sich ab und zu

Seufzen, Schlurfen, Schluchzen

Einen Spleen pflegen

Finden Sie ein gesundes Maß

Maßhalten beim Sport

Maßhalten bei der Ernährung

Maßhalten beim Medienkonsum

Maßhalten bei der Arbeit

Sagen Sie auch mal Nein

Nicht an eigener Identität verlieren

Nicht zu nett sein

Bewahren Sie sich ein Stück Lockerheit

Nicht perfekt sein wollen

Take-Care-Übung: Ein bisschen (nach)lässig sein

Versuchen Sie nicht, etwas zu erzwingen

Wie gehen Sie mit Stress und Ärger um?

Das »Figarogefühl«

Ermitteln Sie Ihre Stressoren

Auswertung des Stressprotokolls

Betrachten Sie Ihre Gesundheit als wichtigste Ressource

So gewinnen Sie neue Energie

Positive Selbstbeeinflussung gegen Stress

Take-Care-Prinzip: So sind Sie weniger gestresst

Positive Selbstgespräche

Tägliche Rituale

Das 50 : 50-Prinzip

Sammeln Sie Pro-Argumente

Verwöhnen Sie sich bei der Arbeit

Suchen Sie eine anregende Atmosphäre auf

Nehmen Sie Lästiges auf die Schippe

Richten Sie sich freundlich ein

Den Tunnelblick loswerden

Abstand gewinnen

Zeichnen Sie Ihr Leben

Gedanken niederschreiben

Positive Selbstbeeinflussung gegen Ärger

Take-Care-Prinzip: So ärgern Sie sich weniger

Drehen Sie am Ärgerknopf

Lassen Sie den Ärger nicht an sich heran

Fragen Sie nach dem Nutzen

Nehmen Sie es mit Humor

Gehen Sie dem Kleinkrieg aus dem Weg

Reagieren Sie sich ab

Lenken Sie sich ab

Bestimmen Sie, was Sie erleben

Machen Ihnen andere das Leben schwer?

Versuchen Sie, eine neutrale Haltung einzunehmen

Entwickeln Sie eine freundliche innere Instanz

Die drei Faktoren der »freundlichen inneren Instanz«

Machen Sie den ersten Schritt

Geben Sie jedem eine Chance

Kommunizieren Sie konstruktiv

Der schwierige Mitmensch

Take-Care-Prinzip: So erleichtern Sie sich den Umgang mit schwierigen Leuten

Die Vielredner

Das Klatschmaul

Der Geschichtenerzähler

Der vom Schicksal geplagte Vielredner

Aggressive Menschen

Der Unfreundliche

Der Angriffslustige

Der Hitzkopf

Notorische Miesmacher

Der Nörgler

Der Pessimist

Der Starrsinnige

Egomanen

Der Wichtigtuer

Der Nutznießer

Der Schauspieler

Take-Care-Übung: Fremdes Land

Leisten Sie sich Friedensdienste

Folgen Sie einem unguten Antrieb?

Jeder wird von etwas getrieben

Take-Care-Prinzip: So geben Sie sich, was Sie brauchen

Introvertiert oder Extravertiert

Take-Care-Übung: Das Konto im Plus halten

Finden Sie heraus, was Sie steuert

Den Sinn und Unsinn des eigenen Tuns erkennen

Die MENÜ-Formel

So schalten Sie um auf positive Motivation

Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl?

Intuition ist lebenswichtig

»Nichts hören, nichts sehen, nichts sprechen«

Mehr mitbekommen bedeutet mehr gewinnen

Take-Care-Prinzip: So verbessern Sie Ihre Intuition

Der Umgang mit Sinneseindrücken

Essen neu schmecken

Zelebrieren Sie ab und zu die Langsamkeit

Machen Sie Momentaufnahmen

Testen Sie Ihre innere Uhr

So verbessern Sie Ihre Intuition für den Umgang mit anderen Menschen

Die intuitive Selbstkontrolle

Intuition beim Umgang mit Entscheidungen

Können Sie sich verändern?

Das Chamäleon-Prinzip

Nicht nur Katzen haben sieben Leben

So erkennen Sie, ob Ihnen Veränderung gut tun würde

Aufbrechen oder Ausharren?

Take-Care-Prinzip: So trainieren Sie Ihre Veränderungsfähigkeit

Bestandsaufnahme

Schenken Sie allen Ihren Fähigkeiten Beachtung

Lassen Sie keine Ihrer Fähigkeiten brachliegen

Gehen Sie auf Schnupperkurs

Bleiben Sie in Übung

Entwickeln Sie sich weiter

Bleiben Sie hungrig

Werden Sie reaktionsschnell

Selbsterfinder leben besser

Genießen Sie Ihr Leben?

Steuern Sie in die richtige Richtung?

Take-Care-Prinzip: So können Sie Ihr Leben mehr genießen

Leben Sie in der Gegenwart

Versuchen Sie, sich Ihre Wünsche zu erfüllen

Leben Sie authentisch

Leben Sie nicht mit ständigem Beziehungsstress

Bewerten Sie ein Scheitern nicht als endgültig

Akzeptieren Sie eine neue Rolle

Werden Sie jedes Mal gescheiter

Geben Sie die Hoffnung nicht auf

Lachen Sie oft

Die drei Stufen der Lachbereitschaft

Lernen Sie, über Alltagsprobleme zu lachen

Lernen Sie, über sich selbst zu lachen

Trainieren Sie Ihr Lachen

Lachen bei der Arbeit

Vorsicht: Vertrottelung! oder: Wer nicht lacht, wird dumm

Werden Sie ansteckend!

Treffen Sie mit sich selbst eine Vereinbarung

Dank

Weiterführende Literatur

Der Autor

Vorneweg …

Unser Alltag ist stressig. Das täglich zu schulternde Paket – für die einen der »Job-Wahnsinn«, für die anderen das »Familien-Chaos« – macht uns zu Getriebenen. Aufgaben müssen erfüllt, Probleme bewältigt werden. Das Gute an einem Tag geht dabei oft unter. Denn vieles wird kaum registriert oder schnell abgehakt. Wertvolle Momente, die uns jeden Tag widerfahren, gehen so oft verloren. Die Folge: Wir sehen vor allem die Belastungen und das Negative. Das legt sich bei vielen nicht nur auf die Stimmung. Auch unsere Seele gerät so leicht aus dem Gleichgewicht.

Deshalb vorneweg schon ein kleiner Test – ähnlich dem »Hämmerchen-Test« beim Hausarzt, der mittels eines leichten Schlags gegen das Knie ausgeführt wird, um die Eigenreflexe zu checken. Nur führen wir keine physiologische Kontrolle durch, sondern prüfen kurz, wie sehr der Stress uns einnimmt und ob wir trotz eines vollen Terminplans noch einen Blick für die schönen kleinen Dinge des Alltags haben.

Los geht’s.

Kaufen Sie sich im Supermarkt ein Paket Bohnen – gewöhnliche Haushaltsbohnen – und stecken Sie sich davon eine Handvoll in die Hosen- oder Jackentasche. Und nun versuchen Sie, egal wie voll Ihr Programm heute ausschaut, bewusst darauf zu achten, welche schönen Momente Sie neben Ihrer Arbeit und Ihren Aufgaben erleben – kleine Dinge oder Eindrücke, die bei genauerer Betrachtung erfreulich oder auch wertvoll sind. Und lassen Sie für jede positive Kleinigkeit, die Sie registrieren, eine Bohne aus Ihrem Reservoir in eine andere Hosen- oder Jackentasche wandern.

Das können Mikromomente sein. Zum Beispiel der erste duftende Kaffee am Morgen, das Lächeln oder die Faxen der Kinder (auch wenn Sie es eigentlich eilig haben), am Mittag zehn Minuten die Sonne genossen zu haben, die durch die Bäume fiel, eine witzige App, frisch gefallene Kastanien aufzuheben und sich dabei auf einen gemütlichen Herbst zu freuen, beim Warten in der Schlange am Bahnhof oder vor der Kasse ein nettes Gespräch mit einem anderen Wartenden geführt oder die Sitzung beim Zahnarzt relativ locker überstanden zu haben, bei einer nötigen Arbeit einen Schritt weiter gekommen zu sein, das neue Paar Schuhe, eine junge Frau im Rollstuhl, die sich mit anscheinend sehr viel positiver Kraft durch die Menge bewegt und einem dabei selbst kurz klar wird, wie viel leichter man es selbst hat und dankbar dafür sein kann. Der fröhliche Smiley am Ende einer E-Mail eines sonst eher schwierigen Kunden, das nette Lächeln der Thekenkraft in der Kantine, das aufmunternde Lob des Chefs nach einer zähen Verhandlungsrunde oder der Schokoriegel, den die Kollegin zur Überraschung auf Ihre Tastatur gelegt hat – all dies sind Momente, die eine Bohne wert sind.

Nehmen Sie sich abends die Zeit, Ihre Mikromomente des Tages zu zählen. Legen Sie dazu die gesammelten Bohnen auf den Tisch und lassen Sie kurz Revue passieren, was Sie tagsüber Positives erlebt haben. Was war Ihnen heute eine Bohne wert oder vielleicht sogar zwei? Und auch an Tagen, an denen Sie meinen, dass gar nichts positiv war, sollten Sie versuchen, etwas Gutes zu entdecken, und sei es »nur«, dass nichts wirklich Schlimmes geschehen ist, keiner ernstlich krank wurde oder alle heil nach Hause gekommen sind.

Diese Vorgehensweise orientiert sich an einer Geschichte, die man sich mancherorts in Italien erzählt; sie handelt von einem alten Conte, der nie ohne eine Handvoll Bohnen das Haus verließ und es so verstand, das Leben zu genießen, egal, was der Tag ihm brachte. Darauf aufbauend habe ich einen speziellen »Statustest« entwickelt, den ich gelegentlich im Vorfeld eines Coachings einsetze. Etwa wenn es darum geht, vorab den Wahrnehmungsfilter eines Menschen einschätzen zu können. Was auf den ersten Blick simpel wirken mag, stellt für manche schon eine Herausforderung dar. Vor allem, wenn man schon länger in der Situation gefangen ist, zu viele Aufgaben in zu kurzer Zeit erledigen zu müssen. Wie leicht verliert man dann diesen Blick für positive Kleinigkeiten. Im Urlaub funktioniert das noch ganz gut. Aber danach, wenn man wieder im Job zurück ist und eingespannt wird? Und genau hier fängt es an. Wer merkt, dass er während der Arbeitswochen kaum nach rechts und nach links schaut und an vielem vorbeirennt, vorbeisieht, vorbeihört, was, recht bedacht, eigentlich schön und auch wertvoll ist und wofür man dankbar sein kann, der sollte etwas tun.

Was man tun kann, davon handelt dieses Buch. Dabei ist es wichtig, sich das große Ganze in Form einer Bestandsaufnahme anzuschauen. Nutzen Sie die Gelegenheit, um einmal eine Inspektion Ihrer Mittel durchzuführen, mit denen Sie an die Dinge des täglichen Lebens herangehen. Ausgehend von der Erfahrung, dass wir in der Regel unser Auto häufiger durchchecken lassen als uns selbst, kann eine Untersuchung der eingesetzten Werkzeuge nur von Vorteil sein. Stellen Sie sich einmal selbstkritisch auf den Prüfstand, um die Wirkungsweise Ihrer unbewussten Denk- und Verhaltensmuster zu untersuchen. Denn wer sie besser verstehen lernt, wird nicht mehr so leicht von der Stresswelle des Alltags mitgerissen. Man gewinnt wieder mehr Kontrolle über sein Leben. Diese Inspektion ist die Art von Selbstreflexion, die auch in einem persönlichen Coaching zu hilfreichen Einsichten führt. Aber auch ohne den dialogischen Prozess mit einem Coach ist es in einem ersten »Selbstdialog« möglich, Antworten auf Fragen für sich zu finden, die helfen, mit den täglichen Anforderungen anders umzugehen und so nach und nach gelassener und auf diese Weise schlussendlich auch gesünder und glücklicher zu sein. Und somit wieder in eine gute Balance zu finden, zwischen den täglichen Anforderungen und unserer Leistungsfähigkeit – sowohl privat als auch im Beruf.

Habe ich Sie neugierig gemacht? Dann folgen Sie mir gerne durch dieses Buch. Die vorliegende Neuausgabe ist überarbeitet und aktualisiert und somit ein noch besseres Mittel zum »Selbstcoaching« geworden. Selbstcoaching ist als Stress- und Krisenprävention gut geeignet und beginnt bei der Achtsamkeit für uns selbst. Das bedeutet, dass wir selbst aufmerksamer sind und unsere Gefühle und Gedanken sowie unser Verhalten in bestimmten Lebenssituationen besser einschätzen können. Das kann vor allem dann hilfreich sein, wenn gerade niemand in der Nähe ist, der uns wissend beraten kann, wenn wir den Coach in uns selbst aktivieren müssen. Geblieben ist die zentrale Absicht dieses Buches, Ihnen fundierte, aber einfache positive Gegenspieler vorzustellen, die geeignet sind, dem Stress etwas entgegenzusetzen.

Die positive Psychologie zeigt, dass oft schon kleine Dinge ausreichen, um sich besser zu fühlen. Eine ganze Reihe davon werden Sie in diesem Buch kennenlernen und auch, wie leicht sie bei der Arbeit oder zu Hause integrierbar sind. In jedem Falle muss jedoch ein Umdenken stattfinden. Und die Wahrheiten, die wir für uns erkennen, müssen den Weg zu einem veränderten Verhalten finden, das jeden Tag geübt werden will. Das ist oft die eigentliche Hürde. Denn manchen ist ein Üben schlicht zu anstrengend. Aber wer bereit ist, die gewohnte Sichtweise zu überprüfen und sich darauf einzulassen, den Belastungsquellen manchmal mit anderen Mittel zu begegnen, der durchläuft einen Prozess, der irgendwann automatisch vollzogen wird. Kurz: Zuerst ist es vielleicht etwas befremdlich – wie die Sache mit den Bohnen – und kostet Überwindung, doch am Ende stärkt es uns.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Erfolg auf dem Weg, gestärkter und damit gelassener durch Ihren Alltag zu gehen und sich dabei selbst ein guter Begleiter zu sein. Ich bin zuversichtlich, Sie bald im Kreise derer begrüßen zu können, denen das trotz eines vollen Terminkalenders, vieler Aufgaben und hoher Ansprüche an sich selbst immer öfter gelingt.

Herzliche Grüße aus Köln

Ihr Horst Conen

Einführung: Das »Take-Care-Prinzip«

Wir leben in einer bewegten Zeit. Nie zuvor haben Menschen in derart rasantem Tempo Veränderungen erfahren wie heute. Unsere Gesellschaft gestaltet sich um. Die Welt internationalisiert und beschleunigt sich. Damit ändern sich die Anforderungen, die an uns gestellt werden – an die Art, wie wir leben und arbeiten. Die Globalisierung und Digitalisierung erzeugen einen radikalen Wandel in der Wirtschafts- und Arbeitswelt. Das führt dazu, dass wir fortwährend mit neuartigen Erkenntnissen und Technologien konfrontiert werden. Denn unsere Arbeitswelt wird immer komplexer. Die Grenzen, wie, wo und wann Arbeit stattfinden kann, lösen sich auf. Begriffe wie digitale Transformation und demografischer Wandel, der Ruf nach mehr Flexibilität, mehr Belastbarkeit, mehr Bereitschaft, lebenslang zu lernen, finden die einen spannend, den anderen macht es eher Angst, dem Ganzen irgendwann nicht mehr gerecht werden zu können. Diese gemischte Gefühlslage kennt heute fast jeder.

Hinzu kommt der »gefühlt« wachsende Druck am Arbeitsplatz. Überlastung, wenig Wertschätzung, ein schlechtes Arbeitsklima, eine mangelhafte Unternehmenskultur – das und mehr macht vielen Menschen Bauchschmerzen, wenn sie an ihre Arbeit denken. Und zum Joballtag kommen bei vielen Menschen noch Aufgaben und Verpflichtungen zu Hause hinzu, die sie als mühevoll empfinden und ihre schon vorhandene Be- oder Überlastung noch verstärken. Ob hier oder da: Permanent zu viel um die Ohren zu haben und sich überfordert zu fühlen, ist eine neue Normalität geworden, so benennen es die Sozialwissenschaftler.

Denken Sie einmal an Ihren Freundes- oder Kollegenkreis: Schon in Ihrer unmittelbaren Umgebung werden Sie mindestens eine Frau oder einen Mann, wenn nicht gleich mehrere, kennen, denen es genau so ergeht, die sich von Montag bis Sonntag in dem Dilemma befinden, wie sie allen Anforderungen und Herausforderungen gerecht werden und trotzdem ein entspannter und zugewandter Partner, Mitarbeiter, Elternteil sein können. Vielleicht ist es Ihr Chef, eine Kollegin oder ein Kollege, Ihr Ehepartner, ein Freund, Ihre Mutter, Ihr Vater oder vielleicht treibt Sie selbst genau diese Frage vor dem Hintergrund der Belastungsquellen im Beruf und zu Hause immer wieder aufs Neue um: »Wie lange kann ich, wie lange will ich diesen Stress noch mitmachen?«

Die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht im heutigen Stress »die größte Gesundheitsgefahr des 21. Jahrhunderts« – auch weil die Folgen so weitreichend und fast alle Berufs- und Altersgruppen davon betroffen sind. Und tatsächlich geht inzwischen die Hälfte aller Ausfälle von Mitarbeitern auf stressbedingte Krankheiten zurück. Der Grat zwischen seelischen Erschöpfungszuständen und einer Depression ist bei nicht wenigen Menschen schmal. Die Betriebskrankenkassen geben an, dass sich die Krankschreibungen aufgrund von Burnout seit 2004 verfünfzehnfacht haben. Und eine Umfrage der Pronova BKK von 2018 zeigt, dass Millionen von Menschen in Deutschland unter Stress und Anspannung leiden und psychische Leiden fürchten. So fühlt sich jeder Zweite von Burnout bedroht, sechs von zehn Befragten klagen demnach über typische Burnout-Symptome wie anhaltende Erschöpfung, Rückenschmerzen, Magen-Darm-Probleme und Herz-Kreislauf-Beschwerden, und fast neun von zehn Deutschen fühlen sich laut der Umfrage von ihrer Arbeit gestresst.

Dieser »Grenzgang« bedeutet für die Volkswirtschaft jährliche Kosten in Milliardenhöhe. Die Betroffenen selbst fühlen sich oft allein gelassen, unverstanden und nicht selten so, als hätten sie versagt. Dieser Leidensdruck begegnet mir in meiner Tätigkeit als Coach in immer neuen Formen. Nicht nur gestandene Fach- und Führungskräfte, Manager oder Unternehmer, auch junge Nachwuchskräfte, Mitarbeiter auf allen anderen Ebenen, Wiedereinsteiger in den Beruf und Privatpersonen wie Vollzeitmütter oder pflegende Angehörige klagen zunehmend darüber. Viele schleppen sich von Montag bis Freitag irgendwie durch und fühlen sich zeitweise am Rande des Zusammenbruchs. Der gutgemeinte Rat: »Mach mal ein paar Tage Urlaub«, hilft da wenig.

Aber was hilft dann? Gibt es überhaupt andere Handlungsoptionen, außer auszusteigen und noch einmal etwas Neues anzufangen? Vielleicht einen Job zu finden, der weniger aufreibend ist? Vielleicht auch weniger zu arbeiten, mit weniger Einkommen auszukommen, dafür aber wieder mehr Ruhe und Freude zu haben? Für manche mag dieses »Woanders« oder »Weniger« der einzig vorstellbare Weg sein, dem sie noch zutrauen, dass er ihnen eines schönen Tages ein etwas leichteres und entspanntes Leben beschert. Den dazu nötigen Prozess vom »Was« bis zum »Wie« und das Umsetzen der Schritte über die inneren und äußeren Hürden hinweg begleite ich ebenfalls oft in meiner Coachingarbeit.

Für viele ist eine Kündigung oder gar ein Aussteigen aber keine Option. Zum einen, weil sie die Konsequenzen nicht zu tragen bereit sind. Zum anderen, weil sie der festen Meinung sind, keine Alternativen zu haben, und von dieser Vorstellung auch nicht abrücken möchten. Oft auch, weil Verpflichtungen und Verantwortlichkeiten bestehen, die das Um- oder Aussteigen deshalb in Frage oder unter ein schwer kalkulierbares Risiko stellen.

Hinzu kommt: »Alles bestens« ist es anderswo auch nicht. In einer so turbulenten Zeit und sich rasant verändernden Arbeitswelt sind viele Branchen gefordert, sich für die Zukunft neu aufzustellen. Auch die anderen Arbeitgeber haben zu kämpfen. Das Gras auf der anderen Seite des Zauns wirkt oft nur grüner, wie das alte Sprichwort sagt. Sind wir erst über den Zaun gestiegen und stehen wir auf der anderen Wiese, erkennen wir schnell, dass auch dort manchmal Druck im Kessel ist, dass es nicht nur nette Kollegen gibt, die Anforderungen sportlich sind, es zum Personalabbau kommt, Umschulungen verlangt werden, um mit neuen Technologien umgehen zu können, und dass manches geschieht, das einen nicht mehr ruhig schlafen lässt. Der »Arbeitsplatz 5.0« mit Verhältnissen, wie wir sie uns alle erträumen, existiert vielerorts noch nicht.

Eine Vorreiterrolle haben hier die skandinavischen Länder, denn nicht nur deren starkes soziales System, sondern auch der skandinavische Way of work mit flachen Führungshierarchien, Mitbestimmung, Flexibilität der Arbeitszeiten, Freiheiten in der Arbeitsgestaltung und kollegialer Zusammenarbeit trägt in hohem Maße dazu bei, dass Skandinavier zu den glücklichsten Menschen der Welt zählen. So stand auch 2018 wieder Finnland vor Norwegen, Dänemark und Island an der Spitze der Liste der glücklichsten Nationen, die seit 1981 mit dem World Value Survey erstellt wird. Eine Gruppe von Sozialwissenschaftlern führt regelmäßig die umfangreiche Umfrage zu menschlichen Werten durch, in über 100 Länder und Regionen antworten dazu jeweils 1 000 bis 1 500 Personen auf rund 250 Fragen.

Andererseits ist es auch möglich, dass es in einigen Jahren vielleicht auch bei uns so weit ist und weniger Menschen das Gefühl haben, am falschen Platz zu arbeiten. Denn seit die Wirtschaft erkannt hat, dass gesunde und entspannte Mitarbeiter die beste Versicherung für den Erfolg in der Zukunft sind, wird einiges getan, was früher undenkbar war. Immer mehr Unternehmen bieten zur Stressbewältigung inzwischen Kurse an – von Meditation über Entspannungsübungen bis zum Achtsamkeitstraining –, um die Resilienz ihrer Arbeitnehmer zu stärken. Auch weichen einige die Work-Life-Separierung weiter auf, indem das Home-Office-Angebot ausgeweitet oder in Büros gearbeitet wird, die von einer inspirierenden Atmosphäre geprägt sind oder gar wie Wellbeing-Oasen wirken. Und ja, im Ergebnis steigt dadurch auch die Jobzufriedenheit derer, die dort tätig sind.

Gleichwohl kann man am Vorgehen dieser Firmen antizipieren, dass es nicht einzig und allein darum geht, den gefühlten Belastungspegel ihrer Mitarbeiter und damit die Krankenstände zu senken, sondern auch darum, bei den besten Talenten auf dem Arbeitsmarkt zu punkten. Wer beim Ranking um den attraktivsten Arbeitgeber die Nase vorn hat, hat natürlich auch wirtschaftliche Vorteile, und sie seien ihm gegönnt, denn er tut ja was für seine Leute.

Doch so sehr die Aussage stimmen mag, so differenziert ist diese Entwicklung in der Berufswelt zu bewerten. Auch wenn es auf den ersten Blick so scheinen mag, als bräuchte man sich nun bloß noch auf die Suche nach einem Unternehmen zu machen, das für das Wohlbefinden seiner Angestellten sorgt, ist das in Wahrheit zu kurz gedacht. Um für stressige, schnelllebige Zeiten wie diese wirklich gerüstet zu sein, wird es immer wichtiger, ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie wir aktive Selbstfürsorge betreiben können. Das kann uns kein Arbeitgeber und kein betriebliches Gesundheitsmanagement abnehmen. Und auch kein Lieblingsmensch im Privaten. Darum müssen wir uns schon selbst kümmern.

Wir sind zwar zum Teil dazu übergegangen, mehr Verantwortung für unsere Gesundheit zu übernehmen, treiben mehr Sport, achten auf gesündere Ernährung oder gönnen uns ab und zu ein Wellnesswochenende, um die Batterien wieder aufzuladen. Viele meinen, wenn sie sich eine Massage gönnen, grünen Tee trinken oder mal ein Yoga-Retreat absolvieren, sei das Nötige getan, um gut zu sich zu sein. Dabei übersehen sie, dass das eigentliche Gefährdungspotenzial in unseren Köpfen sitzt. Von dort ist es mit Körperübungen oder veganer Ernährung nicht zu vertreiben. Um es zu harmonisieren, benötigen wir ein neues »aktives« Selbstverständnis – ein liebevolleres Verhältnis zu uns selbst. Und zwar nicht im Sinne von Selbstverliebtheit und Egoismus, sondern in Form eines Perspektivwechsels: weg von jener Sichtweise, bei der wir die Ursachen für den eigenen Stress und die Belastungen gerne an andere adressieren – die Situation im Job oder zuhause –, hin zu einem klugen und achtsamen Umgang mit uns selbst. Dazu gehört auch zu lernen, unsere Ressourcen in einem für uns vertretbaren Maß einzusetzen und sie weder aus einem Zwang zur Effektivität oder weil wir es allen recht machen oder Anerkennung dafür wollen, noch aus Gründen der ständigen Selbstoptimierung stetig zu überdehnen. Und auch mal die Signale wahrzunehmen, die uns Körper und Psyche senden. Uns fragen: Was wollen mir diese Signale sagen? Was kann ich anders machen? Eine solche Sicht auf sich selbst haben viele nie gelernt oder vergessen, was oft an der Dynamik von Job, Freizeitterminen und häuslichen Verpflichtungen liegt. Doch hier muss ein Neulernen oder Umdenken erfolgen. So minimiert man nicht nur die zermürbende Wirkung von beruflichem Dauerstress und privaten Dauerbaustellen und damit das persönliche Burnout-Risiko, so lässt sich auch ein gelingendes Leben führen.

Doch wie können wir heutzutage besser für uns sorgen, als Frau, als Mann, im Arbeitsleben stehend, deutlich mehr beansprucht als früher, mit dem Bedürfnis, seine Sache gut zu machen? Wir haben Verantwortung übernommen, wollen zuverlässig und für andere da sein – für die Familie und Kinder, den Partner, die Kollegen oder Mitarbeiter, vielleicht auch noch für ein pflegebedürftiges Elternteil. Wo kann man ansetzen, wenn unser Wollen, es richtig zu machen, die Erwartungen zu erfüllen und allen gerecht zu werden, zwischendurch an die Grenzen der Umsetzbarkeit gerät? Denn mal kriegen wir alles hin, sind Superman und Superwoman –, und es fühlt sich gut an. Doch dann wiederum rennen wir den Aufgaben und Ansprüchen hinterher. Mal mit einem permanent schlechten Gewissen, mal total am »Limit« und mit der Frage im Kopf: »Wo ist hier der Notausgang?« Gibt es Bedienungsanleitungen für diese temporeiche Zeit?

Es gibt Anleitungen, die sich dem Thema auf verschiedene Weise nähern, wie etwa über den Ansatz eines konsequenteren Zeitmanagements. Mein Angebot an Sie besteht aus acht Fragen: zum Beispiel, ob Sie sich selbst manchmal nicht freundlich behandeln, weil man es Ihnen so vorgelebt hat. Denn falsche Rollenbilder können dafür ebenso die Ursache sein wie eine Erziehung, in der »schwächeln« oder sich selbst »wichtig« zu nehmen bestraft wurden, um vorab nur zwei Beispiele zu nennen. Auch wird die Frage aufgeworfen, ob Sie sich zuweilen selbst blockieren, weil Sie immer noch belastende Gefühle vergangener Ereignisse mitschleppen. Oder die Frage nach der Opferrolle und der Einstellung, keine Wahl zu haben, frei nach dem Motto: »Ich kann ja sowieso nichts ändern.« Oder die Fragen danach, was uns antreibt oder wie wir mit schwierigen Mitmenschen oder anderen Belastungsfaktoren umgehen. Wir klopfen verschiedene Lebensbereiche ab. Jede Frage ist als Selbsttest zu verstehen, inwieweit Sie in Denk- und Verhaltensmuster verstrickt sind, deren Begleiterscheinung es ist, dass Sie zuweilen nicht gut mit sich umgehen. Und obwohl Sie es vielleicht selbst merken, fällt es dennoch schwer, anders zu agieren, weil es ausgetretene Pfade sind, denen man automatisch folgt. Jeder dieser Selbsttests bietet Möglichkeiten, ein Prinzip anzuwenden, mit dem Sie sofort eingreifen können, wenn Sie sich dabei ertappen.

Ich nenne dieses Prinzip das »Take-Care-Prinzip«. Es besteht aus konkreten Anleitungen, Übungen, Tipps und Checklisten, die alle nur das eine Ziel verfolgen: im beruflichen und privaten Umfeld besser mit sich umgehen zu können und auf diese Weise ruhiger durchs Leben zu gehen – auch und gerade in diesen unruhigen Zeiten. »Take care! – Pass auf dich auf!« gibt man im Englischen Menschen gerne als Gruß mit auf den Weg, denen man Gutes wünscht. Das wird das Motto dieses Buches sein. Machen Sie es schon jetzt zu Ihrem, indem Sie es sich noch heute auf einen Klebezettel schreiben und ihn an Ihren Computer oder Kühlschrank heften oder es sich als Hintergrundmotiv auf Ihrem Tablet oder Smartphone installieren, damit Sie fortan täglich daran erinnert werden.

Das »Take-Care-Prinzip« im Alltag zu leben, heißt, das Prinzip der »Selbstwirksamkeit« anzuwenden. Dieser psychologische Begriff besagt, dass wir uns niemals ausgeliefert fühlen müssen, wenn wir erleben, aus eigener Kraft etwas bewirken zu können. Wir können unsere Gefühle zum Positiven verändern, wenn wir uns nicht als Opfer, sondern als Gestalter begreifen. Diese wichtige menschliche Fähigkeit ist ein Schlüssel für die stete Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit. Setzen wir sie ein, lässt sich erfahren, dass auch in schwierigen und verunsichernden Zeiten neue Energien geweckt werden. Mit der Orientierung am »Take-Care-Prinzip« behalten wir die Denk- und Verhaltensmuster im Blick. Wir können fragen: Was ist sinnvoll und richtig für mich, das heißt, ist es okay, wie ich über eine Situation denke und mich verhalte? Und was schadet nur? Ich kann registrieren, dass ich mir gerade mit einem kräftezehrenden und falschen Ansatz selbst das Leben schwer mache. Oder dass ich erlebe, wie ich mich abhängig und fremdbestimmt fühle, obwohl ich es nie wirklich bin und immer Möglichkeiten habe, meinem Leben neue Perspektiven zu erschließen. Auf diese Weise kann die Anwendung des »Take-Care-Prinzips« helfen, sich einmal von außen zu betrachten, den Einsatz der Mittel und die Dosierung der Kräfte zu überdenken und etwas Neues einzubringen. Mal über kleine »minimalinvasive« Mittel – als Erste-Hilfe-Maßnahme« – so wie ein plötzliches Lachen selbst im größten Stress befreiend sein kann. Und mal, um sich für unvermeidliche Stressphasen zu präparieren – als »Präventivmaßnahme« – wie etwa für eine hektische Fertigstellungsphase im Büro. Auch die kann mit einem »Take-Care-Rüstzeug« angegangen und auf diese Weise leichter empfunden werden, zum Beispiel, indem man sich vornimmt, nicht ständig online und ansprechbar zu sein, sondern sich kleine Momente zu organisieren, in denen man sich kurz auf sich selbst besinnen und daraus wieder Kraft schöpfen kann.

Es geht also in diesem Buch neben dem Appell zur aktiven Selbstfürsorge auch um mehr Selbstbestimmung und nicht darum, dass Sie sich nur noch halbherzig für etwas engagieren sollen, anstatt Ihr Bestes zu geben. Ich möchte Sie dazu ermuntern, bewusster auf sich Acht zu geben, damit Sie sich und den Menschen, die Sie lieben und brauchen und die um Ihr Wohl bemüht sind, noch lange Zeit erhalten bleiben. »Brennen« Sie also ruhig weiter für Ihren Job, Ihre Familie und für alles, was Ihnen etwas bedeutet. Nur lernen Sie auch, sich nicht zu verbrennen. Take care!

Schleppen Sie die Vergangenheit mit sich herum?

Wo stehen Sie gerade im Leben? Bestimmt haben Sie schon einiges hinter sich. Und sicher haben Sie auch noch vieles vor. Und? Wo wollen Sie gerne noch hin? Würden Sie am liebsten heute noch einiges dazu verändern? Was hindert Sie daran? Glauben Sie, keine Wahl zu haben und die Situation, wie sie ist, aushalten zu müssen? Sind es die Menschen in Ihrer nahen Umgebung, deren Wohlergehen Sie, so wie vielleicht auch Ihre Arbeit, über sich selbst gestellt haben und ihnen deshalb keine Veränderung zumuten wollen? Oder versuchen Sie schon seit einiger Zeit, Ihr Leben irgendwie neu aufzustellen, um dem zu entgehen, was Sie zu viel Kraft kostet und belastet – aber Sie kommen nicht richtig weiter? Was tun Sie dann? Sind Sie in der Lage, den Einsatz Ihrer Mittel zu reflektieren, sich die richtigen Fragen zu stellen und wohlwollend mit sich umzugehen? Oder haben Sie eher das Gefühl, so etwas nie gelernt zu haben?

Verändern Sie mit »starken Sprüchen« Ihr Leben

Das Wichtigste zuerst: Den richtigen Umgang mit sich selbst haben nur wenige von früh auf gelernt. Oft verstehen wir erst später, wie wir gestrickt sind, welche Fähigkeiten wir haben und wie wir sie am besten einsetzen, um etwas zu erreichen – vor allem: Was wir wirklich wollen. In den Jahren dazwischen herrscht mitunter über lange Zeit ein unbewusster Einsatz der persönlichen Ressourcen und Kräfte. Und oft ist es eine Leiderfahrung wie etwa eine Krankheit, Trennung oder Lebenskrise, die uns erstmalig ins Grübeln bringt, ob das, was wir immer verfolgt haben und was wir im Leben eingesetzt haben, sinnvoll und zielführend war. Das ist dann nicht selten der Punkt, wo wir erstmalig miteinander verknüpfen können, ob wir uns vielleicht von früh auf etwas Falsches abgeschaut haben. Und weil wir es nie hinterfragten, ist aus dem falsch erlerntem Einsatz der eigenen Mittel eine falsch gelebte Zeit geworden. Doch können wir uns daraus wieder befreien und lernen, mit uns selbst und unserem weiteren Leben achtsamer umzugehen.

Die Gründe, weshalb wir vielleicht auf einen falschen Weg kommen, sind vor allem in der Vergangenheit zu suchen. Es spielt eine Rolle, wo und wie wir aufgewachsen sind. Kindheits- und Jugenderfahrungen geben über vieles Aufschluss, was unsere Identität betrifft. Oft hat es sogar den Anschein, als ob wir den gesamten Treibstoff, mit dem wir uns durchs Leben bewegen, nur dort getankt hätten. Denn was man uns früher verwehrte, versuchen wir uns heute zurückzuholen. Womit man uns früher verletzt hat, das versuchen wir heute zu vermeiden, indem wir Stärke demonstrieren. Was früher Unsicherheit für uns bedeutete, versuchen wir heute durch ein ausgeprägtes Sicherheitsdenken auszugleichen. Wir müssen also unsere Vergangenheit miteinbeziehen – dort liegt oftmals der Schlüssel für das Weiterkommen in der Gegenwart.

Vor allem gilt es, die Botschaften zu untersuchen, die man uns mit auf den Weg gab, wie andere uns sahen oder sehen wollten. Diesen Denkschablonen aus der Kindheit gilt es unbedingt auf die Spur zu kommen. Denn oft haben sie sich im Gehirn eingegraben und wir folgen ihnen mitunter ein Leben lang, ohne uns jemals zu fragen, was richtig oder falsch daran ist. Einige sind Denkfallen, die uns immer wieder einschränken und das Stoppschild vor die Nase halten. Andere hingegen fördern uns und hätten auch die Tragkraft, uns privat oder beruflich zu neuen Ufern aufbrechen zu lassen, wenn wir uns selbst noch besser kennen und verstehen würden, wie wir die Codes von damals entschlüsseln können.

Deshalb denken Sie kurz nach: Wissen Sie noch, was man Ihnen früher vermittelt hat? Waren es typische »Bremsersätze« wie etwa »Das schaffst du nie!«, »Du, mit deinen großen Vorstellungen, wir sind in unserer Familie nur kleine Leute!« oder »Du wirst mal eine gute Mutter!« (aber eben keine Frau, die Karriere macht)? Oder waren es eher ermutigende Worte und Sätze wie »Habe Vertrauen in dich selbst!«, »Du wirst deinen Weg schon machen!« und »Lass dich nicht unterkriegen – du kannst doch was« und Sie haben somit die Unterstützung und den Rückhalt Ihrer Eltern erhalten?

Nun sind Sie vielleicht irritiert, weil Sie meinen, Sprüche wie diese spielen im Erwachsenenleben keine Rolle mehr. Doch weit gefehlt. Denn Glaubenssätze, ob positiver oder negativer Natur, sind Botschaften fürs Leben. Sie können uns prägen und steuern – bis ins hohe Alter. Das heißt: Was wir in der Kindheit und Jugend und in den Beziehungen zu anderen Menschen – vor allem im Elternhaus, aber auch von der besten Freundin, dem Onkel, einem Trainer oder Lehrer – immer wieder gesagt bekamen und an Behandlung erfuhren, hat einen enormen Einfluss auf unser Selbstbild und unsere Selbstachtung. Machen wir uns nicht bewusst, mit welchen Aussagen oder stummen Zuweisungen wir in der Kindheit und Jugend konfrontiert wurden, können sie unser Denken und Handeln ein Leben lang beeinflussen – oft ohne dass wir wissen, inwieweit sie uns helfen oder wann sie uns blockieren.

Deshalb mein Rat: Prüfen Sie zuerst, was sich in dieser Hinsicht bei Ihnen festgesetzt hat. Was war die Sicht der anderen, mit der Sie ins Leben geschickt wurden? Welche Überzeugungen haben Sie daraus gebildet? Waren es Aufträge, die an Sie formuliert wurden, wie etwa »Versprich mir, nie so faul und verantwortungslos zu werden, wie dein…?« Oder sind es eher Erwartungen, die Sie als erwachsener Mensch versuchen zu erfüllen, wie etwa »Wir stellen beruflich alle etwas dar, darum musst auch du erfolgreich sein« oder »Wir haben alles für dich geopfert, nun musst du auch etwas zurückgeben, worauf wir stolz sein können.«

Wovon auch immer solche Botschaften bestimmt sind (ob freundlich und wohlmeinend oder eher kritisch und wenig wertschätzend), nicht selten haben sie einen Anteil daran, ob Sie im Beruflichen erfolgreich sind oder häufig Misserfolge hinnehmen müssen, ob Sie ein glückliches Leben führen oder immer wieder in einer unglücklichen Beziehungskiste feststecken, ob Sie schüchtern und ängstlich oder mutig und selbstbewusst an die Herausforderungen und Probleme Ihres Alltags herangehen, ob Sie sich Fehler verzeihen und offen auf Menschen zugehen können oder hart mit sich selbst ins Gericht gehen, sich meist zu viel vornehmen oder zumuten, weil Sie meinen, nur dann von den anderen respektiert und gemocht zu werden.

Haben wir uns an die Botschaften von früher erst einmal erinnert und erkannt, dass sie manchmal ein Verhalten in Gang setzen, das uns gar nicht gut tut, müssen wir nur noch trainieren, aus den damit in Zusammenhang stehenden Denk- und Handlungsspiralen auszusteigen. Das ist gar nicht so schwer, wie es vielleicht zunächst klingen mag. Bei dem folgenden Fall aus einem Einzelcoaching ist es auch gelungen.

»Der neue-alte Sven«

Sven, Mitte 40, groß, schlank, fester Händedruck, Rucksack über dem Business-Anzug, blaue Augen, offenes Lächeln – eigentlich ein dynamischer Typ. »Eigentlich«. Denn aktuell »ist die Luft raus«, wie er selbst von sich sagt. »Ich fühl mich morgens schon kaputt und renne nur noch zum Arzt. Ich weiß auch nicht, so kenne ich mich gar nicht.«

Im Gespräch beschreibt Sven, wie er wurde, was er heute ist: ein erfolgreicher Vertriebler, bei dem lange alles wie geschmiert lief. Aufgewachsen in Süddeutschland, nach dem Abitur Zivildienst, dann Studium der Betriebswirtschaft, »auch weil ich glaubte, so lernen zu können, wie ich den Bäckereibetrieb meines Vaters in die Zukunft führen kann« und gleich nach dem Examen bei einem internationalen Unternehmen in Frankfurt gestartet, um Karriere zu machen. »Bloß keine Zeit verlieren« war seine Einstellung. »Ich wollte etwas beweisen und zeigen, dass man mir etwas zutrauen kann.« Deshalb war er sich für keine Aufgabe zu schade, was ihm schon früh den Ruf des »Troubleshooters« einbrachte – desjenigen, der Konflikte oder Probleme aus der Welt zu schaffen imstande ist und sich dabei selbst nicht schont.

»Als ich nach drei Jahren erfuhr, dass eine andere Firma mich für genau diesen Job haben und mir auch das Doppelte zahlen wollte, habe ich sofort eingewilligt. An diesen Wechsel schloss sich der Wechsel zu einer weiteren Firma an, dann noch zu einer anderen. Und mit jedem Wechsel habe ich den Druck auf mich selbst noch erhöht.«

Im Rückblick bezeichnet Sven diese Jahre als »Blindflug«. »Ich habe Aufgaben übernommen, die kein anderer machen wollte. Ich habe nie nein gesagt. Ich war ja stolz, dass man mir solche Dinger überhaupt zutraute. Damals bin ich fast vor Selbstbewusstsein geplatzt.«

In dieser Zeit hat er sich angewöhnt, nicht nur im Job effektiv zu sein. Kaum zu Hause, trainiert er noch die Handball-Jugendmannschaft, versucht, den häufig überzogenen Erwartungen der Eltern seiner Schützlinge gerecht zu werden, leistet Vorstandsarbeit im Ortsverband, kümmert sich um den großen Garten und seine Orchideenzucht, hilft den Freunden beim Umzug und dem Nachbarn mit dem defekten Rasenmäher, fährt die Tochter zum Reiten, den Sohn zum Fußball und vieles mehr. Und blieb vor dem Abendessen noch eine Stunde Zeit, so hieß das für ihn »schnell noch eine Runde joggen und zum Schluss kräftig anziehen, um zu gucken, was noch geht«. »Auch hier wollte ich leistungsmäßig möglichst noch mal eins drauf legen und habe mich an den Großen orientiert und was die in meinem Alter noch schaffen. War ich dazu mal nicht in der Lage, weil ich einen anstrengenden Arbeitstag hinter mir hatte, fing ich an, an mir zu zweifeln. Die Stimme in meinem Kopf sagte ›du musst immer 150 Prozent geben‹. Das ging lange so. Bis irgendwann nichts mehr ging«.

Was das Fass zum Überlaufen brachte? »Dass ich mich breitschlagen ließ, für die Firma zusätzlich noch einen Trainerjob zu übernehmen«, sagt er. Sein Arbeitgeber wollte einen Testballon steigen lassen: Alteingesessene Serviceleute sollten »auf modern gebürstet werden. Und das sollte ich machen. ›Sie mit Ihrer positiven Art, Sie schaffen das schon‹, sagten die. Das schmeichelte natürlich meinem Ego.«

Sven hat nach eigener Aussage schon gespürt, dass das ziemlich schwer werden könnte. Trotzdem sagte er: »Ich habe eigentlich keine Zeit, aber ich mach’s.« Solche Sätze sagen sich leicht, wenn man von sich selbst nichts anderes gewöhnt ist, als es immer irgendwie zu schaffen. Sein Auftrag war klar: Er sollte diese Leute motivieren, ihnen die Angst nehmen, sie zu einem veränderten Vorgehen bewegen, ihnen aufzeigen, wie man es besser machen kann. Ob ihm das gelungen sei? Die Antwort kommt schnell in einer wütend-harschen Stimme: »Nein, ich habe mir die Zähne daran ausgebissen – drei lange Jahre lang.« Und dann hagelt es Einsichten wie: »Es war die totale Zeitverschwendung, es war naiv von mir zu glauben, dass ich die dahin kriege, an sich selbst zu arbeiten, die meisten haben nur gemauert. Lange habe ich gedacht, es läge an mir, und nicht begriffen, dass die in mir keine Hilfe, sondern nur einen Zensor gesehen haben, den man ihnen von oben geschickt hatte.«

Er erzählt weiter: »Meine Freunde haben mich damals oft gefragt, wann ich diesen Irrsinnsjob wieder abgebe. Sie merkten, dass ich mich veränderte. Aber ich hatte Scheuklappen.« Seine Frau sei dann irgendwann richtig sauer geworden. So niedergeschlagen wie er zu der Zeit oft nach Hause kam, wie oft er sich am helllichten Tag aufs Sofa legen musste und früh morgens schon deprimiert war – das kannte sie nicht von ihm. Heute weiß er: Es hat ihr Angst gemacht. »Das Komische war«, sagt er, »auch meine Orchideen blühten nicht mehr wie sonst.«

Ein kräftezehrendes Leben. Denn wer sein Lebtag mit einem so übermäßigen Einsatz unterwegs ist, ohne Zonen in der Freizeit, in denen wieder Kraft aufgebaut wird, der brennt irgendwann aus wie eine Kerze, der man langsam den Sauerstoff entzieht.

Ein Objektivierungsprozess war vonnöten, um erst einmal einen anderen Blick auf sich selbst bekommen und danach ein anderes Handeln einüben zu können. Wir brauchten dazu noch nicht einmal fünf Coachingsitzungen.

Als erstes galt es den Grundüberzeugungen auf die Spur zu kommen. Es schien mir sinnvoll zu klären, warum Sven in die »Effektivitätsspirale« geraten war und so viel von sich selbst verlangte. Dabei stießen wir schon bald auf einen Satz, der sich anscheinend zentral ins Gehirn eingraben hatte: »Ich muss immer besser sein als die anderen.« Diesem Glaubenssatz galt es nachzuspüren und herauszubekommen, wann und warum er Teil seines Denkens wurde und sein tägliches Planen und Vorgehen so stark mitbestimmte.

Im Gespräch stellte sich weiter heraus, dass Sven als Frühchen auf die Welt gekommen war. Nach einigen vergeblichen Anläufen der späten Eltern, ein Kind zu bekommen, und einer Fehlgeburt hatte es endlich geklappt. Nur kam es leider zu einer Frühgeburt. Was zur Folge hatte, dass der zarte Junge mit viel Aufmerksamkeit und Vorsicht aufgezogen wurde. »Es sollte nichts an mich drankommen«, meint Sven zwischendurch. »Ich habe so oft erlebt, dass ich mit einem kleinen Kratzer vom Sport nach Hause kam, aus dem meine Eltern dann eine große Sache machten. Sie waren immer um mich in Sorge. Das hat mich ziemlich aufgeregt.«

Svens Sicht auf sich selbst war also von einer Botschaft geprägt, die ihm schon in der Kindheit das Gefühl gab »nicht stark genug zu sein« und gegen die er seitdem rebellierte. Dieser Zuweisung versuchte er bei jeder Gelegenheit zu widersprechen – wenn auch unbewusst. Daher rührt seine Priorität zu demonstrieren, dass er sehr wohl belastbar ist – und »wie«, das sollte seine Bereitschaft zu schwierigen Aufgaben und seine Effektivität aufzeigen.

Um da wieder herauszukommen, diente ein Perspektivwechsel als Übung. Hierzu gehörte, sich auch in die damalige Situation der Eltern zu versetzen. Denn deren Beweggründe nur abzulehnen, wäre eine verpasste Chance, das große Ganze zu verstehen. Dann war es wichtig, die zeitlichen Wendepunkte zu erkennen, wann er damit angefangen hatte, das Gefühl für das Zumutbare zu verlieren, zu sehr zu überziehen, ohne sich zu fragen, was noch vertretbar und gesund wäre und was nicht. Im weiteren Verlauf des Coachings fiel irgendwann der Satz: »Ich mache es, nicht, weil ich es will, sondern weil jemand gesagt hat, ich könnte es nicht.« Diese Einsicht machte Sven nachdenklich. Zum ersten Mal sah er, wie sehr er sich mit dieser Denkweise im Kreis drehte. Die Frage kam auf: Wie kann ich mich davor schützen und es ad acta legen? »Ich kann mich doch nicht neu machen – ich werde doch immer der Alte bleiben?«

Dazu schrieb ich ihm Moderationskarten mit Fragen wie »Mache ich es, weil ich es für mich will und es sich sinnvoll anfühlt? Oder mache ich es, weil ich zeigen will, dass ich mindestens so gut wie die anderen bin?« Außerdem: »Mache ich es, weil es mir leichtfällt oder Spaß macht, oder weil ein anderer denken könnte, ich kann das nicht?«

Diese und andere Fragen sollten ihm als »Aussteigerfragen« dienen – ihn also davor bewahren, wieder in das alte Denkmuster zu geraten. Die Aufgabe war, damit einige Wochen zu trainieren, um so eine Distanz zu seinen alten Glaubenssätzen aufzubauen und auf diese Weise einen besseren Umgang mit sich selbst einzuüben. Ich riet ihm, die Karten bei allen Herangehensweisen und Aufgaben im Job hervorzuziehen – und auch zuhause, wenn es darum ging, »schnell noch mal eben eine Runde zu joggen«. Ich empfahl zudem, dass er die Karten in der Wohnung und im Büro positionieren solle, um die Fragen stets zu Gesicht zu bekommen, damit sie ins Unterbewusstsein gehen konnten. Ziel war, nicht mehr alles unreflektiert zu übernehmen, was andere von ihm wollten oder er an sich selbst als Leistungsanspruch adressierte, sondern sich stattdessen jedes Mal zuerst Klarheit darüber zu verschaffen, wie er anders mit seinen Potenzialen umgehen kann.

Nach einigen Monaten erhielt ich eine E-Mail mit dem Betreff: »Der neue-alte Sven«. Und Zeilen wie diesen: »…ich bin überhaupt jetzt viel entspannter – meint auch meine Frau. …ich schaffe trotzdem wieder eine ganze Menge, aber ich passe immer noch auf, bloß nicht wieder ins Alte einzusteigen, …ach ja, sogar die Orchideen blühen wieder super. ☺«

Take-Care-Prinzip: So schaffen Sie sich ermutigende Lebensbotschaften

Was fällt Ihnen an dieser Stelle auf? Wird Ihnen vielleicht selbst gerade bewusst, in welchen Denk- und Handlungsschleifen auch Sie in manchen Momenten gefangen sind? Und erkennen Sie möglicherweise auch schon die direkten Zusammenhänge zu bestimmten Botschaften aus Ihrer Kindheit oder Jugend? Wie sehen diese aus? Waren es, ähnlich wie bei Sven, Aussagen, gegen die Sie heute noch rebellieren und sich damit manchmal mehr schaden als nutzen? Oder identifizieren Sie eher Töne, die Sie in bestimmten Situationen des Lebens richtiggehend belasten, weil sie nur negatives Potenzial in sich tragen – Sie sich dadurch schlecht gemacht oder erniedrigt fühlen?

Wenn ja, so sollten Sie noch heute damit beginnen, »auszusteigen« und alles, was Sie nicht mehr (über sich selbst) denken wollen, auszumisten. Denn egal, wie alt Sie sind: Sie können Ihre Biografie immer noch mitschreiben, an diesem Tag und in dieser Minute wieder die Regie übernehmen statt sich weiterhin unterschwellig in die falsche Richtung dirigieren zu lassen. Mit anderen Worten: Es gibt tatsächlich Wege, wie Sie auf all das bewusst oder unbewusst Erlernte und Ihr Selbstbild Einfluss nehmen können. Niemand muss darin gefangen bleiben, das beweist auch die Hirnforschung immer wieder. Wir können in jedem Alter noch lernen, endlich unser »eigenes Leben« zu führen und unsere Ziele zu verwirklichen – befreit von dem alten Gefühl, in der eigenen Rolle gefangen zu sein und nicht zu einem neuen Teil von sich selbst aufbrechen zu können. Der Umgang mit belastenden Glaubenssätzen kann drei Ebenen haben.

Erstens: Wir versuchen, uns diese sprachlichen Aussagen oder stummen Botschaften von anderen zu vergegenwärtigen und sie wie ein Detektiv in unserer Vita aufzustöbern. Das heißt auch, diese Botschaften einmal in einfachen Worten oder klaren Bildern zu formulieren. Sie aufzuschreiben, ist dabei sehr hilfreich.

Zweitens: Wir versuchen, ähnlich wie im Falle von Sven, einen neuen und objektiveren Blick auf uns selbst zu werfen und dabei selbstkritisch zu untersuchen, in welchen Lebenssituationen wir diesen Glaubenssätzen folgen – ohne es zu merken.

Drittens: