Seine Frau - Hanne-Vibeke Holst - E-Book

Seine Frau E-Book

Hanne-Vibeke Holst

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Beschreibung

Hanne-Vibeke Holsts erster politischer Thriller: Nach außen hin ist der dänische Finanzminister Gert Jacobsen ein freundlicher Mensch und souveräner Politiker, doch zu Hause schlägt er Seine Frau Linda. Auf eindrückliche Weise werden sensible Themen wie Missbrauch und Gewalt in der Ehe sowie politische Machtspiele thematisiert. Wie auch in Holsts anderen Romanen geht es um die Frauen in unserer Gesellschaft und die Frage nach Emanzipation.-

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Hanne-Vibeke Holst

Seine Frau

 

Saga

Seine Frau ÜbersetztHanne Hammer OriginalKongemordetCoverbild/Illustration: Shutterstock Copyright © 2005, 2020 Hanne-Vibeke Holst und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788726569612

 

1. Ebook-Auflage, 2020

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von SAGA Egmont gestattet.

 

SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk

– a part of Egmont www.egmont.com

»Die Politik gibt Männern so viel Macht, dass sie dazu neigen, sich Frauen gegenüber gemein zu verhalten. Ich hoffe, dass es bei mir nie so weit kommen wird.«

Bill Clinton

Nur der innerste Kreis um den noch amtierenden und bald ehemaligen Berater befindet sich am Wahlabend des 20. November 2001 im Staatsministerium. Nicht mehr als ein paar Leute sind sie, die da ihren Wein trinken und von den Leckereien essen, die zu diesem Anlass bestellt worden sind. Der bald ehemalige Berater, der als Einziger das delikate Fischgericht mit gutem Appetit in sich hineinschlingt, wird diese Mahlzeit später mit Galgenhumor Das letzte Abendmahl nennen. Er wird die Stimmung im Büro des Staatsministers, in dem simultan zwei Fernseher laufen, der eine mit DR 1, der andere mit TV 2, schon von dem Moment an als »surreal« bezeichnen, als die ersten Wahlergebnisse jede Hoffnung zunichtemachen, dass die amtierende Regierung mit Per Vittrup an der Spitze entgegen aller Prognosen im Amt bleibt. Mit seinem Sinn für Details wird er Elizabeth Meyers vibrierende Nasenflügel und Gert Jacobsens flammende rote Haarpracht kommentieren, doch zuallererst wird er kopfschüttelnd über die fast autistische Weigerung des Vorsitzenden der Sozialdemokraten berichten, zu der Katastrophe Stellung zu nehmen, die sich vor ihren Augen entfaltet. Weniger als dreißig Prozent der abgegebenen Stimmen – das ist eine so lähmende Ohrfeige, dass nicht einmal die schlimmsten Pessimisten, zu denen auch der Berater gehört, sich eine so vernichtende Niederlage hätten vorstellen können. Was erwartet man von dem verantwortlichen Vorsitzenden in einer solchen Schicksalsstunde? Vielleicht dass er bittet, allein gelassen zu werden? Dass er einen Revolver aus der Schreibtischschublade oder ein Schwert aus der Scheide zieht, um kurzen Prozess zu machen? Oder dass er eine gut vorbereitete Rede hervorholt, um in den Landstingssaal hinunterzugehen und Verantwortung für die Niederlage zu übernehmen, für die, anders als im Fall eines Wahlsiegs, meist niemand Verantwortung tragen will? Alles andere jedenfalls als das, was der ehemalige Berater mit den Worten ausdrückt: »Wie eine kopflose Henne herumgackern und sich weigern anzuerkennen, dass der Kopf ab ist.«

Als das Wahlergebnis feststeht, ist es Elizabeth Meyer, die sich wieder einmal als der mutigste Mann der Regierung erweist. Nur sie hat das Rückgrat, ihm laut die Frage zu stellen, um die die Gedanken aller kreisen:

»Welche Konsequenzen gedenkst du aus diesem Ergebnis zu ziehen?«

»Wie meinst du das?«, fragt der noch amtierende Staatsminister und ruft seinen westjütischen Kreisvorsitzenden an, um zu hören, wie weit sie mit der Auszählung der persönlichen Stimmen sind. Kommen sie unter die Top Five?

Hier distanzieren sie sich, Meyer und Jacobsen, bemerkt der bald ehemalige Berater und lässt die Asche seiner Zigarette in das abgenagte Fischgerippe fallen. Total. Wie ein Paar, das, sich an den Händen haltend, von einem entgleisenden Zug springt.

Liegt es daran, dass immer wieder das Wort historisch fällt, dass ich weiß, dass dieser Abend auf die eine oder andere Weise einschneidend wird? Auch für mich? Ich habe mir so viel Mühe gegeben, und doch bin ich so nervös, dass ich kaum das Feuerzeug ruhig halten kann, um meine Zigarette anzuzünden. Aber ich habe für alles gesorgt. Mich an alles erinnert. Den Gravlachs neben dem Kümmelbrot arrangiert und nicht auf die Scheiben gelegt. Ich habe mich auch daran erinnert, dass er das Dressing separat in einer kleinen Schale haben will, und ich habe keine Butter, sondern aus Rücksicht auf seinen Cholesterinspiegel Pflanzenmargarine verwandt. Ich habe seinen Lieblingschablis kalt gestellt, doch sicherheitshalber auch dafür gesorgt, dass zwei Flaschen Carls Spezialbier da sind, das er manchmal vorzieht, um besser schlafen zu können. Und ich habe einen Strauß rote Minirosen in eine Vase gestellt, mit einer neutralen weißen Glückwunschkarte, auf die ich Herzlichen Glückwunsch zur Wahl, Schatz! geschrieben habe.

Das Haus habe ich noch einmal vom Keller bis zum Speicher geputzt. Wie eine Hausdame in einem Fünf-Sterne-Hotel habe ich sorgfältig jeden Raum inspiziert, jede Ecke. Alles ist einwandfrei. Die Schlüssellöcher sind mit Wattestäbchen gereinigt, die Zwischenräume zwischen den Lamellen der Heizung habe ich mit der neuen Bürste bearbeitet, die Spinnweben mit dem Staubsauger aufgesaugt. Ich habe seine Hemden gebügelt und sein Bettzeug gewechselt. Vor allem habe ich alle Spuren von mir beseitigt; nicht eine Wochenzeitschrift, nicht eine Kippe liegen mehr herum, und da ich all die niedlichen kleinen Flaschen weggeräumt habe, selbst aus den Verstecken, die er bisher noch nicht entdeckt hat, wie den Wäschekorb und den Schirmständer, kann er auch nicht ausrasten. Was mich selbst angeht, bin ich gepflegt und zurechtgemacht, meine Nägel sind frisch lackiert, das Haar frisch geschnitten und aufgehellt, und ich habe den schönen solariumbraunen Ton beibehalten, den er so mag. Ich habe den schwarzen Minirock angezogen und als Unterwäsche das cognacfarbene Set von Marie Jo mit der Spitze und dem Push-up-BH, das er seine Sekretärin letzte Weihnachten für mich hat kaufen lassen. Ich habe meine Beine gewachst, mich unter den Armen rasiert und meine Intimzonenbehaarung auf Vordermann gebracht. Nüchtern bin ich auch, halbwegs jedenfalls, jetzt zumindest noch.

Demnach dürfte nichts zu beanstanden sein. Demnach müsste ich mich auf dem Sofa zurücklehnen und dem »Wahlthriller« im Fernsehen in der sicheren Gewissheit folgen können, alles im Griff zu haben. Nach dem ersten Drink, nur ein kleiner Rest, ein kleines Schlückchen Wodka aus der Mineralwasserflasche in meiner Tasche, um mich zu beruhigen, lulle ich mich auch langsam in eine falsche Sicherheit ein. Eine Sicherheit, aus der ich brutal herausgerissen werde, als er als einer der Ersten auf dem Bildschirm erscheint. Denn als ich die kalte Flamme in seinem Blick sehe, den er dem kessen Christiansborg-Reporter zuwirft, weiß ich, was passieren wird. Ungeachtet meiner Anstrengungen. Ungeachtet meiner Umsicht. Ungeachtet der Tatsache, dass sie im Wahlkreis Kongens Enghave sozialdemokratisch gewählt und im Wahlkreis Vestre Storkreds für ihn gestimmt haben. Ungeachtet dessen, was ich getan oder nicht getan habe, wird er einen Grund finden. Es ist nicht meine Schuld, dass sie verloren haben. Doch das spielt keine Rolle, so viel habe ich gelernt.

Als zu den unangebracht ausgelassenen Moderatoren im Wahlstudio umgeschaltet wird, habe ich längst zu zittern begonnen. Obwohl er viele Kilometer entfernt ist, spüre ich seine Nähe wie einen sich hinter mir auftürmenden Schatten. Und als im gleichen Moment mein Handy klingelt, ein Geburtstagsgeschenk zu meinem Fünfzigsten im letzten Jahr, fahre ich zusammen in dem Glauben, dass er es ist. Einzig und allein, um mich zu erschrecken. Nur deshalb habe ich es bekommen. Damit er mich kontrollieren kann.

»Ja?«, keuche ich. Es ist Janni, meine Exschwägerin. Gert hat ihr verboten, Kontakt zu mir aufzunehmen.

»Du kommst besser zu uns raus!«, fordert sie mich ohne Umschweife auf. Sie ist der einzige Mensch auf der Welt, der weiß, was los ist. Deshalb darf sie mich auch nicht anrufen. Ich darf sie natürlich auch nicht anrufen. Ich darf nie mehr mit ihr reden. Weil ich zu ihr gegangen bin, als er im letzten Sommer meinen Kopf so oft gegen den Türrahmen geschlagen hat, dass der Rahmen gespalten war und ich eine Gehirnerschütterung hatte. »Das nächste Mal bringt er dich um«, hat sie gesagt, und die gegen meinen Willen gerufene Notärztin hat ihr nicht widersprochen. Glücklicherweise ist Jacobsen ein ganz gewöhnlicher Name, und die Ärztin schien nicht zu wissen, wen sie vor sich hatte. Oder sie war einfach diskret. Ich habe mich geweigert, in ein Krankenhaus zu gehen, und auch von einer Anzeige Abstand genommen. Janni hat geschworen, dass sie ihn das nächste Mal selbst anzeigen wird. Und als Gert nach drei Tagen kam, um mich bei ihr und den Kindern in Brønshøj abzuholen, hat sie sich wie ein kurz vor dem Platzen stehender Sperrballon in die Tür gestellt, die Hände in die gepolsterten Hüften gestemmt und ihm in breitestem Kopenhagener Slang mitgeteilt, dass sie zum Ekstra Bladet geht, wenn er mich noch einmal anrührt. Er hat gelacht, sich nicht einmal aufgeregt, nur ein gedämpftes »sozialer Betrug« fallen lassen, um aus dieser Drohung die Luft herauszulassen. In so etwas ist er hervorragend. Die unbedeutendste Information zu speichern, die in seinen Besitz kommt, um im richtigen Augenblick den maximalen Nutzen daraus zu ziehen. Wie zum Beispiel daraus, dass ich einmal während eines offiziellen Abendessens bei einem Bankdirektor in Gentofte in einer heißen Diskussion über staatliche Transferleistungen ausgeplaudert habe, dass die Exfrau meines einsitzenden Bruders gezwungen ist, schwarz als Putzfrau zu arbeiten, weil ihre Sozialhilfe nicht reicht.

»Er schlägt mich nicht mehr«, antworte ich schnell und werfe einen Blick zur Tür, um zu sehen, ob er sich hinter mich geschlichen hat. »Mir geht es gut hier!«

»Ja, bis er nach Hause kommt!«, schnarrt sie. Im Hintergrund läuft der Fernseher, und ich höre Stimmen und Gläserklirren. »Wir sitzen hier zusammen und machen es uns gemütlich. Wir passen auf dich auf! Du kannst heute Nacht hierbleiben!«

»Vielen Dank!«, bekomme ich heraus, bevor ich das Gespräch beende und das Telefon ausschalte. Es auf das Sofa werfe, noch entsetzter als vorher. Sie hat recht. Ich habe genug Zeit. Es wird Stunden dauern, bis er aus der Burg nach Hause kommt. Ich muss nicht hier in einer Villa in Frederiksberg sitzen und warten, dass er mir etwas antut. Ich könnte flüchten. Meine Sachen packen und abhauen, wie sie das in den amerikanischen Filmen tun. Aber wohin? Welche Staatsgrenze sollte ich passieren? Wer außer Janni, der Zwangsesserin, die genug mit sich selbst zu tun hat, sollte mir helfen? Und was habe ich davon zu überleben, wenn es ein Überleben ohne ihn ist?

Alternativen gibt es nicht. Ich würde wie immer von Barrikaden und Wegsperrungen aufgehalten. Ich habe keine andere Möglichkeit, als hier zitternd wie ein paralysierter Hase im suchenden Lichtkegel zweier Autoscheinwerfer vor dem großen 28-Zoll-B&O-Fernseher zu sitzen, während ich mich wie ein geheilter Krebspatient, der sich mit jedem Monat von einem Rückfall fortbewegt, an die Statistik klammere. Denn das letzte Mal ist lange her. Sechsundsiebzig Tage. Seit dem 11. September hat er mich nicht mehr angerührt. Ganz im Gegenteil schien er sich mir wieder zu nähern, als die beiden Türme in Schutt und Asche lagen. Als würde die Verzweiflung ihn zu mir zurückführen. Er hat meine Hand genommen, als ich ihn auf seinen Wunsch hin zu einem Kondolenzbesuch beim amerikanischen Botschafter begleitet habe. Hat einen beschützenden Arm um meine Schulter gelegt, als die Fotografen vor der Botschaft in der Dag-Hammerskjölds-Allee mit den Blumensträußen und dem Lichtermeer aus angezündeten Kerzen Bilder von uns gemacht haben. Hat mich nicht verhöhnt, als wir kopuliert haben, ganz normal, Kaffee und Kuchen, vor und zurück. Im Ehebett! Ist sogar geblieben und hat die Nacht an meiner Seite verbracht. Hat mich seine angespannten Schultern massieren lassen, als er spät von einer Krisensitzung der Regierung nach Hause kam. Hat nach langer Zeit wieder einmal von seinem Tag erzählt. Hat mich an dem Dilemma teilhaben lassen, dem amerikanischen Präsidenten in den »Krieg gegen den Terror« zu folgen und gleichzeitig Demokratie und Bürgerrechte zu schützen. Er hat mir zugehört. Beifallend gelacht, als ich Pers altväterliche Medienperformance »selbstverliebt« nannte, und hat mir selbst eingeschenkt, als wir an diesem Samstagabend mehr Wein als vernünftig geteilt haben. Hat mich nicht abgewiesen, als ich Dylan aufgelegt und ihn zum Tanz aufgefordert habe. Hat bei Just Like a Woman sogar mitgegrölt und mich an sich gezogen. Er ist nie ein großer Tänzer gewesen, doch da, in seinem Arm, habe ich mich dem schwindelerregenden Traum hingegeben, dass man das Band zurückspulen kann. Bis zu der Zeit, als wir jung waren. Nein, bis zu unserer Geburt. Oder vielleicht sogar bis zur Geburt unserer Eltern, als man unserer noch als der vielversprechenden zukünftigen Generationen gedachte.

Natürlich konnten wir die Zeit nicht auf null stellen. Während die Wochen vergingen, der Schock nachließ und die Welt sich wieder in einem Alltag aus Normalität und Gewohnheit verfing, glitten wir wie alle anderen zurück in unsere Rollen, wurden eingefangen und auf unserem Platz gehalten. Seine Sympathie schlug in die gewöhnliche Irritation über meine Person um, und meine lächerliche Hoffnung zerfiel und wurde zerdrückt wie Eier in einem Korb. Und seit die Wahl zum Folketing ausgeschrieben war und sein Stressniveau von Tag zu Tag anstieg, habe ich gewusst, dass die Entladung bald kommen wird. Er braucht sie, weil er unter Stress steht. Physisch und mental ausgelaugt von den extremen Anforderungen des Wahlkampfs, doch vor allem gestresst durch die enervierenden Meinungsumfragen, die schon lange vorhergesagt haben, dass die Sozialdemokraten die Regierungsgewalt verlieren würden. Ich habe nicht gewagt, das zur Sprache zu bringen. Habe so getan, als wäre ich nicht auf dem Laufenden, obwohl ich die Prognosen bis auf die letzten Stellen hinter dem Komma kenne und weiß, dass er selbst alles durchrechnet, wenn er schlaflos im Gästezimmer am Ende des Flurs liegt. Deshalb war ich die letzten Wochen in voller Alarmbereitschaft. Red alert, wie es so schön heißt. Bin lautlos herumgeschlichen, wenn er ein seltenes Mal zu Hause war. Habe jede Kräuselung der Oberfläche im Blick behalten. Den Überdruck, der seine Adern unter der dünnen Haut der Stirn blau und prall werden lässt. Die Sommersprossen, die wie rostfarbene, über die bleiche Haut des Gesichts verstreute Inseln hervortreten. Die Nerven, die unter dem linken Auge zittern. Die Backenzähne, die knirschen. Die Art, wie er die linke Hand um das rechte Handgelenk schließt, um zu verhindern, dass ihm die Hand ausrutscht. Die Augen, die sich blind machen, um mich nicht zu sehen. Das Dreieck seines Rückens unter dem sich spannenden Hemd, wenn er abrupt vom Esstisch aufsteht und ohne ein Wort einen halb leer gegessenen Teller zurücklässt. Er bewegt sich in dem verbissenen Versuch, sich zu beherrschen. Tut alles in seiner Macht Stehende, um die Wiederholung zu vermeiden, von der er auch letztes Mal geschworen hat, dass sie ausgeschlossen ist. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist! Vergib mir! Ich habe ihm vergeben. Viele Male. Hasse mich selbst ebenso sehr, wie er mich hasst, weil ich das in ihm hervorrufe. Ihn dazu bringe, »die Besinnung zu verlieren«, wie er es nennt. Entschuldige, ich habe die Besinnung verloren ...

Während ich kettenrauchend mit einem Paket Grøn Look Light dasitze, bin ich mir trotzdem sicher, dass es nicht vorbei ist. Die Lunte glimmt in aller Stille; Tag für Tag wird sie kürzer. Das ist das Schlimmste. Dass ich weiß, dass es passieren wird, aber nicht, wann. Denn obwohl ich wachsam bin und mir angewöhnt habe, nur leicht wie ein Soldat mit den Stiefeln an den Füßen zu schlafen, ist es ihm noch jedes Mal gelungen, mich zu überrumpeln. Plötzlich und ohne Vorwarnung ist er gekommen, der Überfall. Als wäre es Teil seiner Befriedigung, dass er erfolgt, wenn ich ihn am wenigsten erwarte. Wenn ich, ohne es zu wissen, »die Grenze überschritten habe«. Jedes Mal war die Strafe für meine Übertretung härter und gewalttätiger als das vorherige Mal. Das erste Mal waren es nur ein paar Ohrfeigen, an die ich von der Kindheit, in der die Ohrfeigen auch lose saßen, gewöhnt bin. Doch das letzte Mal, an dem Abend, an dem ich von Janni nach Hause gekommen und trotz seines Versprechens, mir freies Geleit zu gewähren, für meinen Fluchtversuch bestraft worden bin, habe ich eingesehen, dass es nur eine Frage der Zeit ist, wann er mein hässliches Hurengesicht zertrümmert. Nur weil ich schnell meine Unterhose ausgezogen und mich ihm von hinten angeboten habe, ist er nicht auf mein Gesicht losgegangen. In gewisser Weise habe ich weniger Angst davor zu sterben, als dass er mir das Gesicht zertrümmert.

Ich starre angespannt auf den Bildschirm und halte das Glas mit beiden Händen fest, als ich wie eine sprachlose Zeugin dessen, was die Kommentatoren exaltiert als »historischen Schritt nach rechts« bezeichnen, meinen zweiten Drink leere. Ich schenke mir den dritten doppelten Wodka mit Saft ein, als der Sieger, der Vorsitzende der Liberalen, mit einem Lächeln so breit wie eine sechsspurige Autobahn triumphierend zu der Lasershow auf der Seeland-Fähre erscheint. Und kurz vor Mitternacht leere ich die Mineralwasserflasche, als Per, der sich groggy wie ein umschwärmter Boxer in der Sporthalle von Kopenhagen an dem Presseschwarm vorbeigeschlichen und auf einem Umweg den Landstingssaal erreicht hat, von Standing Ovations begrüßt, das Podium besteigt und mit gebrochener Mikrofonstimme sagt: »Genossen!« Ich höre kaum zu, sitze nur mit aufgerissenen Augen da und scanne den Bildschirm, als die Kamera über den geschlagenen Haufen ungläubiger Sozialdemokraten schwenkt. Offenbar hat der Produktionsleiter das Gleiche gesucht wie ich. Denn plötzlich ist er da, Gert. In Nahaufnahme, neben Elizabeth Meyer, die bald zur ehemaligen Außenministerin degradiert werden wird. Sie singt nicht mit; ihr Mund hat sich zu der säuerlichen Schnute verzogen, die die Karikaturisten so lieben. Genau wie sie Gert gern mit einem diabolischen, dreieckigen Fuchsgesicht mit kleinen Teufelshörnern darstellen. Nachdem die Kamera Meyer herangezoomt hat, verweilt sie endlich auf meinem Mann, dem scheidenden Finanzminister. Obwohl der Schnitt mit Gert superkurz ist, ist er für mich mit meiner dreißigjährigen Erfahrung im Lesen der Mimik meines Lebensgefährten lang genug, den Ausdruck zu registrieren, den keine Kameralinse einfangen kann: den Ausdruck vernichtender Verachtung, mit dem Gert seinen alten Genossen und Alliierten Per Vittrup betrachtet. Das ist der Ausdruck, den ich selbst am meisten furchte: den Ausdruck totaler Geringschätzung. Ein Ausdruck, von dem ich eigentlich gedacht hatte, dass er mir vorbehalten sei.

»Verdammt«, bricht es aus mir heraus, und ich fuchtle verwirrt mit der Zigarette in der Luft herum, sodass Asche auf die schwarze Viskose meines Kleides fällt. »Er macht dich fertig!«, rufe ich, die Linda aus dem Südhafen, während ich den Zeigefinger auf Den Großen Steuermann richte, der im gleichen Moment mit erhobenem Kinn erklärt, dass er nicht gedenke, zurückzutreten.

»Hau ab, verdammt! Lauf!«, rufe ich ihm zu. Er hört mich nicht. Denn Per Vittrup will mich nicht hören, das hat er noch nie gewollt. Ich erinnere ihn schließlich daran, dass auch er nur ein verdammter Emporkömmling ist. Und weil wir das sind, kann weder er noch ich umkehren und einen anderen Weg einschlagen. Wir haben die Brücken hinter uns selbst abgebrannt. Vor langer, langer Zeit.

Deshalb hole ich, statt abzuhauen, eine Flasche Smirnoff aus dem Barschrank und suche in einem so betäubenden Rausch Zuflucht, dass er wie ein rasender Terminator nach Hause kommen und mit mir machen kann, was er will, ohne dass ich auch nur das kleinste bisschen davon merke. Von jetzt an wird es blutig, das weiß ich. Doch ich kann mich damit trösten, dass nicht nur mein Blut fließen wird. Vielleicht bin ich die Einzige, die das weiß. Denn ich weiß als Einzige von Afrika. Und da gibt es keine Gnade. Unter Männern.

Eigentlich hat die Krankenpflegerin für so etwas keine Zeit. Doch während sie auf der Bettkante sitzt und die knochige, trockene Hand in ihrer hält und geduldig wartet, dass die Spritze wirkt und die Patientin einschläft, kommt sie mit sich überein, dass sowieso alles egal ist, wenn keine Zeit mehr bleibt, einen unglücklichen und erschütterten Mitmenschen zu trösten. Dann kann sie auch gleich kündigen. Und mit den Ärzten ohne Grenzen oder so ausrücken. Mit der Regierung, die heute Abend gewählt worden ist, wird das nicht mehr lange dauern. Sie sollten das selbst einmal erleben, all diese gut genährten Dänen, die nach dem Einfrieren der Steuersätze und Privatisierungen rufen. Als einsames, ausgemergeltes Gerippe in einer Wohnung im Südhafen zu liegen und völlig von öffentlicher Hilfe abhängig zu sein. Ihrer Meinung nach gehört die zusammengekrümmte Frau in dem Bett in ein Pflegeheim. Sie ist zwar noch verhältnismäßig jung, 1930 geboren, doch abgesehen von ihren physischen Leiden und chronischen Krankheiten ist offensichtlich, dass die Demenz, auf die schon eine Zeit lang Verdacht bestand, nun voll zum Ausbruch gekommen ist. Darauf deuten ihre Weinerlichkeit und Labilität hin, denn obwohl das Wahlergebnis zum Heulen ist, ist es keine normale Reaktion, dass eine erwachsene Frau wie ein Kind zusammenbricht, nur weil sie den Wahlabend im Fernsehen verfolgt. Was genau so furchtbar daran ist, hat sie nicht aus ihr herausbekommen. Außer dass es irgendetwas mit »Linda« und »Gert« zu tun hat. Gert Jacobsen, nimmt sie an. Nicht gerade ein Mann, dem sie viele Tränen nachweinen würde.

Als der Atem ruhig und regelmäßig ist, zieht die Hauskrankenpflegerin vorsichtig ihre Hand aus der der Schlafenden. Bleibt auf dem hohen Krankenhausbett sitzen, zumindest das ist bewilligt worden, und macht ihre Notizen im Logbuch für den nächsten weiß gekleideten Helfer.

»Schlaf gut, Åse«, sagt sie und streichelt der Frau die eingefallene Wange. Verweilt einen Augenblick an ihrer Seite, indem sie den Schirm der Nachttischlampe schräg stellt. Åse Jensen war bestimmt einmal schön.

Charlotte, meine Liebe!«, ruft er, als sie auf dem Parkplatz der Reitbahn auf ihn zugestürmt kommt – er will gerade in das Ministerauto steigen, das ihn nach Hause bringen soll. Eigentlich hatte sich der Fahrer auf eine längere Wartezeit eingestellt, doch der Staatsminister ist plötzlich wie ein Schatten in der Novembernacht aufgetaucht. Allein, mit abgehetztem Gesichtsausdruck, wie ein König auf der Flucht. Doch als er die Umweltministerin erblickt, nimmt er Haltung an. »Ich fürchte, das Fest ist vorbei«, lächelt er mit einem Blick zu den hellen Fenstern der Burg hoch.

»Ich habe mit meinen Jusos zu Hause gesessen«, sagt sie wie zur Entschuldigung für ihr spätes Eintreffen in der Burg. »Sie haben wie die Wahnsinnigen für mich geschuftet.«

»Das muss man sagen! Herzlichen Glückwunsch zur Wahl! Es freut mich«, sagt er und bleibt mit der Hand auf der Autotür stehen.

»Es ist noch nicht sicher«, sagt sie ausweichend und zieht die Schultern hoch. »Aber es sieht ganz so aus, als bekäme ich einen der beiden Sitze im Wahlkreis Søndre Storkreds. Davon abgesehen, ist das eine Scheißwahl!«

»So schlimm ist es nun auch wieder nicht«, lächelt er und schiebt seine Brille hoch. »Wir haben trotz allem eine Million Stimmen bekommen.«

»Das ist nicht gerecht!«, beharrt sie und stampft mit dem Fuß auf, während ihr frostiger Atem sie wie eine weiße Dampfwolke umgibt.

»Charlotte, gönn es dir, dich zu freuen. Du hast herausragende Arbeit geleistet! Du hast sie aufgerüttelt da draußen auf Amager, das sage ich dir!«

»Offenbar nicht herausragend genug«, beharrt sie und klappert mit den Zähnen. Sie ist zu dünn angezogen. Die Kälte kriecht unter ihren Mantel und drängt sich unter das leichte Wickelkleid. Er hat auch keinen Mantel an, den hat er auf den Rücksitz geworfen, zusammen mit der Aktenmappe, die sie von den vielen Sitzungen in den letzten Monaten kennt.

Er lächelt sie an, fährt sich mit der Zunge über die Kante des goldenen Schneidezahns, wie er sich das in der letzten Zeit angewöhnt hat, wenn er unsicher ist oder seine Zweifel hat. Charlotte sieht ihn angespannt an, konzentriert sich auf seine Lippen wie ein Lippenleser, der nicht will, dass ihm die kleinste Nuance entgeht.

Er hätte daran anknüpfen und sagen können: »Wir haben es nicht gut genug gemacht«, vielleicht sogar: »Ich habe es nicht gut genug gemacht.« Stattdessen legt er ihr eine Hand auf den Arm und sagt: »Du darfst das nicht so schwer nehmen! Schließlich ist niemand gestorben.«

Daraufhin nickt er noch einmal zu den hellen Fenstern der Burg hoch, während er Miene macht, sich ins Auto zu setzen. »Du kannst dir noch immer ein Fassbier sichern.«

In dieser Nacht ist seine Wut so groß, dass sie heraus muss. Er muss gehen, muss sich zurückziehen. Fort von den anderen, fort von dem jämmerlichen Scheitern dieses Fests, fort von der Burg. Er beherrscht sich noch, während er die Wandelhalle in Christiansborg durchquert und durch die Schleuse in den inneren Schlosshof geht, wo noch immer einige Presseleute herumschwärmen. Er kommt bis auf die Reitbahn, bevor er in Gebrüll ausbricht.

Gert Jacobsen hat gelernt, sich zu beherrschen. Das musste er, um voranzukommen und seinen in jungen Jahren erworbenen Ruf als cholerischer Hitzkopf hinter sich zu lassen, der sich nicht beherrschen kann, sondern sich immer wieder auf Prügeleien einlässt und alles kurz und klein schlägt. Schon in seinen ersten Jahren als Minister gab es Gerüchte über Kaffeetassen, die hitzig von Besprechungstischen gefegt wurden, und nervlich zusammengebrochene Mitarbeiter, die bei den Fachverbänden Klage einreichten oder aus Protest kündigten, weil der Minister bei dem kleinsten Anlass ausflippte. Damals wurde ihm der Spitzname Goebbels verliehen, den Journalisten zu seinem großen Arger auch heute noch manchmal aus alten Archiven holten. Sein Temperament war so beschwerlich, dass er nach einer Episode mit einem aufdringlichen Pressefotografen, dessen Kamera er auf den Boden geworfen hatte, zu einem »kameradschaftlichen Gespräch« mit dem Arbeiter zitiert wurde, dem damaligen sozialdemokratischen Parteivorsitzenden, der ihm geradeheraus mitteilte, dass er nicht viel von seiner außerordentlichen Begabung haben würde, falls er nicht lernte, sich ordentlich aufzuführen. Was unausgesprochen hieß, dass eine vielversprechende politische Karriere in diesem Fall hier enden würde. Das hat er sich zu Herzen genommen und unter Aufbietung seines ganzen Willens und seiner legendären Disziplin seine Veranlagung so bezwungen, dass es nur noch hin und wieder zu einem Fauxpas kam. Und obwohl er sich vollkommen darüber im Klaren ist, dass er vielleicht nicht bei allen gleich beliebt ist, stellt er mit Befriedigung fest, dass er, um es mit einem weiteren abgenutzten Medienklischee auszudrücken, inzwischen als »runder« angesehen wird. Dass diese Auffassung sich langsam im System durchsetzt und bis in die kleinen Wählervereine reicht, freut ihn nicht nur aufrichtig, es ist auch die Voraussetzung dafür, dass er es eines Tages schafft, die völlig abgenutzte graue Eminenzkutte abzulegen und stattdessen in das volkstümliche Landesvaterkostüm zu schlüpfen, das auszufüllen noch immer von einem sozialdemokratischen Vorsitzenden erwartet wird. Mit anderen Worten: Es ist nicht länger undenkbar, dass er entgegen aller Voraussagen eine Mehrzahl der Stimmen für seine Kandidatur erhält. Denn irgendwo wissen sie alle, dass es so hätte sein sollen. Dass er nach dem Arbeiter die Macht hätte übernehmen sollen. Meyer, deren Format sie zu einer seriösen Konkurrentin machte, konnte der Alte schon allein aufgrund ihrer jüdischen Bourgeoisiemanieren nicht ausstehen, und Per gab es damals so gut wie noch nicht. Er war von Anfang an eine Notlösung, ein Deus ex Machina, der hervorgezaubert wurde, als die Skepsis des Arbeiters dem blitzintelligenten Oberarztsohn gegenüber die Bahn des Kometen änderte. So wurde die Troika zu einem Kompromiss, mit dem zu leben sie alle gezwungen waren, jedenfalls solange diese Konstruktion ihnen die Regierungsgewalt sicherte. Verlören sie diese jedoch, könnten die Karten neu gemischt werden. Indem der König den Thron abtrat natürlich.

Und das kann Gert nicht länger ertragen. Dass Per so tut, als wüsste er das nicht. Dass er die Regeln des Spiels nicht befolgt und abdankt, wie er sollte. Dass Per nicht bereits heute Abend seinen treuen Leutnant zu einem Einzelgespräch einberufen und ihn in den Plan eingeweiht hat, ihm die Krone aufs Haupt zu setzen. Um Zwietracht und Spaltung vorzubeugen, um seinem alten Alliierten Respekt zu erweisen und die Herkulesarbeit anzuerkennen, die er loyal geleistet hat. Er hätte es der Partei zuliebe tun müssen! Sich selbst zuliebe, verdammt! Hier bietet sich ihm die Chance, sich ein Denkmal zu errichten, in Bronze! Warum lässt er zu, dass andere es in Lehm erschaffen? Begreift das einer? Ist das zu verstehen? Ja. Das ist es. Er ist der Erste, der das versteht. Doch das macht seine Frustration nicht geringer.

Vanity, vanity, vanity! Gert Jacobsens Schritte hämmern über die Marmorbrücke. Das Licht der Laternen zerstreut den milchweißen Nebeldunst und wirft einen Schimmer nordischer Winterpoesie über den Kanal von Frederiksholm. Doch er hat kein Auge für blasse Pastelltöne. In seinem Kopf sind die Farben Rot und Schwarz; wie immer, wenn es heraufzieht, hat er einen Stock in der Hand und keine Schuhe an den Füßen. Er spürt die Kälte nicht, die bereits durch die dünnen Ledersohlen dringt, und er sieht auch das Taxi nicht, das langsam mit einem grünen Schild an ihm vorbeifährt. Er geht, geht einfach weiter, am Nationalmuseum vorbei zum H.-C.-Andersen-Boulevard, wo er absichtlich nicht zu den Wahlplakaten hochblickt, von denen nicht wenige ihn selbst zeigen, freundlich lächelnd, was ihn ebenso wütend macht wie das gebrauchte Kondom in einem Hotelzimmer am Vortag. Genau das provoziert ihn so. Dass Per, der ihm mit seinem Goldzahn von einem Plakat am Rathausplatz direkt ins Gesicht springt, ihn zwingt, etwas zu tun, das ihm nicht gefällt. Er will nicht das dumme Schwein sein. Er will nicht der Verräter sein, der Totschläger. Er will nicht der Königsmörder sein. Er will nicht. Aber er kann sehr wohl.

Als er vierzig Minuten später in der Villa im C. R. Richsvej eintrifft und den Schlüssel ins Schloss steckt, ist er ruhig. Das bildet er sich jedenfalls ein. Er zählt sogar bis hundert, wie er es sich angewöhnt hat, und betet ein stilles Gebet, dass sie ihn nicht reizt. Dass sie brav ins Bett gegangen ist, hinter sich aufgeräumt und die Schlafzimmertür abgeschlossen hat. Um ihn nicht in Versuchung zu führen.

Denn Gert Jacobsen hat zwar gelernt, sich zu beherrschen. Aber leider, und das tut ihm wirklich leid, nur nach außen hin.

Per Vittrup tut, als sei es ein plötzlicher Einfall, dass er nach Marienborg gefahren werden will statt nach Hause in seine Wohnung in der Stockholmsgade. Und er tut so, als würde er bei der Verdi-CD Un ballo in maschera einschlafen, die er den Fahrer gebeten hat, in den CD-Player zu stecken. Und er tut auch, als wolle er die Anrufe auf seinem Handy nicht beantworten, obwohl die Wahrheit ist, dass keine Anrufe eingegangen sind. Erst als er in Marienborg angekommen ist und die Angebote des festen Personals, ihm irgendwie zu Diensten zu sein, abgewehrt hat und endlich allein in dem höhlenartigen Schlafzimmer ist, kann er damit aufhören, zu tun als ob. Erst als er das Jackett, den Schlips, die Schuhe und die Socken fortgeworfen und sich mit einem Mettwurstbrot mit einer dicken Schicht Tafelsenf auf das Bett gesetzt und den ersten Schluck von einem kellerkalten Flaschenbier getrunken hat, kann er sich der Niederlage stellen. Erst hinter den dicken, schützenden Vorhängen sieht er sich die riesigen Dimensionen dieses Verlusts an und tastet die Konturen ab, die sich wie ein Bergmassiv anfühlen. Er hat die Regierungsgewalt verloren. Zum ersten Mal seit 1920 ist die Sozialdemokratie auf den Platz der zweitgrößten Partei im Folketing verwiesen worden. 29,2 Prozent der Stimmen. Daran wird man sich in Verbindung mit ihm erinnern. Wird sich erinnern, dass er versagt hat.

Er tritt einen Schritt von dem Monolithen zurück, will sich von ihm abwenden und stattdessen in Nüchternheit und kühler Analyse Zuflucht suchen. Doch plötzlich spürt er die Schwere der Niederlage wie einen gewaltigen, zentrifugalen Zug in seinem Körper; einen Augenblick lang hat er das Gefühl, als würde alles Blut in seine Beine gepresst, als würden die Eingeweide in seine Brust hochgeschoben, als flatterten die Wangen, und das Herz würde aufhören zu schlagen. Schweiß bricht ihm aus, während die Panik kochend heiß durch seine Blutbahnen schießt. Er lehnt den Kopf gegen das Kopfende. Kneift die Augen zusammen, sodass seine Stirnfalten in einem tief eingegrabenen Muster quer und längs verlaufender Linien hervortreten. Sein Mund öffnet sich, doch der Schrei bleibt aus. Trotzdem beginnt er, kräftig ein- und auszuatmen: eine Hyperventilation, die nur bemerken könnte, wer ihm ganz nahe ist. Und das ist niemand. Denn sie, die bei ihm sein sollte, die Frau, bei der er Trost suchen könnte, steht im Begriff, ihn zu verlassen. Sie ist nicht einmal im Land. Deshalb ist er allein in diesem angsterfüllten Augenblick, in dem er wirklich furchtet zu sterben. Er ballt die Fäuste, hält dagegen. Und nach einigen Sekunden oder vielleicht auch Minuten ist es überstanden. Er öffnet die Augen, räuspert sich und richtet sich im Bett auf. Spült den letzten Rest Mettwurstbrot mit dem Bier hinunter, stellt das Tablett zur Seite und greift nach dem Block, der auf dem Nachttisch liegt. Es gilt, keine Zeit zu verlieren. Einen Schlachtplan zu erstellen. Jetzt müssen sie nach vorn sehen!

Erleichtert glaubt er sich unversehrt, während der Stift über die Seite fliegt, Punkte miteinander verbindet und Namen auflistet. Er ist in Topform, ja, in einer so imponierenden Topform, dass er die unbedeutende Nadel nicht beachtet, die sich in die Membran gebohrt hat und unweigerlich zu einer langsamen, sehr langsamen und fast unmerklichen Punktion führen wird.

Wie hat er es aufgenommen?«, fragt Thomas schlaftrunken, als sie gegen zwei unter die Bettdecke kriecht und ihre kalten Beine um seine wickelt.

»Wie ein Elefant, den eine Mücke gestochen hat. Entweder ist er erschreckend dickhäutig oder auf dem besten Weg, Harakiri zu begehen. Ist das bei Männern so?«

»Was?«

»Dass sie die Muskeln spielen lassen, selbst wenn das Schiff untergeht?«

»Wenn Mann gleich Macho ist«, lacht er gedämpft und wickelt sich eine ihrer ackerbraunen Haarlocken um den Finger. »Wie geht es dir?«

»Mir?«, seufzt sie. »Ich bin müde. Hundemüde. Und deprimiert. Wie können sich so viele Dänen so sehr irren? Es war wie auf einem Beerdigungskaffee da drinnen ...«

»Freust du dich nicht, dass du gewählt worden bist?«

»Falls ich das bin. Doch, natürlich tue ich das ...«

»Was meinst du, schaffst du das?«

»Schaffe ich was?«, fragt sie und gähnt.

»Zu uns anderen Sterblichen herabzusteigen. Wenn du keine Ministerin mehr bist?«

Sie setzt sich abrupt im Bett auf, sodass er erschrocken mit den Augen klimpert.

»Was redest du da für einen Mist? Ich habe mich doch nie von der Position blenden lassen! Ganz im Gegenteil, ich habe vom ersten Tag an gewusst, dass dieser Stuhl nur geliehen ist! Du solltest doch vor allen anderen wissen, dass ich nie daran gezweifelt habe, dass ein Ministerposten eher ein Mittel als ein Ziel ist. Oder hast du das anders erlebt?«

»He, Lotte«, beruhigt er sie friedlich. »Das war nicht so gemeint.«

»Entschuldigung«, sagt sie und schlüpft wieder unter die Decke. »Das ist die Müdigkeit. Und irgendwie ist es ja auch nicht so leicht, diesen Job aufzugeben. Wir waren gerade so gut in Schwung gekommen.«

»Von allem anderen einmal abgesehen, hast du so zumindest weniger Stress, nicht?«, sagt er und lässt seine Hand über ihre Hüfte gleiten. »Hast mehr Zeit für deine Familie ...«

»Von allem anderen einmal abgesehen ...«, sagt sie und schiebt die Hand fort, die auf dem Weg unter ihren Slip ist. »Nicht heute Abend, Schatz!«

»Ich habe es übrigens noch nie mit einem Mitglied des Folketings getrieben!«

»Na bitte, dann hast du ja etwas, worauf du dich freuen kannst!«, sagt sie, küsst ihn auf die Wange und macht die Nachttischlampe aus.

Ich wache davon auf, dass er nach mir tritt. Nicht brutal, eher wie man nach einer toten Ratte tritt oder nach einem schlafenden Stadtstreicher, um zu sehen, ob er erfroren ist. Ich bin nicht erfroren, aber ich wünschte, ich wäre es, denn als ich ihn ansehe, frisch rasiert und angezogen, sehe ich mich selbst: eine Frau in mittleren Jahren, die sturzbetrunken auf dem Sofa in sich zusammengefallen ist, in einem zu kurzen, hochgerutschten Kleid, mit nicht mehr ganz festen Oberschenkeln, gebleichtem Haar und zerzauster Frisur, verwischter Mascara und Tränensäcken unter den rot unterlaufenen Augen. Und in dem Ekel, mit dem er die Schuhspitze zu sich zurückzieht, rieche ich mich auch: Alkohol, Zigaretten, Parfüm, Klimakteriumsschweiß.

»Entschuldigung«, murmle ich und halte abwehrend die Hand hoch. Aber er schlägt nicht, tritt nur noch einmal, diesmal etwas fester. In die Seite.

»Steh auf!«, befiehlt er. »Es ist halb sieben!«

Ich hieve mich auf die Ellenbogen. Werfe einen Seitenblick auf den Sofatisch mit der Flasche Smirnoff, dem Saftkarton, der leeren Zigarettenpackung und dem überquellenden Aschenbecher. Der Fernseher ist ausgeschaltet, aber der in der Küche läuft, das kann ich hören. Ich bin noch immer voll, der Alkohol strömt durch meine Blutbahnen, und deshalb bin ich tollkühn, obwohl ich Angst habe.

»Kommst du nicht mehr im Morgenfernsehen?«, frage ich und muss über meine eigene Dummheit kichern, weil sie wirklich so über alle Maßen dämlich ist, da ich weiß, dass man Männern, die man gerade gefeuert hat, solche Fragen einfach nicht stellt.

»Steh auf!«, wiederholt er und zieht sich einen Schritt weiter zurück, aber so leicht will ich ihn nicht gehen lassen; ich möchte gern mit ihm reden, ich möchte ihm gern zeigen, dass auch ich gefeuert worden bin. Ich bin verdammt noch mal die ganze Zeit dabei gewesen, war Frau Minister dies und Frau Minister das, war mit auf Bällen im Schloss und auf Hochzeiten in Fredensborg, habe das Arbeitergesangsbuch dünngesungen und an so vielen langweiligen offiziellen Abendessen und hirnrissigen Damenveranstaltungen teilgenommen, dass man mir die Tapferkeitsmedaille verleihen sollte. Manchmal, zugegeben, vor allem in den letzten Jahren, hat das zu ein paar kleineren Skandalen von der Art geführt, die anständige Menschen die Augenbrauen hochziehen und Protokollchefs und Diplomaten zur akuten Schadensbegrenzung schreiten lassen. Aber davon einmal abgesehen, war ich scheißloyal und habe nie – nie! – etwas darüber verlauten lassen, was hinter der Fassade abläuft. Und deshalb finde ich mich an diesem Morgen nicht damit ab, ignoriert zu werden, an diesem Morgen, an dem ich wahrscheinlich über zwei Promille im Blut habe und zu betrunken bin, um wirklich Angst zu haben, und deshalb die Linda aus dem Südhafen zum Zug kommen lasse. Und sie ist nicht besonders nett an diesem Tag nach der Wahl, sondern eher frohlockend, an der Grenze zur Schadenfreude, als sie ihm direkt in die Augen sieht und lachend sagt:

»Verdammt, habt ihr den Arsch versohlt bekommen!«

Das lässt er merkwürdigerweise mit einem Schulterzucken durchgehen wie ein Fußballspieler, der den Elfmeter nicht nutzt, doch so leicht soll er nicht davonkommen, deshalb mache ich mit schräg gelegtem Kopf hartnäckig weiter:

»Du vernichtest ihn, nicht? Du machst Per kalt?«

Das wirkt, jetzt geht die Sicherung durch, und er stürzt sich auf mich, zieht mich an den Haaren hoch und schleppt mich über den Wohnzimmerboden, raus auf den Gang und ins Badezimmer, wo er mit einer Hand die kalte Dusche aufdreht, während er so fest an meinen Haaren reißt, dass es sich anfühlt, als würde er mir die Kopfhaut abziehen, und mich unter den eiskalten Strahl schiebt, der mich keuchen und um Atem ringen lässt. Er brüllt wie gewöhnlich verrücktes Weibsbild!, doch ich schreie nicht, denn ich muss mich übergeben, was ich in einem platschenden Strahl tue, der auch ihn trifft.

Das ist eine neue Variante, das ist noch nie passiert, und allein die Tatsache, dass wir vom Manuskript abweichen, verwirrt ihn so, dass er mich loslässt, um an seinem besudelten Hemd hinunterzugucken, das ansonsten so schön und frisch gebügelt ist. Ich sehe meine Chance gekommen, die Dusche auszustellen, und deshalb hören wir auch das insistierende Klingeln. Ratlos sehen wir einander an, und in dieser Ratlosigkeit sind wir Verschworene, weil wir uns beide schämen. Und die Scham lässt ihn das Hemd über den Kopf ziehen und auf die Fliesen werfen, um mit nacktem Oberkörper die Tür zu öffnen. Damit niemand auf die Idee kommt, dass wir etwas zu verbergen haben.

Ein seltenes Mal tue ich das Richtige, schließe die Badezimmertür ab und gehe zurück unter die Dusche, wo ich das warme Wasser über mein nasses Kleid laufen lasse, während das currygelbe Erbrochene in Wirbeln durch den Abfluss fließt. Glücklicherweise sind nur sehr wenige unverdaute Essensreste darin, ein paar Nudeln und Mais von einem Nudelschnellgericht; das ist der Vorteil, wenn man mehr trinkt als isst. Ich erbreche mich kurz noch einmal, nur ein kleiner Blubb, während ich warte, dass er zurückkommt. Wenn er in dieser Stimmung ist, tritt er die Tür ein, und da es in meinem Leben keinen Notausgang gibt, gibt es auch keinen im Badezimmer.

Aber er tritt nicht die Tür ein, donnert nicht einmal dagegen. Beinahe hätte ich sein Klopfen sogar überhört, doch seine Stimme dringt wie immer klar durch die Tür, auch wenn er nicht den Stabsunteroffizierston draufhat.

»Linda! Ich habe Gäste. Wir sind in der Küche. Ich komme allein zurecht. Geh ruhig ins Bett.«

Ich verstehe. Ich habe »meine Migräne« bekommen, fühle mich »nicht ganz wohl« und kann deshalb die Gäste nicht begrüßen.

»Schatz?«, höre ich ihn noch einmal, diesmal etwas schärfer. »Ist alles in Ordnung?«

Ja, Schatz, alles ist in schönster Ordnung. Jetzt, wo die Luft raus ist, hat er nichts zu befürchten. Ich werde schon gehorchen. Das heißt, mich fernhalten. Mit einigen Mühen komme ich aus der Dusche und schaffe es, das nasse, klebende Kleid, die Strumpfhose und die Unterwäsche auszuziehen. Der Spiegel ist beschlagen, doch ich greife trotzdem schnell nach einem Handtuch, das ich um meinen Körper wickeln kann, den ich nicht mehr gern ansehe. Nachdem ich ein paar Kopfschmerztabletten aus dem Badezimmerschrank geschluckt und mit zwei Gläsern Leitungswasser hinuntergespült habe, bin ich bereit, mir den Bademantel anzuziehen und den kurzen Weg vom Badezimmer ins Schlafzimmer hinter mich zu bringen. Die Küche liegt am entgegengesetzten Ende des Korridors, doch er ist nicht so lang, dass ich nicht hören kann, wer da zu diesem unangemeldeten Morgenkaffee gekommen ist, den er wohl selbst aufgebrüht hat. Und als ich auf dem schwankenden Boden stehen bleibe, um mich an der Wand abzustützen, höre ich auch, was gesagt wird. Jedenfalls das, was Søren Schouw sagt. Laut und unverkennbar rachsüchtig:

»Gert, du sollst nur wissen, dass wir hinter dir stehen. Wenn du das willst. Anytime. Wie sagen sie so schön, Zeit für eine Veränderung? Haha ...«

Die Übelkeit setzt erneut die Speicheldrüsen der Mundhöhle in Gang, doch bevor ich im Badezimmer Zuflucht suchen kann, höre ich Gert noch antworten.

»Danke für das Vertrauen. Ich weiß das zu schätzen ...«

»Gert, entschuldige! Wir sind in der Opposition! Wir haben die Regierungsgewalt verloren! Und wenn wir keinen Wechsel des Vorsitzenden vornehmen, werden wir die nächsten zehn Jahre auch in der Opposition bleiben! Du weißt selbst, was das dann wird. Eine Wüstenwanderung.«

Gerts Antwort ist gemäßigt und reserviert; ich kann nahezu vor mir sehen, wie er sich leicht über den langen provenzalischen Tisch beugt und ruhig die eine Hand auf die andere legt.

»... ich möchte nur konstatieren, dass ich keine diesbezüglichen Pläne habe. Per bestimmt selbst, wann er gehen will. Basta!«

Das ist natürlich eine Lüge, doch das ist ein Teil des Spiels. Dass alle so tun, als wären sie nicht Teil des Komplotts. Sollte ich Per warnen, der mit Sicherheit nicht mit um den Kaffeetisch sitzt? Nee, warum sollte ich das tun? Wenn er nicht hören will, muss er eben fühlen. Und er wollte nicht hören. In all den Jahren. Jedenfalls nicht auf mich, wie gesagt. Deshalb folge ich meinem eigenen Impuls und gehe ins Bad und erbreche mich in die blitzende weiße WC-Schüssel.

Treibsand. Daran denkt Per Vittrup, als sie die erste Fraktionssitzung abhalten. Er denkt an die Episode im Jahr 1964, als sich seine Vespa im losen Sand zwischen Blokhus und Løkken festgefahren hatte und mit sich drehenden Rädern in den Treibsand gesogen wurde. Während das Mädchen, das hinten draufsaß, in Panik abgesprungen war und sich in Sicherheit gebracht hatte, blieb er auf dem Motorroller sitzen und hielt resolut den Lenker fest, um das Fahrzeug der mächtigen Kraft zu entreißen, die es nach unten zog. Sie waren allein am Strand, es war Herbst, und er erinnert sich deutlich an das Gefühl, einem unüberwindbaren Feind gegenüberzustehen, den er besiegen musste. Alles, sein ganzes Leben hing davon ab, diesem unterirdischen Teufel den Motorroller zu entreißen, nach dem dieser die Hand ausgestreckt hatte. Es war wie eine Prüfung in einem Märchen, der Kampf des Jünglings mit dem Drachen. Das Mädchen schrie, dass er den Motorroller lassen und weglaufen sollte. Aber er hörte es nicht, genau wie er das Brüllen der Brandung nicht beachtete und die heiseren Schreie der Möwen. Das Einzige, was ihm etwas bedeutete, war, den Kampf zu gewinnen.

Zum Teufel noch mal, er würde die Vespa nicht opfern, für deren Kauf er geschuftet hatte, seit er ein Junge war. Nichts hatte er geschenkt bekommen, schon gar nicht einen raffinierten italienischen Motorroller, der ihn Hunderte von mühseligen Stunden als Arbeitsjunge in der verräucherten Schmiede gekostet hatte, wo die Funken sprühten und er keinen Mucks von sich gab, wenn sich glühende Eisenstücke durch seine löchrigen Handschuhe brannten oder sein Stirnhaar vom Feuer versengt wurde. In der Familie hatten sie über den Motorroller den Kopf geschüttelt, warum nicht ein Motorrad, wenn es denn unbedingt so etwas sein musste? Sie verstanden das nicht. Dass die Vespa nicht nur ein Symbol für das Vorwärtsstreben der Jugend, sondern für sein Vorwärtsstreben war. Auf ihr konnte er direkt in die Universität von Aarhus rollen und ihnen allen zeigen, dass er es schaffen würde, mit Stil, obwohl er von unten kam und nur der Sohn eines Schmieds war. Denn seine Generation würde von den langen Schatten der Nachkriegszeit frei sein, jetzt ging es darum, jung und dynamisch zu sein und nicht an den Vorstellungen der Vergangenheit festzuhalten, dass ein Schuster bei seinem Leisten bleiben sollte, oder was das anging, ein Schmied bei seinem Amboss. Seine ganze Erwartung, seine ganze Hoffnung, ja, seine ganze Identität hatte er auf die Vespa projiziert. Und wenn er die verlor, verlor er alles. Aufzugeben war ausgeschlossen, auch als die steigende Flut ihm um die Stiefel leckte.

Obwohl der Ausgang von vornherein klar zu sein schien, zweifelte er in den entscheidenden Minuten nicht, die es ihn kostete, die Oberhand zu gewinnen. Und mit einer gewaltigen, ja, titanischen Kraftanstrengung gelang es ihm, die Motorkraft auszunutzen und das Fahrzeug freizubekommen, bevor der Sand bis zum Schutzblech reichte. Dieses Gefühl des totalen Triumphs, das er in diesem Augenblick empfand, als das Mädchen ihn mit einem zwischen Verzweiflung und Bewunderung schwankenden Ausdruck ansah und er mit einer lässigen Bewegung Sandkörner vom roten Lack strich, hatte ihn seither begleitet. Aus diesem Erlebnis hatte er sein Selbstvertrauen gezogen und seinen Glauben, alles überwinden zu können. Aus dieser Erfahrung hatte er das Pulver für den magischen Trank gewonnen, mit dem er sich in schwierigen Stunden gestärkt hat. Und deshalb denkt Per Vittrup an Treibsand, als er im Fraktionszimmer auf Ruhe wartet, das plötzlich so unüberschaubar ist und in dem er von seinem Platz am Vorstandstisch aus jedem Zweifel an seiner Stärke und Autorität entschieden entgegentreten wird. Zum Teufel, als ob es ihm in den Sinn käme, das Ganze hinzuschmeißen. Er wird diese Partei aus der Krise führen, und wenn er das mit den eigenen Händen tun muss.

Völlig ruhig begegnet er den Blicken seiner Genossen. Ohne zu blinzeln, lächelt er sie verbindlich an, lässt die Augen vor allem auf den Neugewählten und Jüngeren verweilen, zu denen auch die umstrittene Charlotte Damgaard gehört, die zum Ärgernis vieler und zu seiner persönlichen Freude als eine der großen Wahllokomotiven ins Folketing eingezogen ist. Er und Gert sind ihretwegen bereits aneinandergeraten. Er beabsichtigt, ihrem Wunsch, Umweltsprecherin zu werden, nachzukommen, während Gert die Ansicht vertritt, dass sie Schouw diesen Posten anbieten sollten. Mit der Begründung, dass das klug wäre. Auf die gleiche Weise, wie es klug wäre, der Mafia Schutzgeld zu zahlen. Ja, natürlich hat er die Drohung herausgehört, die er sich zu ignorieren entschlossen hat.

»Liebe Freunde«, sagt er und unterlässt es bewusst, das abgenutzte Wort Genossen zu benutzen. »Wir stehen einer gewaltigen Herausforderung gegenüber, die wir meiner Meinung nach als gewaltige Chance verstehen sollten. Ja, vielleicht als die historische Chance, auf die wir Sozialdemokraten gewartet haben. Denn wer sind wir eigentlich? Und was wollen wir? Was antworten wir den Wählern? Sowohl denen, die uns im Stich gelassen haben, als auch denen, die uns treu geblieben sind? Darf ich daran erinnern, dass wir trotz allem über eine Million Stimmen bekommen haben! Eine Million Dänen, junge wie alte, Männer wie Frauen, haben ihr Kreuz bei uns gemacht. Ihrem Vertrauen müssen wir gerecht werden, dieses Vertrauen dürfen wir nicht enttäuschen!«, sagt er und macht eine rhetorische Pause wie ein Erweckungsprediger, der Raum lässt für das Halleluja der Gemeinde. Doch die einzige Antwort, die von der stark reduzierten sozialdemokratischen Fraktion kommt, ist ein tiefer, hörbarer Seufzer. Da er von Søren Schouw kommt, seinem erklärten Feind, ist das in sich selbst nicht so beunruhigend. Wohingegen es ihn stört, dass so viele in der Fraktion sich ein Lächeln gestatten. Dass sie das wagen. Ihm offen ins Gesicht zu lächeln.

Zwei Männer stehen in einem Fahrstuhl. Sie stehen so dicht beieinander, dass ihre Schultern sich beinahe berühren. Der eine ist größer und kräftiger als der andere, der dafür die Elastizität eines zum Sprung bereiten Raubtiers hat. Dieser Mann ist der jüngere, auch wenn beide reife Männer sind, die nicht nur jeder für sich, sondern auch zusammen viele Kämpfe ausgefochten haben. Dass ihre Schicksale einige Jahrzehnte eng miteinander verbunden waren, so eng, dass der eine die Voraussetzung für den anderen war, hat zu der fehlerhaften Annahme geführt, dass sie Freunde seien. Enge Freunde sogar. Sie haben sich auch verhalten, wie man es von engen Freunden erwartet – sie haben mehrmals am Tag miteinander gesprochen, konnten ihre jeweiligen Gedanken lesen und waren ohne Mühe imstande, diese in Worte zu fassen. Sie haben sich zusammen betrunken, ihre jeweiligen Affären gedeckt, einander einen Schlips oder einen Rasierapparat geborgt und einander mit langen Haaren gesehen. Sie sind zusammen in der Sauna gewesen, haben die gleichen Lieder gesungen und sich leidenschaftlich von denselben politischen Diskussionen fesseln lassen. Sie haben auf denselben Kongressen Seite an Seite gesessen, haben am selben Rednerpult gestanden und gegen dieselben Gegner gewettert. Dennoch sind sie trotz ihrer eingehenden Kenntnis des jeweils anderen nie Freunde gewesen. Sie haben sich nie voreinander eine Blöße gegeben und sie haben einander nie vertraut. Denn sie haben beide gewusst, dass der Unterschied zwischen der Nummer eins und der Nummer zwei ein entscheidender Unterschied ist. Und sie haben beide gewusst, dass der Tag kommen würde, an dem diese Machtbalance zum Vorteil des anderen kippen würde. Der Tag, an dem die Symmetrie in ihrem Kräfteverhältnis schief sein würde. Der Tag, an dem der eine geschwächt und der andere mit daraus folgender mathematischer Logik gestärkt sein würde. In der Praxis würde das der Tag sein, an dem die Nummer eins nicht mehr die notwendige Stärke besitzt, ihren Vorrang zu behaupten.

Und dieser Tag ist jetzt angebrochen. Der eine ist nicht länger Staatsminister, nachdem der Regierungswechsel stattgefunden hat, der andere nicht länger Finanzminister. Natürlich ist der eine formal gesehen noch immer die Nummer eins in der Parteihierarchie, und natürlich hat die Nummer zwei sich noch nicht als Herausforderer geoutet. Doch der Erste kennt das Spiel, und der Zweite weiß, dass der Erste weiß, dass dies die Chance ist, auf die er gewartet hat. Das Entree, das ihn aus den Kulissen hervortreten lässt.

Zwei Männer stehen in einem Fahrstuhl. Sie stehen so nahe beieinander, dass ihre Schultern sich beinahe berühren. So nahe, dass ihre Gerüche sich mischen – Rasierwasser, Schweiß, Wolle. Vielleicht sind sie in diesem Augenblick die beiden Männer, die sich im ganzen Königreich am meisten zu sagen haben. Doch ohne ein Wort steigen sie wie scheidende Liebende aus dem engen Kasten und gehen jeder in seine Richtung.

Charlotte Damgaard, die sich zielbewusst durch die Gänge der Burg bewegt, hatte gehofft, dass das Interesse an ihrer Person abnehmen würde, wenn sie nicht länger Ministerin wäre. Doch darin hat sie sich geirrt, denn die Medien haben niemand anderen, den sie als mögliche sozialdemokratische Kronprinzessin ins Rampenlicht zerren könnten, und eine Kronprinzessin sollte in einem modernen politischen Drama natürlich nicht fehlen. Daher ist ihr persönlicher Wahlsieg gleich nach Vittrups Niederlage die beste Story, die bis zum Gehtnichtmehr ausgeschlachtet wird. Bei der Presse herrscht die einheitliche Meinung, dass Charlotte Damgaard Vittrups Joker im Konstituierungskabale ist, zu dem er die Karten legt. Letztens in den Radionachrichten, die sie im Auto gehört hat, als sie Thomas ein weiteres Mal schweren Herzens auf dem Weg zu seinem Job als Projektleiter in Sambia zum Flughafen gefahren hat, hieß es bereits, dass sie als Zweite Vorsitzende ausersehen sei und somit einen Platz in der Fraktionsspitze bekomme. Einige politische Kommentatoren haben ihr sogar den Job als neue politische Sprecherin zugedacht, und ein weiterer hat sich so weit aus dem Fenster gelehnt vorauszusagen, dass Vittrup es dem ehemaligen Staatsminister Krag gleichtun und alle hinters Licht führen werde, indem er zurücktrete und ihr die Führung übertrage. Alle Spekulationen hat sie mit »kein Kommentar« zurückgewiesen, genauso wie sie sich nicht dazu geäußert hat, welche Konsequenzen Vittrup ihrer Meinung nach aus der Wahlniederlage zu ziehen habe. Bis auf ihren Kommentar in der Wahlnacht »Per Vittrup ist ein erwachsener Mann, der absolut imstande ist, seine eigenen Konsequenzen zu ziehen«. Ein blöder Fehlgriff, weil das als Aufforderung an ihn missverstanden werden könnte, die einzige Konsequenz zu ziehen, die die Gewogenheit der Medien hat, nämlich die Kapitulation. Am nächsten Tag hat sie getan, was sie konnte, um diese Doppeldeutigkeit zu dementieren, und darauf hingewiesen, dass es durchaus auch eine Konsequenz sein kann, auf der Brücke zu bleiben, während der Orkan wütet. Zu spät, denn zu diesem Zeitpunkt hatten die schuppigen Mediennattern den Ausspruch bereits verzehrt und verdaut, um ihn zu irgendeinem Zeitpunkt, wenn sie am wenigsten damit rechnet, wieder auszubrechen.

Per selbst hat sich nichts anmerken lassen; er weiß schließlich, wie viel Unsinn geschrieben und wie alles, was man sagt, manipuliert und missbraucht wird. Deshalb hat sie die Idee aufgegeben, ihm eine Mail zu schicken und alles zu erklären. Aber sie wird sich daran erinnern, eine entsprechende Bemerkung fallen zu lassen, wenn sie zu der offiziellen Audienz bei dem Vorsitzenden aufgerufen wird, die der endgültigen Konstituierung vorausgeht, die der Fraktion um zwölf vorgelegt und um drei der Presse präsentiert werden soll. Eigentlich ist sie bereits per Telefon abgehandelt worden, doch es gibt gewisse Rituale und Spielregeln, die offenbar eingehalten werden müssen. Unter anderem auch die, sich durch ein weiteres Presseaufgebot zu quälen, das vor dem Büro des Vorsitzenden Aufstellung genommen hat in der Hoffnung, von sauren oder enttäuschten Fraktionsmitgliedern das eine oder andere aufzuschnappen. So kann sich das Roulette noch einmal drehen, die Sendezeit wird ausgefüllt, die Zeitungen werden verkauft, und der Fortsetzungsroman über die Kernschmelze der Sozialdemokraten geht weiter.

»Und jetzt lächeln!«, ermahnt sie sich und schluckt den Ärger hinunter, als sich die ganze Horde mit einem »Charlotte Damgaard, dürfen wir kurz ...« auf sie stürzt. Die Fernsehreporter halten ihr das Mikrofon unter die Nase, die Zeitungsreporter stehen mit Band oder Block bereit, und die Digicams der Fotografen blitzen los, während sie sich langsam der rettenden Tür nähert. Glücklicherweise ist sie groß und breitschultrig, ein absoluter Vorteil für eine Frau in der Politik.

»Charlotte, wird man Sie jetzt zur politischen Sprecherin ernennen?«, fragt Radio Danmark.

»Können Sie bestätigen, dass Sie die neue Zweite Vorsitzende werden?«, klingt es gleichzeitig von TV 2.

»Wie ist Ihre Haltung zu Søren Schouws Kritik am von oben gesteuerten Führungsstil?«

Sie lächelt breiter, bleibt stehen und dreht sich zu den Kameras. »Was Søren Schouw angeht, habe ich schon vor Langem beschlossen, keine Meinung zu ihm zu haben. Darf ich bitte vorbei?«

Im gleichen Moment geht die Tür auf, und derselbe Soren Schouw erscheint. Mit einer Gesichtsfarbe, die auf der gleichen Farbskala wie die korallenroten Wände des Gangs anzusiedeln ist. Eine Nuance, die gut zu den hohen, weiß gestrichenen Paneelen passt, aber weniger zu seiner grauen Tonsur.

»Sie schon wieder!«, zischt er zwischen den Zähnen hindurch.

»Ich schon wieder«, lächelt sie reserviert und schlüpft hinein. Wohlwissend, dass er, sobald sich die Tür hinter ihr geschlossen hat, seiner Frustration darüber Luft machen wird, dass sie ihm zum zweiten Mal sein Spielzeug weggenommen hat. Das erste Mal, als sie sein Umweltministerium übernommen hat. Und jetzt, wo ihr der Posten des Umweltsprechers angeboten wird, für den er Interesse angemeldet hat. Obwohl es nicht üblich ist, dass einem aus dem Amt geschiedenen Minister die Wortführerschaft in seinem früheren Ressort zugeteilt wird. Doch Vittrup hat sich verblüffend umgänglich gezeigt, als sie ihren Wunsch vorgebracht hat. »Einverstanden«, hat er gesagt. »Dann gewöhnst du dich auch an das Sägemehl im Zirkus. Deine Jungfernrede steht auch noch aus.« Sollte sie einmal ihre Memoiren schreiben, wird sie darin die Behauptung der Presse dementieren, dass sie Vittrups Joker gewesen sein soll. Sie ist auch zu grün – im doppelten Sinn –, um in der Fraktionsführung zu sitzen. Sie will die Unken retten. Nicht irgendjemandes Arsch.

»Was hat Schouw bekommen?«, flüstert sie der Sekretärin im Vorzimmer zu.

Die Sekretärin, die ein Faible für »die nordjütische Amazone« hat, schneidet eine verschwörerische Grimasse.

»Grönland und die Faröer.«

»Okay!«, sagt Charlotte und streckt sich. Dann haben die Journalisten ja ihre Story.

Man hat die sozialdemokratische Folketingfraktion einmal mit einer schlummernden Seeschlange verglichen. Mit einem launischen Seeungeheuer, das über lange Zeit in einer Art winterschlafähnlichem Zustand am Meeresboden liegen kann, was den an Land Lebenden den Eindruck von Frieden und Verträglichkeit vermittelt. Ja, so still kann die Seeschlange sein, dass die Menschen ihre Existenz total vergessen oder sogar bezweifeln, dass es sie gibt. Die kleinen Blasen, die Unheil verkündend die glitzernde Wasseroberfläche durchbrechen, werden übersehen oder bagatellisiert als Schnappen der Hechtkiefer nach Beute. Nur die Ältesten und Weisesten wissen, dass die Seeschlange keine Legende ist. Passt man nicht auf, sie nicht zu reizen, sieht man nicht zu, ihr zu opfern und Respekt zu erweisen, kann sie sich plötzlich in ihrer ganzen, gigantischen Größe erheben und wütend ihr alles verzehrendes Maul öffnen, in dem innerhalb eines Augenblicks alles verschwindet. Und wenn der Leiter dieser Fraktion aus sehr verschiedenen Individuen mit sehr verschiedenen Tagesordnungen sich der lauernden Gefahr nicht bewusst ist und nicht vermag, die Seeschlange ruhig zu halten, kann sich das bald als fatal erweisen.

Das weiß Per Vittrup nur zu gut. Und genau aus diesem Grund hat er jedem Einzelnen seiner einundfünfzig Fraktionsgenossen in den letzten Tagen tief in die Augen gesehen, zumindest sieht er das so. Ebenso wie er aufrichtig die Meinung vertritt, dass er, soweit möglich, bei der Verteilung der Sprecherposten, der Ausschussposten und so weiter auf jeden Einzelnen Rücksicht genommen hat. Einige musste er natürlich enttäuschen, Soren Schouw ist einer von ihnen, doch mit seinem mittelmäßigen Wahlergebnis hat er nicht gerade ein solides Mandat. Gert scheint sich auch damit abgefunden zu haben, dass Soren Schouw weiter nach unten getreten wird. Und Meyer scheint zufrieden damit, dass Charlotte diesmal nicht Teil der Fraktionsführung wird. Sie war sogar absolut dagegen, dass ihre Protegé zur Zweiten Vorsitzenden gemacht wird, eine Idee, die eigentlich auf ihrem Mist gewachsen ist. »Zu früh«, war ihr einziger Kommentar, als sie den Vorschlag abgewiesen hat. Dieser Posten ging somit an Christina Maribo, während Gert seinen jungen Bewunderer Martin Jansen zum Zweiten Vorsitzenden berufen hat. Somit dürften mit ihm an der Spitze, Meyer als Fraktionsvorsitzendem, Gert als politischem Sprecher und den beiden Jüngeren an den Flügeln Sonne und Wind gleich verteilt sein. Zumindest hatten weder Gert noch Meyer Einwände gegen die anderen Ernennungen, die in ihren Augen »ausbalanciert« sind. Meyer hat ihn sogar gelobt, die etwas beschwerliche Susanne Branner ihres Postens als Umweltsprecherin enthoben und ihr den der Einwanderersprecherin zugeteilt zu haben. In gewisser Weise ein Uriasposten, den sie denn auch mit saurer Miene angenommen hat. Eine Miene, die nur noch saurer wurde, als sie begriff, dass Charlotte als gewöhnliches Mitglied mit in den Ausschuss gekommen ist. Da waren die Jüngsten leichter zu begeistern. Die junge Liv Busk Sørensen strahlte über ihre Ernennung zur Gleichberechtigungssprecherin, und die beiden jungen Sozialdemokraten, Sune Garde und René Nielsen, drückten ebenfalls ihre Freude darüber aus, die Ausbildungs-beziehungsweise die Rechtspolitik zugeteilt zu bekommen. Einige sind leer ausgegangen, auch einige, die geglaubt hatten, dass ihr Talent sie zu mehr als zu Hinterbänklern und einfachen Ausschussmitgliedern berechtige. Er war gnädig genug, ihnen nicht auch noch zu sagen, dass sein größtes Problem bei dem Ränkespiel der Mangel an Talent in der Fraktion war. Es gibt einfach zu wenig Karten.

Doch alles in allem verlief die Fraktionssitzung besser als erwartet. Auch die Presse schien die Konstituierung anzuerkennen, obwohl sie natürlich Schouws Meckereien überspitzt darstellte. Da dieses ehrbare Mitglied mit seiner Kritik jedoch allein stand und sie auch Charlotte nicht dazu bewegen konnten, Enttäuschung über ihre Platzierung zu äußern, geht er davon aus, dass die See nach einigen zu erwartenden Wellenschlägen in den kommenden Tagen wieder spiegelblank daliegen wird. Dann können sie mit der Arbeit beginnen. Dann wird er die nötige Ruhe haben, seine Pläne weiterzuentwickeln. Denn natürlich hat er noch ein paar Asse im Ärmel. Das hier war erst die erste Runde.