Selbstheilung und Seelenerziehung durch Autosuggestion - Emil Coué - E-Book

Selbstheilung und Seelenerziehung durch Autosuggestion E-Book

Emil Coué

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Beschreibung

Aus dem Inhalt: Der Schlüssel meiner Methode liegt in der Erkenntnis von der Überlegenheit der Einbildungskraft über den Willen. Wenn die beiden Zusammenwirken, wenn man sagt: "Ich will und ich kann", so ist das vortrefflich. Andernfalls siegt immer die Einbildungskraft über den Willen. "Der Glaube ist die Substanz dessen, was man wünscht. Sehen wir uns mit geistigem Auge vollkommen gesund, stark und arbeitslustig, so ziehen wir alle Kräfte an uns heran, die fähig sind, uns dazu zu machen. Wir bilden mit der unsichtbaren Gedankensubstanz ein geistiges Ich, dieses kraftvolle Ich, nach dem wir verlangen; dieses meistert schließlich den materiellen Körper und gestaltet ihn nach seinem Bilde. Wenn man einen kranken Magen hat, dann weigere sich unsere Einbildungskraft, ihn geschädigt zu sehen: man sehe ihn in seinem Vorstellungsvermögen kerngesund. Die schwachen Beine denke man sich kraftvoll. Ist unser Körper ermattet, dann sehe man sich so fröhlich, wie man in der Kindheit war, wo die Glieder an der Bewegung ihre Lust hatten und man sein Vergnügen daran fand, auf Bäume und Hecken zu klettern. So erzeugt man die "Substanz" der Sache oder den körperlichen Zustand, den man begehrt. Je ausdauernder wir uns geistig so sehen, wie wir sein möchten, umso mehr wird der nach und nach eintretende Wandel, der unseren physischen Zustand bessert, unseren Glauben an die Wahrheit dieses Gesetzes fördern. Wochen, Monate, Jahre denke man sich stark, arbeitslustig, und man wird sich geistig mehr und mehr von jeder Krankheit befreit fühlen. Indem wir uns selbst so erblicken, wie wir sein möchten, wird dieses Faktum zur wirklichen Gewohnheit, oder, wie man sagt, "zur zweiten Natur". Erstveröffentlichung: 1925, Autor: Emil Coué, Prentice Mulford u. a. Umfang: ca. 105 Buchseiten, 14 Kapitel

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Seitenzahl: 147

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Emil Coué

Selbstheilung und Seelenerziehung

Impressum

„Selbstheilung und Seelenerziehung durch Autosuggestion“ von Emil Coué

Neuauflage: F. Schwab Verlag – www.fsverlag.de

Copyright © 2018by F. SchwabVerlag

Inhalt
Impressum
Einleitung.
Ratschläge und Lehren an meine Schüler.
Gedanken und Vorschriften.
Geist und Körper in ihrer Wechselwirkung.
Persönlicher Magnetismus.
Die neue Erziehung.
Beispiele von Suggestivbehandlung.
Der hypnotische Schlaf und seine Beziehungen zur Suggestion.
Emil Coué und sein Werk.
Der Arzt in uns.
Die Suggestion in ihrer allgemeinen Anwendbarkeit.
Die Suggestion bei der Erziehung des Kindes.
Freiheit und Suggestion.
Der Garten des Glücks.
Reflex-Hypnotismus.

Einleitung.

Wünschen Sie gesund zu sein, gut zu schlafen, regelmäßig zu verdauen? Sollen Ihre Unternehmungen erfolgreich sein, Ihre Feinde sich in Freunde verwandeln?

Möchten Sie ab und zu zum Lachen gereizt sein, ohne besonderen Anlass, so einfach schlechthin, weil das Leben Ihnen so schön erscheint?

Möchten Sie Ihre Kinder täglich blühender, heiterer, klüger und gehorsamer sehen?

Nun, dies alles wird Ihnen geboten, gratis und gebrauchsfertig, ohne Medizin, ohne Apparat, ohne Berufsstörung, garantiert und diskret.

Ein Sprüchlein des Morgens und des Abends, ein anderes bei jedesmaliger Wiederkehr von Schmerz, trüber Stimmung oder Verführung zum Laster.

Sie zweifeln? Ja, sehen Sie, gerade das dürfen Sie nicht, gerade das wird man Ihnen abgewöhnen, damit auch Sie aller Verheißungen teilhaftig werden, die oben angeführt sind. Es soll Ihnen sogar erklärt werden, wie die Sache funktioniert.

Der frühere Apotheker aus Nancy, Herr Emil Coué, hat dem Ensemble, das wir früher die „göttliche Kraft“ zu nennen gewöhnt waren, einen kleinen praktischen Trick entdreht, den er anzuwenden und zu lehren versteht. Sein Wirken ist vielen großen Seelenärzten bekannt, seine Schriften sind in allerlei Sprachen übersetzt. Sein Sanatorium in Nancy ist ein Treffpunkt der „verzweifelten Fälle“ aus allen Reichen, seine wunderbaren Kuren haben ihm viele Angriffe eingetragen, viele gläubige Seelen gewonnen. Schriftliche Danksagungen von Tuberkulösen, Gichtischen, Stotterern, Kleptomanen, Geschwürbehafteten und Trinkern bestätigen Heilung. Seine Tätigkeit in Nancy, die Vortragsreisen durch England und Amerika verschlingen seine Zeit. Heute ist er in Paris.

In dem Hörsaal seines Institutes für Seelenerziehung drängen sich die Heilsbedürftigen zu dem Gratisvortrag mit Demonstrationen. In Autos und zu Fuß kamen Reiche und Arme, Eltern, Kinder, Greise. Sie umstanden wartend im Schwarm den engen Eingang des Hauses in der rue Pauquet; Bäcker und Schlächter aus benachbarten Läden staunten sie an. „Ist Ihr Onkel noch in Nancy?“ wird die elegante Dame im Pelz gefragt. „Er ist geflohen,“ antwortet sie lebhaft, „wir brachten ihn gelähmt, im Rollstuhl, nach drei Tagen konnte er gehen — glauben Sie mir, er ist geflohen, er hatte Angst vor dem Leben ohne sein Steckenpferd, seine Krankheit.“

Herr Coué ist ein reizender kleiner Greis, er spricht zierlich und sanft, auswendig und überzeugend. Händereibend steht er auf dem Katheder vor dem Tischchen mit Wasserglas. Ein goldenes Knöpfchen schmückt die blanke Hemdbrust, die ordentlichen Schleifen seiner Schnürstiefel hängen naiv.

„Was ich Ihnen zu sagen habe, ist so einfach, Sie werden enttäuscht sein — ich bin kein Zauberer!“

Und wirklich, es handelt sich um eine Methode, die sich ganz sachlich an Hand von Beispielen „aus dem Leben“ erklären lässt.

Also: Da ist erstens die Phantasie oder Einbildungskraft. Sie ist die Meisterin eurer Fähigkeiten, eurer Schicksale. Sie ist in direkter Beziehung zu eurem Unterbewusstsein, — o ja, seit Freud wissen wir alle, welch ein gefährliches Ding wir da mit uns tragen. Wie denn, gar nicht gefährlich, sondern sanft und gehorsam wie ein Kind, und nur misshandelt?

Ein Beispiel: Auf dem Boden liegt ein Brett, zehn Meter lang, fünfundzwanzig Zentimeter breit. Wir gehen darüber, ohne zu wanken, es ist leicht, sagen wir. Jetzt, dasselbe Brett in der Höhe einer Kathedrale. Warum ist nun schwer und fast unausführbar, was eben noch ein Kinderspiel war? Eure Einbildungskraft hat inzwischen dem Unterbewusstsein gesagt: Wir werden fallen. Wahrlich, ich sage Ihnen, nichts ist leicht oder schwer, es sei denn, unsere Einbildungskraft macht es dazu. Zweitens: Man lehrte euch die Macht des Willens. Gewiss, der Wille ist eine Kraft, aber, — und hier passt auf, diese Kraft, wenn sie im Kampf steht mit eurer Phantasie, wenn sie eine unglückliche Vorstellung, die ihr habt, „trotzdem“ überwinden will, so spaltet grade sie um so hoffnungsloser die Kluft zwischen Verlangen und Gelingen, denn die Einbildungskraft ist immer und ohne Ausnahme die stärkere von beiden.

Beispiele: Sie leiden an Schlaflosigkeit; je mehr Sie sich vornehmen einzuschlafen, umso verhängnisvoller wird Ihr Zustand. Sie zünden sich eine Zigarette an, während Sie sich schwören, nie wieder zu rauchen. Sie lernen das Radfahren, — je krampfhafter Sie Ihren Willen einsetzen, das Hindernis zu vermeiden, umso magnetischer zieht es Sie an.

Geben Sie Ihren optimistischen Vorstellungen freien Spielraum, schalten Sie den brutalen Willen aus, der sich als Überwinder gebärdet und auf Zweifel und Furcht aufgebaut ist, reinigen Sie durch einfache Autosuggestion Ihr Unterbewusstsein von den Schlacken einer trüben Weltanschauung.

Die muntere Stimme plätschert sanft, führt aus, erweitert, schränkt ein. Nichts Unmögliches wünschen, mahnt er, denn dann kann die Wirkung „natürlich“ nicht eintreten. Beine und Arme wachsen nicht nach, Nervenstörungen durch Verletzung des Gehirns sind nicht zu heben.

Eine beruhigende, Hoffnung weckende Suggestion geht von ihm aus. greift über auf das Häuflein Mühseliger und Beladener. Kein fanatischer Appell an Größe und Heroismus erschreckt, kein süßes Versprechen auf ein unsichtbares Himmelreich verführt die Sinne, kein genialer Blitz zerreißt die Nüchternheit dieser angewandten Vernunft.

„Heilen,“ fährt er fort, „ich heile nicht, habe weder Fluidum noch magnetische Kräfte — —“

Ein schmeichelhaft protestierendes Murmeln geht durch die Reihen der Hörer, wird von einer bescheidenen kleinen Verbeugung entgegengenommen: Nein, nein, das alles habe ich aufgegeben, nur lehren will ich Sie, sich selbst zu helfen. Meine Augen streifen über die Lauschenden hinweg zu den Zetteln an den Wänden: Das Institut für Seelenerziehung ist ein Werk der Wohltätigkeit, das über eigene Mittel verfügt. Es kann gratis wirken. Und daneben: Unsere Ausführungen entbinden den Kranken nicht von der Pflicht, seinen behandelnden Arzt weiter zu konsultieren.

Wahrlich, um auch die simpelste Wahrheit zu vertreten, muss man klug sein wie die Schlangen und sanftmütig wie eine Taube. Vielleicht, wenn wir erst alle gesund, heiter und erfolgreich geworden sind, wird es auch keinen Konkurrenzkampf mehr geben.

Herrn Coués Ausführungen sind zu Ende, die Demonstrationen beginnen. Ein junges Mädchen, auf einen Herrn gestützt, wankt am Stock. In der Wahl ihres Hutes, des bescheidenen Mäntelchens liegt ein Anflug von Koketterie. Sie ist keine Resignierte.

Gelenkrheumatismus seit acht Jahren. „Sie sollen nicht sagen: ich möchte, sondern ich werde gesund sein.“ Das liebe Mädchen gehorcht musterhaft den Anordnungen, die nun folgen, Hände vorstrecken und falten, vor sich hinsprechen: Ich kann sie nicht öffnen, ich kann nicht, kann nicht. — „Lauter, Mademoiselle, schneller“ und ins Publikum: „Da soll man eine Dame lehren, schnell zu sprechen.” „So, und nun können Sie —“ Knackend lösen sich die Gelenke. Eine nahe Nachbarin wird beauftragt, leicht über das steife Knie zu streichen, die Patientin selbst spricht dazu: Es geht vorüber, geht vorüber, geht vorüber! — Nun hebt sie wechselnd beide Knie, höher, schneller, den Boden stampfend im Takt.

„Mademoiselle, Sie können jetzt gehen, steigen Sie die Stufen hinab, nein, ohne Stock, sehen Sie, es geht.“

Wir sind beiseite gerückt, ein Gang liegt frei, sie geht. Hin und zurück und noch einmal. „So, nun können Sie laufen, laufen Sie, rennen Sie, nein, viel schneller noch, flink wie ein Kind.“ Wahrhaftig, sie rennt. Ein wenig verrostet, ein wenig künstlich. Begeisterter Beifall bricht aus den Reihen, Tränen stehen in trüben Augen, die Geheilte hat die Arme ausgestreckt. — „Nein, wehrt der strahlende Greis, — „man könnte sagen, ich habe Sie berührt. Sie allein haben sich geheilt, von nun an ist alles gut.“

Die Zweite, eine migränebehaftete Fünfzigerin, spürt keine Wirkung. Sie möchte die Einzelheiten ihres Spezialfalles erzählen. „Aber Madame,“ wehrt der erzürnte Heiland, „vertrauen Sie, und vor allem analysieren Sie nicht, sonst sind Sie verloren.“

Eine Frau aus dem Volk führt die Hand über den schmerzenden Magen im Rhythmus ihres Gesanges: Geht vorbei, geht vorbei. Es ist erschütternd, wir alle brechen in Gelächter aus. „Lachen Sie nicht,“ ruft der kleine Eiferer, „es ist viel lächerlicher, krank zu sein, als sich zu heilen.“

Ein Dienstmädchen im schiefen Hut hat einen Hexenschuss in den Schulterblättern, sie kann die Arme nicht heben. Nach einem Weilchen schwingen sie wie Mühlenflügel. Wir lachen wieder, diesmal stimmt der Meister mit ein.

„Wie, Madame, Sie hören nicht gut?“ Die Witwe im Kreppschleier nähert gespannte Augen den Lippen des Seelenarztes. „Ja,“ sagte sie schmerzlich, „ich bin taub.“ Als sie dann aber alles, auch das leise Geflüster aus der Saalecke versteht, überwältigt sie das Wunder, sie kreuzt die blassen Hände über der Brust, schlägt den blauen Blick nach oben: „Und ich, die verzweifelte —“

Wie beschwingt von der freudigen Bewegung der Zuhörer, fasst der kleine Alte noch einmal seine Leitsätze zusammen, schließlich gibt er uns ein Gebot. „Von heute an bis zum letzten Tag eures Lebens, jeden Morgen und Abend, im Einschlafen und Erwachen sagt es laut vor euch hin, zwanzigmal: „Jeden Tag in jedem Sinne geht es mir besser und besser.“

Hochrufe und Beifallsklatschen. Dankende drängen nach vorn. Ein blasses kleines Mädchen wird ihm zugeführt, strahlende Eltern bestätigen anhaltende Fortschritte. Eine alternde Russin in Breitschwanz und Chinchilla ist extra von Petrograd gekommen. „Die weite Reise,“ sagt sie, „meine Tochter liegt krank, im Hotel, im Ritz.“ — „Verstehen Sie Französisch?“ fragt der Kleine, „nun so lehren Sie Ihr Kind, was ich Sie eben gelehrt habe. Ich habe nichts Spezielles für Sie, meine Methode ist eine allgemeine.“

Bis in den Vorraum wird er gedrängt, da verwaltet ein altes Fräulein den Verkauf der Broschüren. „Wie sie ihn quälen mit törichten Fragen und Wünschen,“ seufzt sie, „verstehen sie ihn denn nicht, er ist doch so einfach.“ Ja, rührend und einfach ist dieser selbstlose Enthusiast der praktischen Seelenerziehung, liebenswürdig und bescheiden. Sein sachlicher Optimismus mag vielen Leidenden Linderung bringen, Tausenden Mut und Vertrauen geben. Aus den vielen Filialen in England und Amerika gehen vielleicht täglich Getröstete hinweg.

Gewiss, auch zu fürchten brauchen wir diese Lehre nicht. Auf diesem Heilswege zur Verbesserung der privaten Biographie werden weder Märtyrer noch Heilige gedeihen, weder divine Besessene, noch fanatische Priester; keine Kathedralen werden sich wölben, den göttlichen Schauder dieser Lehre aufzufangen und in den entzündeten Rosen ihrer Fenster zu spiegeln, kein im Rausch entzückter Gedanke wird in vermessenen Türmen gen Himmel weisen, keine Nonne den wehen Schrei der Inbrunst ausstoßen.

Das einzige Bedenkliche wäre, ob man nicht vorgreifen und schon jetzt neue Regeln für die Anwendung des Subjonctif aufstellen sollte.

H. G.

Ratschläge und Lehren an meine Schüler.

Von Emil Coué

Meine Ratschläge, um gute Autosuggestionen bei den Kranken zu erzielen, sind nur kurz, aber sie genügen, wenn sie richtig befolgt werden: Selbstsicher sein und das zeigen durch den Ton der Stimme; sehr einfach sein in Benehmen und Ausdrucksart, dabei sehr bestimmt sein, als befehle man dem Kranken.

*

Meine Suggestionsformel, mit eintöniger Stimme gesprochen, bewirkt bei den Kranken eine leichte Schlaftrunkenheit, und gerade dadurch dringen meine Worte besser ein in das Unterbewusste.

*

Eure Worte müssen den Kranken anregen zu einem Gefühl freundschaftlicher Verbindung, vollkommenen Vertrauens; er wird diese Behandlungsart lieben und wird euch all die Aufmerksamkeit schenken, die ihr braucht. Wenn ihr in ihm einen Seelenzustand erzeugt habt, durch den er sich zufrieden und gut gestimmt fühlt, und wenn ihr ihm bewiesen habt, dass ihr sein Freund seid, dann wird alles leicht glücken.

*

Mit welcher Art Mensch ihr es auch zu tun habt, um etwas mit ihm zu erreichen, habt die unbedingte Überzeugung, dass ihr etwas erreichen werdet.

*

Wenn man euch einen kalten Blick zuwirft oder unzufrieden ist, oder wenn ihr fühlt, dass ihr dem Patienten unsympathisch seid, lasst euch dadurch nicht stören, bleibt ruhig bei der gewohnten Methode, im Gegenteil, verdoppelt sie, verdreifacht sie, geratet in Erregung und sagt euch: „Diese Person, der ich nicht sympathisch bin, sie wird bald mich als Freund empfinden, ich werde ihr sympathisch sein.“ Andererseits aber: lasst jedes Zeichen der Feindschaft an euch abgleiten, kümmert euch nicht darum.

*

Ich sage keine überflüssigen Worte und erlaube nicht, dass man solche sagt. Ihr seid neurasthenisch: ich weiß besser als ihr, was euch fehlt, ihr leidet viel (sie sind damit zufrieden, wenn man ihnen sagt, dass sie leiden): wir wollen euch jetzt von dieser Last befreien.

*

Setzt es euch in den Kopf, dass ihr ein bestimmtes Ziel erreichen müsst, und ihr werdet die Mittel finden, die notwendig sind, um dahin zu gelangen, und zwar ohne zu suchen. Wenn ihr findet, dass es eure Pflicht ist, diese jungen Leute in die Sitzungen zu bringen, so werdet ihr auch die Worte finden, um sie zu bestimmen, ja, um ihnen Verlangen danach einzuflößen.

*

Je weiter ich komme, umso mehr sehe ich ein, dass man nichts erzwingen darf, nicht einmal die Aufmerksamkeit. Ich suche die Natur nachzuahmen, indem ich sie beobachte. Je einfacher und kürzer eine Unterweisung ist, umso besser. Nicht nach verschiedenartigen Suggestionen suchen. „Alle Tage geht es mir in jeder Hinsicht besser und besser“, dieser Satz passt immer.

Eine Person hatte seit zwei Jahren eine durch Krampf geschlossene Hand, trotz aller Ärztebehandlung. Dr. Vachet hat sie im Nu geöffnet, indem er den Gedanken in sie hineinlegte: Ich kann.

*

Niemals einen Kranken bedauern! Man wird mir sagen: „Oh, welch hartes Herz haben Sie!“ Doch es ist im eigenen Interesse des Kranken; es verschlimmert sein Leiden, wenn ich ihn bedauere.

*

Absichtlich verwende ich keine grob volkstümlichen Ausdrücke, wohl aber familiäre. Die haben mehr Kraft.

*

Ich behaupte, unsere Stimme ist so, wie wir sie bilden. Sie kann gepflegt werden, und wir sollen sie pflegen, und jeder, der sich die Mühe geben will, kann sich eine gute Stimme erwerben.

*

Man will eine bestimmte Sache tun, aber indem man sich einbildet, dass man dazu nicht fähig sei, tut man genau das Gegenteil von dem, was man will.

Der Schwindel ist dafür ein Beispiel. Jemand geht auf engem Pfad neben einem steilen Hang, er denkt zunächst an gar nichts. Plötzlich kommt ihm der Gedanke, er könnte vielleicht hinunterstürzen in den Abgrund. Wenn er nun unglücklicherweise nach der gefährlichen Seite hinsieht, so ist er verloren. Das Bild des Fallens setzt sich im Geiste fest, er fühlt sich von einer unsichtbaren Macht angezogen, die mit den Anstrengungen, ihr zu widerstehen, nur wächst. Er gibt nach und wird unten in der Schlucht zerschmettern. Das ist die Ursache der meisten „Unglücksfälle in den Bergen“.

Was so körperlich geschieht, geschieht auch seelisch: die ungesunden Gedanken sind wie eine Art Abgrund, der den Fall dessen bewirkt, der nicht weiß, wie man entkommt.

*

Ich behaupte ja gar nicht, dass der Wille keine Kraft sei, er ist eine große Kraft; doch er wendet sich fast immer gegen uns. Man muss so denken: ich wünsche diese Sache und bin dabei, sie zu bekommen, und es wird glücken — wenn ich nicht krampfhafte Anstrengungen mache.

*

Du erschaffst dir die Symptome, von denen du dir einbildest, dass sie zu der Krankheit gehören, die du zu haben glaubst. Sage zu deinem Leiden:

Du hast mich besessen, du wirst mich nicht mehr besitzen.

*

Wiederhole zwanzigmal, morgens und abends: „Alle Tage geht es mir in jeder Hinsicht besser und besser.“ Dies gleiche Mittel hilft jedem und ist so einfach und leicht. Zu leicht, nicht wahr? Und doch, dies ist sehr wichtig: denkst du, dass du krank bist, wirst du es; denkst du, dass die Heilung kommt, so kommt sie.

*

Durch Sicherheit kommen wir zum Erfolg, nicht durch Hoffnung.

*

Es ist ganz leicht für Eltern, die Fehler der Kinder zu beseitigen und die entgegengesetzten Eigenschaften erscheinen zu lassen: während sie schlafen, spricht man ihnen zwanzig- bis fünfundzwanzigmal vor, was man von ihnen wünscht. Mütter und Väter sollten das als eine Pflicht gegen ihre Kinder betrachten, es ist das eine seelische Ernährung, ebenso nötig wie die körperliche; und man sorgt doch für ihr Essen.

*

Lob wirkt anregend, doch es darf nicht übertrieben sein. Tadel wirkt anregend für den Menschen, oder besser: Tadel festigt. Ich gebrauche Umschreibungen, die nicht verletzen können, hülle den Tadel in eine Redensart; die Leute werden dann nicht argwöhnisch, da sie fühlen, dass ich ihnen keine Vorwürfe mache. Mach' dir selber Vorwürfe; machst du sie dem anderen, so reizt du ihn. Ich mache keine Vorwürfe, ich stelle Tatsachen fest.

*

Am 27. Februar 1917. Ja, gestern habe ich die Sechzig überschritten und gehe nun los auf die Siebzig, doch wenn nicht eine Kugel oder Bombe mir unterwegs begegnet, werde ich auch dort nicht stehen bleiben, die Last der Jahre wird mir leicht erscheinen.

Diese Vorstellung bilde ich in mir und sie wird sich verwirklichen.

Gedanken und Vorschriften.

Von Emil Coué

Der Mensch gleicht einem Behälter, der oben eine Öffnung mit Hahn hat, die bestimmt ist, ihn zu füllen, und der unten eine andere Öffnung mit Hahn hat (von einem etwas größeren Durchmesser), die bestimmt ist, ihn voll zu erhalten oder auszuleeren, je nachdem der Hahn geschlossen oder offen ist.

Was geschieht nun, wenn die beiden Hähne gleichzeitig offen sind? Augenscheinlich ist der Behälter dann immer leer. Und was geschieht, wenn der untere Hahn geschlossen bleibt? Der Behälter füllt sich dann allmählich an, dann läuft er über, und zwar mit einer Flüssigkeitsmenge, die genau der entspricht, die einströmt.

Möge jeder doch diesen unteren Hahn geschlossen halten, und zwar damit er seine Kraft nicht verschleudere. Er möge nur eine Bewegung machen und nicht zwanzig oder vierzig, wo nur eine Bewegung nötig ist. Er möge niemals überstürzt handeln; er möge bedenken, wie leicht eine Sache zu tun ist, sobald sie möglich ist. Wenn wir so vorgehen, wird unser Kraftbehälter immer voll sein, und was überfließt, ist mehr als genug für unser Wirken, wenn wir verstehen, damit zu wirtschaften.

*