Sendboten des Teufels - Peter Tremayne - E-Book
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Sendboten des Teufels E-Book

Peter Tremayne

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Beschreibung

Schwester Fidelma wird alles abverlangt.

Irland im Herbst 671. Unweit vom Herrschersitz der Könige von Muman werden ein älterer Geistlicher und seine Begleiter brutal erschlagen und ausgeraubt. Doch das ist erst der Anfang. Tod und Verdammnis haben offenbar auf der Burg Cashel Fuß gefasst. Selbst Fidelma ist nicht mehr in der Lage, diesen blutigen Ereignissen Einhalt zu gebieten. Haben die Abgesandten aus Rom, die alle bald als Sendboten des Teufels bezeichnen, etwas damit zu tun? 

»Wer einen Roman von Peter Tremayne gelesen hat, der möchte sie alle lesen.« NDR.

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Seitenzahl: 551

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Peter Tremayne

Sendboten des Teufels

Historischer Kriminalroman

Aus dem Englischenvon Irmhild und Otto Brandstädter

Inhaltsübersicht

Personenverzeichnis

Karte

Anmerkung des Autors

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Informationen zum Buch

Über Peter Tremayne

Impressum

Wem dieses Buch gefallen hat, der liest auch gerne …

Für Kate und Dave Clayton

als Zeichen meiner Wertschätzung.

Möge dem ganzen Clayton-Clan

– Dan, James, William und Matthew –

stetes Glück beschieden sein.

… adfuit inter eos etiam Satan. Cui dixit Dominus: Unde venis? Qui respondens ait: Circuivi terram et perambulavi eam.

Iob 1,6.7

Vulgata, latein. Übersetzung des Hieronymus, 4. Jh.

… da die Gottessöhne kamen und vor den Herrn traten, kam der Satan auch unter ihnen. Der Herr aber sprach zu dem Satan: Wo kommst du her? Satan antwortete dem Herrn und sprach: Ich habe die Erde umrundet und bin auf ihr umhergezogen.

Hiob 1, 6.7

HAUPTPERSONEN

Schwester Fidelma von Cashel, eine dálaigh oder Anwältin bei Gericht im Irland des siebenten Jahrhunderts

Bruder Eadulf von Seaxmund’s Ham aus dem Lande des Südvolks, ihr Gefährte

AN DER EINSIEDELEI SIOLÁN AM FLUSS SIÚR

Gormán, Hauptmann der Nasc Niadh, der Leibwache des Königs

Enda, ein Krieger der Leibwache

Dego, ein Krieger der Leibwache

Bruder Siolán

Bruder Egric

AUF DER BURG CASHEL

Colgú, König von Muman, Fidelmas Bruder

Beccan,rechtaire, Hofmeister und Verwalter der Burg

Dar Luga, airnbertach, Haushälterin der Burg

Ségdae, Abt von Imleach und Oberster Bischof von Muman

Bruder Madagan, sein Verwalter

Aillín, Oberster Richter von Muman

Luan, ein Krieger der Leibwache

Aidan, ein Krieger der Leibwache

Alchú, Fidelmas und Eadulfs Sohn

Muirgen, Alchús Kinderfrau

Bruder Conchobhar, Heilkundiger und Apotheker

BESUCHER AUF DER BURG CASHEL

Deogaire vom Clan Sliabh Luachra, Bruder Conchobhars Neffe

Äbtissin Líoch, Äbtissin der Abtei Cill Náile

Schwester Dianaimh, ihre bann-mhaor, Schaffnerin der Abtei

Cummasach, Stammesfürst der Déisi

Furudán, sein Brehon

Rudgal, ein Geächteter vom Stamm der Déisi

Der Ehrwürdige Verax von Segni

Arwald, Bischof von Magonsaete

Bruder Bosa, angelsächsischer Schreiber

Bruder Cerdic, ein angelsächsischer Vorbote

Fíthel, Richter vom Rat der Brehons

IN DER ORTSCHAFT CASHEL

Rumann, ein Gastwirt

Della, Gormáns Mutter

Aibell, Freundin Dellas und Gormáns

Muiredach, ein Krieger vom Clan Baiscne

IM EATHARLACH-TAL

Bruder Berrihert, ein angelsächsischer Mönch, sesshaft in Irland

Bruder Peccanum, sein Bruder

Bruder Naovan, sein Bruder

Maon vom Stamm der Déisi

ANMERKUNG DES AUTORS

Die in diesem Roman geschilderten Ereignisse folgen den Geschehnissen im Band Das Sühneopfer.

Die Handlung spielt in der Jahreszeit Dubh-Luacrann, d.h. dunkelste Tage, die heutzutage den Monaten Januar und Februar entspricht. Die Geschichte beginnt kurz vor dem uralten Imbolc-Fest, das nach heutigem Kalender auf den 1.Februar fällt. Mit diesem Fest wurde die Zeit gefeiert, in der die Mutterschafe wieder Milch gaben und die Tage spürbar länger wurden. Es galt auch der irischen Göttin der Fruchtbarkeit, Brigit, doch bald nach der Übernahme des Christentums wurde daraus der Festtag der heiligen Brigid von Kildare.

Wir schreiben das Jahr671.

In diesem Buch habe ich die irische Schreibung des Flussnamens Siúr (gesprochen »schur«) übernommen und nicht die anglisierte Schreibung Suir. Man nimmt an, diese Schreibung ist durch die irrtümliche Vertauschung der Buchstaben »i« und »u« entstanden. Ich gebe diese Erklärung nur, um nicht weiterhin Briefe von wohlmeinenden Verfechtern der einen oder anderen Schreibweise zu erhalten, die der Auffassung sind, die irische oder die englische Form sei die einzig richtige.

Siúr heißt wörtlich genommen »Schwester-Fluss«. Er entspringt in den Teufelsbiss-Bergen (Devilsbit Mountains) nördlich von Durlus Éile (Thurles)– vgl. Kapitel16 im Band Die Pforten des Todes –, fließt südwärts durch die Ebene von Tipperary, wendet sich dann nach Osten und erreicht nach einer Länge von 185Kilometern seine Trichtermündung bei Port Láirge (Waterford). Der heutige Name Devil’s Bit oder Bite lautete ehemals Bearnán Éile (Kluft der Éile).

KAPITEL 1

Die drei Reiter hielten ihre Pferde auf der Hügelkuppe an und schauten ins Flusstal hinunter. Unter ihnen bildete der dichte Wald eine Barriere zwischen den Bergen und dem breiten, gemächlich nach Süden strömenden Fluss. Die Landschaft war ein Flickenteppich aus Grün-, Gelb- und Brauntönen, je nach den Baumarten und der Laubfärbung ihres Blätterdachs. Meistens waren es stämmige Eichen mit weit ausladenden, gebogenen Ästen und einer breiten Krone. Dazwischen mischte sich Schlehdorn mit seinem harten gelblichen Holz und den langen, tückischen Dornen. Auch grau-braune Ebereschen und sogar Weiden waren darunter. All diese Bäume standen eng beieinander, zum Fluss so dicht an dicht, als strebten sie nach dem rettenden Nass.

Der Tag war für die Jahreszeit ungewöhnlich warm. Hinter langsam ziehenden grau-weißen Wolken wurden hin und wieder Fetzen blauen Himmels und die dunstig verschleierte Sonne sichtbar. Der Jahreszeit gemäß hätte es düster und kalt sein müssen, doch es war angenehm hell und mild.

Die drei Berittenen waren junge Männer, Krieger, nach ihrer Kleidung und ihren Waffen zu urteilen, und jeder trug sichtbar den Goldenen Halsreif, woraus sich unschwer schließen ließ, dass sie zur Leibwache des Königs von Muman gehörten. Dessen Herrschaftsbereich war das größte der fünf Königreiche von Éireann, ganz im Südwesten der Insel gelegen. Ihr Anführer beugte sich vor und tätschelte seinem Pferd den Hals. Er sah flüchtig nach Osten, dann glitt sein Blick, als folgte er der hinter den Wolken schwebenden Sonne, nach Westen. Zufrieden nickte er.

»Wir werden noch vor Sonnenuntergang in Honigfeld sein«, verkündete er seinen Gefährten. Cluain Meala, Honigfeld, so hieß eine weiter westwärts gelegene Siedlung am Nordufer des Siúr, dessen Wasser vor ihnen schimmerten. »Dort übernachten wir und reiten am Morgen weiter nach Cashel.«

»Wird mir nicht leid tun, endlich nach Hause zu kommen«, murmelte einer von ihnen und spähte unmutig zurück, wo sich die Hügel zu einem dräuenden Gebirge auftürmten.

Der Anführer grinste, als er das ängstliche Gesicht des jungen Burschen sah. »Du hast doch nicht etwa befürchtet, Enda, dass dich die Frauen der Anderswelt verzaubern bei unserem Ritt über die Berge?«

»Du hast gut reden, Gormán«, empörte sich der Jüngere, »die alten Geschichten haben sich oft genug als wahr erwiesen.«

»Glaubst du wirklich, dass Fionn Mac Cumhail und seine Krieger von den Frauen der Anderswelt verzaubert wurden, während sie über den Berg zogen?« Gormán lachte spöttisch.

»Aber reden wir nicht immer noch vom Sliabh na mBan, dem Frauenberg?«, wehrte sich Enda. »Der Eingang zum Sídh der Femen, dem unterirdischen Heiligtum der Anderswelt-Frauen, ist beim Gipfel dort oben, weiß doch jeder.«

Der Dritte der Gruppe, der bislang geschwiegen hatte, schnaubte verächtlich. »Das sind doch alles Geschichten fürs Lagerfeuer! Wenn uns mulmig wird, sobald wir uns einem Ort nähern, über den Schauergeschichten umgehen, dann dürften wir uns gar nicht erst vor die eigene Haustür wagen. Wir haben den Berg ohne die geringste Schwierigkeit hinter uns gebracht; vor Wesen der Anderswelt braucht sich keiner zu fürchten. Also nichts wie weiter, je früher wir in Honigfeld sind, umso eher können wir uns bei einem Becher corma und gutem Essen am prasselnden Herdfeuer ausruhen.«

»Du hast völlig recht, Dego«, stimmte ihm Gormán zu. Er wollte schon sein Pferd antreiben, als er aus der Ferne Vogelgeschrei vernahm. Über die Baumwipfel blickte er zum Fluss und wurde gewahr, dass dort Vögel aufgeregt kreisten.

»Die muss was aufgeschreckt haben«, sagte Enda.

»Vögel sind doch immer schreckhaft«, meinte Dego seelenruhig. »Vielleicht hat ein Wolf oder ein Fuchs sich seine Beute geschnappt.«

Ohne auf sie einzugehen, ritt Gormán weiter voran in den Wald hinein. Er kannte den Schlängelpfad, der zum Fluss hinunterführte. Lange dauerte es nicht, bis sie aus dem Dickicht der Bäume herauskamen und durch niedriges Gebüsch das mit Schilfrohr zugewucherte Ufer des breiten Stroms erreichten. Sie lenkten die Pferde westwärts, während die Vögel aufgescheucht über ihnen flatterten. Ab und zu schoss eine Rohrammer dicht über die Wasserfläche hin und stieß ängstliche Rufe aus. Gormán erkannte Elstern an ihrem lauten Gekecker, die hoch über ihnen ihre Runden drehten, und machte in der Vogelschar auch große schwarze Vögel mit rautenförmigem Schwanz aus. Einige von ihnen ließen sich langsam sinken.

»Raben!«, sagte er mehr zu sich. Ihm waren diese Geschöpfe unheimlich, sie waren die Symbole für Schlachten und Tod, Aasfresser waren das, die sich auch an den Leichen der Gefallenen gütlich taten.

»Da muss jemand seine Beute verloren haben, wie Dego vermutet«, meinte Enda. »Wahrscheinlich machen die Vögel deshalb solchen Krach. Wer sich von Aas ernährt, fliegt heran, um sich sein Teil zu sichern.«

Sie waren im Schritttempo am Nordufer entlanggezogen, bis der Fluss eine Biegung machte. Dann erblickten sie, was die Vögel so erregte.

Nicht nur Gormán zog die Zügel scharf an, weil es ihm den Atem verschlug. Vier Leichen lagen verstreut am Flussufer inmitten von Unrat, zerfetzten Kleidungsstücken, verbrannten Papieren und anderen Sachen. Nahe am Ufer schwankte unvertäut ein sercenn, ein Flussboot mit einem einfachen Segel, das eingeholt wurde, wenn Wind und Strömung widrig waren und ramha oder Ruder zum Weiterkommen eingesetzt wurden. Schlaff und zerfetzt hing das Segel herab, und eines der Ruder trieb zersplittert neben dem Boot. Irgendein Unheil musste über die Bootsbesatzung hereingebrochen sein. Zwei der Toten –offensichtlich die Schiffer– trugen Lederwämse. Dass die Unglücklichen Opfer einer Gewalttat waren, sah man sofort. Der eine hatte eine blutige Wunde am Schädel, und dem anderen, der mit dem Gesicht nach unten lag, steckte ein Pfeil zwischen den Schulterblättern.

Beim Anblick der beiden anderen Leichen presste Gormán erschrocken die Lippen aufeinander: Es waren Mönche in zerrissenen und blutbesudelten Kutten.

Enda und Dego hatten sofort ihre Schwerter aus der Scheide gerissen und blickten sich wachsam um, bereit, sich jeder Bedrohung zu widersetzen.

Gormán schüttelte den Kopf. »Das hier muss schon passiert sein, bevor wir das Gekrächz der Vögel hörten. Die Mordgesellen sind längst auf und davon.«

Die dicken schwarzen Raben waren vor den Reitern ein Stück zurückgewichen, starrten sie aber feindselig an. Da die Berittenen sie nicht gleich verjagten, hüpften sie wieder näher an die Toten heran. Gormán sprang vom Pferd, sammelte ein paar Steine auf und schleuderte sie gegen den lauernden Trupp. Mit trägem Flügelschlag zogen sich die Vögel zurück, blieben in respektvoller Entfernung hocken und beobachteten den Eindringling, der sich zwischen sie und ihren Fraß drängte. So ohne weiteres ließen sie sich nicht von ihrer Mahlzeit vertreiben.

Enda ging mit Gormán über die Unglücksstätte. Auch Dego war abgestiegen, hielt die Pferde an den Zügeln und sah angewidert den Gefährten zu, die die Leichname untersuchten.

»Räuber?«, fragte er knapp.

»Scheint so«, antwortete Gormán. »Alles, was in dem Boot an Wertvollem war, haben sie mitgenommen.« Er beugte sich zu einem der toten Mönche. »Das Kruzifix, das der hier getragen hat, haben sie ihm abgerissen.«

»Woher willst du das wissen?«

»Man muss nur genau hinsehen, das habe ich von Lady Fidelma gelernt. Sieh mal da, die Striemen und die Schwellung am Hals. Die sind entstanden, weil ihm die Diebe das Kruzifix entrissen. Was trägt ein Mönch schon um den Hals, wenn nicht ein Kruzifix?«

»Wer was das? Jemand aus der Gegend hier?«, fragte Enda und betrachtete den Leichnam. Der Mann lag mit dem Gesicht nach unten, die Kleidung war aufgerissen, auf dem Rücken sah man mehrere lange kreuzweise Narben. Aber das waren alte, längst verheilte Wunden, als hätte man ihn vor Jahren gegeißelt. Gormán drehte den Toten um. Er war ein älterer Mann, die Haut gelblich fahl. Irgendwie wirkte er sonderbar, woran das lag, konnte sich Gormán nicht erklären. Die Tonsur war nach römischer Art geschoren, unterschied sich von dem, was in den Fünf Königreichen üblich war. Der andere Tote war ein jüngerer Mann, auch er hatte die römische Tonsur.

»Fremde, denke ich, sind das. Wahrscheinlich sind sie flussaufwärts gefahren, als sie überfallen wurden. Raubmord, würde ich meinen. Von persönlichen Wertsachen findet sich nicht die geringste Spur, auch nicht von Waren, die auf dem Schiff befördert wurden. Und, Dego, ehe du noch fragst, wohin sie wollten, sage ich dir, der Bug des Boots ist stromauf gerichtet. Das heißt, sie wollten weiter hinein ins Land.«

Enda griente. »Du hast wirklich eine Menge von Lady Fidelma gelernt.«

Dego hatte die Pferde an einen großen Busch gebunden und drehte die Überreste von verbranntem Pergament und Papyrus mit dem Fuß hin und her. »Aus den Fetzen hier ist nicht mehr zu erkennen, was sie einmal waren. Ich frage mich bloß, warum die Räuber alles verbrannt haben. Pergament und Papyrus sind kostbar, ein Klostermensch würde viel dafür geben, bloß um sie abzuschaben und den alten Text zu überschreiben. Ich habe mal gesehen, wie das geht. Übrigens…«

Er bückte sich plötzlich und hob etwas auf. Angestrengt beäugte er einen kleinen runden Gegenstand, den er zwischen Daumen und Zeigefinger hielt, brummte dann aber enttäuscht.

»Was hast du da?«, fragte Gormán.

»Ich hielt es für eine Silbermünze, ist aber nur ein rundes Stück Blei. Da sind ein paar Buchstaben eingeprägt, wie auf einer Münze, aber Blei nimmt doch keiner in Zahlung.«

Er schaute noch einmal genauer drauf. »V I T A…«, buchstabierte er laut. »Mehr kann ich nicht ausmachen.«

»Vita ist Latein und heißt Leben«, erklärte Gormán sachkundig.

»Na wenn schon, wert ist es nichts.« Dego warf das Bleiplättchen in die Luft und fing es geschickt wieder auf. »Wenigstens lässt es sich als Gewicht für meine Angelrute gebrauchen.«

»Wer mag das hier verbrochen haben?«, fragte Enda.

»Ich habe gehört, dass sich eine Schar junger Burschen von den Déisi gegen Fürst Cummasach aufgelehnt hat«, wusste Gormán zu berichten. »Vielleicht haben die das auf dem Gewissen.«

Die Déisi hatten ihr kleines Stammesgebiet südlich des Flusses, ihre Anführer hatten dem König von Muman Gefolgschaftstreue gelobt.

»Aufsässige Jugendliche, die ein solches Gemetzel anrichten?« Enda konnte sich das nicht vorstellen.

»Bei Garbhans Befestigung ist es zum Blutvergießen gekommen, als diese Bande junger Kerle mehrere Rinder raubte«, erklärte Gormán. »Man hat sie zu élúdaig erklärt, zu Geächteten, die alle Rechte als Stammesangehörige verloren haben. Wahrscheinlich haben sie sich deshalb zu Mord und Raub verschworen.«

Enda zuckte die Achseln und ging zum Boot. Er hatte dort ein zusammengerolltes Seil gesehen. »Das Beste wäre, die Leichen aufs Boot zu schaffen und abzudecken, so gut es eben geht. Damit können wir sie immerhin vor den Raben bewahren. Soweit ich mich erinnere, ist es von hier nur ein kurzer Ritt bis zur Kapelle von Bruder Siolán. Wenn wir das Seil an die Pferde binden, können wir vom Ufer aus das Schiff ins Schlepptau nehmen. Ich bin sicher, unser guter Bruder Siolán wird ihnen ein christliches Begräbnis ausrichten.«

Damit war Gormán einverstanden, watete zum Boot und zog es näher ans Ufer. Enda und Dego hoben zuerst den älteren Mönch auf und schafften ihn an Bord. Derweil band Gormán ein Ende des Seils um den Bug.

»Das ist eins von den leichten Flussbooten, da kommen wir mit einem Zugpferd aus«, äußerte er sich zufrieden und kletterte die Böschung hoch.

Während seine Begleiter als Nächsten einen der Schiffer aufnahmen, bemerkte Gormán aus einem Augenwinkel eine Bewegung. Erst dachte er, einer der Raben schliche sich an, wurde aber sogleich eines Besseren belehrt. Der jüngere der beiden Mönche regte sich.

Im nächsten Moment kniete er neben ihm und fühlte nach der Halsschlagader. »Beim Himmel!«, rief er erschrocken, »der hier lebt noch!«

Enda holte sofort den Wasserbeutel aus Ziegenleder von seinem Pferd und goss dem Bewusstlosen Wasser übers Gesicht. Der Mann war dunkelhaarig und hatte angenehme Gesichtszüge. An der Schläfe hatte er eine beträchtliche Beule, doch Gormán konnte keine tiefen Wunden oder Abschürfungen erkennen.

Der Wasserguss brachte den Verletzten kurz zu sich, er stöhnte und fuchtelte wild mit den Armen, als fühle er sich immer noch angegriffen. Doch er besaß nur wenig Kraft, und Gormán konnte ihn leicht bändigen.

»Es ist alles in Ordnung, keine Gefahr«, redete er leise und beruhigend auf ihn ein. »Du bist unter Freunden.«

Der Mann hustete und murmelte etwas in einer hart klingenden Sprache, die Gormán bekannt vorkam, die er aber nicht verstand, und sank wieder in Ohnmacht.

»Wird er überleben?«, fragte Enda, der Gormán über die Schulter schaute.

»Wir müssen ihn zu Bruder Siolán schaffen, der versteht sich auf die Heilkunst.«

Enda wandte keine Auge von dem jungen Mönch. »Ein Fremder ist der, gewiss… Doch irgendwie kommen mir diese Gesichtszüge bekannt vor. In welcher Sprache hat er geredet?«

Gormán zuckte nur mit den Schultern. »Hilf mir, ihn aufs Schiff zu tragen. Das ist für seinen Transport besser, als ihn auf ein Pferd zu binden.«

Der Totgeglaubte bekam von alledem nichts mit. Vorsichtig legten sie ihn ins Boot und achteten darauf, dass sie ihn in gewissem Abstand von den Leichnamen seiner Gefährten betteten.

Enda blieb auf dem Boot, einer musste die Steuerung übernehmen. Gormán schaute sich noch einmal auf dem Trümmerfeld um, wollte sichergehen, dass sie nichts Wichtiges zurückließen. Dann band er das Seil an seinen Sattel. Enda ergriff das Ruder, und mit Degos Hilfe stießen sie das Boot von dem schlammigen Ufer ab. Gormán lenkte sein Ross dicht am Wassersaum entlang. Anfangs war das Unternehmen reichlich schwierig, immer wieder musste Enda die Ruderstange in den Schlick stoßen, um zu verhindern, dass das Boot auf Grund lief. Doch allmählich gelang es ihnen, das Gefährt flott zu halten und in gemäßigtem Tempo flussabwärts zu ziehen. Hinter Gormán ritt Dego, der Endas Pferd an der Leine führte und sie gegen etwaige Überraschungen absicherte. Behaglich war keinem zumute, denn die schwarzen Raben folgten ihnen und wollten sich nicht so rasch ihre mutmaßliche Beute entgehen lassen.

Cill Siolán, die kleine Kapelle von Bruder Siolán, lag an einer geraden Flussstrecke. Vom hölzernen Anlegesteg ging ein Pfad zur Kapelle und zur Hütte, in der Bruder Siolán lebte. Und von dort führte ein breiter Weg zur nächsten Siedlung, bekannt unter dem Namen Honigfeld. Im Übrigen war Sioláns Hütte von Wald umgeben, der sich über die Hügel bis zum fernen Gipfel des Sliabh na mBan in der Ferne hinzog.

Die Krieger machten das Boot mit der unheimlichen Fracht am Steg fest. Voller Unbehagen schaute Enda zum Himmel.

»Honigfeld noch vor Einbruch der Nacht zu erreichen, können wir uns aus dem Sinn schlagen.«

»Wenigstens werden wir nicht im Freien kampieren«, tröstete ihn Dego. »Bruder Siolán soll recht gastfreundlich sein.«

Jemand rief ihnen etwas zu, und sie drehten sich um. Ein untersetzter Mann in Mönchskutte kam ihnen schwerfällig entgegen. Er hatte ein rundliches Gesicht, blaue Augen und einen Wust sandfarbener Haare. Ihm zur Seite trottete ein ausgewachsener Wolfshund, der die Fremden wachsam im Blick hatte.

»Gormán! Freut mich, dich wiederzusehen. Was treibt dich…?« Er stockte in seiner Begrüßung, denn er erkannte, was sich in dem Boot befand. »In Gottes Namen, wer hat…?«

»Raubmörder«, erklärte Gormán knapp. »Wahrscheinlich waren es diese Geächteten von den Déisi, über die so viel geredet wird. Einer von den Opfern lebt noch, deshalb brauchen wir sofort deine Hilfe.«

Bruder Siolán verschwendete keine Zeit mit weiteren Fragen. »Bringt ihn in die Hütte, da kann ich ihn in Ruhe untersuchen.« Dem Hund rief er ein paar Befehle zu, der trollte sich und setzte sich –deutlich sprungbereit– unter das schützende Vordach.

»Enda, fass mal mit zu«, ordnete Gormán an. »Und du, Dego, kümmre dich um die Pferde. Zu Bruder Siolán gewandt, fügte er hinzu: »Selbstverständlich helfen wir dir nachher, die Toten zu beerdigen.«

Sie hoben den jungen bewusstlosen Mönch auf und trugen ihn den Pfad hoch. Bruder Siolán ging ihnen voran. Wortlos deutete er auf das Bett.

»Wann ist das passiert?«

»Genau wissen wir es nicht, Bruder«, sagte Gormán. »Aber sehr lange kann es noch nicht her sein. Wird der Mann überleben?«

Bruder Siolán beugte sich über den reglos Daliegenden und untersuchte ihn. »Die einzige Verwundung, die ich ausmachen kann, ist die Abschürfung und Schwellung da seitlich am Kopf. Hat er zwischendurch wache Momente gehabt?«

»Nur einmal ganz kurz«, antwortete Gormán.

»Immerhin ein gutes Zeichen. Jemand muss auf ihn eingedroschen haben, davon ist er bewusstlos geworden. Vermutlich hat ihm das das Leben gerettet. Die Angreifer werden gedacht haben, sie hätten ihn erledigt. Wollen hoffen, dass er keine inneren Verletzungen erlitten hat. Jedenfalls wird er über heftige Kopfschmerzen klagen, wenn er zu sich kommt.«

Bruder Siolán griff in ein Schränkchen. »Ich habe hier eine Paste aus den zerstoßenen Blüten einer Pflanze, die bei uns wächst. Die Salbe hält die Wunde sauber und wirkt lindernd. Wenn er das Bewusstsein erlangt, werde ich ihm einen Trank aus der Rinde der Weißweide einflößen. Aber jetzt erzählt mir, wie das alles passiert ist.«

»Wir sollten erst seine Gefährten begraben, bevor wir uns hinsetzen und dir unsere Geschichte erzählen. Die Raben haben keine Ruhe gegeben und sind dem Boot immerzu gefolgt, seit wir die Toten am Ufer fanden.«

Bruder Siolán sah das ein. »Stimmt. Habt ihr eine Ahnung, wer die Männer sind?«

»Ein Mönch und zwei Schiffer, mehr wissen wir nicht. Wahrscheinlich sind sie vom Hafen in Láirge flussaufwärts gekommen.«

Der Hafen lag an der Mündung des Siúr, seetüchtige Schiffe gingen dort oft vor Anker.

»Der hier trägt die römische Tonsur«, bemerkte Bruder Siolán. »Ich werde ihn versorgen, so gut ich kann. Schafft die Toten hinter die Kapelle, vertäut das Boot gut. Hinter der Hütte findet ihr eine Koppel und Futter für eure Pferde.«

»Und was ist mit deinem Hund?«, fragte Enda und drehte sich beunruhigt um, denn der Hund ließ kein Auge von den Fremden.

»Figleóir? Ach so…« Bruder Siolán lachte. »Keine Sorge, euch tut der nichts, der hat begriffen, ihr seid meine Freunde.«

»Figleóir. Ein guter Name für einen Wachhund«, murmelte Enda erleichtert. Der Name bedeutete »Wächter«.

Es war längst dunkel geworden, als sie endlich alles erledigt hatten. Die Leichen waren beerdigt und ihre Gräber mit Holzkreuzen versehen. Die drei Krieger hatten das Boot noch einmal gründlich untersucht, um wenigstens herauszufinden, woher es kam. Jetzt drängten sie sich in Bruder Sioláns Hütte und wärmten sich an der Herdstelle, auf der Holzscheite flammten. Der gerettete Mönch lag auf dem Bett des Einsiedlers und atmete gleichmäßig.

»Nun schläft er wirklich fest«, erklärte Bruder Siolán befriedigt und beköstigte seine inzwischen hungrig gewordenen Gäste. Auch ein Krug mit selbstgebrautem Ale machte die Runde und wurde dankbar geleert.

»Ist das wirklich ein gutes Zeichen, wenn jemand so tief und lange schläft?«, wollte Enda wissen.

»Sei ganz beruhigt, das ist gut so. Doch jetzt erzählt, was treiben Mitglieder der Nasc Niadh, der Leibwache unseres Königs, an den Ufern des Siúr? Was gibt es Neues aus Cashel?«

Gormán rekelte sich behaglich vor dem Herdfeuer. »Aus Cashel können wir dir herzlich wenig Neues berichten. Wir sind schon über eine Woche unterwegs. Wir sollten bei einem Streit an der Feuerfurt vermittelnd eingreifen.«

Áth Thine war eine Grenzstelle zwischen den Königreichen Muman und Laighin, an der es öfter zu Handgreiflichkeiten, ja Scharmützeln kam.

»Wir sind von Südwest über den Frauenberg geritten und dann hinunter zum Fluss. Unsere Absicht war, in Honigfeld zu übernachten und tags darauf nordwärts nach Cashel zu ziehen.«

»Mir ist zu Ohren gekommen, dass Caol nicht mehr Hauptmann der Leibwache des Königs sein soll. Ist da was dran?«, fragte Bruder Siolán.

Gormán zögerte, bis er schließlich bestätigte: »Ja, das stimmt.«

Enda griente und verkündete stolz: »Gormán ist zu bescheiden. Er verschweigt, dass er vor kurzem zum Hauptmann ernannt wurde.«

Bruder Siolán schaute erstaunt auf. »Wenn das kein Grund zum Gratulieren ist!«

Gormán war das peinlich. »Colgú hat großes Vertrauen in mich gesetzt. Ich will mich bemühen, seine Erwartungen zu erfüllen, so gut ich kann.«

»So alt war Caol doch noch gar nicht, um seinen Posten so schnell aufzugeben«, überlegte der Einsiedler laut.

»Er hat sich entschlossen, lieber als Landwirt weiter zu leben«, warf Enda ein, woraufhin Gormán ihm mit finsterem Blick zu schweigen gebot. »Er hat ein Gehöft irgendwo auf der Westseite vom Fluss Mháigh übernommen, an der Grenze zum Gebiet der Luachra.«

Bruder Siolán wollte schon seiner Verwunderung Ausdruck geben, doch Gormán lenkte schnell mit der Frage ab: »Dass König Colgú nach seiner Verwundung wieder völlig genesen ist, hast du gewiss längst erfahren?«

Es war erst wenige Monate her, dass jemand versucht hatte, den König zu erdolchen. »Ich habe gehört, Caol hätte den Mörder erschlagen. Da ist es nur recht und billig, wenn er sich hinfort sein Brot friedlicher verdienen darf«, sagte Bruder Siolán nachdenklich. »Und wie geht es der Schwester des Königs? Ist Lady Fidelma wohlauf?«

»Jedenfalls war sie es, als wir Cashel verließen.«

Sie vernahmen ein Stöhnen vom Bett. Der junge Mönch war zu sich gekommen und nahm seine Umgebung wahr. Bruder Siolán eilte sofort zu ihm und flößte ihm ein paar Schlucke von einer Flüssigkeit ein, die Gormán für einen Kräuteraufguss hielt.

Der Geschundene richtete sich auf, rieb sich die Stirn und fragte etwas in einer rau klingen Sprache, die niemand verstand.

Bruder Siolán erkundigte sich, wie er sich fühlte, und da antwortete er auf Irisch in einem sonderbaren Tonfall. »Was ist mit mir passiert?«

»Du bist von Raubmördern überfallen worden. Weil sie dich für tot hielten, hat man dich liegen lassen. Leider sind all deine Gefährten bei dem Überfall ums Leben gekommen. Du hast Glück gehabt, die drei Krieger hier haben dich gefunden und zu mir geschafft.«

Der junge Mann stöhnte auf, wohl wegen seiner Schmerzen und auch weil er begriff, was ihm widerfahren war.

»Kannst du dich erinnern, wie das alles vor sich gegangen ist?«, fragte Gormán und trat näher an die Bettstatt heran. »Weißt du, wie du heißt?«

Der junge Mann richtete den Blick auf ihn und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich werde Bruder Egric genannt. Wir haben uns flussaufwärts rudern lassen. Da begegnete uns ein größeres Flussboot, ein halb Dutzend Männer waren darauf. Sie begrüßten uns wie Freunde, und wir dachten, die fahren stromab vorbei. Aber ehe wir überhaupt Verdacht schöpften, fielen sie über uns her. Ich sah noch, wie einer unserer Ruderknechte mit einem Pfeil im Rücken niederstürzte. Unser Boot wurde ans Ufer getrieben. Ich war der Begleiter des Ehrwürdigen Victricius. Der verwahrte sich gegen den Überfall. Das waren alles junge Kerle. Die haben nur hämisch gelacht, und einer hat ihm mit dem Kriegsbeil den Schädel eingeschlagen. Ich wollte fliehen, da traf mich was am Kopf. Mich durchzuckte der Gedanke, jetzt stirbst du. Was sich danach ereignete, weiß ich nicht. War wie im Traum, aus dem ich eben erst erwacht bin.«

Bruder Siolán nickte mitfühlend. »Jetzt bist du in Sicherheit. Ich bin Bruder Siolán. Meine kleine Kapelle steht nicht weit von dem Fleck, an dem ihr überfallen wurdet, und diese tüchtigen Krieger haben dich hierhergebracht. Leider sind der Geistliche, den du begleitet hast, und die Bootsmänner tot. Wir haben sie hinter der Kapelle beerdigt.«

Schmerzlich verzog der junge Mann das Gesicht. »Der Ehrwürdige Vitricius ist tot?«, wiederholte er ungläubig.

»Ja, er ist tot«, bekräftigte Gormán.

»Und unsere Sachen? Ist was gestohlen worden?«, fragte der Verwundete besorgt.

»Viel haben sie nicht übrig gelassen. Was sie nicht verbrannt haben, wurde weggeschleppt. Ihr seid Opfer von Strauchdieben geworden.«

»Habt ihr irgendwas retten können?«, fragte der junge Mann merkwürdig eindringlich.

»Eigentlich nur ein paar Kleidungsstücke, die liegen dort in der Ecke.« Gormán nickte in die Richtung. »Doch erst mal haben wir einige Fragen. Du hast uns gesagt, wie du heißt, und hast den Namen des Geistlichen genannt, mit dem du zusammen warst. Woher seid ihr gekommen? Wohin wolltet ihr?«

Der junge Mann fasste sich an den Kopf, wie um sich an Wörter aus der fremden Sprache zu erinnern. »Wir, ich meine der Ehrwürdige Victricius und ich, sind vor fünf Tagen mit dem Schiff angekommen. Im Hafen Lairge sind wir an Land gegangen und haben dort zwei Schiffer getroffen, die bereit waren, uns auf ihrem Boot flussaufwärts mitzunehmen. Das ist doch der Siúr, an dem wir sind, stimmt’s? Wir sollten bei der Ortschaft Cluain Meala das Boot vderlassen. Es hieß, dort würde uns ein Führer erwarten.«

»Ein Führer? Und wo sollte es dann hingehen?«

»Zu einem Ort, der Cashel heißt.«

»Cashel?« Das wunderte Gormán, denn er hatte erwartet, dass fremdländische Mönche zuerst Imleach besuchen würden, die älteste und größte Abtei in ganz Muman.

»In Cluain Meala sollten wir einen Bruder Docgan treffen.«

»Bruder Docgan?« Gormán schaute zu Bruder Siolán hin, doch der schüttelte nur den Kopf. »Der Name klingt reichlich fremd. Könnte sächsisch sein, übrigens dein Name und die Art, wie du sprichst– bist du etwa ein Sachse?«

Der junge Mann verneinte. »Ich bin ein Angle, aber wahrscheinlich würdet ihr den Unterschied gar nicht merken.«

Gormán gluckste vergnügt. »Da irrst du dich. Ich habe einen guten Freund, der jedes Mal die Leute zurechtweist, wenn sie ihn als Sachsen bezeichnen.«

»Verstehe ich nicht.«

»Die Schwester unseres Königs, Lady Fidelma, ist mit einem Angeln verheiratet.«

»Dann sollte ich unbedingt seine Bekanntschaft machen«, erwiderte der Mönch in vollem Ernst. »Aus welchem Königreich der Angeln stammt er?«

»Aus dem Königreich der Ostangeln, sagt er.«

Der junge Mann starrte Gormán verblüfft an. »Daher komme ich auch. Ich bin im Land des Südvolks im Königreich der Ostangeln geboren.«

»Sag mal«, rief der Hauptmann aufgeregt, »hast du jemals von Eadulf aus Seaxmund’s Ham im Land des Südvolks gehört?«

»Eadulf?« Dem Mönch versagte fast die Stimme, als er den Namen wiederholte. Es dauerte eine Weile, bis er sich gefasst hatte und dann bedächtig erklärte: »Ich bin Egric aus Seaxmund’s Ham im Lande des Südvolks im Königreich der Ostangeln. Ich bin Eadulfs Bruder. Von unserm Vater hat er Amt und Rang des gerefa geerbt.«

KAPITEL 2

»Bruder Eadulf aus Seaxmund’s Ham im Lande des Südvolks des Königreichs der Ostangeln wird aufgefordert, vor Colgú, König von Muman, zu erscheinen.«

Im ersten Moment war Eadulf geneigt, dem Hofmeister auf Burg Cashel belustigt ins todernste Antlitz zu lachen, besann sich aber rasch und setzte ebenfalls eine unbewegte Miene auf, wusste er doch, dass der beleibte Beccan die peinliche Einhaltung des Protokolls für seine Lebensaufgabe hielt. Er hatte erst wenige Monate das Amt des rechtaire oder Verwalters inne. Von Gormán hatte Eadulf erfahren, dass der junge Mann sich so gestelzt gab, weil er mit den Gepflogenheiten auf der Burg noch nicht recht vertraut war. Er stammte aus dem südwärts vom Siúr gelegenen Landesteil und war anfänglich beauftragt worden, die Aufsicht über die Küchen zu führen. Doch schon wenige Monate später hatte der damalige Hofmeister sich entschlossen, zu seiner Familie und auf seinen Hof zurückzukehren, so wurde Beccan unversehens in dessen Amt berufen.

»Eadulf, Gemahl von Fidelma von Cashel, Schwester des Königs Colgú, ist bereit, der Aufforderung Folge zu leisten«, entgegnete Eadulf in gesetzten Worten, lächelte dann aber entspannt. »Was mag Colgú von mir wollen? Warum lässt er mich rufen und nicht Fidelma?«

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