Sexy Sixty - Thomas Hermanns - E-Book

Sexy Sixty E-Book

Thomas Hermanns

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Beschreibung

Mit sechzig ist man alt, da wird das Leben zu einem beigen Wandertrupp Richtung Hausarzt, dachte Thomas Hermanns - bevor auch bei ihm der sechzigste Geburtstag vor der Tür stand. Ersetzt er nun also den Cocktail Shaker gegen Kreuzworträtsel und die Tanzschuhe gegen Thermopflaster? Niemals! Man braucht nur Tricks und Schliche, um dem Alter ein Schnippchen zu schlagen. In seinem Buch verrät er, wie er dem Großeltern-Style entkommt, warum er sich zum Ausgehen zwingt und weshalb man junge Leute in seinen Bekanntenkreis einpflegen sollte, ohne »junge Leute« zu sagen.

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Seitenzahl: 282

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Inhalt

CoverÜber das BuchÜber den AutorTitelImpressumWidmungVorwort1. Kapitel: UpkeepingWirklich? Nicht aus Eitelkeit?Kommt jetzt der Sport?Die erste Säule: YogaDie zweite Säule: CardioDie dritte Säule: KrafttrainingTeam Thomas: Yogalehrerin Birgit Jürgens2. Kapitel: Style und BeautyBeauty-Thema HaareSpezialthema: Haarausfall beim MannBeauty-Thema KleidungThomas’ Klamotten-ab-sechzig-GrundregelnDie Mode für den Herrn …Und jetzt die DamenDas richtige Make-upGut aussehen vor der KameraTeam Thomas: Stylistin Seti Makinejad3. Kapitel: Die neue Beziehung – ÄrzteDas KennenlernenDer entscheidende erste EindruckPassen wir wirklich gut zusammen?Kleiner Nachtrag: Achten Sie auf das Alter Ihres Arztes!Der Facharzt-StabAchtung: Der Körper wird jetzt trotzdem keine neue Hauptbeschäftigung!4. Kapitel: Arbeit, Planung und ZieleJetzt kommt der richtige Zeitpunkt, um neue Felder zu erobern!Gut für alle: das EhrenamtAuch wichtig: Hobbys suchen, die ausbaufähig sindSich neue Ziele setzenVorsicht vor zu dämlichen Altersprojekten!Kleiner NachtragNun noch der offizielle Teil5. Kapitel: Junge InteressenTipp 1: Gucken, was läuft!Tipp 2: Vorsicht mit Schubladen!Tipp 3: Haben Sie Verständnis!Tipp 4: Gehen Sie ins Gespräch!Tipp 5: Junge Menschen ins Leben lassen!6. Kapitel: Ausgehen22 Uhr: Steh endlich auf!22:50 Uhr: Die Wahl des richtigen Outfits23 Uhr: Es wird besser!0 Uhr: Die Kennenlernphase1 Uhr: Keine Angst vorm Barhocker!2 Uhr: Rauf auf die Tanzfläche!3 Uhr: Jetzt wird positive Energie geerntet!4 Uhr: Wir reden mal übers Leben …5 Uhr: Nicht nach draußen gehen, es ist schon hell!6 Uhr: Check-up mit den eigenen Kräften machen: Kann ich wirklich noch?Mein inneres KindErlebnisbericht Berghain7. Kapitel: Essen und TrinkenDiäten sind keine LösungDer erste Trick: Der richtige ZeitpunktDer zweite Trick: Die richtige MengeDer dritte Trick: Das richtige Bauchgefühl8. Kapitel: RuhephasenDas MittagsschläfchenDas VorabendschläfchenMassagenLesenFaultageDer UrlaubDer KurztripDie Kür: die Kur9. Kapitel: Partnerschaft und LiebeDamit das auch klapptSingle ab sechzigAllein glücklich10. Kapitel: Senior Moments – und warum wir sie umarmen solltenZuerst einmal …Ein Hoch auf den Zettel!Vorsicht ist die Weisheit des AltersKeine falsche Eitelkeit!Gelenkschmerzen sind besser als MatheVorbilder für schönes AlternSchluss

Über das Buch

Mit sechzig ist man alt, da wird das Leben zu einem beigen Wandertrupp Richtung Hausarzt, dachte Thomas Hermanns – bevor auch bei ihm der sechzigste Geburtstag vor der Tür stand. Ersetzt er nun also den Cocktail Shaker gegen Kreuzworträtsel und die Tanzschuhe gegen Thermopflaster? Niemals! Man braucht nur Tricks und Schliche, um dem Alter ein Schnippchen zu schlagen. In seinem Buch verrät er, wie er dem Großeltern-Style entkommt, warum er sich zum Ausgehen zwingt und weshalb man junge Leute in seinen Bekanntenkreis einpflegen sollte, ohne »junge Leute« zu sagen.

Über den Autor

Thomas Hermanns, 1963 geboren in Bochum, ist Fernsehmoderator, Regisseur und Autor. Er ist Gründer, Moderator und Intendant des Quatsch-Comedy Clubs und Moderator von TV Shows wie Popclub, Glücksrad oder WestArt und Award Shows wie dem Radio Regenbogen Award , BAMBI und dem Europäischen Filmpreis. Als Regisseur inszenierte er etwa Michael Mittermeier, Sasha und die Let’s Dance Live Tour, als Autor schrieb er bisher fünf Bücher, drei Musicals und mehrere Sitcom-Drehbücher. Neben dem Deutschen Comedypreis wurde er auch mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet.

 

Vollständige eBook-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Originalausgabe

 

Copyright © 2023 by Bastei Lübbe AG, Köln

 

Textredaktion: Matthias Auer

Umschlaggestaltung: Kamil Kuzin & Hannah Kolling, Hamburg unter Verwendung eines Fotos von © BENNO KRAEHAHN, Berlin

eBook-Produktion: Dörlemann Satz, Lemförde

ISBN 978-3-7517-3878-1

luebbe-life.de

lesejury.de

 

Für das TEAM THOMAS

Vorwort

Was bedeutete für meine Generation früher das Alter sechzig? Sechzig war ALT. Richtig alt. Das waren sich mit krummen Rücken in Richtung Boden verbiegende Männchen in beiger Funktionskleidung und mit komischen kleinen Hüten. Damen, die im Gegenzug immer mehr Farben kombinierten, selbst wenn diese nicht kombinierbar waren: ein lila Tuch zu einer gelben Jacke zu einer blauen Stoffhose zu immer blonder werdenden Haaren. Der Opa-und-Oma-Effekt setzte ein. Das Thema Rente lachte. Nordic-Walking-Stöcke ersetzten Cocktail Shaker, praktische Wanderschuhe High Heels oder elegante Anzugschuhe. Was eben noch erfolgreiche Menschen in der Mitte des Lebens waren, mutierte nun zu einem beigen Wandertrupp in Richtung Hausarzt. Kein Sex mehr, kein Stil und nur noch Bekannte aus dem Italienurlaub von vor dreißig Jahren. Nächste Station: Rollator.

Natürlich stimmt es, dass man – teilt man das Leben in drei Drittel und rechnet optimistisch mit neunzig Jahren – ab sechzig im letzten Drittel angekommen ist. Aber muss man deshalb alles aufgeben, was einem Spaß bereitet und gut aussehen lässt? Das kann doch nicht sein! Eben noch hat man doch die Nächte durchgetanzt, eben noch Stadt und Beruf gewechselt, eben noch Friseur, Lieblings-Designer und vor allem Lieblings-Popstar ausgetauscht … Und nun? Das Problem ist: Dieses »eben« ist auch schon wieder dreißig Jahre her. Fakt ist für mich, dass die Jahre zwischen dreißig und sechzig vorbeifliegen. Man sagt zwar immer, dass sich das Leben schneller anfühlt, je älter man wird, aber gerade meine Dreißiger, Vierziger und Fünfziger sind für mich turbo-schnell vergangen. Das liegt vielleicht daran, dass man in dieser Zeit sehr mit seinem Job beschäftigt ist, besonders, wenn man einen so schönen und abwechslungsreichen Job hat wie ich. Oder Kinder großzieht, die sicher ebenfalls für genug Tempo sorgen. Oder beides.

Wenn Menschen mir von ihren wichtigsten und aufregendsten Erlebnissen erzählen, liegen die oft vor dem dreißigsten Lebensjahr: erste Liebe und Beziehung, Berufsfindung, Städtewechsel mit Umzug, erste Reisen und Auslandsaufenthalte. Die meisten finden in dieser Lebensphase ihren Rhythmus und ihren Stil, und ab dreißig geht es dann um die Umsetzung, quasi um das Ausfüllen der Planquadrate. Was steht nun im Planquadrat ab sechzig? Für mich steht dort mehr Ruhe, ein gewisses Innehalten und Bilanzieren und wegen des Ausstiegs aus dem Beruf eine entscheidende Zäsur, die vieles ganz neu möglich macht. Ab sechzig kann der Plan neu gemalt werden.

Natürlich gibt es bereits Einschränkungen: Hier und da knackt ein Gelenk, oder erste grundsätzlichere körperliche Abnutzungen kommen zum Vorschein. Darüber sprechen leider viele Menschen mehr als über die Zugewinne – und die sind doch beträchtlich! Der Erfahrungsschatz heißt zu Recht so. Man weiß, wer man ist, kennt seine Stärken und Schwächen, seine kleinen Macken und großen Talente. Man muss so vieles nicht mehr durchdenken oder angehen – man hat schon sehr viel geschafft. Jeden Abend, wenn ich ins Bett gehe, denke ich: »Mensch, Thomas, morgen musst du nicht in die Schule!« Und dann freue ich mich.

Für mich wiegt der Erfahrungsschatz die körperlichen Herausforderungen bei weitem auf. Lieber mache ich eine Dehnübung mehr als noch mal den Herzschmerz der Teenager-Zeit zu durchleben! Lieber gehe ich einmal mehr zum Arzt als zur Berufsberatung! Lieber esse ich einmal weniger fettiges Essen als noch mal kochen zu lernen! Ich bin mit sechzig definitiv erwachsen und weiß, was ich tue. In der nächsten Dekade kann ich meine Fähigkeiten gut anwenden und auf meinen Erfahrungsschatz vertrauen.

Dieses Buch soll ein paar Tricks und Kniffe verraten, wie ich mit dem neuen Jahrzehnt umgehen werde, und erzählt davon, wie man Seniority nicht mit Senilität verwechseln darf! Natürlich sind meine Tricks und Kniffe oft privilegiert durch Status, Milieu, Geschlecht und besondere Begleiter. Ich stelle daher auch mein TEAM THOMAS vor – das sind all die Menschen, die mir beim Älterwerden helfen, sei es als Fachleute in ihrem jeweiligen Bereich (Ärzte, Stylistin, Yoga-Lehrerin) oder als Vorbild (FreundInnen, Verwandte, Mutter und Ehemann). Uns alle verbinden gewisse Fragestellungen und mögliche Antworten für die Sixties. Und in diesem Buch verrate ich zudem, wie ich die Sixties sexy gestalten möchte.

Dazu eine Klarstellung: Sexy bedeutet für mich nicht, mit sechzig in einem Tanga und einem Rihanna-Häkeltop sündig in eine Kamera zu gucken. Sexy ist für mich eine gewisse Art, mit der Welt umzugehen. Nämlich offen, selbstbewusst und ein bisschen flirtend. Sexy heißt für mich, die Welt als Spielpartner anzulächeln und sie zum Tanz aufzufordern. Sie zu umgarnen. Ihr einen Drink auszugeben. In allen Lebenslagen spielerisch und leicht zu agieren, solange man das noch kann. Diese Art der Leichtigkeit, das meine ich mit Sexyness, und die fängt für mich im Kopf an. Wenn ich mich selbst nicht mehr begehrenswert fühle, wirke ich auch auf meine Mitmenschen wie eine praktische Tragetasche mit menschlichem Inhalt. Nur weil der Körper zum Teil seine eigenen Wege geht, muss mein Inneres nicht aufhören zu flirten. Erfahren zu sein ist für mich sexy. Wissend zu lächeln ist für mich sexy. Trotz allem immer noch Neuland zu betreten, etwas zu wagen und sich bewusst ins Unbekannte zu stürzen ist für mich sexy. Bewusst heißt hier: mit dem Wissen über mich selbst, das ich erst mit sechzig haben kann.

So kann die neue Dekade doch kommen, oder? Natürlich gehören dazu auch einiges an Energie und etwas Selbstdisziplin: Um Maren Kroymann oder Jeff Goldblum zu werden, muss man sich ein bisschen anstrengen, sonst wird man ganz schnell dieses merkwürdig geschlechtslose deutsche Anorakwesen, das bei jedem Hinsetzen komische Geräusche macht.

Alt im Kopf macht alt. Jung in der Brust geht nach vorn. Lassen Sie uns beides kombinieren und fangen wir gleich mit einem sehr wichtigen Thema an: Sport!

1. Kapitel: Upkeeping

Bis zum sechzigsten Lebensjahr kann man noch alles zum Spaß machen: Da geht man zum Sport – oder eben nicht. Man benutzt Pflegeprodukte – oder eben nicht. Diese Spaßigkeit läuft ab mit der 6 vor der 0. Ab jetzt ist die Selbstpflege nicht mehr diskutierbar, sie wird zur absoluten Notwendigkeit. Allerdings geht es nicht mehr darum, das Gebäude zu renovieren und hübsch zu machen, sondern darum, es instand zu halten. Und dafür muss man Energie und Zeit aufwenden, sonst wird sich das spätestens bei der 7 rächen.

Manchmal hat man fast das Gefühl, die Leute würden gleichzeitig mit dem Ergrauen der Haare ihren Körper verlassen, so als hätten sie plötzlich gar keinen Kontakt mehr zu ihm, weil sie denken: »Ich bin dreißig Jahre verheiratet, mich muss keiner mehr anflirten, ich bin eh nicht mehr begehrenswert.« Mit so einer Einstellung fühlst du dich dann eben wie alte Leute – und siehst auch so aus. Einige glauben vielleicht: »Jetzt habe ich so viel geackert und gerackert, jetzt möchte ich mich ab sechzig mal entspannen.« Ja, das soll man auch. Sogar in ganz vielen Bereichen. Aber das heißt nicht, dass man seinen Körper vernachlässigen darf. Das ist für mich ein falsches Verständnis von Entspannung – das ist Vernachlässigung! Und dieses Nachlassen und sich nicht um sich selbst kümmern, das an ein Lebensalter gekoppelt ist, halte ich für eine große Gefahr. In Deutschland leben wir eh schon im Land der Funktionskleidung. Und zusammen mit einer körperlichen Vernachlässigung beginnt dann jenseits der Sechzig das Unsichtbarwerden.

Dass man so aussieht wie früher, davon muss man sich natürlich weiträumig verabschieden. Und auch davon, dass der Körper so viel leisten kann wie früher. Ich habe in meinen Zwanzigern im Fitness-manischen New York mit Hantelsport angefangen. Damals war das alles noch spielerisch: Du freust dich, was du alles kannst. Dein Körper ist jung. Es geht eigentlich immer voran, du schaffst jede Woche ein bisschen mehr. Das ändert sich im Alter. Da passiert das Gegenteil. Du schaffst eigentlich immer weniger, wenn du nicht ständig mehr Input leistest. Also: Du musst mehr arbeiten für weniger Leistung. Und wenn du in den Spiegel schaust, siehst du trotzdem nicht mehr aus wie 24. Es ist auf jeder Ebene frustrierend.

Spätestens mit sechzig kennt man natürlich auch die Stellen, an denen sich das Fett absetzt. Hat man mit Anfang zwanzig noch gerätselt: »Wenn ich dick werde, dann wo?«, so weiß man es jetzt! Man kriegt es auch wieder weg, allerdings mit viel mehr Arbeit und Anstrengung als früher. Auch dieses grundsätzliche Gefühl, dass alles absackt, muss man akzeptieren. Das ist alles der natürliche Lauf der Dinge. Notfalls muss man am Foto schrauben, damit man zumindest da noch einmal so aussieht, wie man sich innen fühlt. Aber die nackte Wahrheit bei schlechtem Licht vorm Spiegel, die bleibt natürlich eine andere. Das wird sich leider nicht mehr verbessern, denn ab sechzig baut der Körper schneller ab. Es droht eine Abwärtsspirale: Man lebt ungesünder und unsportlicher, wird atemloser und schnaufiger und bewegt sich dadurch immer weniger. Aber – und jetzt kommt die gute Nachricht: Ab sechzig beginnt eine neue Dekade, in der man wieder mehr Zeit hat – und sie sich unbedingt nehmen sollte – für die wichtigen und richtigen Dinge des Lebens. Noch nie war die Energie, die man auf den Körper verwendet, besser eingesetzt als jetzt. Also: Mehr davon statt weniger! Aber nicht aus Eitelkeit, sondern zur Lebensverlängerung und für die Gesundheit.

Wirklich? Nicht aus Eitelkeit?

Dieses Schönsein im Bild ist für mich Teil meiner Berufswelt. Genau wie es für andere dazugehört, im Büro einen Anzug zu tragen, gehört es für mich dazu, eine gewisse Optik herzustellen. Das ist aber eine Künstlichkeit, eine Leistung, so auszusehen, und daher freue ich mich und genieße es, wenn ich nicht auf Optik hochgezurrt werde – oder mich selbst hochzurren muss. Das empfinde ich als Entspannung. Wenn ich einen Sixpack hätte, würde ich wahrscheinlich denken, dass ich in eine Sendung müsste, in der das erwartet werden würde – weil ich zum Beispiel bei Love Island nackt am Pool liegen soll. Das hat mit mir privat nichts zu tun. Privat bin ich eher uneitel. Trotzdem habe ich Interesse an gutem Aussehen, tollen Klamotten, Make-up und schönen Haaren. Ein Widerspruch? Ich finde nicht. Ich mache das eher aus einer freudig-spielerischen Haltung heraus und nicht mit dem Ziel, im Spiegel geil auszusehen. Das ist mir ein bisschen wurscht.

Vielleicht habe ich mir das vor Jahren abtrainiert, weil Fernsehkameras so brutal sind. Man muss sich dafür wappnen, dass man auf dem Bildschirm immer dicker und unattraktiver aussieht, als man es kurz zuvor noch im Spiegel empfunden hat. Wahrscheinlich ist meine Eitelkeit aus diesem Grund sehr begrenzt … Ich empfinde das als Gemütlichkeit. Und gemütlich und entspannt soll es ja werden ab sechzig. Deshalb ist spätestens jetzt auch für Sie, lieber Leser und liebe Leserin, ein guter Zeitpunkt, um die Eitelkeit abzulegen. Aber Vorsicht: Diese neue Entspannung darf nicht zur Vernachlässigung führen! Das Adrette, die Freude an schönen Stoffen und Klamotten sind unbedingt beizubehalten!

Dieses Nicht-Vernachlässigen ist – bei aller Gemütlichkeit – eine Arbeit, die geleistet werden muss. Es geht allerdings nicht mehr darum, schön auszusehen oder eine bestimmte Kleidergröße zu halten, sondern darum, sich wohlzufühlen. Ein schöner Körper ist für mich heute vor allem ein gesunder Körper. Ob du einen kleinen Bauch hast oder nicht, ist endlich egal. (Wobei es natürlich Grenzen gibt: Übergewicht ist auch nicht gut, Best-Ager-Models wollen wir aber auch nicht werden.)

Kommt jetzt der Sport?

Let’s Dance, die Tanzshow, an der ich 2018 teilnahm, war für mich die Chance, wieder fit zu werden. Dafür musste ich trainieren – und ich habe gestaunt, wozu mein Körper plötzlich wieder in der Lage war. Doch dann kam Corona, was für meine Fitness furchtbar war, weil alles geschlossen hatte, ich nicht an die Hanteln kam und meine Motivation im Keller verschwand. (Das ist ja noch ein eigenes Thema, dass diese Corona-Pfunde wieder runtermüssen. Ich habe gelesen, dass jeder Deutsche im Schnitt fünf Kilo zugenommen hat! Aber das hat wenigstens nichts mit dem Alter zu tun …) Nun gibt es allerdings keine Ausrede mehr für faules Herumfläzen. Jetzt müssen wir Sport treiben. Und zwar regelmäßig! Deuten Sie mich bitte nicht falsch: Ich bin nicht so sportbegeistert, wie ich vielleicht gerade klinge. Ich gehöre nicht zu denen, die sich schon als Kinder in der Schule am meisten auf den Sportunterricht gefreut haben. Ganz im Gegenteil! Sport war für mich damals Turnen, was ich nie mochte. Und auch Ballsport fand ich auf jeder Ebene grausig. Alles, was competitive ist, nur mit Jungs stattfindet und mit Bällen zu tun hat, hat mich nie interessiert. (Okay, ich habe dreimal gern Tennis gespielt.) Bei uns erinnerte der Schulunterricht noch an Bootcamps und der Lehrer an den Drill Instructor. Das war wirklich nicht schön. Dieser Gesundheitsaspekt, den ich heute so gern betone, der wurde uns damals überhaupt nicht nahegebracht. Uns wurde nie gesagt: »Macht Liegestütze, weil es gesund ist.« Stattdessen wurde spätestens ab der Pubertät erklärt: »Stellt euch beim Liegestütz vor, der Boden sei eine Frau.« Das hat bei mir sowieso nicht viel Sinn gemacht. Aber auch für die heterosexuellen Jungs hätte der Lehrer an dieser Stelle mal erläutern können, dass Liegestützen die Brust- und Armmuskulatur trainieren und dass die komplette Oberkörpermuskulatur dadurch – wie bei jedem Krafttraining – verstärkt mit Blut und Sauerstoff versorgt wird. Das wäre wichtiger gewesen, als Liegestützen zum Ersatz des Sexualaktes zu erklären … Ich hoffe sehr, dass der Sportunterricht inzwischen besser ist!

Auch mein Tanzen im Verein erschien damals eher spielerisch. Den sportlichen Teil des Cha-Cha-Chas habe ich gar nicht wahrgenommen. Erst während meiner Zeit in Amerika, also mit Anfang zwanzig, habe ich Trainingseinheiten bewusst in mein Leben eingearbeitet – allerdings nie besonders begeistert. Ich musste mich da schon immer reinquatschen. Oder mich zwingen. Oft verspreche ich mir für danach irgendeine Belohnung – und wenn es nur ein guter Kaffee ist. Ich weiß, es gibt Leute, die springen aus dem Bett und rennen sofort gutgelaunt um den Block. So war ich noch nie. Ich brauche die Belohnung, damit ich mich in Bewegung setze. Und ab sechzig hat man keine Wahl mehr, auch wenn das Training einen manchmal frustriert, weil Übungen, die man mit vierzig, fünfzig noch mit links gemacht hat, einem heute viel schwerer vorkommen. Noch dazu muss die Hantel immer größer werden, um denselben Effekt zu erreichen. Das bedeutet richtig Arbeit.

Deshalb – das habe ich von meinem Mann gelernt – muss man sich seinen Sport in den Kalender eintragen. Trainingseinheiten sind wie Business-Termine. Die werden eingehalten! Es nutzt nichts zu sagen: »Am Ende eines langen Arbeitstages gehe ich noch zum Hanteln.« Man wird es nicht machen. Das muss wie eine Verabredung mit einer Freundin oder einem Freund zuverlässig eingehalten werden. Das darf kein »Schauen-wir-mal-ob-wir-uns-aufs-Sofa-legen-oder-ob-wir-zum-Sport-Gehen« werden. Man muss seine Sporteinheiten einplanen in seinem Leben, um die Instandhaltung zu schaffen. Und diese Sporteinheiten sollten idealerweise aus drei Säulen bestehen.

Die erste Säule: Yoga

Viele schieben Yoga noch immer in die Esoterik-Ecke, dabei ist das, was hier in Deutschland angeboten wird, weitestgehend entesoterisiert. Es besteht keine Gefahr, an eine Sekte zu geraten, und man muss auch nicht an Dinge glauben, an die man noch nie glauben wollte. Man muss weder »Om« summen noch in einer gebatikten indischen Hose Klangschalen schlagen. Das ist ein Mythos und ein Klischee, das Männer gern als Argument anführen, um mit ihren Frauen nicht zum Yogakurs gehen zu müssen. Männer sind diesbezüglich meist noch weniger willens als Frauen. Dabei ist Yoga eine super Form von Gymnastik, eine geatmete Bewegung, bei der du nichts überreißt und dich auch nicht überforderst. Wenn Männer in meinem Alter mit Sport anfangen, muss man ja immer Angst haben, dass sie vom Laufband fallen oder von ihrer Hantel erschlagen werden, weil sie denken, sie könnten das alles noch. Seine Grenzen zu kennen, das wird mit zunehmendem Alter immer wichtiger! Nichts ist schlimmer, als mit einem inneren Alter von dreißig über einen Zaun springen zu wollen, hängen zu bleiben, auf die Nase zu fallen und sich womöglich die Hüfte zu brechen. Schon deshalb ist Yoga für Männer perfekt: Wenn du einigermaßen bei dir bist, kannst du dich nicht verletzen. Es ist kein Voodoo, sondern eine Form von Gymnastik. Kein esoterischer Töpferkurs, sondern wirklich Sport. Und wie positiv Yoga auf den Körper wirkt, haben mittlerweile auch mehrere Studien bewiesen: Yogis schlafen besser, fühlen sich weniger gestresst, haben weniger Schmerzen und entwickeln seltener Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Deshalb übernehmen inzwischen sogar mehrere gesetzliche Krankenkassen die Kosten für den Yogakurs.

Was ich besonders schön finde: Yoga kannst du bis achtzig oder neunzig machen. Im Internet findet man sogar Hundertjährige, die sich mit einer unglaublichen Gelenkigkeit verbiegen. Gerade für die Dehnbarkeit ist Yoga das Allerwichtigste – und die Dehnbarkeit ist ja für alles wichtig. Die schützt dich, wenn du hinfällst, ausrutschst, umknickst. Ohnehin ist Geschmeidigkeit im Leben ein wünschenswerter Zustand. Um sich elegant und geschmeidig durchs Leben zu bewegen, ist Yoga perfekt. Nicht nur, um diese peinlichen Schnürsenkel-Momente zu vermeiden: Wenn man sich nicht mehr runterbeugt, um seinen Schuh zu binden, sondern sich ein Bänkchen oder hohen Stein sucht, um besser dranzukommen. Das ist ein Warnsignal! Sobald ich mich dabei erwische, nach Erhöhungen Ausschau zu halten, vereinbare ich eine Stunde Yoga mehr in der Woche. Ich will mir meine Beweglichkeit in der Wirbelsäule erhalten. Zumal ich weiß, wie schnell die mittlerweile schwindet.

Vor etwa zwanzig Jahren, als ich nach Berlin gezogen bin, habe ich mit Yoga angefangen. (Was wäre Berlin-Mitte ohne Yogamatte in der Tasche?) Wenn ich damals mal zwei Wochen ausgesetzt habe, weil ich beispielsweise im Urlaub war, kam ich danach sofort wieder rein. Mittlerweile merke ich jede längere Pause in der nächsten Stunde, und es ist viel schwieriger, wieder aufzuholen, was man verloren hat. Auch mit regelmäßigem Training spüre ich, dass ich älter werde. Mein Körper reagiert mittlerweile an Stellen, die früher nicht reagiert haben: Die Hüfte schmerzt, im Knie zieht’s. Man kann sagen, ich habe Zipperlein, ein Wort, das ich eigentlich mag, weil es so freundlich klingt – und genauso sollte man die Schwächen seines Körpers annehmen: freundlich. Diesen wertschätzenden Umgang mit dem eigenen Körper lernt man ebenfalls beim Yoga. Es ist nun einmal so: Wenn ich in der Grätsche sitzen soll, ist die enger geworden, als sie früher war. Sogar meine geschmeidige Yogalehrerin hat schon Übungen, die sie nicht mehr machen kann.

Das Schöne bei meiner Yogalehrerin ist: Sie ist knapp über sechzig, und ich weiß, wir werden nun gemeinsam alt. Ich finde es super, dass sich nicht die 25-jährige tätowierte Bali-Surferin vor mir in den Spagat legt und mir die Übungen zeigt, sondern eine Frau, die altersmäßig zu mir passt, die weiß, wo meine Grenzen sind, wie ich ticke und was ich gern mache. Das finde ich angenehm. Man darf auf keinen Fall in eine Yogaklasse gehen, in der alle dreißig und sexy sind. Das demotiviert irrsinnig. Die Alternative ist aber nicht Seniorengymnastik in der Volkshochschule. Man darf sich feiern für das, was man noch kann, und sollte nicht geknickt sein über das, was nicht mehr geht. Deshalb macht man besser einen Bogen um diese Yoga-Community, die entspannt, aber superhot und beinahe artistisch ist. Wenn du da mit sechzig dazwischengerätst, bist du total frustriert.

Diese Erfahrung habe ich auch selbst schon gemacht – allerdings beim Ballett. Vor etwa zwei Jahren habe ich mich in einer Ballettschule angemeldet. Als Jugendlicher habe ich das immer geliebt, vor allem dieses Warm-up an der Stange. Deshalb dachte ich, meine alte Sportleidenschaft aufzuwärmen sei eine gute Idee. Leider war ich im Unterricht der einzige Hase über dreißig, der mit den kleinen Schwänchen durch den Raum sprang – da fehlt mir mein Pendant. Der Altersabstand war zu groß.

Bei einem weiteren Versuch, eine Sportart zu finden, zu der ich mich nicht hintricksen muss, weil sie Spaß macht, habe ich einen Jazzdance-Kurs belegt – ach, du meine Güte! Sobald ich auf den Boden musste, wollte ich dort bleiben. Runter ging. Aber hoch? Da war der Weg schon sehr weit. Das ging mir bei Let’s Dance auch so. Da habe ich zu Regina Luca, meiner Profi-Tanzpartnerin, gesagt: »Ich kann auf den Boden gehen, aber wenn ich unten bin, bleibe ich unten. Ich stehe nicht wieder auf, das ist zu anstrengend.« Und so haben wir es gemacht. Der Weg nach oben wird eben immer länger …

Deshalb: Versuchen, bei Gruppenübungen die passende Altersgruppe zu finden! Und sich niemals unter Konkurrenzdruck setzen! Es wird immer einen geben, der sich weiter nach vorn lehnen kann. (Die Grätsche war für mich schon immer ein Albtraum. Während sich einige Yogadamen im Spagat nach vorn legen und dabei ein Buch lesen, hänge ich buckelig wie ein nasser Sack auf meiner Matte.) Man wird leider nicht beweglicher im Alter. Meine Yogalehrerin hat kürzlich festgestellt: »Wenn du den Kopf nach links drehst, hast du eine Einschränkung. Der Radius ist nicht mehr so groß wie nach rechts.« Seitdem machen wir bestimmte Übungen, durch die sich mein Radius wieder erweitert. Das Schöne ist, dass du beim Yoga nicht nur durch mehr Beweglichkeit deine Belohnung bekommst, du kriegst sie am Ende jeder Stunde: bei meiner Lieblingsübung Shavasana, dem »toten Mann«. Wenn man bei diesem Meditationsteil zehn Minuten auf dem Rücken liegt und an nichts denkt, kommen die Entspannung und die große Zufriedenheit. Allein für dieses Gefühl kann ich Yoga als Basis jedem empfehlen. In einer idealen Welt wäre jeden Tag eine halbe Stunde perfekt. Nicht, dass man mit achtzig den Schulterblick nicht mehr hinkriegt! Da muss man mit sechzig noch mal investieren, liebe Leserin, lieber Leser!

Die zweite Säule: Cardio

Mein zweiter Sport, zu dem mich ich jede Woche aufraffe, ist Laufen, wobei ich überhaupt kein Outdoor-Läufer bin. Ich bevorzuge das Laufband. Im Urlaub, zu Hause – ich laufe auf dem Band, weil ich befürchte, dass mich draußen zu viel ablenken würde. Also nicht, dass ich vor jedem Baum oder Schaufenster stehenbleiben würde, aber draußen ist es grundsätzlich zu bunt und aufreibend. Ich brauche die Monotonie. Deshalb verstehe ich auch nicht, warum manche auf dem Laufband Nachrichten gucken. Ich mache mir ohnehin zu viele Gedanken über alles. Warum sollte man sich zur Anstrengung obendrein die schlimmsten Nachrichten reinziehen? Das Gehirn soll herunterfahren beim Laufen!

Aber Jogger überraschen mich ohnehin häufiger. Ich versuche doch auch beim Sport ein Outfit anzuziehen, das nicht ganz schlimm aussieht. Hier muss man im höheren Alter – dazu kommen wir später im Klamotten-Kapitel noch einmal – unglaublich aufpassen, damit nichts schiefgeht. Sportkleidung ist ein riesiger Krater auf dem Planeten der Geschmacklosigkeiten. Diese alten T-Shirts, von denen sich keiner erklären kann, wie die jemals in der Schublade gelandet sind, waren nie gut genug, um sie draußen anzuziehen. Warum sollte man jetzt damit anfangen? Wenn man ungesehen in seinem eigenen Keller läuft, kann man sich meinetwegen kleiden, wie man möchte. Aber bei dem lustigen alten T-Shirt, das beim Mann sehr gern auftaucht, ist draußen Vorsicht geboten! Und ebenso, wenn plötzlich die Jugendlichkeit ausbricht. Auf einmal ziehen Leute Neonfarben an, die in ihrem sonstigen Tagesablauf nie in Neongrün oder Neonpink zu sehen sind, weil sie denken, das sei frisch und sportlich. Das ist aber nur frisch und sportlich für Dreißigjährige. Das ist nicht frisch und sportlich für Sechzigjährige. Man muss sich nicht in Sack und Asche kleiden, aber Sportkleidung darf angemessen sein. Sie sollte gemütlich sein, eine gute Qualität haben, und Baumwolle gewinnt bei mir sowieso immer. Aufpassen muss man bei Farbe, Aufdrucken und Slogans aller Art. Man weiß: Das, was draufsteht, ist nie drin. Liest man Muscle Beach, kann man sich sicher sein, dass dieser Körper den Muscle Beach noch nie gesehen hat. Das ist ein Weltgesetz. Ich tendiere – beim Yoga wie beim Laufen – zum einfarbigen Shirt zur schwarzen Hose. Damit laufe ich eine halbe Stunde ohne Monitor, ohne Serie, einfach dumpf vor mich hin. Und das mache ich zwei- oder dreimal die Woche für eine halbe Stunde, weil Ausdauersport nicht nur die Ausdauer erhält, sondern obendrein vor Krebs schützt, gut für Herz, Kreislauf, Immunsystem und Psyche ist. Es gibt sogar Studien, die zeigen, dass sich durch Cardio-Training die sogenannten Telomere verlängern, die Enden der Chromosomen, die bei jeder Zellteilung kürzer werden. Das ist das gute Zeichen, dass sich neben all den anderen positiven Effekten der Alterungsprozess verlangsamt.

Cardio muss jetzt also mit sechzig sein, aber es gibt verschiedene Möglichkeiten. Hin und wieder probiere ich andere Sportarten aus, die mir vielleicht mehr Spaß machen könnten. Ich bin ja eigentlich eine Aerobic-Maus. Auch Jazzdance und andere Kurse, bei denen man sich zu lauter Musik von seinen Trainern anschreien lässt, habe ich früher geliebt. Aber mittlerweile musste ich feststellen: Ich mag das nicht mehr. Ich möchte mich nicht mehr anschreien lassen – dann fehlt mir der meditative Teil des Cardio-Trainings.

Mein Mann hat übrigens gerade noch einen neuen Favoriten entdeckt: das Trampolin. Trampolinspringen ist super am Morgen! Da mobilisiert man in zwanzig Minuten alle Gelenke. Und es ist nicht so, dass man damit bis zur Decke springt und dann im Kronleuchter hängt. Man hüpft ganz sanft, weshalb es für mich inzwischen zur Konkurrenz zum Laufband wird, weil man weicher auftritt. Es fühlt sich gelenkschonender an. Außerdem kann das Springen süchtig machen! Man fühlt sich gut, sobald man das Trampolin betritt – wahrscheinlich, weil man schon in der Kindheit gespeichert hat, dass Springen Spaß macht. Dieser Effekt setzt sofort ein, sodass man es nicht richtig als Sport empfindet, sondern eher als großen Spaß, obwohl es anstrengend ist. Wieder ein super Trick, um sich in Bewegung zu bringen! Und man kann es sogar im Wohnzimmer aufstellen, weil es nicht viel Platz braucht. Wir sind so verliebt, wir nehmen unser Trampolin fast mit in den Urlaub. Mein Mann hat schon gesagt: »Bei der nächsten Reise kommt’s ins Reisegepäck!« Weil es so eine Freude macht. Und wenn man möchte, kann man sich übers Internet die ganzen Trainer herunterladen, die einem die Übungen vorhüpfen. Wenn die dann »Five, six, seven, eight!« brüllen, bin ich sofort wieder in den Achtzigern. In meiner Aerobic Class. Das ist zwar nicht so entspannend, macht zwischendurch aber auch mal Spaß. Und wenn mir das zu wild wird, mache ich das weiter altersgemäß mit mir und dem Band aus, stelle mir meine Hügel ein und laufe das ab. Musik hilft. Immer. Als Disco-Kind lege ich meine Lieblings-Hits in den CD-Player – das ist tatsächlich der einzige CD-Player, den wir noch haben. Und der steht neben dem Laufband. Damit wird das Laufen zum tollen Start in den Tag.

Und wenn Sie sich nun fragen: »Zu welcher Musik hoppelt denn der Herr Hermanns?« Das ist die Musik, die mich aus dem Bett kriegt – und aufs Laufband oder Trampolin:

1. »You make me feel (mighty real)« – Sylvester (Das sagst du zu deinem Körper.)

2. »Supermodel« – RuPaul (You better work!)

3. »If you could read my mind« – Viola Wills (Etwas lyrischer für den ersten Teil des Workout-Plateaus …)

4. »Don’t stop moving« – S Club Seven (Der Titel sagt alles …)

5. »Relight my fire« – Dan Hartman (Allmählich werden wir müde – wir brauchen ein neues Brennelement!)

6. »Good times« – Chic (Wir tun so, als wäre Sport Spaß.)

7. »Don’t stop me now« – Queen (Ganz anderer Stil. Aber bis der Kopf das verarbeitet hat, sind wir schon drei Runden weiter.)

8. »Hot Stuff« – Donna Summer (Back to Disco!)

9. »I’m too sexy« – Right Said Fred (Einfache Messages für müdes Hirn.)

10. »Thank you for the music« – Abba (Belohnung, Stretching!)

Die dritte Säule: Krafttraining

Im dritten Teil meines persönlichen Sportprogramms widme ich mich dem großen Thema Muskelaufbau. Hanteln! Da führt kein Weg dran vorbei – weder für die Damen noch für die Herren. Es muss gehantelt werden, weil die Muskeln sich im Alter rasend schnell abbauen. Das geht schon mit dreißig Jahren los, ab sechzig beschleunigt sich dieser Vorgang noch. Man verliert jedes Jahr etwa ein Prozent seiner Muskelmasse, wenn man nicht trainiert. Manche Experten gehen sogar so weit, dass sie sagen: »Wer nicht ins Pflegeheim will, muss spätestens ab sechzig Muskelaufbau betreiben.« Denn das ist die gute Nachricht: Man kann den körperlichen Verfall aufhalten! Aber ich gebe offen zu, dass ich diesen Teil meines Trainingsprogramms hasse. Das wird sich auch nicht ändern. Ich werde nie sagen: »Ich mache gern Kniebeugen.« Das wird nicht passieren. Trotzdem muss es gemacht werden, man muss Muskelaufbau betreiben, denn es nutzt nichts, wenn die Arme keine Kraft mehr haben. Es geht nicht um Eitelkeiten, nicht um den schönsten Bizeps oder darum, dass sich die Brustmuskeln unter dem T-Shirt spannen, es geht nur darum, dem Verfall etwas entgegenzusetzen. Und das ist ein superspannendes Thema, weil man erst in den vergangenen Jahren erkannt hat, dass gerade die Älteren davon profitieren, wenn sie mit Gewichten arbeiten. Und das ist sogar gut fürs Herz! Früher dachte man: »Ich bin doch kein Bodybuilder!« Heute weiß man: Am Muskeltraining führt kein Weg vorbei. Aber wie macht man das am besten?

Mein Mann und ich gehen dafür in ein Studio. Crossfit nennt sich unser Training. Das Studio ist vom Look so ein bisschen martialisch, ein bisschen brickwallig, männlich, rudimentär. Da machen wir unter Aufsicht wenige Übungen mit hohen Gewichten. Leider ist dort auch meine verhassteste Übung seit der Schulzeit wieder aufgetaucht: der Klimmzug. Ich fand damals auch die Stange schlimm, an der man rauf- und runterklettern musste, aber Klimmzüge waren schon immer das Allerallerschlimmste. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich Klimmzüge hasse. Ich finde, es gibt nichts Schlimmeres, als wie ein nasser Sack an der Stange zu hängen und dann sein eigenes Gewicht hochzuziehen. Es hilft, wenn da ein Treppchen steht. Und es hilft auch, wenn jemand einen unterstützt. Schlechte Nachrichten also für alle über sechzig: Da ist sie wieder! Das ist die Übung, die nun gemacht werden muss. Und mit ihr kommt auch die Kniebeuge zurück … Allerdings mit einer Hantel auf den Schultern. Das ist ein bisschen frustrierend: Man denkt, man sei erwachsen, weise, schlau und erfolgreich und könne bestimmte Sachen hinter sich lassen. Und dann kommen – mit therapeutischer Notwendigkeit – ausgerechnet die fiesen Dinge zurück und sagen: »Hier bin ich wieder!« Das ist das Schwerste. Das schaffe ich auch nur einmal pro Woche. Und danach bin ich richtig kaputt.