Sherlock Holmes Band 02 - Der Lumpensammler von Paris - Marc Gruppe - E-Book

Sherlock Holmes Band 02 - Der Lumpensammler von Paris E-Book

Marc Gruppe

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Beschreibung

Ein ungelöster Mord. Ein verschwundener Bankierssohn. Ein Fall für Sherlock Holmes. Paris, Ende des 19. Jahrhunderts: Als ein Geldbote im Dachboden des alteingesessenen Bankhauses Beaumont Frères erhängt aufgefunden wird, tippt die Polizei auf Selbstmord und legt den Fall ad acta. Jahre später verschwindet Maurice Beaumont, Juniorchef des Hauses, während einer Reise spurlos – ein weiteres Rätsel ohne Antwort. Fast unbeachtet bleibt zur gleichen Zeit der brutale Mord an einem Lumpensammler. Doch könnte genau dieser Fall von größerer Bedeutung sein, als zunächst angenommen. Sherlock Holmes und Dr. Watson reisen in die französische Metropole. In den Tiefen des Pariser Polizeiarchivs stoßen sie auf eine Spur, die ihre Ermittlungen in eine neue Richtung lenkt …

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Seitenzahl: 127

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Arthur Conan Doyle

Amy Onn

Der Lumpensammler von Paris

1. Auflage 2025

Copyright © 2025 Titania Medien GmbH

Elberfelder Straße 47, 40724 Hilden

Buchbearbeitung: Stephan Bosenius

Lektorat: Dr. Daniela Stöger/Marc Gruppe

Illustration: Bastien Ephonsus

Satz und Layout: Lars Auhage

Sherlock Holmes Logo und Rahmen: Firuz Askin

Bibliographische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliothek; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

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Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten sowie lebenden oder verstorbenen Personen sind unbeabsichtigt und wären rein zufällig.

ISBN: 978-3-69027-002-1

www.titania-medien.de

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Inhalt

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

Epilog

Buchvorstellung

Hörspiele

1. Kapitel

Mein Name ist Dr. John Hamish Watson. Obwohl ich eigentlich bloß ein einfacher Militärarzt bin, kennt man meinen Namen mittlerweile doch in der ganzen Welt. Dies verdanke ich einzig einem Umstand in meinem Leben – und er hat nicht das Geringste mit meinem eigentlichen Beruf zu tun: über viele Jahre genoss ich das Privileg, die Ermittlungsarbeit meines Freundes Sherlock Holmes als Chronist begleiten zu dürfen. Es war mir stets ein Vergnügen, meine Leser mit den Details der Abenteuer des Meisterdetektivs in Erstaunen zu versetzen.

Mitunter gab es aber auch Fälle, deren Berichte aus vielfältigen Gründen zunächst ausdrücklich nicht für eine Veröffentlichung bestimmt waren. Meist entsprang dies dem Wunsch der Auftraggeber nach Diskretion, oder es war schlicht der Brisanz der geschilderten Ereignisse geschuldet. Versiegelt lagerten diese Berichte in einem Archiv, bis endlich die Zeit gekommen war, auch die geheimen Fälle des Meisterdetektivs zu erzählen.

Der Fall des Lumpensammlers von Paris war einer jener Fälle, die mit einem großen Namen in der Finanzwelt in Verbindung gebracht werden konnten und deshalb so lange unter Verschluss gehalten werden mussten, bis einigermaßen Gras über die Sache gewachsen war. Mein Freund Sherlock Holmes hatte damals selbst vorgeschlagen, der Presse wirklich nur das Allernötigste mitzuteilen. Erst jetzt ist es mir gestattet, über diesen wahrlich äußerst skandalösen Fall zu berichten, bei dem der Meisterdetektiv seine einzigartigen Fähigkeiten wieder einmal nachdrücklich unter Beweis stellen konnte.

Es war in einem Spätsommer Ende der 1880er Jahre, als ich nach einer Nachtschicht in meiner Praxis mit der Absicht nach Hause in die Baker Street 221b ging, dort gemütlich bei einer Tasse Tee das Neueste vom Neuen zu erfahren. Es war indes ein eher bizarres Szenario, selbst für unseren ja ohnehin eher ungewöhnlichen Haushalt, das ich zu meiner grenzenlosen Überraschung bei meiner Ankunft dort vorfand. Mrs. Hudson öffnete mir mit hochrotem Kopf die Tür, und ich bemerkte augenblicklich, dass sie mal wieder das Gefühl hatte, ihr sei grobes Unrecht widerfahren.

»Gut, dass Sie da sind, Dr. Watson. Mr. Holmes nimmt gerade oben in Ihren Räumlichkeiten das ganze Haus auseinander, weil er auf der Suche nach irgendwelchen ominösen Fahrkarten ist, die ich angeblich – man stelle sich das vor – verbummelt haben soll! Wie sollte ich denn überhaupt an diese … diese Reiseunterlagen von Mr. Holmes gekommen sein?«

Ich unterdrückte ein Grinsen, als ich mir die geschilderte Szenerie vorstellte. »Aber meine liebe Mrs. Hudson, beruhigen Sie sich doch bitte erstmal! Bestimmt hat er es nicht so gemeint! Sie sind doch solch ein Ausbund an Zuverlässigkeit.«

»Das scheint wohl nur Ihre Meinung zu sein! Was ich mir heute schon alles anhören musste! Sagen Sie dem da oben, dass ich umgehend eine Entschuldigung von ihm erwarte!«

»Selbstverständlich werde ich mit Mr. Holmes sprechen und sehen, ob ich ihm bei der Suche nach diesen Fahrkarten helfen kann.«

Ich begab mich die Treppe hinauf, und als Holmes mich auf mein zaghaftes Klopfen hin hereinbat, fand ich den berühmten Detektiv tatsächlich inmitten von Papieren, Büchern und anderen Gegenständen, die er sorgfältig zu durchsuchen schien – und das allem Anschein nach nicht zum ersten Mal an diesem Tag.

»Gut, dass Sie endlich da sind, Watson!«, sagte er mit einem konzentrierten Gesichtsausdruck.

»Das höre ich heute schon zum zweiten Mal! Was ist denn hier schon wieder los, Holmes? Ist Ihnen bewusst, dass Mrs. Hudson Ihretwegen mal wieder sehr aufgebracht ist?«

»Sie? Sie ist aufgebracht?!«

»Aber ja doch! Auf das Äußerste sogar!«

»Ich! Ich sollte aufgebracht sein! – Sehen Sie den Stuhl dort mit den Handtüchern?«

»Natürlich, ich bin ja nicht blind. Was soll denn damit sein?«

»Schauen Sie genauer hin! Die Handtücher sind eingedrückt und haben kleine Vertiefungen. Da hat also mit Sicherheit ein Wäschekorb draufgestanden. Zudem sind einige meiner Kleidungsstücke aus dem Schrank verschwunden. Was schließen Sie daraus?«

»Dass Mrs. Hudson mal wieder die Güte hatte, Ihre Kleidung in die Reinigung zu bringen.«

»Ganz richtig! Und dabei hat sie dann auch die Fahrkarten nach Paris mitgenommen! Ich habe hier alles mehrfach durchsucht, aber sie sind nicht mehr da. Mrs. Hudson besitzt trotzdem die Frechheit, beharrlich ihre Schuld zu leugnen – obwohl sie doch sehr genau wissen müsste, dass mir niemand etwas vormachen kann, wenn ich erst einmal einen Tathergang lückenlos rekonstruiert habe.«

»Wahrscheinlich wird sie schlicht und ergreifend nicht bemerkt haben, dass die Fahrkarten versehentlich in die Wäsche geraten sind.«

»Das ist durchaus denkbar. Aber ‚Ignorantia legis non excusat‘, sagten schon die alten Römer. Und dass Unwissenheit nicht vor Strafe schützt, das gilt wohl auch hier bei uns in England.«

»Wie dem auch sei. Sie sollten sich besser bei ihr entschuldigen. Zumindest für die Heftigkeit, mit der Sie sie in die Mangel genommen haben.«

»Pah!«

Bevor Holmes Weiteres erwidern konnte, wurden wir durch ein sehr schüchternes Klopfen unterbrochen. Holmes richtete sich triumphierend auf. »Kommen Sie nur herein, Mrs. Hudson! Ich hoffe sehr, dass dies der lange überfällige Gang nach Canossa ist!«

»Mr. Holmes!« Ungewohnt kleinlaut und etwas außer Atem betrat unsere Vermieterin mit gesenktem Kopf den Raum. »Ich gebe hiermit zu: Sie hatten Recht. Hier sind Ihre Fahrkarten. Die Dame von der Reinigung hat sie im Wäschekorb gefunden, als sie Ihre Wäsche sortiert hat.«

»Ha! – Ich habe eben immer Recht!«, triumphierte Holmes von oben herab. »Und wer muss sich jetzt bei wem entschuldigen?«

»Ich mich leider bei Ihnen«, sagte Mrs. Hudson sichtlich zerknirscht.

»Dann bitte! Nur zu! Ich höre.« Auf dem Gesicht meines Freundes breitete sich ein süffisantes Lächeln aus, während er seine Überlegenheit für meinen Geschmack etwas zu sehr auskostete.

»Es … es tut mir wirklich ausgesprochen leid, dass ich an Ihnen gezweifelt habe!«, knurrte Mrs. Hudson.

»Was wollen Sie denn überhaupt in Paris?«, fragte ich, um das Thema zu wechseln.

»Oh, das werde ich Ihnen mit Freuden auf dem Schiff erzählen, wenn Sie die Güte haben, mich zu begleiten. Wir starten allerdings umgehend.«

»Nun, ich habe eigentlich einige schwer zu verschiebende Termine in meiner Praxis …«

»Lassen Sie sich vertreten, alter Freund, so wie immer! Ich bin mir sicher, dass Sie die Reise nach Paris nicht versäumen wollen. Mein Auftraggeber ist nämlich Monsieur Beaumont.«

»Wie? Etwa der Seniorchef des Bankhauses ‚Beaumont Frères‘?«, rief ich erstaunt aus.

»Eben der!«

»Oho! Wenn das so ist, komme ich natürlich mit Freuden und auf der Stelle mit!«

»Ich wusste, dass Sie so reagieren würden. Suchen Sie nun rasch Ihre Siebensachen zusammen! Ich habe bereits gepackt. Dann erreichen wir womöglich noch das Schiff in Dover, so wie ich die Reise geplant habe.«

»Da bin ich ja offenbar gerade noch rechtzeitig nach Hause gekommen, um von Monsieur Beaumonts Einladung zu erfahren. Warum zum Himmel haben Sie mir denn keine Nachricht zukommen lassen, Holmes? Sie konnten doch nicht wissen, dass ich heute vorzeitig die Praxis schließen würde.«

»Natürlich wusste ich von Ihrer frühen Heimkehr, mein lieber Watson! Wie Sie sich vielleicht erinnern, hatten Sie kürzlich selbst erwähnt, dass der Museumsdirektor auf ein neues Medikament gewartet hatte und Sie es ihm höchstpersönlich mittags vorbeizubringen gedachten. Gestern Nachmittag traf der besagte Direktor zufällig Mrs. Hudsons enervierende Cousine, Miss Mapleton, und erwähnte das bevorstehende Treffen mit Ihnen. Wie üblich hat Miss Mapleton diese Neuigkeit umgehend haarklein an Mrs. Hudson weiter getratscht, die es wiederum mir verriet. Man braucht keine große Kombinationsgabe, um vorauszusehen, dass Sie anschließend direkt hier bei uns in der Baker Street eintreffen würden.« Während er sprach, hatte er bereits seinen Havelock-Mantel übergeworfen und seinen Koffer zur Treppe gewuchtet, so dass ich nichts anderes tun konnte, als nun schnellstens und einigermaßen konsterniert von der neuerlichen Demonstration seiner Geistesgaben meine eigenen Sachen zu packen und ihm zu folgen.

Die Schifffahrt durch den Ärmelkanal verlief ohne weitere Vorkommnisse, weshalb ich an dieser Stelle auf einen ausführlichen Bericht verzichte. Dank der stabilen Wetterverhältnisse litt ich diesmal entgegen meiner sonstigen Befindlichkeiten bei Schiffsreisen nur wenig unter Seekrankheit und konnte die Reisezeit daher größtenteils in der Gesellschaft des Meisterdetektivs verbringen – und nicht an der Reling, wie sonst immer.

In Paris eingetroffen, begaben wir uns in einer Droschke sogleich zur Rue Gustave Charpentier Nummer 24. An dieser Adresse stand ein mehrstöckiges, äußerst beeindruckendes Gebäude, in dessen oberem Bereich sich offenbar die Privatgemächer der Familie Beaumont befanden. In den unteren Stockwerken waren die Geschäftsräume des vornehmen Bankhauses untergebracht. Der Seniorchef der Firma Beaumont Frères, ein charismatischer älterer Herr, begrüßte uns in einem elegant eingerichteten Zimmer des Hauses mit einem kraftvollen und herzlichen Händedruck. Er hatte einen grauen, sehr gepflegten Van Dyke-Bart und war fast zwei Köpfe kleiner als mein Begleiter, wie ich durchaus amüsiert feststellte. Der Meisterdetektiv hatte sein dunkles Haar schlicht gescheitelt und blickte mit seinen wachsamen grauen Augen für seine Verhältnisse fast herzlich auf unseren Gesprächspartner herab.

»Dank! Tausend Dank, mein lieber, verehrter Monsieur Holmes!«, rief Monsieur Beaumont. »Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie erleichtert ich bin, dass Sie auf meinen Wunsch hin so schnell nach Frankreich gereist sind. Ich weiß ja, wie stark Sie immer in Anspruch genommen sind, und dass Sie niemals eine einmal begonnene Sache liegen lassen.«

»Das ist allerdings wahr!«, bestätigte Holmes und konnte einen gewissen Anflug von Stolz nicht verbergen. »Aber Ihre Nachricht, Monsieur Beaumont, genügte mir vollauf, um alles stehen und liegen zu lassen und mich unverzüglich auf den Weg zu machen. Und wie Sie sehen, hat auch Dr. Watson keine Sekunde gezögert, sich in seiner Praxis vertreten zu lassen, um mich hierher zu begleiten. – Schließlich waren Sie es, der mir damals, als ich noch ein unerfahrener und weitgehend unbekannter Detektiv war, sein unerschütterliches Vertrauen schenkte und mich ohne Fürsprecher einsetzte, um die Diebe zu fassen, die den großen eisernen Tresor der Banque de Paris aufgebrochen hatten. Sie haben mir damit die Gelegenheit gegeben, meinen Namen mit einem Paukenschlag bekannt zu machen und als beratender Detektiv Fuß zu fassen. Die Lorbeeren für die Aufklärung des Mordes an Mr. Drebber, deren Schilderung Dr. Watson später unter dem Titel Eine Studie in Scharlachrot veröffentlichte, heimsten ja damals – zu meinem Leidwesen – Inspektor Lestrade und Inspektor Gregson von Scotland Yard ein. Insofern stehe ich für den Rest meines Lebens in Ihrer Schuld.«

»Umgekehrt wird ein Schuh daraus!«, antwortete Beaumont. »Ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet, mein lieber Monsieur Holmes. Dank Ihres Scharfsinns saßen die Diebe damals schon nach wenigen Tagen hinter Schloss und Riegel. Und gerade deshalb habe ich Ihnen jetzt geschrieben und Sie gebeten, schnellstmöglich nach Paris zu kommen. Nehmen Sie doch bitte Platz, meine Herren! Ich hoffe, Sie werden es mir verzeihen, dass ich Sie nicht in meinem Haus als Übernachtungsgäste willkommen heiße, sondern Sie stattdessen im Westminster Hotel untergebracht habe. Aber mir kann natürlich nicht daran gelegen sein, Ihre Mission zu gefährden, indem mein Personal Ihren Aufenthalt hier bei mir in die Welt hinausposaunt.«

»Das kommt mir sehr entgegen«, sagte mein Freund lächelnd. »Sollte ich von Ihnen gleich hören, dass es sich um eine kriminalistische Angelegenheit handelt, der ich mich annehmen soll, so werden Dr. Watson und ich uns ohnehin so schnell wie möglich unter anderem Namen eine neue Unterkunft suchen. Denn meine Blitze müssen immer aus der Dunkelheit hervorschießen, dann treffen sie am sichersten.«

»Welch schönes Bild, Monsieur Holmes! Und ich versichere Ihnen: Ganz gleich, was Sie unternehmen werden, ich stehe voll und ganz hinter Ihnen und biete Ihnen jede Unterstützung. Doch jetzt hören Sie bitte, was mich veranlasst hat, Sie so dringend nach Paris zu bestellen.«

»Vermutlich handelt es sich dabei um eine Unterschlagung oder einen anderen Betrug in Ihrem umfangreichen Finanzgeschäft!«, warf ich ein.

»Oder werden Sie womöglich erpresst?«, ergänzte Holmes.

Beaumont schüttelte traurig den Kopf. »Nein, meine Herren. Nichts dergleichen. Es ist viel schlimmer, dringender und schmerzlicher für mich als jedes Verbrechen, das in irgendeiner Weise mit Geld zu tun hat.«

Der Meisterdetektiv zog seine Pfeife aus der Tasche, präsentierte sie, tippte dabei fragend darauf, und als Monsieur Beaumont zustimmend nickte, stopfte er sie und begann alsbald zu rauchen. Dabei lehnte er sich etwas zurück, wie er es oft in derlei Situationen zu tun pflegte, und schloss die Augen. »Nur zu, erzählen Sie!«