Sherlock Holmes in Leipzig - Wolfgang Schüler - E-Book

Sherlock Holmes in Leipzig E-Book

Wolfgang Schüler

4,6

Beschreibung

Großbritannien im Jahr 1910. Sherlock Holmes, der berühmteste Detektiv aller Zeit lebt zurückgezogen in seinem Cottage am Ärmelkanal, frönt der Bienenzucht und verfasst seine Memoiren. Eines Tages jedoch erreicht ihn eine geheimnisvolle Depesche, und er muss noch einmal aktiv werden. Ein Auftrag der britischen Krone schickt ihn und seinen treen Begleiter Dr. Watson mitten in das deutsche Kaiserreich. Als Schauspieler nimmt er an der Tournee der weltberühmten Londoner Royal Academy of Dramatic Artteil, um auf dem Kontinent ein Mordkomplott zu vereiteln, dem der britische Geheimdienst auf die Spur gekommen ist: Die Schauspielerin Lotte Land heißt in Wirklichkeit Charlotte von Cumberland und ist niemand anderes als die Tochter des im österreichischen Exil lebenden Königs von Hannover. Eine Gruppe von Verschwörern trachtet ihr nun nach dem Leben, um einen internationalen Konflikt heraufzubeschwören. Sherlock Holmes kommt sehr bald den Dunkelmännern auf die Spur, und es gelingt ihm, mehrere Anschläge auf die junge Schauspielerin abzuwehren. Aber dann wird Charlotte von Cumberland in Leipzig entführt, und eine erbarmungslose Verfolgungsjagd beginnt. Holmes muss beweisen, dass er längst nicht zu alten Eisen gehört, sondern immer noch als Meisterdetektiv zu brillieren vermag. Der Auftrag, den er von King George V. persönlich erhalten hat, lässt sich in wenige Worten fassen: Sherlock Holmes soll den Ausbruch des I. Weltkriegs verhindern!

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Wolfgang SchülerSherlock Holmes in Leipzig

Wolfgang Schüler hat in Leipzig Jura studiert. Er arbeitet als Rechtsanwalt, Schriftsteller und Journalist. Er verfasste u. a. die erste deutschsprachige Edgar-Wallace-Biografie und das Handbuch zur Kriminalliteratur Im Banne des Grauens. Am theater.FACT in Leipzig ist derzeit ein Kriminalstück in Vorbereitung, in dem die Figur des Sherlock Holmes eine zentrale Rolle spielt.

Wolfgang Schüler

Sherlock Holmesin Leipzig

Originalausgabe© 2011 KBV Verlags- und Mediengesellschaft mbH, Hillesheimwww.kbv-verlag.deE-Mail: [email protected]: 0 65 93 - 998 96-0Fax: 0 65 93 - 998 96-20Umschlaggestaltung: Ralf KrampRedaktion: Volker Maria Neumann, KölnDruck: Aalexx Buchproduktion GmbH, GroßburgwedelPrinted in GermanyPrint-ISBN 978-3-942446-08-2E-Book-ISBN 978-3-95441-085-9

Für Tine, Ina, Nadja, Anouk,Hannes, Stefan, Phily, Tibyund natürlich meine Lieblingsstadt Leipzig.

Personenverzeichnis

Sherlock Holmes,

alias William Escott, Detektiv

Dr. John H. Watson,

alias John Rance, Begleiter von Sherlock Holmes

Mycroft Holmes,

Mitarbeiter im britischen Außenministerium

Charlotte von Cumberland,

alias Lotte Land, Schauspielerin

William Norton,

Schauspieler

Sir Herbert Beerbohm Tree,

Theatermanager

Gideon Eaves,

Pinkerton-Detektiv

Hartmann Belzig,

Kriminalinspektor

Felix Dalton,

Schauspieler

Mary Saunders,

Kleindarstellerin

Annabell Codicil,

Zofe

Benjamin Hole,

Komparse

Jack Miller,

Droschkenkutscher

Tom Goodwin,

Stewart

Frank Smith,

Mörder

Benjamin Shaw,

Chefstewart

Lutz Graf Schwerin von Krosigk,

Vorsitzender der Deutschkonservativen Partei

Dr. Hjalmar Schacht,

Schatzmeister der Deutschkonservativen Partei

Werner Freiherr von Fritsch,

stellv. Vorsitzender der Deutschkonservativen Partei

Kurt Freiherr von Hammerstein-Equord,

Mitglied im Hauptverein der Deutschkonservativen Partei

August Wilhelm Prinz von Preußen,

Sohn Kaiser Wilhelms II.

Bruder Joachim,

Mitglied im Orden Mysteria Mystica Aeterna

1. Kapitel:

Die Depesche

»Mein lieber Watson, Sie täten mir einengroßen Gefallen, wenn Sie mitkämen.«

Arthur Conan Doyle, Das verschwundene Rennpferd

DIE SUCHE NACH DER VERSCHWUNDENEN BRILLE

Aus den Aufzeichnungen von Dr. Watson

Auf Anraten von Holmes hatte ich kurz vor der Jahrhundertwende meinen alten Armeerevolver (ein Andenken aus dem Afghanistan-Krieg) durch einen modernen Webley-Revolver Mk. IV vom Kaliber .455 ersetzt. Er lag gut in der Hand und galt als äußerst treffsicher. Zum letzten Mal hatte ich ihn irgendwann im Oktober 1903 bei mir getragen. Urplötzlich war es mir nun nach langer Zeit in den Sinn gekommen, das gute Stück hervorzukramen, um es zu ölen und die Munition zu überprüfen. Ich fand die zuverlässige Waffe tatsächlich an jenem Ort, an dem ich sie vermutet hatte: in einer unscheinbaren Zigarrenkiste. Selbige stand sicher verborgen hinter dickleibigen, aber hoffnungslos veralteten, medizinischen Fachbüchern, die seit Jahren unberührt und ungelesen in meinem Arbeitszimmer auf den obersten Regalbrettern verstaubten. Mit meinen Augengläsern hatte ich weniger Glück. Sie blieben verschwunden, waren wieder einmal wie weggezaubert. Glücklicherweise hatte ich mich für diese Art sich periodisch wiederholender Schicksalsschläge bestens gerüstet: Schon vor Längerem waren von mir in meiner Wohnung etliche Ersatzbrillen an gut sichtbaren Stellen deponiert worden.

Mein Kurzzeitgedächtnis wurde immer schlechter. Meine Frau meinte, dies läge am vielen Brandy, aber ich allein wusste es besser. Die äußeren Umstände wirkten sich auf meine innere Befindlichkeit aus. Seitdem ich die einträgliche Arztpraxis in der Queen Anne Street aufgegeben hatte, gehörte ich zum alten Eisen. Meine Tage als Pensionär verbrachte ich hauptsächlich mit ausgiebigen Mahlzeiten und langen Spaziergängen im Park. Darauf folgten die allabendlichen Nickerchen in meinem Lieblingssessel. Es war wie verhext. Kaum saß ich da, vergraben unter kaum angelesenen Journalen und nur ansatzweise aufgeschnittenen Büchern, schon klappten mir die Augen zu. Dafür lag ich nachts manchmal stundenlang wach.

Etwa einmal im Monat besuchten meine Gattin und ich die Oper (was noch anging), oder alternierend eine der unsäglichen Abendgesellschaften beim Earl of Lippincout. Dort wurden wir regelmäßig von Stümpern gelangweilt, die selbstverfasste Gedichte vortrugen. Anschließend quälten uns entweder ein russischer oder ein polnischer Dilettant am Flügel. Die Dame des Hauses reichte lächelnd gepanschten Portwein. Der Earl traktierte die Herren mit schlechten Zigarren von jener Sorte, über die der geistreiche Wilkie Collins[1] einmal geschrieben hatte: Sie schmeckte wie etwas, das in einem verschimmelten Stiefel in einem vergessenen Keller gewachsen war. Zu Essen gab es nicht das kleinste Häppchen außer salzigen Crackern, bestrichen mit ranziger Käsecreme. Mit meinen 58 Lenzen zählte ich zu den jüngsten Gästen. Trotzdem gingen wir immer wieder zur Soiree. Dies geschah einzig und allein aus Mangel an akzeptablen Alternativen. Zum Whistspieler war ich nicht geeignet.

So dämmerte ich vor mich hin und hatte keine Ziele, Wünsche oder Hoffnungen mehr.

Täglich musste ich der aufregenden Zeiten gedenken, die ich an der Seite meines treuen Freundes Sherlock Holmes in der Baker Street verbracht hatte. Dies geschah weniger aus sentimentalen Gründen, sondern vielmehr deshalb, weil mich eine unangenehme Schussverletzung am Oberschenkel noch immer schmerzte. Sie war mir im Jahr 1902 bei einem unserer letzten gemeinsamen Abenteuer von einem grässlichen Schurken zugefügt worden.

Auch der Meisterdetektiv hatte sich längst in den Ruhestand begeben, obwohl er jünger war als ich. Bereits vor sieben Jahren schon, Ende Oktober 1903, löschte er das Licht in der Baker Street 221b, um sich für immer in ein Cottage am Rande des Dörfchens Fulworth zurückzuziehen. Dieser unbedeutende Weiler lag fünf Meilen entfernt vom Seebad Eastbourne am Ärmelkanal – und zwar unmittelbar vor dem Südhang der Sussex Downs. Der Ort war äußerst idyllisch, freilich ebenso einsam und nur schwer zu erreichen. Holmes widmete sich angeblich seinen Büchern (was noch angehen mochte, obwohl er ausgerechnet auf dem Gebiet der Literatur nur rudimentäre Kenntnisse besaß) und versank in einer völlig obskuren Leidenschaft, nämlich der Bienenzucht. Als eingeschworenem Stadtmenschen erschien mir das Betreiben einer Imkerei an Englands sturmumtosten Küsten ähnlich sinnvoll zu sein wie der Unterhalt einer Orangerie auf Grönland. Doch meine Meinung zählte nicht. Unser tatsächliches Sein unterscheidet sich zumeist fundamental vom Bewusstsein der übrigen Mitmenschen.

Außerdem war mein Freund Zeit seines Lebens – wie ich schon an anderer Stelle zu bemerken pflegte – eine zwiegespaltene Persönlichkeit gewesen. Daran sollte sich auch im Alter nichts mehr ändern: Holmes hasste den Müßiggang, stand aber ungern früh am Morgen auf. Er hatte keinen Armeedienst geleistet und glänzte trotzdem als ein gewandter Degenfechter. Er saß am liebsten in seinem Schlafrock am Kamin und schmauchte ein Pfeifchen, unternahm gleichwohl ausgedehnte Reisen, die ihn unter anderem nach Montenegro, Norwegen, Persien, Frankreich, Tibet und Italien[2] führten. Er besaß eine eiserne Selbstdisziplin und war dennoch zeitweise der Kokainsucht verfallen gewesen. Er interessierte sich kaum für Politik, lehnte es aber im Jahr 1902 ab, durch König Edward VII. in den Adelsstand erhoben zu werden. Er war womöglich der einzige Violinspieler von Rang, der sich außerdem einen vortrefflichen Faustkämpfer und Boxer nennen durfte. Erstaunlicherweise besaß er keinerlei Kenntnisse in Himmelskunde, obwohl doch ein berühmter Astronom, nämlich kein Geringerer als der berüchtigte Professor James Moriarty[3] höchstpersönlich, sein Hauslehrer gewesen war. (Oder vielleicht rührte genau aus diesem Umstand die lebenslange Feindschaft zwischen den beiden? Möglich ist alles.)

Derartig in Gedanken versunken überhörte ich fast das Läuten an der Tür. Ich ging nachsehen. Ein Bote übergab mir eine telegraphische Depesche. Ich riss sie hastig auf. Darin stand:

ALTER KNABE. WIE WÄRE ES MIT EINEM GEMEINSAMEN AUSFLUG FüR EINIGE WOCHEN AUF DEN KONTINENT? STOP. DIE ROYAL ACADEMY OF DRAMATIC ART HAT MICH FÜR EIN GASTSPIEL IN DEUTSCHLAND VERPFLICHTET. STOP. KOST UND LOGIS FREI. STOP. ABFAHRT AM 15. MAI MITTAGS AB WATERLOO-STATION. STOP. VERGISS NICHT DEINEN REVOLVER MITZUBRINGEN. SHERLOCK.

Eine Weile starrte ich verdutzt auf das Papier, dann erinnerte ich mich. Sherlock Holmes war gleich nach seiner Collegezeit in Oxford und Cambridge Schauspieler geworden. Unter dem Künstlernamen William Escott hatte er zwischen 1879 und 1881 große Erfolge auf englischen und amerikanischen Bühnen gefeiert, bevor er anschließend ein beratender Detektiv wurde. Der alte Baron Dowson sagte deshalb am Vorabend seiner Hinrichtung durch den Strang zu seinem Häscher: »In Ihrem Fall, Holmes, war der Gewinn für das Recht ein Verlust für das Theater.«

Sherlocks schauspielerisches Talent und seine Fähigkeit, blitzschnell in die unterschiedlichsten Rollen schlüpfen zu können, hatten ihm bei seiner Detektivarbeit gute Dienste geleistet. Allerdings blieb es mir völlig schleierhaft, was den berühmten Theatermanager Sir Herbert Beerbohm Tree dazu veranlasst haben könnte, einen 56-jährigen Bienenzüchter aus Sussex für eine Tournee jenseits des Kanals zu engagieren. Aber das würde sich schon noch herausstellen.

Da durchzuckte es mich siedend heiß. In dem Telegramm stand, ich solle meine Waffe bei mir tragen! Das deutete auf eine spannende Detektivgeschichte hin, gepaart mit einem Theaterspiel als Tarnung. Holmes würde inkognito in Erscheinung treten wollen. Mich benötigte er gewiss zur Rückendeckung, wie damals in der Moorlandschaft von Baskerville!

Verdutzt blickte ich auf den Rauchtisch vor mir. Wie das? Der Revolver lag schon bereit! Eine unterbewusste Anspannung hatte mich vorhin dazu bewogen, ihn nach langer Zeit wieder einmal zum Reinigen hervorzuholen. War das Telepathie gewesen?

Ich ließ mich in einen Sessel sinken und begann nachzudenken. Ich erinnerte mich noch gut daran, wie ich im Jahr 1902 frisch verliebt und jungvermählt aus der Baker Street ausgezogen war. Das war durchaus mit einem lachenden und einem weinenden Auge geschehen, wenn auch die Freude darüber, dass damit die Zeit der Gefahren und Strapazen an der Seite meines Stubengenossen so gut wie vorüber war, alle sentimentalen Anwandlungen bei Weitem überwogen hatte. Tatsächlich fanden unsere gemeinsamen Unternehmen nur noch sporadisch statt, bis sie schließlich ganz zum Erliegen kamen. Aus den Augen, aus dem Sinn, hieß es im Sprichwort. Auch unsere gegenseitigen Besuche wurden immer seltener. Mir schien nichts zu fehlen. Ich genoss sogar anfangs meine Existenz als Rentier.

Doch das vermeintliche Gold hatte sich in Pech verwandelt. Wie ich schon andeutete, war inzwischen alles einer gewissen Leere gewichen, die sich auch durch die Liebe zu meiner Frau nicht recht füllen ließ.

Je länger ich darüber nachdachte, desto fester wurde mein Entschluss, meinen Freund Holmes zu begleiten – allerdings nur mit dem Segen meiner Gattin. Als ich später ihr gegenüber auf das Thema zu sprechen kam, bestärkte sie mich sofort in meinem Vorhaben. Das verblüffte mich sehr. Immerhin war sie es gewesen, die mich veranlasst hatte, den Umgang mit dem Meisterdetektiv einzuschränken. Gleichwohl sie offene Widerworte mied, verstand sie es meisterhaft, auf der Klaviatur der Zwischentöne zu spielen: »Ich finde, ein Arzt gehört in sein Sprechzimmer und ein Ehemann nach Hause.« Aber so ist das nun mal mit den Frauen: Kein Mensch kann sie verstehen, und am wenigsten sie sich selbst.

Allerdings durfte ich nicht ohne meine gute Brille auf Reisen gehen. Ich musste sie finden. Ich erinnerte mich an einen Ratschlag von Holmes, der mir schon so manches Mal von großem Nutzen gewesen war: »Bei der Suche nach dem Schlüssel eines Problems musst du alle denkbaren Möglichkeiten untersuchen und eine nach der anderen ausschließen. Die letzte Variante, die dann noch übrig bleibt – so unwahrscheinlich sie auch sein mag – stellt die Lösung des Rätsels dar.«

Ich überlegte, wann ich meine Brille zum letzten Mal bewusst wahrgenommen hatte. Das war abends im Lehnsessel gewesen. Am Morgen beim Frühstück hatte ich sie schon nicht mehr besessen. Sie könnte also auf dem Weg, der vom Herrenzimmer über meine Nachtkammer zum Speiseraum führte, verloren gegangen sein. Ich untersuchte unterwegs alle Fensterbretter, Stühle, Tische, Kanten, Stufen und andere Ablagemöglichkeiten, auf denen ich vielleicht in Gedanken versunken meine Sehhilfe deponiert hatte. Vergeblich, ich fand sie nicht. Dafür entdeckte ich auf dem Bettvorleger ein Buch des amerikanischen Humoristen Mark Twain. Es trug den Titel Bummel durch Europa. Darin hatte ich, wie mir wieder einfiel, vor dem Einschlafen geschmökert. Ein hübsches Zitat war mir im Gedächtnis geblieben: Die deutsche Sprache sollte sanft und ehrfurchtsvoll zu den toten Sprachen abgelegt werden, denn nur die Toten haben die Zeit, diese Sprache zu lernen.

Mit dem Fund des Buches war der zwingende Beweis erbracht, dass ich die Brille in meinem Schlafgemach auf der Nase getragen haben musste. Sie lag aber nicht auf dem Nachttisch, wo sie hingehörte. Wahrscheinlich war sie heruntergefallen. Ich bückte mich und sah mich auf dem Fußboden um. Nichts. Ich überlegte. Welche letzte Variante blieb noch übrig? Aha! Ich rückte das Bett ein Stück zur Seite. Und plumps, fiel die Brille herunter. Sie war zwischen dem Mahagoni-Rahmen und der Wandtäfelung aus Kirschbaumholz eingeklemmt gewesen.

Jetzt war die Sache sonnenklar. Es gab keinen Zweifel: Ich war beim Lesen eingeschlafen. Das Buch fiel mir aus der Hand. Die Brille rutschte von meiner Nase. Das gute Stück wollte mich foppen und versuchte, sich zu verstecken. (So wie in allen Dingen ein verdeckte Bosheit steckt.) Von der Bettdecke aus glitt die Brille seitwärts hinab und verklemmte sich hinter dem Rahmen.

»Holmes, ich danke dir!«, seufzte ich. Ohne den Ratschlag meines Freundes hätte ich noch eine Weile ohne meine besten Augengläser auskommen müssen. Dem Dienstmädchen wären sie frühestens beim nächsten Wechseln der Laken unter die Finger gekommen.

[1] William Wilkie Collins, 1824 - 1889, britischer Schriftsteller, Verfasser der ersten Mystery Thriller und Detektivgeschichten

[2] Franziska Franke, Sherlock Holmes und die Büste der Primavera

[3] James Moriarty, Bewegungen eines Asteroiden

VOR DEM AUFBRUCH

Das kleine, weiß gekalkte Landhaus mit seinen dunklen Balken, dem bemoosten Schindeldach und den weithin duftenden Rosenstöcken vor der Tür stand direkt am Hang oberhalb der Kreidefelsen. Zum Meer hinab führte ein gewundener, glitschiger Pfad. Der schmale Strand bestand aus grauen Felsbrocken, die sich mit Ansammlungen wild durcheinandergeworfenen Gerölls und von Algen grünbraun gefärbten Kiesstreifen abwechselten. Vom Frühjahr bis zum Herbst stieg Sherlock Holmes zu einer geschützten Bucht hinunter, um dort bei jedem Wetter an seiner privaten Badestelle schwimmen zu gehen. Zur Leibesertüchtigung absolvierte er außerdem ein regelmäßiges Boxtraining am Sandsack sowie wechselnde gymnastische Übungen. Und noch etwas anderes hielt ihn gesund und leistungsfähig: Tagtäglich nahm er ein winziges Quantum an Gelée Royale zu sich, jenem Drüsensekret, welches die Arbeitsbienen produzieren, um damit die frisch geschlüpfte Larve der Bienenkönigin zu füttern. Auch beim Menschen zeigte Gelée Royale – jedenfalls in der richtigen Dosierung – erstaunliche Wirkungen. Holmes benötigte keine Brille, er konnte noch immer ausgezeichnet hören und war reaktionsschnell wie eh und je. Seine Erfahrungen mit diesem Naturheilmittel hatte er bereits in einem Buch niedergelegt.[1]

Besucher verirrten sich nur selten in das Zentrum von Fulworth, und noch viel weniger nahmen den Fußmarsch über die Hügel zum Cottage auf sich. Sherlock Holmes verfügte über ein geräumiges Arbeitszimmer und eine spartanisch eingerichtete Schlafkammer. Seine Bücher hatte er auf dem Dachboden untergebracht. Die Küche und der Rest des Hauses waren die Domäne von Mrs. Hudson, seiner alten und seit vielen Jahren treuen Haushälterin. Manchmal blieb sie wochenlang die einzige Person, die er zu sehen bekam. Harold Sackhurst, der nächste Nachbar, wohnte eine halbe Meile entfernt.

Der ehemalige Detektiv lebte geruhsam in landschaftlich schöner Lage, weitab von den Problemen der Großstadt. Ihn quälten weder finanzielle Sorgen noch irgendwelche Zipperlein. Er hatte offensichtlich das erreicht, was nur wenigen Menschen gelang: sich ein Leben entsprechend ihren Wünschen und Bedürfnissen einzurichten.

Doch der äußere Schein trog. Sherlock Holmes war alles andere als zufrieden. Ihn quälte mehr denn je seine unglückliche Liebe zu der amerikanischen Opernsängerin Irene Adler. Sie war ebenso wunderschön wie geheimnisvoll gewesen und damit zu der einzigen Frau geworden, die er jemals begehrt hatte. Alles schien perfekt zu passen. Sie erkannte ihn als ebenbürtigen Partner an und hatte seine Zuneigung erwidert. Aber die äußeren Umstände verschworen sich gegen sie. Politische Ränkeschmiede errichteten unüberwindbare Barrieren und verhinderten ihr beider Zusammenkommen. Der Detektiv und die Sängerin schworen sich Treue. Auch über große Entfernungen hinweg blieben sie einander immer nah. Es sollte, es musste nur etwas Gras über die leidige Affäre mit dem König vom Böhmen wachsen.

Dann traf es Holmes wie ein Blitz aus heiterem Himmel: Irene Adler war in den USA gestorben. Sie hatte verunreinigtes Wasser getrunken und sich mit Typhus infiziert. Zuerst litt sie nur unter Bewusstseinsstörungen und kam in Quarantäne. Doch dann schwoll ihre Milz an, ihre Knochen eiterten und ihre Hirnhaut entzündete sich. Ein heftiger Fieberanfall machte ihrem Leben ein Ende. Sie war nur 45 Jahre alt geworden. Ihr elfjähriger Sohn William wurde in das Waisenhaus von Hoboken gesteckt. Die Trauerfeier hatte am Donnerstag, dem 8. Oktober 1903 in Trenton, New Jersey stattgefunden. Das war nur wenige Wochen vor dem geplanten Wiedersehen mit Sherlock Holmes gewesen. Die schreckliche Nachricht erreichte ihn mitten in seinen Reisevorbereitungen. Die Schiffspassage in die Staaten hatte er schon längst gebucht gehabt.

Seine Liebe zu dieser außergewöhnlichen Frau musste nun für alle Zeiten unerfüllt bleiben. Aus dem Reich der Toten gab es keine Wiederkehr. Die einzige Fotografie von ihr, die Holmes besaß, zeigte sie zusammen mit dem Großherzog von Cassel-Falstein. Das künstlerische Bildnis stand griffbereit auf einem Klapptisch neben seinem Bett. Jeden Abend vor dem Einschlafen nahm er es zur Hand und sprach zu seiner Liebsten. Er konnte sich mit ihr unterhalten. Sie antwortete ihm in seinen Gedanken. Aber das war nur ein schwacher Trost. Er vermisste ihre Nähe, ihren Geruch, den Klang ihrer Stimme.

Sein Weggang aus London Ende Oktober 1903 war in Wirklichkeit nur eine Flucht gewesen. Er wollte alles hinter sich lassen und ein neues Leben beginnen. Inzwischen hatte er längst feststellen müssen, dass ihn weder die Bienenzucht noch das Verfassen seiner wissenschaftlichen Memoiren[2] völlig auszufüllen vermochte.

Holmes resignierte. Gewiss, in den ersten Jahren hatte es noch zahlreiche Anfragen an ihn als Detektiv gegeben. Sie waren allesamt von ihm ungeprüft abgelehnt worden. Er wollte in Ruhe trauern können. Mit der Zeit kamen immer weniger Kunden. Die Vergeblichkeit des Bemühens sprach sich herum. Irgendwann waren die Mandanten schließlich völlig ausgeblieben. Den letzten Fall hatte er vor drei Jahren gelöst. Eine Bagatelle: Es war um einen Badeunfall hier an der Küste gegangen.

Doch nun sollte sich alles von Grund auf ändern. Bald hatte ihn das alte Leben voller Rätsel und Gefahren wieder. Sein eingerosteter Verstand würde wieder in Schwung kommen. Diesmal hatte sich ein Klient an ihn gewandt, den er nur schwerlich abweisen konnte: Die Krone verlangte nach ihm und forderte den höchsten Einsatz.

Sherlock Holmes nahm auf der grünen Gartenbank Platz, die vis-à-vis zur Haustür von seinem Cottage stand. Er blätterte zum wiederholten Male in den streng geheimen Papieren, die ihm sein Bruder Mycroft zugeschickt hatte.

Als ihn die Anfrage erreichte, hatte der Detektiv im vorläufigen Ruhestand nicht lange überlegen müssen, ob er diesen neuerlichen Auftrag annehmen würde. Dafür gab es drei gute Gründe. Zum einen fühlte er sich als Patriot. Zum anderen war das eine Aufgabe ganz nach seinem Geschmack. Und schließlich reizte ihn die Aussicht, nach über 30 Jahren noch einmal als Darsteller in einem Shakespeare-Stück auf der Bühne stehen zu dürfen. Als junger Mann hatte er als Horatio im Hamlet brilliert. Diesmal würde es eine Nummer kleiner sein: Er musste sich mit der Nebenrolle eines Mitglieds der Familie der Capulets zufrieden geben.

Vor seinem geistigen Auge sah er sich schon im rauschenden Schlussapplaus verbeugen, als ihn die Stimme seiner Haushälterin von der Haustür aus zurück in die Wirklichkeit holte: »Sir, wenn Sie sich bitte frisch machen und umkleiden würden! Der Lunch wird in etwa einer Viertelstunde serviert werden.«

Sherlock Holmes schaute auf und meinte erfreut: »Oh wie schön, dass es Ihrem Vetter wieder besser geht, Mrs. Hudson.«

Die alte Frau schüttelte verwundert den Kopf: »Woher wissen Sie das, Sir? Ich habe doch noch gar kein Wort darüber verloren. Ich wollte mir die gute Nachricht für unser Gespräch beim Essen aufsparen.«

»Nun, vor einer guten Stunde sah ich den Postboten über die Hügel kommen, und nun gibt es meine Leibspeise. Da muss ein Zusammenhang bestehen. Also nehme ich an, dass das Fieber gefallen ist und sich Basil Hudson auf dem Wege der Genesung befindet.«

»In der Tat, so ist es. Aber wie haben Sie erraten, dass ich für Sie einen Hackbraten zubereitet habe, und nicht, wie angekündigt, eine kräftige Graupensuppe?«

»Das war nicht schwer, Mrs. Hudson. Ihre Hände sind gerötet, weil Sie die Kartoffeln am Brunnenüberlauf unter fließend kaltem Wasser geschält haben. Am Kräuterbeet fehlen einige Büschel Petersilie. Also gibt es Petersilienkartoffeln, die perfekte Beilage zum Hackbraten. Der Kanten Brot, der auf dem Fensterbrett zum Trocknen lag, ist vorhin verschwunden. Weshalb? Weil Sie ihn sicherlich eingeweicht und mit dem Fleisch durchgedreht haben. Außerdem sah ich Sie unlängst aus der Rosenlaube die Fußbank holen und ins Haus tragen. Die haben Sie gebraucht, weil Sie auf das oberste Regalbrett zugreifen mussten. Denn dort genau pflegt der Fleischwolf zu liegen. Sie hätten mich natürlich auch um Hilfe bitten können, weil ich dank meiner Körpergröße problemlos hinauflangen kann. Aber Sie wollten mich überraschen und mir eine Freude bereiten. Und das ist Ihnen zweifellos gelungen, meine gute Mrs. Hudson, wofür Ihnen großer Dank gebührt.«

[1] Sherlock Holmes, Praktisches Handbuch der Bienenzucht, mit Bemerkungen über die Aussonderung der Königin

[2] Sherlock Holmes, Die hohe Schule der Verbrechensermittlung

DIE REISE BEGINNT

Aus den Aufzeichnungen von Dr. Watson

Ich leide seit Langem unter der Phobie, mich zu verspäten und deshalb eine Verabredung zu verpassen. Ich nehme an, dies rührt von meinem Pflichtbewusstsein als alter Militär und Mediziner. Deshalb traf ich auch diesmal überpünktlich an der Waterloo Station ein. Unabhängig davon waren aber auch alle übrigen Reisenden gut beraten, eine Karenzzeit von mindestens einer halbe Stunde einzuplanen. Der Bahnhof glich einem Labyrinth, in dem es an zuverlässigen Orientierungspunkten mangelte. Der unvergleichliche Jerome K. Jerome[1] hatte in seinem humorvollen Roman Drei Mann in einem Boot überaus treffend von der Bredouille berichtet, in die drei Freunde bei einer Verabredung in der Waterloo Station kamen, weil keiner von ihnen den exakten Bahnsteig, die genaue Zeit oder gar das konkrete Ziel der Fahrt kannte.

Der Bahnhof war am 11. Juli 1848 von der London and South Western Railway unter dem Namen Waterloo Bridge eröffnet worden. 1900 hatte der Bau der neuen Station mit 21 Gleisen und einer 244 Meter langen Querhalle begonnen. Geschlagene zehn Jahre später war noch kein Ende der Arbeiten abzusehen. Die Passagiere mussten unter Meißelgeklirr auf schwankenden Planken zu provisorischen Perrons hinüberturnen, wobei Schwaden von zerriebenem Kalkstein und ätzendem Mörtelstaub die Atemwege reizten.

Bereits eine Dreiviertelstunde vor der Abfahrt des Zuges stand ich auf dem richtigen Bahnsteig, wie ich einer der seltenen Anschlagtafeln entnehmen konnte. Ich säuberte meinen weiß gepuderten Überzieher so gut es eben ging und hielt Ausschau nach meinem Freund Holmes. So weit vor der Zeit waren die Waggons noch nicht eingefahren. An den Gleisen stand außer mir nur noch ein abgerissenes Subjekt in einem blauen, fadenscheinigen Kittel und mit einer schmierigen Mütze auf dem Kopf. Der Vagabund grinste mich mit schief gelegtem Kopfe an und kam auf mich zugehinkt. Ganz offensichtlich wollte er ein Almosen erbetteln. Bei mir würde er auf Granit beißen. Ich spendete regelmäßig für das Blindenheim in Elmshurst. Dabei wollte ich es belassen.

Der Schnorrer streckte schwarze Finger nach mir aus, die aus einem wollenen Handschuh mit abgeschnittenen Spitzen ragten. »Gem Se ner arm Seele nen Penny, Sir, un der liebe Herrgott wirds Ihn danken.«

»Aus den Augen, Taugenichts«, blaffte ich ihn an und hob drohend meinen Stock. Er war früher einmal hohl gewesen. Ich hatte sowohl sein Inneres als auch den runden Messingknauf mit Blei ausgießen lassen und ihn damit in eine tödliche Waffe verwandelt.

Der Schurke wich keinen Millimeter zurück, sondern grinste nur spöttisch. »Aber, aber, mein lieber Doktor, du wirst doch deinem Reisekameraden keinen bleibenden Schaden zufügen wollen.«

»Holmes!«, zischte ich verblüfft. »Was soll die Maskerade?«

»Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Ich wollte nur überprüfen, ob wir bereits auf dem ersten Teil unserer Reise gefährdet sind. Das Böse schläft nie, und seine Augen sind beinah überall. Momentan scheinen wir jedoch noch nicht bedroht zu sein. Ich gehe mich schnell umkleiden. Warte solange auf mich.«

Dies hatte ich auch ohne seine Aufforderung vorgehabt. Manchmal mangelte es Holmes eindeutig an Empathie.

Kurz nachdem der Zug bereitgestellt wurde, traf Holmes wieder bei mir ein. Er hatte den widerlichen Schmutz abgespült und trug nun einen bequemen, karierten Mantel mit vielen Taschen nebst einer dazu passenden, gemusterten Mütze mit hochgebundenen Ohrenklappen. Ein mürrischer Gepäckträger kam angeschlurft und verstaute unsere Reisetaschen. Holmes hatte ein Raucherabteil erster Klasse gemietet. Wir waren die einzigen Fahrgäste darin und machten es uns an den Fensterplätzen bequem.

Der Waggon war noch ungeheizt. Es roch nach Ruß und Rauch. Aber auf derartige Schicksalsschläge war ich bestens vorbereitet. Ich klappte die Seitenwand von meinem Handkoffer herunter. Ein Karaffe mit Whisky und zwei Gläsern kam zum Vorschein. Ich goss jedem von uns beiden ein gehöriges Quantum ein. Wir stießen an und ließen die ölige Flüssigkeit langsam durch unsere Kehlen rinnen. Wohlige Wärme breitete sich aus. Ich schmauchte eine Zigarre, Holmes paffte seine gebogene Meerschaumpfeife, die bequem ein halbes Pfund Tabak fasste.

»So, mein lieber Freund«, hub ich an. »Du bist mir eine umfassende Erklärung dafür schuldig, was dieser Mummenschanz zu bedeuten hat.«

»Gott sei Dank verfügen wir auf unserer Bahnreise zur Küste über genügend Muße«, erwiderte Holmes. »Die Geschichte ist reichlich verzwickt und führt uns auf direktem Weg in die deutsche Vergangenheit. Alles begann vor geraumer Zeit, nämlich im Jahr 1862. Damals hatte der preußische König Wilhelm I. den Staatsmann Otto von Bismarck zum Ministerpräsidenten berufen. Er erteilte ihm einen klaren Auftrag: Er sollte ihn, den kleinen preußischen König, zum großen deutschen Kaiser machen. Bismarck wusste, dass dies bedeutete, der von Napoleon begründeten Kleinstaaterei ein Ende zu setzen. Da der Ministerpräsident als militärischer Oberbefehlshaber in der Wahl seiner Mittel völlig freie Hand hatte, ließ er drei militärische Konflikte anzetteln. Die Anlässe waren beliebig gewesen und hatten mit dem eigentlichen Grund nicht zu tun gehabt. An Vorwänden herrschte kein Mangel. Tatsächlich drehte sich alles nur darum, die deutsche Einigung durchzusetzen. Die drei Feldzüge gingen als der deutsch-dänische Krieg von 1864, der deutsch-österreichische Krieg von 1866 und der deutsch-französische Krieg von 1870/71 in die Geschichte ein. Alle drei Kriege wurden von den Deutschen gewonnen. Preußen annektierte unter anderem Schleswig-Holstein, Kurhessen, Nassau und die freie Stadt Frankfurt.«

»Ich erinnere mich«, unterbrach ich ihn. »Justament Anfang September 1872 entschied ich mich für eine militärische Arztlaufbahn.«

»So sind die Mächte des Schicksals. Alles auf dieser Welt ist irgendwie miteinander verbunden. Auf jeden Fall gingen Bismarcks Pläne auf. Am 18. Januar 1871 ließ sich der siegreiche Wilhelm I. im Spiegelsaal zu Versailles zum deutschen Kaiser ausrufen. Der Nationalstaat Deutsches Reich entstand.«

»Und aus diesem Grund setzen wir nun auf den Kontinent über?«

»Gemach, gemach. Nur wer das große Ganze kennt, kann das Detail verstehen. Also, in dem deutsch-österreichischen Krieg von 1866 hatten preußische Truppen auch das Königreich Hannover annektiert und den dortigen König vertrieben. Georg V. ging ins Exil nach Österreich. Zu seinem Gefolge gehörte sein 21-jähriger Sohn Ernst August II. Der Kronprinz wurde aufgrund komplizierter genealogischer Verflechtungen im Jahr 1878 zum dritten Herzog von Cumberland ernannt. Damit war auch der Titel eines Prinzen von Großbritannien und Irland sowie der Rang eines Generals der britischen Armee verbunden.«

»Davon ist mir nichts bekannt.«