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Sheti ist eine liebevolle Frau, die aber in ihrem Leben immer auf neue Liebesproben gestellt wird. Sie gibt nicht auf und hofft immer, daß der nächste Mann an ihrer Seite doch der Richtige wird. Ob durch diese Zig-Zag-Liebe endlich eine endgültige Beziehung gefunden und länger bleibt, bildet der Kern dieses Romanes. Andere Bücher vom Autor: -Schwarzer sein im weißen Himmel, 2006 -Im Spinnennetz der Privilegien, 2007 -Der einsame Kandidat, 2008 -Die Schätze von Obramkuza, 2009 -Eine Reise nach Gorée, 2009 -Im Wandel der Blicke,2010 -Kameruner in Deutschland- Eine lange Geschichte, 2011
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Veröffentlichungsjahr: 2013
Sheti war eine bildhübsche Frau, die in Zayolibre aufwuchs und mehrmals heiratete. Die meisten Ehen hielten nur ein paar Jahre. Dass sie in der kleinen Ortschaft sehr bekannt war, störte sie nicht weiter. Sie behielt ihre raffinierte Art Männer anzusprechen bei. Sie sah gut aus und konnte mit ihrer charmanten Stimme die Männer in ihren Bann ziehen. Oft unterhielten sich die Leute in den Kneipen darüber, dass sie zur Miss Zayolibre gekürt werden solle.
Sheti war offen für Gespräche solange der Gesprächspartner nicht offensichtlich nur die eine Absicht im Visier hatte, aber für einen charmanten Flirt mit Stil war sie gern zu haben.
Sie konnte auch aufbrausend werden, wenn man sie zu plump ansprach. Sie sprach auch mithilfe ihrer Augen, um ihr Desinteresse oder Interesse zu zeigen. Waren ihre Augen breit und starr, so bedeutete dies ein klares Nein. Bei leicht geschlossenen Augen hatte man ihre Seele berührt und ihr Interesse geweckt. Niemand, der sich in ihrer Nähe aufhielt, konnte sich auf Dauer ihrer Anmut entziehen, aber dennoch trauten sich einige nicht, sie anzusprechen. Sheti war einfach auch irritiert, weil sie von vielen mit Distanz betrachtet wurde. Sie hielt es für ein Problem, das schöne Frauen öfters haben. Die Männer denken sie seien unerreichbar. Diese Angst, die Männer vor ihr hatten, ließ sie manchmal an sich selbst zweifeln und ihre Reaktionen wechselten zwischen Humor und Verdrossenheit. Wenn ihr etwas gegen den Strich ging, unterdrückte sie ihr Gefühl nicht, sondern zeigte es deutlich. Ob dies der eigentliche Grund dafür war, dass Männer wohl Angst vor ihr hatten? Diese Idee kam ihr nicht in den Sinn.
Ihre Freundin Bea, kannte diese Probleme nicht. Ihre gute Laune öffnete ihr ganz einfach die Tür, wenn sie sich selbst nicht traute. Sie suchte jedes Gespräch und thematisierte die Sachverhalte so, wie sie damit vertraut war. Im Laufe der Zeit bemerkte Bea das Problem ihrer Freundin. Sie wollte ihr einfach ein paar Ratschläge geben. Ob diese Ratschläge etwas bringen würden wusste auch Bea nicht, denn jeder ist anders. Je älter man wird, desto mehr sucht man nach Liebe und Geborgenheit, wenn man sie gerade noch nicht gefunden hat oder nicht mehr hat. Bea hatte die Liebe schon gefunden, denn ihr Freund machte ihr einen Heiratsantrag. Sie war erfreut darüber, dass dies noch vor ihrem dreißigsten Geburtstag geschah. Sie hatte sich ihr Leben so vorgestellt, dass sie mit dreißig einen Ehemann und spätestens mit dreiunddreißig ihr erstes Kind bekommen sollte. Bea meinte, dass alles geplant werden müsse, nichts solle dem Zufall überlassen werden. Sie schürte mit ihrem rationalen Denken die Begeisterung in ihrem Freundeskreis.
Wenn man sie fragte, ob sie an ihr Schicksal glaube, relativierte sie ihre Antwort.
Sie besaß eine ungeheure Überzeugungskraft und nutzte diese in ihrem Job als Schuhverkäuferin in einem kleinen Kaufhaus. Ihr Motto lautete, dem Kunden so ins Herz zu lachen, dass er am Ende den Schuh mit ihr verwechselt. Sie erzählte einmal von einem Kunden, der meinte, dass er eigentlich nichts kaufen wollte, ihr allein zuzuschauen sei schon eine Ehre. Darauf antwortete sie, dass es schön sei und sie ihm ihren Blick verkaufen werde. Sie bewegte ihn ein paar Schuhe anzuprobieren und er kaufte schließlich eines der probierten Paar Schuhe. So gelang es Bea immer wieder durch ihren Charme und positive Ausstrahlung letztendlich über ihre Sympathieschiene zum Verkaufserfolg zu kommen.
Tagsüber saß Sheti auf ihrem Sofa und spielte Monopoly auf ihrem kleinen Laptop. Sie war damit so beschäftigt, dass sie vergaß zu duschen. Ihr Lieblingsfrühstück bestand aus Müsli mit Milch. Danach widmete sie sich für gewöhnlich wieder dem Monopolyspiel. Eines Tages überraschte sie ein Bekannter namens Karl, um sie mit zum Tanzen in die Disco zu nehmen, wo sie sich auch miteinander unterhielten. Sie lehnte es aber ab sich von ihm einen Kuss geben zu lassen. Sie vermutete, dass ihr Kuss etwas Besonders für ihn sein musste, da er es immer wieder und wieder versuchte. Karl erzählte ihr einige Witze, um ihre Laune zu heben. Ihm gelang es tatsächlich ihr damit ein Lachen zu entlocken, aber sie lehnte ab mit ihm zu tanzen, als er ihr das Angebot machte. Karl fand ihr Lächeln so bezaubernd und entwaffnend, denn sie hatte strahlend weiße Zähne, die im Scheinwerferlicht der Disco einen besonderen Schimmer bekamen. Sie gab ihm nochmals zu verstehen, dass sie momentan keinerlei Neigung zu einem Mann hatte. Karl ließ nicht locker und wollte gerne wissen, ob sie generell nichts von Männern hielt oder ob es nur etwas mit ihm zu tun hätte. Etwas bestürzt erwiderte sie, dass sie nicht lesbisch sei, ihr Herz schlage einfach nicht für einen Mann im Moment, er solle das bitte akzeptieren. Karl hatte sich weitaus mehr erhofft, nachdem sie sich von ihm in die Disco hatte begleiten lassen. Nun sah er für sich keine andere Wahl als sich von ihr zu verabschieden, denn seine Zeit wollte er nicht weiter unnötig verschwenden. Er stand ein paar Meter von ihr entfernt und trank ein Bier. Als der DJ seine Lieblingsmusik auflegte, ging er allein auf die Tanzfläche und begann zu tanzen.
Beim Tanzen bewegte er immer wieder seine Hände in Richtung seines Herzens. Nach jedem Refrain hob er die Hände und ballte sie zur Faust und machte einige zum Rhythmus passende Drehungen und Schritte, was den anderen Tanzenden recht gut zu gefallen schien. Sie versuchten es ihm gleich zu tun und so entwickelte sich eine kleine improvisierte Choreografie da auf der Tanzfläche. Diejenigen, die nicht tanzten, bewunderten alle Tanzenden dafür und klatschten Beifall. Sie lobten Karl als den talentiertesten und außergewöhnlichsten Tänzer des Abends. Auch manche Frauen begannen sich scheinbar für ihn zu interessieren, denn sie dachten er könnte ihnen so manches davon beibringen. Eine junge Dame näherte sich Karl und wollte ein Autogramm von ihm haben. Er gab ihr das Autogramm und kam sich wie ein Star dabei vor. Als er ihr das Autogramm überreichte, flüsterte er ihr dabei etwas ins Ohr, was sie zum Lächeln brachte. Danach nahm er einen kleinen Zettel und schrieb seine Adresse und Telefonnummer darauf. Die junge Frau ließ ihre Handtasche neben ihm stehen und verschwand für eine Weile auf dem WC. Karls Haltung hatte sich innerhalb der letzten Stunde verändert, und das zu Recht. Er war gespannt wie sich der Abend noch weiter entwickeln würde. Sein Großvater hatte ihm immer gesagt: „Bei einer Frau musst du dir nicht immer zu viele Gedanken machen, die Richtige meldet sich schon von alleine, wenn du den geringsten Aufwand betreibst.“ An diese Aussage seines Großvaters erinnerte er sich in dem Moment, als die Dame auf der Toilette war. Bei Sheti hatte er schon viel Zeit und Geduld investiert, und nichts war passiert. Jetzt wo er die Sache locker anging, hatte er Philoma getroffen. Sie schien ihm mehr Sympathie entgegen zu bringen. Er fühlte sich einfach wunderbar und glücklich. Der Abend hatte eine neue Gestalt angenommen. Philoma kam aus der Toilette zurück und spendierte ihm eine Zigarette und ein Bier. Beide schienen an diesem Abend vor Glück zu strahlen. Sheti sah die beiden sich küssen und tat so als habe sie das Ganze nicht gesehen. Sie schaute Karl mit einem neidischen Blick an. Das schien wiederum Philoma zu irritieren. Sie frage daher Karl, ob er diese Frau kenne und ob sie schon was miteinander gehabt hätten, denn sie habe den Eindruck sie wolle sie beide mit ihrem Blick auffressen. Karl tat indessen, als kenne er Sheti nicht im Geringsten. Er erwiderte, er habe noch nichts mit ihr gehabt. Aber Philoma wurde misstrauisch und meinte sie wolle die volle Wahrheit hören oder sie gehe auf der Stelle. Sie konnte Shetis Blick nicht mehr länger ertragen und ihr Puls schlug heftig. Sie fügte hinzu, dass Gott ihr verzeihen möge, falls sie einer anderen Frau den Mann ausspannen sollte.
Da brach Karl sein Schweigen und erzählte ihr, dass er diese Frau schon gesprochen habe, sie aber nichts Näheres mit ihm anfangen wolle. Dass sie nun so reagiere, sei wohl nur ein Versuch ihn zu stören. Das löste bei Philoma ein Lachen aus und sie sagte: „Die kann ich gut auflaufen lassen, denn ich mag dich, du bist mir sehr sympathisch.“
Karl war darüber sehr erfreut und lächelte. Auf einmal fühlte er sich glücklich. Ihn erinnerte dieser Satz an ein anderes Mädchen, das er einmal kennen gelernt hatte. So etwas könne schon Liebe auf den ersten Blick bedeuten, dachte er für sich. Die Bedienung in der Disco konnte mit Karl guten Umsatz machen und motivierte die Leute noch bis um vier Uhr in der Frühe zu bleiben. Oftmals saßen Gäste in kleinem Kreis gemütlich beisammen waren. Viele, die dort hinkamen, waren Leute aus der Firma, in der Karl arbeitete.
Sheti hatte gerade ihre Beziehung mit Konrad beendet, als sie Karl kennen lernte. Sie warf Konrad mangelnde Disziplin und wenig Aufmerksamkeit vor, was ihre Wünsche anging. Sie war Mitte dreißig als sie mit Konrad zusammen war. Fast jedes Kleid, das sie im Laden fand, wollte sie haben. Wenn Konrad ihr das nicht erfüllen wollte, schmollte sie eine Weile. Sie redete dann nicht und distanzierte sich zum Beispiel, indem sie in einem anderen Zimmer schlief und ihn beharrlich mied bis sie irgendwann am nächsten Tag einlenkte. Ihre Freundinnen bewunderten sie, da sie es nicht wagten den zweifelhaften Ausreden ihrer Männer zu widersprechen.
Sheti geriet in Panik als ihr Karl lange auf der Toilette blieb. Sie fragte jeden, der dort heraus kam, ob er sich nicht darin eingeschlossen hätte. Sie stand vor dem Männerklo und rief: „Karl, Karl, komm heraus, was machst du da drin solange? Ich warte schon seit einer Stunde.“
Aber Karl meldete sich nicht. Sie ging wieder zurück in den Tanzraum. Plötzlich sah sie ihn kommen. Er hatte ein blaues Auge und sein Hemd war zerrissen. In diesem Zustand hatte sie ihn noch nie gesehen. Sie drückte ihn an sich und wollte wissen, was geschehen war.
Da reagierte er mit brüllender Stimme: „Die werden mich nicht unterkriegen, diese Idioten. Der dicke Lebone hat aber sein Fett abbekommen.“
Er solle sich beruhigen und sagen, was denn passiert sei. Sie versuchte ihn zu beruhigen und auf ihn einzuwirken. Er antwortete, dass er an einer Jugendbande vorbeigelaufen sei und dabei stellte ihm jemand ein Bein, sodass er die Treppe hinunter fiel. Als er denjenigen erwischen wollte, seien sie alle plötzlich auf ihn eingestürmt. Er wusste nicht, was er ihnen getan haben könnte. Sheti versuchte ihn zu beruhigen, sie kannte Lebone, den Dicken, denn sie waren früher gute Freunde gewesen. Vielleicht war er auf Karl eifersüchtig, fragte sie sich.
Komisch, dachte sie sich, sollte sie etwa wegen dieser Sache die Polizei einschalten?
Die Disco hatte so schon genug Ärger mit der Polente. Man freute sich allenthalben, wenn man nachts um drei keine Pässe vorzeigen musste. Er werde sowieso nicht mehr hierherkommen, meinte Karl. Sheti wollte nicht mit ihm nach Hause fahren. Sie war noch darüber verärgert, wie er sie in der Disco behandelt hatte. Karl rief ein Taxi und überredete sie, mit ihm einzusteigen Sie reagierte zwar: „Aber ich will dich heute Nacht nicht in meiner Wohnung sehen.“ Es fiel ihm schwer, aber er stieg noch vor ihr aus und übernachte bei seinem Bruder. Er warnte sie aber, gut aufzupassen. Denn in ihrer Wohngegend waren oft Schreie und Randale von Angetrunkenen zu hören, die sich länger in den umliegenden Kneipen aufhielten.