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Mir passieren immer wieder Dinge, die man eher als Unglück oder Pech bezeichnen sollte. Aber sobald ich die Geschichte erzähle, finden es andere lustig. Schon in 'Shit happens -Teil I' habe ich hierüber geschrieben. Hier nun mein zweiter Band. Aber es gibt auch Krimis von mir: 'Sophie' und 'Die Fremde'
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Veröffentlichungsjahr: 2020
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Azoren 2016
Das erste Mal waren wir auf den Azoren im Jahre 2015, auf der größten von neun Inseln, genauer gesagt auf Sao Miguel.
Die Azoren haben uns so gut gefallen, daß wir beschlossen, im darauffolgenden Jahr gleich noch einmal dort Urlaub zu machen. Allerdings wollten wir zwei neue Inseln kennenlernen. So beschlossen wir eine Woche auf Terceira und eine Woche auf Pico zu bleiben.
Wenn wir einen Flugurlaub buchen, nehmen wir uns vor Ort gerne einen Mietwagen. So lernt man seinen Urlaubsort besser kennen, kann mehr unternehmen und ist einfach „beweglicher“. Wir bekamen einen Renault Capture, in beige mit dunkelbraunen Rallystreifen. Sehr schick und ausreichend für zwei Personen. Allerdings hatte unser Trolly nicht so viel Platz: Kofferraum auf – Trolly rein – Kofferraum voll. Also kam der zweite Trolly auf die Rückbank aber da saß ja sonst sowieso keiner. Der Innenraum ist in der Tat sehr großzügig bemessen und war angenehm breit. Die Füße hatten genug Platz, ebenso der Kopf.
Auf Terceira gibt es nicht sehr viele Hauptstraßen aber alle sind tip top in Schuß und man kann sich gut zurechtzufinden. Unser Hotel hatten wir schnell gefunden, einen kostenfreien Parkplatz – das ist in den größeren Städten keine Selbstverständlichkeit – gab es direkt vor dem Hotel.
Die Hotellobby sah sehr modern, freundlich und gut gepflegt aus, auch unser Zimmer sah sehr einladend aus, Wir hatten wieder einmal alles richtig gemacht.
Allerdings waren wir mit dem Bettdeck nicht so ganz zufrieden, es war nur ein dünnes Laken für zwei.
Die Vorstellung uns nachts um das Bettdeck zu streiten, darauf hatten wir absolut keine Lust. Auf dem Flur hantierte gerade ein Zimmermädchen und ich beschloß schnell mal zu fragen, ob wir eventuell zwei Sommerbettdecken bekommen könnten. Sie sah mich mit großen dunkelbraunen Kulleraugen an und zuckte mit den Schultern. Sie verstand kein Englisch. Kein Problem. Ich hatte mir vor dem Urlaub eine App auf mein Handy geladen: Deutsch-Portugiesisch und umgekehrt. Schnell hatte ich meine Frage dort eingetippt und hielt ihr die portugiesische Version hin. Sie sah drauf – und zuckte wieder mit den Schultern. Upps. Auch ihre Kollegin schaute mich fragend an. Ok, kehrt marsch ins Zimmer, dann müssen wir eben damit klarkommen. Es vergingen keine 10 Minuten, da klingelte das Telefon, wie das denn? Hier kennt uns doch keiner. Es war der Hotelportier und stellte nur eine Frage: „Decke?“ So bekamen wir dann doch noch zwei Decken.
Dann begaben wir uns auf Entdeckertour durch das Hotel. Frühstücksraum, Terrasse und es sollte einen Pool geben. Der war uns besonders wichtig, aber was war das? Wir standen auf einer großen Terrasse mit einem Kiosk, oder Bar, der war jedoch geschlossen und auf der Terrasse gab es keine Liegestühle oder schon gar keine Sonnenschirme. Die Enttäuschung war groß. Noch wollten wir uns zwar jetzt nicht sonnen, also könnte man sich auch später noch darum kümmern.
So beschlossen wir erst einmal eine Kleinigkeit zu essen, denn es war schon Mittag. In den südlichen Ländern wird oftmals eine Siesta gehalten, so auch auf den Azoren. Sprich, man bekommt in den Restaurants oder Hotels zwischen 13h und 18h, manchmal auch bis 19h nichts zu essen. Es war jetzt genau 13:10h. Es kam wie es kommen mußte, die Küche hatte bereits geschlossen, wir könnten jedoch mit etwas Glück noch einen kleinen Salat bekommen. Wir freuten uns und ich bestellte einen grünen Salat mit gegrillten Gambas und Männe orderte etwas Fleischiges mit Salat. Die Gambas waren allerdings noch voll und schick in Schale. Gott sei Dank waren wir alleine im Restaurant und so beschloß ich die Tierchen mit den Fingern zu entkleiden. Dann war der Salat echt der Hammer.
Mein bester Mann von allen stocherte jedoch ein wenig lustlos in seinem Essen herum. Wir wissen beide nicht, was es denn eigentlich war und so undefinierbar schmeckte es dann auch. Wir hatten beide mal kurz hineingepickt und dann beschloß ich meinen Salat mit ihm zu teilen.
Nach dieser Stärkung ging es dann erst einmal zu Fuß weiter. In Laufnähe sollten sich diverse Restaurants befinden, die wollten wir uns für den Abend mal anschauen. So liefen wir links vom Hotel die Straße hinunter. Ich weiß nicht, wie man „Laufnähe“ in Metern ausdrückt aber nach einer gefühlten Stunde, in gleißender Mittagssonne (mein Sonnenhut lag im Hotel) entlang an hohen Mauern und Hecken, nicht enden wollenden Straßen, haben wir aufgegeben und sind zurückgegangen. Wir haben nicht ein einziges Restaurant oder eine Snackbar gesehen. Nun standen wir wieder am Hotel, ich streikte, zu Fuß gehe ich kein Stück mehr mäckelte ich und so stiegen wir ins Auto. Nach 50m erreichten wir einen Supermarkt (für den Kauf von Selters) und nach weitern 50m überschlugen sich die Geschäfte, hier also war die Fressmeile. Nächste Aufgabe: einen Parkplatz finden. Das war die nächste Hürde. Tagsüber sind alle Parkplätze entweder kostenpflichtig oder gar nicht vorhanden. So ziemlich jede Straße (bis auf die Hauptstraße) sind Einbahnstraßen, weil sie so eng sind, daß du an den parkenden Fahrzeugen nur vorbeikommst, wenn:
a) der linke Reifen am Bordstein schabt und
b) du ggf. den rechten Außenspiegel einklappst.
Wenn du also einen Parkplatz siehst, sofort parken, egal wie klein der ist. Denn eine weitere Runde um den Block – und der Stellplatz ist garantiert weg. Da wir froh waren einen Platz gefunden zu haben, zahlten wir auch die Parkgebühren.
Terceira ist echt eine Ausnahmestadt. Entweder sie machen ihre Siesta oder nicht. Manche haben durchgehend geöffnet – das war das Beste – oder erst später auf – oder 15 Minuten nach der angegebenen Zeit. Alles ist möglich. Außerdem gibt es sehr sehr viele Snackbars, in denen man immer eine Kleinigkeit essen kann, meistens frittiert und mit viel Pommes. Ja, geht mal, aber nicht jeden Tag. Nach 3 Tagen hatten wir den Dreh raus und standen nicht mehr so oft vor verschlossenen Türen.
Die Insel selber ist einfach traumhaft. Entlang der Straßen stehen überall Hortensien, die als wir da waren, leider zumeist schon verblüht waren. Aber die Blütenköpfe hatten lediglich die Farbe geändert. Statt satt himmelblau, waren sie nur noch blassgrau oder weißlich aber die Blüten waren noch komplett vorhanden. Wir sahen große, verträumte Kraterseen und weite Landschaften.
Pico
Azoren
Nach einer Woche hieß es wieder Koffer packen. Das hatten wir uns ja schließlich so ausgedacht und somit kein Problem. Nach einem kurzen Flug erreichten wir Pico. Auch hier hatten wir einen Mietwagen reserviert und haben nicht schlecht geguckt: es war der gleiche Renault, wie auf Terceira, sogar mit derselben Lackierung.
Da wir auch diesmal kein Navi im Auto hatten, konnten wir uns nur anhand unserer Straßenkarte aus dem Reiseführer orientieren. Die Roaminggebühren für die Handys waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschafft worden.
Diesmal hatten wir nicht so viel Glück bei der Suche nach unserer Unterkunft und so fuhren wir, auch dank der vielen Einbahnstraßen, 5mal am Hafen vorbei - obwohl wir immer wieder andere Strecken ausprobierten - alle Wege führten immer wieder zum Hafen. Vor den Snackbars standen einige Tische und Stühle und die dort sitzenden Gäste lächelten uns bereits nach unserer dritten Runde freundlich an. Offenbar kannten sie das schon. Zumindest sahen wir von Anfang an, WO es etwas zu essen gab.
Schließlich bat ich meinen Mann doch mal an einem vor uns liegenden Hotel anzuhalten. Ich hatte einfach die Nase voll vom Suchen und Männer fragen ja nich….Ich wollte nach der Appartementanlage fragen. Die freundliche Dame am Empfang beschrieb mir den Weg – am Hafen RECHTS vorbei (nicht an den Snackbars), die Einbahnstraße rauf, bis zum Ende des Mittelstreifens, wenden und auf der anderen Seite, wieder die Einbahnstraße zurück – Parkplatz vor der Tür. Nah geht doch.
Für unsere Nahrungssuche konnten wir also den Wagen stehen lassen und waren ruck zuck am Hafen.
Die Appartementanlage bestand aus mehreren Häusern, mit Appartements im Erdgeschoß und einer 1. Etage. Wir wohnten oben. Wir hatten rd. 60m² und einen kleinen Balkon, den man allerdings abends nicht mehr nutzen konnte. Hierfür gab es zu viele hungrige Mücken und es war abends auch schon recht frisch.
Wenn man mutig genug war, machte einem auch die Temperatur im Pool nichts aus. Aber mehr als 3 Bahnen sind wir nicht geschwommen, 17 Grad sind doch eher etwas für Hartgesottene und nichts für Warmduscher.
Wir wagten uns dennoch fast jeden Tag, nach unseren Unternehmungen, ins erfrischende Nass und wärmten uns in der Sonne auf.
Dank des Reiseführers fanden wir abgelegene Kratersehen, besonders schön ist der Lagoa do Capitao, mit knorrigen Baumstümpfen, so daß man glauben konnte, einsam und verlassen am Ende der Welt zu sein. Auch hier wieder Hortensien über Hortensien oder zumindest der Rest davon. Und keine Menschenseele. So fuhren wir kreuz und quer über die Insel, immer höher hinauf. Wir wollten auf den höchsten Berg, den Pico. Es wurde immer kühler und schließlich waren wir umgeben von einer riesigen Kältewolke. Wir sahen nichts mehr – rein gar nichts mehr. Ich suchte die Nebelschlußleuchte bzw. Scheinwerfer, denn Männe durfte nicht die Augen von der Straßen nehmen. Schließlich fand ich sie und konnte den Schalter betätigen. Männe ließ sich kurz erfolgreich ablenken und als er wieder auf die Straße schaute, blickte er in zwei riesige, dunkle Kuhaugen. Er machte eine Vollbremsung. Wir hatten sonst nie Menschen in den letzten Stunden gesehen und schon gar keine Kühe oder Autos, plötzlich waren sie da. Die Kuh stand, wie ein Monument vor uns: groß und beeindruckend. Nein, wir haben sie nicht geschreddert und die Autos hinter uns kamen auch alle rechtzeitig zum Stehen.
Wo die Autos so plötzlich her kamen, war uns schleierhaft.
Nachdem wir auf Terceira unsere Regenjacken im Hotel vergessen hatten, von einem Wahnsinns- Regen überrascht und völlig durchnäßt waren, lagen von Stund an unsere Jacken IMMER im Auto. Und das kam uns jetzt zu Gute. Draußen herrschten Minusgrade und wir hatten kurze Hosen an. Super. Wir hätten auch auf den Pico hinaufsteigen können aber angesichts unserer eher unpassenden Bekleidung, verzichteten wir darauf.
Von den Ausflügen in „höhere“ Regionen geheilt, besuchten wir noch eine Weinkellerei, in der Weine ausschließlich für Pico hergestellt werden. Also nicht für den Export. Die Ausstellung umfaßte von der Aussaat bis zur Abfüllung sämtliche Stationen, die der Wein durchläuft. Teilweise mit Gerätschaften aus dem Mittelalter.
Zum Mittelalter passte auch die Ausstellung über den Walfang. Die Geräte ähnelten einer Folterkammer und – ehrlich gesagt – waren doch sehr verstörend. Gut, daß heute die Wale geschützt und nicht mehr gejagt werden.
Von Pico aus ließen wir uns mit einer Fähre zur nächsten Insel übersetzen – Faial. Zu Fuß liefen wir am Hafen vorbei und bestaunten die Wandmalereien an der Kaimauer. Jeder Seemann, der diesen Hafen anläuft sollte hier die Kaimauer oder auch den Boden davor, mit seinem Namen oder Flagge bemalen. Es gibt keine Vorgaben und somit ist der Fantasie und der künstlerischen Begabung keine Grenze gesetzt. Diese Tradition soll die Seefahrer beschützen.
Wir erforschten die Umgebung des Hafens und erkundeten die Restaurants, die wir zu Fuß erreichen konnten. Angelockt von Grilldüften gelangten wir zu einem Restaurant, wo alles frisch auf dem Grill zubereitet wird. Das Altetico war vielleicht mit ein Grund dafür, daß wir beschlossen, hier auf Faial noch einmal Urlaub machen zu wollen. Diesen Vorsatz haben wir dann 2018 in die Tat umgesetzt.
Leider ist jeder Urlaub mal zu Ende, so auch dieser.
Wir konnten nicht direkt von Pico nach Berlin fliegen, sondern hatten eine Übernachtung in Lissabon. Im Hotel verstauten wir unsere Koffer im Zimmer und machten uns zu Fuß auf den Weg durch die Straßen Lissabons. In einer Seitenstraße fanden wir ein kleines Restaurant, wo uns niemand aufdringlich hineinschleuste und hatten ein leckeres Abendessen. Dann ging‘s weiter bis zum Elevator, der bekanntesten Sehenswürdigkeit Lissabons. Wir gelangten zu einem Restaurant mit Tischen und Stühlen zum draußen sitzen, genossen zwei herrliche Sangria (?