Silvestergefühle - Sandra Gernt - E-Book

Silvestergefühle E-Book

Sandra Gernt

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Beschreibung

Zum ersten Mal seit langer Zeit will Jannik mit Freunden Silvester feiern. Erst mal kommt es anders. Dann hat er Pech. Und dann … Dann begegnet er Fabian und es knallt, funkelt und sprüht. So, wie es sich an Silvester gehört. Ca. 11.500 Wörter Im normalen Taschenbuchformat hätte diese Geschichte ungefähr 56 Seiten.

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Zum ersten Mal seit langer Zeit will Jannik mit Freunden Silvester feiern. Erst mal kommt es anders. Dann hat er Pech. Und dann … Dann begegnet er Fabian und es knallt, funkelt und sprüht. So, wie es sich an Silvester gehört.

 

 

Ca. 11.500 Wörter

Im normalen Taschenbuchformat hätte diese Geschichte ungefähr 56 Seiten.

 

 

 

 

Silvestergefühle

von

Sandra Gernt

 

Silvestergefühle

 

Es regnete. Schon seit Stunden prasselten dicke Tropfen herab. Das würde heute eine feuchte Silvesternacht werden! Dazu schlaff-lauschige plus sechs Grad. Zu kalt, um nicht zu frieren, zumal der Wind recht scharf um die Ecke kam. Zu warm für den Winter.

Jannik zog den Reißverschluss seiner dicken Winterjacke ein Stück höher. Die Heizung seines uralten VWs funktionierte bloß sporadisch und bei guter Laune. Des Wagens, seine eigene Laune hatte wenig damit zu tun. Jedenfalls war das, was lautstark aus dem Lüfter dröhnte, gefühlt noch kälter als die Außenluft, darum schaltete er das dumme Ding aus. So konnte er wenigstens das Radio hören, das irgendeinen geilen Partysong aus den 80ern spielte, dessen Titel er sich nie merken konnte. Trotzdem hatte er jetzt vermutlich einen Ohrwurm für die nächsten zwei Tage gesichert.

„Put on your red shoes and dance the blues …”

Na ja. Rote Schuhe hatte er sich nicht angezogen und Blues wollte er heute auch nicht tanzen. Spaß haben hingegen, das war angesagt. Vier Jahre war er bei der Freiwilligen Feuerwehr gewesen und hatte natürlich immer an Silvester Einsatz gehabt. Dieses Jahr war er schweren Herzens ausgetreten. Nach einem Unfall mit Schlüsselbeinbruch, dislozierter Schulter und schweren Rippenprellungen sowie einer milden Rauchvergiftung hatte sein Arzt ihm abgeraten, mit diesem Dienst an der Menschheit weiterzumachen. Schweres Gerät schleppen, Atemmaske, hohe körperliche und psychische Belastung – Lunge, Knochen, Muskeln und letztendlich das Herz würden das nicht ewig mitmachen. Auch wenn er erst achtundzwanzig war, man musste da realistisch bleiben und sich selbst Zeit geben, nach dem Unfall vollständig zu heilen. Zumal sein Hauptjob als Fliesenleger auch körperlich anspruchsvoll und belastend genug war.

Also war er schweren Herzens ausgestiegen. Seine Kollegen hatten ihm das bis heute nicht verziehen und keiner von ihnen sprach mehr mit ihm, obwohl er teils tiefe Freundschaften aufgebaut hatte. Zumindest hatte er sich eingebildet, es wären echte, richtige, tiefe Freundschaften. Sie verstanden nicht, warum er sie im Stich ließ und die eigene Gesundheit so wichtig nahm. Eigentlich sagte das schon alles aus, trotzdem hatte er ein schlechtes Gewissen und fühlte sich mies, wenn er an diese Zeit zurückdachte.

Na ja. Auf der Plusseite stand jedenfalls, dass er mit seinen verbliebenen Freunden Silvester feiern konnte. Diese Truppe kannte er noch aus der Schulzeit. Jannik war nicht weit von seinem Dorf auf dem platten Land fortgezogen, wo er die gesamte Kindheit verbracht hatte und viele der alten Kumpels waren ebenfalls in der Gegend geblieben; darum hatten die alten Kontakte noch größtenteils Bestand. Man sah sich nicht mehr oft, aber er mochte die Jungs. Er freute sich auf das Fondue, für das er jede Menge Brot beisteuern würde, auf stundenlanges Lachen und Erzählen und die Anekdoten von früher, auf alles, was neu war, auf das Beisammen mit den richtigen Leuten, die ihm einfach guttaten.

Jetzt musste nur noch diese dämliche alte Karre durchhalten und ihn brav ans Ziel bringen. Leider war mit seinem mageren Gehalt kein neues Auto drin. Er wartete darauf, dass sein Vater sich irgendwann eine flottere Kutsche zulegen würde, wie der es gerne nannte. Als Architekt mit mehreren großen Baufirmen als Hauptkundenstamm konnte man schon andere Sprünge machen und dem einzigen Sohn das alte Auto überlassen. Eigentlich hatte er erwartet, dass der Herr Sohn solche Unterstützung längst nicht mehr brauchen würde.

Tja. Janniks Talente lagen leider eher im Anpacken, in der Schule war er bei Weitem nicht gut genug gewesen, um an Abitur und Studium zu denken. Die Intelligenz war schon da, Fokus und Ehrgeiz hingegen nicht. Sein Vater war nach wie vor enttäuscht deswegen, er hatte sich früher so schön ausgemalt, dass Jannik in seine Fußstapfen treten und das Architekturbüro übernehmen würde, sodass sein Vater sich dann auf das Erstellen von lukrativen Gutachten konzentrieren könnte. Seine Mutter sah es gelassener, sie war der Meinung, dass nicht jeder studieren gehen konnte und gute Handwerker wichtiger waren als die Wasserköpfe. Sorgen machte sie sich dennoch um ihn, steckte ihm bei jedem Besuch beutelweise Lebensmittel und Haushaltswaren wie Waschmittel zu, weil sie wusste, dass er kein Geld von ihr annehmen wollte.

Das Handy bimmelte. Garantiert Ulf, der wissen wollte, wo er blieb. Da dieser Wagen keine Freisprecheinrichtung besaß – ha, ha, ha, es war ein Wunder, dass er überhaupt fuhr, verdammt! – lenkte Jannik die Karre in einen Feldweg, der gerade vor ihm aufgetaucht war. Er war zwar vollkommen allein auf dieser Landstraße, dennoch wollte er nicht während der Fahrt telefonieren und vielleicht ein Reh übersehen. Wildunfälle waren absolut furchtbar und sehr gefährlich – nicht nur für die armen Tiere, wohlbemerkt.

„Yow?“, rief er, sobald er stand und das Gespräch annehmen konnte.

„Ey, Alder! Läuft’s?“, brüllte Ulf. Huch! Normalerweise war er deutlich ruhiger. Offenbar hatte er schon was getankt, er vertrug Alkohol nicht sonderlich gut.

„Ich bin hier mitten im Nichts, ringsum leere Felder. Gib mir noch ein Viertelstündchen“, entgegnete Jannik.

„Is‘ okay. Wir fangen schon mal ohne dich an. Lucas hat Whiskey mitgebracht. Geiles Zeug. Und wir haben alle Kohldampf. Haben ja genug Fleisch und Zeugs.“

„Bin gleich da.“ Jannik drückte ihn weg und seufzte. Seine gute Laune sank ein wenig. Wenn die Truppe sich volllaufen ließ, würde er heute keinen großen Spaß haben. Er trank nicht mehr, seit er bei der Feuerwehr mehrfach erlebt hatte, was Alkohol am Steuer anrichten konnte. Und eben nicht nur da. Seinen Kollegen hatte es den Spaß am Feiern nicht gedämpft, oder zumindest nicht endgültig, obwohl einige es bei einem Feierabendbier oder einem Glas Wein zum Essen beschränkten. Er hingegen hatte dem Zeug völlig abgeschworen. Als einziger Gast nüchtern auf einer Party zu sitzen, während die anderen abdrehten, bis sie das Stadium erreichten, wo sie nicht einmal mehr die „Biene Maja“ fehlerfrei grölen konnten, war nur bedingt lustig …

Er hoffte, dass es soweit nicht kommen würde. Schlimmstenfalls würde er sich eben bald nach Mitternacht verabschieden, auch wenn das sehr enttäuschend wäre.

Jannik schaute auf das Handy, wie spät es war, seine Autouhr war kaputt. Noch nicht einmal neunzehn Uhr, er würde also die vereinbarte Zeit einhalten. Er ließ das Ding auf den Beifahrersitz fallen, startete den Wagen, was drei Anläufe brauchte. Wollte anfahren – und erschrak, als es einen Ruck gab und ihm der Motor absoff. Scheiße.

---ENDE DER LESEPROBE---