Silvia-Gold 3 - Ute von Arendt - E-Book

Silvia-Gold 3 E-Book

Ute von Arendt

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Beschreibung

Abertausende glitzernder Sterne schmücken den Nachthimmel über Malta, als Stefan die schöne Frau zärtlich an sich zieht. Annes Herz vollführt einen Trommelwirbel, und ihre Beine drohen unter ihr nachzugeben. Selbst nach all den Jahren ist Stefan ihr noch so vertraut, als wären sie nie getrennt gewesen, und als sie sich nun in seinem Blick verliert, liest sie die stumme Bitte in seinen Augen: Gib uns eine zweite Chance, mein Herz!

Ja, auch Anne wünscht sich nichts sehnlicher, als noch einmal mit Stefan glücklich zu werden! Doch zuvor muss sie ihm etwas gestehen ...

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Seitenzahl: 132

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Inhalt

Cover

Impressum

Nur in guten Tagen

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock / conrado

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-2918-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Nur in guten Tagen

Roman um Herzen im zweiten Frühling

Von Ute von Arendt

Abertausende glitzernder Sterne schmücken den Nachthimmel über Malta, als Stefan die schöne Frau zärtlich an sich zieht. Annes Herz vollführt einen Trommelwirbel, und ihre Beine drohen unter ihr nachzugeben. Selbst nach all den Jahren ist Stefan ihr noch so vertraut, als wären sie nie getrennt gewesen, und als sie sich nun in seinem Blick verliert, liest sie die stumme Bitte in seinen Augen: Gib uns eine zweite Chance, mein Herz!

Ja, auch Anne wünscht sich nichts sehnlicher, als noch einmal mit Stefan glücklich zu werden! Doch zuvor muss sie ihm etwas gestehen …

»Oma, guck mal, was ich für dich gemacht hab!« Das kleine Mädchen mit den blonden Rattenschwänzchen hielt der Großmutter ein bunt bemaltes Blatt unter die Nase.

Anne Heitmann kehrte von ihrem Gedankenausflug zurück, nahm das Blatt und betrachtete es aufmerksam.

»Das ist aber wirklich schön, Lisa-Maus! Was ist das denn?«

»Ein Haus, eine Sonne und ein Hund«, kam es fast entrüstet, als wollte die Dreijährige sagen: Das kann man doch wohl erkennen.

»Ach ja, jetzt sehe ich es auch«, stimmte Anne lächelnd zu. Wenn Lisa sie so mit vor Eifer roten Wangen anschaute, fühlte sie sich gleich besser und vergaß für kurze Zeit ihre Probleme. »Das hast du wirklich schön gemacht, Mäuschen.« Sie nickte bekräftigend und hauchte einen Kuss auf die kleine Stirn. »Das zeigen wir nachher der Mama. Aber jetzt sollten wir noch ein bisschen nach draußen gehen, die Sonne scheint genauso schön wie auf deinem Bild.«

Wenig später machten sich Großmutter und Enkelkind Hand in Hand auf den Weg zum nahen Spielplatz. Lisa steuerte gleich den Sandkasten an und packte die mitgebrachten Förmchen aus. Wenig später war sie ganz in ihr Spiel vertieft.

Anne, die sich auf eine freie Bank gesetzt hatte, sah ihrem Enkelkind gedankenverloren zu. Da ihre Tochter Marie seit einem Jahr eine Weiterbildung zu Personalsachbearbeiterin machte, um wieder in den Beruf einzusteigen, hatte sie die Aufgabe übernommen, halbtags auf Lisa aufzupassen. Das machte ihr nicht nur Freude, sondern lenkte sie, wenigstens zeitweise, von ihren Grübeleien ab.

Seit die Kindermodenfirma, deren Filiale in dieser Stadt sie geleitet hatte, vor drei Jahren in Konkurs gegangen war, hatte sich ihr Leben sehr verändert. Hatte Anne anfangs noch gehofft, bald wieder eine entsprechende Anstellung zu finden, so gab sie sich jetzt keinen Illusionen mehr hin. Wahrscheinlich war sie mit ihren dreiundvierzig Jahren schon zu alt – oder vielleicht auch zu teuer?

Natürlich hätte sie versuchen können, in einer größeren Stadt eine Stelle zu finden, aber sie wollte nicht weg von ihrer Familie, die nach dem frühen Tod ihres Mannes aus Tochter Marie, Schwiegersohn Bernd Steiger und Enkelkind Lisa bestand. Außerdem gab ihr die Einliegerwohnung im Haus ihrer Tochter ein Gefühl der Zugehörigkeit und Geborgenheit.

Gelegentlich machte sie Urlaubs- oder Krankheitsvertretung als Verkäuferin in einer Damenmodenboutique, aber das war natürlich keine Perspektive für die Zukunft. Und wenn Marie erst einen Hortplatz für Lisa gefunden hatte, fiel diese Aufgabe auch weg.

»Einen Penny für deine Gedanken!« Zwei Hände legten sich auf Annes Schultern.

Als sie sich umsah, blickte sie geradewegs in das lächelnde Gesicht ihrer langjährigen Freundin Beate Schumann, einer rundlichen, stets vergnügten Frau, die mit ihrem Leben als Zahnarztgattin und Mutter dreier fast erwachsener Kinder vollauf zufrieden war.

»Darf man Platz nehmen?«

»Natürlich! Setz dich! Woher wusstest du, dass ich hier bin?«

»Reine Intuition!« Beate lachte. »Aber du siehst nicht gerade strahlend aus.«

»Ich hab auch keinen Grund dazu!« Anne sah die Freundin bekümmert an. »Heute Morgen war wieder eine Absage im Briefkasten. Ich habe fast keine Lust mehr, mich noch irgendwo zu bewerben.« Sie seufzte mutlos.

»Ach was! Du hast so erfolgreich die Filiale von Pepino-Moden geleitet, da wird sich doch bald etwas Ähnliches finden lassen. Du musst nur fest dran glauben und nicht aufgeben.« Sie legte der Freundin den Arm um die Schulter, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. »Und jetzt habe ich einen Vorschlag für dich, damit du mal auf andere Gedanken kommst. Sag nicht gleich, das geht nicht! Flieg mit mir nach Malta!«

Anne sah die Freundin verblüfft an. »Ich denke, da wolltest du mit deinem Mann hin.«

»Ja, aber Karls Urlaubsvertretung ist krank geworden, und so schnell findet er niemanden, sagt er. Er hat selbst vorgeschlagen, dass du mit mir fliegst.« Beates freundliches Gesicht strahlte vor Eifer. »Überleg mal, wir zwei auf historischem Boden! Was es auf Malta alles zu sehen gibt!« Überredend fuhr sie fort: »Wenn du nicht mitfährst, muss ich die Reise absagen. Und ich habe mich so darauf gefreut!«

»Aber ihr fliegt doch schon nächste Woche. Was mache ich denn da mit Lisa? Maries Lehrgang dauert noch drei Wochen.«

»Das Problem habe ich auch schon gelöst!«, triumphierte Beate. »Katie ist mit ihren Abiturprüfungen fertig. Sie würde sich gerne um dein Enkelkind kümmern …«

»So schnell kann ich mich nicht entscheiden. Ich muss das erst mit Marie besprechen. Sie muss schließlich einverstanden sein, dass Katie Lisa betreut. Weißt du, was? Ich rufe dich heute Abend an und sag dir Bescheid. Und jetzt müssen wir leider zurück!« Sie erhob sich und winkte Lisa zu kommen. »Ich muss noch etwas fürs Mittagessen vorbereiten.«

Während Anne, Lisa an der Hand, in die entgegengesetzte Richtung strebte, sah Beate der Freundin nachdenklich nach. Dass eine so gutaussehende, gescheite Frau keine neue Stelle fand, war wirklich ein Jammer. Mit ihrer schlanken Figur, den modisch kurz geschnittenen Haaren und dem stets dezent geschminkten Gesicht sah Anne keinen Tag älter als fünfunddreißig aus. Der frühe Unfalltod ihres Mannes hatte dazu geführt, dass sie Marie allein hatte großziehen müssen. Dass die Freundin in all den Jahren aber keinen neuen Lebenspartner gesucht hatte, hatte einen Grund, den nur Beate kannte. Und bei ihr war dieses Geheimnis gut verwahrt …

***

Während Lisa ihren Mittagsschlaf machte, saßen Anne und ihre Tochter wie gewöhnlich noch bei einer Tasse Kaffee zusammen.

»Heute habe ich auf dem Spielplatz Beate getroffen«, begann Anne etwas zögernd, während sie nach einem Keks griff. »Sie hat mir vorgeschlagen, nächste Woche mit ihr nach Malta zu fliegen, ihr Mann findet keine Urlaubsvertretung. Ihre Tochter Katie würde auf Lisa aufpassen«, fügte sie schnell hinzu. »Ich habe aber noch nicht zugesagt.«

»Aber du möchtest gerne, das sehe ich dir an!« Marie lächelte, beugte sich vor und ergriff die Hand ihrer Mutter. »Weißt du was? Ich finde, das ist eine tolle Idee! Dann kommst du endlich mal wieder raus und wirst abgelenkt. Das hast du dringend nötig. Und ich denke, ihr zwei alten Hühner werdet bestimmt viel Spaß haben. Ruf Beate gleich an und sag ihr zu.«

Und das tat Anne auch.

Aber das Schicksal hatte andere Pläne. Drei Tage vor Abflug rief Beates Mann Karl ganz niedergeschlagen an: Er habe seine Frau mit Verdacht auf Blinddarmentzündung ins Krankenhaus bringen müssen.

»So ein Pech auch! Es tut mir wirklich leid, Anne, aber du musst leider allein fahren!«

Anne war sehr enttäuscht. Tatsächlich hatte sie sich auf diese Reise zu freuen begonnen, sogar ein paar neue Kleidungsstücke erstanden. Aber allein verreisen würde sie auf keinen Fall!

Am besten sie fuhr gleich ins Reisebüro und brachte die Absage hinter sich.

Da Bernd bei Lisa bleiben konnte, erbot sich Marie, mit ihrer Mutter dorthin zu fahren. Als sie vor dem Reisebüro aus dem Auto stiegen, deutete Marie auf das Schaufenster.

»Da, sieh mal, Mama, da wärst du in drei Tagen. Bekommst du nicht doch Lust?«

Tatsächlich hing im Schaufenster ein großes Plakat mit der nächtlich angeleuchteten Kathedrale von Malta. Weitere Fotos zeigten historische Bauten, die Hafenanlage mit den bunten Booten, deren Besonderheit die aufgemalten schwarzen Augen waren, Fischer, die ihre Netze flickten, und über allem strahlte die Sonne von einem blauen Himmel.

Anne spürte ein Kribbeln im Bauch. Davon hatte sie bis vor ein paar Tagen geträumt. Und das wollte sie jetzt absagen?

Eine Viertelstunde später hatte die Mitarbeiterin im Reisebüro sie ebenfalls davon überzeugt, dass Alleinreisen überhaupt kein Problem sei.

»Ich bin Single, daher muss ich auch alleine verreisen. Aber bisher habe ich immer nette Leute kennengelernt.«

Vielleicht gab das den Ausschlag. Als Anne sich schließlich erhob, hatte sie das Doppelzimmer in ein Einzelzimmer umgebucht und hielt ihre Reiseunterlagen in den Händen. Und sie spürte mit einem Mal tatsächlich so etwas wie Reisefieber und Vorfreude.

Im Hinausgehen verstaute sie ihre Unterlagen in ihrer Handtasche, während Marie schon zur Tür ging. Im gleichen Augenblick wurde diese von außen aufgerissen, und ein Mann in Tweedblazer und Jeans stürmte herein. Anne, die gerade ihre Handtasche schließen wollte, konnte nicht mehr ausweichen und prallte mit ihm zusammen. Dabei rutschte der Inhalt ihrer Tasche heraus und fiel zu Boden.

»Oh, Verzeihung! Ich war so in Gedanken.« Der Mann blieb stehen und starrte verlegen auf das, was er angerichtet hatte. »Also, das ist mir wirklich sehr peinlich! Warten Sie, ich helfe Ihnen, alles einzusammeln.« Er machte Anstalten, sich zu bücken.

»Nein, nein, das kann ich allein«, wehrte Anne hastig ab, bückte sich ebenfalls, und so blieb es unausweichlich, dass sie mit ihren Köpfen zusammenstießen.

»Au! Sie haben aber einen harten Schädel!«, entfuhr es dem Fremden, während er sich aufrichtete und sich die Stirn rieb.

»Sie auch«, konterte Anne gereizt, um im nächsten Moment, nachdem sie den Mann genauer angeschaut hatte, einen Schritt zurückzuweichen. »Stefan, du!«, stammelte sie mit aufgerissenen Augen und schüttelte ungläubig den Kopf.

Auch über das Gesicht des Mannes breitete sich staunendes Erkennen aus.

»Anne! Anne Hellweg! Also das ist nun wirklich eine Überraschung!« Seine Verlegenheit wich einem Lächeln, das sein kantiges Gesicht erhellte. Spontan kam er auf sie zu und streckte ihr die Hand entgegen. »Wie schön, dich mal wiederzusehen! Obwohl ich mir gewünscht hätte, dass das nicht so wehtut!«, fügte er grinsend hinzu und deutete auf seinen Kopf. »Wie lange haben wir uns nicht gesehen? Das muss doch eine Ewigkeit her sein!«

Anne hatte sich scheinbar wieder gefasst und nickte.

»Ja, das ist wirklich eine Ewigkeit her, Stefan. Mehr als zwanzig Jahre, glaube ich! Ich hätte nie vermutet, dich hier zu treffen. Lebst du nicht im Ausland, in den USA?«

»Nicht mehr ständig, aber doch hin und wieder. Das ist übrigens auch der Grund, weshalb ich hier so reingestürmt kam«, klärte er sie auf, »die machen hier gleich zu, und ich muss noch schnell einen Flug buchen. Das dauert aber nicht lange!«, fügte er hastig hinzu und etwas drängender: »Warte doch einen Moment, Anne! Wir könnten nachher noch zusammen irgendwo einen Kaffee trinken und über alte Zeiten reden!«

»Das geht leider nicht. Wir werden schon dringend erwartet!« Anne schüttelte entschieden den Kopf und ignorierte den verwunderten Blick ihrer Tochter. Inzwischen hatte sie ihre Unterlagen, die Marie bereits aufgesammelt hatte, in ihre Tasche gesteckt. Während sie nach der Türklinke griff, drehte sie sich noch einmal kurz um. »War schön, dich mal wiedergesehen zu haben, Stefan! Alles Gute weiterhin!«

»Dann gib mir wenigstens deine Telefonnummer, damit wir in Kontakt bleiben können!«, rief der Mann ihr nach. Doch da hatte Anne bereits die Tür hinter sich geschlossen.

Einen Augenblick lang schien er zu überlegen, ob er ihr nacheilen sollte, aber dann besann er sich anders und ging hinüber zum Schalter, um seinen Flug zu buchen.

Seit er erfahren hatte, dass die Leiterkonferenz in dieser Stadt stattfinden würde, hatte er überlegt, ob er nicht versuchen sollte, Anne wiederzusehen. Es gab da ein paar Fragen, die er ihr gerne gestellt hätte. Aber da er wusste, dass sie verheiratet war, schien ihm das doch keine gute Idee zu sein.

Und da lief sie ihm unverhofft über den Weg und verschwand so schnell wieder wie ein Wassertropfen an der Sonne. Fast hatte es so ausgesehen, als liefe sie vor ihm davon! Aber das war sicher nur Einbildung, denn dafür gab es keinen Grund.

Er seufzte. Es hatte eben nicht sollen sein!

***

»Was sollte das denn jetzt?« Marie sah ihre Mutter kopfschüttelnd an. »Ich kann mich nicht erinnern, dass wir so dringend zu Hause erwartet werden. Der Mann schien sich sehr zu freuen, dich wiederzusehen. Du hättest dir ruhig ein paar Minuten Zeit für ihn nehmen können. Wer ist er denn, und wieso hast du ihn so abblitzen lassen?«

»Ich habe ihn doch nicht abblitzen lassen«, verteidigte sich Anne kopfschüttelnd, während sie sich anschnallte. »Es ist nur so, es gibt nichts zu reden über alte Zeiten. Du hast doch gehört, wie lange alles zurückliegt. Stefan Bender war mal ein Kommilitone von mir. Er bekam damals ein Stipendium für eine amerikanische Universität. Dadurch haben wir uns aus den Augen verloren. Ich dachte eigentlich, er wäre immer noch in Amerika.«

»Soso, ein alter Studienkollege«, neckte Marie sie, während sie den Wagen sicher durch den abendlichen Verkehr steuerte. »So, wie du dich eben benommen hast, scheint mir da etwas mehr gewesen zu sein. Gib es ruhig zu, Mama!«

»Jetzt werd nicht albern, Marie!« Annes Stimme klang vielleicht ein bisschen zu schroff. Sie vermied es, ihre Tochter anzusehen, während sie hinzufügte: »Selbst wenn es so wäre, ginge es dich nichts an! Töchter brauchen nicht alles zu wissen.«

***

Tags darauf fuhr Anne ins Krankenhaus, um Beate zu besuchen und sich von ihr zu verabschieden.

Vor der Tür des Krankenzimmers blieb sie zögernd stehen. Wie jedes Mal, wenn sie in einem Krankenhaus war, überkam sie ein Gefühl der Beklemmung. Dieser besondere Geruch nach Desinfektionsmitteln, das Hin- und Hereilen der Ärzte und Krankenschwestern, die ängstlich besorgten Blicke der wartenden Angehörigen, all das erinnerte sie an die Zeit, als ihr Mann nach seinem schweren Unfall hier gelegen hatte und sie hilflos und ohnmächtig hatte zusehen müssen, wie er trotz aller Bemühungen der Ärzte starb.

Anne holte tief Luft, griff nach der Türklinge und betrat nach kurzem Anklopfen das Zimmer.

»Oh, Anne! Du besuchst mich! Das finde ich aber lieb von dir.« Beate richtete sich in ihrem Bett am Fenster auf und lächelte erfreut und überrascht.

»Freu dich nicht zu früh!« Anne machte ein strenges Gesicht, während sie sich einen Stuhl ans Bett zog. »Ich bin nur gekommen, um mit dir zu schimpfen. Erst überredest du mich zu dieser Reise, und dann kneifst du!«

»Tut mir aufrichtig leid, das kannst du dir denken. Aber du bist doch nicht nur gekommen, um mit mir zu schimpfen.« Beate sah die Freundin forschend an. »Irgendetwas liegt dir auf der Seele.«

»Wie gut du mich kennst!« Anne zögerte einen Moment, dann platzte sie heraus: »Ich habe jemanden aus meiner Vergangenheit wiedergesehen: Stefan Bender. Und zwar im Reisebüro!«

»Der Stefan Bender!« Beate riss ungläubig die Augen auf. »Ich dachte, der lebt in Amerika oder sonst wo.«

»Das dachte ich auch. Und er war wohl auch schon wieder auf dem Sprung, einen Flug in einen anderen Winkel der Erde zu buchen.« Anne erzählte haarklein, was im Reisebüro passiert war. »Ich sage dir, Beate, ich war im wahrsten Sinn des Wortes wie vor den Kopf geschlagen!«

»Das kann ich mir lebhaft vorstellen.« Die Freundin griff mitfühlend nach ihrer Hand. »Der Mann hat dir schließlich mal sehr viel bedeutet. Dann so plötzlich vor ihm zu stehen, muss dir einen richtigen Schock versetzt haben.«

»Im ersten Moment natürlich!«, gab Anne zögernd zu und nickte. »Aber ich habe mich schnell fassen können und war dann, glaube ich jedenfalls, ziemlich gelassen. Er bat mich, mit ihm irgendwo einen Kaffee zu trinken, um von alten Zeiten zu reden, und als ich das ablehnte, wollte er meine Telefonnummer. Die hat er auch nicht bekommen.«

»Ganz schön konsequent!«, warf die Freundin staunend ein. »Hast du dir das auch gut überlegt? Vielleicht hättest du ihm eine Chance geben sollen.«