Silvia-Gold 106 - Ute von Arendt - E-Book

Silvia-Gold 106 E-Book

Ute von Arendt

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Beschreibung

Es war nur ein Moment, ein kurzer Augenblick, und doch dehnte er sich für Martin Schwaiger zur Ewigkeit. Wirre Gedanken schossen ihm durch den Kopf, tausend Möglichkeiten, die er alle gleich wieder verwarf. Dabei musste er sich entscheiden, jetzt sofort.
Aber welche Entscheidung er auch traf - er würde verlieren. Entweder Gut Finkenstein, das ihm zur Heimat geworden war, oder die Liebe von Susan, die ihm arglos ihr Herz geschenkt hatte. Wenn er ihr sagte, was er wusste, war Finkenstein verloren. Wenn er es ihr verschwieg ...
Martin war voller Selbstzweifel - bis er Susan auf sich zukommen sah. Da wusste er plötzlich genau, was er zu tun hatte ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Für immer vorbei?

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Oscar Carrascosa Martinez / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9722-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Für immer vorbei?

Sie war seine große Liebe, doch er hörte nicht auf sein Herz

Von Ute von Arendt

Es war nur ein Moment, ein kurzer Augenblick, und doch dehnte er sich für Martin Schwaiger zur Ewigkeit. Wirre Gedanken schossen ihm durch den Kopf, tausend Möglichkeiten, die er alle gleich wieder verwarf. Dabei musste er sich entscheiden, jetzt sofort.

Aber welche Entscheidung er auch traf – er würde verlieren. Entweder Gut Finkenstein, das ihm zur Heimat geworden war, oder die Liebe von Susan, die ihm arglos ihr Herz geschenkt hatte. Wenn er ihr sagte, was er wusste, war Finkenstein verloren. Wenn er es ihr verschwieg, dann …

Martin war voller Selbstzweifel – bis er Susan auf sich zukommen sah. Da wusste er plötzlich genau, was er zu tun hatte!

„Möchtest du noch ein Stück Kuchen oder eine Tasse Kaffee, Martin?“

Adele von Krantz sah den jungen Mann, der ihr gegenüber an der liebevoll gedeckten Kaffeetafel saß, fragend an.

Martin Schwaiger verneinte mit gespieltem Stöhnen.

„Danke, Adele, aber ich habe schon mehr gegessen, als ich wollte. Deine Schwarzwälder Torte ist einfach unübertroffen.“

„Ich freue mich, dass es dir geschmeckt hat.“ Die ältere Frau genoss das Lob mit einem zufriedenen Lächeln, während sie begann, die Teller zusammenzustellen. „Dann werde ich mal abräumen.“

Martin half ihr dabei und trug das Tablett dann in die Küche hinüber. Doch als er Anstalten machte, seine Alltagsjoppe überzuziehen, um in den Stall zu gehen, hielt Adele ihn zurück.

„Noch nicht, Junge. Komm bitte mit in die Stube, ich habe etwas mit dir zu besprechen.“

Martin horchte auf und sah die Frau, die für ihn fast so etwas wie eine Mutter war, forschend an. Wenn Adele „Junge“ zu ihm sagte, dann wurde es ernst, denn immerhin war er inzwischen ein Mann von neunundzwanzig Jahren.

In der guten Stube nahm Martin auf dem schönen alten Sofa Platz, während Adele zu seiner Überraschung an den Glasschrank ging und für sie beide einen „Upgesetten“ einschüttete. Es musste also wirklich etwas sehr Wichtiges sein, das sie mit ihm zu besprechen hatte.

Sinnend betrachtete Martin die schlanke grauhaarige Frau, die vor einigen Monaten ihren sechzigsten Geburtstag gefeiert hatte.

Und mit einem Mal wurde ihm erst richtig bewusst, dass sie sich nicht mehr so gerade hielt wie früher und dass ihr Haar, das sie in einem festen Knoten trug, rapide grau geworden war. Als sie sich jetzt, die beiden Gläser in der Hand, zu ihm umwandte, erschrak Martin über die Blässe ihres Gesichts und ihren ernsten Blick, und so etwas wie ein banges Ahnen beschlich ihn.

Adele schien zu bemerken, was in ihm vorging, und bemühte sich um ein Lächeln.

„Nun schau mich mal nicht so ernst an, mein Junge! Ich werde dir bestimmt nicht den Kopf abreißen. Hier, nimm und stoß mit mir an. Du wirst schon sehen, worauf!“

Martin gehorchte, doch der sonst so köstliche Trunk hatte für ihn heute einen bitteren Beigeschmack, obwohl er nicht wusste, warum.

Adele hatte sich inzwischen in den alten Ohrensessel gesetzt, der ihr Lieblingsplatz war. Einen Moment lang betrachtete sie forschend den jungen Mann ihr gegenüber, als müsste sie sich sein Bild einprägen.

Er war wirklich ein feiner Kerl, der Martin, ein richtig ansehnliches Mannsbild, mit den breiten Schultern, dem etwas kantigen Gesicht, das Willensstärke, Entschlossenheit aber auch Humor ausdrückte, und dem dichten dunklen Haar, das eine junge Frau vielleicht eines Tages zärtlich zerzausen würde.

Einen Augenblick verspürte Adele von Krantz ein abgrundtiefes Bedauern, dass ihr das verwehrt geblieben war, wie auch vieles andere. Doch dann straffte sie sich unwillkürlich. Es hatte keinen Sinn, über die Ungerechtigkeit des Schicksals zu lamentieren. Wenn sie es recht bedachte, war sie durch Martin ja auch wieder für vieles entschädigt worden.

Sie schnipste ein imaginäres Stäubchen von ihrer blütenweißen Bluse, strich den dunkelblauen Wollrock glatt und hub dann an zu sprechen.

„Was ich dir zu sagen habe, Martin, ist nicht mit zwei Worten erledigt. Deshalb bitte ich dich um etwas Geduld. Es geht, grob gesagt, um deine Zukunft. Nein, unterbrich mich nicht“, winkte sie ab, als er etwas einwenden wollte. „Ich habe mir fest vorgenommen, heute mit dir darüber zu sprechen, basta! Auf einen kurzen Nenner gebracht: Ich werde dir Gut Finkenstein vermachen!“

„Warum sagst du jetzt so was!“, warf Martin erregt ein. „Ich will davon nichts hören, Adele! Es interessiert mich nicht! Du wirst doch noch lange …!“

„Ich sagte, du sollst mich nicht unterbrechen!“, wies ihn Adele sanft zurecht. „Ich weiß schon, was ich sage, mein Junge! Wenn man mal jenseits der sechzig ist, ist es nur realistisch, sich Gedanken zu machen, wie man sein Erbe verteilt. Da ich nicht verheiratet war und keine Kinder habe, muss ich mir einen Erben suchen.“

Die ältere Frau räusperte sich kurz und fuhr dann fort.

„Und was liegt näher, als dass ich dir das Gut vermache. Wir beide haben viel gemeinsam. Auch du hast keine Familie, und du liebst Finkenstein genauso wie ich und steckst seit zwölf Jahren, seit du als landwirtschaftlicher Auszubildender hier angefangen hast, alle deine Kraft und Energie in die Arbeit auf dem Gut. Du bist mir ans Herz gewachsen, Martin, wie ein Kind, das ich leider nie hatte.“

„Adele, ich …“ Martin konnte nicht weitersprechen, die Stimme versagte ihm vor Bewegung. Es kam nicht oft vor, dass Adele von Krantz ihre Gefühle so offen zeigte. Hatte das einen besonderen Grund? Sein Unbehagen wuchs, und ein Gedanke schoss ihm plötzlich durch den Kopf. „Der Arzt! Du warst doch vorige Woche bei Doktor Meißner. Hat er vielleicht irgendetwas Ernstes festgestellt, Adele?“

„Ach wo, nur das Übliche“, winkte sie entschieden lächelnd ab.

Und Martin ließ sich von diesem Lächeln täuschen, nicht ahnend, dass der Arzt seiner Patientin dringende Schonung angeraten hatte, da ihr Herz stark angegriffen war.

Adele von Krantz war ein Mensch, der Tatsachen ins Auge sehen konnte, und so hatte sie sich entschlossen, reinen Tisch zu machen. Einer der Punkte dabei war, Martin als ihren Erben einzusetzen. Doch sie hatte noch etwas anderes auf dem Herzen, und damit rückte sie nach einem Augenblick des Schweigens schließlich heraus.

„Ich habe noch eine Bitte an dich, Martin“, begann sie zögernd, „doch vorher möchte ich dir etwas über mich erzählen. Du hast dich sicher manchmal gewundert, warum ich nicht geheiratet habe. Der Grund ist ganz einfach: Ich habe nur einen einzigen Mann geliebt, und der ist mit meiner jüngeren Schwester durchgebrannt, eine Woche vor unserer geplanten Hochzeit. Sie sind nach Amerika gegangen, und ich habe nie wieder von ihnen gehört, jedenfalls nicht direkt.“

Adele machte eine Pause. Das Herz, das dumme Herz machte sich wieder bemerkbar, aber der Junge durfte um Himmels willen nichts davon merken. Schließlich schaffte sie es, einigermaßen natürlich weiterzusprechen.

„Durch Bekannte erfuhr ich per Zufall, dass Lisa und Theo in Hartville, einer kleinen Stadt in Arizona, leben … das heißt: lebten. Theo kam einige Jahre nach ihrer Ankunft dort bei einem Autounfall ums Leben. Sie haben eine Tochter. Meine Bitte ist nun, fahre hinüber, Martin, finde meine Schwester und ihre Tochter. Ich finde es an der Zeit, dass wir uns die Hand zur Versöhnung reichen, wenn sie möchte. Auch das sollst du herausfinden. Traust du dir das zu?“

„Aber natürlich!“ Martin nickte eifrig. „Wenn ich ein paar Anhaltspunkte habe, dürfte das keine Schwierigkeiten bereiten. Aber es wird unter Umständen einige Tage dauern“, fügte er zögernd hinzu. „Kannst du …“

„Du meinst, ob ich solange ohne dich auskommen kann?“ Adele nickte lächelnd. „Es wird schon gehen, Martin. Der Hannes kann das Füttern besorgen, und alles andere muss eben liegen bleiben. Ich möchte, dass du dich nicht unter Zeitdruck setzt. Mach ruhig zwei, drei Wochen Urlaub. Du hast sie dir redlich verdient.“

„Wenn du meinst!“ In Martin begann sich langsam Vorfreude zu regen. Es stimmte. Seit Jahren hatte er keinen richtigen Urlaub gemacht, nur hier und da mal ein paar Tage angehängt, wenn er eine Ausstellung besucht hatte.

„Ich meine es so, wie ich es sage“, bekräftigte Adele von Krantz lächelnd, „und ich möchte, dass du deine Reise bald antrittst. Am besten fährst du morgen in die Stadt und buchst den nächsten Flug. Ich trage selbstverständlich die Kosten. So, und nun trinken wir noch einen auf eine erfolgreiche Reise, und dann will ich dich nicht mehr von deiner Arbeit abhalten.“

♥♥♥

Eine Woche nach jenem bedeutsamen Gespräch bestieg Martin Schwaiger das Flugzeug nach Los Angeles. Erst als die Maschine in der Luft war, wurde ihm wirklich bewusst, dass er nun Urlaub hatte, ein, wie er zugeben musste, doch sehr schönes Gefühl. Entspannt lehnte er sich auf seinem Sitz zurück und schloss die Augen.

Noch einmal durchlebte er den Abschied von Adele und erinnerte sich auch, wie sie ihn, zum ersten Mal, seit er direkt vom Waisenhaus als sechzehnjähriger Auszubildender nach Gut Finkenstein gekommen war, in die Arme genommen hatte. Vor Rührung hatte er nichts sagen können, sie nur an sich gedrückt und sich im Stillen geschworen, dass er sich bemühen würde, sich ihres Vertrauens immer würdig zu erweisen.

Als Martin Adele dann, bevor er in seinen Wagen gestiegen war, noch einmal zugewinkt hatte, hatte ihn plötzlich ein Gefühl der Beklemmung erfasst. Adele hatte mit einem Mal so müde, so erschöpft gewirkt und alt ausgesehen. Abschiedsschmerz, hatte er sich gescholten, während er Gas gegeben hatte. Du solltest öfter in Urlaub fahren, damit du nicht so schwarz siehst.

„Was möchten Sie trinken?“

Die Stimme der Flugbegleiterin riss Martin aus seinen Grübeleien. Er bestellte Kaffee und beobachtete interessiert, wie die schlanke junge Frau mit professionellem Lächeln von Passagier zu Passagier ging, um die Bestellungen aufzunehmen.

Plötzlich kam Martin Schwaiger ein neuer Gedanke. Als zukünftiger Besitzer von Gut Finkenstein musste er sich nun aber bald nach einer Frau umsehen, einer Frau, die Adeles ganze Zustimmung fand. Das war er ihr einfach schuldig, dieser klugen, warmherzigen und vom Schicksal schwer geprüften Frau.

Sogar studiert hatte er auf ihre Kosten und durfte sich jetzt Diplom-Agraringenieur nennen. Nun, er würde sehr sorgsam sein in der Wahl seiner Braut und auf keinen Fall etwas überstürzen.

♥♥♥

Von Los Angeles aus flog Martin Schwaiger weiter nach Phoenix, Arizona. Dort mietete er einen Wagen und machte sich auf den Weg nach Hartville. Je näher er der kleinen Stadt im südlichen Arizona kam, desto mehr faszinierte ihn die Landschaft mit ihren weiten Wüstenflächen und den üppig wuchernden Kakteen rechts und links der Straße.

Aus dem Hitzedunst sah er gelegentlich die blaue Silhouette ferner Berge auftauchen. Dann wieder gab es plötzlich fruchtbare Landstriche mit Orangen- und Grapefruchtanpflanzungen, die verlockende Früchte trugen, und daneben auch große Gemüseplantagen. Ein widersprüchliches Land, dachte Martin Schwaiger, während er den Wagen in die anscheinend wenig befahrene, zweispurige Überlandstraße nach Hartville lenkte.

Endlich tauchte die kleine Stadt hinter einem Hügel auf. Im neueren Teil ragten einige Wolkenkratzer und Fabrikschornsteine in den blauen Aprilhimmel, während die Hässlichkeit der Altstadt durch Schatten spendende Palmen und Pappeln gemildert wurde.

Ein Hinweisschild an der Stadtgrenze hatte Martin den Weg in die Innenstadt gewiesen.

Er gedachte, sich dort zu informieren, wie er zu der Straße kam, die ihm Adele als letzte Anschrift ihrer Schwester aufgeschrieben hatte. Doch bevor er mit seiner Suche begann, stärkte er sich in einem Imbiss. Als er sich bei der freundlichen Bedienung nach der Abbotstreet erkundigte, erklärte sie ihm, mit einem leicht irritierten Blick auf seinen Anzug, den Weg.

Zwanzig Minuten später wusste Martin, warum. Die Abbotstreet war eine kleine, enge Seitengasse am Rande der Altstadt, wahrlich keine gute Adresse. Heruntergekommene Häuser mit vernachlässigten Vorgärten reihten sich in stumpfer Melancholie aneinander. Zwischen den grell bemalten, zerbeulten Mülltonnen spielten schmuddelige Kinder.

Martin stellte seinen Wagen ab, gab einem Jungen, der herumlungerte, ein gutes Trinkgeld, damit er auf seinen Wagen aufpasste, und betrat den nach undefinierbaren Essengerüchen riechenden Flur des Hauses Nummer sechzehn. Der Name Willmann, so hieß Adeles Schwester nach ihrer Heirat, stand auf keinem der zerbeulten Briefkästen.

Aufs Geratewohl schellte Martin an der ersten Wohnungstür. Eine ältere, rundliche Frau in einem hässlichen Kittel öffnete ihm. Martin kramte sein bestes Schulenglisch hervor und erkundigte sich nach der Familie Willmann.

Die Gefragte dachte einen Moment nach, dann schien sie sich zu erinnern. Ja, eine Familie dieses Namens hätte mal hier gewohnt, das wäre aber schon viele Jahre her. Der Mann wäre dann gestorben, und die Frau wäre ihres Wissens in eine andere Stadt gezogen, nach Phoenix, wenn sie sich recht erinnerte.

Enttäuscht kehrte Martin zu seinem Wagen zurück. Der einzige Hinweis, den er hatte, hatte sich zerschlagen. Wie sollte er in der Großstadt Phoenix die Spur von Lisa Willmann wieder aufnehmen? Blieb ihm eigentlich nur noch das Einwohnermeldeamt von Hartville. Vielleicht war dort die neue Adresse verzeichnet, ansonsten … Doch zunächst einmal musste er sich ein Hotelzimmer suchen.

Das war nicht allzu schwer. Zehn Minuten später überreichte ihm der Empfangschef des Hotels „Bellevue“ seinen Zimmerschlüssel und wünschte ihm einen angenehmen Aufenthalt in Hartville.

Das „Bellevue“ lag in einer ruhigen Nebenstraße nahe dem Zentrum. Den Rest des Tages verbrachte Martin Schwaiger damit, sich mit den Örtlichkeiten der Stadt vertraut zu machen. Am Abend ging er früh zu Bett, mit dem festen Vorsatz, am nächsten Tag bei der Stadtverwaltung seine Nachforschungen fortzusetzen.

♥♥♥