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Simon, ein Rostocker Junge, hört immer wieder gern und begierig die Geschichten seines Bruders, der ein Seefahrer ist. Stets bringt der von seinen Reisen in abenteuerliche Welten für die ganze Familie etwas mit. Und an jedem seiner Mitbringsel hängt eine spannende Geschichte. Ob er sich die wohl ausgedacht hat? Das kann nicht sein, denn Simon begegnet wirklich der kleinen Nixe Thalassia und ihrem Vater, dem Meeresgott Poseidon. Und da ist dann noch eine Sache mit einem versunkenen Schiff. Und einer Glocke. Der Autor entführt uns in die Wunderwelt des Meeres.
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Seitenzahl: 33
Veröffentlichungsjahr: 2023
Ulrich Frohriep
Simon und die Nixe Thalassia
ISBN 978-3-96521-876-5 (E-Book)
Umschlaggestaltung: Ernst Franta
Das Buch erschien erstmals 2003 im Scheunen-Verlag, Kückenshagen.
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Simon wohnte an der Ostsee. Da konnte er jeden Tag an den Strand gehen und baden und Burgen aus Sand und Wasser bauen.
Das konnte er, und das machte er auch.
Aber im Winter? Wenn der Sturm heulte und der Regen ins Gesicht wehte?
Auch dann war Simon am Strand. Er hatte seine Mütze mit dem langen Schirm über die kurzen, blonden Haare gestülpt und beobachtete das Meer, das jeden Tag anders war, und die Vögel: die Möwen, Enten, Schwäne und die schwarzen Krähen, die auch nicht fehlten.
Und er beobachtete die Schiffe, die auf die schmale Einfahrt zum Überseehafen zuhielten. Sie kamen aus aller Welt.
Manchmal träumte Simon davon, mit ihnen in fremde Länder zu fahren und dort gewagte Abenteuer zu bestehen. Schließlich fuhr auch Raimund zur See, Simons Bruder. Und der erlebte immer etwas. Und meistens etwas ganz Aufregendes. Simon mochte seinen Bruder sehr.
Simon hatte aber auch eine Schwester, Paula. Die mochte er nicht so sehr. Die wusste immer alles ganz genau. Und besser. Es war ein Kreuz mit ihr.
Neulich hatten sie sich gestritten. Wegen Raimund natürlich. Oder richtiger: wegen Raimunds Spinnereien – so nannte Paula das, wenn Raimund erzählte.
Paula ereiferte sich richtig, sie schrie fast: „Natürlich erlebt er was in der Welt. Und bringt auch was mit. Dir eine Schnecke aus dem Roten Meer, mir ein Deckchen aus Vietnam. Und Papa kriegt 'ne Buddel Rum aus Kuba, die Mama einen Seidenschal. Und zu jedem Mitbringsel erzählt er eine spannende Geschichte! Ohne die geht's nicht.“
Sie schnappte nach Luft, so sehr hatte sie sich erregt.
Es war ja gar nicht so, dass sie ihren Bruder Raimund nicht mochte. Aber sie konnte es nicht begreifen, dass Simon jedes Wort von ihm glaubte.
Nun war Simon nämlich beleidigt. Er sagte wütend: „Ziege“, und es war sonnenklar, wen er damit meinte.
„Ist doch so“, sagte Paula verärgert. „Er geht nicht einfach in den Laden und kauft ein, was er ja in Wirklichkeit tut. Nein. Er erwirbt jeden Gegenstand auf ganz eigene Weise. Und du glaubst das noch. Natürlich hat er die Buddel Rum einem ganz finsteren Schmuggler abgejagt, und in das Seidentüchlein sind die Segenswünsche dreier Medizinmänner hineingewebt.“
Sie stritten sich, und Simon war traurig. Er besah sich die Schnecke, die Raimund ihm mitgebracht hatte. Er wog sie in der Hand. Sie leuchtete wunderbar weiß und rosa, und wenn er sie ans Ohr hielt, hörte er das Rauschen in ihr.
Denn die Schnecke lebte. Nicht richtig, denn das Gehäuse war ja leer. Aber sie erzählte ihm vom Meer und von Schiffen und von waghalsigen Männern und auch von Piraten und ihren Raubzügen und von Schätzen, die vor vielen Jahren in alten Schiffen auf den Meeresgrund gesunken sind.
Und er sah Raimund vor sich, wie er seinen Seesack öffnete, hineingriff und dabei schon erzählte. Und wenn vielleicht auch nichts daran wahr gewesen sein sollte, wie Paula behauptete, erzählen konnte Raimund.
„Das war so“, sagte er. „Wir lagen vor Al Hudaydah im Roten Meer auf Reede und langweilten uns mächtig. Also fuhren wir an Land. Klar. Wir streiften dort umher: der Markt, die Händler, Geschrei, Feilschen. Und jeder hatte etwas ganz Besonderes anzubieten.
Wir aber hatten Durst. Du glaubst ja nicht, Simon, wie heiß es dort ist, dort unten am Roten Meer.
Wir gerieten in den ‚Blauen Anker‘, das ist so eine verrufene Kneipe, sag ich dir. Wir hatten keine Ahnung, wir waren ja auch das erste Mal dort, aber wir hatten Durst, viel Durst.
Wir da rein, aber alle Tische waren so gut wie besetzt. Was half's, wir mussten uns trennen, obwohl das nicht ratsam war.
Ich geriet an einen großen Tisch mit lauter verwegen aussehenden Gestalten. Die spielten mit Würfeln, und schließlich spielte ich mit. Das Bier kam, es schmeckte schön würzig. Ganz anders als bei uns.