Singen können die alle! - Marius Jung - E-Book

Singen können die alle! E-Book

Marius Jung

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  • Herausgeber: Carlsen
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2013
Beschreibung

Marius Jung, schwarzer Comedian und Musiker, erklärt, wo die Fettnäpfchen stehen im Umgang mit Menschen anderer Hautfarbe. Auch wenn es nur nett gemeint ist wie zum Beispiel "Singen können die alle" (und ebenso Tanzen, Vögeln und andere Sportarten). Mit gekonntem Witz und anhand persönlicher Erlebnisse packt Marius Jung die Hellhäutigen bei ihrer Befangenheit - ohne den gefürchteten Zeigefinger.

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Für meine Liebsten Joana und Karlotta. Dank an Katinka Buddenkotte und Oliver Domzalski für die große Unterstützung.

1. Vorwort

Meine Damen und Herren, liebe Neger!

Wenn diese Begrüßungsformel leichtes Unwohlsein hervorruft, könnte das folgende Ursachen haben:

1. Sie haben diese Worte schon einmal gehört oder gelesen. Sie meinen, sich zu erinnern, dass sie einst aus dem Mund des ehemaligen Bundespräsidenten Heinrich Lübke geschlüpft sind, aber Sie fragen sich, ob das belegt ist.

2. Ihre Alarmglocken schrillen sofort, wenn jemand das Wort »Neger« sagt oder gar niederschreibt. So etwas sagt man nicht. Man sagt. Schwarzer. Nein, Moment, Farbiger. Oder Afroamerikaner. Oder Afroafrikaner …?

3. Es ist Ihnen generell unangenehm, wenn Sie daran denken, dass nicht nur Sie, sondern auch irgendein Neger dieses Buch gekauft hat.

In allen drei Fällen kann Ihnen geholfen werden – mit diesem Buch. Denn hier erfahren Sie alles, was Sie je über Neger wissen wollten, aber nie zu fragen wagten. Sogar knifflige Benimmfragen wie etwa: »Wer darf wann, wie und warum einen Neger Neger nennen?« werden in diesem zukünftigen Standardwerk beantwortet, und das schon im Vorwort.

Grundregel 1: Das Wort Neger hat inzwischen den Beigeschmack des Rassismus und sollte von nicht-schwarzen Menschen nicht verwendet werden.

Grundregel 2:Ich darf immer, wann, wenn und warum ich will, denn ich bin selbst ein Neger. Von Geburt an, sozusagen von der Pike auf habe ich das Negerhandwerk gelernt.

Wobei ich zugeben muss, dass ich ein bezuschusster Neger bin, wie ein Milchkaffee oder ein Latte. Ein Mulatte. Ein fürchterliches Wort, klingt so altmodisch, nicht wahr? Obwohl: »Latte« klingt eigentlich schon wieder ganz stylish. Oder vielversprechend, je nach Hintergedanken.

Auch mit dem Wort »Mischling« habe ich so meine Probleme. Das klingt, als säße ich seit Jahren in einem Tierasyl auf Mallorca ein – kastriert, leinenführig und fast stubenrein – und wartete auf mein neues Frauchen.

Wie wäre es mit »Halbschwarzer«? Haben Sie da auch sofort das Bild eines schwarz-weiß-gestreiften Mannes vor Augen? Verdrängen Sie das besser, denn so sehe ich nicht aus. An keiner Stelle meines Körpers. Ich bin kein Zebra.

Vielleicht »Afrogermane«? Nein. Erstens möchte ich nicht die Vorstellung wecken, dass ich in einem Leopardenfelllendenschurz herumlaufe und meinen Tag damit beginne, in Drachenblut zu baden, zweitens stimmt dieser Terminus nicht einmal; meine Mutter ist Deutsche, mein Vater war ein amerikanischer Neger. Ihre Liebe war kurz, aber fruchtbar, und neben vielen anderen Problemen, die aus dieser Affäre resultierten, besteht immer noch das meiner fachgerechten Bezeichnung. Könnte man nicht sagen: »Unverzollt importierter GI-Bastard«? Aber das wäre bei Vorstellungsrunden auf Dinnerpartys garantiert kein Eisbrecher. Klingt irgendwie nicht sexy.

Also darf ich mich Neger nennen. »Nicht doch!« werden jetzt die Leser rufen, die oben spontan die Antwort 2 angekreuzt haben, »wir haben doch die tolle political correctness erfunden, um Benachteiligte wie Sie zu schützen! Da kann doch nicht jeder x-beliebige Ausländer daherkommen und sprechen, wie er will! Gerade Sie als Neg…, als Schwarzer nicht! Sie könnten sich doch ›Maximalpigmentierter‹ nennen, wäre das nicht hübsch?«

Äh – nein. Abgesehen davon, dass es sachlich falsch ist, war die politische Korrektheit die wohl unheilvollste Erfindung seit dem alkoholfreien Bier. Beide Innovationen verfehlen vollkommen das Thema und hinterlassen nichts als einen schalen Geschmack. Wortschöpfungen wie »maximalpigmentiert«, »körperlich herausgefordert« oder »mental speziell« sind Umschreibungen, die vor allem eines bewirken: Sie grenzen die benannte Gruppe noch mehr aus. Starten Sie doch mal den Selbstversuch. Probieren Sie einmal, sich selbst zu beschreiben, politisch korrekt. Na, wie hört sich das an?

»Schwach pigmentierte Mitteleuropäerin in der statistisch ermittelten Lebensmitte mit gravitätisch herausgeforderten sekundären Geschlechtsmerkmalen« oder

»Kaukasischer XY-Chromosomenträger mit prominenten Merkmalen des westlichen Lebensstandards vorwiegend in der Körpermitte«.

Merken Sie was? Es hätte Sie vermutlich nicht mehr beleidigt, wenn ich einfach frei heraus gesagt hätte, dass Sie Hängebrüste oder eine Wohlstandswampe haben. Sie hätten es nur sofort verstanden und mir direkt eins aufs Maul hauen können.

Allerdings: An seiner Körperfettsitutation kann man immer arbeiten, an seiner Hautfarbe nur bis zu einem gewissen Grad.

Nun aber zum bösen »N-Wort«. So wird das Wort »Neger« mittlerweile umschrieben, weil die Sprachpolizisten Angst haben, sich selbst als Rassisten anklagen zu müssen, wenn sie aussprechen, worum es geht.

»Neger« ist nicht mehr nur ein Wort. Es verkörpert das Böse. Und wer braucht schon noch eine Haltung, wenn er die bösen Wörter aus seinem Sprachgebrauch, aus Kinderbüchern und -liedern und auch aus der Satire und Ironie verbannt. Mit der Vernichtung des Bösen, also des Wortes »Neger«, wird jeglicher Rassismus aus dieser Welt getilgt. (Hat ja schon bei Harry Potter super geklappt: Indem der Name »Voldemort« ersetzt wurde durch »Der-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf«, war der Böse bekanntlich für immer verschwunden.) Diese intelligente Form des Umgangs mit gesellschaftlichen Problemen kannte man vor der political correctness nur aus Kinderzimmern. Sie heißt »Bettdecke übern Kopf.«

Natürlich ist mir die rassistische Bedeutung des Begriffs »Neger« klar, aber die Tabuisierung unabhängig vom Kontext verlangt aus meiner Sicht zwingend eine satirische Trotzreaktion. So eine Art N-Wort-Tourette: Neger! Neger! Neger!

Ich gehe davon aus, dass Sie, die Leserinnen und Leser dieses satirischen Buches, mit dem Prinzip der Ironie vertraut sind. Bevor Sie den Verlag und mich verklagen, ziehen Sie sich ins stille Kämmerlein zurück und sprechen das Wort Neger so oft laut aus, bis Sie lachen müssen. Denn nicht das Wort ist böse, sondern die Haltung dessen, der es in diskriminierender Absicht verwendet.

Ob Sie (falls Sie selbst keiner sind) Neger öffentlich sagen dürfen, erfahren Sie auf den nächsten Seiten. Neben persönlichen Erfahrungen eines in in diesem Lande sozialisierten Negers (oops, schon wieder!) und Überlegungen zur allgemeinen Rassismus-Lage werden Sie bei der Lektüre verschiedentlich auf interaktive Übungen und Tests stoßen, mit denen Sie Ihr Negerverständnis überprüfen können.

Bevor es losgeht, hier aber zunächst die Auflösung zur Begrüßungsformel: Es ist nicht historisch belegt, dass der gute alte Lübke jene Worte an die Bevölkerung Liberias richtete, als er das Land im Jahre 1961 besuchte. Allerdings wäre ihm dieses Bonmot durchaus zuzutrauen gewesen, hat er sich doch in seiner Karriere oft als Wortjongleur unterster Kajüte bewiesen. Und wissen Sie was? Ich, als Neger, wäre ihm nicht mal böse gewesen deswegen. Ich hätte meine strahlend weißen Zähne gebleckt und herzlich gelacht. Wie ein Kind halt. Ist das nicht nett?

FAKTEN UND VOLKSWISSEN

In Deutschland leben mit ca. 500.000 (Stand 2009) relativ wenige Schwarze. 1 Neger kommt auf 270 Weiße und gefährdet ca. 520 begehrte Arbeitsplätze, z.B. als Minibar-Schubser und Skilehrer. Der Neger kann gut singen und tanzen.

Harte Fakten machen Leser betroffen. Noch härter sind allerdings die Einzelschicksale, die sich aus solchen vermeintlichen Fakten ergeben. Meines zum Beispiel.

Sie kennen das aus dem Werbefernsehen. Wenn jemand will, dass Sie den Regenwald schützen, zeigt er Ihnen keine verstörenden Filmchen über Anakondas und Käferlarven, die um ihren Lebensraum ringen, sondern lieber ein Orang-Utan-Baby mit tellergroßen, traurigen Augen. So ein kleiner Menschenaffe kommt nämlich wesentlich besser und schützenswerter beim Publikum an als ein hässliches Insekt. Notfalls gehen auch Robbenbabys.

Gehen wir nun also stufenlos in den Betroffenheitsteil dieses Vorworts über, der von einigen bestimmt schon heiß ersehnt wurde, anderen hingegen eher überlesenswert erscheinen mag. Die zweite Gruppe möchte ich allerdings dringend ermahnen: Besser genau lesen, das kommt alles im Test dran.

2. Der kleine Bastard Freitag

Im Jahre 1965 war Deutschland ein kritischer Patient. Erst vier Jahre zuvor war die Mauer erbaut worden, das Land war sozusagen ein Frischoperierter, mitten im kalten Krieg, und seine Genesung ging nur langsam voran. Es gab Rückfälle, politische Wirren, aber die Welt rüttelte den Patienten nicht unsanft auf, nein, man hätschelte ihn und verwöhnte ihn, verschaffte ihm Ablenkung– und ließ ihn vor allem deutsch sein.

Wenn der reifere Durchschnittsdeutsche an dieses Jahr zurückdenkt, erinnert er sich vielleicht daran, dass Winston Churchill starb, an das Attentat auf den Schah von Persien, oder, wenn er ehrlich ist, vor allem an den Beginn der großartigen Karriere von Mireille Matthieu. Bob Dylan, der 1965 ebenfalls den Durchbruch schaffte, war den meisten Deutschen damals eher unheimlich. Und vor allem weit, weit weg. Fast soweit wie Malcolm X, der in diesem Jahr ermordet wurde.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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