Sinnliche Wette - Aimée Rossignol - E-Book

Sinnliche Wette E-Book

Aimée Rossignol

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Beschreibung

Sophie ist jung, attraktiv - und frustriert. Ihr Freund Matthias beschäftigt sich seit langem nur noch mit seiner Arbeit und seinen Klienten. Für Sophie und vor allem auch für sinnliche Stunden zu zweit hat er keine Zeit. Umso mehr freut sich Sophie, als Matthias sie zu einer Reise in die Bretagne einlädt, wo sie ein paar Tage auf dem Anwesen des Investors François Dubois verbringen wollen. Kurz nach der Ankunft muss Matthias jedoch schon wieder abreisen - und Sophie bleibt allein mit dem attraktiven Franzosen zurück. Dieser hat ganz offensichtlich Interesse an der jungen und versucht sie nach allen Regeln der Kunst zu verführen. Ist dieser Urlaub nur ein erotisches Abenteuer, oder bedeutet er am Ende doch viel mehr für Sophie?

Eine kurze, aber intensive Geschichte für den kleinen Lesequickie zwischendurch.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.

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Seitenzahl: 135

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Inhalt

Cover

Weitere Titel der Autorin

Über dieses Buch

Über die Autorin

Titel

Impressum

Die Party

Die Reise

Allein mit Dubois

Rückkehr nach Berlin

Wiedersehen

Happy End

Weitere Titel der Autorin

Marthas Liebschaften

Farben der Lust

Über dieses Buch

Sophie ist jung, attraktiv – und frustriert. Ihr Freund Matthias beschäftigt sich seit langem nur noch mit seiner Arbeit und seinen Klienten. Für Sophie und vor allem auch für sinnliche Stunden zu zweit hat er keine Zeit. Umso mehr freut sich Sophie, als Matthias sie zu einer Reise in die Bretagne einlädt, wo sie ein paar Tage auf dem Anwesen des Investors François Dubois verbringen wollen. Kurz nach der Ankunft muss Matthias jedoch schon wieder abreisen – und Sophie bleibt allein mit dem attraktiven Franzosen zurück. Dieser hat ganz offensichtlich Interesse an der jungen und versucht sie nach allen Regeln der Kunst zu verführen. Ist dieser Urlaub nur ein erotisches Abenteuer, oder bedeutet er am Ende doch viel mehr für Sophie?

Über die Autorin

Aimée Rossignol lebt, liebt und schreibt am liebsten da, wo in heißen Sommernächten Zikaden zirpen und ein kühler Wind vom Meer die Gräser wiegt. Die Inspiration für ihre Geschichten findet sie in den prickelnden Begegnungen, die ihren Alltag so aufregend machen: Die flüchtige Berührung eines Fremden im Zug, eine hastig gemurmelte Entschuldigung und dann ein langer Blick in geheimnisvoll dunkle Augen – schon entsteht vor ihrem geistigen Auge ein neuer Charakter, dessen Geschichte sie unbedingt erzählen und vielleicht auch erleben will ...

Aimée Rossignol

Sinnliche Wette

Digitale Neuausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2020 by blue panther books

Titel der Originalausgabe: »Farben der Lust. Erotische Geschichten«

Originalverlag: blue panther books

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Covergestaltung: Guter Punkt GmbH Co. KG

unter Verwendung von Motiven © Nastia11/iStock/Getty Images Plus; R.Wilairat/iStock/Getty Images Plus; yunmi park/iStock/Getty Images Plus

eBook-Erstellung: 3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 978-3-7517-0872-2

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

Die Party

»Sophie, es soll sexy aussehen!«, ruft Matthias aus dem Schlafzimmer.

Ich stehe in meiner schwarzen Spitzenunterwäsche vor dem Spiegel und sehe mich prüfend an, drehe den Kopf in alle Richtungen. Ein kinnlanger schwarzer Bob umrahmt mein schmales Gesicht mit der blassen Haut und den blauen Augen. Die Wimpern habe ich pechschwarz getuscht und dazu einen blutroten Lippenstift aufgetragen. Das sieht gut aus, denke ich. Wie Schneewittchen. Genau die richtige Mischung aus verrucht und unschuldig.

Zwei Spritzer Parfum auf den Hals und noch einen zwischen meine üppigen Brüste, dann bin ich fertig und räkele mich lasziv im Türrahmen zum Schlafzimmer.

»Also so?«, hauche ich meinem langjährigen Freund Matthias zu, der mit dem Laptop auf dem Schoß im Bett liegt. »Ja, genau«, sagt er, ohne mich anzusehen.

Ich seufze. »In Unterwäsche, ja?«

Jetzt erst hebt er den Kopf und lacht. »Ja, das ist sexy. Aber etwas solltest du dir schon noch drüber ziehen, sonst kann es auch ordinär wirken.«

Ich verdrehe die Augen, gehe zurück in den kleinen Flur zum Bad und versenke den Kopf in meinem Kleiderschrank.

»Findest du mich eigentlich noch attraktiv?«, rufe ich ihm zu. Eine so dumme Frage habe ich ihm in all den Jahren noch nicht gestellt, aber irgendwann gibt es immer ein erstes Mal. Vor allem treibt sie mich wirklich um, und das nicht erst heute.

»Ich meine«, fahre ich fort, »wann haben wir das letzte Mal miteinander geschlafen?«

An mir liegt es nicht, füge ich in Gedanken hinzu.

Seine Stimme klingt ungeduldig, aber auch einen Hauch schuldbewusst, als er sagt: »Sophie, bitte, ich hab hier noch zu tun. Ich kann jetzt keine Grundsatzdiskussion führen. Die Party heute Abend ist wirklich wichtig. Alle potenziellen Investoren werden da sein, und wenn dieser Dubois nicht einsteigt, sieht es verdammt mau aus mit der Shopping Mall im Herzen von Berlin.«

Ja, irgendein Projekt gibt es immer, inklusive vieler Nächte im Büro, diverser Überstunden und Abenden, in denen er vor Erschöpfung einschläft, bevor meine Hand überhaupt seinen Schritt erreicht.

»Als ob es im Herzen von Berlin noch eine Shopping Mall bräuchte ...«, murmele ich zwischen zwei Cocktailkleidern und schiebe sie beiseite. Zu bieder, zu gewöhnlich, hab ich mir über gesehen, passt nicht zum Lippenstift.

Ich seufze.

Vielleicht braucht es doch eine Mall, denn ich finde nichts.

»Was hast du gesagt, Mäuschen?«

Ich verdrehe wieder die Augen. Mäuschen! Ein Hasswort, und eigentlich weiß er das, aber mit den Gedanken ist er nur bei seiner Arbeit.

»Ich wollte wissen«, sage ich laut, »mit wem ich ganz besonders flirten muss, damit du deine Shopping Mall bekommst.«

Und da ist er, der Jumpsuit, den ich letztes Jahr in Spanien gekauft habe. Nicht etwa mit Matthias zusammen, sondern mit meiner Freundin Agny, die eingesprungen ist und seinen Platz im Hotel einnahm, als dieser im letzten Moment wegen eines ganz wichtigen Meetings absagte.

Schwarz, mit hochgeschlitzten Beinen, schulterfrei, das Oberteil eng anliegend. Ich hatte ihn fast vergessen, aber jetzt ist er genau das Richtige. Rasch tausche ich meinen BH gegen einen trägerlosen, und dann schlüpfe ich in den seidigen Stoff, dessen Oberteil mich umgibt wie eine zweite Haut.

Ich drehe mich zum Schuhregal um. Das wird schwer.

»Hmm ... alle sind wichtig, aber wenn du Dubois um den Finger winkeln könntest? Das wäre toll! Er ist Franzose, das wird schon werden. Erzähl ihm von deiner Kindheit in Paris oder was weiß ich.«

Wenn ich weiter mit den Augen rolle, fallen sie bestimmt irgendwann aus den Höhlen, denke ich. Zumindest sagt das meine Mutter immer, und ich muss lächeln, als ich an meine Eltern denke, die beide seit ein paar Wochen auf einem Kreuzfahrtschiff die sieben Weltmeere unsicher machen und mir sehr fehlen.

Da sind sie: die silbernen Sandaletten mit den hohen Absätzen. Perfekt. Dazu eine silberne Clutch. Unschlüssig bleibe ich vor meiner kleinen Schmuckkommode stehen. Kette oder nicht, das ist die Frage und ich entscheide mich dagegen, nehme nur ein silbernes Armband und schlichte Perlenohrringe.

»Schwarz oder dunkelgrau?«, fragt Matthias aus dem Schlafzimmer. Und seine Frage wäre noch ein Grund, mit dem Augenrollen gar nicht mehr aufzuhören. Ich hätte gerne einen Freund, seufze ich, der sich allein anziehen kann. Ich mag nicht immer für zwei denken.

»Was meinst du? Schuhe oder Anzug?«

»Beides.«

Ich schüttele den Kopf und versuche dabei den Ohrring zu platzieren. »Das ist kein Grau, sondern Anthrazit. Und dazu die schwarzen Schuhe.«

»Fein, danke.«

Er kommt jetzt rückwärts auf mich zu, lehnt sich nach hinten und geht in die Knie, damit ich rankomme. »Kragen, bitte!« Dann dreht er sich zu mir um. »Fertig?«

Ich nicke zufrieden und sehe an mir herunter.

Kein Wort darüber, dass ich hinreißend aussehe. Stattdessen runzelt Matthias die Stirn. »Du nimmst aber noch eine Jacke mit, oder? Heute Nacht wird es bestimmt kühl. Noch ist kein Sommer.«

Typisch. Irgendwie ist seine Sorge rührend, aber sie wäre befriedigender, wenn er sie mit einem Kompliment verknüpft hätte.

Ich ertappe mich bei dem Gedanken, meine Mutter anrufen zu wollen, um zu fragen, ob alle Paare nach sechs Jahren so miteinander umgehen, und dann fällt mir ein, dass das nicht geht, weil beide auf einem Schiff irgendwo auf dem Meer dümpeln und es eigentlich auch nicht nötig ist, weil ich die Antwort eh kenne. Meine Mutter würde kichern und giggeln wie ein junges Mädchen. Sie würde mir sagen, dass Vater sie jeden Tag wissen lässt, dass sie die schönste Frau ist, die jemals einen Fuß auf die Erde gesetzt hat. Ich beneide sie.

Im Gehen greift Matthias seinen schwarzen Trenchcoat.

»Hast du ein Taxi bestellt?«, frage ich im Fahrstuhl und mustere noch einmal mein Gesamtbild im Spiegel an der Kabinenrückwand.

»Ach, wir werden schon eins finden. Wenn nicht, laufen wir. Ist ja nicht weit.«

Weit ist in meinen Schuhen relativ. Theoretisch braucht man von unserer Wohnung im Sony Center keine zehn Minuten zur Piano Lounge in der Stresemannstraße. Zumindest in flachen Schuhen.

»Du kannst gerne zu Fuß gehen.«

Ich winke ein vorbeifahrendes Taxi vor dem Filmmuseum an den Straßenrand.

»Warte!«, sagt Matthias besorgt, als ob ich ihn tatsächlich stehenlassen würde, und steigt auf der anderen Seite ein.

Die Piano Lounge ist zurzeit sehr angesagt. Hoch über den Dächern der Stadt hat Matthias für sein Unternehmen einen abgetrennten Teil des Restaurants gemietet, inklusive Catering und einem mittelprächtigen Klavierspieler, der dem schönen, alten Flügel eine sehr gewagte Version von »Night and Day« abringt, gerade als wir eintreten.

Es wird so werden wie immer. Eine Stunde lang Champagner nippen und durch die Menschen streunen, dieser Mischung aus Matthias‘ Geschäftspartnern und neuen Investoren, die oftmals faltigen Wangen mit einem Kuss behauchen. Dann endlich an der langen Tafel neben zwei sterbenslangweiligen alten Zauseln Platz nehmen – natürlich sind sie schwerreich und sollen in Matthias‘ Unternehmen investieren – beide möglichst gleichzeitig becircen und dabei kleine Häppchen vorsichtig in den Mund balancieren. Hinterher mit knurrendem Magen aufstehen, noch einen Cocktail trinken, und dann überlasse ich Matthias allein seinen Partys.

Mein erster Weg führt mich danach meist zu McDonalds am Potsdamer Platz, wo ich genüsslich einen Burger und Pommes verdrücke, bevor ich zu Hause versuche, mich mit irgendwelchen Serien so lange wachzuhalten, bis Matthias kommt. Oft gelingt mir das nicht, und mich übermannt der Schlaf, was weniger an der Serie liegt, als vielmehr an Matthias, der kaum je vor drei Uhr morgens den Weg ins Bett findet.

Und wenn ich mich heute so umschaue, dann sehe ich nicht, dass dieser Abend sich von allen anderen unterscheiden wird.

Noch ein letztes Augenrollen, dann gebe ich den Mantel an der Garderobe ab, klammere mich an meiner Clutch fest und nehme rasch ein Glas Champagner vom Tablett eines der kreisenden Kellner.

Matthias küsst mich flüchtig auf die Wange. »Ich muss ein paar Leute begrüßen. Dreh doch deine Runde.«

Meine Runde drehen heißt, mich unters Volk mischen, Ehefrauen begrüßen, alleinstehende Kunden miteinander bekannt machen und die wichtigen potenziellen Investoren auffinden und umgarnen.

So ziehe ich meine Bahnen wie ein Hobbyschwimmer, langsam, aber ehrgeizig. Treibe Konversation, lache artig über schlechte Witze, höre Klatsch und Tratsch über Leute, die ich nicht kenne und trinke hastig noch ein zweites Glas Champagner, bis ich zufällig Matthias in die Arme laufe.

»Wie läuft‘s?«, frage ich und sehe über seine Schulter in die Menge. Einen Augenblick lang komme ich mir wieder mal vor wie eine Spionin auf einem Botschaftsball, und frage daher in geheimnisvollem Ton: »Ist unser Zielobjekt schon aufgetaucht?«

»Sophie, bitte. Nicht die Agentennummer. Das ist wirklich wichtig heute. Dubois ist draußen auf der Dachterrasse.«

Ganz dezent deutet Matthias mit dem abgespreizten kleinen Finger an seinem Champagnerglas durch das Fenster auf einen Mann im schwarzen Anzug.

Für einen Moment bin ich überrascht. »Das ist Dubois? Ich dachte, er sei alt!«, entfährt es mir eine Spur zu laut, aber ich habe mich gleich wieder unter Kontrolle. »Willst du, dass ich zu ihm rausgehe?«

Matthias schüttelt unschlüssig den Kopf. »Nein, lass ihn einen Augenblick die Aussicht genießen. Er wird uns beim Essen gegenübersitzen.«

So unauffällig wie es geht, beobachte ich Dubois. Es mag bestenfalls Anfang vierzig sein, und von allen Gästen hier sieht er am ehesten aus wie ein Agent. Seine Schultern sind breit, und seine große Statur wirkt insgesamt sportlich und trainiert.

Wahrscheinlich, fährt es mir durch den Kopf, ist er nicht so ein Couch Potatoe wie ich. Dubois hat dunkelbraune lockige Haare, die er relativ kurz trägt, und ein sehr markantes Gesicht mit hohen Wangenknochen. Um seine Augen spielt ein ganz zartes, amüsiertes Lächeln, so als fände er diese ganze Veranstaltung hier äußerst lächerlich, und da kann ich ihm in Gedanken nur beipflichten.

Später, bei Tisch, kann ich ihn mir genauer ansehen, weil er mir tatschlich am Kopfende gegenübersitzt. Wir beide rahmen quasi Matthias ein, der am Ende des Tisches thront, wie der Erbprinz einer Bananenmonarchie.

Dubois Augen sind von einem unergründlich dunklen Braun, und sein Blick ist klug und durchdringend.

»Meine Freundin, Sophie Lummer«, sagt Matthias und deutet auf mich mit einer Handbewegung, nachdem wir uns gesetzt haben.

»Enchanté!«, gibt Dubois zurück und erhebt sich andeutungsweise wenige Zentimeter von seinem Stuhl. Sehr schnell gleitet sein Blick in meinen Ausschnitt und dann zurück in mein Gesicht. Ob ihm gefällt, was er sieht, kann ich nicht sagen, seine Augen sind unergründlich, und seine Gesichtszüge geben nicht preis, was er denkt. Sein Lächeln ist höflich, und ich erwidere seine Begrüßung mit einem unverbindlichen Nicken.

Als die Vorspeise serviert wird, habe ich Mühe, mein Entsetzen zu verbergen. Ein winziges braunes Kügelchen auf einem grünen Berg irgendwas, daneben ein Blatt. Könnte Basilikum sein, denke ich. Jedes Mal will ich vor Veranstaltungen wie diesen etwas essen, und jedes Mal reicht die Zeit nicht oder ich vergesse es einfach.

»Nachher McDonalds« wird zu meinem Mantra.

Tapfer tunke ich die Gabel in die gallertartige grüne Masse.

»Sophie ist in Frankreich aufgewachsen, Monsieur Dubois, in Paris genauer gesagt. Ihre Eltern waren bei der deutschen Botschaft angestellt.«

»Aha«, sagt Dubois und kämpft zu meinem Verzücken ebenfalls mit der wackeligen grünen Masse auf seiner Gabel. Als er sie erfolgreich zum Mund geführt und darin versenkt hat, sieht er mich triumphierend an.

Gegen meinen Willen muss ich lächeln. Mir gelingt es nicht. Auf halbem Weg nach oben rutscht der kleine Berg wieder herunter, was ich mit einer Mischung aus Verzweiflung und Erleichterung beobachte. Auf ein Neues.

»Und, Sophie, sind Sie auch im Immobiliengeschäft?«, fragt Dubois. Sein Deutsch ist fast makellos, bis auf ein kleines Hauchen am Anfang der Worte.

Ich öffne gerade den Mund, als Matthias beflissen sagt: »Nein, nein. Sophie ist Dolmetscherin.«

Was mich heute reitet, weiß ich gar nicht. Vielleicht war das der berühmte Funke für das Fass. Jedenfalls lege ich Matthias meine Finger geschmeidig auf den Arm und lächele ihn schräg von unten an.

»Danke, Matthias, ich hätte sonst vergessen, was ich den ganzen Tag lang tue!«

Damit habe ich die Lacher am Tisch auf meiner Seite und auch Dubois schaut erheitert von Matthias zu mir und wieder zurück. Matthias lacht mit, was bleibt ihm auch übrig, wirft mir allerdings einen finsteren Blick zu, der Dubois nicht verborgen bleibt und ihn dazu animiert, eine Augenbraue spöttisch anzuheben.

»Und welche Sprachen dolmetschen sie, Sophie?«, fragt Dubois und erlöst den mittlerweile erröteten Matthias, in dem er von ihm ablenkt.

»Französisch, Afrikaans und Deutsch.«

»Das ist eine interessante Kombination«, sagt Dubois und tupft sich mit der Serviette über den Mund, bevor er einen Schluck Wein trinkt. »Ich wette, Sie beherrschen Französisch ausgezeichnet!«

Ich glaube, ich bin die Einzige am Tisch, die seine Anzüglichkeit versteht. Sein Deutsch ist zu gut, um so einen plumpen Fehler zu machen. Nein, nein, er meint etwas ganz anderes ...

Hitze steigt mir in die Wangen. Ich weiß, dass ich erröte, ich fühle es. Ich sehe auf meinen Teller, häufe erneut grüne Pampe auf meine Gabel und schaffe es diesmal endlich, sie irgendwie in meinen Mund zu bugsieren. Es schmeckt nicht so schrecklich, wie es sich anfühlt, aber insgesamt sehr gewöhnungsbedürftig.

Als ich kauend und lutschend wieder aufsehe, umspielt Dubois‘ Lippen ein interessiertes Lächeln.

»Wie kommen Sie zu Afrikaans?«, bohrt er nach und lehnt sich zurück.

Ich hole tief Luft, nachdem ich geschluckt habe.

»Auch da habe ich gelebt. Botschafterkinder kommen viel rum.«

Dubois runzelt jetzt die Stirn. »Was heißt ›da‹? Afrikaans spricht man in mehreren Ländern.«

Seine Frage hat einen ungeduldigen Unterton, der mir nicht gefällt. Nein, denke ich, mit Dubois werde ich nicht warm. Er ist niemand, dem ich nur schöne Augen zu machen brauche und dann zückt er das Scheckbuch für Matthias‘ Projekt. Dubois lässt sich nicht beeindrucken, und vielleicht ist es besser, wenn ich gar nicht erst auf die heiße Herdplatte fasse.

»Südafrika«, gebe ich knapp zurück und drehe mich dann nach links zu meinem anderen Tischnachbarn, einem älteren Investor aus München, der mir im letzten Jahr bis zu meiner völligen Erschöpfung jedes einzelne Detail der »Meistersinger«-Inszenierung in Bayreuth geschildert hat.

»Herr Bruchmann, dieses Jahr fahren Sie bestimmt wieder zu den Wagner-Festspielen! Ach, sie müssen mir ausführlich berichten!«

Matthias stößt mir unter dem Tisch vor mein Schienbein und grimassiert in Richtung Dubois, als dieser gerade zur Seite blickt. Wieder verdrehe ich die Augen.

Ich tätschele Herrn Bruchmann den knochigen Arm, und bevor er luftholen kann, sage ich rasch: »Das erzählen sie mir später, bei einem Cocktail, nicht wahr?«