Skin Game - Gefährliche Berührung - Ava Gray - E-Book

Skin Game - Gefährliche Berührung E-Book

Ava Gray

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Beschreibung

Kyra ist eine Betrügerin und Diebin mit einer besonderen Gabe: Wenn sie einen Menschen berührt, kann sie sich dessen Fähigkeiten zu eigen machen. Um den Mord an ihrem Vater zu rächen, stiehlt Kyra einem kriminellen Kasinobesitzer eine Menge Geld. Dieser setzt daraufhin einen gefährlichen Auftragskiller auf sie an. Reyes ist ein Profi auf seinem Gebiet. Doch die hübsche Kyra raubt ihm mit ihrem feurigen Temperament den Atem und stellt ihn vor eine schwierige Entscheidung: Kann er die Frau töten, in die er sich verliebt hat?

Spannend und voller Leidenschaft - die mitreißende Romanreihe von Ava Gray:

Band 1: Skin Game - Gefährliche Berührung
Band 2: Skin Game - Verhängnisvoller Verrat

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Inhalt

Grußwort des Verlags

Über dieses Buch

Titel

Widmung

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Impressum

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Über dieses Buch

Kyra ist eine Betrügerin und Diebin mit einer besonderen Gabe: Wenn sie einen Menschen berührt, kann sie sich dessen Fähigkeiten zu eigen machen. Um den Mord an ihrem Vater zu rächen, stiehlt Kyra einem kriminellen Kasinobesitzer eine Menge Geld. Dieser setzt daraufhin einen gefährlichen Auftragskiller auf sie an. Reyes ist ein Profi auf seinem Gebiet. Doch die hübsche Kyra raubt ihm mit ihrem feurigen Temperament den Atem und stellt ihn vor eine schwierige Entscheidung: Kann er die Frau töten, in die er sich verliebt hat?

AVA GRAY

Skin Game

GEFÄHRLICHE BERÜHRUNG

Aus dem Englischen von Angela Koonen

Für Lauren, Laura und Larissa,

drei Damen, die das Ü im Glück bedeuten –

was für ein Glück, dass ich euch als Freundinnen habe.

Danke für alles.

1

Kyra hatte den Kerl bei den Eiern. Buchstäblich.

Nur für einen Moment, während sie an ihm vorbeistrich, aber das genügte. Er machte große Augen, nahm die Berührung als Zeichen dafür, dass er sie würde flachlegen dürfen, sobald er ihre letzten hundert Mäuse gewonnen hätte, das konnte sie ihm ansehen. Der zerknitterte Schein lag unter dem von ihm, beschwert von einem Stück Billardkreide.

Armer Trottel.

Sie schenkte ihm ein verhaltenes Lächeln und baute die Kugeln für ihre vierte und letzte Partie auf. Seine Freunde hielten das Ergebnis bereits für sicher, mit ihrem Bier in der Hand standen sie schmunzelnd in der Nähe. In der schäbigen Kneipe gab es nur einen alten Tisch, wo der Filz vor der rechten Ecke zerschlissen war, sodass sie das ausgleichen musste. Doch ihr Spiel würde das nicht schwächen.

Ihr Gegner hatte mit dem Tisch jahrelange Erfahrung. Ein ungepflegter, versoffener Kerl wie er konnte nichts besser, für ihn gab’s nur das. Nein, dass er sich als amtierender Champion von Suds Beer Factory bezeichnete, sagte schon alles. Darauf zählte sie.

Sie drehte den Queue zwischen den Handflächen und zögerte mit dem Anstoß. »Wollen wir’s spannend machen?«

Ihre Stimme wurde häufig als rau beschrieben. Sie klang, als würde sie filterlose Zigaretten rauchen und zu viel Whiskey Sour trinken. Dabei traf nichts von beidem zu. Es handelte sich nur um einen Trick der Natur, um mehr Flitter an der Verpackung, der die Leute vom eigentlichen Inhalt ablenkte.

»Schätzchen«, lallte einer der Trunkenbolde an der Bar, »das isses doch schon.«

Gleich würde sich einer über ihren hübschen Hintern auslassen oder über die eng sitzenden Jeans. Sie konnte es sich gerade noch verkneifen, die Augen zu verdrehen. Wenn sie je so tief sänke, dass sie in so einem Laden einen Kerl aufriss, um Bestätigung zu bekommen, dann würde sie hoffentlich jemand aus ihrem Elend erlösen, indem er sie erschoss.

Der Mann, den sie in der vergangenen Stunde um den Finger gewickelt hatte, konnte es wie erwartet nicht lassen, nachzufragen. Die Leute waren so berechenbar. »Was stellst du dir vor?«

»Doppelt oder nichts.«

»Die Kohle hast du gar nicht«, meinte er spöttisch.

Sie lächelte unbeeindruckt. »Nö, aber draußen steht mein tipptopp gepflegter 71er Mercury Marquis mit neuer Lackierung in Taubenblau. Für den kriegst du einen ordentlichen Batzen Kohle.«

»Der gehört dir? Großer Schlitten für’n kleines Mädchen«, sagte ihr Gegner – er hieß wohl Chet.

Allein für den Spruch hätte sie ihm am liebsten die Nase eingeschlagen, doch ihm ein Loch in die Brieftasche zu reißen, würde ihn mehr schmerzen. Schließlich benutzte er sein Hirn sowieso kaum. Mit einem falschen Lächeln legte sie die Autoschlüssel auf die beiden Scheine.

Ein untersetzter Kerl an der Theke mit braunen Locken, die unter seiner Baseballkappe hervorlugten, schüttelte den Kopf. »Lass ihr den Schlitten. Sie hat wahrscheinlich ein Spielproblem, weiß nicht, wann sie aufhören sollte, nicht mal, wenn sie gar nicht gewinnen kann.«

»Ich kneife nie vor einer Wette.« Damit hatte sie die Vermutung des Kerls nicht bestätigt, aber diese Landeier achteten nicht auf feine Formulierungsunterschiede. »Also, was ist? Traust du dich nicht?«, neckte sie freundlich.

Oha, das würde so nicht stehen bleiben. Als ein Chor von »Ooohs« ertönte, schüttelte Chet den Kopf. »Das ist deine Beerdigung, Lady. Du bist dran.«

Endlich. Sie wusste nie, wie lange die gestohlene Fähigkeit anhielt. Darum musste sie die Partie schleunigst beginnen oder sie würde tatsächlich noch ihren Schlitten verlieren. Und das wäre katastrophal, denn er war das Einzige, was sie besaß.

Kyra machte den Eröffnungsstoß und legte eine perfekte Verteilung hin. Die rote Drei rollte in eine Tasche, womit entschieden war, dass Kyra auf die Vollen spielte. Vier weitere Stöße lagen vor ihr und sie sagte sie in sachlichem Tonfall an.

Ein Schwindel konnte ziemlich in die Hose gehen, wenn sie ihn nicht richtig aufzog. Chet könnte sie hinterher beschuldigen, gelinkt worden zu sein. Allerdings fingen Männer mit einem »kleinen Mädchen« meist keine Schlägerei an. Wenn doch, erlebten sie eine unangenehme Überraschung – wenn Kyra erst einmal den Stärksten von ihnen berührt hatte.

Bande, Karambolage, und plötzlich hatte sie die Hälfte der Kugeln versenkt. Im Suds wurde es ziemlich still und jemand brummte: »Ich fass es nicht.«

»Jep«, pflichtete ein anderer bei. »Sie macht ihn platt.«

Wäre sie nicht besorgt gewesen, dass ihr die Zeit davonlief, hätte sie noch einmal bei einem Stoß gemauert, damit Chet auch drankam, aber sie musste fertig werden. Also ging sie um den Tisch herum und lochte mühelos die nächste Kugel ein, als hätte sie schon ihr Leben lang an diesem Tisch gespielt. Sie hielt sich nicht mit Posen auf; sie musste gewinnen, nicht beeindrucken.

An der Theke war es totenstill, während sie auf die hintere linke Ecke zeigte, die Ansage machte und die Acht über Bande spielte. Sie kniff die Augen zusammen, als die Kugel langsamer wurde. Kyra hatte die leichte Abnutzung vor der Tasche nicht bemerkt, aber das war egal. Chet hatte durch jahrelanges Spielen gelernt, das auszugleichen, und somit konnte sie es auch.

Die schwarze Kugel landete mit einem leisen Klacken in der Tasche.

»Ich glaube, das ist insgesamt ein Dime«, sagte sie lächelnd. »Akzeptiere nur Bares.«

Ein Dime war ein Tausender. Kyra kannte die Ausdrücke der Pool-Spieler, weil sie diese Nummer schon häufig abgezogen hatte. Jetzt hieß es nur noch, abzuwarten, ob der Kerl auch höflich zahlte.

»Du hast mit mir gespielt«, knurrte Chet.

Sie tat so, als hätte sie ihn missverstanden. »Klar, und gewonnen«, erwiderte sie mit Unschuldsmiene.

Dies war der Moment der Wahrheit. Die meisten Kerle würden ihr keine verpassen, egal, wie sauer sie waren. Aber sie hatte es auch schon mit ziemlichen Ärschen zu tun bekommen. Darum machte sie sich auf etwas gefasst.

»Zahl die Lady aus«, ertönte eine tiefe, raue Stimme vom Ende der Theke her. »Es sei denn, du willst als falscher Hund gelten.«

Leise fluchend reichte Chet ihr all das Geld, das er gewonnen hatte, plus noch ein paar Hundertern. Kyra nahm lächelnd ihre Wagenschlüssel und die beiden Scheine unter der Kreide weg und drückte den weißen Hasenfuß am Schlüsselring, wie sie es nach jedem erfolgreichen Betrug tat. Ein bisschen Aberglaube musste sein.

»Der Tisch gehört euch, Jungs. War nett mit euch!«

Ehe die Stimmung von verblüfft in feindselig umschlagen konnte, nahm Kyra ihre Tasche aus Jeansstoff und verließ die Bar. Es war das Beste, in den Marquis zu springen und Gas zu geben. Niemand hielt sie davon ab, durch die Tür hinaus in die feuchte Dämmerluft Louisianas zu laufen. Es roch nach dem wilden Jasmin, der an einem der kaputten Zäune rankte.

Kyra blickte über die Schulter zurück zu dem Rasthaus im Stil einer Blockhütte. Solche Schuppen lieferten ihr das tägliche Brot. Es gibt so viele Blödmänner und so wenig Zeit. Wie jedes Mal, wenn sie mit einer Nummer durchgekommen war, wurde sie von Euphorie erfasst und genoss dieses Gefühl.

Doch dann hörte sie Schritte auf dem Kies knirschen.

Scheiße, dachte sie. War ja auch zu schön, um wahr zu sein.

Sie lief schneller, allerdings vergeblich. Jemand packte sie mit einer Hand beim Arm und riss sie herum. Kyra bog den Kopf zurück, um zu sehen, wer sie da festhielt. Mit ihren eins dreiundsechzig war sie weder klein noch mittelgroß. Und der Kerl überragte sie um gut einen Kopf. Interessanter war jedoch, dass er gar nichts mit dem Spiel zu tun gehabt hatte.

»Was ist da drinnen passiert?« Sie erkannte seine Stimme – samtig und doch schneidend. Er war es, der Chet zum Zahlen aufgefordert hatte. Aus ihrem Blickwinkel war zwar nicht viel von ihm zu erkennen gewesen, aber er hatte am hinteren Ende der Theke allein sein Bier getrunken.

Ein Gesicht wie seines hätte sie sich gemerkt: kantig, umrahmt von einem Wust schwarzer Haare, und Augen, die so dunkel waren, dass sie das Licht zu schlucken schienen – sie glichen unergründlichen Tiefen, mit blauen Sprenkeln darin. Seine Haut war wie wettergegerbtes Mahagoniholz, aber schön. Doch sein ungewöhnliches Aussehen gab ihm nicht das Recht, sie anzufassen.

Sie konnte von Glück reden, wenn sie wegen seiner Berührung nicht am Ende stöhnend in der Fötushaltung daliegen würde und eine Migräne durchzustehen hätte. Mit der Gewandtheit, die sie gerade von ihm erworben haben musste, befreite sich Kyra aus seinem Griff. Er schaute verblüfft drein, als wäre ihm der Kniff vertraut, es ihm jedoch unbegreiflich, weshalb sie ihn beherrschte. Tja, sie verstand das selbst nicht, und manchmal war es auch ziemlich verstörend, aber es sicherte ihr den Lebensunterhalt.

»Ich habe ein Pool-Spiel gewonnen. Und jetzt gehe ich.« Sie schlug einen herausfordernden Tonfall an, denn sie spürte, über welche neuen Fähigkeiten sie verfügte. Kein Zweifel, sie konnte einem Gegner das Genick brechen. Beruhigend. Doch sie sollte ihr Können besser nicht an seinem ursprünglichen Besitzer ausprobieren.

»Meinst du?« Er lief bis zum Wagen alarmierend lässig neben ihr her.

»Wer sollte mich daran hindern?«

»Schöner Schlitten«, bemerkte er und hielt plötzlich ein Messer in der Hand. Doch anstatt sie damit zu bedrohen – womit sie noch fertig geworden wäre –, strich er mit der Klinge über einen der vorderen Weißwandreifen. »Ich könnte dich zum Beispiel daran hindern.« Das war noch untertrieben.

»Stimmt.« Ohne seine Erlaubnis würde sie nicht einmal Luft holen. Für die Diamond-Back-Reifen hatte sie in South Carolina eine ganze Stange Geld hingeblättert, aber für den Marquis war ihr nichts zu schade. Schließlich handelte es sich bei dem Wagen um das Einzige, was ihr von ihrem Vater geblieben war. »Was willst du von mir?«

Zehn Minuten mit dir an einer Mauer.

Eine Sekunde lang glaubte Reyes, er hätte laut gesprochen. Doch dann würde sie ihn jetzt nicht mehr halb verwirrt, halb argwöhnisch aus ihren hellbraunen Augen ansehen. Von Nahem konnte er nun die Sommersprossen auf Nase und Wangen erkennen, durch die sie jung und verletzlich wirkte. Jede Wette, dass sie das bestens auszuspielen wusste.

Sie war nicht groß, aber schlank und schien lange Beine zu haben. Ihre schulterlangen, rotblonden Wellen umgaben sie wie ein Heiligenschein. Die Jeans, die sie trug, waren alt und an den Knien durchgescheuert, aber ihre Stiefel sahen teuer aus.

Und er konnte sich absolut nicht erklären, woher der starke Drang kam, sie mit beiden Händen zu packen, mit kleinen Bissen zu quälen und zu vögeln, bis sie um Gnade flehte. Vielleicht daher, dass sie sich nicht so leicht geschlagen gab; mutige Frauen brachten sein Herz wie wild zum Rasen, und in der Kneipe hatte sie eine gaunerhafte Mischung aus Hinterlist und Selbstvertrauen an den Tag gelegt.

Während der ersten drei Partien war sie einfach grottig gewesen. Im Lauf der Jahre hatte er viele Betrüger gesehen und es immer gemerkt, wenn Spieler mauerten. Die Art, wie sie mit dem Queue umgingen, verriet sie. Aber bei dieser Frau hätte er schwören können, dass sie kaum wusste, wie man das Ding hielt. Zumindest bis zur letzten Partie, da hatte sie sich dann wie durch Magie vor seinen Augen in einen Turnierspieler verwandelt.

Reyes glaubte allerdings nicht an Magie.

Als er sie berührt hatte, war durch sie irgendetwas mit ihm geschehen. Er fühlte sich seitdem anders. In ihm strömte Energie, die er nicht herauslassen konnte, so als wären die gewohnten natürlichen Kanäle plötzlich blockiert. Er kam sich auch langsamer vor, als würden seine Muskeln den Dienst versagen.

Wie gut, dass er nicht vorgehabt hatte, schon im Suds aktiv zu werden. Er handelte nie, bevor er alle Fakten kannte, und über diese Frau musste er noch einiges in Erfahrung bringen. Das Bedürfnis, sie zu ergründen, besser kennenzulernen als sich selbst, war fast wie ein Zwang.

Aber er würde auch diesem Impuls widerstehen und stattdessen genießen, dass er seine Lust zügeln konnte. Er steigerte sein Verlangen gern bis zum Siedepunkt, um sich dann kalt abzuwenden. Von seinem Trieb ließ er sich nicht mehr leiten. Doch zum ersten Mal seit Jahren nagte die Versuchung an ihm. Diese Frau roch nach Kokosöl und Sommersonne. Er überlegte, was sie wohl tun würde, wenn er sich herüberbeugte und an ihr schnupperte. Würde sie ihn abwehren? Ihn anschreien?

»Wir werden zusammen fahren«, sagte er locker. »Du solltest wohl zusehen, dass du hier wegkommst. Wenn diese Landeier erst mal dahintergekommen sind, werden sie auf dich losgehen.«

»Du steigst nicht in mein Auto.«

Die Frau war smart. Aber das würde ihr nichts nützen, denn er kannte bereits ihre Schwachstelle. Wenn man an etwas hing, ob an Leuten, Orten oder Dingen, führte das immer zu Ärger.

Er legte mehr Druck auf die Klinge. »Wir fahren beide oder gar nicht. Sie werden denken, ich wäre dein stiller Teilhaber, weil ich deinen Gegner zum Zahlen aufgefordert habe, und ich bin nicht bereit, für dich die Prügel einzustecken. Wenn du wegwillst, solltest du dich beeilen. Die da drinnen klingen ziemlich aufgebracht.«

Das war nicht gelogen. Er hörte Geschrei. Nicht mehr lange, und der Betrogene und seine Freunde würden angerannt kommen, um sich ihr Geld wiederzuholen, und vielleicht auch auf Wiedergutmachung bestehen. Dieser Chet redete sich womöglich schon ein, dass sie ihm als Entschädigung Sex schuldete, weil sie ihm lächelnd seine Eier auf dem Silbertablett serviert hatte. Reyes hätte die Sache selbst nicht besser planen können.

Sie fluchte. Sie hatte wirklich ein loses Mundwerk, doch angesichts der rauchigen Stimme klang alles angenehm. »Na schön. Ich nehme dich bis nach Lake Charles mit, aber wenn du mir den kleinsten Fleck auf Myrnas Polster machst, bringe ich dich eigenhändig um.«

»Myrna?«

Die Frau gab ihm mit einem Blick zu verstehen, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war, um über den Namen ihres Wagens zu diskutieren. Gerade als er sich auf dem Beifahrersitz niedergelassen hatte, drehte sie den Zündschlüssel um. Sie hatte den großen Wagen voll im Griff und preschte rückwärts aus der Parklücke, sodass der Kies hochflog.

Und zwar gerade rechtzeitig.

Die Kneipentür flog auf und sechs Männer kamen heraus. Einer von ihnen warf eine Bierflasche nach dem Wagen, die am Kotflügel zerschellte. Reyes beobachtete mit Vergnügen, wie die Wildkatze einen Fluch zischte und mit Vollgas weiter rückwärts fuhr, als wollte sie die Kerle über den Haufen fahren. Diese nahmen das augenscheinlich auch an, denn sie stoben auseinander und packten sich der Länge nach hin. Seine Fahrerin schaltete in den Vorwärtsgang, hielt den Arm aus dem Fenster und zeigte den Kerlen den Stinkefinger, während sie schlingernd auf die Landstraße 9 einbog.

»Myrna Loy«, sagte sie, als wäre nichts gewesen. »Bin ein totaler Fan.«

Es brauchte einen Moment, bis er den Namen eingeordnet und begriffen hatte, dass sie damit den Wagen meinte. Er war es gewohnt, logische Schlüsse zu ziehen und nicht zu assoziieren.

»Du magst also ihre Filme?« Das entwickelte sich überhaupt nicht wie geplant. Sie hatte bis jetzt ja noch nicht einmal seine erste Frage beantwortet. Allerdings war er stolz auf seine Anpassungsfähigkeit; dadurch gehörte er zu den Besten seines Fachs. Er würde noch früh genug wieder auf das zurückkommen, was er wissen wollte.

Sie machte das Radio an und stellte KBON ein, der Sender spielte gerade Zydeco. »Total. Hast du mal Der dünne Mann gesehen?«

»Ich fürchte nein. Ist er gut?«

Sie lächelte breit, wobei auf ihrer Wange ein Grübchen zum Vorschein kam. »Fantastisch. Myrna Loy und William Powell waren damals das Paar – so höflich und charmant. Als Kind wollte ich immer wie Nora Charles sein.«

Nick und Nora Charles, fuhr es ihm sofort durch den Kopf. Woher kannte er diese Namen? Er würde schon noch darauf kommen, schließlich hatte er quasi ein fotografisches Gedächtnis.

»Ach, der Film basiert auf dem Roman von Dashiell Hammett«, fiel es ihm endlich ein. »Ich habe ihn irgendwann mal gelesen. Sachen von Mickey Spillane sind mir aber lieber.«

Dafür erntete er einen bitterbösen Seitenblick von ihr. »Ketzer. Ich sollte dich aus dem Wagen schmeißen.«

Reyes versuchte, sich das vorzustellen. Niemand konnte ihn je zu etwas zwingen, das er nicht wollte. Es war sonderbar, dass sie sich nicht im Mindesten eingeschüchtert fühlte. Ihrem Verhalten nach zu schließen, beunruhigte es sie nicht, einen Beifahrer von seiner Statur zu haben, der noch dazu mit einem Messer bewaffnet war. Eigentlich müsste sie angespannt sein, schwitzen. Er mochte es ganz und gar nicht, wenn eine Rechnung nicht aufging. Es war, als wüsste sie etwas, wovon er nichts ahnte. Und das ging ihm gegen den Strich.

Reyes schob das Messer in den Stiefel zurück. Im Augenblick wäre es kontraproduktiv, sie zu bedrohen. Er musste improvisieren. »Also, was hast du in der Kneipe gemacht? Oder sollte ich besser fragen, wie du es gemacht hast?«

Jetzt hatte sie allen Grund, bei ihm vorsichtig zu sein, denn sie musste vermuten, dass er den Betrug bemerkt hatte. Was ja auch stimmte, aber damit wusste sie nicht einmal die Hälfte. Ehrlichkeit konnte oft die wirksamste Verschleierungstaktik sein.

Sie zuckte mit den Schultern. »Ja, vielleicht.«

»Also, wie hast du es gemacht?«

»Was gemacht?«

Wahrscheinlich konnte sie dieses Spiel, immer Gegenfragen zu stellen, endlos fortsetzen. Aber egal. Irgendwann hätte er sie so weit. Sie ahnte es noch nicht, aber seine Gesellschaft würde ihr noch eine ganze Weile erhalten bleiben.

Das war quasi seine Spezialität – Widerstände zu brechen und Vertrauen zu erzeugen. Über kurz oder lang würde sie ausplaudern, was er wissen wollte, darauf hätte er glatt Wetten abgeschlossen. Ein weicher Zug um ihren Mund verriet, dass ihr gefiel, was sie sah, wenn sie den Kopf zu ihm drehte. Daran war er gewöhnt, doch bei dieser Frau wollte er Sex einsetzen. Obwohl er dieses Mittel sonst eigentlich nicht mehr nutzte, weil es zu viele Unwägbarkeiten, zu viele Komplikationen mit sich brachte.

»Wie heißt du eigentlich?« Er spielte den wurzellosen Tramper, der sich aus Erfahrung ungezwungen gab. Seine äußere Erscheinung und das fehlende Gepäck würden dazu passen. »Und danke fürs Mitnehmen.«

»Du hast mir ja keine andere Wahl gelassen.« Beim Klang ihrer rauchigen Stimme verspürte er einen wohligen Schauer bis hinunter in seine Leistengegend. Er setzte sich anders hin, denn er wollte keine volle Erektion bekommen.

»Nein. Du hängst zu sehr an deinen Reifen, um sie aufs Spiel zu setzen.«

»Ich hänge an diesem Wagen«, stellte sie richtig und strich über das blaue Armaturenbrett.

Reyes betrachtete dabei ihre Finger mit einem brennenden Verlangen, das ihn nach wie vor verblüffte. Er wollte sie auf seiner Brust spüren, auf seinem Bauch und tiefer. Er wollte zwei Wochen mit ihr in einem Hotelzimmer, nichts als nackte Haut und kühle weiße Laken sehen. Trotz eiserner Disziplin schwoll sein bestes Stück zur vollen Größe an, sodass der Reißverschluss zu platzen drohte.

»Kann ich verstehen.« Seine Stimme klang sehr tief, selbst für seine Ohren.

»Ist sie nicht ein Prachtstück?«

»Sicher.«

Und du auch. Das sagte er allerdings nicht laut. Dafür war es noch zu früh. Sie würde sonst zurückscheuen wie ein wildes Tier und wäre nur langsam zu besänftigen. Ihren Namen hatte sie ihm noch immer nicht verraten. Ein solches Verhalten – scheinbar freigiebig zu erzählen und doch nichts preiszugeben – konnte man sich nur durch jahrelange Übung aneignen.

Alles in allem war Kyra Marie Beckwith viel faszinierender, als es ihre Akte hatte vermuten lassen. Zu schade, dass er sie töten musste.

2

Die Sonne strahlte und verlieh dem Himmel die Farbe von ausgeblichenem blauem Samt. Bald würde es dunkel werden, und sie hasste es weiß Gott, nachts über Landstraßen zu fahren. Da bildeten Glühwürmchen mitunter weit und breit die einzigen Lichtquellen.

Sie waren noch nicht einmal eine Stunde unterwegs, doch Kyra wollte ihren unwillkommenen Mitfahrer loswerden. Er ließ bei ihr alle Alarmglocken schrillen und sie hatte gelernt, auf ihre Intuition zu hören. Das war mehr als einmal ihre Rettung gewesen. Sie würde zum Tanken anhalten und ihn dann stehen lassen.

Immer wieder stellte er dieselben Fragen, egal, wie oft sie auswich, und das roch geradezu nach Schwierigkeiten. Schade eigentlich, denn abgesehen davon hätte sie gern eine Woche mit ihm im Bett verbracht. Der Mann besaß genau jene harte, schroffe Ausstrahlung, die sie unwiderstehlich fand. Doch in ihrem Metier konnte sie es sich nicht leisten, mit jemandem herumzuhängen, der zu großes Interesse an ihrer Arbeit und ihren Methoden zeigte.

Zum Glück kam in der Ferne die Leuchtreklame einer Tankstelle in Sicht. Kyra spürte noch immer diese Stärke in sich und würde sicher mit dem Kerl fertig werden, falls er es darauf anlegen sollte. Eine Leiche brächte jedoch die Polizei auf den Plan, deshalb hoffte sie, dass es nicht so weit kommen würde.

»Möchtest du dir vielleicht mal die Beine vertreten?« Seit ein paar Meilen hatte sie kein Wort mehr gesagt. »Ich hätte Lust auf eine Wurst oder einen Burrito und ein Slushie. Was meinst du?«

Sie dachte schon, er wäre eingeschlafen, doch dann fragte er: »Gibst du einen aus?«

Das könnte sie eigentlich machen. Nach dem Sieg im Rasthaus in der Nähe von Eunice war sie gut bei Kasse. Sie konnte es sich leisten, den Kerl zum Essen einzuladen, bevor sie ihn sich vom Hals schaffte. Es war nicht mehr weit bis nach Lake Charles und mit einer Mahlzeit im Bauch sollte er gut hinkommen.

»Ja.«

Ohne zu blinken, bog sie auf den Parkplatz ein. Zwei weitere Wagen standen neben dem Gebäude, doch niemand war zu sehen. Sie hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, ihre Umgebung im Auge zu behalten und sich erst ein Bild von der Lage zu verschaffen, bevor sie entschied, wie sie weiter vorgehen würde. Wachsamkeit zahlte sich immer aus.

Sie sprang aus dem Wagen und nahm den Zapfhahn von der Säule, doch der faule Mistkerl von Tankwart schaltete sie nicht frei. Das Gerät zeigte an, sie könne mit Karte bezahlen, doch sie besaß kein Bankkonto.

»Ich muss reingehen«, rief sie ihrem Beifahrer zu. »Abends verlangen sie wahrscheinlich Vorkasse. Willst du nicht zur Toilette?«

Sie musste ihn zum Aussteigen bringen. Wie sollte sie ihn sonst loswerden? Es war noch so viel Benzin im Tank, dass sie es bis in die Stadt schaffen würde, sie könnte also abhauen, sobald er hinter dem Gebäude verschwunden war. So mitten in der Pampa kam das einer ziemlichen Gemeinheit gleich, aber sie hatte kein allzu schlechtes Gewissen. Ein Mann wie er konnte auf sich aufpassen.

»Sollte ich wahrscheinlich«, kam die lakonische Antwort. Der Kerl schälte sich elegant aus dem Sitz. »Ein Hotdog ohne Zwiebeln bitte. Bohnen und Käse, falls du Burritos nimmst.«

Kyra starrte ihn verwirrt an. Sie hatte ihm fünf Dollar geben wollen, damit er sich sein Essen selbst kaufte, aber er schlenderte bereits davon. Anscheinend war er es gewohnt, sich von Frauen bedienen zu lassen; das machte die Männer immer dreist.

Tja, sein Pech. Sie würde nicht mehr da sein, wenn er vom Klo zurückkam. Er hatte sich mit seinem großen Ego um ein paar Dollar gebracht. Um den Schein zu wahren, ging sie quer über den Parkplatz und ließ ihn dabei nicht aus den Augen. Doch er verlangsamte seine Schritte, sobald sie es tat, offenbar wollte er sichergehen, dass sie tatsächlich den Laden betrat. Der Reifenstecher war also auch noch misstrauisch. Es sah ihr wieder einmal ähnlich, dass sie so einen aufgegabelt hatte.

Verfluchter Mist.

Na ja, sie würde schneller weg sein, als er schiffen konnte. Ein Glöckchen bimmelte, als sie die Ladentür aufdrückte. Sie blinzelte gegen die Helligkeit an und blieb instinktiv stehen, da niemand hinter dem Ladentisch stand. Möglich, dass der Kassierer irgendwo hockte und den Warenbestand kontrollierte. Sie drehte den Kopf, um in den Sicherheitsspiegel zu schauen, der in der Ecke gegenüber der Kasse angebracht war. Da lagen mehrere Stangen Zigaretten verstreut, einige aufgerissen, andere zerdrückt.

Zwei Autos, kein Kassierer. Verdammt. Das war nicht gut.

Ein dumpfes Geräusch aus dem Hinterzimmer untermauerte ihren Verdacht. Raubüberfall – irgendein Idiot versuchte vermutlich gerade, den Kassierer dazu zu zwingen, einen versteckten Safe zu öffnen, obwohl allgemein bekannt war, dass solche Shops über Gehäuse im Boden verfügten, die sich nur beim Schichtwechsel öffnen ließen. Wenn sie eine Spur Vernunft besessen hätte, wäre sie rausgegangen und hätte von ihrem Handy aus den Notruf gewählt.

Stattdessen schlich sie geduckt vorbei an Warenregalen mit Wiener Würstchen und Kondomen ins Hintere des Ladens. Sie sollte einmal ihren Geisteszustand untersuchen lassen. Ihr Eingreifen könnte allerdings einem Menschen das Leben retten. Sie erleichterte zwar gern Hohlköpfe um ihr Geld, wollte sich aber nicht nachsagen lassen, ein Feigling zu sein.

Ihre Muskeln schienen vor Tatendrang zu vibrieren. Die kürzlich gestohlenen Instinkte sagten ihr, sie solle die Bürotür auftreten und das Problem mit brutaler Gewalt lösen, doch das könnte den Tod des Kassierers bedeuten. Sie wollte kein Blut an den Händen haben.

Nie wieder.

Darum würde sie ihre neuen Fähigkeiten mit Vorsicht einsetzen; das mochte eine heikle Kombination sein, aber es brauchte ja nur so lange zu funktionieren, bis der Tag gerettet war. Kyra schüttelte den Kopf darüber. Wo wir gerade über Anti-Heldinnen sprachen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie war fast an der Tür angelangt, da hörte sie einen Angstschrei, der schnell erstickt wurde. Was jetzt? Was jetzt –

Tja, reinzugehen kam nicht infrage. Darum warf sie eine Dose Chili zu Boden, sprang zur Seite und sah zu, wie diese auf das Büro zurollte. Der Räuber hielt es für schlau, mit der Kanone in der Hand den Kopf durch den Türspalt zu stecken, um nachzusehen, was los war.

Erwischt! Sie schlug ihm mit beiden Fäusten gegen die Schläfen und griff ihm dann in die fettigen Haare, riss seinen Kopf nach unten und gleichzeitig ihr Knie nach oben. Als er zusammensackte, löste sich ein Schuss aus seiner Waffe, aber die Kugel traf nur eine Zwei-Liter-Flasche Traubenlimonade auf einem der hinteren Regale.

Kyra verpasste dem Möchtegern-Überfallkünstler einen Double-Kick in die Seite. Nein, dieser Mistkerl würde so bald nicht wieder aufstehen. Ihr lief ein Schauder über den Rücken, als ihr klar wurde, was für ein harter Typ ihr Beifahrer war. Mit seinen Fähigkeiten konnte sie töten, ganz mühelos und beiläufig.

Verdammt, hoffentlich würde dieses Natural-Born-Killer-Tuning bald nachlassen. Hinter ihren Schläfen verspürte sie bereits das Pochen. Die Nebenwirkung war zu stark, wenn sie am selben Tag mehr als eine Fähigkeit übernahm. Auch darum mied sie den Körperkontakt zu Fremden. Doch es war ihr ja keine Wahl geblieben, als Mr Groß-Dunkel-und-Furchteinflößend das Messer an ihren Reifen gesetzt hatte. Sie hasste es wie die Pest, wenn man ihr keine Wahl ließ.

»Sie können jetzt rauskommen«, rief sie dem jungen Mann zu, der in dem Büro kauerte. »Vielleicht sollten Sie eine Rolle Klebeband aufreißen und den Scheißkerl damit fesseln.«

Der Kassierer kam zögerlich zur Tür, als vermutete er, es handelte sich um einen fiesen Trick. Er riss die Augen auf, als er den Räuber am Boden liegen sah. »Was haben Sie … wie …?«

Das werde ich heute ständig gefragt, dachte Kyra und seufzte. Darum ließ sie sich nie auf etwas ein, sondern war immer unterwegs und nahm nur mit, was sie tragen konnte.

»Karatekurs«, antwortete sie mit unbewegter Miene. »Holen Sie das Klebeband oder soll ich?«

»Ich – nein … ich hol’s.« Endlich setzte sich der Typ in Bewegung. Er lief in einen Gang neben den Kühlregalen und riss eine Packung Isolierband auf.

»Sie sollten den Sheriff rufen«, riet Kyra freundlich. »Und wenn es nicht zu viele Umstände macht, könnten Sie vielleicht die Zapfsäule vier freischalten. Ich möchte zwanzig Liter bleifrei, zwei Hotdogs und zwei Slushies.«

»Wollen Sie mich verarschen?« Der Kassierer, der groß, dünn und picklig war, zog die Brauen hoch. »Das hier ist Reality-TV, oder? Normale Leute machen so was nicht.«

Sie zuckte mit den Schultern. »Ich schon. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich bei den Cops nicht erwähnen würden. Dafür können Sie sich als den Helden ausgeben. Das wird sämtliche Räuber im Umkreis von hundert Meilen abschrecken.«

»Äh, okay, abgemacht«, sagte der Kassierer. »Ich kann das Benzin nicht gratis geben, aber die Hotdogs und Slushies gehen auf mich.« Er schüttelte den Kopf. »Mann, das ist die verrückteste Spätschicht überhaupt.«

»Da sagen Sie was.« Kyra stieg über den Räuber hinweg, ließ sich das Essen und die Getränke geben und legte einen Zwanziger fürs Benzin auf den Tresen.

Als sie hinaus in die feuchte Nachtluft trat, sah sie ihren Beifahrer am Wagen warten.

Reyes brütete vor sich hin.

Der Hotdog war nicht der schlechteste gewesen, aber er verstand nicht, was man an einem Heidelbeer-Slushie finden konnte. Es wäre jedoch unhöflich, sich zu beschweren, und würde auch nicht zu seiner Rolle passen. Ein mittelloser Tramp war für alles dankbar, was er bekam.

Er hatte sie durch die Glasfront des Ladens beobachtet und gesehen, wie sie völlig unvorsichtig hineinspaziert war. Sollte ihm recht sein, wenn sie lebensmüde war. Aber noch durfte sie nicht sterben, erst musste er das in Erfahrung bringen, was sein Auftraggeber wissen wollte.

Er war darauf vorbereitet gewesen, ihr aus der Klemme zu helfen. Womit er jedoch nicht gerechnet hatte, war, sie seine Kampfbewegungen machen zu sehen. Kopf aufs Knie und Double-Kick? Wenn er daran dachte, wurde ihm mulmig zumute. Es machte ihn kribbelig.

»Wir sind kurz vor Lake Charles.« Mit dieser Bemerkung riss sie ihn aus seinen immer verworreneren Gedanken. »Wo soll ich dich rauslassen?«

Sie dachte natürlich, dass sich ihre Wege jetzt trennen würden. Er zuckte mit den Schultern. »Ist mir egal. Danke fürs Essen und fürs Mitnehmen.«

Seit gut einer Stunde tat er so, als hätte er das Interesse an ihr verloren. Sich gleichgültig zu geben, war die sicherste Methode, um Feindseligkeit abzubauen. Reyes wünschte, es würde auch der Wahrheit entsprechen, aber er war doch ziemlich fasziniert von ihr.

Statt ihr Profil zu betrachten, richtete er seinen Blick auf die funkelnden weißen Lichter vor ihnen, die untrüglichen Zeichen von Stadtleben und Zivilisation. Gerade weil er es gern getan hätte, durfte er Kyras Anblick nicht genießen. Er war beruflich hier, nicht zum Vergnügen. Es hatte Spaß gemacht, ihrer Spur zu folgen, aber jetzt hatte er sie und durfte sich nicht ablenken lassen.

»Kein Problem.« Sie schwieg kurz und fuhr dann zögernd fort: »Aber ich kann dich nicht irgendwo am Straßenrand rauswerfen.«

»Warum nicht?« Reyes fand die Frage naheliegend. »Du wolltest mich doch zuerst überhaupt nicht mitnehmen, und wenn du an der Tankstelle nicht in diese Szene geplatzt wärst, hättest du mich da schon stehen lassen.«

Aha, sie schenkte ihm einen schuldbewussten Seitenblick. Das würde er ausnutzen.

»Also …« Er zog das Wort in die Länge und zuckte mit den Schultern. »Was soll’s? Ich hatte ein Abendessen und bin von Eunice weggekommen. Da werde ich wegen des Übrigen nicht handgreiflich werden.«

Das war eine fette, dreiste Lüge. Obwohl es bereits spät war, fühlte er sich aufgedreht. Er wollte die Hand hinüberschieben und auf ihren Oberschenkel legen, nur um zu sehen, wie sie reagierte. Er mochte ihren Mund und ihre Stimme. Es kam ihm vor, als hörte er ihr schon seit Tagen zu, nicht erst seit Stunden.

Seine Muskeln zuckten wie nach dem Sport, es war das ganze Gegenteil zu dem Gefühl von vorhin, dass er nicht in der Lage wäre, zu kämpfen. Was immer sie mit ihm gemacht hatte – es war ihm wirklich schleierhaft –, die Wirkung hatte nachgelassen. Mann, diese Frau würde ihn um den Verstand bringen, bevor er seinen Auftrag erledigt hätte.

»Das tut mir leid«, sagte sie schließlich. »Mir war nicht klar, dass ich so leicht zu durchschauen bin.«

»Nur für jemanden, der es gewohnt ist, stehen gelassen zu werden.« Er wünschte, der Satz würde nicht so viel nackte Wahrheit enthalten, die Ehrlichkeit diente nur dem Zweck der Täuschung.

»Oh.« Sie stieß einen leisen, bekümmerten Laut aus, bei dem er die Hände auf den Knien zu Fäusten ballte. »Hör zu, ich besorge dir ein Zimmer für heute Nacht«, sagte sie. »Ich kann es mir leisten.«

Gewöhnlich trug er seine Tarnung wie eine zweite Haut und hatte noch nie etwas von sich selbst durchblicken lassen. Er würde sich von ihr nicht noch mehr aus der Fassung bringen lassen. Schließlich hatte er hier einen Auftrag zu erledigen.

Er zwang sich zu lächeln. »Ich will keins. Außer du teilst es mit mir.«

»Auf keinen Fall.« Sie gab sich Mühe, bestimmt zu klingen, doch ihm fiel auf, wie sie die Worte hauchte.

»Nein?«

In dem Moment beschloss er, es sich zu gönnen. Er würde nicht übertreiben, aber ein bisschen mit ihr spielen. Reyes schob eine Hand über die Sitzbank, wie er es sich die ganze Zeit über ausgemalt hatte.

Er legte sie auf ihren Oberschenkel, dicht oberhalb des Knies, wo die Jeans aufgerissen war. Die Geste sollte nicht bedrohlich wirken, sondern verheißungsvoll. Und es passierte wieder genau dasselbe wie zuvor: Ein Schaudern durchlief ihn wie ein Orgasmus, nur schwächer, und er fühlte sich erneut so ausgelaugt. Aber diesmal war er darauf vorbereitet und versuchte, sich diese Empfindung genau einzuprägen, um später darüber nachzudenken.

Ihre Reaktion war absolut verräterisch. Anstatt seine Hand wegzuschieben, krallte sie sich am Lenkrad fest, die Finger auf zwei und zehn Uhr. Sie spannte den Oberschenkel an und spreizte dann ganz leicht die Beine, wie um ihn zu ermutigen, weiterzumachen, die Hand höher zu schieben.

War es das, was sie antörnte? Risiko? Gefahr? Er bewegte sich nicht, sondern ließ die Wärme seiner Haut auf sie überströmen. Dann begann er mit seinen kurz geschnittenen Fingernägeln verschnörkelte Muster auf ihren Oberschenkel zu malen.

»Du hast mir meine Frage nicht beantwortet«, sagte er.

»Welche?« Sie sah ihn nicht an, verlangte nicht, dass er aufhörte. Ein Schauer durchlief sie, was, wie er glaubte, nicht an dem Luftzug lag, der durch die spaltbreit geöffneten Fenster wehte.

»Wie du heißt.« Er schob die Hand ein bisschen weiter hinauf.

Ihr verschwitztes Top klebte an ihren Brüsten. Nur ein bisschen Spitze und dünne Baumwolle bedeckten sie. Im Scheinwerferlicht der vorbeifahrenden Autos sah er, wie ihre Brustwarzen hervortraten. Er streichelte die Innenseite ihres Oberschenkels, als berührte er ihre nackte Haut.

»Kyra. Ich heiße Kyra.«

»Hübsch.« Im Stillen freute er sich darüber, dass sie nicht log. »Ich möchte wissen, ob ich weitermachen soll. Soll ich, Kyra? Aber ich sag’s dir gleich – wenn ich die Hand einmal wegnehme, behalte ich sie ein für alle Mal bei mir. Also überleg dir gut, wofür du dich entscheidest.«

Ihre Antwort war ein leises, heiseres Hauchen. »Hör nicht auf.«

Wieso bekam er davon einen Mordsständer? Er verspürte eine Art jugendliche Lust dabei, sie zu befummeln, während sie fuhr. Sie waren jetzt auf dem Highway; rechts und links rasten andere Autos an ihnen vorbei. Kyra konnte nichts tun, als er seine Finger langsam an ihrem Oberschenkel höher wandern ließ, nur dasitzen, mit dem vibrierenden Motor unter dem Hintern.

»Wie heißt du?« Zum ersten Mal zeigte sie ihm gegenüber einen Anflug von Neugier. Angesichts dessen, was er mit ihr vorhatte, hielt er das für ein gutes Zeichen. Und dann schenkte sie ihm einen Schlafzimmerblick, der ihr mit Sommersprossen bedecktes, unschuldig wirkendes Gesicht Lügen strafte. In ihren Augen lag ein verlockendes Leuchten, als sie ihm seine eigenen Worte zurückgab. »Ich möchte es wissen, falls du weitermachen sollst.«

Gegen seinen Willen, trotz der kalten Berechnung, musste er lächeln. Er hörte sich antworten: »Rey-« und unterbrach sich gerade noch rechtzeitig.

Die Frau besaß Zauberkräfte. In der Akte hatte nichts darüber gestanden.

Verflucht. Er krümmte zwischen ihren Oberschenkeln die Finger. Es gab so viele Decknamen und er hätte ihr fast seinen richtigen verraten. Vielleicht sollte er sich zur Ruhe setzen, wenn er diesen Auftrag beendet hatte, sich auf einer kleinen Insel niederlassen. Entweder besaß er nicht mehr den richtigen Biss oder Kyra Marie Beckwith war gefährlich, und zwar auf eine Weise, vor der man ihn nicht gewarnt hatte.

»Rey«, wiederholte sie. »Heißt das nicht König?«

»König der Straße.« Er fuhr mit den Fingern an der Innennaht ihrer Jeans entlang, woraufhin sie den Oberschenkel anspannte.

»Nett.« Sie klang tatsächlich atemlos und drückte sich gegen den Sitz.

Als seine Finger höher glitten, drückte sie aufs Gaspedal. Reyes zeichnete Kreise, ganz langsam, und ließ sie so mit der quälenden Frage im Ungewissen, wann er weiter nach oben wandern würde. Der abgewetzte Denim fühlte sich weich und glatt an, doch das war bestimmt nichts im Vergleich zu ihrer sonnengebräunten Haut.

Sie fragte sich wahrscheinlich, wie lange es noch dauern würde, bis er den Reißverschluss öffnete und die Finger in ihren Hosenschlitz schob. Auf jeden Fall fände er einen feuchten Slip vor. Er wollte, dass sie kam, einfach so, wollte mit verstohlenen Berührungen einen kompletten Kontrollverlust bei ihr auslösen.

Sein Verlangen war von schmerzhafter Intensität, doch er würde ihm nicht nachgeben. Nein, es ging darum, sie kontrolliert scharfzumachen. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, wollte sie mehr. Doch es wäre gefährlich, weiterzugehen, solange sie fuhr. Er begriff, dass genau das sie erregte – die Gefahr dabei.

Gut zu wissen.

Leise lächelnd kratzte er über ihren Hosenschlitz, über die Zähne des Reißverschlusses. Sie stöhnte leise und hob das Becken an. Daraufhin zog er die Hand weg. Schließlich warf sie ihm einen erhitzten, verschleierten Blick zu, als wäre ihr gerade klar geworden, dass er nicht vorhatte, weiterzumachen.

»Also …«, sagte er. »Teilen wir uns das Zimmer?«

Zur Antwort bog sie auf den Parkplatz eines Motels ein, als hätten ihre kostbaren Weißwandreifen plötzlich Feuer gefangen.

3

Bis Kyra mit dem Einchecken und Bezahlen fertig war, hätte sie wieder einen kühlen Kopf haben müssen. Das Pochen an den Schläfen war zurückgegangen und hatte anderen Impulsen Platz gemacht. Sie sollte ihre Entscheidung überdenken, doch stattdessen überlegte sie nur, wie lange sie schon von keinem Mann mehr angefasst worden war.

Groben, gierigen Sex mit Fremden war sie gewohnt. Es konnte nur mehr daraus werden, wenn sie dablieb, doch das tat sie nie. Dieser Kerl wäre dabei keine Ausnahme. Aber wenn der Schein nicht trog, könnte sie mit ihm die bisher beste Nummer schieben.

Sie würde sich bei ihm holen, was sie wollte, und ihn dann fallen lassen. Einer anderen Frau wäre das vielleicht zu riskant vorgekommen, doch sie stand darauf – auf den Nervenkitzel. Sie drückte hinter sich die Tür zu und nahm dabei das Zimmer in Augenschein: einfache, billige Möbel, an die Wand gedübelte Bilder, ein am Schrank befestigter Fernseher. Nach dem knalligen grün-braunen Muster der Gardinen zu urteilen, war der Raum in den Siebzigern eingerichtet worden. Die Sitzfläche des mit Kunstleder bezogenen Stuhls am Fenster hatte einen Riss.

»Hübsch«, sagte sie mit einem ironischen Lächeln. »Romantisch. Gehst du Verhütungsmittel besorgen, während ich mir was Bequemeres anziehe?«

Der Typ, Rey heiße er, hatte er gesagt, zog eine Augenbraue hoch. Er glaubte doch wohl nicht, sie würde für den Fall der Fälle mit einer Handtasche voller Kondome herumlaufen. Vielleicht verwunderte ihn aber auch ihr Tonfall. Er hatte wohl noch nicht kapiert, dass eine Frau supergeil sein konnte, ohne unvernünftig zu werden.

»Versprich mir, nicht wegzulaufen«, sagte er und warf ihr einen durchdringenden Blick zu.

»Ich werde nicht gehen, bevor du wiederkommst.« Das entsprach zwar nicht genau seiner Bitte, aber es schien ihm nicht aufzufallen.

»Ich bin in zehn Minuten zurück. Zieh dich schon mal aus«, befahl er von der Tür aus.

Der Befehlston wäre normalerweise so abtörnend gewesen, dass sie auf den Sex verzichtet hätte, aber der Kerl war ihr schon aufgefallen, bevor er das Messer an ihren Reifen gesetzt hatte. Jede Wette, dass er im Bett genau das bot, was sie wollte: harten, fordernden, hemmungslosen Sex. Wenn sie nur daran dachte, wand sie sich.

Weil sie es wollte, nicht weil er es verlangt hatte, zog sie sich aus und legte ihre Sachen über den Stuhl. Höchstwahrscheinlich hätte sie zuerst die Vorhänge zuziehen sollen, aber sie beeilte sich auch jetzt nicht damit. Wenn sie zufällig jemand nackt sah, störte sie das kein bisschen. Sie sah gut aus und hatte ihren Körper schon oft zur Ablenkung eingesetzt.

Allerdings ließ sie sich selten von jemandem anfassen. Das hatte berufliche Gründe. Und sie selbst berührte andere nur, um sich zu tunen. Manchmal sehnte sie sich so schmerzhaft nach körperlicher Nähe, dass es sich anfühlte, als würde es ihr das Herz zerreißen, doch sie lebte damit, schließlich blieb ihr nichts anderes übrig.

Sie duschte schnell und schlug dann die Bettdecke zurück. Während sie auf ihn wartete, musste sie unwillkürlich daran denken, wie gut sich seine Hände auf ihren Oberschenkeln angefühlt hatten. Sie spürte, wie sie feucht wurde, und sehnte seine Berührung herbei. Es wäre zu schade, sich die Gelegenheit entgehen zu lassen.

Bis Rey zurückkam, reizte sie sich selbst bis zum Äußersten. Wie verlangt lag sie nackt auf dem kühlen weißen Laken, und als er die Tür aufstieß, hob sie die Finger an die Lippen.

»Verdammt, du hast ohne mich angefangen.«

»Du hast mich angemacht«, erwiderte sie schulterzuckend.

Er warf eine glänzende silberne Schachtel auf den Nachttisch. »Da.«

Sie verzog belustigt die Mundwinkel. »Eine Zwölferpackung? Ehrgeizig.«

»Es schadet nicht, vorbereitet zu sein.«

»Da hast du recht«, murmelte sie. »Wenn du mithalten kannst, wirst du drei oder vier davon brauchen.«

Rey hielt inne. »Forderst du mich heraus?«

»Ich stelle etwas fest. Ziehst du dich aus oder muss ich das für dich tun?«

Schaudernd schloss er die Augen und ballte die Fäuste. Im nächsten Moment zog er sich das Hemd über den Kopf. Er machte sich nicht die Mühe, es ordentlich abzulegen, sondern warf seine Sachen hastig auf den Boden.

Ah, hinreißend. Kyra hatte sich nicht verschätzt. Nackt sah er noch besser aus: breite Schultern, straffer Bauch und fantastische bronzefarbene Haut. Alles sagte ihr, dass sie keinen besseren One-Night-Stand hätte aufgabeln können. Er hatte einen hübschen Schwanz, wie gemacht für ihre Wünsche.

Mit einer schnellen Bewegung, die sie überraschte, widmete er sich plötzlich ihrem Mund, leckte über ihre Lippen und saugte gierig daran. Obwohl sie es eigentlich vorzog, sofort loszulegen, küsste sie ihn und biss in seine Unterlippe, bis er wimmerte. Sie fuhr mit den Fingern durch seine schwarzen Haare, die viel weicher waren als erwartet. Ihr wurde ganz heiß, als er die Zunge in ihren Mund schob, und sie schlang ein Bein um seine Hüften, um sich gegen ihn zu drücken.

Diesen Wink würde er doch sicher verstehen, ein Kondom überziehen und sie nehmen. Es hatte sie noch nie ein Mann warten lassen, nachdem von ihr deutlich gemacht worden war, dass sie vögeln wollte. Kyra hatte das Vorspiel schließlich schon selbst erledigt, während er weg gewesen war. Sie hatte ihre Brüste gestreichelt, an den Brustwarzen gespielt und schließlich Schamlippen und Klitoris durch Berührungen gereizt. Sie brauchte ihn nur für den Schlussakt.

Rey schien jedoch nicht zu begreifen. Er küsste sie, bis sie ganz außer Atem war. Um ihn dafür zu bestrafen, dass er es so in die Länge zog, kratzte sie mit den Fingernägeln seinen Rücken entlang.

Er knabberte an ihren Lippen, arbeitete sich bis zum Kinn vor und schließlich ihren Hals hinunter. Kyra legte den Kopf in den Nacken und stieß einen tiefen, kehligen Laut aus. Als er sie biss, wurde sie noch feuchter.

»Keine Zärtlichkeiten«, presste sie hervor. »Nur harten, schnellen Sex.«

Zur Antwort ließ er seine Zungenspitze um eine ihrer Brustwarzen kreisen. »Keine Befehle, Kyra. Wenn du mir noch mal sagst, was ich tun soll, höre ich auf. Falls du die Kontrolle haben willst, musst du es dir selbst machen.«

»Das werd ich vielleicht, Mistkerl.« Sie langte zwischen seine Beine und schloss die Finger fest um sein bestes Stück. »Wie war das mit der Kontrolle?«

Er wich zurück. »So komme ich gleich, und du wirst heute Nacht auf einen harten Schwanz in dir verzichten müssen. Lass los.«

Sie stützte den Arm auf dem Ellbogen ab und bewegte die Finger in einem unwiderstehlichen Rhythmus auf und ab. »Zwing mich doch.«

Seine Augen funkelten wie Sterne am samtschwarzen Nachthimmel. »Du weißt nicht, worum du da gerade bittest.«

»Natürlich weiß ich das. Bist du blöd?«

Das brachte das Fass zum Überlaufen. Er holte scharf Luft und löste sich mit derselben Bewegung aus ihrem Griff, die sie am Nachmittag gegen ihn angewendet hatte. Ehe sie sichs versah, lag sie auf dem Bauch und Rey drückte ihre Schultern aufs Bett.

Ah, von hinten. Das gefiel ihr.

Das Kondompäckchen knisterte, als er es aufriss. Dann spürte sie seine Hände an ihren Hüften, doch er brauchte sie nicht zu führen, die Position war ihr vertraut. Sie hob das Becken an und dann nahm er sie. Seine Hände hatte er in ihren Haaren vergraben und es ziepte, wenn er die Finger krümmte, aber sie mochte es grob – das war schon immer so gewesen.

Er nahm sie hart und schnell, drang tief in sie ein und zog sich wieder fast ganz zurück, sodass sie jeden Stoß zu spüren bekam, als wäre es der erste. Dabei schob sie ihm jedes Mal den Hintern entgegen. Und dann plötzlich war es, als könnte er ihre Gedanken lesen – sie bekam, was sie immer wollte, aber nur selten kriegte.

Er schob die Hände unter sie, umfasste ihre Brüste und zwickte die Brustwarzen. Das lustvolle Prickeln zog sich bis in ihren Schoß. Rey fasste sie an, als würde sie ihm gehören, schob seine Finger zwischen ihre Schenkel und rieb ihr Knöpfchen. Kyra bäumte sich auf, als wollte sie ihn wegstoßen, doch das Gegenteil war der Fall. Sie wollte gezähmt werden, aber noch keiner hatte sie so hart rangenommen, wie sie es wollte.

Bis jetzt.

Er lag mit seinem ganzen Gewicht auf ihr und drückte sie aufs Bett, machte deutlich, wer der Herr im Haus war. Dann biss er ihr schmerzhaft in den Nacken – den Zahnabdruck würde man noch tagelang sehen. Und dieser Gedanke löste es aus. Heftig atmend bäumte sie sich auf, krallte die Finger ins Kissen und kam.

Rey unterbrach seinen Rhythmus nicht, sondern bescherte ihr noch zwei weitere Orgasmen, ehe er sie losließ. Seine Stöße wurden rascher und schwächer, sein Atem strich wie ein Windhauch über ihr Ohr. Kyra lag still und regungslos unter ihm und genoss das Nachglühen. Sein raues Stöhnen schien regelrecht aus ihm hervorzubrechen, als er auf ihr erbebte und sie seine schweißnasse Brust an ihrem Rücken spüren konnte.

Was für eine fantastische Nummer. Vielleicht hatte sie den Mann getroffen, der sie zur Erschöpfung treiben konnte. Diese Nacht würde sie bestimmt nicht vergessen.

Reyes erwachte mit einem Ständer, ihrem Geschmack auf der Zunge und einem schlechten Gefühl im Bauch. Was er genau in dieser Reihenfolge registrierte. Nach der vergangenen Nacht war dies das erste Anzeichen dafür, dass bei ihm etwas ernsthaft falsch lief. Nach der wilden Nacht sollte er erst einmal befriedigt sein, doch stattdessen meldete sich sein bestes Stück schon wieder.

Oh Mann, sie hatten es drei Mal gemacht, ganz abgesehen von den außerplanmäßigen Erkundungen, bei denen es darum gegangen war, wer die Oberhand gewann. Sich gegen sie durchzusetzen, hatte ihn ausgelaugt – mit einer wie ihr war er noch nie im Bett gelandet –, und jetzt wollte er sie schon wieder.

Neun Kondome hatten sie noch und bis zum Auschecken war noch genug Zeit für einen Quickie. Er tastete nach ihr, fühlte jedoch nur die leicht aufgeraute Baumwolle billiger Bettwäsche.

Die Dusche lief nicht. Es war überhaupt nichts zu hören. Nicht gut.

Mit grenzenlosem Bedauern machte er die Augen auf. Die Sonnenstrahlen, die schräg auf den alten grünen Langflorteppich fielen, bestätigten ihm, dass etwas schiefgelaufen war. Ein hastiger Blick durchs Zimmer endete mit einem lauten: »Scheiße!«

Er sprang splitternackt aus dem Bett und lief zum Fenster, wusste jedoch, schon bevor er es erreichte, was er draußen sehen würde: einen Parkplatz voller Schlaglöcher, aber keinen taubenblauen 71er Marquis. Bedauern und Demütigung brannten wie ein bitterer Cocktail in seinem leeren Magen. Sie hatte ihn abgeschüttelt.

Die reine Selbstbeherrschung – genau das, was ihm letzte Nacht gefehlt hatte – hielt ihn davon ab, mit der Faust gegen die Wand zu schlagen. Dadurch würde er sich nur verletzen, aber nichts erreichen. Reyes machte Atemübungen, um sich wieder zu beruhigen und die Situation logisch analysieren zu können.

Nichts half.

Die Frau hatte ihn um den Verstand gevögelt und war dann abgehauen, während er schlief. Er konnte sich nicht erinnern, wann, wenn überhaupt, ihm je jemand eine solche Niederlage bereitet hatte. Angesichts der Zahnabdrücke auf ihrem Nacken und ihren Schultern ließ sich natürlich dagegenhalten, dass sie zumindest in körperlicher Hinsicht etwas abbekommen hatte.

Aber hier ging’s nicht ums Persönliche, sondern ums Geschäft.

Auf dem Notizblock vom Motel stand eine Nachricht von ihr, kurz und bündig: Der Beste, den ich je hatte. – Danke für die tolle Nacht. Viel Glück! Darunter ein schwungvolles K.

Wenigstens war ich der Beste. Trotzdem besänftigte ihn das nicht. Zur Krönung hatte sie ihm auch noch einen verknitterten Zwanziger dagelassen, als wäre er ein billiger Stricher.

Reyes fluchte.

Ein Blick auf die roten Leuchtziffern des Radioweckers sagte ihm, dass es fast elf war. Verdammt, er schlief sonst nie so lange. Offenbar hatte er Kyra Marie Beckwith völlig unterschätzt.

Mit Wut allein war der Job nicht zu erledigen, aber wenn er sich das Gefühl einprägte und sich später wieder in Erinnerung riefe, könnte es noch nützlich werden. Er duschte fünf Minuten lang und zog anschließend die Klamotten vom Vortag wieder an. Gleich würde das Zimmermädchen kommen und er wollte sich noch vorher aus dem Staub machen.

Nach einem letzten Blick durch das Zimmer nahm er den Zwanziger an sich. Wenn er die Frau einholte, würde er ihr den Mund damit stopfen. Oder auch nicht. Vielleicht hatte er für ihren Mund eine bessere Verwendung. Aber eins nach dem anderen.

Als er das heruntergekommene Motel verließ, schlug ihm die feuchte Luft entgegen wie ein nasser Handschuh. Er zog sein Handy aus einer versteckten Tasche im Innenfutter der Jacke. Später würde er sie entweder ausziehen müssen oder sich totschwitzen. Er ließ die Serviceangestellte der Autovermietung ihren Ich-bin-ja-so-freundlich-Spruch aufsagen und erklärte dann: »Mein Mietwagen steht auf dem Parkplatz vor dem Suds am Stadtrand von Eunice. Bitte lassen Sie ihn von jemandem abholen.«

Die Frau plapperte empört los. Er ließ sie dreißig Sekunden lang ihre Einwände äußern, ehe er ihr lautstark ins Wort fiel. »Mir ist egal, was das kostet. Buchen Sie es von meiner Kreditkarte ab.« Dann hielt er inne und tat, als hörte er zu. »Nein, ich danke Ihnen.«

Indem er sich einmal im Kreis drehte, verschaffte er sich einen Überblick über die Lage – das Motel befand sich ein paar Meilen vor Lake Charles und einen Steinwurf vom Highway entfernt. Kein Wunder, dass das Bett die ganze Nacht lang vibriert hatte, unabhängig von ihrem Bettsport. Ein »Motel Restaurant« stand dicht an der Zubringerstraße, etwas abseits von dem L-förmigen Gebäude mit den Zimmern und dem Büro. Da es die einzige Möglichkeit war, ein Frühstück zu bekommen, ging er hinüber.

Das Lokal hatte genau wie das Zimmer schon bessere Tage gesehen. Der abgetretene grüne Linoleumboden war rissig und wellte sich an der Theke. Es gab Tischplatten aus altem, weißem Resopal. In dem kleinen Raum hielt sich nur ein Gast auf, ein schmuddeliger, bärtiger Kerl, der aussah, als müsste man ihn zwingen, für seinen Kaffee zu bezahlen.

Da ihm niemand einen Platz anwies, wählte er eine Sitzecke an der hinteren Wand, von wo aus er die Tür im Blick hatte. Alte Gewohnheiten lassen sich eben schwer ablegen.

Die Speisekarte bestand aus einem laminierten Blatt Papier. Wie es aussah, bekam man hier Hafergrütze, Eier, Pfannkuchen und Speck in beliebiger Kombination. Frisches Obst und Müsli konnte man in so einem Laden nicht erwarten. Reyes seufzte. Was er während dieses Auftrags zu essen bekam, konnte tatsächlich etwas bewirken, was zuvor nichts und niemand geschafft hatte, nämlich ihn zu töten.

Als Nächstes musste er sich einen anderen Wagen bringen lassen. Da Enterprise genau das als Service anbot, rief er die Auskunft an und ließ sich mit der örtlichen Niederlassung verbinden. Fünf Minuten später hatte er die Zusage, dass ihn jemand abholen werde. Natürlich würde er mit zur Niederlassung fahren und Formulare ausfüllen müssen. Den ganzen Mist zu erledigen, würde bis zum frühen Nachmittag dauern.

Wäre er nicht einer der Besten seines Fachs, hätte ihn die Verzögerung vielleicht nervös gemacht. Um Kyra aufzuspüren, hatte er Monate gebraucht, denn sie lebte unauffällig, warf ihr Geld nicht zum Fenster heraus und war auch bei ihren einzelnen Manövern nicht gierig – jedenfalls nicht seit Vegas. Dadurch erinnerten sich die Leute nicht an sie.

Diesmal jedoch besaß er einen Plan B. Er hatte nicht damit gerechnet, dass ihm die Frau entwischen würde, aber dennoch für den Fall der Fälle vorgesorgt. Schließlich war er dafür bekannt, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Er griff nach seinem Handy und drückte ein paar Tasten, um sich zu vergewissern, dass der angebrachte Peilsender störfrei funktionierte.

Perfekt. Ein anderer hätte den Sender vielleicht an ihrer Kleidung angebracht, aber die würde sie wechseln und unter Umständen sogar zurücklassen, wahrscheinlich noch bevor es ihm gelänge, sie wieder einzuholen. Es war nicht vorherzusehen, wie viele Meilen sie pro Tag zurücklegen würde.

Ihren Wagen ließe sie dagegen niemals irgendwo zurück. Wie sehr sie an dem hing, war ihm in dem Rasthaus aufgefallen. Da hatte sie kurz gezögert, die Schlüssel in den Pott zu werfen. Erst als ihr klar gewesen war, dass sie gewinnen würde, hatte sie ihn gesetzt.

Reyes konnte sich noch immer weder zusammenreimen, wie sie das angestellt, noch, was sie mit ihm selbst gemacht hatte, sodass sie in der Lage gewesen war, den Tankstellenräuber zu überwältigen. Aber eines wusste er: Sobald er den Marquis gefunden hätte, bräuchte er den Wagen nur noch zu überwachen. Reyes musste schmunzeln, wenn er sich ihre Reaktion vorstellte. Das würde ein Spaß werden. Die Vorfreude ließ seinen Puls rasen.

Die Kellnerin – eine pinkhaarige Frau mit Bienenkorbfrisur, die eindeutig zu viele Wiederholungen von Alice geguckt hatte – kam, um seine Bestellung aufzunehmen. Sein Gesichtsausdruck schien sie zu beängstigen, denn sie wich einen Schritt zurück und fummelte nervös an ihrem Stift. »Äh, wenn Sie sich noch nicht entschieden haben, kann ich –«

Mühsam unterdrückte er seine Wut. »Doch, das hab ich. Danke.«

Er bestellte Kaffee, Saft und das Special: Rührei mit Speck und Toast. Da außer ihm fast niemand da war, kam sein Frühstück schnell, und er war angenehm davon überrascht. Als er das letzte Stück Toast großzügig mit Erdbeermarmelade bestrichen und verzehrt hatte, fühlte er sich etwas wohler.

»Räumen Sie noch nicht ab«, bat er die Kellnerin, während er aufstand und den Zwanziger von Kyra auf den Tisch warf. Der Frau schenkte er ein freundliches Lächeln, um wiedergutzumachen, dass er sie zuvor erschreckt hatte. Er wusste, er konnte einschüchternd wirken, setzte das im Allgemeinen aber nicht ein, es sei denn, er wurde dafür bezahlt. »Ich hole mir eine Zeitung, und dann werde ich Ihren guten Kaffee trinken und hier auf meinen Wagen warten.«

Sie wurde tatsächlich rot und tätschelte mit einer ihrer fleischigen Hände ihre Frisur. »Oh, heute Morgen ist das kein Problem. Ich halte Ihnen den Kaffee gerne warm, Sir.«

Seine Mundwinkel zuckten, als er hinausging. Vor dem Motel wurde in einem Zeitungsautomaten für fünfzig Cent eine American Press von gestern angeboten. Er nahm sie trotzdem. Auf dem Rückweg ins Restaurant überflog er die Schlagzeilen, es ging um eine Fleisch-Rückrufaktion, die knappen Töpfe der Colleges und um das Flusskrebs-Festival.

Bis Enterprise den Wagen lieferte, hatte er jede Menge Zeit.

Danach wäre die Jagd eröffnet.

Also, Kyra Marie Beckwith, behalt den Rückspiegel im Auge, denn ich bin hinter dir her.

4

Gerard Serrano blickte über die Skyline. Von seinem Penthouse aus bot sich ihm eine exzellente Aussicht auf die Lichter von Vegas. Angesichts dessen, was er erreicht hatte, sollte er Zufriedenheit verspüren. Vor dreißig Jahren war er mit nichts in den Händen zum Strip gekommen, um sich einen Namen zu machen. Von dort aus hatte er sich den Weg an die Spitze erkämpft und war dabei auch über ein paar Leichen gegangen.

»Wie heißt es so schön: Wo gehobelt wird, da fallen Späne«, murmelte er.

Vor ein paar Monaten noch war er gefürchtet und respektiert gewesen. Bis zu jenem Abend, an dem Rachel Justice ihn in seinem eigenen Kasino gedemütigt hatte. Bei der schmerzlichen Erinnerung daran biss Serrano die Zähne aufeinander. Natürlich benutzte sie einen falschen Namen. Und sie arbeitete weder als Erzieherin noch war sie Presbyterianerin.

Kyra Marie Beckwith hatte ihn zum Narren gehalten, wie es in den ganzen zwanzig Jahren niemandem sonst gelungen war. Dass Foster, sein Sicherheitschef, ihm Monate zuvor zu einer Überprüfung ihres Backgrounds geraten hatte, machte es nicht besser. Wäre er nicht so geblendet gewesen, hätte er auf den Mann gehört. Wenn es nach Foster ginge, würden von jedem, der auch nur mit Serrano sprechen wollte, die Fingerabdrücke genommen, dachte dieser amüsiert.

Sein Schmunzeln verging ihm langsam, als er sich wieder seinem Problem zuwandte. Wenn er auf seinen Sicherheitschef gehört hätte, wäre gleich herausgekommen, um wen es sich bei »Rachel« handelte; er hätte den Fall geräuschlos erledigen können, ohne dass die Geschichte eskaliert wäre. Diese Option bestand nun nicht mehr. Er musste an ihr ein Exempel statuieren.

Sie hatte ihre Position als seine Verlobte ausgenutzt, um ihn restlos zu blamieren. Da er geschäftlich verreist gewesen war, hatte sie den Kassierer im Kasino dazu überreden können, ihr Geld in großen Scheinen auszuzahlen, und zwar einfach, weil sie es war. Der Angestellte hatte keine Einwilligung einzuholen brauchen, weil allen Mitarbeitern mitgeteilt worden war, sie habe genauso viel zu sagen wie Serrano selbst. Er hatte sie zur Königin seines Reiches machen wollen, zur Mutter seiner Kinder.

Er drehte sich um, als Foster hereinkam. Serrano erkannte ihn an dem leichten Gang. Kein anderer seiner Angestellten bewegte sich so leise wie Foster. Er vermutete fast, dass der Mann einmal Killer gewesen war, was ihn seiner Ansicht nach für die jetzige Aufgabe umso geeigneter machte. Foster hatte eine große, schlanke Statur und man konnte unmöglich sagen, woher er stammte. Er mochte skandinavische Wurzeln haben, dachte Serrano manchmal, oder vielleicht auch deutsche, aber Fosters Akzent ließ sich nicht einordnen.

»Irgendwas gehört?«, fragte Serrano.

Sein Sicherheitschef fungierte als Mittelsmann für den Profi, den sie engagiert hatten, um das Problem aus der Welt zu schaffen. Serrano machte sich die Hände nicht mit solchen Dingen schmutzig und es wäre nicht klug, eine Spur zu hinterlassen. Das Geld für den Auftragsmord stammte von diversen geheimen Konten.

Foster neigte den Kopf zur Seite. »Er hat sie in Louisiana aufgespürt. Sobald er weiß, wo sich Ihr Geld befindet, führt er den Job zu Ende.«

»Eine erfreuliche Nachricht.« Serrano lächelte. »Ich will das erledigt haben. In ein paar Tagen reise ich nach St. Moritz.«

»Ich dachte, Sie würden Skifahren verabscheuen.«

»Das tue ich, aber die Frauen dort sind fantastisch.«

Sein Gegenüber war so dezent, ihn nicht daran zu erinnern, dass sein Hang zu Frauen ihm diesen Schlamassel beschert hatte. Manchmal war es gut, die Leute glauben zu lassen, sie wüssten über einen Bescheid. Das Debakel ließe sich in mancher Hinsicht noch zu seinem Vorteil nutzen. Es konnte interessant werden, zu sehen, wer nach der Kehle des verletzten Wolfes schnappen sollte. Wenn es so weit war, würde er den Herausforderungen begegnen wie immer, nämlich gnadenlos.