SKL Glücksatlas 2022 - Bernd Raffelhüschen - E-Book

SKL Glücksatlas 2022 E-Book

Bernd Raffelhüschen

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Beschreibung

Glück kann man messen

Der „SKL Glücksatlas 2022“ ist die aktuellste Bestandsaufnahme zum Lebensglück der Deutschen. Er zeigt, wie sich die Lebenszufriedenheit in Ost- und Westdeutschland entwickelt hat und in welcher Region die Deutschen am glücklichsten bzw. unglücklichsten sind. In diesem Jahr zieht der Glückatlas ein Fazit über die Wirkungen der Coronapandemie auf die Lebenszufriedenheit und ob die Deutschen wieder auf das Glücksniveau der Vor-Coronazeit zurückkehren.

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Seitenzahl: 197

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Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Autoren:

Professor Dr. Ruut Veenhoven, Universität Rotterdam

Professor Dr. Bernd Raffelhüschen, Universität Freiburg

Timon Renz, Universität Freiburg

Konzeption und Redaktion:

Max A. Höfer, höfermedia

Projektverantwortliche SKL:

Cornelia Friedrich

Copyright © 2022

höfermedia, Berlin, und Penguin Verlag

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Coverabbildungen: Double Brain/shutterstock.com, lemono/shutterstock.com, Faber14/shutterstock.com, Voinau Pavel/shutterstock.com, GoodStudio/shutterstock.com, petovarga/shutterstock.com, bioraven/shutterstock.com. Innenteil: Kastoluza/shutterstock.com, VoodooDot/shutterstock.com

Gesamtgestaltung und Satz: Oliver Schmitt

ISBN 978-3-641-30281-8V001

www.penguin-verlag.de

Inhalt

Vorwort

von Bettina Rothärmel

Zusammenfassung der Ergebnisse

Das Wissen über Glück wächst

von Ruut Veenhoven

Lebenszufriedenheit 2022: Neue Krisen schwächen die Erholung

von Bernd Raffelhüschen und Timon Renz

Die Lebenszufriedenheit steigt wieder, bleibt aber weit unter dem Glücksniveau von 2019

Ost-West-Unterschied nimmt wieder zu, der Osten differenziert sich aber aus

Das große Glücksranking der 32 Regionen – wo die glücklichsten Deutschen leben

Die Zufriedenheiten mit verschiedenen Bereichen des Lebens: Einkommenszufriedenheit sinkt stark

Glück in verschiedenen Lebensbereichen

von Bernd Raffelhüschen und Timon Renz

Arbeitszufriedenheit erholt sich, Homeoffice entwickelt sich zum Glücksfaktor

Inflation drückt Einkommenszufriedenheit – niedrige Einkommen leiden unter Kaufkraftverlust

Gesundheitszufriedenheit noch stabil

Freizeitzufriedenheit erholt sich auf niedrigem Niveau

Zufriedenheit mit dem Familienleben wieder höher, bleibt aber gedämpft

Konsumverhalten: Corona hat teilweise Umdenken ausgelöst

Alles wird immer digitaler, junge Menschen empfinden das als anstrengend

Glück in den verschiedenen Regionen Deutschlands

von Bernd Raffelhüschen und Timon Renz

Das Bundesländer-Ranking: Schleswig-Holstein wieder an der Spitze

Das neue Glücksranking der 32 Regionen

Was erklärt die Unterschiede? Eine Auswahl unterschiedlicher Indikatoren

1. Schleswig-Holstein

2. Bayern

3. Nordrhein-Westfalen

4. Hamburg

5. Brandenburg

6. Hessen

7. Niedersachsen

8. Baden-Württemberg

9. Sachsen-Anhalt

10. Sachsen

11. Rheinland-Pfalz

12. Bremen

13. Thüringen

14. Berlin

15. Saarland

16. Mecklenburg-Vorpommern

Literaturverzeichnis

Anmerkungen

Autoren

VorwortSKL Glücksatlas 2022

von Dr. Bettina Rothärmel

Deutschland blickt auf ein schwieriges Jahr zurück. Viele Menschen hatten Anfang des Jahres die Zuversicht geäußert, dass das Glücksniveau der Deutschen, das in den vergangenen zwei Corona-Jahren so stark abgestürzt war, bald wieder auf alte Höhen zurückkehren würde. Jetzt haben wir zwar zweifelsohne den Höhepunkt der Pandemie überschritten, doch leider trüben inzwischen andere Krisen unsere Aussichten: Wie entwickeln sich die Preise, insbesondere von Lebensmitteln und Energie, wird es im Winter zu Engpässen beim Gas kommen, wie geht es weiter in der Ukraine, und schlittert die Wirtschaft in eine Rezession?

In dieser Lage bietet der SKL Glücksatlas eine einzigartige Perspektive auf das, was die Menschen in Deutschland bewegt und wie sich ihre Zufriedenheit entwickelt. Zu wichtigen Themen wie Inflation, Krieg, Rezession und Corona vermag die Glücksforschung interessante Einblicke zu liefern und wichtige Debatten anzustoßen.

Zu den positiven Erkenntnissen des aktuellen SKL Glücksatlas gehört, dass tatsächlich die Talsohle durchschritten ist. Das Glücksniveau hat sich vom Tief 2021 bei 6,58 Punkten auf aktuell 6,86 Punkte wieder deutlich erholt, auch wenn im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit (2019: 7,14 Punkte) noch einiges zu tun bleibt. Auch die Frauen haben den Glücksrückstand, in den sie während der Pandemie gegenüber den Männern geraten waren, fast wieder aufgeholt. Den Familien geht es ebenfalls wieder deutlich besser, und auch die Zufriedenheit mit der Freizeit, die in den vergangenen beiden Jahren stark zurückgegangen war, hat sich einigermaßen erholt.

Zu den spannenden Neuigkeiten des SKL Glücksatlas gehört aber auch, wie sich die Vorboten der neuen Krisen in der Glücksbilanz der Deutschen niederschlagen. So hat bereits die Zufriedenheit mit dem Einkommen abgenommen, vor allem wegen der Inflation. Der Ukraine-Krieg belastet die Menschen, und der Abstand zwischen Ost- und Westdeutschland weitet sich wieder aus.

Die Hintergründe dazu können Sie auf den folgenden Seiten des SKL Glücksatlas ausführlich nachlesen. Er enthält mehr Zahlen und Fakten zur Lebenszufriedenheit als zuvor. Das liegt zum einen daran, dass der SKL Glücksatlas mittlerweile auf eine eigene große Datenbank zurückgreifen kann. Als neuer assoziierter Partner des SKL Glücksatlas sind wir uns mit Professor Raffelhüschen von der Universität Freiburg einig, dass dieser Schatz nicht nur weiterhin für Langzeitvergleiche genutzt wird, sondern auch durch zusätzliche Befragungen erweitert werden soll.

Ein erstes Ergebnis dieser deutlich ausgeweiteten Stichprobengröße ist das Glücksranking der 32 Regionen, das künftig zum Bundesländer-Ranking hinzukommt. In einem weiteren Schritt wollen wir die Glücksforschung durch kontinuierlich aktuelle Daten, Analysen und Sonderstudien über die Entwicklung der Lebenszufriedenheit in Deutschland vorantreiben. Unter skl-gluecksatlas.de werden die Ergebnisse in sachlicher und verständlicher Weise vermittelt und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine inspirierende und anregende Lektüre unseres SKL Glücksatlas 2022.

Dr. Bettina Rothärmel

Vorständin GKL – Gemeinsame Klassenlotterie der Länder AöR

Veranstalterin der SKL- und NKL-Lotterien

Zusammenfassung der Ergebnisse

Der Krisenmodus lässt uns nicht los. Die Corona-Pandemie hatte in den beiden Jahren 2020 und 2021 die Lebenszufriedenheit der Deutschen so stark einbrechen lassen wie noch nie zuvor. Da war die Hoffnung groß, dass sich das Glücksniveau rasch wieder erholen würde, wenn die Pandemie abklingt. England und Skandinavien waren schon 2021 aus dem Corona-Modus zur Normalität zurückgekehrt, und auch Deutschland hob Anfang 2022 angesichts der harmloseren Omikron-Variante die Lockdown-Maßnahmen weitgehend auf, die empfindlich in die persönliche Lebensführung eingegriffen hatten. Wie erwartet stieg 2022 auch die Lebenszufriedenheit der Deutschen wieder an. Doch das Ausmaß der Erholung lässt zu wünschen übrig. Vom Glücksniveau des Vor-Corona-Jahres 2019 sind wir noch weit entfernt.

In Zahlen stellt sich die Lage so dar: Nach dem Tiefststand mit 6,58 Punkten im Corona-Jahr 2021 liegt das Glücksniveau aktuell bei 6,86 Punkten. Im Vor-Corona-Jahr 2019 lag es noch bei 7,14 Punkten. Das Glücksniveau notiert damit aktuell zwar um 0,28 Punkte höher als zum Zeitpunkt des Tiefststandes, ist aber um genau denselben Wert von 0,28 Punkten noch vom Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 entfernt. Kurzum: Die Glücksverluste durch Corona haben wir nur zur Hälfte ausgeglichen. Die andere Hälfte haben wir noch vor uns.

Es wird die schwerere Hälfte des Weges sein. Für den Herbst kündigte die Bundesregierung zwar an, keine Lockdowns, keine Ausgangssperren und auch keine Schulschließungen mehr zu verhängen. Das dürfte, wenn es so kommt, die Erholung verstetigen. Dennoch: Obwohl die Hauptursachen der Glücksverluste in den beiden Corona-Jahren durch das Ende der Kontaktverbote, die Rückkehr zum Normalbetrieb in Kitas und Schulen beseitigt wurden, verläuft die Erholung eher schwach. Weder brachten uns die weitgehende Aufhebung der Lockdown-Maßnahmen wieder auf das alte Glückslevel zurück, noch die anderen positiven Veränderungen, die sich in der Corona-Zeit etabliert hatten. Dazu zählt das Homeoffice, das sich von einem Zwang zu einer gern gesehenen Option der Arbeitsplatzgestaltung verwandelt hat. Auch der coronabedingte Digitalisierungsschub wird inzwischen eher positiv wahrgenommen.

Warum verläuft die Erholung so schleppend? Die Pandemiemaßnahmen haben nicht alle Bevölkerungsgruppen gleich stark beeinträchtigt: Davor waren 5,5 Millionen Deutsche »unglücklich«. Sie gaben auf der Skala von 0 (»ganz und gar nicht zufrieden«) bis 10 (»völlig zufrieden«) Werte zwischen 0 und 4 an. Während Corona verdoppelte sich die Zahl der Unglücklichen auf 10 Millionen, aktuell sind es 7,5 Millionen. Es gibt also heute noch immer etwa 2 Millionen Deutsche mehr als 2019, die sich selbst als sehr unglücklich einschätzen. Auch die stark gesunkene Zahl der Hochzufriedenen hat noch längst nicht das alte Niveau erreicht.

Eine besonders betroffene Gruppe sind die Frauen. Sie haben im Vergleich zu den Männern deutlich höhere Glückseinbußen in der Corona-Zeit erlitten. Vor allem junge Frauen und Vollzeit arbeitende Mütter mit Kindern zu Hause büßten bis zu 1,00 Punkte an Lebensglück ein. Bei jungen Frauen unter 35 Jahren waren die Gründe dafür Einsamkeit und soziale Isolation, bei den Müttern die Überforderung durch gleichzeitiges »Homeoffice«, »Homeschooling« und »Housework«. 2022 gleichen sich Männer und Frauen wieder im Lebensglück an, doch beträgt der Abstand immer noch 0,06 Punkte, nachdem der Happiness-Gap 2020 immerhin 0,19 Punkte betragen hatte. Ledige Frauen, Alleinlebende und »Karrierefrauen« sind inzwischen sogar wieder glücklicher als ihre männlichen Pendants. Das ist ein Hinweis auf »Normalisierung«, denn Frauen waren vor der Pandemie tendenziell mit ihrem Leben zufriedener als Männer. Mütter und weibliche Selbstständige sind noch am weitesten vom alten Niveau entfernt. Eine negative Entwicklung nimmt bei den Frauen auch die Arbeitszufriedenheit. Sie kennt normalerweise keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern (2019 lag sie bei 7,39 Punkten). Doch während die Männer 2022 auf gute 7,25 Punkte kommen, sind die Frauen mit ihrer beruflichen Situation unzufrieden und landen aktuell bei durchschnittlich 6,92 Punkten. Das sind 0,33 Punkte weniger. Die Corona-Krise hat einen Keil in das Erwerbsleben zwischen den Geschlechtern getrieben. Frauen arbeiten überdurchschnittlich häufig in Branchen, die von den Infektionsschutzmaßnahmen stark betroffen waren (etwa körpernahe Dienstleistungen, Pflegeberufe etc.), und diese Berufe haben sich noch nicht ausreichend erholt.

Am stärksten unter der Pandemie gelitten hatte die junge Generation, und sie hat sich 2022 leider kaum davon erholt. Die Generation Z befindet sich noch in Ausbildung, im Studium oder ist seit einigen Jahren auf dem Arbeitsmarkt. 2019 erreichte sie eine durchschnittliche Lebenszufriedenheit von 7,66 Punkten (Gesamtdeutschland 7,14). Das war Rekord, junge Menschen waren noch nie so glücklich. Corona versetzte der Generation Z einen starken Rückschlag auf 6,70 Punkte (2021). Auch heute fehlen der Generation Z noch 0,52 Punkte zum Glückswert von 2019. Innerhalb der beiden mittleren Generationen – das sind die Millennials (geboren zwischen 1980 und 1994) und die Generation X (geboren zwischen 1965 und 1979) – haben die Pärchenhaushalte ohne Kinder kaum an Lebensglück verloren, während Familien insbesondere mit schulpflichtigen Kindern besonders viel einbüßten. Die Baby-Boomer und die älteste Generation erreichen noch am ehesten das Vor-Corona-Niveau.

Auch die Familien haben sich noch nicht zur Gänze vom Corona-Tiefstand erholt. Zwar liegt die Familienzufriedenheit 2022 bei 7,42 Punkten, nachdem sie 2021 auf 7,17 Punkte gesunken war. Doch von den 8,0 Punkten von 2019 ist sie noch weit entfernt. Corona-Maßnahmen wie die Kita- und Schulschließungen hatten einen starken negativen Effekt auf die Zufriedenheit mit dem Familienleben. Zwar hat sich die Tagesbetreuung in Kitas und Schulen wieder normalisiert, aber die Folgen dieser Kontakteinschränkungen und des innerfamiliären Stresses sind noch immer nicht bewältigt. Auch Alleinlebende sind 2022 im Schnitt sehr unzufrieden mit ihrer familiären Situation (6,54 Punkte). Soziale Isolation und Einsamkeit, die ja oft Folge der empfohlenen Kontakteinschränkungen sind, scheinen noch längst nicht überwunden.

Dämpfend auf die Erholung des Glücksniveaus wirken auch die neuen Krisen – vor allem der Ukraine-Krieg, die Inflation und die aufkommende Wirtschaftskrise, die bereits konkrete Glücksverluste verursachen. Schon im Sommer 2021 lag die Inflation bei 4 Prozent, ab Herbst 2021 zogen die Preise in Deutschland dann noch deutlicher an. Die Ursachen sind zahlreich: die aufgrund der chinesischen Zero-Covid-Politik unterbrochenen Lieferketten, die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, die Sanktionen gegen Russland, die Energienotlage usw.

Ähnlich wie Arbeitslosigkeit beeinflusst auch Inflation das Lebensglück einer Gesellschaft negativ. Bislang dürfte die gestiegene Inflation in Deutschland wegen der Kaufkraftverluste bis zum Mai 2022 alle Deutschen im Schnitt 0,28 Punkte an Lebenszufriedenheit gekostet haben. Immerhin betragen seit 2020 die Reallohnverluste 5,4 Prozent. Noch deutlicher ging die Einkommenszufriedenheit der Deutschen zurück. 2019 lag sie noch bei 7,18 Punkten, aktuell steht sie bei nur 6,49 Punkten. Hält diese Reallohnentwicklung an, dürfte die Unzufriedenheit mit dem eigenen Einkommen zunehmen.

Die Bevölkerung übt auch bereits Konsumverzicht. Gut ein Drittel gibt an, bei Kleidung, Lebensmitteln und Körperpflege sowie Restaurantbesuchen und Reisen zu sparen, bei den niedrigen Einkommen ist der Verzicht deutlich höher. Generell hat sich das Konsumverhalten der Deutschen durch die Pandemie leicht verändert: Es wird weniger Fleisch gegessen und weniger geflogen. Die Entwicklungen sind aber weniger einschneidend als noch 2020 erwartet.

Die Zufriedenheit mit der eigenen Freizeit hatte während der Pandemie den härtesten Rückschlag erlebt. Sie sank von 7,21 (2019) auf 5,00 Punkte (2021) und kommt aktuell auf 6,51 Punkte zurück. Der Vor-Corona-Wert wird aber noch verfehlt. Das hat mit Nachholeffekten zu tun, denn Veranstaltungsorte, Caterer und Bands sind ausgebucht in Zeiten, in denen viele Menschen Feste, Hochzeiten, Jubiläen etc. nachholen wollen, die während der Pandemie ausgefallen waren. Und auch die hohen Preise verderben den Freizeitspaß.

Insgesamt beschreiben und erklären all diese Faktoren, warum das Glücksniveau in Deutschland aktuell noch 0,28 Punkte unter dem Vor-Corona-Niveau liegt. Zurückgekehrt ist allerdings der frühere Abstand zwischen West- und Ostdeutschland. Während der Pandemie war er auf 0,05 (2020) beziehungsweise 0,10 Punkte (2021) geschrumpft. Ostregionen, die bis dato am Ende des Länder-Rankings platziert waren, rückten nun bis an die Spitze des Bundesländer-Rankings vor. Doch 2022 öffnet sich die Lücke wieder auf 0,24 Punkte. Das Glücksniveau liegt im Westen bei 6,91 Punkten, im Osten bei 6,67 Punkten. Die »Vorteile«, die der Osten in der Pandemie hatte, spielen mit der Abschwächung der Corona-Maßnahmen nun keine große Rolle mehr. So sind hohe Anteile an jüngeren Menschen und an Familien sowie auch an Selbstständigen normalerweise Garanten für ein höheres Glücksniveau einer Region. In der Pandemie waren es aber gerade die unter 40-Jährigen, die Familien und die Selbstständigen, die überdurchschnittlich große Glückseinbußen erlitten, und damit auch die von diesen geprägten Regionen. Die Anteile der Jungen, der Familien mit Kindern, der Selbstständigen und auch der jungen Frauen ist im Osten teilweise deutlich geringer als im Westen, was die geringen Glücksverluste während der Pandemie erklärt – und die höheren Glücksgewinne im Westen jetzt nach dem Wegfall der Einschränkungen. Außerdem haben die Westdeutschen in 2022 stärker von ihrer höheren Kaufkraft profitiert.

Die Auflösung der früheren strengen Trennung in die Westländer an führender Stelle und die Ostländer im hinteren Bereich der Platzierung setzt sich allerdings fort. Vor Corona lagen alle Ostregionen auf den letzten Rängen. Nun sind im Bundesländer-Ranking 2022 Brandenburg (Platz 5) und Sachsen-Anhalt (Platz 9) mit Westländern wie Hessen (Platz 6) und Baden-Württemberg (Platz 8) punktemäßig auf Augenhöhe. In den 2010er-Jahren bildeten beide Ostländer oft die Schlusslichter. Aktuell stehen zwei Westländer am unteren Tabellenende: Bremen auf Platz 12 und das Saarland auf Platz 15.

Zur Ausdifferenzierung der Bundesländer gehört auch das größere Auseinanderklaffen der Glücksabstände in Ostdeutschland. Nimmt man den Durchschnitt der 2010er-Jahre, waren das glücklichste ostdeutsche Bundesland (Sachsen mit 6,90 Punkten) und das damals unglücklichste (Mecklenburg-Vorpommern mit 6,65 Punkten) nur 0,25 Punkte auseinander. Heute beträgt der Abstand (Durchschnitt von 2020 bis 2022) 0,42 Punkte. Einer der Gründe für den Aufstieg von Brandenburg und Sachsen-Anhalt liegt darin, dass sich ihre Lebenszufriedenheit seit 2019 kaum verminderte. Corona hat ihnen kaum zugesetzt. Sie stiegen auf, weil die anderen Länder große Glücksverluste zu verzeichnen hatten.

Schleswig-Holstein hat es auch 2022 auf den ersten Platz des Bundesländer-Rankings geschafft (7,14 Punkte). Damit erholen sich die Norddeutschen um 0,36 Punkte im Vergleich zur Corona-Zeit der Jahre 2020/2021, sind allerdings noch 0,30 Punkte von ihrem Vor-Corona-Wert aus dem Jahr 2019 entfernt. Außerdem liegt Schleswig-Holstein damit um fast 0,80 Punkte vor dem letztplatzierten Mecklenburg-Vorpommern (6,35 Punkte). Der Unterschied zwischen Platz 1 und Platz 16 ist dieses Jahr somit deutlich größer als noch während der Pandemie, als die Differenz auf 0,58 Punkte zusammengeschrumpft war. Vor der Pandemie lag die Kluft zwischen der glücklichsten und der unglücklichsten Region bei 0,68 Punkten. Mit dem Auslaufen vieler Corona-Maßnahmen ist die Ungleichheit zwischen den Ländern also nicht nur zurückgekehrt, sie hat sich verschärft und droht sich wegen der Krisenindikatoren Inflation, Reallohnverluste und Wirtschaftskrise weiter zu vergrößern.

Bayern schafft es mit 7,06 Punkten auf Platz 2. Den dritten Rang nimmt mit 6,98 Punkten Nordrhein-Westfalen ein. Das westliche und bevölkerungsreichste Bundesland steigt somit um drei Plätze im Vergleich zur Pandemiezeit 2020/2021 auf. Hamburg erreicht dieses Jahr mit 6,96 Punkten Platz 4, Hessen mit 6,82 Punkten Platz 6. Im Mittelfeld finden sich Niedersachsen und Baden-Württemberg mit jeweils 6,80 Punkten. Überraschend schwach schneidet Rheinland-Pfalz ab, das auf 6,65 Punkte kommt (Platz 11). Das benachbarte Saarland ist mit 6,49 Punkten auf Platz 15. Die Stadtstaaten Bremen (6,58 Punkte) und Berlin (6,53 Punkte) liegen wie üblich auf den unteren Plätzen des Glücksrankings. Mit Platz 12 beziehungsweise 14 berichten die Städter von einer etwas höheren Lebenszufriedenheit als in der Pandemie. Die eher unzufriedenen ostdeutschen Gebiete beginnen mit Sachsen auf Rang 10 (6,68 Punkte) und Thüringen mit 6,54 Punkten auf Platz 13. Mecklenburg-Vorpommern ist besonders abgeschlagen und das einzige Bundesland, dessen Bewohner 2022 sogar Lebenszufriedenheit im Vergleich zu 2020/2021 verloren haben: Mit 6,35 Punkten sind die Nordostdeutschen Schlusslicht.

Der Glücksatlas berechnet 2022 erstmals ein Glücksranking von 32 Regionen Deutschlands und liefert damit eine tiefere regionale Differenzierung der Bundesländer. Die bessere Datenlage und die neue Stichprobengröße machen das möglich. Kriterien für den Zuschnitt der Regionen sind: Verwaltungseinheit, kulturelle Einheit und ähnliche Bevölkerungsgröße.

Die größere regionale Untergliederung gibt tiefere Einblicke in die Bundesländer und auch in überregionale Zonen. Die 32er-Regionenaufteilung zeigt: Innerhalb mancher Bundesländer sind die Glücksdifferenzen größer als zwischen den Bundesländern: Nordhessen ist deutlich glücklicher als Südhessen, Südbaden ist zufriedener als Nordbaden. In anderen Bundesländern gibt es kaum Unterschiede wie zum Beispiel innerhalb Sachsens. Naturgemäß nimmt mit der größeren Anzahl der Regionen auch die Glücksdifferenz zwischen den Regionen zu: So beträgt der Abstand zwischen der glücklichsten Region Münsterland (7,44) und der unglücklichsten Mecklenburg (6,35) 1,09 Punkte.

Vom Glücksniveau lassen sich drei Kategorien ausmachen: erstens die Glücksregionen Schleswig-Holstein, Bayern-Süd sowie die Regionen rund um Westfalen. Zweitens das Mittelfeld mit großen Teilen Süddeutschlands, Nordrhein-Westfalens, Niedersachsens und Hamburg sowie auch Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Zu den Sorgenregionen gehören drittens im Osten Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen – im Westen Bremen und eine große zusammenhängende Region rund um Rheinland-Pfalz.

In den sogenannten »Glücksregionen« liegt die durchschnittliche Lebenszufriedenheit zwischen 7,04 und 7,44 Punkten. Dazu gehören Schleswig (7,21 Punkte) und Holstein (7,12 Punkte) im äußersten Norden sowie Bayern-Süd (7,13 Punkte) und Niederbayern (7,26 Punkte) im Südosten. Aber auch in der Mitte Deutschlands findet sich eine Glückszone: Beginnend im Westen mit dem Münsterland (7,44 Punkte) zieht sie sich über Westfalen (7,04 Punkte) bis nach Nordhessen (7,07 Punkte). Das »Mittelfeld« reicht von einer Punktezahl zwischen 6,88 bis 7,03 und lässt sich ebenso in drei zusammenhängende Gebiete aufteilen. Im Norden erstreckt sich die größte Zone von Niedersachsen-Nordsee (6,77 Punkte) über Niedersachsen-Hannover (6,83 Punkte) und Hamburg (6,96 Punkte) bis nach Sachsen-Anhalt (6,79 Punkte) und Brandenburg (6,87 Punkte). Die zweite »Mittelfeldregion« in der Lebenszufriedenheit liegt in Nordrhein-Westfalen mit Nordrhein-Köln (6,81 Punkte), Nordrhein-Düsseldorf (6,98 Punkte) und dem Ruhrgebiet (6,85 Punkte). Im Süden befindet sich die dritte Region, deren Bewohner mit ihrem Leben eher durchschnittlich zufrieden sind. Dazu gehören die Oberpfalz (6,95 Punkte), Franken (6,94 Punkte), Württemberg-Nord (6,90 Punkte), Württemberg-Süd (6,77 Punkte) und Südbaden (6,94 Punkte).

Die »Sorgenregionen« lassen sich in vier Gruppen einteilen. Die erste liegt im äußersten Nordosten und umfasst das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, wobei sich Vorpommern mit 6,64 Punkten deutlich vom Schlusslicht Mecklenburg mit 6,35 Punkten absetzen kann. Die Stadtstaaten Berlin (6,53 Punkte) und Bremen (6,58 Punkte) gehören zur zweiten Gruppe. Die Menschen aus Sachsen und Thüringen (6,54 Punkte) berichten ebenfalls von einer geringen Lebenszufriedenheit. Sachsen-Dresden (6,63 Punkte) und Sachsen-Leipzig (6,71 Punkte) unterscheiden sich hier nur wenig. Überraschend niedrig ist das Lebensglück im Südwesten: Das Saarland (6,49 Punkte), Rheinland (6,61 Punkte), die Pfalz (6,68 Punkte), Nordbaden (6,61 Punkte) und Südhessen (6,65 Punkte) bilden eine zusammenhängende und in ihrem geringen Lebensglück relativ homogene Region.

Das Wissen über das Glück wächst

Vorwort von Ruut Veenhoven

Dieser Glücksatlas ist Teil einer wachsenden Strömung innerhalb der empirischen Glücksforschung, in der Glück als Lebenszufriedenheit konzeptualisiert und anhand von Selbstberichten gemessen wird. Die ersten Studien dieser Art wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter Universitätsstudenten durchgeführt, und seit den 1960er-Jahren werden Glück und Zufriedenheit in allgemeinen Bevölkerungsumfragen thematisiert.

Die Zahl der wissenschaftlichen Veröffentlichungen zum Thema Glück hat seitdem stark zugenommen, wie die nachstehende Grafik zeigt. In diesem Jahr (2022) werden etwa 1.000 neue wissenschaftliche Beiträge zum Thema Glück erscheinen, die zu den 15.000 hinzukommen, die bereits in der Weltdatenbank des Glücks aufgeführt sind. Man kann sich fragen, wer all diese Informationen braucht, welche Gründe das hat und warum das Angebot immer weiter wächst.

Anzahl der Veröffentlichungen zum Thema Glück pro Jahr1

Quelle: World Database of Happiness.2

Wer braucht dieses Wissen über Glück und warum?

Es gibt im Wesentlichen drei unterschiedliche Nachfrager nach Wissen über Glück, die dieses Informationsangebot bedient: Einzelpersonen, Organisationen und Regierungen.

In der Regel wollen die Menschen ein zufriedenstellendes Leben führen und wünschen sich das auch für ihre Familie und Kinder. Aus diesem Grund sind sie an Informationen über Wege zu mehr Glück interessiert. Die Massenmedien befriedigen diese Nachfrage mit regelmäßigen Beiträgen über Glück, beispielsweise in Tageszeitungen und Frauenzeitschriften. Dabei stützen sie sich auf wissenschaftliche Studien. Dies ist vergleichbar mit Ratgebern für Gesundheit, die ebenfalls sehr gefragt sind und neue wissenschaftliche Erkenntnisse gern aufnehmen.

Die meisten Organisationen wollen etwas produzieren, das zum Glück ihrer Kunden beiträgt, und für einige Organisationen ist Glück das Hauptprodukt, zum Beispiel im Fall von Pflegeheimen für demente ältere Menschen, wo Glücksempfinden mit einer menschenwürdigen Versorgung korreliert.

Folglich wollen Organisationen wissen, wie sich ihr Produkt auf das Glück welcher Kunden auswirkt. Immobilienentwickler wollen beispielsweise in Erfahrung bringen, in welcher Art von Wohnung sich welche Art von Menschen am wohlsten fühlen. Dies ist ebenfalls vergleichbar mit Organisationen im Gesundheitswesen, die einen unstillbaren Bedarf an Informationen darüber haben, welche medizinischen Eingriffe für welche Patienten am erfolgversprechendsten sind.

Unabhängig von der Zufriedenheit ihrer Kunden sind Unternehmen auch an der Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter interessiert, da glückliche Mitarbeiter tendenziell produktiver sind. In der gegenwärtigen Situation des Arbeitskräftemangels ist die Mitarbeiterzufriedenheit deshalb besonders wichtig.

Nationale und regionale Behörden verfolgen mehrere Ziele, und das Glück der Bürger ist eines davon, gemäß dem utilitaristischen moralischen Credo, dass Regierungen das »größere Glück für eine größere Anzahl von Menschen« anstreben sollten.

Die Priorität, die dem Glück eingeräumt wird, hängt von der Vereinbarkeit mit anderen konkurrierenden Zielen ab, wie es beispielsweise politische Stabilität und Wirtschaftswachstum sind. Die Forschung hat aber auch gezeigt, dass es beträchtliche Synergien zwischen Glück und mehreren dieser anderen Politikziele gibt. So scheinen glückliche Menschen besser informierte Wähler und ehrlichere Steuerzahler zu sein.

Warum nimmt die Wissensproduktion über Glück kontinuierlich zu?

Haben die 15.000 verfügbaren Veröffentlichungen zum Thema Glück nicht alle Fragen beantwortet? Was können uns weitere 1.000 in diesem Jahr noch sagen? Die Erklärung liegt sowohl im Angebot als auch in der Nachfrage nach Wissen über Glück.

Auf der Angebotsseite liegt ein Hauptgrund darin, dass das Thema wissenschaftlich ausgereift ist und anfängliche Bedenken hinsichtlich der Messbarkeit widerlegt wurden, ebenso wie die theoretische Behauptung, dass Glück kurzlebig und relativ sei. Es hat sich eine Forschungsinfrastruktur mit regelmäßigen Umfragestudien, Fachzeitschriften und periodischen Berichten wie dem Glücksatlas entwickelt. Jetzt, da das Thema akademisch anerkannt ist, können Wissenschaftler ihre Arbeiten zum Thema Glück veröffentlichen und sind freier darin, ihrem Forschungsinteresse zu folgen.

Der bereits erreichte Reifegrad der Glücksforschung hat auch die Nachfrage nach Informationen über das Glück gefördert. Jetzt, wo das große Glück möglich und bis zu einem gewissen Grad auch machbar zu sein scheint, steigt das Interesse an spezifischem Wissen, ähnlich wie das bei der Gesundheitsforschung der Fall war. Betrachtet man speziell die oben erwähnten Nachfragegruppen des Glückswissens, so lassen sich weitere Trends feststellen:

Das Interesse an Wegen zu einem glücklichen Leben bestand schon immer zu allen Zeiten, ist aber in der modernen Multi-Optionsgesellschaft relativ stark ausgeprägt. Mehr denn je stehen die Menschen vor der Frage, wie sie ihr Leben gestalten sollen, und fragen sich folglich, wie sich Lebensentscheidungen auf ihr Glück auswirken werden, zum Beispiel ob sie Kinder haben sollten oder nicht, und wenn sie Kinder haben, ob sie sie auf ein möglichst hohes Bildungsniveau bringen sollten.

Dieser Trend zu mehr Wahlmöglichkeiten hält weiter an und führt zu einem grenzenlosen Bedarf an detaillierteren Informationen. Im Falle des Kinderkriegens wollen wir nicht nur wissen, ob Eltern tendenziell glücklicher sind als Nichteltern, sondern wir wollen auch wissen, wie sich die Elternschaft auf das Glück von Menschen wie uns ausgewirkt hat, das heißt von Menschen gleichen Alters, gleicher Bildung und gleichen Geschlechts, vorzugsweise auch von Menschen mit der gleichen Persönlichkeit. Dies ist vergleichbar mit der Entwicklung der »personalisierten Medizin«.