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Die Fortsetzung der erfolgreichen Romantasyreihe aus den USA – fesselnd, romantisch und hochdramatisch! Nur durch ihr Versprechen Grim zu begleiten, ist es Isla gelungen, den verheerenden Krieg zwischen Lightlark und den Nightshades zu beenden. Trotzdem zweifelt sie an ihrer Entscheidung. Einerseits kämpft sie gegen ihre Gefühle für Grim, den Feind. Andererseits musste sie mitansehen, welches Verderben ihre eigenen Kräfte anrichten können, und sie würde alles tun, um Lightlark und seinen König Oro zu schützen – notfalls auch vor sich selbst. Doch dann naht eine lange verborgene Gefahr, die größer ist als alles, was die Reiche bisher bedroht hat. Die Sicherheit von Lightlark und den anderen Völkern hängt nun allein von Isla ab. Wird sie die Welt retten – oder sie zerstören? Kann Isla ihre Liebe und Lightlark retten oder wird sie selbst zur größten Gefahr? - Der TikTok-Sensationserfolg geht weiter: voller Spannung, unvorhersehbarer Wendungen und aufwühlender Gefühle - Atemberaubende Romantasy für Jugendliche ab 14 - Mit beliebten Tropes wie Enemies to Lovers, Love Triangle, He falls first Alle Bände der ›Lightlark‹-Reihe: Band 1: Lightlark Band 2: Nightbane Band 3: Skyshade Die Bände sind nicht unabhängig voneinander lesbar.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 612
Veröffentlichungsjahr: 2025
Kann Isla Lightlark retten oder wird sie selbst zur größten Gefahr?
Zurück in Nightshade ist Isla von der brutalen Schlacht und den verheerenden Wahrheiten, die diese ans Licht gebracht hat, noch immer erschüttert. Und sie ist unsicher, ob ihre Entscheidung, mit Grim zu gehen, richtig war. Aber sie weiß auch: Sie musste es tun, um Lightlark und seinen König Oro zu schützen – notfalls auch vor sich selbst.
Nun versucht Isla verzweifelt, einen Weg zu finden, ihre Kräfte unter Kontrolle zu bekommen. Doch in der Zwischenzeit naht ein unheilvoller Sturm und mit ihm eine lange verborgene Gefahr, die größer ist als alles, was die Reiche bisher bedroht hat. Die Sicherheit von Lightlark und allen anderen Völkern hängt nun einzig und allein von Isla ab. Wird es ihr gelingen, ihre Welt – und ihre Liebe – zu retten?
Die Bestsellerreihe geht weiter – fesselnd, romantisch und hochdramatisch!
Von Alex Aster ist bei dtv außerdem lieferbar:
Lightlark (Band 1)
Nightbane (Band 2)
Emblem Island – Der Fluch der Nachthexe
Alex Aster
Band 3
Aus dem amerikanischen Englisch von Ulrike Köbele und Larissa Rabe
Für alle, die schon mal bei anderen nach Stärke gesucht und sie in sich selbst gefunden haben.
Isla Crown sah zu, wie der Mann, den sie liebte, verschwand, während die Welt um sie herum versank.
Der andere Mann, den sie liebte, hatte sie am Arm gepackt, wie in der verzweifelten Hoffnung, einen Traum festzuhalten, wenn man erwacht. Ihr drehte sich der Magen um, es dröhnte in ihren Ohren …
Das Klirren aufeinandertreffender Schwerter und das Geheul der Dreks verklangen.
»Du bist zu Hause«, sagte Grim und seine Stimme brach vor Erleichterung. Und dann war sie wieder am vertrauten Ort, an seiner Brust, ihre Wange an seinem Herz. Instinktiv sog sie seinen Duft ein und hielt ihn eng umschlungen.
Zu Hause. Etwas in ihrem Innersten öffnete sich.
Ein anderer Teil von ihr schreckte zurück.
Sie riss sich los und schaute an sich hinunter: Ihre Rüstung und ihre Hände waren voller Blut. Ihre Lippen schmeckten nach Salz – Schweiß und Tränen aus der Schlacht. Sie dachte an all die Dinge, die sie getan hatte, an alles, was sie ausmachte …
Am liebsten wäre sie weggerannt. Sie wollte diese Flure entlangstürmen wie an dem Tag, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren, sie wollte sich zurück nach Lightlark teleportieren, zurück in die Arme von Oro …
Aber sie war aus einem bestimmten Grund hier. Isla würde laut dem Orakelspruch entweder Oro oder Grim töten, so war es vorherbestimmt. Jetzt, wo sie wieder wusste, was sie in der Vergangenheit getan hatte, dass sie all diese Menschen getötet hatte, vertraute sie sich selbst nicht mehr. Vertraute nicht mehr darauf, dass sie den Sunling-König unversehrt lassen würde.
Grim trat langsam und zögerlich auf sie zu. Seine Stimme war sanft. »Herz.« Er streckte ihr die Hand entgegen, seine Knöchel waren aufgerissen und bedeckt mit Blut, das sowohl von ihm als auch von Oro stammen musste.
Herz. Das ihre war gespalten. Die eine Hälfte begehrte Grim mehr als alles andere – sie erinnerte sich. Die andere wollte ihm wieder eine Waffe in die Brust stoßen.
Sie ergriff seine Hand.
Grims breite Schultern sanken erleichtert herab, bis sie sagte: »Bring mich dorthin.«
Er wusste, was sie meinte. Sosehr sie ihn hassen wollte, sosehr sie sich wünschte, ein solcher Hass auf ihn würde in ihren Knochen Wurzeln schlagen und sie überwuchern wie einen vernachlässigten Garten: Grim kannte sie. Er kannte sie ganz genau. »Isla …«
»Bring mich dorthin!« Ihre Stimme war kehlig und rau. Sie hätte sich selbst teleportieren oder sich mithilfe seiner Macht dorthin versetzen können. Aber ihr wurde fast schlecht allein bei dem Gedanken daran, nach allem, was sie mit ihrer Macht angerichtet hatte, auch nur das kleinste bisschen davon erneut einzusetzen. Grim betrachtete sie noch einen Augenblick, dann schloss er seine Finger fester um ihre und das Zimmer verschwand. Ihr drehte sich erneut der Magen um.
Die ganze Landschaft war mit Asche bedeckt wie mit einer Schicht von vergiftetem Schnee. Die Häuser standen als verkohlte Gerüste da, einem Scheiterhaufen gleich. Kein Stein lag mehr auf dem anderen. Das Dorf war vollkommen zerstört.
Ihr Schrei drang durch die Stille wie eine Sense. Leichname, große wie kleine, lagen zusammengekrümmt am Boden, wo sie langsam zu Geröll versteinerten. Manche hoben sich nur noch als undefinierbare Umrisse von dem steinernen Untergrund ab.
Das warst du, sagte eine Stimme in ihrem Kopf. Monster.
Nein. Das hatte sie nicht gewollt, sie …
Bilder blitzten vor ihrem inneren Auge auf: Sie sah sich selbst bei ihrem ersten Besuch in diesem Dorf. Sie hatte es damals bereut und bereute es auch jetzt. Es schmerzte sie, es schmerzte ungeheuer; es war wie eine Wunde, die sich weigerte zu verheilen. Isla wollte bluten. Sie hatte es verdient zu bluten. Und doch war ihr Schmerz bedeutungslos – ihretwegen waren diese Menschen jetzt tot.
Wegen ihrer Macht.
Mit brennenden Augen wandte sie sich an Grim. »Du solltest mich einsperren. Ich bin – ich bin eine Verbrecherin. Ich bin schlimmer als jeder Dieb oder Mörder, ich …« Grim fing sie auf, bevor sie zusammenbrechen konnte.
»Es war keine Absicht«, sagte er und hielt sie fest an der Schulter gepackt.
»Tut Absicht etwas zur Sache, wenn Hunderte von Menschen tot sind?«, würgte sie hervor.
Seine Augen blickten traurig. »Ja, schon.«
Sie riss sich los. »Natürlich. Es war klar, dass du das sagen würdest.«
Tränen stiegen in ihr hoch und schnürten ihr die Kehle zu, als sie an die Schlacht um Lightlark zurückdachte: überall Blut und die Dreks, die mit ihren Klauen den Himmel zerfetzten. Der sterbende Ciel und Avel, die den Leichnam ihres toten Zwillingsbruders in ihren Armen wiegte. »Sie hätten nicht sterben müssen.« Ein Schluchzen stieg in ihr auf. »Warum, Grim? Warum hast du uns angegriffen?«
»Du weißt, warum.« Seine Stimme war ganz ruhig. Er trat näher, aber sie wich zurück und wahrte den Abstand zwischen ihnen.
Sie wusste es. Sie konnte das Geschehen beinahe vor sich sehen, das zu all diesen Toten geführt hatte – die unkontrollierbare Macht, die sie entfesselt hatte, um Grim zu retten, und wie sie selbst dabei umgekommen war.
»Du hättest es mir sagen können. Wir hätten darüber reden können! Wir hätten es Oro sagen können …«
»Oro wird sterben, wenn wir das Portal benutzen. Er hätte niemals zugestimmt.« Er schwieg einen Augenblick. »Du hättest niemals zugestimmt.«
Natürlich hätte sie nicht zugestimmt. Das Portal von Lightlark reichte bis in die tiefsten Fundamente der Insel. Es zu benutzen, würde für Lightlark das Ende bedeuten und auch für Oro, der als König mit der Insel verbunden war.
Sie schüttelte den Kopf und schreckte erneut vor dem Tod zurück, der sie umgab. »Hättest du wirklich zugelassen, dass Lightlark fällt? Hättest du die anderen Reiche in den Untergang und deines in eine Welt geführt, von der wir nichts wissen? Das alles nur für eine Frau?« Es ergab keinen Sinn.
Grim runzelte die Stirn. »Nicht für irgendeine Frau.« Er spie die Worte aus, als beleidigten sie ihn. Er trat zu ihr. »Für meine Ehefrau.«
Ehefrau. Das Wort setzte tausend Erinnerungen an sie beide frei, an das Jahr vor dem Centennial. Wie sie kämpften. Wie sie sich ineinander verliebten. Wie sie heirateten. Alles Momente, an die sie sich bis vor Kurzem nicht erinnert hatte. Frustriert kniff sie die Augen zusammen. »Du weißt, was ich meine. Für ein Leben setzt du Tausende aufs Spiel. Das ist kriminell. Selbstsüchtig. Monströs.«
Isla konnte spüren, wie Grim näher kam. Als sie die Augen öffnete, stand er direkt vor ihr. »Herz«, sagte er unerschütterlich. Die Stacheln auf seinen Schultern ließen ihn aussehen wie einen Dämon. Seine Rüstung war glitschig vor Blut und schimmerte im Mondlicht. »Wenn es ein Verbrechen ist, wegen einer Frau einen Krieg anzufangen, dann betrachte mich gern als Kriminellen.« Er trat noch näher. »Wenn es falsch ist, Tausende zu töten, um dich am Leben zu erhalten, dann betrachte mich als Schurken.« Nun musste sie den Kopf in den Nacken legen, damit sie ihn anblicken konnte. Er beugte sich hinunter und sein Atem drang heiß an ihren Mund. »Wenn es meinen Untergang bedeutet, dich so sehr zu lieben … dann betrachte mich als bereits besiegt.«
Ihre Stimme zitterte. »Das ist widerwärtig. Du – du bist ein Monster.« Noch während sie die Worte aussprach, wusste sie, dass sie sie zur Heuchlerin machten. Der Boden, auf dem sie hier standen, die Hunderte von Toten um sie beide herum … das hatte sie für ihn getan. Um ihn zu retten.
Wir sind Monster, Herzverschlingerin, hatte Grim zu ihr gesagt, damals, während des Centennials. Er hatte recht gehabt.
Aber das hieß nicht, dass sie sich nicht ändern könnte.
Grim hatte versprochen, den Krieg zu beenden, wenn sie mit ihm nach Nightshade zurückging. Und zu viele hatten bereits ihr Leben verloren. Lightlark war kurz davor gewesen, den Krieg zu verlieren. »Ruf dein Heer und die Dreks zurück! Sofort!«
»Das habe ich bereits getan.« In seiner Hand erschien das Schwert, das die geflügelten Bestien bändigte. »Der Krieg ist vorüber.«
Es war das Schwert, nach dem sie in der Vergangenheit gemeinsam gesucht hatten. Das Schwert, dessen Kräfte sie für Grim entfesselt hatte, damit er es einsetzen konnte.
Alles war ihre Schuld.
Die Dreks hatten so viele getötet. Isla hatte ihre Freunde als Herrscherin in das Blutvergießen geführt. Und die Streitkräfte ihres eigenen Mannes hatten sie niedergeschlagen.
Die Überlebenden würden sie für eine Verräterin halten. Sie mussten glauben, dass Isla sie die ganze Zeit über belogen hatte. Das schmerzte sie ungeheuer. Doch wenn die Sicherheit der Überlebenden all dieser Völker dadurch garantiert wurde, dass sie Grim folgte, dann waren ihre eigenen Gefühle unwichtig. »Befiehl allen Dreks, unter der Erde zu bleiben, und leg das Schwert zurück in das Versteck der Diebin. Schwöre, dass du es nie wieder benutzen wirst.«
Sie erwartete, dass Grim mehr Gegenwehr leisten würde, aber die Worte gingen ihm leicht über die Lippen: »Ich schwöre es.«
Sie ließ es drauf ankommen. »Schwöre, dass du nie wieder versuchen wirst das Portal zu benutzen.«
Diesmal sagte er nichts.
»Schwöre es!«
»Wenn ich das tue, wirst du hier sterben«, entgegnete Grim. »Wir alle werden hier sterben.«
Grims Leben war an das seiner Untertanen gebunden. Und jetzt waren alle Schicksale an Islas Leben gebunden. Sie ließ den Blick über die Leichen ringsum schweifen. So vielen Menschen hatte sie schon das Leben genommen. »Du hättest dich nicht an mich binden sollen.« Sie schloss wieder die Augen und Tränen liefen ihr übers Gesicht.
Grim strich ihr mit dem Daumen über das Kinn und wischte ihr die Tränen weg. »Ich würde es wieder tun«, sagte er und seine Stimme klang tief und rau an ihrem Ohr. »Ich würde es noch tausendmal tun, Herz, das sollst du wissen. Jedes einzelne Mal werde ich dich erneut der Welt vorziehen.«
Also lag es jetzt an ihr, die Welt zu retten.
Isla hätte sich monatelang in ihrem Zimmer einschließen und in Reue und Trauer versinken können. Das hatte sie schon einmal getan, damals, als ihr zum ersten Mal klar geworden war, was sie getan hatte.
Aber ihre Tränen würden Grim nicht davon abhalten, das Portal auf Lightlark zu benutzen. Sie würden ihr nicht helfen, die tödliche Prophezeiung des Orakels zu verstehen. Sie würden nichts daran ändern, dass durch ihren Tod Tausende dem Untergang geweiht waren. Das konnten nur Taten.
Also begrub sie ihre Gefühle so tief in sich, wie es ging, und beschloss, das Einzige zu tun, was Grim daran hindern konnte, noch einmal hinter ihrem Rücken Pläne zu schmieden. Sie musste an jedem einzelnen Treffen teilnehmen. An jedem einzelnen Ereignis. Die Rolle seiner Ehefrau spielen, denn das verschaffte ihr Zugang zu allem.
Und mit der Bestattungszeremonie am nächsten Morgen würde sie beginnen. Grim hatte ihr das gemeinsame Zimmer überlassen und sie erwachte bei Sonnenaufgang. Lynx hatte in den wenigen Momenten, in denen sie voneinander getrennt waren, beinahe Grims Stall zerlegt und nun beobachtete er sie von der Zimmerecke aus, während sie ihr Haar im Stil der Nightshade zu einem Kranz flocht. Seine grünen Augen schimmerten besorgt.
Sie wählte ihr Kleid mit Bedacht. Hier, wo sie von Feinden umzingelt war, musste sie sorgfältig darauf achten, wie sie sich präsentierte.
Das war auch der Grund, warum sie, als sie fertig war, mit zitternden Fingern nach der Kette mit der goldenen Rose griff. Sie war alles, was ihr von Oro geblieben war, ansonsten blieben ihr nur noch ihre Erinnerungen. Tränen rannen ihr über die Wangen, als sie den Verschluss öffnete und die Kette in ihre Tasche gleiten ließ.
Im Spiegel erkannte sie sich kaum wieder. Das Grün und Rot des Wildfolk waren nahezu vollständig verschwunden – ersetzt durch ein schwarzes Kleid, dessen Mieder mit einem hauchzarten, kaum erkennbaren Rosenmuster aus Glasperlen bestickt war. Sie sah aus wie die ergebene Gattin eines Nightshade.
Was natürlich eine Lüge war, dachte sie, während sie ein Portal erschuf und sich in Grims Waffenlager teleportierte. Dort fand sie den Vorrat des Heilelixiers, das das Wildfolk für die Schlacht hergestellt hatte. Das meiste davon war bereits aufgebraucht, aber sie nahm den Großteil dessen, was noch übrig war, zeichnete ihre Sternenpfütze und schickte es zur Krankenstation von Lightlark.
Es war ein Risiko, aber ohne das Heilmittel würden Hunderte verletzter Soldaten sterben. Das war das Mindeste, was sie tun konnte, nachdem sie sie überhaupt erst in diese Schlacht geführt hatte. Auf Nightshade gab es endlose Felder mit Nightbane, der Blume, aus der das Elixier hergestellt wurde. Es würde ihnen also nicht weiter fehlen.
Sie schloss das Portal und war gerade zurück in ihrem Zimmer, als Grim anklopfte.
»Du musst nicht hingehen«, sagte er, während er ihre verquollenen Augen betrachtete. Er hob die Hand, als wollte er ihr eine Träne vom Kinn wischen, schien sich jedoch eines Besseren zu besinnen, als er ihren Gesichtsausdruck sah.
Ihre Stimme war kalt. »Ich weiß. Ich gehe trotzdem.«
Auf Nightshade wurden Tote begraben. Krieger wurden auf einem heiligen Stück Land oberhalb der Küste zur letzten Ruhe gebettet und mit Aschehaufen bedeckt.
Die Luft roch nach Fleisch und Salz. Der Wind wehte ihr die Haare aus dem Gesicht und gab so den Blick auf die schwarzen Haarnadeln frei, die sie hineingesteckt hatte. Passend zu ihrem Cape waren sie mit schwarzen Diamanten verziert. Die Kette mit dem großen funkelnden schwarzen Diamanten, die Grim ihr geschenkt hatte, hing für alle sichtbar um ihren Hals.
Einige starrten den Stein mit großen Augen an. Sie hörte, wie darüber getuschelt wurde. Er war ein Symbol ihrer Ehe. Vielleicht hatten sie nicht geglaubt, dass sie und Grim wirklich verheiratet waren, bis die Kette es ihnen nun bestätigt hatte.
Doch es schien für die anwesenden Nightshade-Familien keinen Unterschied zu machen. Sie beäugten sie auch weiterhin voller Hass, während sie durch die Gräberreihen auf die frisch aufgehäuften Hügel zuschritt. Sie konnte es ihnen nicht verübeln.
»Verräterin. Du gehörst nicht hierher«, hörte sie jemanden raunen. Das stimmte. Sie gehörte nach Lightlark, wo sie den Tod all jener betrauern sollte, die an ihrer Seite gekämpft hatten. Stattdessen gab sie vor, ausgerechnet den Kriegern die letzte Ehre zu erweisen, von denen ihre Untertanen niedergemetzelt worden waren. Sie verspürte Abscheu, Hass und Wut inmitten der Familien, die um ihre Toten klagten.
Und Schuldgefühle.
Ihre Träume waren von Asche und Knochen erfüllt gewesen. Lynx hatte sie diesen Morgen mit einem sanften Kopfstoß geweckt. Ihr Bettzeug hatte auf dem Boden gelegen und ihre Arme waren voller Kratzspuren, als hätte sie in der Nacht gegen sich selbst gekämpft. Ihre Rippen schmerzten noch immer von den quälenden Schluchzern.
Nun schluckte sie diese Emotionen hinunter. Dies war nicht die Zeit, etwas zu fühlen. Nicht, solange diese zerstörerische Kraft in ihr dicht unter der Oberfläche brodelte und nur darauf wartete, entfesselt zu werden.
Während Grim der Toten gedachte, hing sie förmlich an seinen Lippen, klopfte jedes Wort nach einem Hinweis auf einen verdeckten Plan oder eine Drohung gegen Lightlark ab. Doch alles, was er von sich gab, waren Beileidsbekundungen. Hinter ihnen stand eine Reihe Krieger mit gesenkten Köpfen, die Schwerter tief in die Erde gesteckt. Als Grim geendet hatte, hob er die Hand und auf seinen Wink hin stieg etwas von der Asche, die die Gräber bedeckte, gen Himmel auf.
»Mein Hofstaat wird sich heute Abend im Thronsaal versammeln, um unser weiteres Vorgehen zu besprechen«, sagte er zu ihr, nachdem er jeder Familie persönlich kondoliert hatte.
Sie behielt ihre Gefühle wie von einem Schraubstock umschlossen im Griff, um bei ihm nicht die Frage aufkommen zu lassen, warum sie sich plötzlich dafür interessierte. »Ist dort auch Platz für mich?« Sie musterte sein Gesicht, auf der Suche nach einem Anflug von Verärgerung über ihre Bitte.
Sie fand nichts dergleichen. »Für dich ist immer Platz«, antwortete er. »Ich habe deinen Thron eigenhändig errichtet.«
Das hatte er: Jetzt fiel es ihr wieder ein. Grim hatte ihn aus seinen eigenen Schatten erschaffen.
Stunden später schritt sie wie ein Geist auf diesen Thron zu. Ihre Erinnerungen verschwammen, Vergangenheit und Gegenwart verschmolzen, bis sie nicht mehr auseinanderzuhalten waren.
Sie erinnerte sich an die Empörung, als Grim sie seinem Hof als seine Gemahlin – als seine ebenbürtige Gefährtin – vorgestellt hatte, bevor sie zum Centennial aufgebrochen waren. Grim hatte klargestellt, dass jeder, der sie nicht respektierte, nichts mehr auf Nightshade verloren hatte, und so war der Unmut nicht etwa ausgelöscht, nicht an der Wurzel gepackt und ein für alle Mal ausgemerzt worden, sondern hatte im Geheimen wie Unkraut weiterwuchern und gedeihen können.
Dieser Saal … diese Throne … Sie erkannte die Gesichter, die ihr finster entgegenblickten. Der Raum war bis auf den letzten Platz mit hochrangigen Soldaten und Edelleuten besetzt.
Sie verbeugten sich vor ihr, weil Grim sie andernfalls ausgeweidet hätte. Nur er blieb aufrecht stehen. Während sie auf ihn zuging, sah er sie mit einer Bewunderung an, die sonst den Göttern vorbehalten war. Doch hier waren keine Götter.
»Eure Herrscherin ist zurückgekehrt.«
Niemand wagte es, Protest zu erheben.
Aus der Ecke des Raumes beobachtete eine Frau das Geschehen, eine Hand auf die Stelle gelegt, wo sich die Krummschwerter auf ihrer Brust zu einem »X« überkreuzten. Isla verspürte einen Anflug des Wiedererkennens aus ihrer Vergangenheit. Die Frau war Grims Generalin, Astria. Sie hatte ihr langes schwarzes Haar zurückgekämmt und zu einem einzelnen Zopf geflochten. Ihre hohen Wangenknochen und ihre Blässe ließen ihr Gesicht noch ernster erscheinen.
Ihr Blick glitt zurück zu Isla, nachdem sie den Raum nach Gefahren für Grim abgesucht hatte, und ihre Augen verengten sich, als hätte sie gerade die größte Bedrohung von allen entdeckt. Von ihrer ersten Begegnung an hatte Isla gewusst, dass Grims Generalin sie nicht mochte … oder nein, das stimmte so nicht. Sie traute ihr bloß nicht.
Astria würde sich noch als Problem erweisen. Hier im Feindesland zu sein, bedeutete, dass Isla Grim anlügen musste. Sie würde ihr wahres Bestreben verbergen müssen, während sie herauszufinden versuchte, was ihre Optionen waren. Grims Verstand war durch seine Gefühle für sie getrübt, doch seine Generalin würde vollkommen klarsehen.
Isla erreichte das Ende des Ganges und Grim nahm ihre Hand. Er half ihr auf den Thron.
Schatten bewegten sich unter ihr, als wären sie Verlängerungen von Grim selbst, doch sie wagte nicht, auch nur die geringste Regung zu zeigen, während sich die Versammelten erhoben.
Isla verspürte den plötzlichen Drang, ihre Macht zu entfesseln. Sie war von Feinden umgeben. Einige Gesichter kannte sie nicht aus der Vergangenheit, sondern vom Schlachtfeld.
Für Oro würde sie es erdulden, zwischen ihnen zu sitzen. Sie würde ihre Pläne in Erfahrung bringen. Und falls sie ihn und Lightlark gefährdeten, würde sie sie aufhalten.
»Was nun?« Eine Stimme maßte sich an, die Stille zu durchbrechen. Isla kannte nur einen Soldaten, der töricht genug war, so offen zu sprechen. Sie fand den Ursprung der Stimme im Nu, einen Berg von einem Mann, der kaum zu übersehen war. Er trug eine Rüstung, die ihm auf den hünenhaften Leib geschmiedet war, und sein Haar verlief in einem schmalen Streifen über seinen Kopf. Obwohl seine Hände bedeckt waren, wagte niemand, ihm zu nahe zu kommen. Er war ein mächtiger Nightshade, der eine Person nur anfassen musste, um sie unter seine Kontrolle zu bringen. Eine Fähigkeit, die im Lauf der Jahrhunderte selten geworden war. Grim schenkte dem Mann keine Beachtung, doch dieser sprach unbeirrt weiter, als sei er lebensmüde.
»Wir waren dabei zu gewinnen. Glaubt nicht, wir wüssten nicht, warum wir uns zurückgezogen haben.« Er sah sie vielsagend an und sein Blick landete auf dem Stein zwischen ihren Schlüsselbeinen. »Diese Kette. Es ist verabscheuungswürdig, dass …«
»Tynan.« Grims Stimme war so kalt und schneidend wie die Schatten, die unter Isla zum Stillstand kamen. Niemand rührte einen Muskel. »Wie du dich sicher erinnerst, war mein Vater bekannt dafür, seinen Soldaten die Zunge abzuschneiden. Um Befehle zu befolgen, muss man nicht sprechen können, waren das nicht seine Worte?« Er runzelte die Stirn. »Es ist ein Wunder, dass er dir deine gelassen hat. Vielleicht wird es Zeit, das zu korrigieren.«
Tynan ließ sich davon nicht einschüchtern, auch wenn er seine metallbehandschuhten Finger wütend gegeneinanderkrachen ließ. Er war gefährlich. Allerdings nicht für Grim. Grims Macht war so unbestreitbar wie die Gezeiten. Seine Stärke war im gesamten Saal förmlich mit Händen zu greifen. Er konnte jeden Einzelnen von ihnen töten, ohne sich auch nur von seinem Thron zu erheben, und das wussten sie.
»Hunderte sind gefallen«, fuhr Tynan fort. Seine Stimme bebte vor Zorn. »Wegen einer Frau, wegen …«
Grim hob die Hand und Tynan erstarrte. Der Hüne gab ein ersticktes Gurgeln von sich. »Diese Frau ist meine Gemahlin«, sagte Grim in aller Deutlichkeit. »Und deine Herrscherin. Du dienst ihr.« Er lockerte seinen Griff und Tynan taumelte vorwärts. »Nun verneig dich.«
»Herrscher, ich …«
»Ich sagte: Verneig dich.«
Isla sah zu, wie der Mann mit hasserfülltem Blick auf die Knie sank.
»Tiefer.«
Der Mann legte die Hände auf den Boden, seine Panzerhandschuhe klirrten auf dem steinernen Untergrund.
»Tiefer.«
Tynans Schultern bebten vor kaum verhohlenem Zorn, als er die Stirn auf den Boden drückte.
»Nun«, sagte Grim und lehnte sich zurück. Seine Stimme nahm fast schon einen Plauderton an. »Mag sein, dass wir uns zurückgezogen haben … aber wir haben Lightlark nicht verloren.«
Isla wurde ganz starr.
Langsam drehte sie ihren Kopf in Grims Richtung. Er sah sie nicht einmal an. Panik breitete sich in ihrer Brust aus wie Gift. »Im Gegenteil«, fuhr er fort. »Wir haben unsere größte Chance zurückbekommen, die Insel zu erobern. Drei Herrscher haben Lightlark gegründet, darunter mein Vorfahr.« Jetzt erst drehte er sich zu ihr um. »Und ihrer.«
Isla hielt den Atem an.
»Der König von Lightlark ist in sie verliebt«, verkündete Grim, als sei dies ein Witz. Als sei sie eine Spionin, die geschickt worden war, damit sich Oro, König von Lightlark, in sie verliebte und sie Zugriff auf seine Macht erhielt. Der Hofstaat lachte. Die Soldaten begannen zu raunen. Islas Zorn verwandelte sich in einen Flächenbrand. Sie krallte die Finger in die Seiten ihres Throns, bis sich die scharfen Kanten der Schatten so tief in ihre Handflächen bohrten, dass sie beinahe zu bluten begannen. Isla wollte sie alle zum Schweigen bringen. Sie wollte sie in der Macht ertränken, die wie eine Sturmflut in ihr aufwallte. Sie wollte Grim erwürgen. Und das ganz besonders, als er ergänzte: »Jetzt haben wir alles, was wir brauchen, um Lightlark einzunehmen.«
Kochend vor Wut sah Isla zu, wie die Soldaten und Mitglieder von Grims Hofstaat aus dem Saal strömten. Es war ein Wunder, dass sie nicht längst in Flammen aufgegangen war. Endlich schlossen sich die Türen hinter den letzten von ihnen.
Im nächsten Moment hatte Grim Islas Klinge am Hals. Sie nagelte ihn regelrecht am Thron fest. Ihre Worte bebten vor Wut über seinen Verrat. »Du manipulativer, bösartiger …«
»So gern ich das Ende des Satzes auch hören würde«, entgegnete Grim, der sich an dem Dolch unter seinem Kinn nicht zu stören schien, »heb dir deine Beleidigungen lieber für ein anderes Mal auf, wenn du wirklich Grund hast, mich zu hassen.«
Sie fletschte die Zähne. Alles, was er von sich gegeben hatte …
»Ich habe nicht vor, Lightlark zu überfallen, Herz.«
Sie blinzelte ungläubig. »Du hast gerade selbst gesagt …«
»Ich weiß, was ich gesagt habe. Ich habe ihnen erzählt, was sie hören wollten, um Zeit zu gewinnen.« Er blickte ihr forschend in die Augen. »Das Portal hätte dich gerettet … und auch mein Volk.«
Sie ließ die Klinge ein winziges Stück sinken. Damit hatte sie nicht gerechnet. »Dein Volk? Wovor?« Früher waren die Dreks die größte Bedrohung gewesen, aber das war vorbei. Grim hatte sie unter die Erde verbannt und das Schwert wieder versteckt, so wie sie ihn gebeten hatte.
»Stürme«, sagte er schlicht. »Die tödlichsten, die du dir vorstellen kannst.«
Davon hörte sie zum ersten Mal. Und sie hatte Nightshade vor dem Centennial ein ganzes Jahr lang erkundet.
Er schien ihre Verwirrung zu spüren, denn er fügte erklärend hinzu: »Früher traten sie alle paar Jahrhunderte einmal auf, und das nicht mal regelmäßig, dann alle paar Jahrzehnte und inzwischen liegen nur noch einige Jahre dazwischen. Sie sind unvorhersehbar und werden von Mal zu Mal schlimmer. Hunderte sterben während der Sturmsaison.«
Hunderte? Sie runzelte die Stirn und er nickte.
»Es ist nicht nur das Wetter. Sie bringen Krankheiten mit sich. Und wilde Kreaturen. Ganze Dörfer wurden über Nacht von Bestien heimgesucht und dem Erdboden gleichgemacht. Die Stürme sind sogar noch tödlicher als die Flüche. Während eines solchen Sturmes sind die Dreks aufgetaucht und nie mehr verschwunden.«
»Woher weiß man, dass eine Sturmsaison bevorsteht?«
»Es gibt Anzeichen«, antwortete er. »Ein Wechsel in den Gezeiten. Manche Tiere graben sich ein. Die Stürme dauern etwa drei Monate an. Diesmal den gesamten Winter über, würde ich annehmen.«
Isla schluckte. Also schwebten Hunderte Nightshade in Gefahr.
Vielleicht waren sie auch längst dem Untergang geweiht. Es war ungewiss, wie lange sie selbst noch leben würde … Wenn sie Grim tötete, um die Prophezeiung zu erfüllen, würden sie alle sterben …
Nein. Sie weigerte sich, dieses Schicksal zu akzeptieren. Das Orakel hatte es aussehen lassen, als sei ihre Zukunft in Stein gemeißelt, aber wenn es einen Weg gab, sie abzuwenden, würde sie ihn finden.
»Ich helfe dir. Ich werde dir helfen, den Stürmen ein Ende zu setzen.«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Glaubst du etwa, das hätte ich nicht versucht?«
»Noch nie mit mir an deiner Seite.« Sie hatten schon einmal zusammengearbeitet. Die Erinnerungen daran raubten ihr für einen Moment die Sicht. Ihr Atem wurde ungleichmäßiger. »Lass es uns gemeinsam versuchen. Verschaff uns mehr Zeit, damit wir eine andere Lösung als das Portal finden können.«
Damit sieihr eigenes Schicksal ändern konnte.
Er zögerte. Dann nickte er.
Seufzend lehnte sie sich zurück, nur um festzustellen, dass sie immer noch auf ihm kniete.
Grims Blick wanderte langsam an ihrem Körper hinab und blieb am Saum ihres Kleides hängen, der ihren Oberschenkel hinaufgerutscht war. Ihre Haut prickelte vor Kälte.
Kurz stellte sie sich vor, wie seine Hand ihre Hüfte umfasste und sie an ihn zog. Sie stellte sich vor, wie sie den Rücken durchdrückte, sich das Kleid über den Kopf streifte und …
Es war nicht bloß eine Vorstellung. Es war die Erinnerung an etwas, das sie getan hatten. Ihre Wangen glühten. Grim beobachtete sie mit tiefschwarzen Augen, ohne die Hände von den Armlehnen seines Throns zu nehmen.
Er war ihr Feind. Ihre eigenen Gedanken widerten sie an.
Von wegen, sie musste ihre Gefühle begraben. Sie musste sie ersticken. Sie verbrennen.
Sie stand auf und strich ihr Kleid glatt. »Dann also morgen.« Sie schenkte ihm ihr liebenswürdigstes Lächeln. »Wenn ich herausfinde, dass deine Drohung gegen Lightlark ernst gemeint ist, lasse ich mir etwas einfallen, was ich mit all den hübschen Klingen anstellen werde, mit denen du mein Zimmer ausstaffiert hast.« Es gab ganze Reihen davon, alle perfekt gekrümmt, um in die vielen schmalen Taschen der Hosen zu passen, die in ihrem Kleiderschrank hingen. »Glaub nicht, dass ich dich nicht aufschlitzen würde, nur weil wir verheiratet sind.«
Erst als sie bereits an der Tür war, hörte sie ihn sagen: »Nichts anderes hätte ich von meiner Gemahlin erwartet.«
Bevor sie Grim half, den Stürmen Einhalt zu gebieten, musste Isla noch etwas für sich selbst tun.
Ihre Gefühle zu begraben, hatte nicht richtig funktioniert. Sie konnte sich auch nicht einfach darauf verlassen, dass es ihr gelingen würde, sie unter Kontrolle zu bekommen, und sie wusste jetzt, welche Zerstörungen diese Gefühle anrichten konnten, wenn sie sich mit ihren Kräften vermischten.
Isla musste sichergehen, dass sie nie wieder einen Unschuldigen tötete. Sie musste ihre Kräfte unbedingt zügeln.
Nur einer wusste, wie man einen solchen Zauber erschaffen konnte, und als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, hatte sie ihm einen Dolch ins Auge gestochen.
»Willst du mir das andere auch noch nehmen?«, fragte der Schmied. Er saß mit dem Rücken zu ihr in seiner Schmiede und polierte etwas auf der Werkbank. Selbst im Sitzen überragte er sie noch um mehr als einen Kopf.
Sie erinnerte sich, wie dieser gewaltige Mann sie durch seinen Wald gejagt hatte wie ein Beutetier, weil er ihr Blut gewittert hatte. Er war hinter dessen Kräften und Fähigkeiten her gewesen, um sie in seine Waffen einzuarbeiten. Damals hatte Isla noch geglaubt, sie wäre machtlos, und hatte nicht verstanden, warum er ihrem Blut so erbittert nachgejagt war, aber heute wusste sie es.
Es war riskant, herzukommen, ohne dass Grim Bescheid wusste. Der Schmied hatte mehr als einen Grund, ihr etwas anzutun.
»Falls du dich fragst, ob ich immer noch hinter deinem magischen Blut her bin – diese Furcht kann ich dir nehmen«, sagte er, ohne sich umzudrehen. »Zufälligerweise bist du die Letzte auf dieser Welt, die ich töten würde.«
Sie runzelte die Stirn und war ein bisschen gekränkt. »Weshalb?«
»Lebendig nutzt du mir mehr.«
Das ließ sie innehalten. »Und wofür genau willst du mich benutzen?«
Er antwortete nicht, sondern polierte ungerührt weiter.
Sie fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. Am besten kam sie gleich zur Sache.
»Ich brauche eine Möglichkeit, meine Kraft zu zügeln, sie zu kontrollieren. Kannst du so etwas anfertigen?«
Einst hatte sie davon geträumt, besondere Begabungen zu haben, doch nun, da sie Zugang zu mehr Macht besaß als irgendjemand sonst in allen Reichen, hätte sie alles getan, um sie wieder loszuwerden. Es hatte sie zu einer Waffe gemacht, die niemand – nicht einmal sie selbst – beherrschen konnte.
Die Bilder erschienen erneut vor ihrem inneren Auge. Asche. Die Umrisse von Leichen. Tod …
Der Schemel knarrte laut unter seinem Gewicht. »Mit dem richtigen Material könnte ich das. Es ist allerdings selten. Und sehr begehrt. Ich werde dafür andere Werke einschmelzen müssen.« Er betrachtete sie und als sein Blick auf ihre Halskette fiel, leuchtete sein Auge interessiert auf. Sie fragte sich, ob die Kette auch eines seiner Werke war. »Meine Hilfe hat allerdings ihren Preis.«
Sie würde nur zu gerne bezahlen, ganz egal was es kosten würde. Hauptsache, er half ihr, die Kraft, die wie Feuer in ihren Adern brannte, zu unterdrücken, damit sie endlich keine Angst mehr haben musste, dass jeder Stimmungsumschwung zu weiteren Toten führen könnte. »Gut. Wie viel?«
»Kein Geld. Ich will etwas, das nur du mir geben kannst.«
Isla erinnerte sich daran, was er gesagt hatte, dass sie nur lebend von Wert für ihn sei. Brauchte er doch frisches Blut? Ihre Hand schob sich langsam auf den Dolch zu, den sie am Bein trug. Er war der größte Mann, dem sie je begegnet war, und ihr kam der Gedanke, dass er ihren Schädel ohne große Anstrengung mit der bloßen Hand zerquetschen könnte. Sie fragte sich, ob jetzt ein guter Zeitpunkt war, um die Flucht zu ergreifen. »Was willst du?«
Der Schmied starrte sie so lange an, bis sie wegsah. Sein Auge loderte feurig. »Ich will, dass du mich tötest.«
Isla blinzelte. »Ich – ich bin nicht sicher, ob ich dich richtig verstehe.«
»Du verstehst mich absolut richtig.«
Sein Wunsch ergab keinen Sinn. »Wieso ich?« Er hätte über die Jahrhunderte hinweg auf vielerlei Arten und Weisen sterben können, wenn dies sein Wunsch war.
Dann erinnerte sie sich an das, was der Schmied gesagt hatte, nachdem sie ihm damals den Dolch ins Auge gestoßen hatte: »Dazu hättest du nicht in der Lage sein sollen.«
»Ein Herrscher lange vor Grimshaw hat mich verflucht, sodass ich nicht sterben kann. Er wollte, dass sein Volk für immer im Besitz meiner Fähigkeiten bleibt.« Der Schmied wies auf seine Werkstatt. »Niemand sonst auf der Welt kann das erschaffen, was ich kann. Das wusste er.«
»Und meine Gabe ermöglicht es mir, dich zu töten.«
»Die Gabe deines Vaters«, verbesserte er sie. Es war selten, dass Nicht-Herrscher mit besonderen Fähigkeiten zur Welt kamen, aber ihr Vater hatte eine solche außergewöhnliche Fähigkeit besessen: Er war immun gegen Flüche gewesen.
Der Schmied musste ihren Vater gekannt haben. Isla verspürte das starke Bedürfnis, ihn nach Einzelheiten auszufragen, ihn um jedes noch so kleine Detail über ihren Vater zu bitten, aber der Schmied schien nicht die Absicht zu haben, sich noch lange mit ihr zu beschäftigen, und sie hatte dringendere Angelegenheiten zu klären. Wie zum Beispiel, dass er von ihr verlangte, seinem Leben ein Ende zu setzen.
Isla wollte nicht, dass noch irgendjemand ihretwegen zu Tode kam. Das war ja schließlich der Grund, aus dem sie dieses Metall überhaupt benötigte.
Er schien ihre Unentschlossenheit zu spüren. »Gewähre mir die Gnade der Ruhe«, bat er. Isla fragte sich, wie es wohl sein musste, ewig zu leben. Niemals Ruhe und Frieden zu finden.
»Bist du dir sicher?«
Er nickte.
»Gut. Ich gebe dir bis zum Ende des Winters Zeit, um deine Meinung zu ändern. Wenn du es dann immer noch willst … werde ich es tun.«
Die hünenhafte Gestalt des Schmieds schien vor Erleichterung in sich zusammenzusinken. Dann wandte er sich wieder seiner Werkstatt zu.
Sie sah zu, wie er zwei Dolche von der Wand nahm, an der seine Werke hingen. Sie sahen uralt aus, ihre Griffe waren mit Symbolen bedeckt, die sie nicht entschlüsseln konnte, und ihre Klingen strahlten heller, als man das in ihrem Zustand erwartet hätte. Im Schein des Feuers schien das Metall beinahe zu leuchten. Ohne das geringste Zögern schmolz der Schmied die Waffen ein. Aus der Esse schossen Flammen hoch, Hitze erfüllte die Schmiede.
Ihm beim Gießen zuzuschauen, hatte etwas Hypnotisches. Der Schmied arbeitete meisterhaft und sorgfältig. Unter seinen Händen änderte das außergewöhnliche Metall seine Farbe, dann schmolz es vollends und funkelte in seiner neuen Form hell wie eine Schale voller Sterne. Er verwendete keine Gussform, sondern ließ das flüssige Metall in seine Hände fließen, ohne dass er sich verbrannte. Irgendwie war er imstande, es einfach so zu formen – das war seine Gabe.
Mit einem Mal bedauerte Isla, dass sie zugesagt hatte, ihn in wenigen Monaten zu töten.
Das Metall begann unter seinen Fingern auszuhärten. Ehe es erstarrte, gab er ihr ein Zeichen, die Arme auszustrecken. Sie gehorchte, obwohl sie insgeheim befürchtete, dass das immer noch glühende Metall sie verbrennen würde. Doch er lenkte es so um ihre Handgelenke, dass es ihre Haut nicht berührte. Mit einer ausholenden Handbewegung kühlte er das Metall vollends ab.
Damit war es vollbracht.
»Was ist das für ein Metall?«, fragte sie. Es schimmerte hell im Licht des Feuers, als wären tausend Diamanten darin eingelassen.
»Das ist Shademade«, antwortete er. »Aus uralter Macht gewonnen.«
»Und diese Armreife werden nicht zerbrechen?«
Er schüttelte den Kopf. »Nur die Person, die sie dir anlegt, kann sie wieder entfernen. Und ich. Meine Zauber enthalten immer einen Schutzmechanismus.«
Gut. Isla würde ihn allerdings in absehbarer Zeit nicht bitten, ihr die Armreife wieder abzunehmen. In dem Moment, als sie sich um ihre Handgelenke geschlossen hatten, war ihr eine Last von den Schultern genommen worden. Ihre Augen brannten vor unvergossenen Tränen.
Es war so … ruhig. Sie hatte schon fast vergessen, wie es gewesen war, als sie nicht die ganze Zeit endlose Verbindungen hatte unterdrücken müssen, die sich um sie herum bilden wollten. Es hatte funktioniert.
Ihre Kraft war verschwunden.
Grim bestand darauf, mit ihr zu Abend zu essen, ehe sie sich an die Arbeit machten. Sie stürmte einige Minuten verspätet herein, stellte aber fest, dass er vollkommen gelassen am anderen Tischende saß und damit zufrieden schien, eine Ewigkeit lang auf sie zu warten, wenn es sein musste.
Als sie eintrat, stand er auf und seine Augen weiteten sich ein wenig, als wäre sie etwas, das man einfach bestaunen musste. Er schien den Anblick ihres Kleides zu genießen – lang und mit Tausenden schwarzer Glasperlen besetzt –, das in ihrem Schrank auf sie gewartet hatte. Wie es schien, hatte er sein Versprechen eingelöst und einen persönlichen Schneider für sie besorgt, nachdem er so viele ihrer Kleider zerrissen hatte. Sie trug dieses Kleid, weil man es von ihr erwartete. Dass Grims Hofstaat ihre Motive noch stärker infrage stellte als ohnehin schon, konnte sie jetzt nicht gebrauchen.
Grim sah alles andere als misstrauisch aus. Er lächelte.
Dann fiel sein Blick auf ihre Armreife.
»Herzverschlingerin«, sagte er bedächtig und bei seiner tiefen Stimme wurde es ihr eng in der Brust. »Falls du dich erinnerst: Gleich neben deinen Gemächern befindet sich ein Wandschrank mit Schmuck für dich.« Das stimmte. Der Schrank war voll von jahrhundertealten Kleinodien, die meisten mit schwarzen Diamanten besetzt. Doch keiner der Steine dort hätte es mit dem aufnehmen können, den sie um ihren Hals trug.
Sie ignorierte Grim und das lächerliche Kribbeln, das schon der simple Klang seiner Stimme in ihr hervorrief, und ging zu ihrem Platz am gegenüberliegenden Ende der langen Tafel. Sie saßen beide an den Kopfenden, was das Abendessen ein wenig unpraktisch gestaltete. Doch als er weiterhin ihre Armreife betrachtete, war sie froh über den Abstand zwischen ihnen.
Plötzlich tauchte er neben ihr auf und griff sachte nach ihrem Handgelenk. Er gab einen ungehaltenen Laut von sich, als er das Metall berührte. »Was hast du getan, Herz?«
»Das, was ich tun musste«, antwortete sie und richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Kelch mit Wein vor ihr, der leicht blumig duftete. Sie trank einen Schluck.
»Du brauchst dich nicht zu verstecken«, sagte Grim. »Nicht vor mir. Nicht hier. Nie.«
Sie wollte entgegnen, dass sie sich hier am allermeisten verstecken musste, denn obwohl sie ihn hasste, liebte sie ihn, und diese Liebe hatte dazu geführt, dass sie Entsetzliches getan hatte.
Sie wollte ihm sagen, dass sie sich lebhaft und in allen Einzelheiten erinnerte. Daran, wie sie das Abendessen komplett hatten ausfallen lassen, wie Grim den Raum in Schatten gehüllt und sie auf genau diesen Tisch hier gelegt hatte und …
Grim musste die Veränderung in ihren Gefühlen gespürt haben, denn seine Augen wurden dunkler, als ob auch er sich erinnerte.
Er blickte auf die Tischkante, als könnte er die Erinnerung sehen und schmecken.
Isla schluckte und sein Blick glitt zu ihrem Hals. Ihre Kette fühlte sich plötzlich sehr schwer an, obwohl sie sie bisher nur selten gestört hatte. Ihre Haut prickelte und …
»Du hast dem Schmied einen Besuch abgestattet«, unterbrach er ihre Gedanken. Sie stritt es nicht ab. Grim runzelte nur die Stirn, dann kehrte er zu seinem Platz auf der anderen Seite des Tisches zurück. Sie aßen schweigend und das Essen war perfekt. Er hatte dafür gesorgt, dass ihre Lieblingsspeisen zubereitet worden waren – geschmortes Gemüse, gewürztes Getreide, gebutterte Kartoffeln. Doch sie sagte nichts und überließ es Grim, die Spannung zu überwinden.
»Dein Leopard hat den Gärtner gebissen«, verkündete er schließlich. Nachts schlief Lynx bei Isla, aber heute hatte sie ihn tagsüber frei herumlaufen lassen.
Isla runzelte die Stirn. »Was hat der Gärtner ihm denn getan? Lynx beißt nicht, wenn man ihn nicht provoziert.«
Grim kniff die Augen zusammen. »Das Biest hat auch versucht mich zu beißen. Und ich habe ihm nichts getan, im Gegenteil, sondern ihm Obdach und Futter gegeben.«
»Du provozierst ihn allein durch deine Anwesenheit.« Sie trank noch einen Schluck Wein.
Grim lehnte sich zurück, griff nach seinem eigenen Wein und ließ ihn wie beiläufig im Glas kreisen. »So läuft das also jetzt? Du tust so, als ob du mich hasst?«
Augenblicklich sprang sie von ihrem Stuhl auf. »Ich tue nicht nur so«, fauchte sie und blitzte ihn an.
Er erhob sich ebenfalls. »Tatsächlich? Ich kann deine Gefühle spüren, Herz. Wenn du schon lügen musst, dann solltest du besser darin werden.«
Ihre Hände an ihren Seiten zitterten vor Wut. »Ich lüge nicht«, hielt sie mit erhobener Stimme dagegen. »Du belügst dich nur selbst, wenn du geglaubt hast, einen Krieg anzufangen, würde mich hierher zurückbringen und mich zu deiner liebenden, ahnungslosen, naiven Ehefrau machen!«
Schlagartig war er vollkommen ernst. »Ich habe keinen Krieg angefangen, um dich hierher zurückzubringen. Ich habe versucht dich zu retten.«
»Und – wie hat es geklappt?«, wollte sie wissen. Ihre Stimme hallte im Raum wider.
Grim schwieg. Seine Augen glitzerten nicht mehr, jegliches Licht in ihnen war erloschen. Sie hatte ihn verletzt. Gut so!
Schwer atmend starrten sie einander von ihrem jeweiligen Tischende aus an. Ihr Herz hämmerte.
Sie wollte ihn noch mehr verletzen.
Sie wollte sich in seine Arme werfen.
Sie bestand aus zwei Personen – es gab die Isla vor dem Centennial, die den Nightshade-Herrscher geheiratet hatte, und die Isla danach, die gegen ihn gekämpft hatte.
»Ich – ich kann das nicht«, sagte sie und das war ihr voller Ernst. Sie konnte nicht hier sitzen, zu Abend essen und so tun, als wäre Grim nicht Tage zuvor noch ihr Feind gewesen. Sie konnte nicht so tun, als wäre er nicht noch immer ihr Feind.
Sie konnte nicht so tun, als gäbe es keine Prophezeiung, die besagte, dass es genauso wahrscheinlich war, dass sie Oro töten würde, wie dass sie Grim töten würde.
Sie eilte zur Tür. Grim erschien in dem Augenblick neben ihr, als sie nach der Türklinke griff.
»Bitte«, sagte er mit verzweifelt aufgerissenen Augen, »bitte geh nicht. Es tut mir leid. Hass mich ruhig.« Sein Tonfall war flehend. »Hass mich so viel du willst. Hass mich auf ewig. Aber – aber geh nicht fort.« Er trat einen Schritt auf sie zu. »Ich liebe dich, Isla. Ich brauche dich.«
Auch wenn sie nicht seine Fähigkeit besaß, Gefühle zu lesen, wusste sie, dass er am Boden zerstört war. Es stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Sie wusste, dass sie wirklich sein Herz war, der Mittelpunkt seines Lebens. Sie war ihm entrissen worden. Sie hatte ihn verlassen. Sie hatte sich für Oro entschieden und das hatte ganz klar Spuren hinterlassen.
Aber das hatte er sich alles selbst zuzuschreiben.
Ihre Stimme zitterte, als sie sagte: »Du hattest mich. Und du bist selbst schuld, dass du mich verloren hast.«
Sie hatte nicht geglaubt, dass seine Verzweiflung noch größer werden könnte, doch das tat sie. Und als sie sich diesmal an ihm vorbeidrängte, hielt er sie nicht zurück.
Isla betrachtete die Kette an ihrem Hals und wünschte, sie wäre imstande, sie abzureißen.
Sie konnte das hier nicht. Grim gegenübersitzen, in dem Zimmer schlafen, das sie einst geteilt hatten – es war zu einfach, in die Routinen der Vergangenheit zu verfallen. Zu einfach, zu vergessen, dass die Hälfte ihres Herzens jemand anderem gehörte – jemandem, nach dem sie sich so sehr sehnte, dass sie in jedem Moment, seit sie von ihm getrennt war, gegen den Drang ankämpfen musste, zu ihm zurückzurennen.
Oro. Ihre Augen brannten bei dem Gedanken an ihn. Sie wurde die Erinnerung nicht los, wie er sie angesehen hatte, als sie Grims Hand genommen hatte. Niedergeschmettert, am Boden zerstört. Selbst als sie schon fast fort waren, hatte er noch die Hand nach ihr ausgestreckt.
Er hatte die Hand nach ihr ausgestreckt.
Es war erst zwei Tage her, doch es fühlte sich an wie ein ganzes Leben. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, ihre malträtierten Handflächen schrien vor Schmerz. So hätte die Schlacht nicht ablaufen sollen.
Eigentlich sollte sie jetzt ganz woanders sein, nur sie und er, inmitten von goldenem Sand. Oros liebste Person an seinem liebsten Ort. Sie schloss die Augen und konnte es beinahe sehen, beinahe fühlen: ihre Wange an seiner warmen Brust, seine Hand, die träge über ihren nackten Rücken strich, die unbarmherzige Sonne, die ihr auf den Körper brannte.
Sie schlug die Augen wieder auf.
Stattdessen war sie hier, in diesem kalten Schloss. Blickte sich selbst im Spiegel an. Und wünschte, sie hätte niemals zugestimmt, diese verdammte Kette anzulegen.
Das Ding ließ sich durch nichts zerstören, sie hatte es versucht. Erst nach ihrem Tod würde sich der Verschluss öffnen.
Also bald.
Sie biss die Zähne zusammen. Genug. Sie hatte keine Lust mehr zu spekulieren, wie viel Zeit ihr noch blieb, was die Prophezeiung bedeutete oder ob sie ihr Schicksal überhaupt ändern konnte. Sie brauchte Antworten.
Nur leider war die einzige Person, die sie ihr hätte geben können – das Orakel, das die Prophezeiung ausgesprochen hatte –, inzwischen tot.
Seufzend ging sie zum Kleiderschrank und hielt dann mitten in der Bewegung inne.
Das Orakel war tot … aber es hatte Schwestern. Andere Orakel, die seit Tausenden von Jahren nicht mehr erwacht waren. Cleo hielt sie gefangen.
Etwas, das sich gefährlich nach Hoffnung anfühlte, begann sich in ihr zu regen.
Wenn es ihr gelang, Cleos Flotte zu finden und über sie an die Orakel zu kommen … konnten diese ihr sagen, was es mit der Prophezeiung auf sich hatte. Wie viel Zeit ihr noch blieb. Und vielleicht sogar, wie sie ihr Schicksal abwenden konnte.
Es war riskant. Cleo war nun mehr denn je ihre Feindin. Und Isla verfügte über keinerlei Macht mehr; sie wäre leicht zu töten, sofern sie es denn schaffte, die Flotte des Moonlings ausfindig zu machen. Cleos Schiffe konnten überall sein. Wahrscheinlich waren sie längst auf dem Weg zum Moonling-Neuland.
Nein, dämmerte ihr. Nicht die Cleo, die sie erst kürzlich kennengelernt hatte. Diese Cleo wollte nichts sehnlicher, als durch das Portal zu treten; nur so würde sie ihr Kind wiederbekommen. Sie würde sich nicht einfach auf ihre Isle zurückziehen – sie hatte garantiert einen Plan. Grims Teleportationsgabe war unerlässlich, um in die Anderwelt zu gelangen. Cleo würde versuchen Grim umzustimmen.
Also war der Moonling vermutlich auf dem Weg nach Nightshade.
Mit leisen Schritten lief Isla im Zimmer auf und ab. Selbst wenn sie richtiglag – das Meer war riesig. Die Reise von Lightlark nach Nightshade würde dauern.
Wenn sie doch nur fliegen könnte. Jetzt wünschte sie, sie hätte ihre Macht nicht aufgegeben.
Natürlich konnte sie erneut den Schmied aufsuchen. Er konnte ihr die Armreife abnehmen, ohne Probleme. Sie konnte sie sich hinterher sogar wieder anlegen lassen …
Isla packte den Gedanken bei der Wurzel und verwarf ihn. So würde es nämlich anfangen. Sie würde Ausrede um Ausrede, Begründung um Begründung finden, bis sie die Armbänder kaum noch tragen würde.
Bis wieder etwas Schreckliches geschähe.
Die Asche. Die Zerstörung. Die Leichen …
Nein. Sie brauchte ihre Macht nicht. Den Großteil ihres Lebens war sie ohne sie ausgekommen.
Sie würde Cleos Flotte auch so finden.
Ein Blumenstrauß lag vor ihrer Tür. Dunkelrote Rosen. Am liebsten hätte sie sie verbrannt.
Eine Nachricht war daran befestigt. Sie war in seiner gestochen scharfen Handschrift verfasst, genau wie damals während des Centennials die Einladungen zu seiner Wettkampfaufführung.
Es tut mir leid, stand dort. Komm wieder zum Abendessen. Bitte.
Das hatte sie gewiss nicht vor. Sie hatte die Blumen nicht angerührt.
Als sie auf Lynx ausritt, um in Gedanken durchzugehen, welche Möglichkeiten es gab, Cleos Flotte aufzuspüren, kam ihr plötzlich noch eine andere Kreatur in den Sinn.
Ein winziges Bündel Schuppen.
Den Rest des Tages brachte sie damit zu, überall im Schloss nach ihm zu suchen, aber vergebens. In den Stallungen war er auch nicht. Als sich der Nachmittag dem Ende neigte, machte sich ein schmerzhaftes Ziehen in ihrer Brust breit.
Wo war er?
Grim wirkte deutlich zu erfreut, sie an diesem Abend zu sehen. Er erhob sich sofort, als sie eintrat, und teleportierte sich auf ihre Seite des Tisches, um den Stuhl für sie herauszuziehen.
Die ersten Minuten aßen sie schweigend: Er sah ständig auf und musterte sie eingehend, als führe er Buch darüber, was ihr schmeckte und was nicht; sie bemühte sich nach Kräften, sich nicht davon beeindrucken zu lassen, dass er jeden Gang minutiös geplant hatte, damit möglichst viel darin enthalten war, was sie mochte. Mal wieder. Kräftig gewürztes und gut durchgebratenes Geschnetzeltes, luftiges Getreide, in Spiralen geschnittenes Wurzelgemüse. Zum Nachtisch gab es ein Schokoladendessert. Was auch sonst.
Ihm so nah zu sein, weckte Erinnerungen in ihr, die anschwollen wie ein Meer und sie zu verschlingen drohten. In einigen kam die winzige Kreatur vor.
»Wo … wo ist er?«, fragte sie mit sinkender Hoffnung. Was, wenn der kleine Drache tot war? Sie hatte seinen Namen ewig nicht mehr ausgesprochen. »Wraith.« Bei dem Wort brach ihre Stimme.
Grims Grinsen beruhigte sie. Er hatte den kleinen Kerl nicht unbedingt gemocht, aber so kaltherzig war er nun auch wieder nicht, dass ihm dessen Tod ein Lächeln aufs Gesicht zaubern würde.
»Ich habe mich schon gefragt, wann du dich nach ihm erkundigen würdest.«
»Ich habe im ganzen Schloss nach ihm gesucht.«
Grim gab einen amüsierten Laut von sich. »Er schläft nicht mehr drinnen.«
Sie erinnerte sich an Grims finstere Blicke, wenn der kleine Drache mal wieder seinen Platz im Bett eingenommen hatte. Aufgebracht funkelte sie ihn an. »Warum nicht?«
»Ich zeige es dir.« Isla folgte ihm aus dem Esszimmer auf einen breiten geschwungenen Balkon. Die salzige Luft stach ihr in die Nase, ihr Haar peitschte hinter ihr wild hin und her. Sie kniff die Augen zusammen. Alles, was sie sah, war das endlose Meer. »Warte hier«, sagte Grim, bevor sie Fragen stellen konnte. Dann war er verschwunden.
Isla trommelte ungeduldig mit den Fingern auf die steinerne Brüstung. Sie hoffte, Grim hatte Wraith in ihrer Abwesenheit gut behandelt. Er war nun mal eine winzige Kreatur, die dringend auf Hilfe angewiesen war.
Sie dachte an den Tag zurück, als sie ihn gefunden hatte. Sein Beinchen war verletzt gewesen und er konnte kaum laufen. Sie hatte ihn langsam mit dem Wildling-Elixier geheilt. Er schrie und heulte jedes Mal, wenn sie die Nightbane-Salbe auftrug, und danach hielt sie ihn in den Armen, bis er einschlief. Er war klein genug, um auf ihrem Brustkorb Platz zu finden, und dort lag er auch am liebsten, obwohl Grim sich grummelnd beschwerte, dass der Drache ihm die Frau gestohlen hätte.
Dieser Moment, dieses Leben hatte sich einmal wie ein Zuhause angefühlt. Nun verspürte sie bei der Erinnerung daran nichts als Leere.
Sie beugte sich über die Brüstung und fragte sich gerade, warum Grim ihr aufgetragen hatte, ausgerechnet hier zu warten, und weshalb das so lange dauerte, als ein plötzlicher Windstoß sie umwarf.
Der steinerne Boden bohrte sich schmerzhaft in ihren Rücken, als sie der Länge nach hinschlug.
Schwingen, wie aus Mitternacht gemeißelt, schoben sich vor den Mond und warfen krallenbewehrte Schatten auf den Balkon. Mit jedem Schlag flatterte ihr Haar hinter ihr. Klauen, fast so lang wie ihr Körper, bohrten sich mit einem schauerlichen Knirschen in die Brüstung, wobei sich einige Mauerbrocken lösten und ins Meer stürzten. Die Klauen kamen ihr bekannt vor. Eine war ein winziges bisschen schief.
Wraith.
Das kleine Schuppenbündel war nun ein ausgewachsener Drache. Und Grim ritt auf ihm.
Sie lag immer noch flach auf dem Rücken und wagte nicht, sich zu rühren, während der Drache den Kopf senkte, um sie zu begutachten. Ihre Hand zitterte, als sie sie langsam ausstreckte und sein Gesicht berührte. Seine Schuppen waren kalt. Er schnupperte an ihr.
Dann legte er den Kopf in den Nacken und schrie himmelwärts. Sie rappelte sich hoch, wurde jedoch im nächsten Moment durch einen Nasenstüber des Drachen wieder von den Füßen gerissen und segelte durch die Luft. Wraith fing sie mit dem Nacken auf und sie rutschte seine rauen Schuppen hinab. Kurz bevor sie abstürzte, bekam Grim sie an der Rückseite ihres Kleides zu fassen. Glasperlen lösten sich und flogen in alle Richtungen davon, während Grim Isla packte und vor sich setzte. Wraith sandte ein übermütiges Kreischen zu den Sternen hinauf.
Grims Augen schienen im schwachen Licht des Nachthimmels zu glitzern. »So glücklich habe ich ihn noch nie gesehen.«
Isla starrte ihn fassungslos an. »Wie …? Es ist doch erst ein paar Monate her. Er …«
»Ist gewachsen.«
Was für eine Untertreibung.
»Möchtest du auf ihm reiten?«, fragte Grim.
Nein, natürlich wollte sie das nicht, denn das war nur eine weitere Form des Fliegens, was sie ganz entschieden hasste. Doch ehe sie antworten konnte, erhob sich Wraith bereits in die Lüfte. Grim legte ihr gerade noch rechtzeitig den Arm um die Taille, sonst wäre sie wohl unten auf der Klippe zerschellt.
Ihr Schrei ging im Rauschen des Windes unter, während Wraith zu den Wolken hinaufschoss. »Gut festhalten«, raunte ihr Grim ins Ohr, was bedeutete, dass sie sich an ihm festhalten musste.
Sie saß mit dem Gesicht zu ihm, fest an seinen Oberkörper gepresst, den Kopf an seiner Brust vergraben. Ihre Beine waren um seine Hüften geschlungen.
Sie war nicht gerade glücklich darüber, aber sie wagte auch nicht, den Griff zu lockern, denn die Alternative wäre, in die Tiefe zu stürzen. Sie verschränkte die Knöchel hinter Grim und spürte, wie er unter ihr ganz starr wurde.
Das hier fühlte sich so vertraut an. Obwohl ihr Magen vor Angst Purzelbäume schlug, erwachte in ihr auch ein Funke von etwas ganz anderem. Seine Nähe betörte ihre Sinne. Er roch nach Seife und Stürmen und seinem ganz eigenen Aroma und sie kämpfte gegen den Impuls, ihre Lippen an seinem Hals, seinem Kinn entlangwandern zu lassen. Ihn schien es ebenso viel Kraft zu kosten, sich zurückzuhalten.
Nein. Er war ihr Feind. Sie hasste ihn.
»Wraith«, sagte Grim schließlich. Seine Stimme war ein dunkles Flüstern an ihrem Ohr, das ihr wie ein Schauer den Rücken hinablief, während er den Drachen aufforderte, sie abzusetzen. Die Landung war alles andere als sanft und Isla wurde durch den Aufprall noch fester gegen Grim gedrückt. Sie gab eine Art Wimmern von sich, Grim ein leises Knurren.
Dann drehte sich Wraith auf die Seite und Isla plumpste so würdevoll wie ein nasser Sack zu Boden. Sie konnte es ihm nicht übel nehmen, schließlich war er noch jung. Wraith schenkte ihr ein zähnefletschendes Grinsen, was mit absoluter Sicherheit ein furchterregender Anblick gewesen wäre, wenn sie darin nicht den kleinen Drachen von früher wiedererkannt hätte. Er beugte sich vor, um seinen Kopf an ihrem zu reiben, und sie landete prompt wieder auf dem Hintern.
Grim mühte sich vergeblich, sein Lachen zu verbergen, als er ihnen von der anderen Seite der Lichtung aus zuschaute. »Er muss sich noch an seine Größe gewöhnen.«
Wraith schnaubte, als hätte er ihn verstanden. Dann tat der Drache etwas, womit Isla am allerwenigsten gerechnet hatte: Er rollte sich genüsslich auf den Rücken.
Grim seufzte schicksalsergeben. »Du Frechdachs«, sagte er. Dann tat Grim etwas, womit Isla am allerwenigsten gerechnet hatte, denn er fing an, dem Drachen den Bauch zu kraulen.
Wraith’ Bein wippte vor Vergnügen, während Isla nur dastand und mit offenem Mund zusah.
Grim zuckte mit einer Schulter. »Das war leichter, als er noch die Größe eines Schildes hatte.«
»Und wie kommt es, dass er jetzt die Größe eines Hügels hat?«
Grim kraulte weiter, während er sich zu ihr umdrehte. »Es war schwer, ohne dich zurückzukehren«, sagte er leise. Sein Tonfall verriet ihr, dass schwer noch milde ausgedrückt war. »Wir haben dich vermisst.« Er sah Wraith an.
»Ihr habt eine Bindung aufgebaut«, stellte sie staunend fest, als ihr ihre eigene Verbindung zu Lynx in den Sinn kam.
Er nickte. »Das hat er gebraucht, um zu wachsen. Es ging rasend schnell.«
Ein plötzliches überwältigendes Glücksgefühl schoss in ihr hoch. Sie freute sich aufrichtig, dass die beiden eine solch innige Beziehung zueinander entwickelt hatten. Dass sie beide jemanden gefunden hatten, an den sie sich anlehnen und auf den sie sich verlassen konnten.
Das Gefühl verflog jedoch gleich wieder, als Isla sich erinnerte, warum genau er ohne sie zurückgekehrt war. Er hatte ihr die Erinnerungen genommen. Er hatte sie bei seinen Plänen außen vor gelassen. Er hatte eine Entscheidung nach der anderen ohne sie getroffen.
Er schien ihren Stimmungswandel zu bemerken. Mit ernster Miene kam er auf sie zu und tat noch etwas Unerwartetes. Langsam, ohne den Blick von ihr abzuwenden, sank er auf die Knie und neigte den Kopf. Er war so groß, dass seine Augen selbst jetzt noch auf Höhe ihrer Brust waren. »Es tut mir leid«, sagte er. »Vom Moment meiner Rückkehr an habe ich bereut, dass ich dir deine Erinnerungen genommen habe, und das jeden einzelnen Tag. Es war meine Schuld, dass all das passiert ist. Ich … alles, was ich wollte, war, dich zu beschützen.«
»Indem du mich angelogen hast?« Ihre Stimme war so scharf wie die Klinge an ihrem Oberschenkel. »Indem du mich in eine Schachfigur verwandelt hast? In eine ahnungslose Marionette?«
»Das habe ich nicht …«
»Doch, das hast du«, hielt sie dagegen. »Du hast es wieder und wieder getan und ich Närrin habe dir geglaubt.« Er zuckte zurück, als hätte er sich an ihren Worten verbrannt.
Isla schloss die Augen. Sie wollte ihn dort knien lassen. Ihm sagen, wie sehr sie ihn hasste.
Aber andererseits könnte sie seine Reue auch zu ihrem Vorteil nutzen.
»Wenn es dir wirklich leidtut, dann schwöre, dass du nie wieder etwas hinter meinem Rücken tun wirst. Schwöre, dass du niemals einen Plan umsetzt, ohne mir davon zu erzählen. Schwöre es bei unserer Ehe.« Sie umklammerte den Stein an ihrem Hals.
Grim richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Er presste seine Hand auf ihre, auf den schwarzen Diamanten, der nun allzeit sichtbar war. »Ich schwöre es, Herz.«
Worte waren Schall und Rauch, das wusste sie, doch sie sah ihm seine Reue an. Sie wusste, wie viel ihm ihre Ehe bedeutete.
Sie hoffte, es würde ausreichen, um ihn davon abzuhalten, die Welt in Schutt und Asche zu legen, und sei es nur, damit sie bei ihm blieb.
Und eigentlich sollten sie ja zusammenarbeiten. »Du hast gesagt, die Stürme bringen tödliche Kreaturen mit sich. Was für welche? Und wo tauchen sie auf?«
»Ich kann dir morgen einen Ort zeigen, den es besonders schwer getroffen hat, wenn du möchtest.«
Sie nickte. Sie wollte es mit eigenen Augen sehen. Sie wollte die Stürme verstehen und auch die Verwüstung, die sie anrichteten.
Außerdem wollte sie Grim ablenken, damit er nichts von ihren Plänen mitbekam. Denn als sie zum Schloss zurückflogen, beobachtete Isla aufmerksam jede seiner Bewegungen. Wohin er seine Hände legte. Welche Schuppen er berührte, um wortlos mit Wraith zu kommunizieren. Wie er sich duckte, um dem Wind möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten.
All das beobachtete sie, denn sie hatte soeben eine Möglichkeit gefunden, Cleo aufzuspüren.
Grim hätte sie im Bruchteil einer Sekunde in das Dorf teleportieren können. Stattdessen fragte sie ihn, ob sie Wraith nehmen könnten.
»Glaubst du … glaubst du, du könntest mir beibringen, ihn zu reiten?« Ihr Tonfall war beiläufig, ja sogar neugierig.
Isla rechnete damit, dass er sie durchschauen würde. Ihm musste doch eigentlich klar sein, dass sie etwas im Schilde führte, wenn sie von sich aus lernen wollte, auf der Kreatur zu fliegen, nachdem sie sich tags zuvor bei dem Gedanken daran noch beinahe übergeben hätte. Aber Grim lächelte bloß. Irgendetwas daran fühlte sich an, als würde er mit einem Messer in ihren Eingeweiden stochern.
»Natürlich, Herz«, sagte er.
Da war es wieder, das Messer.
Wraith schlief in einem speziell für ihn errichteten Stall auf der anderen Seite des Schlosses, fernab der restlichen Tiere. Offenbar hatte es einen Vorfall gegeben, der seine Umsiedelung erforderlich gemacht hatte. Irgendetwas mit einem Spiel, bei dem er seine Zähne zu Hilfe genommen hatte …
Der Drache hob glücklich die Schwingen, als er sie sah, und senkte den Kopf, bis sie auf Augenhöhe waren. Lächelte.
Dann stieß er ein Schnauben aus und die Luft aus seinen Nüstern wehte sie beinahe um.
Grim fing sie gerade noch auf, indem er ihr die Hand auf den Rücken legte. Sie versuchte, nicht darauf zu achten, wie seine Finger sanft an ihrer Wirbelsäule hinabglitten, bevor er die Hand wieder sinken ließ.
Wraith legte den Kopf auf den Boden, als Grim näher kam, allerdings nicht aus Unterwürfigkeit, sondern als Aufforderung. Er wollte Streicheleinheiten. Grim gehorchte und kraulte ihn zwischen den Augen, was Wraith mit einem zufriedenen Brummen quittierte.
Grim warf ihr über seine Schulter hinweg einen Blick zu. »Du kannst dich auf seinen Rücken teleportieren – mit deinem Stab natürlich. Oder du steigst einfach auf, ungefähr so.« Sie beobachtete, wie Grim mühelos an Wraith’ Schuppen hinaufkletterte.
Es sah tatsächlich einigermaßen leicht aus. Sie ging auf Wraith zu. Schubberte ihn an genau derselben Stelle wie zuvor Grim, womit sie dem Drachen ein Lächeln entlockte. Seine Zähne waren fast so lang wie sie selbst.
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