Solupp 2: Winter auf Solupp - Annika Scheffel - E-Book

Solupp 2: Winter auf Solupp E-Book

Annika Scheffel

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Beschreibung

Sehnlich erwartet: Die Fortsetzung von Sommer auf Solupp, für Kinder ab 10 Jahren.

Der Winter auf Solupp ist wunderbar, findet Ema: das wild schäumende Meer, die sternschweren Dunkelstunden und das Versprechen von Schnee, das in der Luft liegt. Aber das Rätsel um ihre Herkunft lässt sie einfach nicht los. Nur gut, dass Emas Freundin Mari und ihre Geschwister nach Solupp zurückkehren. Zusammen mit Joon setzen Mari, Kurt und Bela alles daran, Ema bei ihrer Spurensuche zu helfen. Dabei tauchen sie einmal mehr und noch tiefer in die Geheimnisse der Insel ein.

Die Rückkehr nach Solupp beschert allen Leser*innen ein klirrend kaltes Inselglück.

Mehr Inselabenteuer aus Solupp:

  • Frühling auf Solupp (9783522186254)
  • Sommer auf Solupp (9783522185714)

Die Bände der Reihe können unabhängig voneinander gelesen werden.

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Das Buch

Der Winter auf Solupp ist wunderbar, findet Ema: ein wild schäumendes Meer und sternschwere Dunkelstunden in klirrend kalter Luft. Sie könnte stundenlang mit den Wildponys über die Insel streifen. Wäre da nicht das Rätsel um ihre Herkunft, das sie einfach nicht loslässt. Nur gut, dass Mari und ihre Geschwister nach Solupp zurückkehren. Gemeinsam begeben sie sich auf Spurensuche. Dabei tauchen die Freunde einmal mehr und noch tiefer in die Geheimnisse der Insel ein.

Die Autorin

© Ekko von Schwichow

Annika Scheffel wurde 1983 in Hannover geboren. Sie studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Giessen. Einen Teil ihres Studiums verbrachte sie in Bergen, Norwegen. Seit Ende des Studiums arbeitet sie auch im Drehbuchbereich. Im März 2010 erschien ihr Debütroman „BEN“, der mit dem Förderpreis des Grimmelshausenpreises ausgezeichnet und für die SWR-Bestenliste ausgewählt wurde. Ihr Roman „Hier ist es schön“ erhielt den Robert-Gernhardt-Preis. Annika Scheffel lebt in Berlin.

Der Verlag

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Viel Spaß beim Lesen!

Für alle, die den Winter lieben.Und für alle, denen er schwerfällt.

*Für euch,denen es gelingt,die sieben unlösbaren Aufgaben zu lösen,werden zwischen den Jahren,in der Wechselnacht,in dem Moment, den es eigentlich nicht gibt,jene Wünsche wahr,die nicht wahr werden können.

(Die Geschichte der Wechselnachtwünsche, Unbekannt)

PROLOG

Ein Rauschen: Wasser, Wellen, das Meer –

Es ist Nacht, die Stadt schläft. Vor dem Fenster heult der Wind, lässt die Äste gegen die Scheibe schlagen. Im Schein der Straßenlaterne sehen die Schatten an den Wänden aus, als würden sie tanzen. Sie tastet nach der Nachttischlampe, ein Klirren, und, da ist es wieder! Etwas, das sich anhört wie – nein, das kann nicht sein! Wellenrauschen? Mari findet den Schalter, im ersten Moment ist das Licht so gleißend hell, dass sie die Augen zukneift. Dann beugt sie sich über die Bettkante. Im Lampenschein glitzert das goldene Amulett. So vorsichtig, als wäre es ein feingliedriges Insekt, nimmt sie es vom Holzboden auf. Meeresrauschend und warm liegt der Kompass auf ihrer Handfläche.

Für deine Abenteuer!, hatte die alte Fischerin Oona gesagt, als sie ihn Mari in jener Spätsommernacht am Südstrand zugesteckt hatte. Seitdem ist fast ein halbes Jahr vergangen, eine ganze Jahreszeit liegt zwischen ihr und der Insel. Das weite Meer, Land, Land und noch mehr Land zwischen Mari und ihren Freunden. Schule, Fußball, Pizza und Möhrensticks in der Brotbox, eine legendäre Party, unendlich viele Nachrichten an und von Jule, die mit ihrem Vater ganz in der Nähe wohnt, Streit mit Kurt, Streit mit Mama, Streit mit Papa, Knuddeln mit Bela, Maris und Mamas Geburtstag, Müllrunterbringen und Geschirrspülerausräumen und nebenbei und währenddessen, immer wieder, sehr, sehr viele Tagträume. In ihrem Kopf zumindest träumt sich Mari zurück: Zu Ema und Joon und Feinur und Sumi und Tonda und Jolka und den Dunkelstunden und den Aniswaffeln und dem Heckenrosenhaus und der Brandung und der Möwe, zu Keilkliff und all den anderen Abenteuern, zurück nach Solupp. Und vielleicht ist es das, vielleicht träumt sie ja wieder? Wie sonst kann es sein, dass der Kompass so warm ist, wie lebendig, dass sie in ihm, ja wirklich, das Meer rauschen hört? Mit der Fingerspitze streicht sie über das kleine Amulett. Das Metall ist so warm, als hätte es in der Sonne gelegen und nicht auf dem dunklen Nachttisch. Oder als hätte jemand den Kompass lange in der Hand gehalten und ganz fest gedrückt. Vorsichtig klappt Mari das Amulett auf. Die haarfeine, fast unsichtbare Nadel zittert, huscht über Norden, Osten, Süden und Westen, wird schneller und schneller, immer und immer wieder dreht sie ihre Runde und das Meeresrauschen wird lauter, immer lauter, bis es, ganz plötzlich, verstummt. Und noch bevor die Nadel stehen bleibt, weiß Mari, in welche Richtung sie zeigen wird: In die fünfte, in der Solupp liegt und auf sie wartet.

Mit dem Kompass in der Hand springt sie auf, stürzt durch die dunkle Wohnung, immer dem Schnarchen nach, sie überwindet in drei Sprüngen die Kleiderberge auf dem Boden, umrundet als Nächstes die Bücherstapel, stolpert dann aber fast über das Skateboard, schnell klettert sie die schmale Leiter des Hochbetts hinauf:

»Wach auf!«, flüstert sie. »Wach auf, Kurt! Wir müssen nach –«

Ihr großer Bruder ist sofort hellwach:

»Solupp!«, unterbricht er sie, »Ich weiß. Ich hab schon wieder geträumt, dass wir dort sind. Ich glaube, es ist echt allerhöchste Zeit!«

Schluss jetzt mit den Träumen, denkt Mari, Schluss mit der blöden Sehnsucht, Solupp wartet –

Die Frage ist nur, wie sie Mama und Papa davon überzeugen sollen, mitten im Winter, knapp eine Woche vor Ende der Ferien, die weite Reise zur Insel anzutreten.

»Was ist denn das hier für eine Versammlung?«

Schlaftrunken steht Papa in der Tür und hinter ihm taucht Mama auf:

»Leute, wisst ihr, wie spät es ist?«

Mitternacht, denkt Mari. Höchstwahrscheinlich ist es Mitternacht. Weil die ganz wunderbaren und unerklärlichen Sachen immer um Mitternacht geschehen.

»Mitten in der Nacht!«, gähnt Mama und rückt ein Stück zur Seite, weil sich nun auch Maris kleiner Bruder Bela an ihr vorbei in Kurts Zimmer schiebt.

»Also, ich bin jedenfalls so weit«, verkündet er gut gelaunt und hellwach, »meinetwegen können wir los!« Mari wundert sich kein bisschen, als sie entdeckt, dass er bereits seinen bis oben hin vollgestopften Nilpferdrucksack geschultert hat.

»Ihr Lieben –«, sagt Mama und sieht Hilfe suchend Papa an. Aber der zuckt nur die Schultern und versucht, ziemlich erfolglos, sich ein Grinsen zu verkneifen: »Mit Sehnsucht, Paula, das weißt du selbst, mit Sehnsucht ist wirklich nicht zu spaßen!«

Und warum Kurt ihm dafür unbedingt sein Kissen an den Kopf schleudern muss, weiß Mari nicht so genau, aber viel spannender ist sowieso, was mit Mama passiert. Die schüttelt den Kopf und macht einen Schritt vor und einen zurück und dann, dann nickt sie:

»Also, ja, mh, also, ich weiß nicht –«

Mari schreit auf, als Kurt beim Vom-Hochbett-Stürzen volle Kanne auf ihre Hand tritt:

»Mann, Kurt –«

»Tut mir leid!«

»Schon o.k. –«

Mari weiß, dass das keine Absicht war. Kurt ist einfach nur ziemlich aufgeregt:

»Kommt schon«, bittet er, sobald er unten im Zimmer steht, und dann, mit sehr, sehr großen Augen und fast flehentlich: »Bitte!«

Mama und Papa sehen einander an, es ist offensichtlich, wie sie mit sich ringen.

»Echt jetzt«, sagt Bela. Er kann noch größere Augen machen als sein Bruder: »Bittebittebitte!«

Mari bleibt ganz still. Der Kompass liegt warm in ihrer Hand.

Wie schön das wäre, denkt sie, zurück nach Solupp zu reisen.

ERSTES KAPITEL

WINTERMENSCHEN

Da ist das Meer, der Wind, der ein Sturm ist, salzspritzige Gischt in ihrem Gesicht. Ein merkwürdiges wildes Hämmern, da sind Schreie und Rufe –

Ema schreckt auf. Du hast nur geträumt, das war nur der Traum, versichert sie sich. Du bist hier, in deinem Bett, in deinem Zimmer, du bist auf Solupp, nicht auf dem stürmischen Meer! Schnell steht sie auf, läuft über den kühlen Holzboden hinüber ins Bad und hält ihr Gesicht unter das Wasser. Schon besser! Sie schlüpft in ihre Hose, streift den dicken Lieblingspulli über und läuft die Treppe hinab in die Küche.

Während sie die Thermoskanne mit heißem, honigsüßem Anistee füllt, denkt Ema an Mari. Wie sehr sie ihre Freundin vermisst und wie schön es wäre, sie hier zu haben.

Leise, ganz leise schleicht sie sich an dem riesigen Sofa vorbei, mit dem Jolka seit dem Herbst erst Abend für Abend, mittlerweile auch Tag für Tag, immer mehr verschmilzt.

»Wo willst du denn hin?«, fragt Jolka und klingt, wie immer in der letzten Zeit unendlich müde.

»Nur ein bisschen raus, Luft schnappen!«

»Aber pass’ auf«, sagt Jolka erschöpft, und Ema antwortet: »Klaro!«, obwohl sie nicht so genau weiß, worauf oder womit sie dort draußen eigentlich aufpassen soll. Jolka ist im Winter nicht nur müde, sie ist auch ungewohnt ängstlich.

Seit die Nächte länger sind als die Tage, seit die Dunkelstunden sich bis in die Lichtstunden fressen, hat Jolka sich in ihre Winterversion verwandelt. Während sie das restliche Jahr über voller Energie und Ideen steckt, laut singend und weit gestikulierend durch Haus, Garten, ihren winzigen Laden und quer über die ganze Insel wirbelt und dabei bunt wie eine durchgeknallte Blumenwiese ist, schafft die Winter-Jolka es an vielen Tagen nicht mehr, von Pyjama und Morgenmantel in ihre Anziehsachen zu wechseln. Im Haus gerät alles durcheinander, können Ema und Joon räumen und ordnen und waschen und putzen, so viel sie wollen – die Dinge stehen genauso ratlos herum, wie Ema sich oft fühlt. Der Garten ist staksiger und kahler und stiller, als der Winter allein es fertigbringen kann und Jolkas Laden bleibt geschlossen, gerät nach und nach in Vergessenheit. Und allmählich legt sich eine feine Schicht grauen Staubes über alles, und irgendwie und schließlich auch über Jolka. Die Verwandlung Jolkas in ihre Winterversion kennt Ema schon, die passiert jedes Jahr. Aber in diesem Winter hat sich etwas Neues zu Jolka auf das Sofa gesetzt, zieht sie noch tiefer hinein, hält sie noch fester umklammert als in den Jahren zuvor. Da hockt die Traurigkeit neben Jolka und rutscht näher und näher, und Ema fürchtet sich davor, Jolka und die Traurigkeit eines Tages nicht mehr auseinanderhalten zu können.

Laut und wild, das schreckt Ema Donnergroll nicht. Nicht das Tosen der Westküstenwellen, nicht das Heulen des Windes und nicht die Wut, die sie ab und zu packt und die hinausgeschrien werden will. Nein, was ihr Angst macht, ist die Stille. Und Jolkas Traurigkeit ist sehr, sehr still. So still, wie eigentlich nichts Lebendiges sein kann. Ema kämpft gegen diese unmögliche Stille an, sie erzählt, sie schreit, sie singt, sie grölt, sie lacht, sie heult. Ema kümmert sich, Ema übernimmt, damit die Stille sie nicht kriegt, sie und Jolka und Feinur in dem winzigen, bis unters Strohdach mit Schätzen, Erinnerungen und Wundersamem vollgestopften kleinen Haus, durch das, jetzt im Winter, der Irrlichtende streift. Und Jolka? Die guckt nur. Die zwingt sich ab und zu ein Lächeln ins Gesicht, das sich dort so unwohl fühlt wie Feinur im Winterregen. Die hat keine Lust auf Vanilleeis mit heißem Solbeerkompott, nicht auf Scharade, nicht auf elektrisch-abstehendes Haar, nicht auf nächtliches Großformatmalen, nicht auf Sauna und nicht auf frühmorgendliche Tanzeinlagen.

Jolka, denkt Ema manchmal, hat vielleicht keine Lust mehr auf mich.

Und weil dieser Gedanke so durch und durch schrecklich ist und alles in Ema und um Ema herum luftabquetschend eng macht, auch deshalb muss sie unbedingt aus dem Haus.

Ema öffnet die Tür und sofort ist der Winter zur Stelle, braust um ihre Ohren, legt sich kühl über Emas kaminwarme Wangen, kitzelt in ihrer Nase. Jolka sagt, der Winter habe keinen Geruch, aber das stimmt nicht, findet Ema. Der Winter riecht nach dem, was man hineintut: auf Solupp riecht er nach Feuerholz, Zimt, Muskat und Anis. Er riecht nach Wäsche, die über dem Ofen trocknet, nach einem warmen Ponykörper, nach geröstetem Moos und unten am Meer nach Salz und Algen und nach Horizont. Der Winter, denkt Ema, hat so viele Gerüche wie Möglichkeiten und Geheimnisse. Hinaus in die Kälte zu treten, das ist wie Aufwachen, wie Weitblick, wie Alles-ist-möglich, wie Lebenlebenleben, das ist, findet Ema, wunderschön.

Die Insel kennt sie in- und auswendig, auf die Insel kann sie sich verlassen. Und auf Calypso. Die Stute wartet da vorne bereits auf sie. Bis in den Ort wagt sich das weiße Wildpony im Sommer nicht, aber im Winter vergisst Calypso ihre Scheu. Vielleicht, weil hier im Winter noch weniger Menschen unterwegs sind als zu den anderen Jahreszeiten. Nur Jolka, Ema, Joon und das uralte Geschwisterpaar Oona und Will leben dann auf Solupp. Die Fensterläden der anderen Häuser im winzigen Ort bleiben bis zum Frühling fest geschlossen.

An diesem Nachmittag schubbert Calypso sich an den riesigen Walkieferknochen, die in der Mitte des Platzes daran erinnern, dass Solupp vor vielen, vielen Jahren das Zuhause von Walfängern war. Heute gibt es rund um die Insel längst keine Wale mehr. Doch die alte Fischerin Oona glaubt fest daran, dass sie eines Tages zurückkehren werden: »Wenn die Zeit dafür gekommen ist und sie den Menschen hier wieder vertrauen.«

»Warum sollten sie das tun?«, hatte Ema heftig gefragt.

Ihr gefiel der Gedanke ganz und gar nicht, dass die Solupper früher Wale gejagt, gegessen und verkauft hatten. Erst direkt vor Solupp, und als es dort keine mehr gab, weit weg, in den großen Eismeeren. Aber noch weniger gefiel Ema, dass die alte Fischerin für einen Moment fast verletzt aussah. »Ich meine ja nur –«, hatte Ema gesagt.

»Ich weiß es auch nicht«, gab Oona zu, »aber ich nehme an, es braucht einfach Zeit. Wahrscheinlich ist Zeit das Einzige, was da hilft, beim Verzeihen und beim Vertrauen.«

Und auch wenn Ema die Vorstellung schön findet, dass die Wale den Menschen auf Solupp verzeihen und es wagen zurückzukehren, so richtig vorstellen kann sie sich das immer noch nicht. Was soll die Zeit schon tun, gegen so große Dinge?

Gedankenverloren streicht sie mit dem Zeigefinger über die Vertiefung im holzigen Knochen:

Keilkliff.

Da, knapp über ihrem Kopf, steht das kratzige Wort, das sie, Mari, Joon, Kurt, Bela und den Meerjungen Tonda den Sommer über so beschäftigt hatte. Keilkliff.

Am Ende des Sommers hatten sie das Geheimnis gelüftet, das unheimliche Wort in eine traurig schöne Erinnerung verwandelt und dafür gesorgt, dass die alte Oona ihren uralten Piratenbruder Will wiederbekommen hatte. Hier, im eiskalten Wind, ist der Sommer plötzlich unvorstellbar.

»Denk dran, Mari«, hatte Ema ihrer Freundin zugerufen, damals, am Ende des Sommers, als die gemeinsam mit ihren Brüdern und ihren Eltern auf der Elysion davongefahren war, zurück in Richtung Festland, in Richtung der Stadt, in der die Familie Fröhlich lebt, »ihr kommt eh zurück!«

Und anders als bei den Walen glaubt Ema bei den Fröhlichs immer noch daran, dass sie zurückkommen werden. Nur wann? Jolka hatte Ema erzählt, dass es auf dem Festland Herbstferien gibt, in denen man theoretisch wegfahren kann. Natürlich hatte Ema den Herbst über gewartet, hatte zusammen mit Joon Ausschau gehalten. Und wie immer war die Elysion Woche für Woche wieder am Horizont erschienen, war größer und größer geworden, der Fährmann hatte angelegt und den Holzsteg ausgeklappt, hatte wie eh und je Kisten und Kartons voll Lebensmittel und Haushaltswaren über die Planken geschleppt und am Hafen aufeinandergestapelt. Aber nie, nie, nie waren ihre Freunde von Bord gegangen.

»Das nächste Mal sind sie bestimmt dabei!«, hatte Joon in den ersten Wochen noch aufmunternd verkündet, sobald klar war, dass die Elysion zwar Nudeln, Gewürze und Gummistiefel, aber keine Freunde im Gepäck hatte. Woche für Woche hatten sie dem Fährmann dabei geholfen, die Lebensmittel an Land zu bringen, nur, um sich verstohlen in der Kajüte umsehen zu können. Als würden sie ernsthaft glauben, dass die gesamte Familie Fröhlich sich im schmalen Regal, hinter den im Boden verankerten Sitzen oder gar unter dem ausgefransten Teppich versteckt hätte.

Am Anfang hatten sie noch über diese heimlichen Suchaktionen gelacht:

»Hast du auch im Gewürzgurkenglas nachgeschaut?«

»Na klar hab’ ich, aber Joon, was ist, wenn Kurt sich oben im Lampenschirm zusammengerollt hat? Da hast du doch nicht gesucht, oder?«

»Selbstverständlich hab‘ ich in den Lampenschirm geschaut. Aber: Nichts. Kein Kurt.«

Mit dem kein Kurt hatten die Scherze aufgehört. Kein Kurt, keine Mari, kein Bela, nicht mal eine Paula oder ein Tom.

»Worauf wartet ihr zwei nur so sehnsüchtig?«, hatte der Fährmann eines Tages gefragt, seine Wollmütze aus der Stirn geschoben, um sich gründlich zu kratzen und sie dabei ausgiebig zu mustern.

»Das Kakaopulver!«, hatte Ema behauptet.

»Die, äh, die Spaghetti!«, hatte Joon gestottert.

Und: Nichts gegen Kakaopulver, und schon gar nichts gegen Spaghetti, aber mit Kakaopulver kann man nun mal nicht lachen und keine Geheimnisse austauschen und auch keine Abenteuer erleben, so wie Ema das mit Mari kann. Und bei dem Gedanken an Spaghetti bekommt Joon zwar Hunger, aber nicht so ein wunderbares Gefühl erst im Bauch und dann auch im ganzen restlichen Körper, und nicht so ein aufgeregt hüpfendes Herz und nicht so ein augenglitzerndes Grinsen, wie wenn er an Kurt denkt.

Jedenfalls: Nach einigen Wochen hatte Joon verkündet, dass sie es ja schon merken würden, wenn die Fröhlichs zurück nach Solupp kämen, und dass sie dafür ja nicht Woche für Woche die Elysion filzen und dabei alibimäßig Kakaopulver und Spaghetti bewundern müssten. Er würde damit jetzt jedenfalls aufhören und seine Zeit anders nutzen.

Irgendwie hatte er recht, aber das hielt Ema nicht davon ab, weiterhin Ausschau nach der kleinen Fähre zu halten und ungeduldig am Anleger zu warten, bis der Fährmann ihr endlich das dicke Tau zuwarf und sie wieder, immer wieder und noch dazu alleine feststellen musste, dass ihre Freunde nicht an Bord waren.

Und diese Woche hatte Ema ganz umsonst gewartet. Diese Woche war die Elysion gar nicht aufgetaucht.

»Ach so, Ema, entschuldige, der Fährmann hat vorhin gefunkt, das Meer ist zu rau«, hatte Jolka gemurmelt, als Ema ihr am Abend enttäuscht davon erzählt hatte. »Das war ihm zu gefährlich.«

»Aber wann kommt er dann wieder?«

»Erst nach der Wechselnacht –«

Anscheinend war Jolka Emas entsetzter Blick aufgefallen, jedenfalls fügte sie schnell hinzu, dass das ja kein Problem war, schließlich hatten sie Vorräte für mehrere Monate und bis zur Wechselnacht war es schließlich nur noch etwas mehr als eine Woche.

»Und das ist doch in den letzten Jahren auch schon so gewesen, erinnerst du dich nicht?«

Natürlich erinnert Ema sich, aber in den letzten Jahren war es nie so schlimm, wenn der Fährmann ein, zwei Wochen nicht nach Solupp übersetzen konnte. Natürlich sind sie auf der Insel mit Kerzen, Lebensmitteln und Heizöl auf solche Fälle vorbereitet. Aber aufs Vermissen, darauf kann man sich eben nicht vorbereiten.

Da in der Ferne, unten am Südstrand sieht sie Joon, mit Mütze und Schal gegen die Kälte geschützt, stapft er am Wasser entlang, als würde er etwas suchen. So, wie Jolka in ihrem Sofa verschwunden ist, scheint Joon in letzter Zeit nur noch Augen für das Meer zu haben.

Dieser Winter hat die drei auseinandergetrieben. Aber Ema hofft inständig, dass sich das wieder ändert.

Calypso stupst Ema sanft gegen den Hals, das ist warm und kitzelt und Ema lacht:

»Genug schlechte Laune und Grübelei, wir haben was vor!«

Jawohl, das haben sie! Ema schwingt sich auf Calypsos Rücken, nur einmal schnalzen, und schon trabt die Stute los.

Hinauf auf den Midlem reiten Ema und Calypso heute, sie wollen auf die andere Seite der Insel, zur Nordküste, wo Oona lebt, zusammen mit ihrem Bruder, dem ehemaligen Piraten Will. Und die beiden, darauf zumindest kann Ema sich verlassen, hat der Winter nicht verwandelt.

ZWEITES KAPITEL

EIN MERKWÜRDIGES GERÄUSCH

Im Winter weht der Wind am Berg noch rauer. Ema zieht die Kapuze über die Mütze und die Kordel fest zu, sodass nur noch ein kleiner Spalt zum Atmen und Rausschauen bleibt.

»Wir haben Zeit, Calypso«, sagt Ema zu dem Pony, das sich schnaubend, aber mit sicheren Schritten an den Aufstieg macht. Der Wind bläst ihnen jetzt direkt entgegen, und als der schmale Weg noch steiler wird, rutscht Ema vom Ponyrücken: »So ist es leichter!« Nebeneinanderher klettern sie den Pfad hinauf. Im Winter tut Solupps einziger Berg so, als wolle er keinen Besuch. Macht sich extra bucklig, streckt knorrige Wurzeln heraus, über die man, wenn man nicht aufpasst, ständig stolpert. Und egal, in welche Richtung man läuft: Der Wind trifft einen immer frontal, so, als versuche der Midlem, einen zurückzustoßen.

Aber eigentlich, da ist sich Ema sicher, freut sich der Berg über Besuch. Das wird spätestens oben auf dem Plateau klar, wo der Wind plötzlich säuselt und flüstert, wo der Midlem ein köstliches Menü für seine seltenen Besucher vorbereitet hat: An den niedrigen, buschigen Sträuchern wachsen die köstlichsten Lysbeeren, tiefrot wie Solbeeren, aber durchzogen von honiggelben Schlieren, liegen sie weich auf der Zunge, bis sie im Mund schmelzen wie Eis. Süß sind sie, und wenn man die Beeren mit geschlossenen Augen isst und sich dabei ganz viel Zeit lässt, schmeckt man einen Hauch von Zimt. Ema pflückt so viele davon, wie in das mitgebrachte Tuch passen. Vorsichtig verknotet sie es und legt das Bündel dann in die Umhängetasche, mit der schon Jolka als Kind die Winterfrüchte des Midlem gesammelt hat. Eine Handvoll Beeren bekommt Calypso, die sich leise schnaubend bedankt.

Ema sieht zum Himmel hinauf. Gleich muss der Mond hinter den Wolken hervorkommen. Jetzt! Da! Drüben bei den Felsen glitzert es. Ema fährt mit der Hand vorsichtig über den kalten Stein, und diese Bewegung reicht aus, um das Ekarri vom Felsen zu lösen. Das weiche Moos kann man roh essen oder, und so mag Ema es am liebsten: im Ofen geröstet, mit einer Prise Meersalz und einer Fingerspitze Muskat. Ekarri hat eine Konsistenz wie Zuckerwatte, und laut Jolka reicht eine Portion davon, um eine Woche Winter gut zu überstehen. Ema findet nicht, dass der Winter etwas ist, was man überstehen muss, ihr schmeckt das Moos einfach gut. Sie holt ein weiteres Tuch aus ihrer Tasche und schlägt drei große Platten Ekarri darin ein: eine für Oona und Will, eine für Joon und eine für sich und Jolka.

Calypso schnaubt, tänzelt aufgeregt umher. Ema will sich gerade aufrichten, als sie dicht hinter sich ein Geräusch hört. Da ist ein leises Jaulen, fast wie ein Weinen –

Sie dreht sich langsam um –

Da ist nichts!

Nur das Wildpony, das unruhig auf und ab trippelt. Ema tritt zu ihm, streichelt beruhigend über Calypsos Flanke.

»Was war das?«

Calypso schnaubt, und wieder ärgert Ema sich, dass sie nicht alles verstehen kann, was das Pony sagt.

»Warte hier, ich sehe nach, ja?«

Noch ein Schnauben. Und dieses Mal versteht Ema: O.k., sagt Calypso, aber beeil dich, lass mich hier nicht so lange allein, mit dem Wind und den Schatten.

»Keine Sorge, ich bin gleich zurück!«

Vorsichtig schleicht Ema sich zum Rand des Plateaus und sieht hinab. Nichts, absolut nichts Ungewöhnliches: nur das, was immer hier ist, vom Wind gebeugte Tannen, Felsen und Äste.

Am Fuß des Berges entdeckt sie den Silberwald, dahinter die Brandung der Westküste. Und, ganz winzig, Joons Möwe, die auf den hohen Wellen tanzt, so, als hätte sie heute noch etwas Wichtiges vor. Ema lauscht in den Wind. Vielleicht war er es, der eben geheult hat. Aber nein, der Wind klingt anders. Am Himmel verschwindet der Mond wieder hinter den Wolken und Ema schüttelt den Kopf, das bringt nichts. Egal, was es war, sie wird nichts finden. Nicht heute, nicht jetzt.

Sie muss noch mal wiederkommen, in den vier Lichtstunden, wenn die Dunkelheit durchlässig wird und sich für ein paar Stunden in milchweißes Licht verwandelt, das die Insel unwirklich aussehen lässt, wie in einer Erinnerung oder wie in einem Traum.

Ema bleibt stehen.

Der Traum, der schreckliche Traum.

Seit sie sich erinnern kann, kehrt dieser eine Traum immer wieder, sieht sie im Traum die immer gleichen Bilder, die sich nicht zu einer Geschichte fügen wollen:

Da ist das Meer, der Wind, der ein Sturm ist, salzspritzige Gischt in ihrem Gesicht. Ein merkwürdiges wildes Hämmern, da sind Schreie und Rufe –

Dann ist da ein heftiger Ruck, der Ema stets aufschrecken lässt.

Für ein paar Augenblicke benommen und verloren, weiß sie dann nie, wo sie ist. So lange, bis sie es in ihrer Brust heftig schlagen spürt und versteht, was das merkwürdige Hämmern war, in ihrem Traum: Ihr eigenes, aufgeregtes Herz.

Einmal, da war sie noch sehr klein, hat sie versucht, Jolka von dem Traum zu erzählen. Sie weiß noch genau, wie Jolka neben ihr auf der Bettkante saß, eine warme Hand auf ihrem hämmernden Herz, eine weich in ihrem Haar:

»Das war nur ein Traum, Ems«

Ems, so hat Jolka sie früher genannt, so nennt sie Ema heute noch, wenn es was zu trösten gibt. Nur ein Traum. Damals hatte Ema genickt. Aber was ist das für ein Traum, der immer wieder kommt und immer genau gleich? Meer, Wind, Sturm, Gischt, Hämmern, Schreie, Rufe. Und der Ruck. Der Ruck, der sie unsanft zurück in die Gegenwart befördert und in die Realität. Und Ema fragt sich, wo sie vorher war, wo und wann und warum und mit wem.

Ema schüttelt sich. Genug jetzt davon. Oben auf dem Plateau wartet Calypso auf sie. Das Pony will eindeutig weiter, schubst Ema in Richtung Weg. Schnell löst sie mit ihrem Messer drei der handflächengroßen Ovtta-Pilze, die Oona so liebt, aus dem Baum, und steckt sie zu den anderen Schätzen in ihrer Tasche, dann schwingt sie sich auf das Pony.

Weiter geht es, schnell hinab zur Nordküste, wo dicht an den Felsen Oonas und Wills kleines Haus steht, in dem warm der Kamin lodert, wo heißer Kakao und alte Geschichten auf sie warten. Ema liebt den Winter auf Solupp, weil sie Abenteuer mag und Geheimnisse und tosendes, wehendes Leben, das man spüren kann, von der Nasenspitze bis hinein in die Zehen.

»Los geht’s, Calypso!«, ruft sie und schnalzt, und dann fliegen die beiden wieder los, den Midlem hinab, gemeinsam mit dem tosenden Wind, in Richtung des schäumenden Meeres und eines warmhell erleuchteten kleinen Fensters.

DRITTES KAPITEL

CURRY AUS MADRAS

Draußen weht vom offenen Meer her der Wind um die steinernen weißen Mauern, lässt die Fensterläden klappern, hat sich Calypso in Oonas Unterstand über einen Eimer voll Hafer hergemacht. Ema sieht den alten Geschwistern zu, die im flackernden Schein des Kamins routiniert alles fürs Essen vorbereiten. Sie beobachtet, wie Will das alte Goldrandgeschirr aus dem wurmstichigen Schrank nimmt, Teller für Teller, Tasse für Tasse sorgfältig auf dem runden Holztisch anordnet. Wie er Servietten zu kleinen Dreimastern faltet, wie Oona ihm mit ihrer vogelfeingliedrigen Hand im Vorbeigehen beiläufig über die Schulter streicht und verkündet, dass ihr Bruder der ordentlichste ehemalige Pirat sei, der je in ihrem Wohnzimmer den Tisch gedeckt und Windjammer gefaltet habe. Wie Will abwinkt, dabei aber verstohlen lächelt. Wie Oonas Schritte leichtfüßig sind, und eigentlich nichts anderes als ein Tanz.

Will stellt eine dampfende Tasse Kakao auf dem kleinen Tischchen neben dem Sessel ab, in dem Ema es sich gemütlich gemacht hat:

»Ach, Kindchen«, seufzt er, »allein über den Berg! Der Midlem ist im Winter unberechenbar, der macht, was er will, den solltest du in dieser Zeit meiden!«

»Nun hör aber mal auf, Will! Nun lass aber mal! Es gibt wohl keine Person auf der Insel, die den Berg besser kennt als unsere Ema!«

Oona reicht Ema eine Schale mit warmen Anisplätzchen:

»Und nun erzähl mal, wie geht es Jolka?«

Ema erzählt von Jolka, die mehr und mehr mit dem Sofa verschmilzt. Aber sie will nicht, dass Oona und Will sich Sorgen machen, nicht, dass sie merken, wie schwierig das alles für Ema ist. Und so gibt sie sich Mühe, optimistisch zu klingen:

»Ganz sicher geht’s ihr bald besser! Und solange pass’ ich eben auf sie auf!«

Oona wiegt den Kopf, so als gefalle ihr nicht, was sie hört, und so, als höre sie auch, was Ema nicht sagt: Dass sie Angst hat. Große Angst um Jolka und Angst auch vor der Stille im Haus.

»Ich hab das Gefühl, dass es vielleicht was mit mir zu tun hat«, flüstert Ema. Das ist ihr so rausgerutscht, das wollte sie gar nicht sagen.

»Auf keinen Fall, Kind!«, ruft Will und klingt entrüstet. »Jolkas Traurigkeit ist Jolkas Traurigkeit, die hat nur mit Jolka zu tun, nicht mit dir!«

Jetzt ist Ema dran mit Kopfschütteln: Klar hat Jolkas Traurigkeit nicht nur etwas mit ihr, sondern auch etwas mit Ema zu tun. Weil Ema sich in Jolkas Gegenwart mittlerweile einsamer fühlt, als wenn sie allein auf der Insel unterwegs ist.

»Das wird schon wieder«, sagt Will, »wenn der Frühling kommt!«

Ema seufzt. So lange kann sie nicht warten.

Oona sieht sie besorgt an.

»Mir geht’s gut!«, versichert Ema extra fröhlich. »Calypso und ich sind ganz viel zusammen unterwegs und – ich hab euch Ekarri mitgebracht, vom Midlem, und Lysbeeren und ein paar Ovtta-Pilze!« Sie macht sich daran, alles aus ihrer Tasche zu nehmen.

»Du bist ein Schatz, Ema Donnergroll«, sagt Oona, und streicht Ema über den Kopf. Und obwohl Ema dafür eigentlich schon zu alt ist, tut es doch gut.

Will räuspert sich: »Und doch! Egal, wie gut du dich auskennst. Was ich sagen will, Ema, nimm dich ein bisschen in Acht mit dem Winter, der birgt mehr Gefahren, als du dir vorstellen kannst!«

Bevor Ema etwas erwidern kann, kommt Oona ihr zuvor:

»Mein lieber Will, erinnerst du dich denn nicht?« Sie legt den Schürhaken beiseite, mit dem sie die Glut rund um die Birkenspäne verteilt hat, und sieht ihren Bruder herausfordernd an.

»Was guckst du denn nun so?«, fragt Will und er klingt fast ein wenig ängstlich.

»Wer hat denn damals darauf bestanden, drei Nächte in dem selbst gebauten Zelt oben auf dem Plateau zu verbringen? In den Sturmnächten? Hm?«

Will hebt abwehrend die Hände:

»Ja, ja, das war ich, aber –«

»Und wer hat sich in der dritten Raunacht mit Anlauf in die Wellen der Westküste gestürzt?«

»Joon?«, fragt Ema und Oona lacht.

»Ja, das könnte auch unser Joon gewesen sein, aber in diesem besonderen Fall handelte es sich um den werten Herrn hier –«

»Jaja, aber –«

»Und wer ist mit Vaters Schneeschuhen losgezogen und hat versucht, übers Meer zu laufen, na?«

»Das warst du«, stellt Will fest.

»War ich das?«, fragt Oona verwundert.

»Oh ja«, grinst Will, »ich erinnere mich genau!«