Sommerfreundinnen - Åsa Hellberg - E-Book

Sommerfreundinnen E-Book

Åsa Hellberg

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Beschreibung

Mehr als dreißig Jahre lang waren die vier beste Freundinnen. Dann stirbt Sonja ganz überraschend. Ein letztes Mal verblüfft sie ihre Freundinnen Susanne, Maggan und Rebecka: Mit dem Wunsch »Ich will, dass ihr glücklich werdet« schickt sie die drei auf eine abenteuerliche Reise zu ihren ganz privaten Orten des Glücks. Zunächst zögern die drei. Sollen sie ihr bequemes Leben wirklich so einfach für einen mutigen Neuanfang hinter sich lassen? Doch Sonja hat nichts dem Zufall überlassen und zeigt den Freundinnen, wie viel das Leben an Freundschaft, Glück und Liebe noch zu bieten hat.

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Das Buch

Mehr als dreißig Jahre lang waren die vier beste Freundinnen. Dann stirbt Sonja ganz überraschend. Ein letztes Mal verblüfft sie ihre Freundinnen Susanne, Maggan und Rebecka: Mit dem Wunsch »Ich will, dass ihr glücklich werdet« schickt sie die drei auf eine abenteuerliche Reise zu ihren ganz privaten Orten des Glücks. Zunächst zögern die drei. Sollen sie ihr bequemes Leben wirklich so einfach für einen Neuanfang hinter sich lassen? Es erfordert Mut, sich in die Welt hinauszuwagen. Doch Sonja hat nichts dem Zufall überlassen. Aufregende Abenteuer erwarten die Freundinnen in London, Paris und auf Mallorca. Das neue Leben ist nicht immer einfach, aber gemeinsam nehmen sie jedes Hindernis. Und Sonja zeigt ihnen, wie viel das Leben an Freundschaft, Glück und Liebe noch zu bieten hat.

Die Autorin

Åsa Hellberg wurde 1962 in Fjällbacka geboren. Heute lebt sie mit Sohn, Katze und ihrem Lebensgefährten in Stockholm. Sie arbeitete unter anderem als Flugbegleiterin, Coach und Dozentin, bevor sie mit dem Schreiben begann. Sommerfreundinnen ist ihr erster Roman. Er war in Schweden ein großer Überraschungserfolg und erscheint in zehn Ländern.

Åsa Hellberg

Sommerfreundinnen

Roman

Aus dem Schwedischenvon Sarah Houtermans

List Taschenbuch

Besuchen Sie uns im Internet:www.ullstein-buchverlage.de

ISBN 978-3-8437-0716-9

Deutsche Erstausgabe im List Taschenbuch© für die deutsche Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2014

© 2012 by Åsa HellbergTitel der schwedischen Originalausgabe: Sonjas sista vilja (Bra Böcker 2012)Umschlaggestaltung: bürosüd° GmbH, München,unter Verwendung einer Vorlage von BVDT, AmsterdamTitelabbildung: Picture Press / © Thorsten Suedfels

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

E-Book: Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin

Für Jonathan

1

Es war durchaus außergewöhnlich, dass eine tote Frau vor dem Eingang von Åhléns lag. Aber Sonja Gustavsson war schließlich auch zu Lebzeiten nie eine gewöhnliche Frau gewesen.

Sie hatte nicht geplant, mitten im Farsta Einkaufszentrum zu sterben, aber sie hätte nichts dagegen gehabt. Sonja hatte seit vielen Jahren mit der Aussicht auf den Tod gelebt. Ihr Arzt hatte ihr bereits 1983 ins Gewissen geredet, aber ein Leben ohne gutes Essen, Zigaretten und Alkohol wäre für sie einem langsamen Tod gleichgekommen. Und viel schlimmer gewesen, als mitten in einem Shoppingcenter einen massiven Herzinfarkt zu erleiden.

Bevor sie nun mit vierundfünfzig Jahren ihren letzten Seufzer ausstieß, konnte sie gerade noch denken, wie gut es doch war, dass sie ihr Testament vor kurzem ein letztes Mal geändert hatte.

Die neue Fassung war einfach so viel amüsanter.

2

Auf dem Weg zum Flughafen Arlanda betrachtete Susanne ihre Fingernägel und stellte fest, dass die rote Farbe trotz mehrerer Lackschichten an einer Ecke abgeblättert war. Verdammt. Sie hatte keine Zeit, sie jetzt noch einmal neu zu lackieren. Im Bus war das ohnehin keine gute Idee. Sie würde sowieso rennen müssen, sie war schon spät dran gewesen, als sie um halb sieben in den Bus gestiegen war. In einer Stunde hatte die ganze Besatzung bereitzustehen, und sie musste sich ranhalten, wenn sie rechtzeitig kommen wollte.

Lieber Gott, bitte mach, dass er heute nicht dabei ist, dachte sie, als der Bus auf der E4 Richtung Flughafen raste. Sie lächelte. Wie oft hatte sie hier gesessen und sich genau das Gegenteil gewünscht? Gehofft, dass Anders da sein würde, dass er aus der Bereitschaft zum Dienst gerufen worden war, wenn er keinen regulären Flug hatte.

Obwohl sie ihr Verhältnis schon vor über drei Monaten beendet hatte, hätte sie Flüge mit ihm nach wie vor lieber vermieden. Sie wusste, wie anfällig sie für sein aggressives Werben war, wenn sie auf dem Weg irgendwohin waren, wo sie auch übernachteten. Laut Plan würde sie heute nach Oslo fliegen, und deshalb war es besonders wichtig, dass Kapitän Anders Schultz sich weit weg von ihrem Hotelzimmer befand.

Aber Gott erhört unsere Gebete nicht immer. Anders’ dunkle Stimme war bereits von draußen zu hören, und Susanne schaffte es gerade noch rechtzeitig, ihr professionelles Gesicht aufzusetzen, auch wenn ihr Magen revoltierte. Sie dankte dem Himmel, dass er sie wenigstens vorgewarnt hatte, öffnete die Tür und ging hinein.

»Hallo zusammen, schön, euch zu sehen. Wie geht’s?«, fragte sie in den Raum hinein, während die erste Kollegin schon aufsprang und ihr entgegenstürmte.

»Susanne, wie wunderbar, wir haben uns ja ewig nicht gesehen. Zuletzt beim Zwischenstopp in Helsinki, oder? Das ist Monate her. Wie geht’s dir? Warst du im Urlaub? Du bist so braun gebrannt und gut erholt, wie machst du das nur? Ich kriege so frühmorgens kaum die Augen auf!« Ihre Kollegin erwartete keine Antwort auf das Geplapper, und während Susanne tat, als höre sie zu, behielt sie aus dem Augenwinkel Anders im Blick. Er wirkte zufrieden. Schwer zu sagen, ob das an seiner selbstgefälligen Art lag oder daran, dass sie den Raum betreten hatte. Sicher seine Selbstgefälligkeit, entschied Susanne. Wenigstens war ihr sofort wieder klar, weshalb eine Beziehung mit ihm völlig unmöglich war. Ach ja, und außerdem ist er verheiratet, fügte sie in Gedanken hinzu, als wäre das nur ein unwesentliches Detail. Aber so war es nicht. Im Gegenteil, es spielte eine ganz entscheidende Rolle. Selbstverständlich war seine Ehe furchtbar, das hatte er so oft wiederholt, dass Susanne sich fragte, ob er vielleicht einen kleineren Hirnschaden hatte. Denn nach ihrer Vorstellung beendete man eine Ehe, wenn darin weder Liebe noch Sex vorkamen. Aber für Anders gab es Hunderte von Gründen, um bei seiner Frau zu bleiben. Haus, Autos, Kinder, Schwiegereltern, um all das tat es ihm leid. Ganz sicher würde er seine Frau verlassen, nur noch nicht jetzt. Er sagte, ohne Susanne könne er nicht leben, aber sie glaubte ihm nicht eine Sekunde lang.

»Susanne, wie schön, dich zu sehen! Wie geht’s dir?«, fragte der Pilot mit einem Augenzwinkern, als er sie auf dem Weg zum Flugzeug einholte.

»Danke, gut. Und dir? Wie läuft’s mit deiner Familie? Hattet ihr einen schönen Urlaub?«, sagte sie und schnitt dabei eine Grimasse, die ein Lächeln darstellen sollte.

»Aber sicher. Alles wie immer. Wir haben viel mit den Kindern unternommen, du weißt schon. Ich erzähl dir später gern mehr, wir haben ja einen gemeinsamen Abend in Oslo vor uns. Bei dem schönen Wetter könnten wir doch zusammen ein Glas Wein in Akers Brygge trinken … Ich hab dich vermisst, Susanne«, flüsterte er und legte seine Hand auf ihren Arm.

Sie erschauderte. »Nein, mit einem Glas Wein in Akers Brygge wird das nichts, und ehrlich gesagt, ich habe dich überhaupt nicht vermisst«, sagte sie, während sie seine Hand abschüttelte.

Das war gelogen. Sie vermisste den Sex mit ihm. Das war aber auch schon alles. Sie würde sich unter keinen Umständen noch einmal mit ihm einlassen, auch wenn ihr Körper gerade etwas anderes wollte. Es wird wirklich Zeit für die Wechseljahre, dachte sie, als sie den Rest des Weges über die Gangway zurücklegte. Die sexuelle Unlust, von der ihre älteren Freundinnen erzählt hatten, erschien ihr plötzlich äußerst verlockend.

Als das Kommando »Cabin Crew, Cross-check« ertönte, tat Susanne wie geheißen. Sie war den ganzen Tag über ständig auf Trab gewesen und sehnte sich nach ihrem Hotelzimmer. Weil sie ganz hinten in der Kabine arbeitete, hatte sie glücklicherweise kaum Kontakt mit dem Cockpit. Ihr reichte es schon, wie ihr Körper reagierte, sobald sie seine Stimme hörte. Manche Piloten machten gerne Durchsagen, und Anders war einer von ihnen. Susanne versuchte, abzuschalten und sich ganz auf die Fluggäste und ihre Bedürfnisse nach Wasser, Kaffee, Tee oder Wein zu konzentrieren. Wenn der letzte Flug für heute vorbei war, würde mit Sicherheit eine neue Einladung von ihm kommen. Da war es besser, so lange wie möglich an anderes zu denken.

Susanne hatte Beziehungen, die nirgendwohin führten, gründlich satt. Sie hatte ihr ganzes Leben darauf verschwendet. Ihr war klar, dass es ihre eigene Entscheidung war, immer wieder solche sinnlosen Verbindungen einzugehen. Das Beste an dieser Einsicht war, dass sie jetzt damit aufhören konnte. Vermutlich sehnte sie sich insgeheim nach Liebe, aber Susanne musste sich eingestehen, dass sie ihr bisher nicht einmal nahegekommen war. Ihre zwei längeren Beziehungen waren am Ende gescheitert und hatten ihr nicht gerade Lust auf mehr gemacht, und der Gedanke, ihr Leben mit Anders zu teilen, war geradezu unangenehm.

Susanne schaffte es, Anders’ Annäherungsversuche auf dem Weg zum Hotel abzuschmettern, und als sie in ihrem Zimmer angekommen war, konnte sie sich endlich entspannen. Sie hängte ihre marineblaue Uniform auf, holte eine frisch gebügelte Bluse aus ihrem Gepäck und hängte sie im Badezimmer über einen Bügel. Der Wasserdampf aus der Dusche würde sie wieder ganz glatt werden lassen. Sie schlüpfte aus ihrer Strumpfhose und der Seidenunterwäsche, warf sie in ihre kleine Reisetasche und streckte sich nackt auf dem Bett aus. Wenn sie sich ein Omelett und einen Saft aufs Zimmer bestellte, musste sie es heute gar nicht mehr verlassen. Sorgen, dass ihr bis zum Frühstück am nächsten Morgen langweilig werden könnte, machte sie sich nicht. Etwas zu essen, eine Dusche und der Fernseher reichten ihr voll und ganz. Und um das prickelnde Gefühl, das sich nach der Begegnung mit Anders in ihrem Unterleib ausgebreitet hatte, konnte sie sich auch selber kümmern.

Als es eine Stunde später diskret an der Tür klopfte, war sie völlig mit sich selbst beschäftigt, und in dem Moment, als es noch einmal klopfte, kam sie, und der Orgasmus, so wohlbekannt wie intensiv, wallte in Schüben durch ihren Körper.

Gott sei Dank, das war perfektes Timing, dachte sie, als klar war, dass Anders aufgegeben hatte. Gott sei Dank.

3

Noch fünf Jahre, nur noch fünf Jahre, sagte sich Rebecka, als sie vor der Firma parkte. Sie rechnete nicht damit, dass man ihr anbieten würde, mit fünfundfünfzig in Rente zu gehen, war sich aber ziemlich sicher, dass man sie nicht länger würde behalten wollen, wenn sie die sechzig überschritten hatte. Was sie dann mit all der freien Zeit anfangen sollte, wusste sie zwar noch nicht, aber das war auch nicht so wichtig. Sie wollte einfach nur diesen ganzen Stress loswerden.

Ihrer kühlen Erscheinung war nicht anzumerken, was in ihrem Inneren vor sich ging. Ganz im Gegenteil, sie wirkte wie immer unglaublich ruhig und konzentriert. Ihr schulterlanges dunkles Haar war sorgfältig gefärbt, um die grauen Strähnen zu verdecken, und im Nacken zu einem Knoten zusammengesteckt. Ihre Kleidung – Blazer und dazu ein knielanger Rock – war tadellos, fast langweilig.

»Hallo«, grüßte Rebecka, als sie durch die Schwingtür trat und an der Empfangsdame vorbeiging, die ihr mit einem Winken bedeutete, dass sie ans Telefon gehen musste. Statt also kurz mit ihr zu plaudern, holte Rebecka tief Luft, sagte sich, eine positive Einstellung sei alles, und nahm den Aufzug in den zweiten Stock, wo die Geschäftsführung saß.

»Rebecka, gut, dass du kommst. Ich muss unbedingt etwas mit dir besprechen.« Lena, ihre Assistentin, war rot im Gesicht und trat nervös von einem Bein aufs andere.

»Gib mir fünf Minuten, ich brauche erst mal eine Tasse Kaffee«, antwortete Rebecka, während sie ihren Blazer aufhängte.

Sie hatte die Pausenecke noch ganz für sich – einer der vielen guten Gründe, früh zur Arbeit zu kommen. Während die Kaffeemaschine gurgelte, überlegte Rebecka, ob sie sich ein Stück Gebäck nehmen sollte, entschied sich aber dagegen. Sie musste noch weitere fünf Jahre lang in ihre Kleider passen. Danach konnte sie anfangen zu essen.

»Es geht nicht, ich kann den Quartalsbericht nicht schreiben, wenn ich die Unterlagen nicht bekomme, die ich dafür brauche.« So begann Lenas erstes Klagelied des Tages. Es würden weitere folgen, und Rebecka hörte nur mit halbem Ohr zu. Sobald irgendetwas in diesem Sermon tatsächlich ihre Aufmerksamkeit erforderte, merkte sie es schon. Stattdessen dachte sie an das Treffen mit dem Management, das heute anstand. Sie wusste, dass der kaufmännische Geschäftsführer ihren Vorschlag unterstützen würde, weil er verstand, was sie damit bezweckte. Die Marketingchefin, eine richtige alte Xanthippe, würde sich wahrscheinlich querstellen, aber das war nichts Neues, auf ihre Reaktion war Rebecka vorbereitet. Der Personalleiter und der Einkaufschef würden wie immer schweigend dasitzen – sie waren ohnehin nur aus formalen Gründen überhaupt im Management vertreten. Der Fabrikeigentümer war dagegen jemand, den Rebecka nie einschätzen konnte, und der neue Verkaufschef würde sich vermutlich zurückhalten, wofür Rebecka gerade heute dankbar war.

»Danke, dass du mir zugehört hast, mir geht es schon viel besser«, sagte Lena und wischte sich die Tränen ab. »Verdammt, ich bin einfach zu feige. Aber du hast völlig recht: Ich werde mich durchsetzen«, fuhr sie fort.

Rebecka, die keine Ahnung hatte, wovon ihre Assistentin sprach, schaute sie erstaunt an. Anstatt ihr zu antworten, lächelte sie sie an und hoffte, dass so ein aufmunterndes Lächeln aussah.

Quartalsberichte waren eigentlich eine altmodische Angelegenheit, aber für die vierteljährlichen Konferenzen des Verkaufsteams erfüllten sie immer noch ihren Zweck. In der obersten Chefetage schaute man selten auf diese Zahlen, deshalb schickte Rebecka den Bericht, den ihr Lena zwei Stunden später auf den Schreibtisch legte, sofort weiter an die Verkaufsabteilung. Dass er zuerst der Geschäftsführerin vorgelegt wurde, war eine Tradition, die Rebecka von ihrem Vorgänger übernommen hatte. Viele Abläufe stammten noch aus seiner Zeit, aber Rebecka hatte sich darauf konzentriert, akute Missstände zu beseitigen; von denen hatte es jede Menge gegeben, als ihr vor acht Jahren die Geschäftsführung übertragen worden war. Ihr Vorgänger hatte viel zu lange auf seinem Posten gesessen und darüber den Scharfblick verloren. Die Konkurrenz hatte im Laufe der Jahre aus seinen Fehlern Profit geschlagen, trotzdem machte JH Foods einfach immer so weiter wie bisher. Das Unternehmen, das zwanzig Jahre lang marktführend gewesen war, hatte diese Position daher längst verloren, als Rebecka Geschäftsführerin wurde.

Jetzt, wo der Betrieb wieder glänzend dastand, war es ihr egal, dass einiges beim Alten geblieben war. Den Angestellten vermittelte es ein Gefühl von Sicherheit, und sie konnte damit gut leben. Noch fünf Jahre, murmelte sie auf der Treppe nach oben zum Konferenzsaal vor sich hin und wünschte sich, sie könnte noch heute ihre Kündigung einreichen.

Die Sehnsucht nach einem ganz anderen Leben überkam sie keineswegs plötzlich, aber bisher war sie gut darin gewesen, sie zu verdrängen. Was sollte sie auch mit dem Rest ihres Lebens tun, wenn sie nicht mehr arbeitete? Sie, die fünfundfünfzig Jahre alt war und Single, keine Kinder oder Enkelkinder hatte. Nähen? Stricken? Golf spielen? Sie hatte keine Ahnung. Sich von etwas wegzuträumen war einfach, aber was wünschte sie sich stattdessen? Sie würde wohl gezwungen sein, sich in den nächsten fünf Jahren ein Ziel und einen neuen Lebenszweck zu suchen.

»Herzlich willkommen. Sie haben keine Tagesordnung für unsere außerplanmäßige Sitzung bekommen, aber Sie werden gleich verstehen, warum. Lena, teilst du bitte unser Programm aus?«

4

»Oma, guck mal! Guck mal, ich schaukle!«

Sie hatte eigentlich überhaupt keine Lust, schon wieder zu schauen, tat es aber natürlich trotzdem, wie jede gute Oma, wenn das Enkelkind Aufmerksamkeit begehrt. Sogar dann noch, wenn das jede zweite Minute passiert.

»Ich schaue ja, Alexander. Toll machst du das!«

Ihre Tochter hatte sie schon oft ermahnt, Alexander nicht pausenlos zu loben. Stattdessen sollte sie sich darüber freuen, dass er Spaß hatte. Aber ihr war das egal. Wenn ihr Enkel von ihr hören wollte, wie gut er etwas machte, bekam er das von ihr auch zu hören. Schon bald würde er zu groß sein, um zu schaukeln, und bis dahin würde sie ihn dafür loben.

»Hör mal, mein Schatz, was hältst du davon, wenn wir nach Hause gehen und es uns gemütlich machen, bis Mama dich abholt?«, sagte Maggan, während sie sich von der Bank auf dem Spielplatz erhob.

»Kommt drauf an«, antwortete Alex.

»Und worauf kommt es an?«

»Kommt drauf an, ob du Eis für mich hast.«

»Ich hab doch immer Eis für dich.«

Zufrieden über ihre Antwort, nahm der braunäugige Blondschopf seine Oma an der Hand, und zusammen gingen sie hinüber zu Maggans Reihenhäuschen.

»Oma?«

»Ja?«

»Bist du alt?«

»Nein, absolut nicht. Warum fragst du?«

»Weil du graue Haare hast. Und so viele Falten. Wenn man alt ist, stirbt man.«

»Ja, das stimmt. Aber ich bin kerngesund und eigentlich auch noch gar nicht so alt.«

Alex sagte nichts mehr und vergaß ihr Gespräch, sobald er ihre Gartenpforte erblickte. Er ließ die Hand seiner Oma los und begann zu rennen.

»Beeil dich, Oma! Beeil dich, bevor das Eis schmilzt.«

»Dein Prachtkerl von einem Sohn findet, dass ich alt aussehe«, berichtete Maggan ihrer Tochter, als sie kam, um Alex abzuholen. Und noch lange nachdem die beiden gefahren waren, dachte sie darüber nach, was der Fünfjährige gesagt hatte. Maggan selbst hielt »alt« zwar für eine Übertreibung, aber sie fragte sich, ob sie nicht mit den Jahren ihren Schwung verloren hatte.

Was Alex über ihre Haare gesagt hatte, stimmte. Sie hatte sie vor drei Jahren zuletzt gefärbt und sich mittlerweile an die grauen Strähnen gewöhnt. Sie fand sie sogar recht hübsch. Was sie dagegen störte, waren ihre Augenbrauen. Die kleinen Härchen standen in alle Richtungen ab. Selbst wenn sie die widerspenstigsten auszupfte, blieben sie nie in derselben Richtung liegen.

Der neueröffnete Kosmetiksalon in ihrer Straße hatte allerlei Haarbehandlungen im Angebot, Augenbrauen inklusive. Maggan beschloss, sich dort zumindest beraten zu lassen. Der arme Alex konnte doch nicht mit einer Oma durch die Gegend ziehen, die alt aussah.

Weil sie nach diesen Überlegungen zum Thema Augenbrauen etwas Aufmunterung brauchte, rief sie Sonja an, die inzwischen von ihrer Tour zum Farsta Shoppingcenter zurück sein musste. Sonja ging nicht ans Telefon, also hinterließ Maggan ihr eine Nachricht und holte dann ihren Putzeimer hervor. Das war dringend nötig, nachdem Alex den ganzen Tag bei ihr gewesen war. Drei Stunden später versuchte sie noch einmal, Sonja zu erreichen, und als diese wieder nicht abnahm, wählte sie stattdessen erst Rebeckas und dann Susannes Nummer. Keine von ihnen schien zu Hause zu sein.

Verfluchte Workaholics, murmelte sie vor sich hin. Dann löse ich eben Kreuzworträtsel, statt mit meinen besten Freundinnen zu reden.

5

Bis um Punkt halb neun am Donnerstag, den 14. Mai 2009, ahnten die drei Freundinnen Susanne, Rebecka und Maggan nicht, dass die Vierte im Bunde tot war.

Rechtsanwalt Andréasson und zwei seiner Mitarbeiter riefen gleichzeitig bei ihnen an, genau wie ihre langjährige Klientin Sonja Gustavsson es in Auftrag gegeben hatte. Die Anwaltskanzlei teilte den drei Frauen mit, dass Sonja gestorben war und dass sie sich von ihren drei Freundinnen ein großes Fest zu ihrer Beerdigung wünschte. Erst danach würden sie sich in der Anwaltskanzlei treffen und alles Weitere erfahren.

Um halb zehn, genau eine Stunde nach dem Anruf, hielten zwei Taxis vor Maggans Haus.

»Ein Fest? Was ist das für eine verrückte Idee, Sonja? Ob du willst oder nicht, ich werde so viel heulen, bis ich keine Tränen mehr habe«, schluchzte Susanne und sah nach oben, als schaute Sonja von dort auf sie hinab. Rebecka saß stumm neben ihr auf dem Sofa – seit sie das Haus betreten hatte, hatte sie noch keinen Ton von sich gegeben.

»Susanne, wenn sie sich ein Fest gewünscht hat, soll sie es auch kriegen«, sagte sie, als sie schließlich den Mund aufmachte. »Die Wünsche einer Toten muss man erfüllen«, fuhr sie fort, als spräche sie mit sich selbst.

»Muss man das? Ist die Beerdigung nicht für die, die noch leben? Klar hat Sonja Feste über alles geliebt, aber das kommt mir ziemlich makaber vor.«

»Hat der Rechtsanwalt wirklich von einem großen Fest gesprochen?«, fragte Maggan.

»Ja«, antworteten Rebecka und Susanne wie aus einem Mund.

»Dann soll sie eines bekommen. Rebecka hat recht, wir müssen ihren Wunsch erfüllen. Sie wird ja wohl nicht grundlos uns damit beauftragt haben.«

»Wen auch sonst? Irgendeinen Onkel aus Småland? Aber gut, ihr habt gewonnen. Zwei zu eins.«

Knapp drei Wochen später kamen etwa dreihundert Menschen zum Beerdigungsgottesdienst und genau zweihundertsechsundzwanzig zum Fest auf der Opernterrasse. Sonja hatte mit den Jahren viele Freunde um sich gesammelt und noch viel mehr Bekannte. Das war ihren drei Freundinnen durchaus bewusst, trotzdem staunten sie über all die Menschen. Und freuten sich. Obwohl sie um Sonja trauerten und sie vermissten. Später am Abend, als sie über gemeinsame Erinnerungen lachten, verstanden sie plötzlich, wie recht Sonja gehabt hatte. Ein ausuferndes Fest war der einzig passende Abschied.

Am nächsten Tag sollten sie sich in Andréassons Kanzlei einfinden, ohne zu wissen, was sie dort erwartete. Die Beerdigung war vorbei, Sonjas Asche würde im Gedenkwäldchen auf dem Waldfriedhof verstreut werden, und in der Woche darauf wollten sie ihre Wohnung ausräumen. Sie hatten noch nicht entschieden, was sie mit all ihren Sachen machen sollten, und vielleicht ging es ja bei dem Treffen mit Herrn Andréasson genau darum.

Sie saßen schweigend im Wartezimmer. Keine hatte etwas zu sagen. Mit dem Fest am Vortag war für sie eine Epoche zu Ende gegangen, die über dreißig Jahre gewährt hatte.

»Herr Andréasson erwartet Sie jetzt«, sagte die Empfangsdame. Sie fassten einander bei der Hand, als sie sein Büro betraten. Der Raum war groß und düster, an den Wänden hingen Porträts ernst dreinschauender Männer. Der Anwalt stieß ein glucksendes Lachen aus, als er ihre Blicke sah.

»Im Büro meiner Tochter sieht es ganz anders aus, aber ich mag die alten Clubsessel, die Porträts meiner Vorgänger und den Geruch von Leder. Setzen Sie sich doch, setzen Sie sich doch«, sagte er und zeigte auf drei Stühle, die vor dem uralten Schreibtisch standen. Einstimmig lehnten die Freundinnen den angebotenen Wein ab und entschieden sich für Mineralwasser.

»Dann darf ich Sie in meinem Büro willkommen heißen. Erst einmal möchte ich Ihnen für gestern danken. Sonja hätte das Fest garantiert gefallen.« Er räusperte sich. »Vielleicht wissen Sie, dass ich seit dem Tod ihrer Eltern Sonjas Anwalt bin. Da war sie gerade achtzehn geworden. Also war ich gut fünfunddreißig Jahre in ihren Diensten, und das mit großer Freude. Die meisten meiner Klienten habe ich an meine Tochter abgegeben, aber Sonja war eine der wenigen, für die ich weiter gearbeitet habe. Im Laufe der Jahre hat sie ihr Testament immer wieder geändert und erst vor drei Monaten die Version angefertigt, die Sie jetzt hören werden. Sonja hat keine direkten Angehörigen, und auch sonst ist niemand erbberechtigt. Deshalb habe ich nur Sie herbestellt, denn Sie werden im Testament erwähnt. Verstehen Sie so weit alles?«

Susanne, Maggan und Rebecka sahen sich an und nickten schließlich.

»Gut, dann werde ich jetzt das Testament verlesen. Eventuelle Fragen können wir im Anschluss klären.«

Herr Andréasson öffnete den Ordner, der vor ihm lag, und nahm einen Papierstoß heraus. Er setzte seine Brille auf, nahm das erste Blatt in die Hand und räusperte sich. Als er zu lesen begann, versetzte er den drei Freundinnen einen ähnlich großen Schock wie mit der Nachricht von Sonjas Tod.

6

Meine allerliebsten Freundinnen,

ihr drei seid meine Familie, seit ich meine eigene verloren habe.

Ich weiß jetzt alles über Freundschaft, denn ihr habt es mir gezeigt.

Ich weiß jetzt alles über Liebe, denn ihr habt sie mir gegeben.

Ich weiß jetzt, wie wertvoll ich bin, denn das habt ihr mich gelehrt.

Oh, wie wir gelacht und geweint haben.

Wie wir geliebt und gehasst haben.

Wie wir uns alles erzählt haben.

Fast alles.

Von meiner Herzkrankheit habe ich euch nie erzählt. Ich weiß schon seit vielen Jahren, dass sie mir das Leben rauben wird. Ihr kennt mich und werdet deshalb verstehen, dass ich auf einen plötzlichen Tod hoffe, statt bettlägrig zu werden und das Leben nicht mehr genießen zu können. Die Ärzte können nicht garantieren, dass eine Herztransplantation gut ausgehen würde. Deshalb habe ich beschlossen, mein Leben so zu leben, wie ich es will.

Das ist das eine.

Das andere ist mein Geld.

Ich habe nämlich jede Menge davon. Um wie viel es sich genau handelt, weiß Herr Andréasson.

Seid mir nicht böse, dass ich euch nicht davon erzählt habe. Für mich war Geld nie wichtig, und ich habe nie mehr ausgegeben als ihr. Ich habe es von meinen Eltern geerbt, aber von meinen Bildern gelebt, die ich zusammengeschmiert habe.

Wie ihr wisst, liebe ich es, mich in euer Leben einzumischen. Das ist meine letzte Möglichkeit, und ich werde sie nutzen, so gut ich kann. Natürlich steht es euch frei, darauf zu pfeifen, was ich sage.

Maggan, liebste Maggan,

du musst endlich aufhören, dich zur Sklavin deiner Familie zu machen. Deine Tochter ist erwachsen und verheiratet. Dein Enkelsohn kann ab und zu genauso gut bei seinen anderen Großeltern sein. Es ist Zeit, dass du wieder aufblühst, dich hübsch zurechtmachst und dich attraktiv fühlst. Nicht um einen Mann anzulocken, sondern damit du dir selbst gefällst, wenn du dich im Spiegel siehst.

Rebecka, liebste Rebecka,

hast du nicht genug bewiesen? Jeden Tag gehst du zu deiner superwichtigen Arbeit, aber was hast du eigentlich davon außer Kopfschmerzen und Hämorrhoiden? Jedenfalls keinen Sex, obwohl du genau den am nötigsten brauchst. Jede Menge hemmungslosen Sex, ohne dabei daran zu denken, dass deine Kleider zerknittern oder du zu spät kommen könntest.

Susanne, meine liebste Susanne,

die Welt ist voller wunderbarer Männer. Tolle Männer, mit denen du nicht schlafen musst, sondern die du kennenlernen und mit denen du dich vielleicht anfreunden kannst. Es gibt noch ein anderes Leben als das in Flugzeugen. Entdecke es, finde dich selbst. Pfeif auf Facebook, triff deine Freunde lieber im richtigen Leben, wenn du freihast.

Für euch alle drei gilt: Ihr müsst an eurem Gewicht arbeiten.

Rebecka und Susanne, ihr seid einfach zu dünn und habt anscheinend vergessen, wie man isst, so dass man gesund und hübsch aussieht. Ihr seid gerade mal fünfzig, und mit etwas mehr Fleisch auf euren knochigen Hüften könntet ihr großartig aussehen. Maggan, bei dir ist es umgekehrt. Hör auf, dich hinter deinen Kilos zu verstecken. Ich liebe meinen runden Körper. Aber du benutzt deinen Speck als Schutz, der dich unsichtbar machen soll.

Mädels: Hiermit verspreche ich euch, dass ihr euch nie mehr Gedanken über eure Rente und überhaupt eure Finanzen machen müsst. Um stinkreich zu werden, müsst ihr bloß meine Bedingungen erfüllen. Ich schreibe sie Punkt für Punkt auf, damit es keine Missverständnisse gibt.

Unter folgenden Bedingungen könnt ihr mein Erbe antreten und unter euch aufteilen:

– Im Laufe der nächsten drei Monate müsst ihr mindestens fünf Kilo zu- oder abgenommen haben. Maggan, hör auf, Kuchen zu essen. Rebecka und Susanne, fangt damit an.

– In drei Monaten habt ihr alle bestehenden Verpflichtungen erfüllt oder gelöst. Rebecka kündigt ihren Geschäftsführerposten, Susanne arbeitet nicht länger als Stewardess, und Maggan passt nicht mehr zwei Tage pro Woche auf ihren Enkel auf.

– In genau drei Monaten und einem Tag bekommt ihr einen weiteren Brief von mir, in dem steht, was genau ihr im nächsten Jahr machen werdet. Herr Andréasson wird ihn euch hier in der Kanzlei vorlesen. Falls dieser Tag auf einen Samstag oder Sonntag fällt, kommt am Montag darauf um vierzehn Uhr in die Kanzlei. Es ist Eile geboten, weil das Vermögensverzeichnis in gesetzlich vorgeschriebener Zeit unterzeichnet werden muss.

– Von heute an wird es also genau ein Jahr, drei Monate und einen Tag dauern, bis ihr mein Erbe vollständig antreten könnt. Auf gar keinen Fall dürft ihr irgendjemandem von dieser Abmachung erzählen. Nehmt ihr meine Bedingungen an, könnt ihr über gewisse Punkte mit anderen sprechen, aber über das gesamte Erbe müsst ihr Schweigen bewahren. Bereits heute werden je fünfhunderttausend Kronen (500000SEK) auf eure Konten überwiesen. Solltet ihr meine Bedingungen ablehnen, ist das alles, was ihr bekommt. Die gesamte Erbschaft umfasst etwa drei, vielleicht vier Milliarden Kronen. Habe ich schon gesagt, dass ihr euch einig sein müsst? Falls eine von euch einen Rückzieher macht, müssen sich auch die anderen beiden mit den fünfhunderttausend Kronen begnügen.

PS: Wenn ihr in drei Monaten und einem Tag nicht bei Herrn Andréasson erscheint, weiß er, was er zu tun hat, und mein Angebot verfällt.

Ich liebe euch. Sonja.

Schweigen. Nur das Knarren des Stuhls war zu hören, als der Rechtsanwalt sich zurücklehnte, nachdem er fertig gelesen hatte. Er war es, der schließlich das Schweigen brach.

»So viel dazu. Unsere Sonja Gustavsson war schon eine besondere Frau.« Er lachte und schüttelte den Kopf, als er fortfuhr: »Die Summe, von der die Rede war, beträgt genau drei Milliarden, fünfhundert Millionen und dreihundertfünfundsiebzigtausend Kronen. Was sagen Sie? Haben Sie Fragen?«

»Ich brauche Luft, sofort.« Rebecka sprang auf. »Ich kann mich sicher telefonisch an Sie wenden, wenn ich möchte?«, fragte sie den Rechtsanwalt.

Er nickte.

»Ja, das ist selbstverständlich kein Problem. Aber bevor Sie gehen, hätte ich gerne einige Unterschriften von Ihnen, damit Sie das Geld kriegen, das Ihnen bereits heute zusteht. Das gilt natürlich für Sie alle.«

7

»Anscheinend wollte sie sterben. Warum zum Teufel hat sie sonst nichts gegen ihre Krankheit unternommen? Sie hätte sich die besten Ärzte der Welt leisten können, so reich, wie sie war. Ich verstehe das nicht, ich verstehe es einfach nicht. Und warum hat sie uns nie erzählt, wie schlecht es ihr ging? Ich habe ihr immer alles erzählt. Alles.«

»Wie wir alle, Susanne.«

Rebecka versuchte, mit ihrer Freundin Schritt zu halten, was nicht leicht war, weil Susanne trotz ihrer hohen Absätze beinahe rannte. »Kannst du nicht ein bisschen langsamer gehen? So können wir nicht miteinander reden.«

Maggan ließ die beiden vorlaufen. Nach dem Besuch bei Herrn Andréasson fühlte sie sich völlig leer. So viel Geld hatte sie noch nie im Leben besessen, aber es war überhaupt kein beruhigendes Gefühl. Im Gegenteil. Es fühlte sich an, als stünde ihr das Geld nicht zu, als hätte sie es gestohlen, und sie schämte sich, obwohl es dafür keinen vernünftigen Grund gab. Sie hatte nie um diese wohltätige Geste gebeten und würde nie auch nur ein Öre von dem Geld anrühren können. Sie beschleunigte ihr Tempo und holte die Freundinnen ein.

»Ich weiß nicht, wie ihr euch fühlt, aber ich muss jetzt alleine sein. Können wir morgen sprechen?«

Rebecka und Susanne schauten sich an.

»Natürlich«, antwortete Rebecka. »Fahr ruhig nach Hause. Aber ich würde gerne noch einen Kaffee trinken. Ich brauche jetzt Gesellschaft. Wie sieht es mit dir aus, Susanne?«

»Lieber ein Glas Wein bei Mosebacke als Kaffee. Oder zwei.«

Nachdem sie sich bei der U-Bahn-Station Slussen mit einer Umarmung von Maggan verabschiedet hatten, gingen sie schweigend weiter. Sie beide waren vor die Wahl gestellt, ihre Jobs zu kündigen. Susanne wurde klar, wie schwer diese Entscheidung sein würde. Klar hatte sie oft gesagt, dass ihr das Fliegen keinen Spaß mehr machte, aber jetzt, wo sie ihn aufgeben sollte, kam ihr ihr Beruf vor wie der beste der Welt.

»Glaubst du, das Leben hat einen Sinn?«, fragte Rebecka. »Gibt es so etwas wie Vorherbestimmung, Schicksal?«

»Nein, bestimmt nicht. Du?«

»Ich weiß es nicht. So viele Jahre lang habe ich mein Leben selbst geregelt, und dann stirbt eine meiner allerbesten Freundinnen, und plötzlich könnte ich einfach loslassen. Sonja hat natürlich recht, ich bin ein ehrgeiziger Kontrollfreak, auch wenn ich es so sehen will, dass ich mein Leben unter Kontrolle habe. Was passiert, wenn ich loslasse, was kann im schlimmsten Fall geschehen? Wie viel Sinn hat mein Leben, so wie es jetzt ist, überhaupt?«

In Mosebackes Biergarten waren noch Plätze frei. Die Band baute auf der Bühne ihre Instrumente auf. In wenigen Stunden würde es hier von Leuten wimmeln, die den schönen Frühsommerabend genossen. Die vier Freundinnen waren oft zusammen hier gewesen, und als der Kellner zu ihrem Tisch kam, erkannte er sie und begrüßte sie fröhlich.

»Nur zu zweit heute?«, fragte er lächelnd. »Was darf’s denn sein?«

Als sie in die U-Bahn stieg, bereute Maggan ihre Entscheidung. Was wollte sie ganz alleine zu Hause? Am Medborgarplatsen stieg sie wieder aus und ging, so schnell ihre schmerzenden Beine sie trugen, Richtung Mosebacke, wo ihre Leidensgenossinnen saßen. Vermutlich saß Sonja gerade auf einer Wolke und lachte.

Sie kam an, als Susanne gerade ihr zweites Glas Wein gebracht wurde.

»Für mich auch einen Wein«, sagte sie schnaufend zu dem Kellner, der noch neben dem Tisch stand. Dann ließ sie sich auf den Stuhl neben Rebecka fallen.

»Zwei Tage pro Woche mit Alexander haben meiner Kondition nicht gerade gutgetan«, sagte sie, während sie sich mit einer Serviette die schweißnasse Stirn abwischte. »Worüber sprecht ihr?«

Als sie aufbrachen, hatte es zu dämmern begonnen. Der vierte Stuhl am Tisch war den ganzen Abend leer geblieben, und als könnten sie so diese Leere füllen, hatten sie alte Erinnerungen heraufbeschworen. Die Zukunft schoben sie einstweilen beiseite. Erst jetzt berichtete Rebecka von ihrem Plan, zu kündigen. Sie würde vorgeben, ein Jobangebot von der Konkurrenz erhalten zu haben. Denn dann würde JH Foods sie nie mehr auch nur in die Nähe der Firma lassen.

»Bist du dir sicher?« Susanne sah schockiert aus.

»Todsicher. Ich bin dabei. Und ihr? Maggan, du hast nun wirklich nichts zu verlieren. Was meinst du?«

»Nichts zu verlieren? Ich riskiere, dass meine Tochter sich von mir abwendet. Wir haben abgemacht, dass ich mich um Alexander kümmere, bis er im August in die Vorschule kommt. Und dann soll ich jeden zweiten Tag nach der Schule auf ihn aufpassen. Ich habe also sehr wohl etwas zu verlieren.«

»Aber du hast drei Monate Zeit, um eine Lösung für Alex zu finden und mit Anneli zu sprechen. Ich kenne deine Tochter, seit sie auf der Welt ist, und glaub mir, sie will nur dein Bestes. Und es verlangt ja niemand, dass du ihn überhaupt nicht mehr siehst. Susanne, was sagst du dazu?«

»Zu Anneli und Alex? Das wird sich lösen«, antwortete sie knapp.

»Nein, nicht dazu. Wie gefällt dir die Vorstellung, das Fliegen aufzugeben?«

»Es bereitet mir Magenschmerzen. Ich habe Angst. Es macht mich sauer. So ähnlich. Reicht dir das?«

Rebecka lachte. »Ja, das reicht mir. Erst mal.«

Die drei Freundinnen hakten einander unter und gingen schweigend Richtung Slussen, wo sich ihre Wege trennten. Maggan fuhr nach Farsta, Rebecka nach Gärdet, und Susanne ging zu Fuß nach Hause in die Folkungagatan.

Ihre hohen Absätze klackerten auf dem Asphalt. Susanne rannte fast, sie wollte nur noch nach Hause in ihre geliebte Wohnung und unter die Dusche. Obwohl es nicht besonders warm war, fühlte sie sich klebrig und schmutzig. So wie nach einer Nacht mit Anders, wenn er es mal wieder eilig hatte, aus ihrem Bett zu steigen.

An ihn hatte sie den ganzen Tag nicht gedacht. Immerhin etwas Gutes in all dem Unglück. Er tat ihr nicht gut, und ganz abgesehen von dem, was Sonja in ihrem Testament geschrieben hatte, wollte sie sich nicht länger selbst wehtun. Sie hatte Anders vier Wochen lang nicht gesehen und vermisste ihn kein bisschen.

Normalerweise machte sie einen Umweg über die Fjällgatan, um von dort die schöne Aussicht über Stockholm zu genießen, aber heute ging sie mechanisch direkt nach Hause, ohne auf den Verkehr, Betrunkene oder Touristen zu achten. Die Leute schauten der langbeinigen Blondine, die den Katarinavägen entlangeilte, wie gewöhnlich hinterher, und mehr als eine Frau beobachtete eifersüchtig, wie ihrem Mann die Kinnlade herunterklappte. Im Laufe der Jahre hatte Susanne das Talent, ihr auffälligstes Körpermerkmal hervorzuheben, zur Perfektion gebracht, und mit achtundvierzig sah sie immer noch phantastisch aus.

Ihre Freundinnen dachten über Susannes Aussehen längst nicht mehr nach. Für sie war Susanne die mit dem größten Herzen. Sie war die Temperamentvollste von ihnen und sagte immer geradeheraus, was sie dachte, zeigte aber auch am häufigsten, wie sehr sie sie liebte.

»Verdammt, verdammt, verdammt.« Wie immer klemmte das Türschloss, und Susanne fluchte, weil es trotz ihrer Beschwerdebriefe an die Hausverwaltung noch nicht repariert worden war. Beinahe wäre ihr der Schlüssel abgebrochen, als sich die Tür endlich doch öffnete. Sie warf ihre Tasche auf den Stuhl im Flur und ließ auf dem Weg zum Badezimmer ein Kleidungsstück nach dem anderen auf den Boden fallen. Den BH zog sie aus, als sie unter die Dusche stieg.

Frisch und sauber geschrubbt, beschloss sie, etwas zu tun, was sie noch nie zuvor gemacht hatte. Sie würde sich eine Woche krankschreiben lassen.

Als sie diese Entscheidung getroffen hatte, konnte sie zum ersten Mal seit Sonjas Tod tief durchatmen. Sie öffnete die Fenster, die auf die Folkungagatan hinausgingen, und ließ Luft und Lärm hinein. Aus ihrem Vorratsschrank nahm sie eine Schachtel Pralinen, die sie immer im Haus hatte, falls sie eingeladen wurde und keine Zeit hatte, Blumen zu besorgen. Sie machte es sich auf dem roten Sofa bequem, zog eine Decke über ihre langen schlanken Beine und begann zu essen.

Ein paar Kilometer weiter saß Rebecka am Schreibtisch und dachte darüber nach, wie sie ihre Kündigung formulieren sollte. Wenn sie nicht log, würde sie sechs Monate weiterarbeiten müssen, und dazu hatte sie überhaupt keine Lust. Nie wieder würde sie auch nur einen Fuß in die Firma setzen. Die Intensität dieses Gefühls überraschte sie selbst – aus der flüchtigen Idee auf dem Nachhauseweg von der Kneipe war nun vollkommener Ernst geworden. Außer ein Paar Schuhe hatte sie keine persönlichen Dinge bei der Arbeit, und die konnte Lena gerne erben, wenn sie wollte.

Rebecka hatte den Vorstandsvorsitzenden immer geschätzt. An ihn wollte sie die Kündigung richten. Sie wusste, dass ihr Stellvertreter seinen Job gut machen würde, bis ein neuer Geschäftsführer gefunden worden war, um die Firma musste sie sich also nicht die geringsten Sorgen machen. Aber es widerstrebte ihr, zu lügen. Doch mit der Aussicht, noch mehrere Monate weiterarbeiten zu müssen, fiel ihr die Wahl nicht schwer. Wenn sie an die Arbeit dachte, wurde ihr regelrecht schlecht. Sie begann zu schreiben.

Maggan schrieb und aß nicht. Sie saß vor ihrem Computer und starrte auf den Bildschirm, auf dem ihr Kontostand angezeigt wurde. 515365 Kronen. Schwindelerregend viel Geld. Wenn sie sich die Bluse kaufte, die sie bei KappAhl gesehen hatte, würde die Summe kaum kleiner werden. In all den Jahren, die sie für sich und Anneli gesorgt hatte, war sie stets knapp bei Kasse gewesen.

Zum Glück war Anneli schon erwachsen gewesen, als das Auto Maggan die Vorfahrt genommen und die Front ihres Peugeots komplett demoliert hatte. Schon im Krankenwagen war die Rede von einem Schutzengel gewesen, sie hatte Glück gehabt, auch wenn beide Beine gebrochen waren. Wenn sie nur einen halben Meter weiter auf die Kreuzung hinausgefahren wäre, hätte alles viel schlimmer ausgehen können. Sechs Jahre nach dem Unglück fiel es ihr immer noch schwer, daran zu denken. Es hatte ihr Leben komplett verändert.

Vorher hatte sie ihre Arbeit als Kindergärtnerin geliebt, sie hatte mit dem Auto Ausflüge gemacht und war jeden Sonntag rund um den Magelungen gewandert. Mit dem Unfall war all das vorbei gewesen. Am schlimmsten war es, nicht mehr arbeiten zu können. Sie hatte sich wertlos gefühlt, bis Anneli fragte, ob sie sich zwei Tage die Woche um Alex kümmern könne. Nun wurde sie wieder gebraucht, und das half besser als jede Medizin der Welt.

Maggan hatte es nie etwas ausgemacht, wenig Geld zu haben, und wenn ihre Freundinnen von ihren Shoppingtouren im schicken Kaufhaus NK erzählten, hatte sie das nie gestört. Äußerlich konnte sie sich mit ihnen nicht messen, das war ihr klar, aber in ihrem Innern ähnelten sie einander, und das hatte sie zusammengeschweißt, so dass sie all die Jahre Freundinnen geblieben waren.

Außerdem besaß Maggan etwas, das wertvoller war als alle Einkäufe der Welt. Sie hatte ein Kind. Eine Tochter, die mit Susanne, Rebecka und Sonja gleich drei weitere Mütter hatte.

Anneli war über Sonjas Tod ebenso verzweifelt wie Maggan und hatte während der Beerdigung und des Festes danach ununterbrochen geweint.

»Ich verstehe nicht, weshalb wir ihren Tod auch noch feiern müssen«, hatte sie gesagt.

Maggan versuchte erst gar nicht, ihr zu erklären, wie ihre geliebte Tante getickt hatte. Wie lebensfroh sie gewesen war und dass sie mit ihrem übergroßen Lebenshunger jegliche Vergnügung mit offenen Armen empfangen hatte. Für Anneli war es wichtiger, überhaupt am Leben zu sein. So hatte Sonja nie gedacht.

Maggan fuhr ihren Computer herunter. Morgen würde sie sich endlich um ihre buschigen Augenbrauen kümmern.

8

Rebecka hatte mit Widerspruch gerechnet, aber nichts passierte. JH Foods ließ sie einfach gehen und bezahlte ihr Gehalt sechs Monate lang weiter, und genauso lange durfte sie auf keinen Fall einen neuen Job in derselben Branche annehmen. Hielt sie sich nicht daran, hätte das ein gerichtliches Nachspiel. Sie würde sich daran halten. Sie war fest entschlossen, nie mehr einen Job mit einer solchen Arbeitsbelastung zu wählen wie als Geschäftsführerin eines großen Lebensmittelkonzerns.

Obwohl es sich merkwürdig anfühlte, aß sie zu ihrem Vormittagskaffee ein Stück Gebäck. Sie hatte die Morgenstunden damit verbracht, ihren Kleiderschrank aufzuräumen, und wollte später alles, was sie aussortiert hatte, zum nächsten Secondhandladen bringen. Über ihre Sachen, die alle in tadellosem Zustand waren, freute man sich dort bestimmt. Freizeitkleidung besaß sie fast gar nicht. Das Einzige, was in diese Richtung ging, waren zwei Jeans und ein paar Polohemden, konstatierte sie, als sie in ihren leergeräumten Kleiderschrank schaute. Vier Kleider, zwei davon ärmellos, hingen ganz hinten im Schrank. Drei schwarze und ein graues. Alle knielang und in Größe 36.

Sie dachte über Sonjas Bedingung nach, mehrere Kilos zuzunehmen, und fragte sich, was das für ihre Kleidergröße bedeutete. Für ihr Alter war sie ungewöhnlich schlank, worauf sie immer großen Wert gelegt hatte. Weshalb, wusste sie selber nicht genau, denn eigentlich gefielen ihr Frauen mit runden Formen sehr viel besser als stockdürre. Andererseits hatte sie sich nie darum bemüht, schön zu sein. Sie wollte lieber durch ihre Intelligenz als durch ihr Aussehen auffallen, fragte sich aber manchmal, ob sich das wirklich gegenseitig ausschloss. Viele ihrer Freundinnen waren sowohl schön als auch klug, aber dass dasselbe auf sie zutreffen könnte, war ihr nie in den Sinn gekommen.

Unbewusst hatte sie bereits das zweite Gebäckstück aufgegessen und hielt ein drittes in der Hand. Ich muss im Internet nachschauen, wie Gewicht und Kleidergrößen zusammenhängen, dachte sie, bevor sie sich die Leckerei in den Mund schob.

Genau wie sie vermutet hatte, freute man sich im Secondhandshop Myrorna in Ropsten über ihre fast neue Kleidung. Sie hatte sogar die perfekt gebügelten Kleider mitgenommen, darunter das, das sie auf Sonjas Beerdigungsfest getragen hatte. In Zukunft würde sie auf Partys nie mehr in Grau und Schwarz erscheinen.

Zu Hause parkte sie ihren Ford in der Garage und beschloss, einen Spaziergang in die Stadt zu machen. Sie war froh, immer ihr eigenes Auto und keinen Dienstwagen gehabt zu haben, vor allem jetzt, nachdem sie mit unmittelbarer Wirkung gekündigt hatte. Ihr Auto war zwar nicht mehr ganz neu, aber perfekt in Schuss, wie ihr die Werkstatt bei der letzten Überprüfung gesagt hatte.

Rebecka ging über den Östermalmstorg und weiter Richtung Hamngatan. Sie hatte kein bestimmtes Ziel, sondern genoss es einfach, am helllichten Tag durch die Stadt spazieren zu können, und das mitten in der Woche. Sie musste kichern, als sie sich vorstellte, wie ihre ehemaligen Kollegen sich gerade vermutlich mit dem Projekt abmühten, das sie vor nur einer Woche angestoßen hatte. Der Gedanke beschwingte sie so sehr, dass sie beschloss, sich ein kalorienreiches Softeis zu kaufen. Mit Streuseln. Das hatte sie noch nie zuvor getan.

Sie setzte sich auf die letzte freie Parkbank in der Nybrogatan, um sich nicht mit Eis zu bekleckern. Neugierig betrachtete sie all die Menschen, die herumschlenderten und sich die Schaufenster anguckten. Sie überlegte, ob sie wohl Touristen waren. Schwer zu sagen, wenn ihnen nicht gerade eine Kamera vor dem Bauch hing. Der Mann im Anzug, der die Straße hinuntereilte, war definitiv kein Tourist. Er hatte etwas Zielgerichtetes an sich, weshalb sie überrascht war, als er plötzlich vor ihrer Bank anhielt.

»Stört es Sie, wenn ich mich hierhersetze?«

»Überhaupt nicht, aber kommen Sie mir lieber nicht zu nahe, sonst landet mein Eis noch auf Ihrem Anzug.« Rebecka lächelte. So gute Laune hatte sie lange nicht mehr gehabt, obwohl sie gerade eine ihrer besten Freundinnen verloren hatte und außerdem arbeitslos geworden war.

»Das Eis sieht lecker aus, wo haben Sie es her?«

»Die Straße hinauf, fast bei der Markthalle. Aber haben Sie überhaupt Zeit für ein Eis? Sie sehen aus, als hätten Sie es eilig.«

»Wirklich? Können Sie das durch Ihre dunklen Brillengläser überhaupt erkennen?«, fragte er mit einem Lächeln.

»Ich sehe mehr, als Sie denken. Ich bin voll und ganz damit beschäftigt herauszufinden, was all diese Menschen hier an einem ganz gewöhnlichen Wochentag machen. Gerade bin ich zu dem Schluss gekommen, dass sie Touristen sein müssen.«

»Hmm.« Der Mann sah sich um. »Darüber habe ich noch nie nachgedacht«, gab er zu.

»Das liegt daran, dass Sie sich so abhetzen«, stellte Rebecka mit vollem Mund fest.

»Und Sie hetzen sich nie ab?«, fragte er freundlich und interessiert.

»Nein. Nicht mehr. Gestern habe ich alles hingeschmissen.«