1,99 €
Wer Sommerfrische 2 gelesen hat, oder Sommerfrische-ein gewöhnlicher Tag , wird sich besonders über diese Fortsetzung freuen. In Sommerfrische 3 geht es um die Themen Armut,Helden, Kindeswohl, Küche, Lesen, Liebe , Ratgeber, Schlaglöcher ,Sommer und Versender. Wie im richtigen Leben also. Ich wünsche den Leserinnen und Lesern viel Freude und ein leichtes Schmunzeln.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 41
Veröffentlichungsjahr: 2024
Horst H. Kibbel
Sommerfrische 3
Weitere neue Kurzgeschichten
Der Autor:Horst H. Kibbel, geboren und aufgewachsen in Hamburg, hat nach Lehre im Verlagswesen und langjähriger Mitarbeit in Verlagen seine Liebe zur Lyrik entdeckt, und diese nach reiflicher Überlegung zu Papier gebracht.
Horst H. Kibbel
Sommerfrische 3
Weitere neue Kurzgeschichten
1 Auflage, Oktober 2024 © 2024 Horst H. Kibbel – alle Rechte vorbehalten. Herausgeber: Horst H. Kibbel Am Neuberg 20, D 61137 Schöneck/[email protected] Druck: epubli GmbH, Berlin Online: lyrik-vom-lande.de
Kapitel 1 Lesen bildet
„Opa!“, riefen die 2 Enkelkinder, die zu Besuch waren „Opa, erzähl uns doch mal was!“. „Ja, könnt ihr denn überhaupt zuhören?“, kam die Antwort. „Aber Opa! natürlich,“ sagte die große Lena Maria und die kleinere Lea pflichtet ihr bei: „Opa, du erzählst immer so schöne Geschichten!“
Opa wusste schon, dass er eine Geschichte zu erzählen hatte, egal was und egal wie kurz. Also setzte er sich auf das Sofa, ließ die beiden Geschwisterkinder, immerhin 6 und 10 Jahre alt, sich ebenfalls hinsetzen und so begann seine Geschichte:
„Ich möchte euch heute die Geschichte von Karl Heinz erzählen, der vor langer Zeit geboren wurde. Seine Mama nannte ihn einfach Heinzi. Heinzi war ihr einziges Kind. Sie war nicht verheiratet und daher eine Alleinerziehende Frau, wie wir es heutzutage sagen würden, die neben der Kinderbetreuung noch für den Lebensunterhalt zu sorgen hatte, was, aus der damaligen Sicht der Gesellschaft unmöglich war. Lea, was möchtest du sagen?“ „Hat denn Heinzi keinen Papa, sondern nur eine Mama gehabt, geht das denn?“ Opa erwiderte: „Das ist schon möglich, aber zu der damaligen Zeit war es eben anders als heute. Wer ein Kind ohne einen Partner hatte, wurde gemieden und moralisch geächtet.“
Lea fragte weiter: „Was ist das? Geächtet?“ Lena Maria: „Natürlich, wenn die anderen glauben, derjenige sei verdorben oder faul oder so!“
Da schaltete sich Opa ein: „Stellt euch doch mal vor, ihr hättet keinen Papa, sondern nur die Mama, die für euch sorgen müsste, während andere Menschen auf sie herabgeblickt hätten. Nur die Familie, in der sie aufgewachsen war, hätte sie lieb umd unterstützt.“
„Das ist ungerecht!“, ließ sich Lea hören. „Genau!“, bestätigte Lena Maria, „doch wie geht es weiter?“
„Die Mama und der Sohn sind dann vorübergehend zu den Großeltern gezogen. Die Mama ging arbeiten, das Kind wurde von den Großeltern beaufsichtigt, bis deren Tochter eine andere Bleibe gefunden hatte. Sie wurde später im Hause eines Ehepaars aufgenommen, die als Lehrer gearbeitet hatten und bereits im Reuhestand waren. So konnte sie zwei Zimmer im Obergeschoss mit ihrem Kind bewohnen und arbeiten gehen. Heinzi wurde in dieser Zeit auch vom Lehrerehepaar zeitweise betreut. Die Zeit verging, der kleine Heinzi ging jetzt bis Nachmittags in den Kindergarten. Das war eine große Hilfe für die kleine Familie“.
„Gingen denn alle Kinder in den Kindergarten?“ fragte Lea. „Nein“, sagte Opa „nicht alle Kinder, nur die Kinder, deren Eltern tagsüber arbeiteten, zum Beispiel die Mama von Heinzi. Die Erzieherinnen kümmerten sich in dieser Zeit um die Kinder.“
Frage an Opa von Lea: „Waren die Erzieherinnen denn nett zu den Kindern ?“
„Das weiß ich nicht“, antwortete er, „aber, ich denke schon. Denn am nächsten Tag waren alle Kinder wieder im Hort!“
Opa fügte hinzu:
„Doch, an jedem Nachmittag mussten sie nachhause gehen. Und ich meine, sie mussten gehen, nicht mit dem Auto oder so abgeholt werden, sondern, wenn sie schon etwas älter waren, den ganzen Weg zu Fuß bis in die Straße, in der sie wohnten. Natürlich mussten sie erst einmal den Weg gegangen sein, dann sich den Weg einprägen, erst dann durften sie den Weg alleine zurückgehen.“
„Und, wie geht es weiter?“, fragte Lena Marie: „Hat er denn immer den richtigen Weg gefunden ?“
„Natürlich, hat er, denn er war ein schlaues Bürschchen und sehr neugierig auf alles, was neu für ihn war. Und das waren viele Dinge!“ Fast gleichzeitig fragten beide Kinder: „Und wie geht es weiter?“
„Nun ja, auf dem Wege gab es einen Spielplatz, auf dem er dann spielte, obwohl er doch im Kindergarten den ganzen Vormittag auch spielen konnte, aber hier gab es Geräte zum Turnen, eine Sandkiste und eine Schaukel, nur für ihn.“
Opa fuhr fort: „Eines Tages entdeckte er auf einem Grundstück, an dem er vorbeiging, einen Briefkasten in der Mauer. Es schaute eine Zeitung heraus, die der Zeitungsbote, wie jeden Mittag, eingesteckt hatte. Das war etwas, was ihn besonders interessierte. Lesen konnt er ja noch nicht, aber die Buchstaben anschauen, das war doch was. So nahm er die Zeitung aus dem Briefkasten, ging mit diesem Bündel Papier auf den Spielplatz, faltete die Zeitung auseinander und schaute auf die Buchstaben. Nach einiger Zeit hatte er genug davon und warf die Zeitung ins Gebüsch. Und wenn ihr jetzt glaubt, das sei Umweltverschmutzung, dann stimmt das, doch Heinzi hatte noch nie etwas davon gehört. In den nächsten Tagen nahm er wieder die Zeitung, las diese, wie er glaubte und warf sie wieder auf dem Spielplatz ins Gebüsch.