1,99 €
Wer Sommerfrische-ein gewöhnlicher Tag, oder Sommerfrische 2 und Sommerfrische 3 und Sommerfrische 4 gelesen hat, wird sich besonders über diese Fortsetzung freuen. In Sommerfrische 5 geht es um Schwarze Brüder, Kekse, sowie weitere zwischenmenschliche Beziehungen. Wie im richtigen Leben also. Ich wünsche den Leserinnen und Lesern viel Freude und ein leichtes Schmunzeln.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 50
Veröffentlichungsjahr: 2025
Horst H. Kibbel
Sommerfrische 5
Noch mehr Kurzgeschichten
Der Autor:Horst H. Kibbel, geboren und aufgewachsen in Hamburg, hat nach Lehre im Verlagswesen und langjähriger Mitarbeit in Verlagen seine Liebe zur Lyrik entdeckt, und diese nach reiflicher Überlegung zu Papier gebracht.
Horst H. Kibbel
Sommerfrische 5
Noch mehr Kurzgeschichten
1. Auflage, Januar 2025 © 2025 Horst H. Kibbel – alle Rechte vorbehalten. Herausgeber: Horst H. Kibbel
Am Neuberg 20, 61137 Schöneck/Hess [email protected] Druck: epubli GmbH, Berlin
Internet: Lyrik-vom-lande.de
Kapitel 1
Die schwarzen Brüder
Als die junge Senatorin für den Bereich „Umwelt und Gerechtigkeit“, wie es spaßeshalber hieß, eine Möglichkeit suchte, sich dem Thema Umwelt in volksnaher Weise zu nähern, wurde ihr der Vorschlag zugetragen, mit den Schornsteinfegern in ihrer Stadt eine Pressekonferenz zu veranstalten, um auf den Beruf dieses alten Handwerks hinzuweisen.
Selbstverständlich auch im Hinblick auf ihre Berufung, der sie große Ernsthaftigkeit entgegenbrachte.
Die Senatorin selbst war noch jung, das Amt ihr zugetragen worden, weil sie gute Umfragewerte vorzuweisen hatte und darüber hinaus auch die vom Senat selbst gestellte Frauenquote damit besser zu kommunizieren war.
Umwelt ist eigentlich ein Sachthema, fast überall bekannt und dennoch fehlte vielen der Millionen Einwohner dieses Landes die Fähigkeit, sich die richtige Erkenntnis aus vielen Tausenden Informationen zusammenzutragen und entsprechend zu handeln.
Wer, wenn nicht Sie, liebe Leserin, und lieber Leser wüssten, wovon ich spreche.
In der „Kleinen Sitzung“ des Amtes begann der Referent Klaus A. seinen Vortrag und das Briefing seiner Senatorin in Zusammenarbeit mit der PR Agentur, deren Mitarbeiter überwiegend im Politikbetrieb tätig sind.
„Danke, dass ich mich zu dem vorgeschlagenen Thema äußern darf. Die Agentur hatte mich bereits auf verschiedene Aktionen aufmerksam gemacht, die wir angehen sollten. In diesem Falle wäre mein Rat, das Thema Umwelt, zusammen mit der Schornsteinfeger- innung, der Öffentlichkeit vorzustellen.
Wieso? Weil der Schornsteinfeger oder Kaminkehrer den Älteren unter uns noch bekannt ist. Sei es als Spiel: Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?, oder als Kaminkehrer in dem Film: Mary Poppins.
Letztendlich auch als Heldenfigur im Buch: ‚Die schwarzen Brüder‘, mit dem Inhalt, dass im Tessin des vorletzten Jahrhunderts junge Buben gegen Handgeld ins südlich gelegene Mailand verdingt wurden, um dort die Kamine der reicheren Haushalte zu kehren, also dazu in die Schlote und Kamine steigen mussten. Was zwangsläufig mit hohen Todesraten endete.
Heute ist der Schornsteinfeger immer noch eine wichtige Größe für die Gesellschaft. Denn dieser Beruf wurde vom Staat lizenziert und die Ausbildung der Innung übertragen, die, genau wie das Handwerk organisiert ist.
Jetzt werden Sie fragen, wie hoch der Frauenanteil ist, angesichts der wichtigen Aufgabe, Gesundheit und Umwelt in Einklang zu bringen, was mittlerweile Staat und Gesellschaft verlangen.
Meine Antwort und meine Recherche lauten: wenig bis keinen Frauenanteil. Schätzungen gehen von 20 Prozent aus. Wir werden dies kurzfristig nicht ändern können, sosehr wir dies auch wünschen. -Kleine Anmerkung: das ist immerhin mehr, als in Vorständen mancher DAX Unternehmen unseres Landes.-
Der Schornsteinfeger läuft schon lange nicht mehr im schwarzen Rock mit Fegespirale und Kugel dran auf der einen Seite, mit der Leiter auf der anderen Seite, mit dem Rußbeutel und ein wenig Handwerkszeug in der Tasche durch die Städte und Gemeinden. Er ist im Staatsauftrag ohnehin als Inspektor für alle Feuerstätten tätig. Seine Tätigkeit wird durch das Gesetz bestimmt und ist auf Haus und Hof und Umweltauflagen erweitert worden!“
Dann fügte er hinzu:
„Wenn Sie zustimmen, kümmere ich mich um den Kontakt zur Innung und die konkrete Planung, sowohl um den Termin als auch die Einladungen an die Presse“.
Beim Hinausgehen nahm ihn die Senatorin zur Seite und fragte leise: „Klaus, sag mal, was war da mit den schwarzen Brüdern?“
„Na ja,“ antwortete er. „Das ist eine Geschichte beziehungsweise ein Roman, den ich als Jugendlicher gelesen habe und der mich sehr beeindruckt hat, da es da um Armut, Arbeit unter prekären Verhältnissen, auch um Freundschaft und Verständnis untereinander geht. Übrigens, geschrieben von Lisa Tetzner, aus der Schweiz.“
„Das interessiert mich sehr“, sagte sie, „Ich bin zwar schon 32 Jahre alt und habe Soziologie studiert und bin jetzt Senatorin. Doch bisher ist mir weder ein Schornsteinfeger noch ein Buch über die -wie sagtest du- schwarze Brüder, begegnet. Ich würde mich gerne einlesen, auch über die tatsächlichen Dienste, bevor ich meine Zustimmung dazu gebe.“
So ist es gekommen, dass die Senatorin sich über den Berufsstand des Kaminkehrers kundig machte und bemerkte, dass dieser Beruf mittlerweile durch die zusätzlichen Aufgaben des Staates die Aura des Handwerkers verlor. Nun einem Ingenieur gleich, mit Berechnungsformeln aller Art zum Thema Heizung, Umweltbelastung usw. im Zusammenhang mit Hausbau aller Art und deren Einhaltung laut Gesetz, aber als hoheitlich Beauftragter des Staates agierte.
Jetzt mussten sie den Kontakt zur Innung herstellen und die richtigen Personen für die Pressevorstellung aussuchen.
Es gab ein Vorgespräch mit dem Innungsmeister der Handwerkskammer, der zusätzliche Details über das Gewerbe hinzufügte:
Über die Feuerstätten Verordnung, den Kehrbezirk, die Gebührenordnung, die Berufskleidung und so weiter.
Natürlich auch über den geringen Frauenanteil, der in einem männerdominierenden Beruf von jeher einherging. „Aber“, so sagte der Innungsmeister im Vorgespräch: „Aber, wir haben in unserer Innung eine Schornsteinfegerin im Meisterberuf, mit der ich gerne auftreten möchte. Unser Ausbildungsberuf ist mittlerweile für alle Schichten der Bevölkerung offen und wirklich vielfältig.“
Ihre Zustimmung erfolgte prompt.
Die Vorstellung sollte in der ersten Neujahrswoche stattfinden. Auch bedacht, dass Schornsteinfeger Glück im neuen Jahr bringen sollten, neben dem Glücksschwein und dem vierblättrigen Kleeblatt natürlich.
Als Ort für die Einladung wurde zunächst an den Fernsehturm gedacht, weil damit eine Art Schornstein symbolisiert werden könnte. Leider war das Restaurant in der Turmspitze schon seit Jahren nicht mehr in Betrieb. Die Kosten für den Fahrstuhlbetrieb nicht mehr finanzierbar.
Als man daran dachte, zur Vorstellung der Schornsteinfegerinnung unter Verweis auf die Attraktivität des Berufsstandes, im ältesten und zugleich mondänsten Hotel der Stadt einzuladen, kamen sofort Zweifel auf. Die Bedenkenträger wiesen darauf hin, dass dieses Gewerbe keinesfalls die Mitgliedsbeiträge für Luxus einsetzen sollten. Neuen Bewerbern für diesen Berufsstand würde man symbolisieren, dass man „gutes Geld einfach ins Feuer werfe,“ um diesen Vergleich einmal zu wagen.