Sommerleidenschaft - Clare London - E-Book

Sommerleidenschaft E-Book

Clare London

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Beschreibung

Nachdem Scot und sein Freund Jerry von zu Hause weggelaufen sind, um den ewigen Vorurteilen ihrer Familien zu entfliehen, wollen sie eigentlich in Las Vegas ein neues Leben beginnen. Allerdings verfahren sie sich auf dem Weg dorthin und finden Zuflucht in einem heruntergekommenen Motel mitten in der Wüste Nevadas. Es ist ein geheimnisvoller Ort, das Personal sieht durchweg umwerfend aus und es herrscht eine ungehemmte Sinnlichkeit, die Scot noch nie zuvor erlebt hat. Hier erkennt er, dass ihn mit Jerry nichts weiter als Lust verbunden hat, und in ihm erwacht die Sehnsucht nach einer echten Beziehung mit einem anderen Menschen. Könnte er sie vielleicht bei Connor, dem mysteriösen Besitzer des Motels, finden? Doch irgendetwas scheint Connor an diesen Ort zu binden und Scots Liebe muss wirklich stark sein, damit eine gemeinsame Zukunft überhaupt möglich ist…

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Seitenzahl: 374

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Deutsche Erstausgabe (ePub) Juli 2022

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2016 by Clare London

Titel der Originalausgabe:

»Sweet Summer Sweat«

Published by Arrangement with Clare London

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2022 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock; AdobeStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

Druckerei: Print Group Sp.z.o.o. Szczecin (Stettin)

Lektorat: Katherina Ushachov

ISBN-13: 978-3-95823-955-5

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de

Aus dem Englischen von Anne Sommerfeld

Liebe Lesende,

vielen Dank, dass ihr dieses eBook gekauft habt! Damit unterstützt ihr vor allem die*den Autor*in des Buches und zeigt eure Wertschätzung gegenüber ihrer*seiner Arbeit. Außerdem schafft ihr dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der*des Autor*in und aus unserem Verlag, mit denen wir euch auch in Zukunft erfreuen möchten.

Vielen Dank!

Euer Cursed-Team

Klappentext:

Nachdem Scot und sein Freund Jerry von zu Hause weggelaufen sind, um den ewigen Vorurteilen ihrer Familien zu entfliehen, wollen sie eigentlich in Las Vegas ein neues Leben beginnen. Allerdings verfahren sie sich auf dem Weg dorthin und finden Zuflucht in einem heruntergekommenen Motel mitten in der Wüste Nevadas. Es ist ein geheimnisvoller Ort, das Personal sieht durchweg umwerfend aus und es herrscht eine ungehemmte Sinnlichkeit, die Scot noch nie zuvor erlebt hat. Hier erkennt er, dass ihn mit Jerry nichts weiter als Lust verbunden hat, und in ihm erwacht die Sehnsucht nach einer echten Beziehung mit einem anderen Menschen. Könnte er sie vielleicht bei Connor, dem mysteriösen Besitzer des Motels, finden? Doch irgendetwas scheint Connor an diesen Ort zu binden und Scots Liebe muss wirklich stark sein, damit eine gemeinsame Zukunft überhaupt möglich ist…

Kapitel 1

Die Temperatur hatte einen neuen Rekord erreicht. In dem kleinen, schäbigen Auto war die Sommerhitze unerträglich. Die Klimaanlage röchelte und keuchte, konnte aber nur wenig Linderung verschaffen. Regelmäßig wurden Fahrer und Beifahrer von einer Wolke heißer Motorluft eingehüllt.

Scot Salvatore kauerte sich auf dem abgewetzten Beifahrersitz zusammen, atmete tief ein und versuchte, seine Verärgerung im Zaum zu halten.

Natürlich hatten sie sich diesen Mietwagen nicht ausgesucht – ihnen war angeboten worden, was im Showroom in der Seitenstraße übrig gewesen war. Scheiß drauf, für mehr hatte ihr Geld nicht gereicht. Und offensichtlich war dieses Auto eine kleine Extraüberraschung für sie: zwei Idioten, die dachten, es wäre nicht nur als Hühnerstall zu gebrauchen. Es rumpelte über die unebenen Straßen der Wüste Nevadas, spuckte Gift aus dem Auspuff und drohte alle 15 Minuten, den Geist aufzugeben und sie stranden zu lassen. Es war nicht schwer, sich vorzustellen, dass es ein lebendes, bösartiges Wesen war.

»Hier ist meilenweit kein Schild«, murmelte er und drehte die schmuddelige Karte in den Händen. »Wir haben die letzte Raststätte vor Stunden verlassen und das hier sollte der direkte Weg nach Las Vegas sein. Wo hätten wir noch mal links abbiegen müssen?«

»Woher soll ich das wissen«, fauchte Jerry Harrison. Schweiß tropfe unter seinem langen, kastanienbraunen Pony hervor, der ihm von der Hitze an der Stirn klebte. »Wir müssen bald anhalten, ich bin am Ende. Diese verdammte Straße ist so holprig, als würde man durch Sirup fahren. Mein Kopf ist bleischwer und ich kann mich nicht konzentrieren, weil die Sonne so blendet.«

Scot biss sich auf die Lippe und versuchte, nicht ebenfalls wütend zu werden. »Wir können jetzt nicht aufgeben, Jerry. Die Sonne geht bald unter und dann sinken auch die Temperaturen. Und wir suchen uns ein Motel oder so was für die Nacht. Dafür haben wir doch noch genug Geld, oder?«

Jerry schüttelte den Kopf und schnalzte frustriert mit der Zunge. Winzige Stückchen des billigen Vinyl-Lenkrads waren abgeblättert und klebten an seinen Händen. »Es ist so verdammt heiß.«

Scot blickte in die trübe Ferne, um einen Orientierungspunkt oder etwas Ähnliches zu entdecken. Der Horizont hüpfte auf und ab, während sie über den unebenen Boden polterten. »Haben wir uns verfahren?«

Jerry antwortete ihm nicht.

Scot seufzte innerlich. Natürlich hatten sie sich verfahren. Keiner von ihnen war je so weit außerhalb ihrer Heimatstadt gewesen; sie hätten sich nicht einmal vorstellen können, dass dieser Teil des Wüsten-Highways überhaupt existierte. Im letzten Ort, den sie durchquert hatten, hatte es nichts weiter als ein paar kleine, mit Buden gesäumte Straßen und definitiv keinen Schlafplatz für die Nacht gegeben. Seitdem – nichts mehr.

Wenn alles nach Plan gelaufen wäre, hätten sie jetzt auf dem Weg nach Las Vegas sein müssen: Die Straße in ihre Zukunft. Eine reiche Stadt, eine Unterkunft, ein Job für sie beide. Ein Leben für sie beide. An diese Reise waren viele große Erwartungen gebunden: Dinge, die sie sich selbst versprochen hatten, Dinge, auf die sie gehofft, auf die sie gesetzt hatten… Aber diese Dinge würden so schnell nicht Wirklichkeit werden, wenn Scot das beurteilen sollte. Er war enttäuscht. Nein, mehr als das. Desillusioniert, erschöpft und er befürchtete inzwischen, dass das alles ein schrecklicher Fehler war.

Allerdings konnte er das nicht laut aussprechen. Jerry hatte einen Ausweg aus der Hölle gefunden, in der sie beide gelebt hatten, und angeboten, ihn mit Scot zu teilen. Es wäre undankbar gewesen, abzulehnen, oder nicht? Jerry wusste, was er tat. Scot sollte nicht an ihm zweifeln.

»Jerry?«

»Halt einfach weiter nach dieser Abbiegung Ausschau«, knurrte Jerry.

Scot sah wieder nach vorn, aber das Luftflimmern verschleierte ihm die Sicht und er musste heftig blinzeln, um klar zu sehen. Seine Konzentration war eine vernünftige Ausrede für sein Schweigen und er schämte sich, dass er froh darüber war. Ob es Jerry genauso ging?

Die nächsten 30 Kilometer waren ermüdend. Es war heiß, sie schwitzten und die ganze Zeit herrschte diese schwierige, unausgesprochene Anspannung. Das Licht am goldenen Himmel wurde langsam dunkelorange, als sich der Tag dem Ende neigte. Trockener Wind schlug gegen die Fenster, während das Auto weiterratterte. Die Temperatur sank, aber nur ein oder zwei Grad. Im Inneren war davon kaum etwas zu spüren.

Scot wischte sich etwas Schweiß aus den Augen und gähnte laut.

Jerry blickte schnell zu ihm und rutschte auf seinem Sitz herum. »Scot…«

»Sieh mal! Ist da vorn etwas?« Scot beugte sich nach vorn. Die Scheinwerfer waren eine weitere Enttäuschung, nur zwei dünne, blasse Strahlen, die zusammen mit ihnen auf und ab hüpften und in der nahenden Dunkelheit nur wenig Licht spendeten. Als wäre das Auto ebenso neugierig wie er, ruckte es besonders heftig, sodass Scot nach vorn geschleudert wurde und sich an der Windschutzscheibe beinahe die Stirn einschlug. »Hey, vorsichtig!«

»Als hätte ich irgendeine Kontrolle über dieses verdammte Auto.« Jerry spähte ebenfalls nach vorn. »Ist das ein Schuppen oder so was?«

»Halt an!«, schrie Scot beinahe. »Orientieren wir uns. Ich glaube, das ist mehr als ein Schuppen. Vielleicht ein Motel oder so was. Der Weg zweigt ab, also muss schon mal jemand hier langgefahren sein.« Auf der Karte gab es keinen Hinweis darauf, zumindest nicht auf dieser Straße. Vielleicht hatte er sie falsch gelesen. Vielleicht war das alles erst gebaut worden. Ach, wen interessierte das schon?

»Dieser Schrotthaufen springt vielleicht nie wieder an«, warnte Jerry. »Wir sollten es nicht riskieren.«

»Egal.« Scot schüttelte ungeduldig den Kopf. »Du hast ihn schon ein paar Mal wieder in Gang bekommen, oder nicht? Du hast wirklich ein Händchen für Motoren.«

»Ich weiß nicht, das war nur Glück.« Jerry sah ihm nicht in die Augen. »Wir können es uns nicht leisten, hier festzusitzen. Hast du ein Schild gesehen? Du hast gesagt, dass du gut navigieren kannst.«

Scot war so erschöpft, dass er nicht auf die Kritik einging. »Ich denke, dass wir von hier aus laufen können, Jerry. Sieht für mich nach einem Motel aus.«

Erneut beugten sich beide nach vorn und betrachteten die Formen vor sich am Horizont. Jerry verspannte sich und seine Knöchel traten am Lenkrad weiß hervor. »Scheiße«, flüsterte er. »Da ist auf jeden Fall irgendwas.«

Scot verspürte eine Mischung aus Aufregung und Erleichterung. »Es ist nicht groß, aber sie können uns sicher bis morgen unterbringen. Gott, ich will einfach was anderes als Kartoffelchips essen, ein kühles Getränk haben, duschen…«

»Und schlafen«, unterbrach Jerry ihn begeistert. »Schlafen, bitte. Stundenlang.«

»Denkst du ans Bett?«, fragte Scot verschmitzt. »Ich meine, wir teilen uns doch ein Zimmer, oder? Du kannst mir in der Dusche den Rücken waschen.«

Jerrys Gesicht errötete stärker als vor Hitze. »Nur Schlaf«, erwiderte er grob.

Scot hatte das Gefühl, als wäre er geschlagen worden.

Das Auto kam ruckelnd zum Stehen. Der Lärm um sie herum verstummte, bis nur noch das Zischen des überhitzten Motors und das Flüstern des Sands und der Steine auf der Straße zu hören waren.

Jerry fluchte leise. »Scot. Ich hab es nicht so gemeint.«

»Kein Problem.« Scot wusste, dass er nicht aufrichtig klang.

Jerry umfasste sein Handgelenk. »Mir ist einfach so verdammt heiß und ich bin müde, aber ich sollte es nicht an dir auslassen. Ich weiß, dass du nervös bist, den ersten Schritt zu machen…«

»Alles gut. Wirklich, wenn ich es doch sage.« Scot fühlte sich immer unwohler. Jerrys Handfläche war feucht, aber die Berührung jagte Scot trotzdem eine Gänsehaut über den Rücken.

»Alles wird gut«, fuhr Jerry mit lauterer Stimme fort. »Ich sorge dafür, schon vergessen? Es liegt nur an diesem verfluchten Auto, und der Hitze, und dass mein Kopf so sehr wehtut, dass es sich anfühlt, als würden Kugellager aus meiner Stirn schießen und das schon, bevor wir irgendwo…«

»Dann lass uns einfach dorthin fahren. Ist das okay für dich?«

Jerry seufzte tief und gequält. Scot hatte diesen Laut schon oft gehört, seit sie weggelaufen waren. Er wandte sich ab und starrte aus dem Fenster.

Jerry drehte ruckartig den Schlüssel im Zündschloss und das Auto erwachte glucksend zum Leben. »Wahnsinn.« Er zuckte mit den Schultern und lachte angespannt. »Du hattest wohl recht, ich hab ein Händchen für Motoren.«

Scot brummte und krümmte sich tiefer in seinen Sitz. Das Auto hopste weiter über die unebene Straße, während es röchelnd auf den niedrigen Schatten vor ihnen zuhielt. Je näher sie kamen, desto sichtbarer wurde das Gebäude, als würde es auf sie zukommen und sie begrüßen. Es war ebenerdig, lag einige Meter hinter der Straße und war stockfinster. Der Vorgarten war kahl und das Gelände mit einem niedrigen Holzzaun eingefasst. Ein zerschlissenes Schild hing schief an einem Pfahl in einer Ecke des Zauns. Einige der Halterungen waren kaputt. Unter dem Staub und Dreck waren nur wenige Buchstaben zu erkennen: M, A und WELL'S, zusammen mit der halb verblassten Cartoonzeichnung eines Betts und eines Bestecksets.

Scot betrachtete es neugierig. Der Rest war offensichtlich über die Zeit verblasst. So viel zu seiner Theorie eines Neubaus. Ein überdachter Weg führte zur Seite des Hauptgebäudes, was auf Motelzimmer im hinteren Bereich deutete. Im Dunkeln und durch das dürftige Licht ihres Autos tanzten die Schatten über das Gebäude.

»Himmel.« Scot lachte schwach.

Jerry rümpfte missbilligend die Nase. »Sieht eher aus wie der letzte Ort, würde ich sagen.«

»Wie in all diesen Horrorfilmen.« Scot drückte das Gesicht ans Fenster, um mehr zu erkennen. »Fangen die nicht alle in Wüstenmotels an?« Er lachte erneut, klang dieses Mal aber nervös.

Jerry drückte gewaltsam den Fuß durch und entlockte dem Motor noch einmal etwas Energie, um durch die Lücke im Zaun in den Vorgarten zu fahren. Als er bremste, stob eine Staubwolke um die Räder auf. Das Auto gluckste erneut und nach einem letzten Giftausstoß kam es abrupt und schweigend zum Stehen.

Es waren keine anderen Autos zu sehen und im Motel war alles ruhig. Die Haustür schien offen zu sein, aber im Inneren war kein Licht zu erkennen. Scot schälte sich aus dem Auto. Seine Klamotten klebten an ihm und seine nackten Waden waren wund, weil sie sich an dem abgewetzten Sitz gerieben hatten. Er blieb mit dem Ärmel an einem abstehenden Metallstück an der Tür hängen und zerriss den Stoff.

»Verfluchtes Auto!«

Jerry zuckte zusammen. »Reiß dich zusammen. Wir sind doch hier, oder nicht?«

Scot runzelte die Stirn. Durfte Jerry als Einziger wütend auf das Auto werden? Verärgerung breitete sich in seiner Magengrube aus. Immerhin hatte er, Scot, diesen Ort entdeckt.

Er lehnte sich an die Tür und atmete tief ein. Es war gut, wieder draußen zu sein. Die Luft war durch die Hitze dick, aber ohne diese erdrückende Anspannung, die im Auto geherrscht hatte. Die Wärme strich sanft über seine Haut und vermischte sich mit der Ankündigung eines kühleren Abends.

Auf der anderen Seite des Autos bewegte Jerry die Finger und dehnte den Nacken. Anschließend drehte er sich um, stützte die Arme aufs Autodach und sah Scot an. »Hi, Hübscher.«

»Sei nicht albern.« Aber Scot erkannte Jerrys versöhnlichen Tonfall. Schweiß- und Schmutzspuren zogen sich über Jerrys Gesicht und die Haare fielen ihm schlaff in die Stirn, aber Scot fand ihn trotzdem faszinierend. Vielleicht lag es nur an dem, was sie gemeinsam erlebt hatten – sich im Werkzeugschuppen von Jerrys Familie aneinander zu klammern und Lust und Aufregung miteinander zu teilen.

Scot hatte dies noch nie zuvor mit jemandem geteilt. Sein Blick glitt über Jerrys dunkle Augen mit den schweren Lidern und über seinen vollen Mund, den er gerade zu einem reumütigen Lächeln verzogen hatte. Schweiß glänzte unter Jerrys Nase und Lippe und auf seinem Kiefer waren leichte Bartstoppeln zu erkennen. Ja, er hatte diesen Kiefer gestreichelt, Jerrys Mund berührt, seine Finger zwischen Jerrys Lippen geschoben…

Scots Stimmung wurde sanfter. Jerry war der Mann, von dem er geträumt hatte, oder nicht? Der Mann, bei dem sein Herz schneller schlug und es in seinem Schritt zog. Er lachte innerlich über seine lüsternen Gedanken. Es gab eine Zeit und einen Ort für sie, aber der war ganz sicher nicht hier.

Jerry grinste ihn an. »Aber du siehst wirklich gut aus, das weißt du, oder?«

Scot wandte den Kopf ab, wusste aber, dass er rot wurde. Er war solche Worte nicht gewohnt. »Du meinst, Schweiß steht mir gut?«

Aus dem Augenwinkel sah er, dass Jerry ihn beobachtete. Scot betrachtete sich nur selten im Spiegel – er sah keinen Sinn darin, weil er nun mal war, wie er war –, aber er wusste, was Jerry jetzt sah und er verstand nicht, wie das als gut aussehend bezeichnet werden könnte. Dichte, schwarze, ungebändigte Locken klebten ihm an der Stirn. Ein großer Schweißfleck hatte sich auf seinem dünnen Unterhemd ausgebreitet und seine Oberarmmuskeln glänzten. Mehr noch, er wusste, dass Jerry fast genauso aussah.

Unter einem plötzlichen, eindringlichen Gefühlsrausch erinnerte sich Scot an den Tag, an dem sie sich das erste Mal getroffen und miteinander geredet hatten – die Aufregung ihrer ersten intimen Berührung. Er erinnerte sich daran, warum sie hier und überhaupt unterwegs waren und sein Körper zitterte instinktiv vor Freude.

Ja. Zeit und Ort für Lust würden zurückkommen.

»Scot.« Jerry stieß seine schlanke Gestalt vom Auto ab und ging um das Auto herum zu ihm. Er legte eine Hand auf seine Schulter und strich über die feuchte Haut. »Du fühlst dich auch gut an.«

Scot sah auf. Selbst seine Wimpern waren schweißnass. Er schob sich die Haare aus der Stirn, wusste aber, dass sie sofort wieder herunterfallen würden. Ein paar Tropfen rannen ihm vom Handgelenk zum Ellbogen.

Jerry atmete scharf ein.

Er war ein paar Zentimeter größer als Scot. Wenn er ihn ansah, schien er immer hinunterzusehen. Oft war es mit einem zärtlichen Ausdruck, aber manchmal fühlte es sich an, als wären ihre Positionen nicht nur körperlich. Jerry hatte immer das Sagen. Er hatte diesen Trip organisiert, ihre Flucht, wie er es nannte. Wann sie aufbrechen sollten, in welche Richtung sie fuhren, wie sie ihre Spuren verwischen mussten, was sie mitnahmen. Ja, Jerry hatte alles in die Hand genommen.

Aber Scot hatte das immer akzeptiert, oder nicht? Er hätte nie den Mut gehabt, sich selbst zu befreien. Und Jerry war… unwiderstehlich. Scot spürte das Verlangen in seinem Schritt, das sich träge in der Hitze rührte. »Und du riechst heiß.« Er lachte leise, um zu zeigen, dass er beide Arten meinte.

»Ja, klar.« Jerrys Lachen ertönte voll in der leisen, feuchten Luft. »Vielleicht rieche ich besser nach der Dusche, die du angeboten hast.« Sein Blick ruhte auf Scots Mund und er strich sanft über Scots Hüfte.

»Jerry…«

»Mhm?«

Scot schüttelte ungeduldig den Kopf, weil ihm die Worte fehlten. »Ich… ich will, dass es gut wird, genau wie du. Es wird doch gut, oder?«

»Ja«, versicherte Jerry ihm schnell. »Wie oft habe ich dir das schon gesagt, seit wir dieses verdammte Kaff hinter uns gelassen haben?« Er lehnte sich sanft an Scot, sodass sich das feuchte Shirt an seine Muskeln schmiegte und senkte den Kopf, um ihn zu küssen.

Im Augenwinkel sah Scot eine Bewegung. Hastig wandte er den Kopf ab, sodass Jerrys Lippen stattdessen sein Ohr streiften. »Nicht hier. Fass mich nicht hier draußen an.«

Jerry erstarrte, ehe er sich langsam aufrichtete. »Warum nicht? Es ist fast dunkel, niemand kann uns sehen.« Sein Atem stockte und seine nächsten Worte waren angespannt und ein Hauch von Wut schwang in seiner Stimme mit. »Ist das nicht der Grund, warum wir überhaupt weggelaufen sind? Hast du jetzt Zweifel oder was?«

»Nein, natürlich nicht«, fauchte Scot. Es war untypisch, dass er so heftig antwortete. »Das meinte ich nicht. Ich bin nur…«

»Okay. Ganz ruhig.« Jerry schüttelte den Kopf, als würde er glauben, Scot wäre schreckhaft. »Wir gehen es langsam an, richtig? Nur ein Kuss, mehr nicht. Verdiene ich das nicht, weil ich unsere furchtlose Reise durch die Wüstensandstürme gemeistert habe?«

Scot musste lächeln. Über diesen übertriebenen Witz und Jerrys wehleidiges Bitten. Bei dem Gedanken an den schlanken, glatten Körper, der heute Nacht hoffentlich neben ihm liegen würde. Es wäre das erste Mal für sie – eine gemeinsame Nacht, ein gemeinsames Bett. Behaglichkeit anstelle von Angst und drängender Verzweiflung. Scot hatte keine anderen Erfahrungen, an denen er es messen konnte, aber war es nicht das, was er verdiente?

Er seufzte innerlich. Natürlich würde alles gut werden. Das letzte Stück der Fahrt hatte ihm zu viel Zeit zum Grübeln gegeben. Über das harte, unerfüllte Leben, das er vor Jerry geführt hatte, über die Ungewissheit dessen, was vor ihnen lag, darüber, was er wirklich für Jerry empfand und was ihr Verlangen in ihnen beiden hervorbrachte.

»Scot?«

Scot legte eine Hand in Jerrys Nacken und schob die Finger in seine feuchten Locken. »Furchtlose Reise, hm? Na komm her.«

Jerry legte die Hände an seine Taille und zog ihn näher. Scot entspannte sich langsam und ließ Jerrys Zunge in seinen Mund eindringen. Jerrys Atem schmeckte nach der muffigen Luft im Auto und dem faden Essen, das sie in den letzten Tagen zu sich genommen hatten, aber es war ihm egal.

Der Kuss war langsam und innig, heiß durch die Temperatur und ihrer beider körperlicher Reaktion. Er begann als zögernde Berührung, allerdings spürte Scot unter der Oberfläche das lodernde Verlangen. Sein Schwanz pochte vorfreudig, als Jerry sein Knie lockend gegen sein Bein drückte. Jerry wusste mittlerweile, wie er ihn berühren konnte – genug, um ihn aufzudrehen, aber nicht zu viel, um ihn nervös zu machen. Scot lehnte sich an das warme, harte Metall der Autotür und genoss die Gefühlsmischung.

»Alles wird gut«, murmelte Jerry ihm ins Ohr, als sie sich voneinander lösten. Scots Lippen waren nach dem Kuss taub. Sein Mund schmeckte nun nach Staub und Sonne und dem klebrigen Speichel einer anderen Person. »Das wird unsere Chance auf Freiheit, Scot. Unser neues Leben. Vertrau mir.«

Scot zog sich sanft zurück. Die Sonne hatte ihre Haut in der letzten Woche dunkler werden lassen. Im trüben Licht funkelten Jerrys Augen noch heller und er lächelte verschlagen. Manchmal hatte Scot Schwierigkeiten, mit Jerrys Stimmungswechseln mitzuhalten. Erst war er dunkel, dann strahlte er vor Begeisterung. Aber es ging immer vorbei, verschwand glücklicherweise so schnell wie ein Steppenroller.

»Nun, ich werde keine weitere Nacht meines Lebens in einem Auto verbringen«, sagte er. »Können wir reingehen?«

Jerry nickte, den Blick noch immer auf Scots Mund gerichtet. »Klar. Ich habe ein gutes Gefühl, was diesen Ort angeht.«

Scot spähte zu dem dunklen, offensichtlich leeren Eingang. »Wir wissen nicht mal, ob jemand da ist.«

Jerry schüttelte den Kopf und ging zum Kofferraum. »Ich weiß, dass es okay ist. Wir kommen hier schon klar.«

»Sie müssen mindestens ein paar Zimmer haben.«

»Oder nur eins«, murmelte Jerry.

Scot sah das plötzliche Aufblitzen von Begeisterung in Jerrys Augen, die Versicherung, dass er ihm seine harschen Worte von vorhin verziehen hatte. Scot unterdrückte ein weiteres Seufzen. Jerry hatte recht, er scheute sich vor vielen Dingen, lernte aber schnell. Jerry sollte wissen, dass Scot sich einfach Zeit lassen musste. Obwohl Jerry die Kontrolle über ihre Beziehung hatte, wusste Scot, dass er normalerweise der Balsam für seine Launen war. Der Gedanke daran, wie er das tat – wie er es tun wollte –, weckte eine Sehnsucht in seinem Schritt, die erfolglos gegen seine feuchte, klebrige Hose ankämpfte.

»Lass uns nachsehen.« Er drehte sich unbeholfen um, seine Beine waren nach dem langen Sitzen ganz steif, und stolperte gegen das Auto. Die zerbeulte Autotür quietsche und schwang hinter ihm wieder auf. Die Platte war unter der Angel lose und eine scharfe Metallkante schnippte wie ein Messer hervor direkt auf Scots Bein zu.

»Pass auf!«, rief Jerry.

Scot drehte sich erschrocken ein Stück um, war aber zu langsam, um aus dem Weg zu gehen. Seine Augen weiteten sich und sein Herz machte einen Satz. Doch bevor die Platte ihn erreichte, erzitterte die Tür plötzlich, schwang in die andere Richtung und fiel wieder zu.

Sie beide starrten die Tür an. Das alles ging so schnell, dass Scot nicht ganz sicher war, was passiert war. »Danke«, sagte er bebend.

»Ich…« Jerry stand noch immer ein paar Meter entfernt am Kofferraum. Auch seine Augen waren aufgerissen. »Ich hab nichts gemacht.«

»Doch, hast du. Du hast die Tür zurückgezogen. Die Kante hätte mich geschnitten, aber du hast sie rechtzeitig aufgehalten.«

Jerry schüttelte den Kopf. »Ich weiß, ich hab's gesehen. Aber ich konnte sie von hier aus nicht erreichen. Es ist… einfach passiert.«

Scot wusste nicht, was er sagen sollte. Ein Windhauch flüsterte im Staub an ihren Füßen.

»Wir hatten einfach Glück.« Jerry klang ein wenig schwach.

»Ja.« Scot riss sich zusammen und ging zum Eingang. Hinter sich hörte er, wie Jerry das Gepäck aus dem Kofferraum zerrte und dabei angestrengt schnaufte. Die Eingangstür war ein großer Schatten in dem schwindenden Licht, aber der Weg war frei. Ein paar abgetretene, flache Stufen führten hinauf. Er blieb plötzlich stehen.

»Was ist?«, rief Jerry.

Scot antwortete nicht. Ein Lichtschimmer huschte über den dunklen Eingang, sanft und hastig wie eine Motte und doch intensiver und heller als ein Glühwürmchen. Scots Herz schlug schneller. Warum hatte er nicht darüber nachgedacht, wie verwundbar sie hier draußen waren? Kilometerweit gab es keine anderen Menschen oder eine bewohnte Siedlung und sie hatten keine Ahnung, wer oder was hier lebte. Und er und sein Begleiter marschierten geradewegs mit ihren Lebensträumen und Habseligkeiten hinein in der Erwartung, begrüßt zu werden und Zivilisation und den Service des 21. Jahrhunderts vorzufinden…

Er streckte eine Hand nach hinten, um Jerry zu warnen.

Ein leises Geräusch vibrierte in der Luft, das sanfte Klingen eines Windspiels über der Tür. Scot hatte es vorher nicht gesehen. Als Jerry hinter ihm eine Tasche abstellte, zuckte er zusammen.

»Scot? Hast du mich nicht gehört? Was ist denn?«

Die Dunkelheit vor ihm hatte nun eine andere Struktur. Sie veränderte sich und wurde langsam zur Silhouette einer Person. Scheinbar ein junger Mann. Ein junger Mann, der mit einer Kerze in einer altmodischen Handlampe auf sie zukam. Scots Puls beschleunigte sich noch weiter.

»Hey, Idiot«, murmelte Jerry ihm ins Ohr. Sein zärtlicher Tonfall milderte die Worte ab. »Wir sind nicht in einem Film, schon vergessen? Er ist ein Typ wie wir und arbeitet wahrscheinlich im Sommer hier.« Er hievte sich eine der Taschen über die Schulter und ging an Scot vorbei. »Hi. Habt ihr offen? Gibt es ein Zimmer für uns? Nur für eine Nacht.«

Scot hörte Jerrys Worte, als würde er hinter Milchglas oder einem dicken Stoff sprechen. Gedämpft. Und trotzdem war der Rest seines Gehörs klarer als jemals zuvor. Er hörte die Schritte des jungen Mannes auf der knarzenden Treppe und das Knistern der Kerzenflamme. Natürlich musste ihm seine Fantasie einen Streich spielen. Er nahm einen intensiven Zitrusgeruch wahr, als würde jemand frischen Saft machen, und spürte Blicke auf sich– nicht nur von ihrem Gastgeber. Er erschauerte.

Dann trat der Mann in sein Sichtfeld und der Zauber löste sich, denn natürlich war er nur ein Mensch. Scot atmete erneut ein und schämte sich für seine Überreaktion. Verdammt, er hätte sich nicht von seiner Fantasie mitreißen lassen sollen. Das war zu Hause ein Teil des Problems gewesen, nicht wahr? Er warf schnell einen Blick auf Jerry, ehe er den Neuankömmling wieder interessiert musterte.

Er sah jünger aus als Scot und Jerry. Wahrscheinlich hatte er gerade erst das College abgeschlossen. Blond, kurze, lockige Haare und strahlend blaue Augen. Er war auf eine künstliche Art hübsch, als wäre er gerade erst einem Softporn-Kalender entstiegen und würde noch immer posieren. Er war kleiner als sie und trug nur ein dünnes, lässiges Jeanshemd, das lediglich am Saum zugeknöpft war, sodass seine haarlose Brust entblößt war. Schmale Worte waren auf seine Brustmuskeln tätowiert, aber Scot konnte sie im Dämmerlicht nicht lesen. Dazu trug der Mann eine passende, kurze Jeanshose, die tief auf seiner Hüfte saß und deren Säume ausgefranst waren. Darunter waren schlanke, muskulöse Beine zu erkennen. Seine Füße waren nackt, aber er lief selbstbewusst über den schmutzigen Boden.

Himmel. Diese skurrile Kleiderwahl ließ Scot erröten. Auf ihn wirkte es, als würde der Typ am liebsten gar nichts tragen und hätte sich nur schnell etwas übergeworfen, um zur Tür zu gehen. Vielleicht hatte er geschlafen. In seinem Hinterkopf blitzte eine Fantasie auf, wie sich der junge, nackte Körper auf dem Bett rekelte, einen Arm über den Kopf gelegt, sich seine Brust unter flachen Atemzügen hob und senkte und sich die Tattoos unter der Bewegung spannten. Scot erschauerte und versuchte, das verstörend erotische Bild loszuwerden.

»Hi.« Der Mann begrüßte Jerry und schwang beim Gehen leicht die Hüften. Seine Bewegungen waren lässig und doch anmutig. Er warf einen Blick auf ihr Gepäck. »Ja, natürlich ist ein Zimmer für euch bereit. Tut mir leid, dass wir heute Abend nicht besonders einladend wirken. Der Wind hat letzte Woche ein Stromkabel beschädigt und wir versuchen immer noch, den Notfallgenerator in Gang zu bringen. Der macht nämlich sein eigenes Ding. Wir haben Kerzen aufgestellt, bis Vincent das Ding wieder zum Laufen bringt. Ich wette, ihr dachtet, dass wir ein Geisterhaus sind, hm?« Mit einer Hand strich er sich scheinbar ziellos über die Brust und schob die Hand unter eine Seite seines offenen Hemdes. Sein Lachen war geschmeidig und sanft wie das Windspiel. Er klang älter, als er aussah.

Scot runzelte die Stirn. Dieser Typ war viel zu eindeutig und Scot fühlte sich mit dieser provokativen sexuellen Offenheit nicht wohl. Noch viel überraschender war jedoch, dass Jerry breit lächelte. Bei Fremden war er nur selten sofort umgänglich.

Beruhige dich! Seine Anspannung war nur der Erschöpfung geschuldet. Wahrscheinlich würde es viele Veränderungen geben, nachdem sie ihr Zuhause und die Gewohnheiten hinter sich gelassen hatten. In der großen, freien Welt gab es viel zu lernen.

»Kommt rein.« Der junge Mann lächelte sie beide an, doch sein Blick ruhte allein auf Scot.

Scot unterdrückte ein Keuchen. Plötzlich nahm ihm etwas die Sicht, Wände schoben sich vor seinen Augen zusammen, raubten ihm jegliche Energie und zogen ihn in einen dunklen, erstickenden Tunnel. Jemand rief nach ihm, flüsterte ihm etwas zu und trotzdem war die Stimme unbekannt. Die Worte erklangen nur in seinem Kopf.

~ Komm schnell zu mir! ~

Angst wallte in ihm auf und schnürte ihm die Kehle zu. Ich höre nichts, das ist nicht real! Seine Beine gaben nach und der staubige Boden kam schnell näher.

»Scot!« Jerry ließ ihr Gepäck fallen und stürzte zu ihm, als er fiel, aber seltsamerweise fing der blonde Mann Scot auf und hielt ihn aufrecht.

Besorgt sah er ihn aus seinem jungenhaften Gesicht an. »Du musst sofort aus der Hitze raus. Manchmal steigt sie den Leuten zu Kopf. Du bist erschöpft und siehst sehr hungrig aus. Das Abendessen ist fertig.«

»Er hat seit ein paar Tagen nicht viel gegessen«, erklärte Jerry besorgt hinter ihnen. »Was auch immer ihr heute Abend gekocht habt, riecht köstlich. Ist das Gulasch? Mit Koriander, denke ich.«

Scot hörte die Unterhaltung mit schmerzenden Ohren und das Blut rauschte immer noch durch seinen Kopf. Der Griff des jungen Mannes war trügerisch stark und Scot entspannte sich unwillentlich, dankbar für die zeitweilige Stütze. Aber wovon redete Jerry? Er konnte kein Essen riechen. Der einzige Geruch in seiner Nase war die schmutzige Hitze des Staubs um sie herum und der beißende Schweiß von schmerzenden Muskeln. Angenehm war nur dieser Zitrusduft von vorhin: das blumige, fruchtige Aroma, das nun stärker zu werden schien.

Diesen Geruch hatte er immer geliebt.

~ Ich weiß ~

Um ihn herum passierte etwas, aber er konnte sich nicht vollständig darauf konzentrieren. Noch nicht. Ihm wurde schwindlig. Wie benebelt sah er, dass Jerry dem jungen Mann die Kerze abnahm, dieser sich Scots Arm um die Schultern legte und sein Gewicht stützte. Er lächelte Jerry über Scots Kopf hinweg an. »Wie ich sehe, isst du gern«, hörte Scot ihn sagen. »Und du hast ein Näschen fürs Kochen. Du hast recht, was das Gericht angeht.«

»Es ist mein Lieblingsessen«, erwiderte Jerry. Er sah beschämt aus und auch diesen Ausdruck hatte Scot noch nie auf seinem Gesicht gesehen.

»Natürlich. Ich weiß.« Die Augen des jungen Mannes blitzten, gleich hellen Spiegelungen in der Dunkelheit. Er drehte sich um, um Scot ins Haus zu führen.

»Moment mal.« Jerry blieb in der Nähe.

Scot fühlte die Haare des Mannes an seinem Nacken und den glatten, nackten Oberschenkel, der an Scots schmutziger Jeans rieb. Jerrys Worte ließen ihn nicht innehalten, er half Scot einfach weiter die Stufen hinauf zu dem dunklen Eingang.

»Was meinst du?« Jerry klang unsicher und seine Schritte waren zögernd. »Woher weißt du, was ich mag?«

Der Blonde blieb endlich stehen. »Ihr seid beide erschöpft.« Seine Worte waren sanft, aber Scot erkannte eine gewisse Schärfe in seinem Tonfall. »Und ihr braucht einen Ort, an dem ihr euch heute Nacht ausruhen könnt, nicht wahr?«

Jerrys Gesicht tauchte verschwommen in seinem Blickfeld auf. Er hielt immer noch die Kerze. »Natürlich. An dieser Straße gibt es nichts anderes, oder?«

»Nein.« Der junge Mann drehte sich zu ihm. »Und ihr wollt reinkommen, nicht wahr?«

Jerry schwieg einen Augenblick. Scot versuchte, den Kopf zu heben, um zwischen den beiden hin und her zu sehen, aber seine Sicht war immer noch unklar.

»Ja«, erwiderte Jerry schließlich. Er klang ziemlich ruhig, als wären alle Sorgen verschwunden.

Der Griff um Scots Arm wurde fester. »Lasst uns reingehen.«

»Scot?«

Vielleicht hatte Jerry ihn nach seiner Meinung fragen wollen, aber Scot glaubte nicht, dass er zusammenhängend antworten konnte. Stattdessen lehnte er sich stärker an den jungen Mann und unbeholfen betraten sie zu dritt den Flur.

Kapitel 2

Scot ließ sich schwer auf eine Bank im Eingangsbereich fallen und sah sich kurz um. Auch hier war es dunkel, aber der junge Mann ging an den Wänden entlang und entzündete weitere Lampen, die langsam das Zimmer erhellten. Der Fußboden bestand aus unlackierten Bohlen und an den Fenstern gab es nur Läden, aber keine Vorhänge. Alles schien nur mit dem Nötigsten möbliert zu sein. Neben der Bank gab es noch einen Holzstuhl und eine Kiste, in der sich ein einziger Regenschirm befand. Das einzige andere Möbelstück war ein großer, altmodischer Tresen, der eine Seite der Lobby dominierte, und das Sortierfach an der Wand dahinter. Auf dem Tresen lag ein geschlossenes Buch.

Scot bemerkte eine Tür an der hinteren Wand, die wahrscheinlich zu den Gästezimmern führte, und daneben eine angelehnte Tür. Er spähte hindurch – seine Sicht war immer noch etwas verschwommen – und entdeckte nicht zusammenpassende Tische mit verblassten weißen Tischdecken und ebenso wahllos ausgewählten Stühlen. Vermutlich war das der Speiseraum. Es gab keine Hinweise darauf, dass einer der Tische zum Essen gedeckt war, und auch keine anderen Gäste.

Er glaubte, hinter dem Speiseraum Geräusche zu hören, die aus der Küche kommen mussten. Aber es gab kein Anzeichen, dass etwas gekocht wurde, nicht mal einen Geruch. Nur der anhaltende Duft von Früchten und dieses schwere, blumige Aroma. Wo die Blumen wohl waren? In der Vergangenheit hatte er gern gegärtnert. Er hatte es als Ausrede genutzt, um von seinen Eltern weg, und in den kleinen Garten zu kommen, aber diesen Geruch kannte er nicht.

Laute in der Küche… die wütenden Streitereien seiner Eltern. Stimmen in seinem Kopf, immer da. Er ließ den Kopf in die Hände sinken.

Jerry hockte sich neben ihn und hob sein Kinn an. »Scot? Scheiße, du bist leichenblass.«

»Mir geht's gut. Ich muss mich nur… nur ausruhen. Nehme ich an.«

Der blonde junge Mann tauchte neben Jerry auf. Er legte Scot eine Hand auf die Schulter und reichte ihm ein Glas Wasser. Scot sah zu ihm auf und bedankte sich automatisch. Die Hüften des Mannes waren auf Augenhöhe und die kurze Hose bedeckte kaum seinen Hintern. Scot sah direkt wieder nach unten und nippte dankbar an seinem Wasser. Der Mann nahm die Hand nicht von seiner Schulter. Scot wollte ihn abschütteln – er wollte stattdessen Jerrys Hand spüren. Aber Jerry kniete weiter ein Stück vor ihm und sah ihn mit besorgter Miene an.

Unerklärliche Wut stieg in Scot auf. Irgendetwas machte Jerry falsch – oder einfach nicht richtig. Aber wie konnte das sein, wenn Scot nicht mal selbst wusste, was es war? Sein Magen schmerzte und seine Beine fühlten sich wackelig an.

Der Blick des jungen Mannes lag auf ihm: intensiv und beinahe erbittert. »Du musst sofort etwas essen. Du brauchst Nahrung. Und dann eine Nacht im Bett.«

»Ich brauche Schlaf«, erwiderte Scot. Er trank erneut einen Schluck. Nach der langen, ermüdenden Reise war das Wasser unglaublich erfrischend.

»Eine Nacht im Bett«, wiederholte der Mann entschlossener. Scot fragte sich, warum es wie ein Streit und nicht wie eine Zustimmung klang.

»Er ist so blass.« Das war Jerrys Stimme. Ihre Gesichter verschwanden immer wieder aus seinem Fokus und tanzten am Rand seines Blickfelds.

»Er kommt wieder in Ordnung«, erwiderte der Mann ebenso fest. »Wie ich schon sagte, er braucht etwas zu essen, Trost und eine gute Nacht.« Das Gesicht ihres Gastgebers war plötzlich sehr nah, seine Augen groß und übertrieben hell und Scot blinzelte heftig, um seinen Blick abzuwehren.

»Bleib weg«, verlangte er rau.

Der provokative junge Mann lachte leise. »Ich verstehe. Du kannst dich allerdings nicht ewig zurückhalten. Aber alles wird gut.« Es war nur ein Murmeln an Scots Wange, als er sich zurückzog. Sein Atem war warm und verlockend. Da war es! Wieder dieses heftige, stechende Aroma von Zitrus, als würde der Mann es förmlich ausströmen. Scot hatte noch nie eine Seife gekannt, die so intensiv roch.

~ Du brauchst eine gute Nacht. ~

Als der Blonde lachte, klang es erneut weich und melodisch wie das Windspiel. Er richtete sich auf und zog Scot mit Jerrys Hilfe auf die Füße. »Folg mir jetzt«, sagte er sanft.

In Scots Ohren klang es eher wie ein Befehl als eine Bitte.

***

Nach dem Essen fühlte sich Scot viel besser, obwohl er weitaus weniger gegessen hatte als Jerry. Der wischte immer noch mit einer Scheibe frischem Brot die Reste der Rinder-Tomatensoße auf und seine Augen funkelten genüsslich. Soßentropfen hingen an seinen Lippen und Scot beobachtete, wie er sie ableckte. Jerry hatte einen gesunden Appetit, auch wenn er trotzdem spindeldürr blieb.

Es täuscht. Da er groß, dürr und blass war, hatten seine Eltern geglaubt, ihr junger Sohn wäre zerbrechlich und müsste beschützt werden. Jerry hatte sich bei Scot oft beschwert, dass ihre Art von Schutz erdrückend war. Es hatte sich immer mehr nach Isolation und Einsperrung angefühlt. Für ihn war eine Flucht nur eine Frage der Zeit gewesen. Er musste frei sein!

Scot hatte Jerry in vielerlei Hinsicht immer als stärker angesehen. Scot fügte sich ihm oft, weil er glaubte, dass Jerry so viel mehr über die Welt wusste. Erst kürzlich hatte er angefangen, sich zu fragen, wie viel es wirklich war.

Während des Essens hatten sie sich leise unterhalten und erst eine cremige Suppe und dann das exzellente Gulasch genossen, während sie viel kühles Wasser tranken. Es war kein Eis zu sehen, aber jeder frische Krug war genauso gekühlt wie der letzte. Auch der Speiseraum war mit Kerzenlicht erhellt, obwohl hin und wieder das Deckenlicht flackerte. Vielleicht sprang langsam der Generator wieder an. Im Verlauf des Abends wurde die Luft im Raum kühler, auch wenn sie weiterhin drückend war. Der Schweiß in ihrer Kleidung trocknete klamm.

Der junge Mann stellte sich als Oliver vor und schien Kellner und Rezeptionist zu sein. Er hatte sich nicht nach ihren Namen erkundigt, kümmerte sich aber gut um sie. Zwar trug er noch die kurze Hose, hatte sein Hemd aber vollständig zugeknöpft.

»Bist du auch der Koch?«, fragte Jerry, als Oliver erneut an den Tisch kam.

»Nein, nicht heute.« Kurz wandte er Jerry den Rücken zu, um die Teller des letzten Ganges einzusammeln. Wie ein Magnet heftete sich sein Blick wieder auf Scots Gesicht. In seinem Ausdruck war mehr als nur ein Hauch von Schalk zu erkennen. »Ich bin auf andere Arten im Dienst. Für andere Gelüste.« Seine Stimme senkte sich zu einem sehr leisen Murmeln, sodass Scot nicht sicher war, ob er ihn richtig verstanden hatte. Er glaubte nicht, dass Jerry ihn überhaupt gehört hatte.

Plötzlich wurde Scot sich peinlich berührt bewusst, dass er eine Erektion hatte. Gott sei Dank war sein Schoß unter dem Tisch nicht zu sehen. Wahrscheinlich reagierte sein Körper nur so seltsam, weil er sehr müde war. Nach der Reise und der klebrigen Hitze war ihm immer noch so schwindlig. Er betete inständig, dass das Essen vorbei war und sie auf ihr Zimmer gehen konnten.

Dann drehte sich Oliver wieder um und sprach mit Jerry. »Vincent ist heute Abend unser Koch. Ihr werdet ihn bald kennenlernen.«

»Ich sollte ihm für das großartige Essen danken«, sagte Jerry. Scot sah die untypische Röte auf seinen Wangen. Vielleicht war das Essen zu scharf für ihn gewesen.

»Tu das«, erwiderte Oliver. »Geh in die Küche und bedank dich.« Mit den Tellern in der Hand wandte er Scot den Rücken zu und schien sich nicht bewusst zu sein, dass sein Hintern direkt über Scots Bein schwebte. Scot betrachtete unwillkürlich die glatten, straffen Oberschenkel, die unter der kurz geschnittenen Hose hervorschauten. In seiner Kniekehle schimmerte Feuchtigkeit, nur ein oder zwei kleine Schweißtropfen. »Vincent weiß persönliche Aufmerksamkeit zu schätzen. Er wird wissen wollen, dass er dich zufriedengestellt hat.«

Jerry wurde noch röter. Olivers Tonfall war immer von Natur aus provokativ, obwohl seine Worte ganz einfach waren. Was dachte sich sein Freund nur dabei, sich so schwülstig zu unterhalten?

»Na ja, vielleicht morgen Früh, bevor wir gehen.« Jerry klang angestrengt. Schließlich schob er seinen Teller weg. »Ich glaube, wir legen uns besser hin. Wir sind schon seit Tagen ununterbrochen unterwegs.«

Oliver nickte. »Natürlich. Eure Reise war lang, aber ihr werdet feststellen, dass sie sich gelohnt hat.«

»Hm?« Jerry wirkte verwirrt. Scot beobachtete, wie Oliver ohne Eile ihre leeren Gläser stapelte und dabei leicht lächelte. Seine Lippen waren voll und hatten die Farbe einer blutroten Orange, was einen seltsamen Kontrast zu seinem sonst eher zarten, jungen Aussehen bildete.

Jerrys Augen strahlten immer noch hell, doch er verzog das Gesicht. Scot fragte sich, warum Jerry so lange gebraucht hatte, um festzustellen, wie befremdlich Oliver war. Aber er konnte keine Zeit mit Gedanken daran verschwenden. Er hörte ihrer Unterhaltung ohnehin nicht richtig zu. Sein Herz schlug sehr schnell und er hatte die Hand auf dem Tisch zur Faust geballt. Dabei wusste er nicht mal, warum. Oliver schwankte ein wenig und hatte Scot während seines Gesprächs mit Jerry immer noch den Rücken zugewandt.

Durch einen Geistesblitz wurden Scot mehrere Dinge klar. Er begriff, dass Oliver unter seiner Shorts keine Unterwäsche trug. Der junge Mann hatte sie, wie Scot vorhin vermutet hatte, einfach übergezogen, um sie zu begrüßen. Scot konnte beinahe die Unterseite seiner Pobacken sehen und die blasse Haut schimmerte im Kontrast zu den Schatten, die das Kerzenlicht nicht erreichte. Auch das Hemd hatte er sich nur hastig übergeworfen. Oliver war kurz vor ihrer Ankunft nackt gewesen. Und seine Haut war sehr warm.

Wieso bin ich mir bei all dem so sicher?, wunderte sich Scot. Eine Welle aus Empfindungen erfasste ihn, die sowohl wärmend als auch alarmierend war. Warum war eine so einfache Beobachtung so lebhaft sinnlich?

Und was das anging, was hatte ein Wesen wie Oliver überhaupt hier verloren? Er war klassisch schön wie ein junger griechischer Gott aus einem uralten Mythos, wirkte sorglos, wenn auch nicht unbeholfen, und verhielt sich sehr feenhaft. Seine Bewegungen waren träge und geschmeidig, seine Gesten ungehemmt. Im Vorbeigehen berührte er beinahe ziellos verschiedene Dinge. Sein Blick war niemals ruhig und doch schien er jedes Mal auf ihm zu liegen, wenn Scot ihn wieder ansah. Das Flackern der Kerzen spiegelte sich in seinen hellen blassblauen Augen. Oliver passte überhaupt nicht zu diesem seltsamen, heruntergekommenen Ort. Auf einer Bühne, einem Laufsteg oder in einem Club hätte er nicht fehl am Platz gewirkt. Dort hätte er bewundert und begehrt werden können.

Ich kann ihn durch ein Fenster sehen. Durch ein Guckloch. Er sitzt in einem Käfig, der hoch über der Bühne befestigt ist. Seine Knöchel sind angekettet, sein nackter Körper mit Lederriemen übersät. Er wartet auf meine Ankunft und wird mich anflehen, ihn zu befreien. Seine Augen sind geweitet und voller Tränen, seine Lippen feucht. Dann beobachte ich, wie er vor mir seinen Schwanz streichelt, mich anlächelt und mich zu sich lockt: um ihn vor sich selbst zu retten…

Scot unterdrückte ein Keuchen, entsetzt über die ungebetenen fantastischen Gedanken, die ihn plötzlich vereinnahmten. Er drückte sich eine Hand fest auf den Schritt, damit seine Erregung nicht noch schlimmer wurde. Noch nie in seinem Leben hatte er solche Gedanken gehabt, zumindest nicht seit seiner frühen Jugend. Und dann war er von Schuldgefühlen und Kummer geplagt worden, weil sein Verlangen junge Männer und nicht Frauen betraf.

Während seiner Kindheit hatte sich Scot die lauten und voreingenommenen Meinungen seiner Eltern angehört und gesehen, wie sie von anderen erwarteten, dass ihr Verhalten in ihre eigene engstirnige, billige, aggressive Welt passte. Sie schafften es weder, einen Job noch ein dauerhaftes Zuhause zu halten und er war sein Leben lang als Abschaum abgestempelt worden. Aber er hatte schon sehr früh gelernt, nicht mit ihnen zu diskutieren, weil die Hand seines Vaters schnell und brutal war. Scot hatte noch immer Striemen auf dem Rücken.

Mit ihnen über seine aufkommende Sexualität zu sprechen – vor allem, in welche Richtung sie tendierte –, stand außer Frage. Seine pubertären Qualen versteckte er nachts unter seiner Decke, seinen Schwanz fest in der Hand. Heiße, schnelle, erschauernde Qualen mit Träumen von maskulinen, behaarten Gliedmaßen. Breiten, muskulösen Schultern. Die Berührung eines warmen, dicken Schwanzes am Bein.

Die Schule war einige Jahre ein Albtraum gewesen – er war abgelenkt gewesen und hatte gestört. Nichtsdestotrotz war er auf der Higschool gut gewesen und hätte gern versucht, in der Stadt Jura zu studieren. Aber seine Eltern wollten es nicht in Betracht ziehen. Jeden Cent, den er dafür verdiente, nahmen sie an sich. Er wusste, dass er den Mut hätte haben müssen, sich gegen sie aufzulehnen, wusste aber nicht, wohin er sich wenden sollte. Also begnügte er sich einfach mit einem Job im Ort und anderen Wegen, um zu überleben. Seine Eltern nahmen sein Geld immer noch für Alkohol und Drogen, aber er fand bessere Verstecke dafür. Und auch für seine Sexualität.

Dann hatte er Jerry kennengelernt. Das hatte sein Leben vollständig verändert. Nach sehr kurzer Zeit wurde ihm mit Sicherheit klar, dass er anders war, es aber der richtige Weg für ihn war. Mehr noch, es gab andere junge Männer wie ihn, die er treffen konnte, wovon er vorher nie zu träumen gewagt hatte. Einerseits war es eine große Erleichterung gewesen. Aber er hatte auch schnell erkannt, wie inakzeptabel dieser Unterschied in ihrer kleinen, rückständigen, homophoben Stadt war und immer sein würde. Jerry wusste es auch, aber letztendlich hatte er ihre Beziehung nicht länger geheim halten wollen.

Und deshalb waren sie geflohen.

Plötzlich lachte Jerry zu laut und riss Scot aus seinen Erinnerungen. Oliver streifte seinen Arm, scheinbar, um einen Teller abzuräumen. Überrascht zog Scot seinen Arm zurück, aber der Blonde wirkte nicht beleidigt. Er richtete sich auf und lächelte dabei immer noch träge und verführerisch.

Erneut wallten Emotionen in Scot auf, fast so wie bei seinem Beinahezusammenbruch vor dem Haus. Es war verwirrend. Er wollte Oliver das Lächeln aus dem Gesicht schlagen und gleichzeitig mit ihm lachen. Er wollte diese vollen Lippen berühren, seine Finger in Olivers Mund schieben, bis sie feucht vom Speichel waren, ihn fest küssen, seinen jungenhaften Mund einnehmen…

Jerry sah ihn stirnrunzelnd an. »Alles okay?«

Die Anspannung zwischen ihnen war beinahe greifbar und Scot versuchte, seine Desorientierung abzuschütteln. »Natürlich.«

»Gehört dir das Motel? Führst du es?« Jerry fragte Oliver wieder aus. »Wenn ich fragen darf.«

Plötzlich war Scot wieder wütend auf ihn. Vielleicht war Jerry höflich, aber er schien einfach nicht widerstehen zu können, die Stille zu unterbrechen. Verdammt, scheinbar war keiner von ihnen der Meinung, dass dieser junge Mann die Fähigkeit oder die Einstellung hatte, um ein Motel zu leiten.