Sonntag - Mario Vargas Llosa - E-Book

Sonntag E-Book

Mario Vargas Llosa

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Beschreibung

Es sind die späten fünfziger Jahre in Lima, Miguel liebt Flora, aber er fürchtet, dass sein Kumpel Rubén sie ihm ausspannen wird. Als die Clique, »die Raubvögel«, beisammensitzt, fordert Miguel den Rivalen zum Wetttrinken heraus, und im Überschwang lassen die beiden sich auf eine Mutprobe ein, bei der es schon bald um Leben und Tod geht ... Sonntag ist eine der frühesten Erzählungen Mario Vargas Llosas, ein kompaktes Meisterwerk aus psychologischer Einfühlung und ungestüm kraftvoller Sprache. Kongenial illustriert von Kat Menschik.

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Seitenzahl: 32

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Mario Vargas Llosa

Sonntag

~

Aus dem Spanischen von Thomas Brovot

Mit Illustrationen von Kat Menschik

Insel Verlag

eBook Insel Verlag Berlin 2016

Der vorliegende Text folgt der 1. Auflage der Ausgabe der Insel-Bücherei 2016.

© Insel Verlag Berlin 2016.

© Mario Vargas Llosa 1959.

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

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Der Verlag weist darauf hin, dass dieses Buch farbige Abbildungen enthält, deren Lesbarkeit auf Geräten, die keine Farbwiedergabe erlauben, eingeschränkt ist.

Umschlaggestaltung: Kat Menschik

eISBN 978-3-458-75054-3

www.suhrkamp.de

Er hielt kurz die Luft an, die Fingernägel in die Handflächen gebohrt, und sagte, ganz schnell: »Ich bin verliebt in dich.« Er sah, wie sie gleich errötete, als hätte ihr jemand auf die Wangen geschlagen, Wangen von leuchtender Blässe, unglaublich zart. Er erschrak, und ein bekanntes, beklemmendes Gefühl stieg in ihm auf und ließ seine Zunge erstarren. Er wollte am liebsten wegrennen, wollte, dass es aufhörte: Erneut hatte ihn an diesem trüben Wintertag jene tiefe Mutlosigkeit befallen, die ihm in den entscheidenden Momenten immer ein Bein stellte. Noch vor wenigen Minuten, in der fröhlichen Menge, die durch den Mirafloriner Parque Central spazierte, hatte sich Miguel immer wieder gesagt: ›Jetzt gleich. Sobald wir an der Avenida Pardo sind. Dann traue ich mich. Ach, Rubén, wenn du wüsstest, wie ich dich hasse!‹ Und auch in der Kirche, als er nach Flora Ausschau hielt, sie an einer Säule erblickte und sich bis zu ihr durchboxte, ohne die angerempelten Frauen um Entschuldigung zu bitten, worauf er das Mädchen leise grüßte, hatte er sich immer wieder, genau wie in der Frühe, als er noch im Bett lag und dem Licht entgegenfieberte, stur gesagt: ›Es muss sein, heute noch, gleich am Vormittag. Das wirst du mir büßen, Rubén.‹ Und in der Nacht davor hatte er geweint, zum ersten Mal seit Jahren, nachdem er von diesem hinterhältigen Manöver erfahren hatte. Die Leute gingen weiter durch den Park, die Avenida Pardo war menschenleer. Sie liefen die Allee entlang, unter den Gummibäumen mit ihrem hohen, dichten Wuschelkopf. ›Ich muss mich ranhalten‹, dachte Miguel, ›sonst kann ich einpacken.‹ Er schaute sich verstohlen um: niemand in der Nähe, er konnte es wagen. Also streckte er die Hand aus, berührte die ihre, und der Kontakt verriet ihm, dass sie schwitzte. Er flehte, es möge ein Wunder geschehen, möge Schluss sein mit dieser Demütigung. ›Was soll ich ihr nur sagen‹, dachte er, ›was sage ich ihr nur.‹ Sie hatte ihre Hand gleich zurückgezogen, er fühlte sich hilflos, lächerlich. All die glanzvollen Sätze, die er sich am Abend zurechtgelegt hatte, waren wie Seifenblasen geplatzt.

»Flora«, stammelte er, »ich habe lange auf diesen Augenblick gewartet. Seit ich dich kenne, denke ich nur an dich. Ich bin zum ersten Mal verliebt, glaub mir, ein Mädchen wie dich habe ich noch nie gesehen.«