Endlich ein neues Zuhause - Bettina Clausen - E-Book

Endlich ein neues Zuhause E-Book

Bettina Clausen

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Beschreibung

Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt. Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren. Henrik von Schoenecker war so aufgeregt, wie schon lange nicht mehr. Den anderen Kindern erging es genauso. »Ob auch ein Kettenkarussell dabei ist?«, fragte Heidi. »Klar.« Fabian nickte. »Auf jedem Jahrmarkt ist ein Kettenkarussell.« »Es heißt nicht Jahrmarkt, sondern Sommerfest«, korrigierte Pünktchen. Henrik winkte ab. »Ist doch wurscht, wie es heißt. Hauptsache, es ist alles da, was zu einem Jahrmarkt gehört. Ich freue mich am meisten auf die Geisterbahn. »Mit der Geisterbahn fahre ich nicht«, erklärte die kleine Heidi. »Es ist aber gar nichts dabei«, sagte Pünktchen. »Von außen sieht es viel gruseliger aus, als es ist.« Heidi blieb trotzdem skeptisch.

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Sophienlust – 262–

Endlich ein neues Zuhause

Schaffen Ariane und Heidelinde den Sprung in ein anderes Leben?

Bettina Clausen

Henrik von Schoenecker war so aufgeregt, wie schon lange nicht mehr. Den anderen Kindern erging es genauso.

»Ob auch ein Kettenkarussell dabei ist?«, fragte Heidi.

»Klar.« Fabian nickte. »Auf jedem Jahrmarkt ist ein Kettenkarussell.«

»Es heißt nicht Jahrmarkt, sondern Sommerfest«, korrigierte Pünktchen.

Henrik winkte ab.

»Ist doch wurscht, wie es heißt. Hauptsache, es ist alles da, was zu einem Jahrmarkt gehört. Ich freue mich am meisten auf die Geisterbahn.

»Mit der Geisterbahn fahre ich nicht«, erklärte die kleine Heidi.

»Es ist aber gar nichts dabei«, sagte Pünktchen. »Von außen sieht es viel gruseliger aus, als es ist.«

Heidi blieb trotzdem skeptisch.

»Gleich nach dem Mittagessen fahren wir los«, sagte Vicky. »Hoffentlich dürfen wir den ganzen Nachmittag auf dem Rummelplatz bleiben.«

»Wir dürfen«, bestätigte Nick, der Älteste in der Kinderschar, fast schon ein junger Mann. »Tante Ma hat’s versprochen.«

Else Rennert, von den Kindern Tante Ma genannt, war die Leiterin des Kinderheims Sophienlust. Sie unterhielt sich in ihrem Büro eben mit Schwester Regine. Die Kinderschwester sollte als Aufsichtsperson mit auf den Jahrmarkt gehen.

Nach dem Essen hielt Else Rennert eine kurze Ansprache. »Ihr bleibt alle zusammen, hört ihr?«

Die Kinder versprachen es.

»Ihr tut, was Schwester Regine von euch verlangt. Sie hat auch die Kasse und bezahlt alles. Absondern darf sich niemand. Nick, du hilfst bitte mit bei der Beaufsichtigung.«

»Mach ich, Tante Ma.«

»Dürfen wir den ganzen Nachmittag bleiben?«, wollte Henrik wissen.

»Ja, aber nur, wenn es keinen Ärger gibt. Schwester Regine kann den Besuch jederzeit abbrechen und euch zurückbringen, wenn sie das für richtig hält.

Auf dem Hof, vor dem Herrenhaus von Sophienlust, wartete schon der rote Kleinbus. Aufgeregt redeten die Kinder durcheinander, während sie einstiegen.

»Hoffentlich wird es nicht zu anstrengend für Sie«, meinte die Heimleiterin.

Schwester Regine schüttelte den Kopf. »Bestimmt nicht. So groß ist der Rummelplatz ja nicht. Und außerdem habe ich die Kasse. Die Kinder müssen also zu mir kommen, wenn sie fahren oder sich etwas kaufen wollen.«

»Na, dann viel Spaß«, sagte Else Rennert und winkte den Kindern zu, die schon im Bus saßen.

Der Chauffeur wartete hinter dem Steuer. Als Schwester Regine ihm zunickte, fuhr er los.

Auf einem freien Platz am Rande von Maibach hatten die Schausteller ihren kleinen Vergnügungspark aufgebaut. Daneben war ein Parkplatz. Dort stiegen die Kinder aus.

»Um sechs hole ich euch wieder ab«, sagte der Chauffeur. »Viel Spaß!«

»Langsam«, mahnte Regine, als Henrik und Fabian gleich losrennen wollten. »Habt ihr vergessen, dass wir beisammenbleiben wollen?«

»Ich mache den Schluss und passe auf, dass wir niemanden verlieren«, erklärte Nick.

Lautsprechermusik übertönte die Unterhaltung. Schwester Regine blieb vor einem Stand mit Losen stehen.

»Wer möchte ein Los haben?«

Alle wollten ein Los haben. Die Kinderschwester bezahlte, und die Kinder durften in den großen Topf greifen.

»Letztes Jahr habe ich mit einem Los einen kleinen Teddybär gewonnen«, erinnerte sich Heidi.

Henrik hatte sein Los schon geöffnet.

»Eine Niete!«

»Ich auch.« Pünktchen trat zu dem Papierkorb.

»Bei mir steht etwas drauf«, rief Vicky. Sie gab dem Mann am Stand ihr Los und bekam eine hübsche Papierrose.

Fabian hatte einen Tennisball gewonnen und Nick eine Pfeife. »Genau das Richtige«, meinte er. »Wenn ihr mich pfeifen hört, dann wisst ihr, dass ihr kommen sollt.«

Sie schlenderten weiter. Beim nächsten Stand kaufte Schwester Regine jedem Kind einen Luftballon. Nick wollte jedoch keinen.

»Nimm einen und gib ihn mir«, bat Henrik seinen Halbbruder.

»Also gut.« Nick ließ sich einen grünen Ballon geben.

»Einen roten«, rief Henrik. »Gib ihn zurück und verlange einen roten!«

»Rutsch mir den Buckel runter«, schimpfte Nick. »Dauernd willst du etwas anderes.« Aber er tauschte dann doch den Luftballon um.

»Jetzt habe ich einen grünen und einen roten«, freute sich Henrik.

»Da vorn ist das Kettenkarussell«, rief Heidi. »Wer fährt mit?«

Alle fuhren mit. Alle außer Nick. Der große hübsche Junge stand neben Schwester Regine und winkte, als die Sessel des Karussells in die Luft stiegen.

Heidi quietschte vor Vergnügen, aber es war auch ein bisschen Angst dabei.

»Was interessiert dich denn?«, fragte Schwester Regine.

Nick drehte sich um. »Das da drüben. Die Steilwandfahrer auf dem Motorrad. Ich habe so was noch nie gesehen.«

»Ich auch nicht«, gab die Kinderschwester zu. »Letztes Jahr waren die nicht hier.«

»Nein.«

Nicks Blick blieb an der Geisterbahn hängen und an einem kleinen Mädchen, das gelangweilt neben der Kasse stand.

Die Kreise der Sessel an den langen Ketten wurden kleiner und kleiner, bis das Karussell stand. Die Kinder stiegen aus.

Heidi als Letzte. »Können wir nicht noch einmal fahren?«, bettelte die Kleine.

»Später«, sagte Schwester Regine. »Jetzt gehen wir erst mal weiter und schauen, was es noch alles gibt.«

An einem Stand gab es Zuckerwatte. Daran konnte Vicky nicht vorbeigehen. Schwester Regine kaufte für die Mädchen Zuckerwatte. Die Buben wollten lieber kandierte Früchte haben. Nur die Kinderschwester und Nick entschieden sich für gebrannte Mandeln.

»Nicht da lang«, rief Henrik, als Schwester Regine abbiegen wollte. »Zuerst zur Geisterbahn, bitte!«

»Ist doch wurscht«, meinte Pünktchen.

»Es ist nicht wurscht«, widersprach Henrik ihr eigensinnig.

»Der Klügere gibt nach«, murmelte Pünktchen und steckte ihr Gesicht in die Zuckerwatte.

Nun gingen sie also zur Geisterbahn. Schauerliches Geheul kam aus dem Lautsprecher. Über dem Eingang tanzte ein Totenschädel, daneben fletschte ein Krokodil die Zähne.

»Ich gehe da nicht rein«, erklärte Heidi und griff nach der Hand der Kinderschwester.

»Brauchst du auch nicht, Heidi. Du kannst hier bei mir bleiben.« Laut fragte Schwester Regine: »Wer will Geisterbahn fahren?«

»Ich!«, rief Henrik als Erster.

Die Mädchen entschlossen sich nur zögernd.

»Ihr Angsthasen«, frotzelte Henrik.

»Los«, sagte Pünktchen. »Beweisen wir ihm, dass wir keine Angst haben.«

Sie gingen mit zum Eingang. Alle außer Heidi und Schwester Regine wollten fahren, sogar Nick.

»Wenn du willst, setze ich mich neben dich und halte dich fest«, sagte Nick zu Heidi.

Die Kleine schüttelte jedoch ängstlich den Kopf.

»Lass sie«, sagte die Kinderschwester und legte ihren Arm um Heidis Schultern.

Das kleine Mädchen, das Nick zuvor schon gesehen hatte, stand noch immer neben der Kasse. Neugierig beobachtete es die Kinder. Als alle eingestiegen waren, kam es zu Heidi und fragte: »Magst du nicht fahren?«

»Nein.«

»Aber die Geister tun dir nichts. Die sind alle bloß aus Pappe.«

Misstrauisch schaute Heidi das fremde Mädchen an. »Woher weißt du das denn?«

»Ich habe sie angefasst.«

»Du hast …, das glaube ich nicht. Du schwindelst.«

»Bestimmt nicht«, sagte das Mädchen, das nur ein bisschen größer war als Heidi. »Wenn du willst, zeige ich es dir. Komm!«

»Nein«, sagte Heidi erschrocken. »Ich will doch die Geister nicht anfassen.« Nicht einmal sehen wollte sie diese Biester.

Die anderen kamen zurück und berichteten aufgeregt, wie dunkel und wie gruselig es gewesen war. Henrik wollte unbedingt noch einmal fahren.

»Später«, sagte Schwester Regine. »Jetzt gehen wir erst mal weiter. Es gibt noch mehr zu sehen.«

Bedauernd schaute das fremde Mädchen den Kindern nach. Als sich Heidi umdrehte, winkte es. Heidi winkte zurück. Dabei fragte sie sich, ob die Kleine wirklich die Gespenster angefasst habe. Sie ging zu Henrik und erkundigte sich: »Sag mal, hast du die Geister angefasst?«

Henrik blieb stehen. »Nein. Wie kommst du denn auf die Idee?«

»Ach, nur so. Ich wollte nur wissen, ob man sie anfassen kann.«

Verwundert schüttelte Henrik den Kopf. »Zuerst traust du dich nicht rein, und dann willst du die Ungeheuer sogar anfassen.«

»Ich will sie nicht angreifen«, widersprach Heidi ihm. »Ich möchte nur wissen, ob das geht.«

Henrik zuckte mit den Schultern. »Ich hab’s nicht versucht. Aber vielleicht kann man sie berühren, wenn man die Hand ausstreckt. Ich werde es beim nächsten Mal ausprobieren.«

Beinahe bewundernd schaute Heidi ihn an. »Hast du keine Angst?«

»Nein. Das sind doch keine echten Geister. Ich meine, keine Menschen.«

»Sind sie aus Pappe?«, fragte Heidi.

»Wahrscheinlich. Was meinst du, Nick?«

Nick tippte auf Plastik. »Die nächste Vorstellung der Steilwandfahrer ist um vier«, sagte er. »Ihr könnt ja schon mal überlegen, ob ihr die sehen wollt.«

An einem Stand konnte man mit Bällen nach aufgetürmten Büchsen werfen. Ganze Pyramiden von leeren Dosen standen da. Wer traf, bekam etwas. Da gab es Papierblumen. Stofftiere, Luftschlangen, Federmühlen und Windräder.

Henrik warf als Erster. Er traf zwei Dosen und bekam dafür eine Luftschlange.

Vicky traf nichts. Fabian bekam für eine Büchse eine Papierblume. Nick holte kräftig aus, traf genau in die Mitte und warf die ganze Dosenpyramide um.

»Hurra!«, rief Henrik.

Nick durfte sich ein Stofftier aussuchen, aber er wollte kein Stofftier, sondern bat um einen Strauß Papierblumen. Die verteilte er an die Mädchen. Sogar Schwester Regine bekam eine solche Blume.

»Du bist ein richtiger Kavalier«, lobte sie ihn.

»Ein Riesenrad«, rief Vicky und blieb stehen. »Ich hab ja gewusst, sie haben ein Riesenrad. Wollen wir alle damit fahren?«

»O ja, das wird lustig.« Fabian lief voraus.

Von der höchsten Stelle des Riesenrades aus konnte man den ganzen Rummelplatz überblicken. Henrik entdeckte so auf der anderen Seite der Festwiese eine Turmrutschbahn. »Da müssen wir unbedingt herunterrutschen«, sagte er zu Fabian.

Pünktchen, die in derselben Gondel saß, hatte die Autoskooter entdeckt. »Fahren wir lieber damit. Das macht viel mehr Spaß.«

»Wir fahren mit allem«, erklärte Henrik.

»Wenn das Geld reicht«, erinnerte Pünktchen ihn.

Da nicht alle die Todesfahrer an der Steilwand sehen wollten, trennte sich die Gruppe. Nick ging mit Henrik und Fabian zu den Steilwandfahrern. Die Mädchen wollten dafür die Schaustellerbude besuchen. Dort gab es Feuerschlucker, Schwert­schlucker und Entfesselungskünstler. Besonders der Feuerschlucker begeisterte die Kinder.

Bei der Achterbahn wollten die Mädchen Nick und die anderen wiedertreffen. Auf dem Weg dorthin blieb Heidi plötzlich stehen.

»Da ist sie wieder.«

»Wer?«

»Das Mädchen, das die Geister angefasst hat.«

Pünktchen blieb ebenfalls stehen. »Sag mal, Heidi …«

»Du brauchst mich nicht so komisch anzugucken«, verteidigte sich Heidi sofort. »Sie hat das wirklich gesagt. Du kannst sie ja fragen.«

Das fremde Mädchen hatte die Gruppe entdeckt und kam nun zögernd näher.

»Da seid ihr ja wieder. Langweilt ihr euch auch?«, fragte die Kleine.

»Langweilen?« Vicky reagierte verständnislos. »Warum sollen wir uns langweilen?«

Bei Vickys aggressivem Ton wurde das Mädchen unsicher und schwieg.

»Wie heißt du?«, fragte Pünktchen.

»Heidelinde. Heidelinde Stoll. Kann ich ein bisschen mit euch gehen?«

»Natürlich«, sagte Pünktchen. Die anderen Kinder nickten.

Schwester Regine fragte, ob Heidelinde denn allein da sei.

»Nein.« Heidelinde schüttelte den Kopf.

»Aber dann kannst du doch nicht einfach mit uns gehen«, meinte Schwester Regine besorgt. »Deine Eltern würden dich ja suchen.«

»Ach wo!«

Das ist komisch, dachte Schwester Regine und fragte: »Wo sind denn deine Eltern?«

»Ich habe nur noch eine Mutti. Die verkauft Karten an der Geisterbahn. Manchmal fährt sie auch mit meinem Onkel an der Steilwand.«

»Ach so! Dann gehörst du zu den Schaustellern?«

Heidelinde nickte.

»Dann wohnst du also auch hier?«, fragte Pünktchen.

»Ja, in einem Wohnwagen. Die stehen alle da hinten.« Eine Handbewegung begleitete Heidelindes Worte.

Vicky drängte sich neben Heidelinde. »Bist du den ganzen Tag hier auf dem Rummelplatz?«

»Ja, aber das ist langweilig.«

»Du kannst doch mit der Geisterbahn fahren oder auf den Karussells.«

»Ich bin schon so oft damit gefahren, dass es keinen Spaß mehr macht«, sagte Heidelinde.

»Also, mir würde das immer wieder Spaß machen«, meinte Vicky.

»Das denkst du jetzt bloß.«

»Dort kommt Nick mit den anderen«, rief Pünktchen und lief Nick entgegen.

Begeistert erzählten Nick und Henrik von den Todesfahrern.

»Und einmal saß sogar eine Frau hinten auf dem Motorrad«, sagte Fabian.

»Das war meine Mutti«, warf Heidelinde ein.

Alle schauten sie an.

»Deine Mutti?«, wiederholte Henrik. »Wer bist du eigentlich?«

»Ich heiße Heidelinde«, wisperte das Mädchen.

»Sie wohnt hier«, sagte Heidi. »Ihrer Mutti gehört die Geisterbahn.«

Das Wort Geisterbahn elektrisierte Henrik. Er drängte sich neben Heidelinde. »Ist das wahr?«

»Nein, die Geisterbahn gehört meinen Großeltern. Und der Todesfahrer, das ist mein Onkel.«

»Toll«, staunte Henrik. »Ich habe ihn gerade gesehen, und deine Mutti auch. War sie das wirklich hinten auf dem Motorrad?«

Stolz nickte Heidelinde. »Aber sie macht das nicht gern. Mein Vati ist früher auch an der Steilwand gefahren.«

»Und wo ist er jetzt?«, wollte Henrik wissen.

»Tot.«

Betroffen schwiegen die Kinder. Doch nach ein paar Minuten fragte Henrik weiter. Heidelinde beantwortete seine Fragen bereitwillig. Sie war froh, Anschluss gefunden zu haben.

»Warum seid ihr so viele?«, wollte Heidelinde wissen. »Kommt ihr aus einem Heim?«

»Ja, das heißt Sophienlust und ist gar nicht weit weg von hier«, erzählte Heidi. Dann wollte sie mehr über die Gespenster in der Geisterbahn wissen.

Heidelinde erzählte, und vor den Augen der Kinder tat sich eine neue Welt auf.

»Es muss toll sein, immer von einer Stadt zur anderen zu fahren«, meinte Henrik. »Und immer mit Feuerfressern und Riesen und Liliputanern beisammen zu sein. Das möchte ich auch.«

»Ich möchte viel lieber immer an einem Ort wohnen«, sagte Heidelinde.

Das verstanden die Kinder nicht.

»Du kannst doch jeden Tag hier auf dem Rummelplatz sein«, sagte Pünktchen.

»Schon, aber hier habe ich keinen zum Spielen.« Sie griff in ihre Tasche. »Wollt ihr ein paar Freikarten für die Geisterbahn haben?«

»Ja«, rief Henrik als Erster.

Sie gingen zurück zu der Geisterbahn. Schwester Regine beteiligte sich nicht mehr am Gespräch der Kinder. Sie hörte nur zu. Irgendwie tat Heidelinde ihr leid.

An der Kasse der Geisterbahn saß jetzt wieder eine hübsche schwarzhaarige junge Frau.

»Das ist meine Mutti«, sagte Heidelinde und winkte. Die Frau winkte zurück.

»Fährst du nicht mit?«, fragte Henrik, als Heidelinde bei Schwester Regine stehen blieb.

»Nein. Ich bin schon so oft gefahren, dass es mir keinen Spaß mehr macht.«

Heidi wollte auch nicht fahren.

»Sie hat Angst vor den Gespens­tern aus Pappe«, frotzelte Henrik.

»Kommt doch mal her, wenn der Jahrmarkt noch zu ist«, schlug Heidelinde vor. »Dann kann ich euch die Geisterbahn zeigen.«

»Innen?«, fragte Heidi. Unwillkürlich schüttelte sie sich.

»Freilich innen. Dann kannst du die Gespenster anfassen, wenn du willst. Das ist ganz lustig.«

»Ich konnte keines der Biester anfassen«, erzählte Henrik, als er zurückkam. »Sie sind zu weit weg.«

Heidelinde nickte. »Das müssen sie sein, sonst würden alle hingreifen, und dann wären unsere Gespenster bald kaputt.«