Morgen sehen wir uns wieder - Marietta Brem - E-Book

Morgen sehen wir uns wieder E-Book

Marietta Brem

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Beschreibung

Wir lernen die Geschichte kennen, die einmal dazu führen wird, dass es, viele Jahre später, zur Gründung von 'Sophienlust' kommen wird. Der Weg dahin schildert eine ergreifende, spannende Familiengeschichte, die sich immer wieder, wenn keiner damit rechnet, dramatisch zuspitzt und dann wieder die schönste Harmonie der Welt ausstrahlt. Das Elternhaus Montand ist markant – hier liegen die Wurzeln für das spätere Kinderheim, aber das kann zu diesem frühen Zeitpunkt noch keiner ahnen. Eine wundervolle Vorgeschichte, die die Herzen aller Sophienlust-Fans höherschlagen lässt. Nr. UT: Franzi und Jennifer glauben ganz fest daran! EVT: 11. 01. Die Blumen auf dem kleinen Grab waren längst verwelkt und weggeräumt. Ein Gärtner hatte Frühlingsblumen eingepflanzt, die gerade in voller Blüte standen. Die ersten Schmetterlinge tummelten sich bereits darauf, flatterten in Erwartung von süßem Nektar von einer Pflanze zur nächsten, und in der alten Eiche, die nicht weit von hier entfernt stand, saßen verschiedene Vögel und zwitscherten munter vor sich hin. Hier hatten die Tiere ihre Ruhe, störte kein Lärm von der Straße, und die Luft war frisch und klar. Denise hatte immer ein warmes Gefühl, wenn sie ihre Tante Marion besuchte, die vor vier Jahren einem plötzlichen Herzinfarkt erlegen war. Eigentlich war Marion gar nicht ihre richtige Tante, doch die einstige Freundin und Kollegin ihrer Mutter war ihre Patentante gewesen, die ihre Aufgabe immer sehr ernst genommen hatte. Nachdenklich stand sie jetzt an dem sauber gerichteten Grab, auf dem, außer den Frühlingsblumen, Bodendecker wuchsen, die nur gelegentlich zurückgeschnitten werden mussten. Wie immer, so hatte Denise auch heute einen kleinen Blumenstrauß mitgebracht, den sie in eine Vase stellte, die für alle Fälle hinter dem Grabstein lag. »Ich mache gerade den Führerschein«, begann Denise zu berichten, wie sie das immer tat. »Aber das weißt du ja ohnehin.« Sie lachte leise. Sie war der Überzeugung, dass der Geist der Verstorbenen irgendwie immer noch liebevoll um sie war und sich mit ihr freute. »Es dauert aber noch eine Weile, bis ich selbst Auto fahren darf, denn ich bin erst am Anfang. Das geht nicht so schnell. Erst absolviere ich die Theorie und dann die Praxis.

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Sophienlust, wie alles begann – 12 –

Morgen sehen wir uns wieder

Franzi und Jennifer glauben ganz fest daran!

Marietta Brem

Die Blumen auf dem kleinen Grab waren längst verwelkt und weggeräumt. Ein Gärtner hatte Frühlingsblumen eingepflanzt, die gerade in voller Blüte standen. Die ersten Schmetterlinge tummelten sich bereits darauf, flatterten in Erwartung von süßem Nektar von einer Pflanze zur nächsten, und in der alten Eiche, die nicht weit von hier entfernt stand, saßen verschiedene Vögel und zwitscherten munter vor sich hin. Hier hatten die Tiere ihre Ruhe, störte kein Lärm von der Straße, und die Luft war frisch und klar.

Denise hatte immer ein warmes Gefühl, wenn sie ihre Tante Marion besuchte, die vor vier Jahren einem plötzlichen Herzinfarkt erlegen war. Eigentlich war Marion gar nicht ihre richtige Tante, doch die einstige Freundin und Kollegin ihrer Mutter war ihre Patentante gewesen, die ihre Aufgabe immer sehr ernst genommen hatte.

Nachdenklich stand sie jetzt an dem sauber gerichteten Grab, auf dem, außer den Frühlingsblumen, Bodendecker wuchsen, die nur gelegentlich zurückgeschnitten werden mussten. Wie immer, so hatte Denise auch heute einen kleinen Blumenstrauß mitgebracht, den sie in eine Vase stellte, die für alle Fälle hinter dem Grabstein lag.

»Ich mache gerade den Führerschein«, begann Denise zu berichten, wie sie das immer tat. »Aber das weißt du ja ohnehin.« Sie lachte leise. Sie war der Überzeugung, dass der Geist der Verstorbenen irgendwie immer noch liebevoll um sie war und sich mit ihr freute. »Es dauert aber noch eine Weile, bis ich selbst Auto fahren darf, denn ich bin erst am Anfang. Das geht nicht so schnell. Erst absolviere ich die Theorie und dann die Praxis. Ich hoffe, du fährst dann auch mit mir. Du musst keine Angst haben, ich bin ganz vorsichtig, versprochen.«

Vor ihrem geistigen Auge sah sie die Tante mit ihrem lustigen Lachen, die ihr zuzwinkerte und sagte: ›Mir kann doch sowieso nichts mehr passieren.‹

Denise lachte herzlich, wurde jedoch gleich wieder still. Es schickt sich nicht, auf dem Friedhof zu lachen, dachte sie, obwohl sie selbst ganz und gar nicht dieser Meinung war. »Dann bis zum nächsten Mal, Tante Marion.« Sie hob grüßend die Hand, warf dem Grab noch ein Küsschen zu, dann schritt sie den Weg weiter voran. Sie wusste selbst nicht, weshalb sie nicht gleich zum Ausgang zurückging. Irgendetwas war da, das sie daran hinderte.

Ein leises Schluchzen drang in diesem Moment an ihr Ohr. Sie blieb stehen und lauschte. Es kam von rechts, wo sich die Kindergräber befanden. Wie eine eisige Hand griff die Angst nach ihrem Herzen, dennoch folgte sie dem Schluchzen, bis sie ein kleines Mädchen entdeckte, das verloren an einem winzigen Grab stand. Weit und breit war sonst niemand zu sehen. Offensichtlich war das Mädchen ganz allein auf dem Friedhof.

Denise ging leise voran, bis sie das Kind erreichte. Dann blieb sie eine Weile schweigend stehen und wartete, ob die Kleine sie ansprach. Das Schluchzen verstummte und ein vorsichtiger Blick traf sie. »Hast du Timo gekannt?«

Denise blickte auf den glänzenden, fast weißen Grabstein. ›Timo Ehinger‹ stand da, und daneben war kunstvoll ein kleiner Bär in den Stein gemeißelt. Gerade mal ein halbes Jahr war Timo alt geworden, stellte sie betroffen fest und spürte, wie ihr eine Gänsehaut über den Rücken lief.

»Ist das dein Bruder?«

Das Mädchen nickte. »Er war einfach tot«.

Denise sagte nichts dazu, es gab nichts, das gepasst hätte. »Darf ich deinen Namen erfahren?«

»Ich bin die Franzi, eigentlich Franziska.«

»Ein schöner Name. Und wie alt bist du?«

»Sieben. Ich hab noch eine Schwester, Jennifer, sie ist neun.«

»Darfst du denn allein auf den Friedhof gehen? Deine Eltern werden sich bestimmt sorgen, wenn du nicht zu Hause bist.« Sie stellte fest, dass der Tod des Kindes neun Monate zurücklag. Dennoch hatte sie bei Franzi das Gefühl, als sei die Trauer um den kleinen Bruder in all den Monaten kein bisschen kleiner geworden.

»Das merkt niemand«, winkte Franzi ab. »Mami ist bei der Arbeit, Jennifer mag mich ohnehin nicht, und die Omi sitzt bestimmt wieder im Garten und liest in ihren schlauen Büchern.« Ihre Worte klangen etwas altklug – und sehr einsam.

»Ist das jeden Tag so bei euch?«

»Seit Timo tot ist«, murmelte Franzi und unterdrückte ein Schluchzen. »Er lag morgens einfach so da und bewegte sich nicht mehr«, fuhr sie mit leiser Stimme fort. »Mami hat geschrien, Papi hat sie gepackt und geschüttelt, und die Oma hat immer nur geseufzt. Dann ist der Doktor gekommen und die Polizei. Mich haben sie in mein Zimmer geschickt.«

Denise spürte eine Gänsehaut über den Rücken laufen. Am liebsten hätte sie die kleine Franzi in den Arm genommen, doch das getraute sie sich nicht. Womöglich hätte sie das Kind mit dieser Geste noch mehr durcheinandergebracht, anstatt zu helfen. »Lebt ihr mit der Omi zusammen?«, fragte sie, um ein wenig von dem traurigen Erlebnis abzulenken.

»Wir leben bei Omi«, murmelte Franzi. »Wir sind zu ihr gezogen, als Opa gestorben ist. Sie hat ein wunderschönes Haus mit großem Garten. Eigentlich wollte Papi nicht einziehen, doch dann hätte Omi das Haus verkauft und wäre weggezogen. Ich bin so froh, dass ich Omi hab. Mami hat uns alle nicht mehr lieb, seit Timo tot und Papi gegangen ist.«

Entsetzt hielt Denise die Luft an. War der Vater auch gestorben oder … Den Gedanken wagte sie nicht zu Ende zu denken. »Wo ist denn dein Papi?«, fragte sie vorsichtig und wagte kaum zu atmen vor Anspannung.

»Papi ist ausgezogen nach der Beerdigung. Er konnte uns alle nicht mehr ertragen. Er sagte, das leere Kinderbett bringt ihn um den Verstand. Unsere Gesichter haben ihm auch nicht mehr gefallen.«

Denise kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Franzis Bericht klang wie eine Meldung des Polizeiberichts in der Tageszeitung, knapp und emotionslos. Wie entsetzlich musste dieses kleine Mädchen gelitten haben, bis es endlich seine verwundeten Gefühle hatte abschalten können, um weiterzuleben. Keiner der Familie war für sie da gewesen, vermutete Denise, dabei hätte gerade Franzi viel Nähe und Trost gebraucht.

»Wo ist dein Papi jetzt?«

»Mami sagt, er lebt am anderen Ende der Stadt, da, wo der Supermarkt ist. Ich möchte ihn gern besuchen, aber ich darf nicht.« Zum ersten Mal zeigte Franzi ein wenig Gefühl. Die Traurigkeit in ihrer Stimme fühlte sich an wie ein dunkler Wald voller Nebel. Sie war da, diese Traurigkeit, doch sie war überall, damit man sie nicht greifen und vertreiben konnte.

»Magst du mit mir nach Hause kommen? Ich habe einen Hund und eine Katze. Die würden sich bestimmt freuen, wenn sie einen Spielkameraden hätten.«

Franzi schaute hoffnungsvoll zu ihr auf. »Eine Katze? Ich hatte auch mal eine Katze, aber sie wurde vom Auto überfahren. Papi hat gesagt, dass ich jetzt keine Katze mehr bekommen darf.«

»Warum denn nicht?«

Franzi zuckte die Schultern. »Papi meinte, er könne es nicht ertragen, dass alle um ihn herum immer sterben, erst Opa, dann Tiggi, unsere Katze, und jetzt Timo. Wenn man allein ist, muss man niemandem abgeben, sagt Papi. Ich glaub ihm, es ist so. Deshalb ist er weggezogen.« Franzi nickte heftig, um ihre Aussage damit zu bekräftigen.

»Was sagt deine Schwester dazu? Du hast von ihr noch gar nichts erzählt.«

»Da gibt es auch nichts. Jennifer ist – Jennifer. Sie steht morgens auf, isst ihr Müsli, geht in die Schule, kommt heim, macht ihre Aufgaben, sitzt vor dem Fernseher, richtet für alle das Abendessen und geht danach ins Bett.«

Die Trostlosigkeit in Franzis Worten schnürte Denise die Kehle zu. Sie wusste nichts dazu zu sagen, denn es gab einfach nichts. »Wie ist es nun? Gehst du mit mir? Ich könnte deine Oma anrufen, damit sie weiß, wo du bist.«

»Oma merkt nicht, dass ich weg bin. Sie liest sehr viel, und dann darf man sie nicht stören. Gehst du mit mir zu meinem Papi? Ich sag dir, wo er wohnt, ich hab seine Adresse.«

Denise streckte dem kleinen Mädchen die Hand hin. »Komm, wir haben noch ein ganzes Stück zu laufen«, sagte sie und bemühte sich um einen leichten Ton. »Ich zeig dir jetzt erst mal meine Tiere, und dann überlegen wir, was wir tun können. Du kannst deinen Papi nicht einfach so überfallen. Vielleicht hat er gar keine Zeit für dich.«

»Aber er ist doch mein Papi«, stellte Franzi ratlos fest. »Er hat früher immer Zeit gehabt für mich. Bestimmt freut er sich, wenn er mich sieht.«

»Habt ihr euch denn schon mal getroffen, seit er ausgezogen ist?«

Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Ich hab ihn angerufen, Mami hat seine Telefonnummer in der Nachttischschublade.«

»Du kennst die Zahlen schon? Dann gehst du also bereits in die Schule«, forschte Denise, um vom Thema Besuch abzulenken. »Bist du denn eine gute Schülerin?«

Jetzt lachte Franzi herzlich. »Du denkst, nur weil ich lesen kann und die Zahlen kenne, gehe ich auch in die Schule. Nein, mein Geburtstag ist gerade so dazwischen gefallen, und dann hat Papi mich ein Jahr zurückstellen lassen. Dieses Jahr darf ich in die Schule gehen. Aber erst wenn der Sommer vorbei ist.«

»Wie kommt es dann, dass du so gut lesen kannst?«

»Das alles hat Papi mir beigebracht. Wir waren immer viel zusammen, bis …« Franzi drückte Denises zwei Finger, an denen sie sich festhielt, ganz fest. Offensichtlich tat ihr die Erinnerung an früher sehr weh.

Am liebsten hätte Denise das Mädchen fest an sich gedrückt, doch sie spürte, dass Franzi das nicht zugelassen hätte. Sie bemühte sich, stark und erwachsen zu wirken, weil sie auf diese Weise mit ihrer großen Traurigkeit besser umgehen konnte. Denise wollte ihr diesen Rettungsanker nicht wegnehmen, indem sie sie dazu brachte, in Tränen auszubrechen.

»Vielleicht sollten wir doch über einen Besuch bei deinem Papi nachdenken. Was hältst du davon, wenn ich meinen Vater bitte, dass er deinen Papi anruft und nachfragt?«

»Das würdest du tun?«, fragte Franzi hoffnungsvoll und schaute mit leuchtenden Augen zu Denise auf. »Und dann gehst du mit mir zu ihm? Aber Mami und Oma dürfen davon nichts erfahren. Sie würden es nicht erlauben.«

»Das bleibt erst mal unser Geheimnis, bis wir uns zusammen vielleicht anders entscheiden. Großes Indianerehrenwort«, antwortete Denise mit verschwörerischer Miene, obwohl ihr gar nicht wohl war bei dieser Vorstellung. Sie bereute es inzwischen, so einen Vorschlag gemacht zu haben, der mit Sicherheit nur gegen den Willen der Mutter der Kleinen erfüllt werden konnte. Vermutlich wäre es sinnvoll, mit Franzis Großmutter zu reden. Sie schien die ruhigste Person in dieser Familie zu sein.

Sie hatten jetzt die Siedlung erreicht, wo Franzi und, ein paar Straßen weiter, auch Denise wohnte. »Danke fürs Bringen«, sagte Franzi artig und streckte ihr zum Abschied die Hand hin.

»Ich dachte, du wolltest meine Tiere sehen«, bemerkte Denise überrascht. »Hast du es dir wieder überlegt?«

Franzi schüttelte den Kopf. »Ich würde gern, aber ich bin schon zu lange von daheim weg. Mamis Auto steht da, also hat sie Feierabend. Wenn ich dann nicht da bin, kriege ich Ärger. Darf ich ein anderes Mal?« Franzis Blick drückte all ihre Enttäuschung aus, die sie gerade empfand.

»Natürlich darfst du das«, versicherte Denise und bemühte sich, ihre Enttäuschung nicht zu deutlich zu zeigen. »Wir alle laufen dir nicht weg. Du darfst uns nur nicht vergessen«, versuchte sie einen Scherz.

Franzi lachte nicht, sie hatte Mühe, die Tränen hinunterzuschlucken, die ihr plötzlich den Hals zuschnürten. »Ich vergesse euch nicht«, murmelte sie, dann drehte sie sich hastig um und rannte davon.

Denise wartete, bis das Kind die Haustür erreicht hatte und läutete, dann ging sie schnell davon, um von der Familie nicht gesehen zu werden. Sie brauchte jetzt ihren vernünftigen, klugen Vater und ihre liebevolle, kluge Mutter, um alles zu besprechen, was sie eben erlebt hatte.

*

»Da bist du ja, Schatz«, wurde Denise wenig später von ihrer Mutter begrüßt. Sie trafen sich auf der Straße vor dem Haus. Eva kam von der Schule. Sie hatten heute Konferenz gehabt wegen einiger Schüler, bei denen man nicht wusste, ob man sie fördern oder besser gleich in die vorhergehende Klasse zurückschicken sollte. »Wo kommst du denn jetzt her?«

»Ich war bei Tante Marion, hatte wieder einmal das Bedürfnis, sie zu besuchen«, antwortete Denise geistesabwesend. »Ich soll dich schön grüßen. Es geht ihr gut.«

»Wie bitte?«

Wie erwachend blickte Denise ihre Mutter an. »Entschuldige bitte, Mamsi, ich war gerade mit den Gedanken nicht bei der Sache. Ich hatte eine Begegnung, die mir nicht aus dem Kopf will.«

Eva, die im letzten Moment ein Lachen unterdrückte, weil Denises Grüße von der verstorbenen Freundin so normal und doch so unwirklich waren, legte einen Arm um ihre Tochter. »Wollen wir uns eine Weile auf die Bank setzen, und du erzählst mir alles?«

»Gern, Mamsi und – Tante Marion hat mir keine Grüße für dich aufgetragen.« Jetzt lachten beide herzlich und umarmten sich kurz. Dann setzten sie sich und Denise berichtete von der Begegnung mit Franzi. »Es tut mir im Herzen weh, wenn ich an das Kind denke«, sagte sie leise, als sie mit ihrer Erzählung geendet hatte.

Eva schwieg eine ganze Zeitlang. Dann seufzte sie. »Das erklärt einiges«, sagte sie leise. »Jennifer geht in die Klasse von Frau Nort. Erst vor einigen Tagen sagte mir die Kollegin, dass sie nicht weiß, was sie noch mit dem Mädchen anstellen soll. Sie war immer Klassenbeste, doch seit einigen Monaten ist mit ihr nichts mehr anzufangen. Sie macht keine Hausaufgaben mehr, beteiligt sich nicht am Unterricht, und wenn man sie anspricht, bekommt man lediglich eine nichtssagende Antwort und einen leeren Blick.«