Sorge für dich, lebe! - Rudolf Klimitsch - E-Book

Sorge für dich, lebe! E-Book

Rudolf Klimitsch

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Beschreibung

Dieser psychologische Spaziergang führt durch wichtige Themen der Klinischen Psychologie wie Partnerschaft, Umgang mit Gefühlen, Depressionen, Trauerarbeit, Panikstörungen und Suchterkrankungen. Der Verfasser blickt zurück auf seine jahrzehntelange Arbeit als Psychotherapeut und spricht vor allem interessierte Menschen, Betroffene und letztlich auch Professionelle an. Insbesondere ist dieses Werk auch als "Bibliotherapie" für Patienten gedacht. Es werden viele konkrete Beispiele und auch Methoden wie die "Rationale Selbstanalyse" ausführlich und leicht verständlich vermittelt.

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Seitenzahl: 293

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Inhaltsverzeichnis

Impressum 3

Los geht’s! 4

„Regierungschefmodell“ 18

„Außenpolitik“ 23

Gestaltung von Beziehungen 37

Eifersucht 47

Kollegen am Arbeitsplatz 66

Energetische Ausstrahlung 70

Widerständige Einstellungen 76

Zur Kommunikation mit Mitmenschen 79

Gemeinschaft kann gut tun! 89

„Innenpolitik“ 93

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft 104

Ängste und Wut 112

Depressionen bewältigen 118

Trauerarbeit 165

Panikstörungen 190

Suchterkrankungen 216

Die heimliche Unterstützung der Sucht (Coabhängigkeit) 228

Der Weg aus der Erkrankung für alle Beteiligten 231

Die Phasen und Stufen einer Alkoholerkrankung 237

Umgang mit jugendlichen suchtkranken eigenen Kindern 251

Verabschiedung 256

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2021 novum publishing

ISBN Printausgabe:978-3-99010-979-3

ISBN e-book: 978-3-99010-986-1

Umschlagfoto:Zoteva87 | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

Innenabbildungen:Tourismusverband Traunsee-Almtal

www.novumverlag.com

Los geht’s!

Ich begrüße Sie, liebe Leserin, lieber Leser,

schade, dass wir uns nicht gegenüber sitzen, uns nicht kennen, uns nicht in die Augen sehen und nicht zulächeln können, zusammen bei einem Trauergefühl nicht „miteinander fließen“, herzlich lachen oder mal heftig diskutieren und uns widersprechen können. – Man kann eben im Leben nicht immer alles haben, deshalb freue ich mich trotzdem, mit Ihnen unbekannterweise über diesen Weg doch in Verbindung zu sein. – „Allesdarfsein“, mein erlösendes „Erlaubnismodell“ für die Politik in Richtung „gesundes glückliches Leben!“

Nach einer allgemeinen Einführung, u. a. auch ausführlicher Erörterung vom Umgang mit sich selbst, Beziehungen und Gefühlen, werde ich einige meiner Spezialgebiete etwas ausführlicher behandeln: Depressionen, Trauerarbeit, Panikstörungen und Suchterkrankungen.

Vielleicht erwarten Sie bei diesem Titel eine fachliche Rezeptsammlung für die Gestaltung eines glücklichen Lebens, da werden Sie sicher enttäuscht sein. – Vor Jahren wollte ich tatsächlich schon mit diesem Titel ein übliches Buch schreiben, ich fand es jedoch überflüssig, den Bergen an Lebenshilfebüchern in diesem Stil noch eines hinzuzufügen, deshalb nochmals von vorne. – Dieses Buch wird anders. – Sie werden vielleicht meinen Stil manchmal etwas chaotisch finden, ja stimmt, und das ist gut so, es passt zu mir und meiner Spontanität!

Ich benenne wegen der flüssigeren Lesbarkeit meist nur ein Geschlecht bei meinen Erörterungen. – Dahinter verbirgt sich keine Bewertung oder Bevorzugung!

Der Titel „Sorge für dich, lebe“ ist auch etwas reduziert formuliert. – Einer meiner Freunde „schimpfte“ und verwies darauf, dass diessehr egoistisch klingt. – Er hat recht, beinahe wollte ich noch hinzufügen, „… für Dich und die Welt.“ – Es wird aber sicher deutlich, dass ich ein gelungenes „für sich sorgen“ nur in Verbindung mit der Verantwortung für das Ganze, dh. vor allem für den Umgang mit anderen Menschen und der Welt, verstehe. – Ein verantwortungsvolles Geben und Nehmen, die Voraussetzung für „Liebes-und Genussfähigkeit“! – Menschen, die ihren Lebensinhalt in der abgegrenzten Selbstpflege sehen, nicht geben und mit anderen fließen wollen, werden nicht zum Glück finden.

Wir sind als „höchst organisierte Materie“ verantwortlich für diese Welt. Es wird uns kaum auf Dauer gelingen, isoliert und abgeschirmt von der Welt, soweit dies überhaupt möglich ist, durchdrungen glücklich und vor allem zufrieden zu werden. Wir sind durch diese Welt und ein Teil dieser Welt.

Angeregt zu diesem Titel wurde ich auch durch einen Kalenderspruch: „Sei Dir stets sowichtig, dass Du dafür Sorge trägst, dass es Dir gut geht.“ Dazu gehört jedoch „fließen“ mit anderen! – Ein moderner Theologe sagte mal zu mir: „Rudi, Du bist Gottes Sohn“, damit meinte er, dass ich wie auch die anderen „Gottes Söhne und Töchter“ die Aufgabe habe, für diese Welt mitzugestalten und mit zu verantworten! – Mir hat dieses Bild gefallen und mich bestätigt. – Es hat mir auch bei meinem damals quälenden Suchen nach dem „Sinn des Lebens“ dadurch weitergeholfen. Vorläufiges Ergebnis für mich:Das Leben auf unserer Welt, also auch wir, hat keinen für mich erkennbaren höheren Sinn oder Wert, aber wir können uns unddem Ganzen einen Sinn und Wert geben. – Den höheren Sinn des Universums im Ganzen brauchen wir nicht zu begreifen. – Das darf sein, man muss ja nicht alles wissen, obwohl ich meine, das „Höhere“ emotional manchmal „erspüren“ zu können. – Ein Klumpen Gold hat auch keinen erkennbaren Wert, aber wir können ihm einen Wert geben. – Wenn wir die Erdkugel vernichten, wird dies für das Universum wohl keine besondere Bedeutung haben, denke ich.

Uns gibt unser Umfeld einen Wert oder auch nicht, aber das Wichtigste ist, dass wir selbst uns einen Wert geben!– Unabhängig von unseren Erfolgen, Leistungen, unserem gesellschaftlichen Stand, von „geliebt werden“ oder auch „nicht geliebt werden“.

Am Ende unserer Tage

interessiert es niemanden, wie

viel Geld wir auf dem Konto

haben, wie groß das Haus ist

oder welches Auto wir fahren.

Am Ende des Lebens zählen nur

die Momente, in denen wir

glücklich waren.

Adler, einer der Folgepsychotherapeuten nach Freud, hat auch vom sogenannten „Gemeinschaftsgefühl“ gesprochen, ein abstraktes „Gefühl“ zur gesamten Menschheit. Für unsere eigene psychische Gesundheit sollten wir immer wieder erreichen,dass es ein gutes und wohlwollendes „Gefühl“ ist. – Egal wie schlecht unsere Erfahrungen mit Mitmenschen waren und sind, dieses abstrakte „Gefühl“ zur gesamten Menschheit sollte ein gutes, wohlwollendes sein, im eigenen Interesse. – Es ist also ein irrationales „Gefühl“ und deckt sich wohl selten mit unseren konkreten Erfahrungen in unserem Umfeld. – Ich habe oft Schwankungen in diesem „Gefühl“ und versuche immer wieder, dieses in der Arbeit mit meiner Wahrnehmung im positiven Detail, genauem Denken, mit dem Hineinhören in meinen Körper, meditativen Übungen, im Genießen und Erfühlen der Natur, im energetischen „Fließen“ mit lieben Menschen und mit dem Überprüfen meiner Einstellungen zu erreichen. – Mit Umdenken alleine ist dies nicht zu schaffen, aber es tut gut und ist die Voraussetzung für eine gesunde wahre „Liebes-und Genussfähigkeit“. Den„Glauben an die Menschheit“ sollte man nicht verlieren!

Ich werde Ihnen nur wenige Ratschläge „aufbrummen“, Ratschläge sind oft „Schläge“, allerdings nicht ausnahmslos. – Ich versuche, wie früher, auch in meiner Zeit als Psychotherapeut, viel zu erzählen, mit der Hoffnung und der Absicht, dass Sie durch prüfen der Inhalte in Bewegung kommen und eigene Ideen dadurch entwickeln und umsetzen.

Auch wenn Sie im Einzelfall bei anderer Meinung bleiben oder diese finden, ist dies auch ein produktiver Erfolg, weil Sie Ihre Position überprüfen und ausbauen. – Ich möchte Sie nicht„erziehen“. Eine langweilige Welt, wenn wir alle nur einer Meinung wären. Die meisten meiner früheren „Patienten“ spürten, dass ich meine Geschichten nicht zum Zeitvertreib erzähle und ließen zu, dass ich ihnen damit einfühlsam ganz nahe kommen darf. – So hatten sie die Freiheit, ohne Widerstandskämpfe, etwas „freiwillig“ anzunehmen oder sonst damit umzugehen.

Einige wenige allerdings fragten sich, was diese Geschichten sollen, und konnten wenig damit anfangen. Ein Zeichen, dass unsere Beziehung nicht klappte, da mussten wir manchmal die Zusammenarbeit beenden. Dies könnte auch hier passieren. – Die besonderegute Beziehung ist in einer Psychotherapie die Hauptheilkraft.

Der Titel erinnert Sie vielleicht lautmalerisch an den Titel eines bekannten Buches „SorgeDich nicht, lebe“. – Ein sehr wertvolles Buch, auch dieser Titel ist anregend und gut gemeint, sagt aber beim zweiten Hinschauen etwas ganz anderes aus. – Sicher hatte der Verfasser recht, dass man sich mit Sorgen das Leben schwere machen kann, vor allem wenn diese unangemessen und unnötig ein gewisses Ausmaß übersteigen. – Dann müsste man aber prüfen, warum das so ist und was man breiter angelegt verändern könnte, um diesen Zustand zu reduzieren. Es kann auch Ausdruck einer depressiven Erkrankung sein oder von Vorstadien. – Mit Umdenken alleine wird dies sicher nicht gelingen. – Ich werde später beim Thema „Depressionen“ darauf noch weiter eingehen.

Ein angemessenes Maß an Sorgen machen, finde ich bei gesunden, intelligenten und liebesfähigen Menschen normal und richtig. –Auch sie können sinnvoll und helfend sein. Einerseits, wenn sie da sind, sollte man mit ihnen umgehen und sie zulassen. Andererseits könnte es fatal sein, „sorgenfrei“ in die Katastrophe zu laufen. – Sich bezüglich seiner erwachsenen Kinder oder guter Freunde Sorgen zu machen oder über eigene Probleme und die Zukunft, finde ich für intelligente und liebesfähige Menschen gesund und normal. – Alles allerdings mit Maß und Ziel.

Wichtig ist allerdings zu prüfen, ob es sich wirklich um echte wichtige Probleme handelt oder eventuell um Problemverschiebungen. – Oftmals verschieben Menschen ihren Ärger, ihre Ängste oder Trauer auf Bereiche, die eigentlich kaum im Zusammenhang mit der Erlebniswelt stehen und aktuell relativ unwichtig sind. – Deshalb ist es wichtig, sich stets ausreichend Zeit für sich zu nehmen, die Stille ausreichend suchen und wenig in der Ablenkung zu leben, obgleich diese auch bis zu einem gewissen Grad manchmal brauchbar sein kann.

Das tägliche stundenlange „Zudröhnen“ mit Fernsehkrimis finde ich nicht besonders hilfreich für ein gesundes glückliches Leben und die notwendige „Regierungsarbeit“ die man leisten sollte. – Außerdem werden die Menschen dadurch angeregt, auch selbst gerne aufdeckender „Kommissar“ zu werden und neigen deshalb vermehrt dazu, alles aufdecken zu wollen und zu melden, das Bedürfnis nach Abwechslung, Anregung und sich wichtig machen.

Chancen sind wie Sonnenaufgänge.

Wer zu lange wartet, verpasst sie.

Heutzutage wird allgemein das sogenannte „positive Denken“ an vielen Ecken als die zentrale Problemlösung und als allgemeine Lebensbewältigungsstrategie empfohlen! –Manmuss einfach nur alles positiv sehen, umdenken und die Welt stimmt, denken manche Menschen. – Davon halte ich überhaupt nichts. Ich nenne das Selbstbetrug und finde es schädlich für die äußere und innere Bewältigung von Problemen aber auch für die seelische und körperliche Gesundheit. – Wenn man sich ärgert, dann ist es einerseits wichtig, dies eventuell anderen mitzuteilen und vor allem bei sich diese Gefühle zuzulassen. Auch manche Folgekonsequenzen des Ärgers sind eventuell einzuleiten! – DieseGefühle samt ihren physiologischen Abläufen sindda, selbst wenn sie irrational erscheinen. – Sie sollen wenigstens bei sich, in der Fantasie in die richtige Richtung zugelassen und ausagiert werden – mit Maß und Ziel –. Man kann auch noch später über diese Vorgänge nachdenken und diese geistig bearbeiten.

Das Zudrücken und Wegdrücken durch quasi positive Gedanken, die nicht zu diesen Gefühlen passen, führt zu gesundheitsschädlichen Verdrängungen und Selbstbetrug. – Für die Realitätsbewältigung hilft das meist wenig. – Selbst Kalendersprüche wie: „wenn Duunzufrieden bist, ändere Dein Leben oder Deine Einstellung“, helfen nicht immer! – Letzteres kann eine große Selbsttäuschung bedeuten! – Auch in aussichtslosen Situationen ist dies meist Unsinn, unsere tiefer liegenden Strukturen im Gehirn glauben uns das nicht und es kann sich dadurch auch mal eine „Revolution“ aus tiefer liegenden“ Etagen“ gegen die Chefetage entwickeln! – Immerhin kann eine Beziehungsstörung zu sich selbst schleichend entstehen. – Denken Sie an einen Bundeskanzler, der ständig alles nur positiv sieht, Kritik voll abwehrt und an unseren ärgerlichen Problemen dadurch voll vorbei geht, weg diskutiert, vor allem nichts dagegen unternimmt! – Das kann Ärger für ihn und den Staat bringen!

Das soll nicht heißen, dass man lieber immer „schwarz sehen“ soll. – Auch das führt weg von Gesundheit und vielleicht eher zu depressiven Gefühlen, oder ist Ausdruck davon! – Außerdem sind dann oft die Schlussfolgerungen im Verhalten bei ständigem „Schwarzsehen“ auch destruktiv. – Es kann mal sinnvoll sein, kurz mit der Kamera voll in den negativen Bereich zu filmen, aber alles mit Maß und Ziel!

Übrigens ist das auch für das positive Denken zutreffend. – Ich kenne Menschen, die latent einen erhöhten Depressionslevel haben aber im Übermaß alles schön finden, ihre Ehe im Wettbewerb mit anderen in himmlische Verhältnisse erheben, obwohl alles zum Himmel stinkt, und so versuchen, ihre Gefühlswelt und auch negativ besetzter Sachverhalte unter Kontrolle zu halten. – Sie haben vielleicht oftmals auffällige psychosomatische Beschwerden und irgendwann kann auch der Zusammenbruch dieser Abwehr negativer Gefühle, letztlich eine depressive Erkrankung, eintreten. – Alles im Übermaß „schwarz sehen“ führt ebenfalls in die Irre und zu unerwünschten Gefühlen.

Ich selbst neige eher zum „Zweckpessimismus“ und freue mich, wenn es dann doch klappt. – So bleiben die Enttäuschungen fern. – Allerdings lasse ich mich dadurch von mutigen Herausforderungen nicht abhalten. Ich schreibe zB. dieses Buch und weiß nicht, ob ich einen Verlag finden werde. Ich versuche es trotzdem. Alleine das Schreiben tut mir gut. Alle Welt rät mir vorerst davon ab.

Sicher kann ein hoffnungsvolles Denken, falls es wirklich ein durchdringendes Denken ist, heilsam und gesundheitsfördernd sein. – Der Glaube kann Berge versetzen. – Wenn zB. nacheiner Operation ein glaubhafter Arzt am Bett steht und die geschilderten Folgeschmerzen als normal und sogar als Anzeichen für die gute Heilung erklärt und der Patient mit seinem Vertrauen dies für wahr hält, dann sind oft die Heilchancen besser und die Schmerzen werden erträglicher erlebt, als wenn der Arzt hilflos da steht und keine Erklärung hat für diese Schmerzen. – Dies wurde in Forschungsstudien bestätigt.

Unser Denken hat also doch gravierende Möglichkeitenhinbis zur Selbstheilung. – Wichtig ist aber die tiefe Durchdringung dieses Denkens. Bei manchen Menschen sagt man „das glaubst Du doch selber nicht“, es gibt offenbar mehrere Etagen des Denkens wie auch in einer staatlichen Organisation. – Andererseits laufen Krieger ofthoffnungsvoll voller Glauben in das Feuer des Gegners und kommen um, anstatt davon zu laufen und sich zu retten wie es ihr Urinstinkt eher im Programm hätte.

Hilflosigkeit in der Einschätzung kann zu einer depressiven Erkrankung bei Mensch und Tier führen oder sogar bis zum Tod. – Allerdings muss das Thema für den Betroffenen sehrbedeutsamsein. Wenn ich mich hilflos fühle, aus eigener Kraft eine Fahrt zum Mond nicht schaffen zu können, würde das zumindest bei mir nicht zum Tod führen.

Es gibt zum Thema Hilflosigkeit umfangreiche und eindrückliche Forschungsbefunde (siehe im Kapitel Depressionen). – Auch Einzelbeispiele sind sehr überzeugend. – ZB hat bei einem Naturvolk ein junger gesunder Mann ein dort „heiliges“ Wüstenhuhn gefangen und gegessen. – Als man ihn aufdeckte, brach für ihn eine Welt zusammen, in diesem Dorf sah er keine Chance mehr zu existieren. Wegziehen ist bei solchen Völkern und Dörfern u. a. geografisch meist kaum machbar. – Er brach kurz darauf tot durch Kreislaufversagen zusammen.

Auch bei entmachteten Herrschern meine ich oftmals zu beobachten, dass sie bald danach sterben. – ZB Kaiser Karl nach dem Zusammenbruch der Monarchie in Österreich, Hornecker, Milosevic’, etc. – Auch nach dem Tod des Partners trifft es manchmal den Partner, wenn er oder sie die Existenz voll mit dieser Partnerschaft verwoben hat und sich alleine hilflos fühlt. Bei den Herrschern war vielleicht die Identität und Existenz zu sehr an die Macht gekoppelt.

Der Satz „das darf nicht sein“ kann auch sehr gefährlich werden. – Er führt rasch zur Hilflosigkeit, wenn es unveränderbar „ist“. – Deshalb ist es wichtig, alles zu erlauben,es darf sein, dass dies so ist, aber ich prüfe, ob ich noch etwas retten kann und werde mich wehren, solange dies erfolgversprechend erscheint.

Erlauben heißt nicht unbedingt „richtig finden“, es schützt nur vor der Hilflosigkeit, die für unser Denken oft unerträglich und unlösbar erscheint. – Ich halte dies für eine sehr wichtige gesundheitsfördernde Einstellung. – Es darf sein, dass zB. mein Partner gestorben ist, so sehr ich voller Schmerz in meiner Trauerarbeit leide. – Also alles vorerst „akzeptieren“! Wir haben offenbar eine sehr radikale „Unrechtsinstanz“ in uns, die bei Hilflosigkeit uns in die Irre führen kann, wenn wir durchdrungen meinen, nichts dagegen unternehmen zu können. Deshalb wäre es auch wichtig, dass in der Gesellschaft und auch von uns ausgehend möglichst Unrecht vermieden wird. – Allerdings gibt es leider auch große Unterschiede in der Auffassung, was ungerecht ist.

Eine einmalige „Erlaubnis“ seitens der persönlichen „Chefetage“ wird vielleicht nicht gleichdie inneren „Unrechtsprobleme“ erledigen. – Es bedarf mehrmalige oder vielleicht sogar häufige Diskussionen mit sich selbst und auch gute glaubhafte Argumente, wie die eigene Gesundheit, etc., bis die tieferen Instanzen beruhigt werden können. – Dabei spielt das Argument „es darf sein“ oft eine wichtige Rolle! (siehe auch ein konkretes Beispiel im Kapitel Depressionen)

Die richtige Alternative zum „positiven, negativen Denken und Hilflosigkeitseinstellungen“ heißt meiner Meinung nach „genaues,realistisches Denken“. – Da sind oft kleine Formulierungen dabei mit großer Wirkung, u. a. extreme Übertreibungen, Verallgemeinerungen, selbstvernichtende unkorrekte Eigen-und Fremdverurteilungen, etc. Vorwiegend der Gesamtstil des inneren Sprechens ist bedeutsam!.Ich werde etwas später bei der Abhandlung einiger Krankheitsbilder noch genauer auf diese Problematik eingehen. – Eine der wertvollsten Psychotherapieformen ist hierfür die RET“,Rational emotiveTherapie“, die hier den Schwerpunkt gelegt hat beim Erlernen genauen Denkens. – Dies hat mittelfristig eine große Wirkung auf unsere Selbststeuerung und unsere Gefühlswelt. – In einigen weiter unten folgenden Erörterungen werde ich noch auf die sogenannte „Rationale Selbstanalyse“ eingehen, eine zentrale Methode der „Rational emotiven Therapie“. – Man macht therapeutische Hausarbeiten oder auch in der Praxis mit dem Therapeuten zusammen zB. auf einer Tafel. – Vier Bereiche: A. Was ist geschehen? – B. Gedanken in wörtlicher Rede. – C. Gefühle, psychosomatische Reaktionen undVerhaltensweisen. – D. Rationale Bearbeitung:Stimmt das? –Hilft mir das?- Werde ich so meine Probleme eher lösen? – Möchte ich diese Gefühle? – Führt diese Art, damit um zugehen, eher zum „gesunden, glücklichen Leben? – Wenn nein, dann ist dieser Umgang mit den Gegebenheiten „irrational“ im Sinne, dass es mir nicht hilft. – „Rational“ sind alle Reaktionen, die mir bei meiner Regierungsarbeit helfen.

Ellis, der Erfinder dieser Methode, war diesbezüglich sehr beeinflusst von der griechischen Philosophie der Stoiker. – Sie trainierten sich damals, um schwierige Zeiten aushalten zu können, durch ihre geistige Haltung, ihre Gefühle voll unter Kontrolle halten zu können. Ihr Anspruch war auch, aus jeder Situation das Beste zu machen, so grausam sie auch sei. – In Reinform möchte ich allerdings nicht alles von den Stoikern übernehmen. – Ich möchte auch lachen, weinen, mich ärgern können, Wut haben dürfen, cholerisch sein dürfen, leiden und wenn es passt, auch hassen. Und all diese Gefühle erfühlen können.

Von Rubens hängt in der „Alten Pinakothek“ in München (siehe auch Internet, Rubens, „Der sterbende Seneca“) ein großes Bild, mit dem er ein stoisches Beispiel darstellte. – In der Mitte steht Seneca, ein Stoiker und ehemaliger Erzieher von Nero, in einer großen Waschschüssel, als muskulärer Hüne dargestellt, neben ihm u. a. einige seiner Schüler. – Dahinter römische Soldaten, die ihn für die von Nero angeordneten Hinrichtung abholen wollen. – Stoizismus ist für Herrscher eine unliebsame Philosophie, weil solche Menschen durch ihre Selbstkontrolle schwer einzuschüchtern und zu beherrschen sind. – Was macht ein Stoiker in einer derartigen Situation, er will das Beste daraus machen. – Er bat die Soldaten, sich selbst töten zu dürfen. – Dazu gab er warmes Wasser in die Waschschüssel und schnitt sich die Pulsadern auf. – Bei warmem Wasser fließt das Blut besser aus! – Ein mit ihm befreundeter Arzt hält ihm seine Hand, dass das Blut gut ins Wasser fließen kann und kein unnötiger Schmutz am Boden entsteht. – Er hält dann bis zum Zusammenbruch seines Körpers seine letzte Vorlesung über den Stoizismus. – Ein Schüler schaut bis zum Schluss auf seine Lippen und schreibt mit. – Spannend, wenn auch unheimlich, finde ich! – Was sagen Sie dazu? – Von den Stoikern können wirwichtige Anregungen übernehmen!

Allerdings meine ich, dass man der Methode von Ellis, Rational emotive Therapie, erst imzweiten Schritt einsetzen sollte. – Zum ersten Ausdruck von Gefühlen sollte man durchaus überschaubar irrational bleiben. – Zur Wut gehört einfach, dass man verallgemeinert, übertreibt und vielleicht sonstiges „dummes Zeug“ redet oder denkt. – Das passt wohl auch zu meinen cholerischen Anteilen. – Negative Gefühle sind häufig irrational. Hier zu schnell mit rationaler Genauigkeit zu kommen, könnte ähnlich wie positives Denken selbstschädigend sein, weil die Gefühle nicht ausreichend zugelassen werden können. – Sicher sollte man diesen negativen Gefühlen nicht die volle Ausprägung geben, auch dies könnte destruktiv sein, einerseits im sozialen Umgang und andererseits könnte dies voll kontrolllos auch gesundheitsschädlich sein. – Auch bei Trauer sollte der Schmerz weitgehend aber dosiert verteilt irrational zugelassen werden, der Verstorbene darf auch vorerst übertrieben in die Göttlichkeit erhoben werden. – Etwas später kann man dann immer noch eine genauere Betrachtung erarbeiten. Ich werde unten noch genauer auf den Umgang mit Trauer eingehen. – Wenn ich von „Sorgefür Dich,lebe“ spreche, ist die eigene (Mit) – Zuständigkeit der Chefetage schon angesprochen.

„Regierungschefmodell“

Mein „Regierungschefmodell“ mit dem Ziel „glückliches, zufriedenes und gesundes Leben“, für mich und die Förderung des Universums habe ich wohl selbst erfunden und bin ganz arg stolz darauf, so simpel es ist. – Es hat vielen Patienten für ihr verändertes Selbstregierungskonzept sehr geholfen. – Ich fühle mich wie ein „Monarch“ oder Chef, der seinen „Staat“ leitet. – Der Regierungschef entwickelt und überprüft die Gesetze, darf sie jedoch auch verbessern und ändern. – In der Chefetage gibt es auch verschiedene „Ministerien“, um den Überblick nicht zu verlieren. – Ua. ein Außenministerium, ein Partnerschaftsministerium, ein Innenministerium, ein Wirtschaftsministerium, ein Vergangenheitsministerium, ein Zukunftsministerium, etc …

Der Monarch oder Chef nimmt sich Zeit und Geduld, mit tiefer liegenden Instanzen im guten Kontakt zu sein und für sich und die Welt zu sorgen.

Ich finde es besser als das Modell (Topographie) von Freud: Er spricht vom Ich, darüber liegt das Überich als bewertende und strafende Oberinstanz und vom Es, im Modell unter dem Ich liegend, welches ständig unkontrollierte Gefühle und Verrücktheiten produziert und vom „Ich“ die Umsetzung einfordert. – Das „Ich“ muss dies unter Kontrolle halten aus Angst vor dem Überich. – Dadurch steht das „Ich“ ständig zwischen diesen zwei bedrohlichen Instanzen und muss ständig unter Angst regieren.

In meinem Modell ist alles hierarchisch, angstarm regiert durch einen meist gütigen verständnisvollen Regierungschef geordnet, der sich bemüht, alles in die richtige Richtung, also „gesundes, glückliches Leben für sich und andere“ zu bringen.

Ich finde dieses Modell aufwertender für das sogenannte „Ich“. – Es ist die oberste Instanz und darf selbst regieren ohne Angst vor einer weiteren Obrigkeit. – In meinem Modell ist das Gewissen weitgehend abgeschafft und ersetzt durch angstarme Ideen meinerseits, die ich grundsätzlich auch ändern darf. – Sicher sind mir bestimmte Einstellungen besonders wichtig und nur schwer veränderbar, sie geben mir dadurch auch inneren Halt. – Innere Labilität nach dem Motto „was geht mich das Geschwätz von gestern an …“ wäre für mein Selbstbild in der Regel nicht akzeptabel. – Obgleich das in Einzelfällen auch richtig und sinnvoll sein kann!

Ich darf mir alles wünschen aber ich fordere es nicht! – Eine wichtige grundsätzliche Formel für die persönliche Regentschaft!

Ich verzichte gerne auf die Ablenkung eines Fernsehkrimis und denke über alle meine Regierungsbereiche nach. – wo besteht Handlungsbedarf, wo könnte ich für die Zukunft sorgen, wie sehen meine Beziehungen aus, was tut sich in der Welt, wie fühle ich mich, wie steht es mit meiner Zufriedenheit, meiner Liebesfähigkeit, wem könnte ich eine Freude machen, habe ich mir heute schon gesagt, dass ich mich liebe, etc. – Es ist nur selten eine autoritäre Regierungspolitik, manchmal schon, wenn ich zu sehr herum spinne, da kann ich geistig sogar in mich hineinbrüllen. – Ich bewerte mich nichtals Ganzesin der Überprüfung meines Tunssondern nur mein Verhalten. – Ich bin also nicht mein Verhalten. – Zumindest gehe ich mit mir in dieser Form um, gegenüber anderen Menschen kann ich allerdings zur Bewertung ihrer gesamten Persönlichkeit kommen, wenn sie mich fortgesetzt enttäuschen.

Zu mir selbst werde ich bis zum Tod nur eine dankbare Liebesbeziehung pflegen. – Ich werde mich auch nie in der Bewertung mit anderen vergleichen. – Im Verhaltensbereich allerdings schon, aber nur zum Lernen und nicht zum Ver- und Beurteilen. – Ich darf Fehler machen, bemühe mich natürlich stets, diese im Auge zu behalten, manche bekomme ich nicht los,diese lerne ich zu lieben, sie unter Kontrolle zu halten und mit ihnen zu leben.

ZB schreie ich manchmal in Konfliktsituationen für andere zu extrem in meiner cholerischen Erregung, das tut mir sicher manchmal Leid, mein Umfeld ist entsetzt, weil ich sonst ein sehr ruhiger Mensch bin, es führt zu lebenslangen Meidungen meiner Person, das habe ich wohl von meinem Vater geerbt, dem ging es ähnlich. – Damit muss ich leben. Ich kann nur insgesamt für mich sorgen, dass ich nicht überlastet bin, dann kommt das wesentlich seltener vor. – Ich finde es eigentlich verrückt, dass derartige etwas lauter ausgedrückten Gefühlsäußerungen in der Gesellschaft so negativ bewertet werden. – „Wer schreit hat Unrecht“ hört man von vielen Seiten, aus meiner Sicht ist das falsch, oft ist es eher das Gegenteil! – Lieber tratschen die Leute verleumderisch sozial vernichtend hinterhältig herum, produzieren Dauerschäden für andere, operieren mit der „Gewalt des Schweigens“ oder gehen zum Anwalt oder Polizei. Das nennt man dann manchmal, aus meiner Sicht irrtümlich „sozialkompetentes Verhalten“. – Cholerische Menschen wollen den „Schaden“ den sie auch für sich erkennbar anrichten, rasch wieder gut machen und sind diesbezüglich auch meist einsichtig. Davon könnten andere „Temperamente“ lernen!

Solche Modelle – wie mein Regierungschefmodell und auch andere psychologische Theorien sind nicht die Wirklichkeit, nein, es sind nur sogenannte „Landkarten“, Hilfen für die Gestaltung des Lebens bzw. zur Problemlösung.

Keine Landkarte ist perfekt oder allgemeingültig und schon gar nicht die Wirklichkeit! – Wenn ich bergsteigen gehe, verwende ich eine andere Landkarte als beim Autofahren.

Es ist ein Fehler vieler psychologischer Theoretiker, die jeweils meinen, eine allgemein gültige Theorie gefunden zu haben. – Bei meiner früheren Arbeit mit Patienten legte ich geistig jeweils die „Landkarten“ verschiedener Theoretiker an und prüfte, was jeder von ihnen jeweils als Erklärung und therapeutische Handlungsanweisung für das Problem anbieten würde – ZB Freud, Adler, Psychoanalytiker, Lewin, Perls, der Erfinder der Gestaltpsychotherapie, Pawlow, klassisches Konditionieren, Skinner, Lerntheoretiker, Verstärkertheorie, Ellis, Beck, Kognitionspsychotherapeuten, verschiedene Familientherapeuten, etc. – Einmal passte die Theorie des Einen besser als die der Anderen, je nach Person und Problemstellung mit jeweiligen Konsequenzen für die Behandlungszugänge. – Vor allem hilft es beim einfühlenden Verstehen. Viele meiner Kollegen klammern sich an eine Theorie und behandeln sie wie eine „Religion“, dies halte ich für Unsinn. Gott sei Dank gibt es in letzter Zeit diesbezüglich „Aufweichungen“ dieser starren Haltungen.

Besonders wichtig ist dabei auch, dass manin sichAnteile findet, die grundsätzliche Ähnlichkeit mitdenProblemen des Mitmenschen aufweisen und die mir deshalb helfen, ein gutes Einfühlungsvermögen zu entwickeln und zu verstehen. – Nur so kann man mitsammen ins „Fließen“ kommen!

Eine weitere Erkenntnis, die uns ein sehr berühmt gewordener Wissenschaftler in der Vorlesung auf den Weg mitgegeben hat, möchte ich hier auch noch beifügen: „Wenn Sie eine Theorie hören, die einfach und plausibel klingt, dann ist sie sicher falsch. – Bei uns ist allessehr kompliziert.“.

Wir Psychologen sind schon froh, wenn siebzig Prozent Wahrscheinlichkeit bei Forschungsergebnissen als Erkenntnis erreichbar sind. – Dadurch wird es aber auch spannend! – Wie langweilig sind doch manchmal Naturwissenschaften, zB. wenn der Stein in hundert Prozent der Fälle auf den Boden fällt. – Andererseits Gott sei Dank! – Dies war ein kleiner Scherz, ich bin manchmal ein Schelm!

„Außenpolitik“

Unter Außenpolitik verstehe ich das Aufgabengebiet äußere Mitverantwortung und Mitgestaltung für uns selbst, unsere Familie und die Welt.

Dazu gehört eine ständige umfassende Regierungsarbeit wie Informationsbeschaffung, Bestandsaufnahme, Planung und Gestaltung des Lebens und soweit bescheiden möglich, auch der Welt. – Es ist bereits zu spät, wenn Sie den bevorstehenden Urlaub mit dem Motiv „nichts wie raushier“ angehen müssen. – Höchste Zeit, über die Ursachen nachzudenken. – Die Welt ist auch für unsere persönlichen Entscheidungen und unseren Überblick komplizierter und unübersichtlicher geworden.

Auch die ständigen Veränderungen machen uns zu schaffen. – „Das einzig Beständige sind die Veränderungen“. – Erfahrungen unserer Vorfahren sind häufig für die neue Generation überholt. – Verwandtschaften, Familien und Partnerschaften verlieren ihre Stabilität, man geht statistisch häufig nur noch Lebensabschnittspartnerschaften ein, das Grundvertrauen in Beziehungen schwindet, wir sind beruflich oft herausgefordert, mit einem Arbeitsplatz irgendwo in der Welt rechnen zu müssen. – Wir werden „atomisiert“ und leben häufiger längere Strecken oder dauerhaft alleine in einer Wohnung. – Die Bedürfnisse nach Sicherheit, Geborgenheit, Liebe und Leichtigkeit sind immer schwieriger zu befriedigen.

Wir sind eine Konkurrenzgesellschaft geworden und konkurrieren uns mit der Anschaffung von Konsumgütern, der Nachbar kennt mich kaum, aber er sieht an meiner Gesichtsbräunung, dass diese nicht von meinem Balkon stammt sondern von weiterer Ferne im Urlaub, den ich mir leisten kann und er vielleicht nicht.

Dieses vermutete Neidgefühl des Nachbarn soll dann der eigenen „Gefühlsberauschung“ dienen. – Die Werbung provoziert deshalb auch hässliche Neidgefühle wie zB. „Citroenmacht neidisch“ etc. – Ich soll mir also weniger ein Auto kaufen, weil es für mich praktisch ist sondern um meinen Nachbarn, den ich kaum kenne, zu ärgern und bei ihm Neidgefühle auszulösen. – In dieser Richtung gibt es mancherlei Werbesprüche wie „dafür wird Sie Ihr Nachbar beneiden …“ etc. – Eine schlechte Basis für das Ziel, ein „liebesfähiger Mensch“ zu werden und zu sein, die Voraussetzung für „gesundes, glückliches Leben“.

Dazu kommt die sogenannte „Chancengleichheit“, die es zwar nicht gibt aber formal besteht. – Leibeigene im Mittelalter waren aufgrund ihrer Herkunft arm und ihre Kinder waren erneut arm. – Sicher auch nicht begeisternd! – Dieser Zustand hatte jedoch keinen Zusammenhang mit ihrer Leistung oder ihrem intelligenten Erfolg. – Sie waren also in keinem Wettbewerb und standen deshalb zumindest nicht unter einem besonderen Leistungs-und Vergleichsdruck.

Heute wird man eventuell als Versager eingestuft, wenn man mit seinem Wohlstand von anderen im Vergleich nach unten abweicht. – Ausgrenzung und Entwertung kann die Folge sein. – Es ergibt sich also ein erheblich erweiterter sozialer und psychologischer Druck. – In meiner Kindheit, und auch noch als Jugendlicher, war es für mein Umfeld in der Schule kein Thema wie ich angezogen bin, es gab diesbezüglich auch keine besondere Mode, man war froh, Kleidung zu haben. – Auch die Schulnoten brachten damals kaum Stress, höchstens das „Sitzenbleiben“, weil man eigentlich der Familie als Arbeiterkind ab dem 14. Lebensjahr nicht mehr voll auf der Tasche liegen sollte. – Heute kann es in der Schule zum Ausgrenzungsstress werden, wenn ein Kind nicht aktuelle Modeprodukte trägt oder nicht bestimmte Kommunikationsgeräte besitzt. – Alles wird verglichen und bewertet. – Vergleiche führen häufig allgemein zu psychischen Problemen, vor allem zur Unzufriedenheit, und können unglücklich machen. – Ausgenommen sind Vergleiche zum Dazulernen.

Zu Vergleichen gehören auch die heutigen Auswahlverfahren mit Intelligenztests. Intelligenz soll heißen „Die Fähigkeit zur Lebensbewältigung“, was immer das ist. – Bei der Auswahl durch Intelligenztests versteht man wohl darunter die Fähigkeit im Vergleich, welche Aufgaben kann man ihm zutrauen, welchen Ausbildungsgang darf er machen, und welchen materiellen und welchen Bildungsstatus darf er erreichen. – Liebes- und Genussfähigkeitwird da nicht abgefragt. –Depressive Kinder werden zB. dadurch meist nicht enttarnt und werden deshalb bei Intelligenztests schlecht abschneiden, sie werden dann die Sonderschule für Lernbehinderte gesteckt und haben alleine dadurch später weniger Chancen, einerseits durch den Status als Sonderschüler und andererseits aufgrund der in dieser Schule anders gelagerten Schulbildung. – Dann sieht sich der Intelligenztest wieder bestätigt, ein Teufelskreis. – Allerdings misst der Test nur, was er misst, nicht mehr! – Ich habe mich bald in meiner Arbeit von diesem „Auswahlquatsch“ verabschiedet. – Dies war hier meinerseits keine indirekte Abwertung der Sonderschule, diese kann für viele Kinder der richtige Weg sein.

Davon abgesehen, höherer materieller und geistiger Status führen nicht unbedingt zu glücklichem Leben. – Reiche und höher gebildete Menschen sind nicht glücklicher als ärmere, oft im Gegenteil! – Abgesehen von erheblicher physischer Armut! – Man hat nur mehr Neider, kann keinem trauen, rundum nur Feinde und fragwürdige „Freunde“, üble Banker und Risiken, die in hohen Dimensionen ablaufen … Erst wenn man sich konkret damit beschäftigt, kann man dies ehrlich und mitfühlend ohne Ironie nachvollziehen.

Ich stamme aus der Arbeiterschaft und bin Nachkriegskind. – Wir wohnten bei den Großeltern in einer von meinem Vater ausgebauten Dachgeschoßwohnung. Die Wohnküche hatte 12qm und das Schlafzimmer 10qm. Es gab kein Klo und kein Wasser. – Wasser holten wir im Garten vom Brunnen und das Klo war unten beim Hühnerstall. – Im Schlafzimmer glitzerten die Wände und die Bettdecke im Winter vom Raureif. Gewaschen haben wir uns etwas „gründlicher“ nur einmal in der Woche im Emailwaschbecken mit dem erwärmten Wasser vom Kochherd. – Ich fühlte mich deshalb nicht arm, die Nachbarn lebten alle ähnlich. – Die Reichen lebten in anderen Gebieten und wurden nicht erlebt. – Ich fand unter diesen Umständen nie jemanden, der Neid hatte, da alle in der Umgebung ähnlich lebten. Ich kenne bis heute dieses Gefühl „Neid“ vollerDankbarkeit in mir nicht, wurde aber schon oft Opfer von hinterhältigen Neidern, armselige schreckliche Menschen. – Obwohl ich auch schon sehr liebe Menschen kennenlernte, die halb zugrunde gingen unter ihren pathologischen Neidzuständen, bei denen war es wohl ein vorübergehender „Seelenzustand“ in Verbindung mit Selbstwertproblemen und erhöhten depressiven Anteilen.

Armut wird nicht nur physisch gesehen, also was Ernährung, Kleidung und Wohnung betrifft, sondern den sozialen Vergleich betreffend. – Bereits Karl Marx hat in seiner sogenannten Verelendungstheorie vorwiegend von der sozialen Armut gesprochen. – Sein Beispiel, wenn in einer Straße nur Hütten stehen, sind diese Menschen sozial betrachtet nicht arm. – Wenn einer am Ende der Straße ein Steinhaus baut, sind die anderen arm.

In dieser Situation sind wir heute sehr umfassend. Selbst Multimillionäre vergleichen sich mit Milliardären in der Nachbarschaft und fühlen sich im Vergleich als Versager und arm. – Nicht selten suchen diese dann – aus den Vereinigten Staaten bekannt – einen Psychotherapeuten auf, weil sie sich dadurch psychisch belastet fühlen oder gar erkranken. – Dies soll kein billiger Witz sein, solche Vergleiche können tatsächlich auch in dieser Gemeinschaft gravierende ausgrenzende und entwertende Bedeutung erlangen.

Wir haben es seit einigen Jahrzehnten mit einer weiteren besorgniserregenden Veränderung zu tun, die bereits in der Forschung deutlich bestätigt wurde. – Umfassend und zunehmend werden die sogenannten Wegstrategien des menschlichen Verhaltens, also letztlich die Moral, entwertet und dafür das Ergebnis, das Ziel unabhängig davon für sich hoch bewertet. – Ein Bundeskanzler sagte mal: „wichtig ist, was hinten raus kommt“. – Dieses Denken lässt die Moral des Handelns, des Weges zur Zielerreichung, blasser und unwichtiger werden, die Hauptsache ist, Erfolg zu haben.

Im vergangenen sogenannten „Sozialismus“ der Sowjetunion ergaben seinerzeit im Vergleich die Forschungen noch eine wesentlich bessere Bewertung der Wegstrategien, zumindest in Schulbüchern und anderen Forschungsfeldern.

Diese Veränderungen sind eine sehr gefährliche Entwicklung mit der wir zu kämpfen haben. – Dieses neue Prinzip wird uns allumfassend vermittelt, ob in der Werbung, in Schulbüchern oder in Kinderspielen, etc. – ZB ein Vorschulspiel bei dem zwei Hasen im Wettbewerb stehen, durch ein Labyrinth zu einer Rübe zu gelangen. – Man könnte auch ein Spiel entwickeln, bei dem beide Hasen zusammenarbeiten und sich dann die Rübe teilen. – Nicht nur, wer ist der Cleverste und am erfolgreichsten. – Vielleicht sind diese neuen Denkstrategien auch für das Verblassen von Religionen mitverantwortlich, da diese als Schwerpunkt der religiösen Überzeugungen die Wegstrategien des Lebens besonders im Auge haben.

Zwei Dinge machen einen

Menschen aus, seine Geduld,

wenn er nichts hat und sein

Benehmen, wenn er alles hat.

Insgesamt führen die genannten gesellschaftlichen Veränderungen trotz voller Bäuche, guter Kleidung und Dach über dem Kopf zu erschwerten Lebensbedingungen für die Menschen in den Industriestaaten. – Das Miteinander wird schwieriger, Kriminalität nimmt zu, Vertrauen nimmt ab, Ängste und Hässlichkeiten nehmen zu, Liebe nimmt ab, und auch psychische Erkrankungen nehmen erheblich zu. Trotz der ausreichenden Befriedigung der materiellen menschlichen Grundbedürfnisse kann unter diesen Bedingungen die Lebensunlust zunehmen, als Folge der umfassenden und letztlich unnötigen Alltagshässlichkeiten. – Manche Menschen bezeichnen ihr Leben mittlerweile als „untot“. Ängste aktivieren nicht mehr nur, sondern können „lähmen“, auch aufgrund der Reizüberflutung und Unübersichtlichkeit.

Bedürfnisse wie Liebe, Vertrauen, Geborgenheit, Sicherheit, Leichtigkeit, mit Menschen im guten Austausch sein, im Dorf dazu gehören, mit anderen zusammen schöne Erlebnisse genießen, Naturerlebnisse, etc., werden immer schwieriger zu befriedigen.

Dafür als „Ersatz“werdenwir zur Kaufsucht für weitgehend unnötige Produkteverführt