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Tyler Hatfield ist jung, gutaussehend und ein aufstrebender Rennfahrer im härtesten Motorsport der USA. Als er im renommierten Booth Thunder Racing Team unter Vertrag genommen wird, geht für ihn ein Traum in Erfüllung. Für ihn zählt sein Sport, sonst nichts.
Summer Booth ist nach dem Tod ihrer Mutter und einer schmerzhaft gescheiterten Beziehung zu einem von Tylers Teamkollegen am Ende. Sie wird sich nie mehr auf einen Mann einlassen. Besonders nicht auf einen Rennfahrer.
Doch als Tyler und Summer sich kennenlernen, ist die Anziehung so groß, dass sie einander nicht widerstehen können. Sie beginnen eine heiße Affäre. Aber ist Tyler bereit, seinen Traum aufs Spiel zu setzen? Und kann Summer ihm wirklich vertrauen?
Die prickelnde Sports Romance "Speed Love - Summer & Tyler" von Karina Reiß hat alles, was das Romance-Herz begehrt: attraktive Sportler und eine heiße Affäre, aus der plötzlich mehr wird.
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Seitenzahl: 274
Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover
Über dieses Buch
Über die Autorin
Titel
Impressum
Summer
Summer
Tyler
Summer
Tyler
Summer
Tyler
Summer
Tyler
Summer
Tyler
Summer
Tyler
Summer
Tyler
Summer
Summer
Tyler
Summer
Tyler
Summer
Tyler
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Summer
Tyler
Tyler
Summer
Tyler
Tyler
Summer
Tyler
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Tyler
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Tyler
Tyler
Tyler
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Tyler
Summer
Tyler
Summer
Summer
Tyler
Summer
Summer
Tyler
Summer
Tyler
Summer
Tyler
Tyler
Summer
EPILOG
Tyler Hatfield ist jung, gutaussehend und ein aufstrebender Rennfahrer im härtesten Motorsport der USA. Als er im renommierten Booth Thunder Racing Team unter Vertrag genommen wird, geht für ihn ein Traum in Erfüllung. Für ihn zählt sein Sport, sonst nichts.
Summer Booth ist nach dem Tod ihrer Mutter und einer schmerzhaft gescheiterten Beziehung zu einem von Tylers Teamkollegen am Ende. Sie wird sich nie mehr auf einen Mann einlassen. Besonders nicht auf einen Rennfahrer.
Doch als Tyler und Summer sich kennenlernen, ist die Anziehung so groß, dass sie einander nicht widerstehen können. Sie beginnen eine heiße Affäre. Aber ist Tyler bereit, seinen Traum aufs Spiel zu setzen? Und kann Summer ihm wirklich vertrauen?
Karina Reiß wuchs im schönen Eichsfeld auf. Frühzeitig durch ihre Eltern gefördert, absolvierte sie einen Teil ihrer Schulzeit am Musikgymnasium Schloss Belvedere, wo sie Klavier- und Akkordeonspielen lernte.
Nach dem Abitur schlug sie jedoch vorerst einen völlig anderen Weg ein und studierte Kunstgeschichte, klassische Archäologie und Amerikanistik. Während der Studienzeit verbrachte sie ein Jahr in Irland und verlor ihr Herz an die grüne Insel.
Heute lebt und schreibt Karina Reiß in ihrer alten Heimat Eichsfeld, wo sie gemeinsam mit ihrem Mann und zwei Hunden ein Häuschen im Grünen bewohnt.
beHEARTBEAT
Originalausgabe
»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG
Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Textredaktion: Stephanie Röder
Lektorat/Projektmanagement: Johanna Voetlause
Covergestaltung: © Christl Glatz | Guter Punkt, München unter Verwendung von Motiven von © Gettyimages: Kiuikson | fotorince | Nikkolia | FXQuadro | Li Ning | daniilphotos | filip323
eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf
ISBN 978-3-7325-8746-9
www.luebbe.de
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Liebevoll strich ich über das ovale Foto auf dem Grabstein. Meine Mutter sah darauf so glücklich aus, dass mir vor Kummer das Herz aus der Brust springen wollte. Winzige Lachfältchen zogen sich um ihre Augen herum und zeugten von einem Leben voller Zufriedenheit. Ich erinnerte mich an einen vollkommenen Nachmittag, an dem wir beide gemeinsam nach Charlotte gefahren waren. Nach einer ausgedehnten Shoppingtour in der Northlake Mall waren wir in ein schickes Spahotel gegangen, hatten ein Rundum-Wellness-Paket genossen und über meine erste große Liebe gesprochen. Mir war dieses Gespräch zunächst wahnsinnig peinlich gewesen, doch als ich gesehen hatte, wie cool meine Mom mit diesem Thema umgegangen war, hatte ich mich entspannt. Noch nie zuvor hatte ich mit ihr solch ein offenes Gespräch geführt.
»Du fehlst mir so!«, flüsterte ich und wischte mit dem Handrücken eine Träne fort. Meine Mutter beim Sterben zu begleiten war die schlimmste Erfahrung in meinem bisherigen Leben. Auch ein halbes Jahr nach der Beerdigung war der Schmerz über den Verlust nicht weniger geworden. Eine große Leere war zurückgeblieben, und ich funktionierte nur, weil ich eine Aufgabe hatte. Mein Vater und mein jüngerer Bruder brauchten mich jetzt mehr denn je. Traurig legte ich den Strauß mit roten und gelben Gerbera auf dem Grabstein ab. Das waren immer ihre Lieblingsblumen gewesen, und sie wuchsen in allen erdenklichen Farben in unserem Garten. Ein letzter Blick auf das Foto, dann drehte ich mich um und ging zurück zu meinem Ford.
»Warum besuchst du Mom nie?«, fragte ich meinen Bruder, der am Pick-up lehnte und an seiner Zigarette zog. Seit dem Tag der Beisetzung war er kein einziges Mal am Grab unserer Mutter gewesen. Außerdem redete er nie über sie, und das machte mir große Sorgen. Er fraß einfach all seinen Schmerz in sich hinein. Früher war er ganz anders gewesen. Doch schon einige Zeit bevor Mom erkrankte, wurde Jared rebellisch, hatte sich gegen unsere Eltern aufgelehnt und das Spießerleben, wie er es immer nannte, abgelehnt. Er hatte die Highschool abgebrochen und sich Tag für Tag treiben lassen, ohne ein festes Ziel vor Augen.
»Mom ist tot, ich kann sie nicht mehr besuchen«, grummelte er mir als Antwort entgegen und stieg ins Auto. Seufzend setzte ich mich hinters Lenkrad und fuhr los. Da mein Bruder sein eigenes Auto zu Schrott gefahren hatte, holte ich ihn hin und wieder von der Arbeit ab, bis er sich wieder ein neues kaufen konnte. Die meiste Zeit fuhr er jedoch mit Dad. Nur ihm hatte Jared es zu verdanken, dass er trotz der abgebrochenen Schule einen Job als Mechaniker im Booth Thunder Racing Team bekommen hatte. Unser Vater hatte dieses Team zusammen mit seinem besten Freund vor zehn Jahren gegründet. Ich erinnerte mich noch ganz genau, wie er seinen ersten Rennwagen bei uns in der Scheune zusammengeschraubt hatte. Mom war richtig sauer gewesen, weil Dad wochenlang das gemeinsame Abendessen versäumt hatte. Nach einem ersten erfolgreichen Jahr hatte das Team dann eine eigene Werkstatt in Charlotte nahe der Rennstrecke angemietet.
Als ich in unsere Einfahrt einbog, schaute ich besorgt zu meinem Bruder. Er hatte die restliche Fahrt kein einziges Wort gesagt.
Obwohl man ihn in einer solchen Stimmung besser nicht ansprach, wagte ich trotzdem einen Versuch. »Alles in Ordnung bei dir?«
»Hm«, brummte er zurück, und ich konnte ein Nicken erahnen.
Vermutlich war er mal wieder der Sündenbock in der Werkstatt gewesen. Die anderen Mechaniker und auch mein Vater hackten ständig auf Jared herum. Auch wenn er die Highschool nicht abgebrochen hätte, er könnte es unserem Dad sicher niemals recht machen. Jared war schon immer das Sorgenkind in unserer Familie gewesen, hatte miserablen Umgang gehabt und war dadurch immer stärker abgerutscht.
»Ich habe gleich Schicht im Molly’s. Komm nachher vorbei, ich gebe dir einen aus«, versuchte ich, meinen Bruder aufzumuntern.
»Mal sehen.« Jared schnappte sich den Großteil der Einkaufstüten vom Pick-up und verschwand damit im Haus. Schulterzuckend sammelte ich die restlichen Tüten ein und folgte ihm. Ich hatte keine große Lust, weiter nachzubohren, denn sein Panzer schien heute mal wieder undurchdringbar.
Kaum, dass ich im Molly’s Grill & Bar angekommen war, brummte mein Schädel. Die Mischung aus gedämpfter Countrymusik und dem Gemurmel der Gäste gepaart mit dem Geruch von Bier, Schweiß und abgestandener Luft bekam mir heute ganz und gar nicht gut.
»Bist du krank, Summer? Du siehst ziemlich blass aus«, rief mir Monroe, mein Boss, vom Tresen aus zu.
»Alles bestens«, antwortete ich und verschwand im Personalraum, um mich umzuziehen.
Wie gern wäre ich postwendend wieder nach Hause marschiert und hätte mich ins Bett verkrochen zusammen mit einer herzzerreißenden Liebesschnulze. Aber ich brauchte diesen Job und die Kohle. Also band ich mir die grüne Schürze um, auf die unser Chef bestand, und kramte in meiner Handtasche nach der Packung Excedrin. Nachdem ich zwei Tabletten mit einem Schluck Wasser hinuntergespült hatte, atmete ich tief durch und ging nach vorn in den Gastraum.
»Ist Marcia noch nicht da?«, fragte ich Monroe.
»Verspätet sich etwas. Die kleine Suzie hat Fieber. Übernimmst du den Service? Ich bleibe noch so lange an der Bar, bis sie kommt.«
»In Ordnung.« Um mir einen Überblick zu verschaffen, ließ ich meinen Blick über die Tische schweifen. Das Molly’s war wie jeden Abend gut besucht. Kein Wunder, denn Jackson, unser Koch, zauberte das schmackhafteste Südstaatenessen weit und breit. Sein frittierter Catfish war legendär. Er servierte ihn traditionell mit gebratenen grünen Tomaten und leckeren Hushpuppies. Ich hatte ja eine absolute Schwäche für diese kleinen frittierten Maismehlbällchen.
Ein verliebtes Paar betrat gerade das Lokal und setzte sich an den letzten freien Tisch. Ich strich meine Schürze glatt, nahm zwei Speisekarten von der Theke und brachte sie den Neuankömmlingen. Nachdem ich drei andere Tische mit Essen versorgt hatte, kam endlich Marcia. Atemlos betrat sie das Molly’s und drückte mich kurz zur Begrüßung.
»Wie geht es deiner Süßen?«
»Sie spuckt andauernd. Meine Mom ist jetzt bei ihr.« Meine Freundin sah schrecklich erschöpft aus.
»Sobald es nachher ruhiger wird, kannst du gern wieder zu ihr gehen. Ich mache dann die restliche Schicht allein«, schlug ich ihr vor und löste Monroe an der Bar ab.
»Das würdest du tun? Du bist ein wahrer Schatz, Summer!«
Marcia war schon oft genug für mich eingesprungen. Da war es das Mindeste, was ich in dieser Situation für sie tun konnte. Bei uns in Millbury Creek kümmerte man sich um den anderen, ganz anders als in Charlotte. Jeder kannte hier jeden, und wenn ein Bürger in Not war, dann waren die übrigen Einwohner stets zur Stelle. Obwohl mir unser kleines Kaff ziemlich oft auf die Nerven ging, diesen Zusammenhalt der Menschen hier schätzte ich sehr.
»Ich bin noch eine halbe Stunde hinten im Büro, und dann gehe ich nach Hause«, sagte Monroe im Vorbeigehen.
»Wir halten für dich die Stellung, Chef. Nicht wahr, Marcia?«, rief ich Monroe hinterher, während ich ein Glas mit Bourbon füllte und es Gus Wilcox, einem unserer Stammgäste, hinüberschob. Gus war Mechaniker in einem befreundeten Rennteam aus Concord.
»Vielen Dank, Miss Millbury Creek«, zwinkerte er mir zu.
Fast jedes Mal, wenn wir uns trafen, zog er mich mit diesem Schönheitskönigin-Ding auf. In meinem letzten Highschool-Jahr hatte ich mich dazu überreden lassen, bei der Wahl anzutreten, und hatte zu meiner Überraschung auch noch gewonnen. Mir war der ganze Trubel schrecklich unangenehm gewesen, und ich war froh, als ich das Jahr als Miss Millbury Creek überstanden hatte.
»Willst du diesen peinlichen Abschnitt meines Lebens nicht auch mal vergessen, so wie alle anderen Einwohner hier?«, fragte ich ihn und rollte dabei theatralisch mit den Augen.
»Was denn? Für mich warst du die bezauberndste Schönheitskönigin, die unsere Stadt je hatte.« Er zuckte mit den Schultern und lächelte mich verschmitzt an.
»Mein Gott, Gus, wie viele Gläser hast du denn schon getrunken?« Ich lachte auf und machte eine Getränkebestellung fertig, die mir Marcia gerade auf den Tresen gelegt hatte.
»Du warst schon immer viel zu bescheiden, Summer. Hast du inzwischen mal über mein Angebot nachgedacht?«
»Nachgedacht schon, bin aber noch nicht zu einem Ergebnis gekommen.«
»Da ist wirklich nichts dabei. Du musst dir nur einen Ruck geben und dich überwinden, Herzchen. Denk an die Kohle.«
Seufzend winkte ich ab und widmete mich den schmutzigen Gläsern. In seiner Freizeit fotografierte Gus und hatte sogar schon eine Menge seiner Fotos an diverse Magazine verkaufen können. Vor ein paar Tagen hatte er mir angeboten, gegen gute Bezahlung ein Fotoshooting mit mir zu machen, um mir ein wenig aus meinem finanziellen Dilemma zu helfen. Ich steckte bis zum Hals in einem Berg aus Schulden. Die ersten Rückzahlungsraten meines Ausbildungskredites für mein Medizinstudium waren bald fällig, was im Normalfall auch kein Problem gewesen wäre. Als Assistenzärztin verdiente man ausreichend Geld, um mit der Rückzahlung zu beginnen. Doch als meine Mom schwer an Krebs erkrankt war, hatte ich meine Ausbildung abgebrochen und die gerade ergatterte Stelle als Assistenzärztin in der Notaufnahme der Universitätsklinik in Durham sausen lassen. Das Wichtigste für mich war zu diesem Zeitpunkt, für meine Mom da zu sein und sie zu pflegen. Seit ihrem Tod fand ich bisher nicht die Kraft, an meine Ausbildung anzuknüpfen. Außerdem brauchten mich mein Vater und mein Bruder. Dad war einfach nicht in der Lage, den Haushalt zu führen, und Jared war in dieser Hinsicht ohnehin ein Totalausfall. Was blieb mir also anderes übrig?
Natürlich war das Angebot verlockend. Er bot mir unanständig viel Geld für ein paar simple Aufnahmen an, sodass ich überhaupt nicht darüber nachdenken wollte, was er anschließend mit den Fotos anstellen würde. Doch allein bei der Vorstellung, vor Gus zu posieren, bekam ich eine unangenehme Gänsehaut. Ich fühlte mich einfach nicht wohl bei dem Gedanken, auch wenn es nur sexy Fotos werden sollten und keine richtigen Aktfotos, wie Gus mir versprochen hatte.
»Ich denke, das ist wirklich nichts für mich, Gus. Lieb gemeint von dir, aber ich kann das nicht.«
»Stell dein Licht nicht unter den Scheffel. Du besitzt eine natürliche Ausstrahlung, hast eine tolle Figur, ein hübsches Gesicht, wie geschaffen dafür. Wenn es einfach nur die Angst davor ist, erkannt zu werden, können wir auch solche Aufnahmen machen, auf denen man dein Gesicht nicht sehen kann.«
Meine rechte Augenbraue zuckte, und ich zögerte für einen Moment. Unter diesen Umständen könnte ich es mir doch überlegen.
»Lass mich noch mal darüber schlafen, okay?«
Mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen nickte er und deutete auf sein leeres Glas, welches ich umgehend wieder auffüllte.
»Ehrlich gesagt, verstehe ich immer noch nicht, warum du nicht einfach das Geld von deinem Vater annimmst«, sagte Gus mehr zu seinem Getränk als zu mir.
Natürlich hatte Dad mir angeboten, den Kredit für mich zu übernehmen. Das Booth Thunder Racing Team warf inzwischen eine Stange Geld ab.
»Auf keinen Fall.« Ich hob abwehrend die Hände hoch. »Ich werde es aus eigener Kraft schaffen und möchte niemanden um Almosen bitten müssen. Auch nicht meinen Vater.«
»Summer Booth, du warst schon immer ein stolzer Dickkopf und wirst deinen Weg gehen. Denk einfach noch mal über mein Angebot nach.« In einem Zug leerte er sein Glas, legte mir einen Schein auf den Tresen und ging. Nachdenklich schaute ich Gus hinterher, während ein flaues Gefühl in meinem Magen zurückblieb.
Mit der optimalen Eintrittsgeschwindigkeit fuhr ich in die Steilkurve und spürte, dass mein Heck unruhig wurde. Verdammt!
»Mitch, das Setting stimmt immer noch nicht. Der Wagen übersteuert zu sehr«, berichtete ich über Funk unserem Teammanager.
»Alles klar. Komm rein«, wies er mich an, und ich fuhr zurück in die Boxengasse, wo unsere Mechaniker bereitstanden. Heute war für uns die letzte Möglichkeit, in aller Ruhe unsere Rennwagen abzustimmen, bevor es in zwei Tagen nach Daytona zum ersten Rennen der Saison ging. Ich zog mein Lenkrad ab, reichte es einem Mechaniker und kletterte aus dem Wagen, während Mitch auf mich zukam.
»Ich glaube, der Track Bar muss noch ein Stück runter, und die inneren Reifen haben noch zu viel Luftdruck«, teilte ich Big M, wie hier alle den Teammanager Mitch Booth nannten, mit und zog Helm und Handschuhe aus.
»Zane hatte vorhin das gleiche Problem. Wir bekommen das schon hingebogen. Mach du mal eine Pause.«
Ich nickte und ging durch die Boxengasse zum Fahrerlager. In diesem Jahr fuhr ich zum ersten Mal den Monster Energy Cup, die höchste Klasse der NASCAR Rennserien. Eine echte Herausforderung für mich. Auch wenn ich schon einige Siege in der Xfinity Serie gewonnen hatte, so war die Konkurrenz hier in der Königsklasse enorm. Mein schärfster Konkurrent war zugleich mein Teamkollege Zane Cooper. Dieser Kerl war der beste und härteste Rennfahrer, den ich kannte. Doch ich war auch gut. Sonst hätte mich Mitch schließlich nicht in sein Team geholt. Ich straffte meine Schultern, als ich im Fahrerlager ankam.
»Ich hole mir einen Kaffee. Möchtest du auch einen?«, fragte ich Zane, der umringt von einer Traube pickeliger Jugendlicher Autogramme gab.
»Schwarz, ohne alles!« Er schaute noch nicht mal auf. Seine Arroganz, die er mir gegenüber, seit ich dem Team vorgestellt worden war, an den Tag legte, kotzte mich maßlos an. Am liebsten hätte ich diesem eingebildeten Schnösel eine reingehauen, aber ich riss mich zusammen und schluckte, dem Teamgeist zuliebe, meinen Ärger hinunter. Wenn ich nach den ersten Rennen bewiesen hätte, dass ich es ebenfalls draufhatte, dann würde Zane mich schon respektieren. Auch vonseiten einiger Mechaniker spürte ich Widerstand. Ich war halt der Neue.
Mit zwei Pappbechern in der Hand kehrte ich vom Automaten zurück, doch von Zane und seinen halbwüchsigen Fans war nichts mehr zu sehen. Arschloch!
»Hey, magst du vielleicht einen Kaffee?«, fragte ich Billy und hielt ihm einen der beiden Becher hin.
»Klar! Lass rüberwachsen. War der für Cooper gedacht?«
Ich nickte und reichte ihm den Kaffee. Billy war einer der Mechaniker, die meinem Wagen zugeteilt waren. Wenn ich mich richtig erinnerte, war er für die Reifen zuständig. Im NASCAR-Rennsport gab es innerhalb eines Teams für jedes Auto eine eigene Mechanikercrew, die sich ausschließlich um diesen einen Rennwagen kümmerte.
»Der ist schon wieder auf der Strecke und dreht noch ein paar Runden mit dem neuen Setup.«
»Werde ich gleich auch noch machen.« Auf keinen Fall wollte ich hinter Zane zurückstehen, was den Arbeitseifer anging.
»Hast du morgen Abend schon etwas vor?«, wollte Billy von mir wissen.
Morgen hatte das komplette Rennteam frei, um noch einmal Kraft zu tanken. Ich wackelte vage mit dem Kopf hin und her. Beim Angeln konnte ich schon immer am besten abschalten, deshalb wollte ich morgen früh zum See rausfahren und später dann auf der Couch chillen, mich vielleicht von einer Talkshow berieseln lassen.
»Nichts Bestimmtes. Einfach ein bisschen abhängen und chillen«, antwortete ich und trank einen großen Schluck meines heißen Kaffees.
»Gut, Alter, dann hast du jetzt etwas vor.« Er grinste mich schief an und rieb sich die Hände.
»Ach so? Und was genau habe ich vor?« Eigentlich hatte ich überhaupt keine Lust auf Gesellschaft und legte mir schon die Ausreden parat, mit denen ich gleich jeglichen Versuch, mich irgendwo hinzuschleppen, abwehren wollte.
»Na, du kommst mit uns ins Molly’s Grill & Bar. Da findet morgen Abend wieder ein Speed-Dating statt. Das ist total witzig.«
»Ach du heilige Scheiße! Ein Speeddating? Willst du mich auf den Arm nehmen?«, fragte ich ungläubig und schüttelte vehement den Kopf.
»Du bist doch Single, oder?« Billys Enthusiasmus war nicht zu bremsen.
»Ja schon, aber so was ist nichts für mich. Außerdem kann ich im Moment überhaupt keine Freundin brauchen. Wir wollen doch den Cuptitel nach Hause holen«, erinnerte ich den Mechaniker an die Mission des gesamten Rennteams.
»Es geht doch gar nicht darum, wirklich jemanden aufzureißen, sondern nur um den Spaß. Komm schon, lass uns nicht hängen. Die Jungs freuen sich bestimmt, wenn du mitkommst. So können wir uns alle etwas näher kennenlernen.«
Damit hatte er sogar recht. Immerhin war ich der Neue im Team, und bisher verhielten sich die meisten mir gegenüber distanziert, teilweise sogar feindselig. Und ich hatte keine Ahnung, warum das so war. Ich war meines Wissens niemandem auf die Füße getreten, brachte eine gute Performance auf der Rennstrecke und hielt mich aus Tratsch und Klatsch raus. Vielleicht war genau das ja mein Fehler. Ich sollte mit den Jungs auch mal ein bisschen Freizeit verbringen, damit sie merkten, dass ich ein ganz netter Kerl sein konnte. Begeistert war ich zwar nicht, aber schließlich willigte ich ein.
»Meinetwegen. Um wie viel Uhr geht es los?«
»Klasse, Mann. Du wirst es nicht bereuen. Wir treffen uns alle direkt im Molly’s. Um acht beginnt die Veranstaltung.« Billys Begeisterung sprühte förmlich aus jeder seiner Poren. Na das würde ja was werden. Ich bei einem Speeddating! Trotzdem blieb ich bei meiner Entscheidung.
»Ich werde pünktlich sein. Jetzt drehe ich aber erst noch ein paar Runden.« Mit dem Kopf nickte ich in Richtung der Strecke, zerknüllte meinen Kaffeebecher, visierte den Mülleimer an und traf aus einer Entfernung von etwa drei Metern. Der Mechaniker applaudierte, während ich zurück zu meinem Rennauto ging.
Trotz der Stunde Schlaf, die ich mir gegönnt hatte, fühlte ich mich kein bisschen munterer. Das konnte ja nachher heiter werden. Ich hatte noch Spätschicht im Molly’s, obwohl ich heute bereits im Gemeindezentrum gearbeitet hatte. Unsere Kirche hatte einige Kinderbetreuungsangebote, und ich half dort ehrenamtlich aus. Wir bastelten, malten und spielten mit den Kindern, unternahmen abenteuerliche Wanderungen und machten gemeinsam Musik. Die Arbeit im Gemeindezentrum bereitete mir sehr viel Freude, auch wenn es manchmal ziemlich stressig werden konnte.
Ich ging die Treppe nach unten in die Küche, um mir ein Glas Eistee zu holen, den ich vorhin mit frischem Obst zubereitet hatte. Doch als ich die Tür öffnete, blieb ich im gleichen Moment wie angewurzelt stehen. Da saß diese eingebildete Schnepfe Amanda und trank in aller Seelenruhe meinen Eistee.
»Wohnst du jetzt etwa auch schon hier?«, fragte ich eine Spur zu zickig.
»Na, uns ist heute aber eine große Laus über die Leber gelaufen«, gab sie überheblich zurück, und am liebsten hätte ich ihr die Augen ausgekratzt. Diese Frau hatte eine Art an sich, die mich in drei Sekunden von null auf hundertachtzig brachte.
»Ich weiß ja nicht, was für Läuse dir über die Leber laufen, aber meine ist ungezieferfrei. Das war im Übrigen mein Tee.« Energisch drehte ich mich auf dem Absatz um und verschwand blitzschnell wieder aus der Küche, damit ich mich nicht auf ein weiteres Gespräch mit dieser Primadonna einlassen musste.
Draußen stieß ich mit meinem Vater zusammen, der gerade nach Hause kam.
»Ist das da wirklich dein Ernst?« Mit dem ausgestreckten Zeigefinger deutete ich aufgebracht auf die Küchentür.
»Wovon sprichst du?« Verwirrt schaute mein Dad mich an und kratzte sich dabei am Kopf.
Ich platzte beinahe vor Wut, riss mich jedoch zusammen, damit die Situation nicht eskalierte. Streit war das Letzte, was ich gebrauchen konnte.
»Deine neue Flamme, die dort wie selbstverständlich in unserer Küche sitzt und die Frechheit besitzt, meinen Eistee zu trinken. Wohnt sie jetzt etwa schon hier?« Es gelang mir kein bisschen, meinen Ärger zu verbergen.
»Nein. Sie wohnt nicht bei uns. Und vermutlich hatte sie Durst. Wo ist eigentlich dein Problem, Summer? Sie hat dir doch nichts getan.« Mein Vater wirkte plötzlich müde und um zehn Jahre gealtert.
Mir tat mein Wutausbruch leid. Trotzdem fand ich es unserer Mom gegenüber nicht fair, dass er sich so kurz nach ihrem Tod bereits auf eine neue Frau einließ.
»Mom ist erst seit einem halben Jahr tot«, antwortete ich ihm viel leiser als eben und mit einem Beben in der Stimme.
»Und deshalb soll ich für den Rest meines Lebens auch tot sein? Du hast nicht das Recht, mir Vorschriften zu machen, wie ich mein Leben zu leben habe, Summer.« Mit diesen Worten ließ mich mein Vater stehen und ging in die Küche.
Das war nicht der Mann, der mich großgezogen hatte, der meine ersten selbstständigen Meter auf dem Fahrrad filmte, der mein erstes aufgeschürftes Knie versorgte, mich bei meinem ersten Liebeskummer tröstete. Das war ein Mann, der den Verlust seiner geliebten Frau kaum verkraftete und sich verzweifelt Trost in der Normalität holte. Mein Verstand wusste das alles, doch mein Herz blutete. Traurig verließ ich das Haus, stieg in meinen Wagen und fuhr zum Molly’s Grill & Bar.
Von dem Motel aus, in dem Mitch mich einquartiert hatte, war es nicht weit bis zum Molly’s, also ging ich zu Fuß und schaute mir Millbury Creek an. Bisher hatte ich noch gar nicht die Gelegenheit gehabt, mich in meiner neuen Heimat auf Zeit umzuschauen. So übel war dieses Nest gar nicht. Natürlich nicht zu vergleichen mit der Großstadt, aus der ich kam, aber mich zog es auch zu Hause schon immer aufs Land, wo ich Ruhe fand und abschalten konnte. Daher kam es mir absolut entgegen, dass Mitch diesen idyllischen Ort als vorübergehenden Wohnort für mich gewählt hatte. Soweit ich wusste, wohnte er ebenfalls hier.
Ich ging die Pine Road entlang und bewunderte einen restaurierten Chevrolet Impala, der auf Hochglanz poliert in einer Einfahrt parkte. Seit meiner frühestens Kindheit war ich von Autos fasziniert, was mit Sicherheit daran lag, dass mein Vater selbst ein Rennfahrer gewesen war. Auf der anderen Straßenseite bemerkte ich Jared, einen Mechaniker aus Zanes Team. Ich wollte gerade zu ihm rüberrufen und ihn grüßen, als ich bemerkte, dass er sich heftig mit einer Frau stritt. War das vielleicht seine Freundin? Von hier aus konnte ich es nicht genau beurteilen, aber sie schien einige Jahre älter zu sein als er. Schätzungsweise in meinem Alter.
Ich blieb stehen und beobachtete den Streit aus der Ferne. Nach einiger Zeit ertappte ich mich dabei, dass ich meinen Blick nicht von der heißen Brünetten nehmen konnte. Sie hatte unglaublich lange Beine, die in engen Jeans steckten, und ihre helle Bluse war gerade so weit aufgeknöpft, dass ich den Ansatz ihrer Brüste erahnen konnte. Ihre schlanke Taille wurde von einem auffälligen Gürtel betont. Energisch band sie sich ihre langen Locken zu einem Pferdeschwanz und redete dabei unbeirrt auf Jared ein. Sie gestikulierte eindringlich mit den Armen und fuhr sich dabei immer wieder übers Gesicht, als wollte sie sich ein Haarsträhne wegstreichen. Die Frau hatte etwas an sich, das mich faszinierte, und ich hätte sie wohl noch Stunden anstarren können. Trotzdem zwang ich mich weiterzugehen, bevor die beiden noch auf mich aufmerksam wurden.
Vollkommen in meine Gedanken vertieft lief ich an einem Gebrauchtwagenhändler vorbei, einer Boxschule und dem Postamt, bis ich etwas abseits der Straße das Molly’s erblickte. Durch die helle Holzverkleidung machte das flache Gebäude einen freundlichen Eindruck, und der aus Natursteinen gemauerte Sockel verlieh dem Anwesen einen rustikalen Touch. Auf dem Dach prangte in großen Neonlettern der Schriftzug »olly’s Bar & Grill«. Das M schien defekt zu sein oder einen Wackelkontakt zu haben.
Lustlos stieg ich die wenigen Stufen zum Eingang hoch. Hoffentlich würde dieses Dating-Ding nicht zu verkrampft werden. So lernte ich normalerweise keine Frauen kennen. Denn als Rennfahrer hatte ich bisher nie Probleme damit gehabt, eine Frau für eine heiße Nacht zu finden. In meinen Augen waren Speeddatings albern und sinnlos. Dort traf man lediglich auf die allein gebliebenen Vorstadthausfrauen, die verzweifelt genug waren, auf diese lächerliche Weise einen Partner finden zu wollen. Mir stand auch gar nicht der Sinn nach Frauenbekanntschaften. Momentan gab es in meinem Leben keinen Platz für eine feste Beziehung. Außerdem war ich nach dem Desaster mit Claire noch nicht bereit, eine andere Frau in mein Leben zu lassen. Aber was machte man nicht alles, um im Team akzeptiert zu werden?
Vor dem Lokal stand eine Gruppe, die noch schnell eine Zigarette rauchte. Ich hasste den beißenden Gestank, der von Zigaretten ausging, und betrat schnell den Diner. Während meiner Highschool-Zeit hatte ich zwar, wie die meisten meiner Kumpels, jede Menge Zigaretten geraucht, doch als ich den Vertrag in meinem damaligen Rennteam unterschrieben hatte, hatte ich dieses Laster aus meinem Leben verbannt.
Meine Augen gewöhnten sich schnell an die schummrige Beleuchtung, und ich sah mich im Raum um, dessen Mitte von zahlreichen Tischchen mit je zwei sich gegenüberstehenden Stühlen daran dominiert wurde. Die Wände waren mit roten und rosafarbenen Luftballons dekoriert. Total kitschig. Plötzlich hörte ich meinen Namen. Die Rufe kamen aus einem Separee in der hinteren Ecke. Die Jungs vom Team waren schon alle da und winkten mir zu. Ich durchquerte den mit dunklem Holz getäfelten Raum. Zu meinem Erstaunen war es hier drin rappelvoll, und ich fragte mich unwillkürlich, ob das Normalzustand im Molly’s war oder ob Millbury Creek einen Überschuss an Singles hatte.
»Komm, setz dich zu uns. Die Show beginnt in zehn Minuten. Magst du was trinken?«
Billy rutschte ein Stück auf der Sitzbank, sodass ich mich noch dazuquetschen konnte.
»Ich nehme ein Bier.«
Billy winkte die Bedienung zu unserem Tisch, eine athletische Rothaarige, deren Lippenstift viel zu dick aufgetragen war und außerdem nicht zur Farbe ihrer welligen Haare passte. Mit einem übertriebenen Augenaufschlag brachte sie uns einen neuen Krug mit Bier. Außerdem teilte sie an jeden von uns kleine Zettel aus und einen Ansteckbutton mit einer Nummer darauf.
»Für das Speeddating«, erklärte sie grinsend.
Mein Blick glitt an ihr vorbei in Richtung Eingang, wo gerade die Tür aufging. Plötzlich schien es, als wäre es auf einen Schlag wärmer und heller im Raum geworden. Da stand sie! Die Frau, die ich vor zehn Minuten zusammen mit Jared gesehen hatte. Was hatte sie, dass ich dermaßen darauf reagierte? Okay, sie sah heiß aus in ihren hautengen Röhrenjeans und der knappen Bluse, das ihren schlanken Körper hervorhob und passte genau in mein Beuteschema. Ihre grünen Augen schienen zu funkeln und waren umrahmt von dunklen, langen Wimpern. Sie war nicht, wie andere Frauen, übertrieben geschminkt, sondern trug nur etwas Gloss auf den Lippen. Trotzdem wirkte ihr Gesicht absolut vollkommen. Sie strahlte so viel Selbstbewusstsein aus, und gleichzeitig schien sie zerbrechlich zu sein. Ohne es zu wollen, erhöhte sich meine Pulsfrequenz in einem Maß, das ich nur von der Rennstrecke kannte, und ich spürte ein eindeutiges Ziehen in bestimmten Regionen. Gut, der letzte Sex war schon eine Weile her. Vielleicht war es einfach an der Zeit, mir doch mal wieder eine Frau für eine heiße Nacht zu suchen. Gewisse Bedürfnisse sollten auch befriedigt werden. Überwältigt von meinem inneren Chaos starrte ich sie fasziniert an, doch die Kellnerin, die uns gerade die lächerlichen Buttons gebracht hatte, nahm mir die Sicht und schob meine geheimnisvolle Unbekannte hinter den Tresen.
»Summer, lass uns jetzt bitte nicht hängen. Das kannst du uns nicht antun!«
Marcia wollte mich mit aller Macht dazu überreden, am Speeddating teilzunehmen. Das hatte mir gerade noch gefehlt, wo ich doch auf dem Weg hierher schon mit meinem Bruder aneinandergerasselt war, da er auf der Seite von Dad stand und gar nicht verstehen konnte, warum ich wegen Amanda so aufgebracht gewesen war.
»Nein wirklich, ich möchte das nicht. Wer soll dich denn sonst hier im Service unterstützen?«
»Ich komme für die Zeit gut allein zurecht. Wir haben aber nun mal einen Mann zu viel, der ohne Voranmeldung hier aufgekreuzt ist. Hätte ich ihn wegschicken sollen? Und du bist bekanntlich diejenige von uns beiden, die noch Single ist.«
»Das bin ich auch aus gutem Grund«, grummelte ich, spürte aber bereits, dass mein Widerstand zwecklos war. Gegen Marcia kam niemand an.
»Jetzt gib dir einen Ruck, und sei keine Spielverderberin. Du bist doch sonst nicht so spießig.«
»Schon gut. Ich mache es, aber nur, damit du mich endlich in Ruhe lässt.« Lachend knuffte ich meiner Freundin in die Seite, ließ mir von ihr eine Nummer an die Bluse stecken und brachte dann meine Tasche nach hinten.
Als ich wieder nach vorn kam, begrüßte Monroe die Gäste und wünschte allen Teilnehmern viel Spaß. Er und Marcia hatten fix noch einen zusätzlichen Tisch aufgestellt, auf dem gerade noch eine Kerze angezündet wurde. In einer Ecke erblickte ich ein paar von Dads Mechanikern. Da blieb mein Blick an einem Typ hängen, den ich hier noch nie gesehen hatte. Zwar konnte ich bei der schummrigen Beleuchtung nicht viel erkennen, doch irgendetwas strahlte der Fremde aus, das ein leichtes Kribbeln auf meiner Haut verursachte.
»Dann darf ich die Damen jetzt bitten, sich an die Tische zu setzen. Immer an die Innenseite, damit die Herren nachher im Kreis von einem Tisch zum anderen gehen können. Ihr wisst ja, wie das geht.« Mein Chef lachte auf, und die Menge klatschte ihm jubelnd Beifall.
Wie albern das alles war! Wie konnte man nur freiwillig an so einer dämlichen Aktion teilnehmen? Ohne Marcias Überredungskünste wäre mir im Traum nicht eingefallen, bei diesem Schwachsinn mitzumachen.
»Beim ersten Gong, meine Herren«, setzte Monroe seine Erklärung fort, als alle Frauen ihren Platz gefunden hatten, »gehen Sie bitte an einen beliebigen Tisch. Aber bitte nicht drängeln, Sie werden heute Abend mit jeder Einzelnen dieser bezaubernden Damen sprechen dürfen.« Schmunzelnd zeigte er mit einer weiten Armbewegung über die Mitte des Raumes, wo wir wie die Hühner aufgereiht saßen.
»Die jeweiligen Paare haben dann exakt sieben Minuten Zeit, um sich genauer kennenzulernen. Danach ertönt wieder der Gong, und die Herren rücken bitte einen Tisch im Uhrzeigersinn weiter. Ring frei für die erste Runde.«
Mit Schwung schlug er gegen den winzigen Tischgong, und die Kerle stürmten los, um sich einen Tisch zu suchen. Nur mit Mühe verkniff ich mir ein Augenrollen und seufzte innerlich, als Ted mir gegenüber Platz nahm. Wir kannten uns schon seit einer Ewigkeit, waren zusammen aufgewachsen und in die gleiche Schule gegangen. Im vorletzten Highschool-Jahr waren wir sogar für kurze Zeit ein Paar gewesen.
»Na, bist du mal wieder auf der Suche?«, fragte ich ihn schmunzelnd und bekam lediglich ein kraftloses Schulterzucken als Antwort.
»Und du, Frau Doktor? Ich dachte, du hättest keine Zeit für Männer.«
»Hab ich auch nicht. Marcia hat mich überredet mitzumachen. Ich dachte, du und Sherrie wärt doch immer so glücklich miteinander. Was ist passiert?«
»Sie ist durchgebrannt mit so einem schleimigen Lackaffen. Frag nicht weiter.« Betrübt winkte er ab und kritzelte mit seinem Stift, der zum Ausfüllen unserer Dating-Zettel vorgesehen war, auf einer Serviette herum. Er tat mir ehrlich leid. Im Grunde war Ted ein wunderbarer Mann, treu, fürsorglich und fleißig, eben wie ihn sich jede Frau nur wünschen kann.
»Du Ärmster! Das ist ja wirklich mies von ihr.«
»Erzähl lieber, wie es dir geht. Hattest du nicht eine Stelle als Assistenzärztin in Durham?«
»Genau. Aber wenige Wochen nachdem ich dort angefangen hatte, wurde Mom krank, da habe ich die Stelle aufgegeben, um sie zu pflegen.«
»Verstehe. Es tut mir sehr leid, dass es deine Mom nicht geschafft hat. Ich wollte eigentlich zur Beerdigung kommen, aber da hatte mich Sherrie gerade verlassen, und ich habe kaum einen Schritt vor die Tür bekommen vor Kummer.«
Ich wollte gerade noch etwas erwidern, da ertönte bereits der Gong. Entschuldigend zuckte ich mit den Schultern.