Speed Love – Stacie & Zane - Karina Reiß - E-Book
SONDERANGEBOT

Speed Love – Stacie & Zane E-Book

Karina Reiß

0,0
3,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 3,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Liebe auf der Überholspur

Das Leben des erfolgreichen Rennfahrers Zane Cooper nimmt eine schreckliche Wendung, als er eines Nachts die Kontrolle über sein Auto verliert. Dabei rammt er den Wagen von Stacie und ihrem kleinen Sohn. Zum Glück werden beide nur leicht verletzt. Trotzdem muss Zane sich vor Gericht verantworten - und einen Skandal kann sich sein Teamchef Mitch einfach nicht leisten. Zane verliert seinen Platz im NASCAR-Rennteam und stürzt komplett ab. Es dauert eine ganze Weile, bis er wieder in die Spur findet. Als er plötzlich erneut auf Stacie trifft, geht ihm die starke Frau nicht mehr aus dem Kopf, und auch sie scheint Gefühle zu entwickeln. Aber zwischen den beiden steht ihre Vergangenheit. Und Zane hat eigentlich ganz andere Ziele im Leben als eine feste Beziehung, denn für ihn steht der Rennsport an erster Stelle. Hat ihre Liebe eine Chance?

Der zweite Band der Speed-Love-Reihe von Karina Reiß. Schnelle Autos, heiße Rennfahrer und große Gefühle.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 318

Veröffentlichungsjahr: 2021

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Weitere Titel der Autorin

Über dieses Buch

Über die Autorin

Titel

Impressum

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Weitere Titel der Autorin

Speed Love – Summer & Tyler

Über dieses Buch

Das Leben des erfolgreichen Rennfahrers Zane Cooper nimmt eine schreckliche Wendung, als er eines Nachts die Kontrolle über sein Auto verliert. Dabei rammt er den Wagen von Stacie und ihrem kleinen Sohn. Zum Glück werden beide nur leicht verletzt. Trotzdem muss Zane sich vor Gericht verantworten – und einen Skandal kann sich sein Teamchef Mitch einfach nicht leisten. Zane verliert seinen Platz im NASCAR-Rennteam und stürzt komplett ab. Es dauert eine ganze Weile, bis er wieder in die Spur findet. Als er plötzlich erneut auf Stacie trifft, geht ihm die starke Frau nicht mehr aus dem Kopf, und auch sie scheint Gefühle zu entwickeln. Aber zwischen den beiden steht ihre Vergangenheit. Und Zane hat eigentlich ganz andere Ziele im Leben als eine feste Beziehung, denn für ihn steht der Rennsport an erster Stelle. Hat ihre Liebe eine Chance?

Über die Autorin

Karina Reiß wuchs im schönen Eichsfeld auf. Frühzeitig durch ihre Eltern gefördert, absolvierte sie einen Teil ihrer Schulzeit am Musikgymnasium Schloss Belvedere, wo sie Klavier- und Akkordeonspielen lernte.

Nach dem Abitur schlug sie jedoch vorerst einen völlig anderen Weg ein und studierte Kunstgeschichte, klassische Archäologie und Amerikanistik. Während der Studienzeit verbrachte sie ein Jahr in Irland und verlor ihr Herz an die grüne Insel.

Heute lebt und schreibt Karina Reiß in ihrer alten Heimat Eichsfeld, wo sie gemeinsam mit ihrem Mann und zwei Hunden ein Häuschen im Grünen bewohnt.

KARINA REISS

Stacie & Zane

beHEARTBEAT

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Stefanie Röder

Lektorat/Projektmanagement: Johanna Voetlause

Covergestaltung: Christin Wilhelm, www.grafic4u.de unter Verwendung von Motiven von © Svyatoslava Vladzimirska/Shutterstock; © jamesteohart/GettyImages; © DigtialStorm/GettyImages;

eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf

ISBN 978-3-7517-0180-8

be-ebooks.de

lesejury.de

Prolog

Stacie

Erschöpft und mit fiesen Kopfschmerzen verließ ich den Gerichtssaal. Ich hatte die zermürbende Verhandlung endlich hinter mir und wollte nur noch nach Hause. Carson, seit wenigen Minuten mein Ex-Ehemann, hielt mir die Tür auf.

»Ich bedaure immer noch, dass es so weit gekommen ist.«

»Ich auch, Carson. Du ahnst nicht, wie sehr!«

»Danke, dass wir uns auf ein so großzügiges Besuchsrecht einigen konnten.«

»Das war nicht schwer. Du wirst ohnehin die meiste Zeit keinen Gebrauch davon machen und weiterhin nicht für deinen Sohn da sein.«

»Das ist unfair, Stacie. Du hast von Anfang an von meinem Job gewusst.«

In der Tat hatte ich es gewusst. Doch wie hieß es so schön? Liebe machte blind und ich war blind gewesen, hatte gehofft, dass, wenn er erst mal mit mir verheiratet war, Carson nicht mehr ganz so oft auf einen Einsatz musste. Er war der 1. Offizier auf einem U-Boot der US Navy, und genau deshalb hatte ich mich erst in ihn verliebt. Oder hatte ich schlicht und ergreifend in ihm meinen Vater gesehen und ihn deshalb geheiratet?

Mein Vater war ebenfalls Offizier bei der US Navy, doch die Ehe mit meiner Mutter hielt bis heute, denn auch meine Mom arbeitete dort, im Stabscorps als Krankenschwester. Ihnen beiden hatte ich es erst zu verdanken, dass ich Carson kennengelernt hatte, auf einem der prunkvollen Militärempfänge, zu dem sie mich mitgeschleppt hatten. Die meiste Zeit hatte ich bei meiner Großmutter verbracht, während meine Eltern auf See waren. Granny war es, die mich er- und aufgezogen hatte, mir Manieren beigebracht und meinen ersten Liebeskummer geheilt hatte. Sie war es auch gewesen, die mich vor Carson gewarnt hatte. Wie recht du doch hattest, Granny.

Mein Gott, er war aber auch anziehend und begehrenswert in seiner Uniform, hatte mich galant umschmeichelt und mir das Gefühl gegeben, die schönste Frau auf dem Planeten zu sein. Die ersten Monate unsere Ehe waren der Himmel auf Erden gewesen, und ich hatte mein Glück kaum fassen können, war schwanger geworden, und gemeinsam hatten wir unsere kleine Familie genossen. Doch das Blatt hatte sich bereits nach dem ersten Ehejahr gewendet. Carson war immer öfter und immer länger auf hoher See unterwegs und ich auf mich allein gestellt gewesen, allein mit meinem kleinen Sohn. Acht Ehejahre später, in denen ich immer wieder versucht hatte, Verständnis aufzubringen, hauptsächlich auch wegen meines Sohnes, der seinen Vater über alles liebte, war ich am Ende meiner Kräfte angekommen. Ich hielt die angespannte Situation zwischen uns nicht mehr aus. In den seltenen Momenten, in denen Carson bei uns zu Hause war, hatten wir uns immer weniger zu sagen. Wir hatten uns voneinander entfernt, entfremdet, im Grunde kannte ich den Mann überhaupt nicht mehr.

»Mach bitte nicht mich für das Scheitern unserer Ehe verantwortlich«, entgegnete ich müde.

»Natürlich, du bist die Heilige und ich der Schuft. Es gehören immer zwei dazu, wusstest du das nicht?«

»Ich bin müde, Carson. Lass uns nicht mehr streiten, schon gar nicht vor dem Jungen.«

Meine Freundin Kelley kam gemeinsam mit Caleb, unserem Sohn, auf uns zu. Er war nur kurz vom Richter befragt worden und durfte den Rest der Verhandlung draußen warten. Zwischen Carson und mir gab es keine Differenzen, was die Scheidungsvereinbarungen betraf, auch stand es außer Frage, dass ich das Sorgerecht bekam.

»Daddy!«

Caleb rannte auf seinen Vater zu und schlang seine dünnen Arme um dessen Körper.

»Na, mein Großer. Wollen wir jetzt noch gemeinsam ein Eis essen?«

»Ja! Super. Ich will ein Spaghettieis. Kommst du auch mit Kelley?«

»Wir wollten eigentlich nach Hause, Carson«, mischte ich mich verärgert ein. Ich hatte jetzt einfach keinen Nerv mehr, auch nur eine Viertelstunde länger mit meinem Ex zu verbringen. Carson warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu und gab mir das Gefühl, eine durch und durch herzlose Mutter zu sein. Dann beugte er sich zu Caleb hinunter und legte einen Arm um seine Schultern.

»Deine Mutter ist müde, Kumpel. Lass uns das Eis verschieben. Beim nächsten Mal kaufe ich dir dann einen ganz besonders großen Becher.«

Ich bemerkte ein Glänzen in Calebs Augen und fühlte mich, als hätte mir gerade jemand Blei in die Eingeweide gegossen. Mir war klar, dass er ein starker Junge sein wollte, und versuchte, seine Tränen zurückzuhalten.

»Wann kommst du uns wieder besuchen, Dad?«, fragte er mit dünner Stimme.

»Das weiß ich noch nicht, aber bestimmt ganz bald.«

»Komm Caleb, wir haben zu Hause noch Pfefferminzeis. Was hältst du davon?«

»Okay, Mom.« Mein Sohn löste sich aus der Umarmung seines Vaters.

»Bis bald, mein Sohn.«

Caleb nickte, und wir gingen gemeinsam mit Kelley in Richtung Ausgang. Ich wusste, dass es ein bald nicht geben würde, denn Carson musste morgen früh wieder zurück auf dem Stützpunkt sein. Er war zu einem Manöver abkommandiert worden und würde mehrere Wochen in der Beringsee unterwegs sein.

Kapitel 1

Stacie

Als er durch die Eingangstür blinzelnd ins Freie trat und freudig die Treppe herunterlief, spürte ich die unendliche Liebe für ihn in meinem Herz. So ging es mir einfach jedes Mal, wenn ich in seine leuchtenden Augen blickte. Lächelnd breitete ich meine Arme aus, ging in die Knie und drückte die Liebe meines Lebens fest an mich.

»Mommy, du erdrückst mich ja.« Caleb lachte mit seiner zarten Kinderstimme, und ich lockerte meine Umarmung.

»Das könnte ich niemals. Dazu habe ich dich viel zu lieb.«

»Ich habe dich auch lieb, Mom.«

In die eine Hand nahm ich seine Schultasche und an die andere meinen Sohn. Es hatte aufgehört zu regnen, und die Sonne kitzelte sanft unsere Nasen. Trotzdem war es zu dieser Jahreszeit noch empfindlich kalt, und wir beeilten uns, zum Auto zu kommen.

»Was habt ihr heute Neues gelernt in der Schule?«

»Nichts Besonderes …«

»Nichts Besonderes? Alles, was du in der Schule lernst, ist doch wichtig.« Ich stupste Caleb auf die Nase, während ich ihn ins Auto einsteigen ließ. Gerade als ich um den Wagen herumging und selbst einsteigen wollte, kam Kelley aus dem Gebäude und winkte mir zu. Sie war nicht nur meine beste Freundin, sondern auch Calebs Klassenlehrerin.

»Soll ich dich mitnehmen?«, fragte ich sie, denn ihr altes Auto befand sich zurzeit in der Werkstatt.

»Nein, Jason holt mich gleich ab und fährt mich in die Werkstatt.«

Kelleys Cousin war vor einigen Jahren in die Nähe seiner Familie nach Pinewood Hill gezogen und hatte kurz darauf seine eigene Autowerkstatt eröffnet. Er war ein richtiges Schnuckelchen, zum Anbeißen, aber, bedauerlicherweise für die Frauenwelt, schwul.

»Ich glaub’s ja nicht! Hat er endlich dieses Ersatzteil gefunden?«

»Gott sei Dank, er hat es gestern einbauen können. Ich habe ja schon selbst nicht mehr dran geglaubt. Ich wollte dich nur fragen, ob du heute Abend schon was vorhast.«

»Was soll ich schon vorhaben? Ich bin zu Hause, wie immer. Magst du vorbeikommen?«

»Unbedingt. Ich muss etwas mit dir bereden.«

Für einen kurzen Moment blitzte etwas Seltsames in Kelleys Gesicht auf, das ich nicht so recht einordnen konnte.

»Ist was mit Caleb?«, fragte ich alarmiert und hoffte gleichzeitig, dass ich falschlag. Seit der Scheidung von meinem Mann schleppte ich die Sorge mit mir rum, dass mein Sohn, der seinen Dad trotz dessen häufiger Abwesenheit abgöttisch liebte, an der Trennung zerbrach und in der Schule nachließ.

»Nein, überhaupt nicht. Lass uns heute Abend reden. Okay?«

»Okay. Ich freue mich. Es wird ohnehin mal wieder Zeit für einen Filmabend.«

»Dann bringe ich eine schöne Schnulze mit«, rief mir Kelley noch zu und lachte, während sie sich schon wieder dem Schulgebäude zugewandt hatte.

Ich spürte tatsächlich eine unglaubliche Vorfreude auf einen entspannten Abend mit meiner Freundin. Die letzte Zeit hatten wir uns nicht mehr so oft sehen können, da meine Kollegin in den Mutterschaftsurlaub gegangen war und ich somit das Doppelte an Arbeit aufgebrummt bekommen hatte. Zum Glück für mich erlaubte mein Boss, dass ich einen Teil der Arbeit von zu Hause aus erledigen durfte. So musste ich meinen Sohn wenigstens nicht in die Nachmittagsbetreuung bringen und konnte mich weiterhin um ihn kümmern.

»Was gibt es heute zu essen?«, holte Caleb mich aus meinen Gedanken, während ich auf die Main Street abbog. Mist! Ich war noch nicht zum Einkaufen gekommen, und bis morgen musste die Quartalsbuchhaltung der Firma fertig sein. Wenn ich bis heute Abend fertig sein wollte, blieb mir nicht mehr viel Zeit.

»Was hältst du davon, wenn wir bei Arby’s Jummie Foods vorbeifahren und uns einen Burger holen?«

»Klasse, Mom!« In diesem Punkt unterschied sich Caleb nicht von anderen Jungs in seinem Alter. Sie liebten Fast Food. Ich gab mir wirklich die größte Mühe, mein Kind gesund zu ernähren und kochte an den meisten Tagen selbst. Aber auch die beste Mutter musste sich hin und wieder geschlagen geben, wenn die Arbeit ihr über den Kopf wuchs. Leider tat sie das in letzter Zeit öfter, und ich fühlte mich schlecht deswegen. Ich redete mir ein, dass die Scheidung ein Fehler war, der Junge seinen Vater brauchte und ich nicht annähernd dazu in der Lage war, mich ausreichend um Caleb zu kümmern. Dabei war ich auch schon vor der Scheidung oft wochenlang allein mit Caleb gewesen. Carson war mit der Navy verheiratet und die Pflicht rief ihn verdammt oft. Zu oft für unsere Ehe.

Als wir auf den Parkplatz der Woodford Mall fuhren, wischte ich mir schnell eine Träne aus dem Gesicht, bevor Caleb sie sah. Ich ärgerte mich über mich selbst, dass ich mir Vorwürfe am Scheitern unserer Ehe machte.

»Gehen wir nach dem Essen noch ins Big Toys? Bitte!«

»Oh Liebling, heute nicht. Ich muss zu Hause noch ein bisschen arbeiten, und außerdem bin ich mir sicher, dass du noch Hausaufgaben machen musst.«

Caleb seufzte und ließ traurig die Schultern hängen. Mein viel zu weiches Mutterherz zog sich zusammen, doch mein Verstand flüsterte mir zu, dass ich meinem Kind nicht jedem Wunsch nachgeben durfte. Das passierte seit der Scheidung ohnehin viel zu oft, denn egal, wie sehr ich mich anstrengte, ich konnte den Verlust seines Dads nicht ausgleichen.

»Was hältst du davon, wenn wir am Wochenende mal wieder ins Kino gehen?«, versuchte ich, Caleb aufzumuntern.

»Au ja! Ich darf den Film aussuchen.« Mein Sohn klatschte freudig in die Hände, während wir das Arby’s Jummie Foods betraten.

»Na, mal sehen.« Zärtlich strich ich ihm über den Kopf, und wir suchten uns einen freien Platz.

Um diese Zeit platzte das Restaurant wie auch die gesamte Mall aus allen Nähten. Das lag nicht etwa daran, dass ein Fünf-Sterne-Koch das beste Essen der Stadt zauberte, sondern an dem Fakt, dass Pinewood Hill nur zwei Restaurants hatte und es außer der Woodford Mall keine weiteren Einkaufsmöglichkeiten gab. Wir lebten eben in einer typischen amerikanischen Kleinstadt, und das war auch gut so. Ich hätte mir niemals vorstellen können, in einer Großstadt wie Charlotte zu leben. Für diesen Trubel war ich einfach nicht geschaffen. Ich liebte das beschauliche Leben hier und genoss es, ab und zu mal einen Tagesausflug nach Charlotte machen zu können.

»Was darf ich euch bringen?«, fragte die flippige Kellnerin, die kurz darauf an unseren Tisch getreten war.

»Darf ich eine Coke haben, Mom?«, bettelte Caleb mit seinen hellblau leuchtenden Augen. Er hatte definitiv die Augen seines Vaters. Jedes Mal, wenn ich ihn ansah, schaute ich in das Gesicht des Mannes, in den ich mich Hals über Kopf verliebt hatte. Carson war damals schon bei der Navy gewesen, und meine Grandma hatte mich einen Tag vor unserer Hochzeit gewarnt. »Du wirst diesen Schritt bitter bereuen, Kleines«, waren damals ihre Worte gewesen, die ich bis heute nicht vergessen hatte. Aber die Liebe hatte mich blind gemacht. Ganz bewusst hatte ich meine Augen verschlossen, wollte die Konsequenzen nicht sehen, die eine Ehe mit einem Navy-Offizier mit sich brachte.

»Ausnahmsweise. Dann bitte eine kleine Coke und für mich ein stilles Wasser«, sagte ich der Kellnerin, die gelangweilt auf ihrem Bleistift herumkaute. »Was möchtest du essen?«

»Einen Cheeseburger. Aber ohne diese blöde Tomate.«

»Geht das?«, fragte ich die Bedienung mit einem entschuldigenden Lächeln.

»Ja klar, Lady.«

»Gut, dann nehmen wir einen Cheeseburger ohne Tomate und für mich den Salat des Tages.«

»Kommt sofort.«

Während wir auf das Essen warteten, plapperte Caleb munter vor sich hin und erzählte mir nun doch von seinem Schultag.

»… und dann hat Marvin das Geschichtsbuch von Jody im Jungsklo versteckt.«

»Das ist aber nicht nett von ihm. Macht Marvin so was öfter?«

»Er ärgert ständig die Mädchen, manchmal auch uns Jungs. Ich kann ihn nicht leiden, Mom.«

»Hat Jody ihr Buch denn wiederbekommen?«

»Ja«, flüsterte Caleb ganz geheimnisvoll, »ich habe es geholt, als Marvin wieder zurück im Klassenzimmer war.«

»Toll, mein Schatz! Ich bin stolz auf dich. Jody war bestimmt erleichtert, oder?« Mein Herz zersprang beinahe vor Stolz und Ergriffenheit. Caleb biss herzhaft in seinen Burger und erzählte dann weiter.

»Sie hat mich auf die Wange geküsst.« Kichernd griff Caleb nach der Cola.

»Ist nicht wahr?« Ich zwinkerte meinem Sohn zu und spießte ein Salatblatt auf die Gabel.

»Ich glaub, sie mag mich. Darf sie mich mal besuchen kommen, Mommy?«

»Warum nicht. Lad sie doch einfach mal ein!«

Mein Blick glitt an Caleb vorbei und blieb an einem Typ haften, der zwei Tische weiter saß. Ich konnte gar nicht sagen, warum genau er mir ins Auge fiel, denn sein äußeres Erscheinungsbild war eher durchschnittlich. Er sah nicht schlecht aus, im Gegenteil, er war ein Mann ganz nach meinem Geschmack – breite, männliche Schultern, markante Gesichtszüge, dunkle Haare und ein leichter Bartschatten, der nicht ungepflegt erschien. Aber das war es nicht, was meine Aufmerksamkeit erregt hatte. Es war die Art, wie er die Frau ansah, die ihm gegenüber saß. In seinen Augen konnte ich so viel Warmherzigkeit und Liebe erkennen. Neid kroch mir den Nacken hoch, ich war neidisch auf diese fremde Frau, denn dieser Mann trug sie auf Händen. Calebs wildes Geplapper drang an mein Ohr, aber ich hörte nur noch halb zu. Meine Eingeweide zogen sich schmerzhaft zusammen, als mir bewusst wurde, wie sehr ich doch einen Mann an meiner Seite vermisste. So einen wie diesen Kerl dort, einen, der mir die Sterne vom Himmel holen würde, und sei es nur für ein einziges Mal.

Plötzlich spürte ich eine zarte Berührung an meinem Arm. Ich zuckte zusammen und sah in die Augen meines Sohnes.

»Geht es dir gut, Mommy?«

»Ja, mein Liebling. Ich war nur etwas in Gedanken. Entschuldige bitte. Bist du fertig mit essen?«

Caleb nickte und schlürfte den letzten Tropfen Cola durch den Trinkhalm. Nachdem ich bezahlt hatte, gingen wir zurück zum Parkplatz. Draußen war es inzwischen wieder ungemütlich und düster geworden. Ein Platzregen prasselte auf uns herab, sodass wir bis auf die Knochen nass waren, als wir am Auto ankamen. Die Scheibenwischer schafften es kaum, und ich musste langsam nach Hause fahren, da ich nur wenig von der Straße erkennen konnte. Das Wetter passte ganz wunderbar zu meiner Stimmung.

Stacie

»Geh dir bitte gleich trockene Sachen anziehen«, bat ich Caleb, als wir endlich zu Hause ankamen. Ich schälte mich ebenfalls aus den nassen Klamotten, steckte sie in die Waschmaschine und schlüpfte in einen weichen Jogginganzug. Dann setzte ich Wasser auf, um mir einen Tee und für meinen Sohn einen Kakao zu kochen.

Meine Stimmung war am absoluten Nullpunkt, und allein der Gedanke an die Buchhaltung, die ich heute noch fertig bekommen musste, deprimierte mich. Normalerweise mochte ich meinen Job in der Finanzbuchhaltung des einzigen Autohauses in Pinewood Hill. Die Kollegen und auch mein Chef waren alle in Ordnung, wir hatten ein freundschaftliches Verhältnis untereinander. Diese Arbeitsstelle ermöglichte mir und Caleb ein sorgenfreies Leben. Wir waren krankenversichert und der Kühlschrank immer gefüllt. Die Unterhaltszahlungen von Carson zahlte ich auf ein Sparkonto ein, das ich für Calebs Ausbildung angelegt hatte. An dieses Geld wollte ich auf keinen Fall drangehen.

Es half nichts, ich musste mich an die Arbeit setzen, wenn ich rechtzeitig fertig werden wollte. Mit den zwei Tassen ging ich ins Wohnzimmer und stellte Caleb, der seine Schulhefte auf dem Tisch ausgebreitet hatte, den Kakao hin.

»Brauchst du Hilfe?«

Caleb schüttelte den Kopf, ohne von seinen Aufgaben aufzuschauen.

»In Ordnung. Ich sehe es mir dann noch mal an, wenn du fertig bist.« Stolz schaute ich einen Moment lang meinem Sohn zu. Er war für sein Alter schon sehr selbstständig und ein cleveres Bürschchen. Fast nur Bestnoten in der Schule, nie kamen irgendwelche Klagen über auffälliges Verhalten.

Schließlich klappte ich meinen Laptop auf und machte mich an die Buchhaltung der Firma. Schon nach wenigen Minuten war ich vertieft in die Zahlen und vergaß meine trübselige Stimmung. Gewissenhaft wie immer erledigte ich meinen Job. Es war einfach nicht meine Art, irgendetwas nur mit halbem Herzen zu tun. Entweder ganz oder gar nicht, so hatte ich es schon immer im Leben gehalten.

»Ich bin fertig, Mom. Darf ich dann noch ein bisschen zu Brandon?«

»Erst, wenn ich mir deine Aufgaben angeschaut habe.«

Bereitwillig gab Caleb mir seine Hefte, und ich überflog alles. Zufrieden lächelnd gab ich ihm seine Schulhefte zurück. »Sei pünktlich zum Abendbrot wieder zu Hause.«

»Danke, Mom.«

Brandon war der Sohn unserer ebenfalls alleinerziehenden Nachbarin. Er war zwei Jahre älter als Caleb, aber die beiden verstanden sich prima. Für Caleb war er fast so etwas wie ein älterer Bruder. Carson und ich, wir hatten immer ein zweites Kind haben wollen. Aber ich hatte Probleme, ein weiteres Mal schwanger zu werden. Wir hatten alles probiert, doch es hatte einfach nicht mehr geklappt.

Als Caleb zur Tür raus war, widmete ich mich wieder der Buchhaltung und verdrängte die Gedanken an meinen Ex-Ehemann. Eine halbe Stunde später hatte ich alles fertig, speicherte die Dateien ab und lud sie über das Firmenintranet hoch, damit mein Boss morgen früh gleich alles auf dem Tisch hatte.

Ich trug meine und Calebs Tasse in die Küche und räumte sie in die Spülmaschine. Kelley würde sicher bald kommen, deshalb holte ich Toast, Butter, Gurken und Tomaten und einen Rest Truthahnbraten aus dem Kühlschrank und bereitete uns ein paar Sandwiches vor.

Das Haus hatten Carson und ich ein halbes Jahr nach unserer Hochzeit gemeinsam gekauft. Ich hatte gerade erfahren, dass ich schwanger war, und wir waren aufgeregt wie frisch verliebte Teenager gewesen. Während der Schwangerschaft war Carson viel zu Hause gewesen, hatte immer nur kurze Einsätze gehabt, und wir beide hatten in der Zeit das komplette Haus renoviert. Wir hatten uns gestritten bei der Auswahl der Farbe fürs Kinderzimmer, aber letztendlich hatte er eingelenkt und ich durfte das Zimmer in einem zarten Mintgrün streichen.

Das Klacken der Vordertür verscheuchte meine Erinnerungen an eine Zeit, in der ich noch geglaubt hatte, dass wir ein glückliches Familienleben vor uns hätten.

»Hattet ihr zwei Spaß?«, fragte ich Caleb und wuschelte ihm liebevoll durch sein lockiges Haar. Die dunkelbraunen Naturlocken hatte ich ihm vererbt, sein Dad war blond.

»Wir haben Playstation gespielt.« Mein Sohn grinste schief, denn er wusste, dass ich Computerspielen generell abgeneigt war. Aber das gemeinsame Zocken mit seinem Freund wollte ich ihm deshalb nicht verderben.

»Wasch dir die Hände und komm dann zum Essen.«

Ich deckte den Tisch und goss Caleb gerade ein Glas Saft ein, als es an der Haustür klingelte.

»Machst du bitte auf. Das ist Kelley!«, bat ich meinen Sohn, der aus dem Bad schlurfte.

»Du hattest mal wieder deine Post nicht reingeholt«, sagte Kelley amüsiert und drückte mir ein paar Umschläge in die Hand.

»Oh, ich danke dir! Vorhin hat es so geschüttet, dass wir nur schnell ins Haus gelaufen sind.«

»Schrecklich, was da runter kam. Ich war gerade bei Jason und habe mich so lange in der Werkstatt rumgedrückt, bis es nachgelassen hat.«

»Komm, setz dich. Ich habe uns Sandwiches gemacht.«

Ich hatte Kelley kurz vor der Geburt von Caleb kennengelernt. An dem Tag war es furchtbar schwül gewesen und ich hatte einen unbändigen Heißhunger auf Erdbeereis gehabt. Carson war auf irgendeiner wichtigen Besprechung in Washington gewesen, und so war ich zur Mall gelaufen, um meinen Gelüsten nachgeben zu können. Die hohe Luftfeuchtigkeit, mein dicker Kugelbauch und der knappe Kilometer bis zum Einkaufszentrum waren zu viel für mich gewesen. Noch bevor ich mein Eis hatte kaufen können, war mein Kreislauf kollabiert und ich am Eingang der Mall zusammengebrochen. Kelley hatte die Mall direkt hinter mir betreten und war mir zu Hilfe geeilt. Dieser Tag war der Beginn einer ganz besonderen Freundschaft gewesen.

»Gott, ich habe einen Mordshunger.« Beinahe gierig biss meine Freundin ein großes Stück ihres Sandwichs ab und brummte dann zufrieden.

Ich lachte. »Hey, wann hast du denn das letzte Mal was gegessen?«

»Zum Frühstück. Das blöde Auto, die Werkstatt, ich bin einfach nicht eher dazu gekommen.«

»Ich kann dir noch welche machen.« Mit einem Kopfnicken deutete ich zur Küche und biss dann selbst herzhaft in mein Brot.

»Lass mal. Die hier sind genug. Ich habe nämlich noch Popcorn dabei.« Kelley wackelte keck mit den Augenbrauen.

»Ja! Popcorn!«, rief Caleb begeistert und bekam große Augen.

»Du gehst dann ins Bett, mein Freund. Morgen ist wieder Schule.«

»Nur ein bisschen«, bettelte er, doch ich schüttelte den Kopf.

»Du darfst im Bett noch ein bisschen in deinen Comics lesen. Einverstanden?«

Caleb brummelte und nickte, machte aber keinen weiteren Versuch, mich umzustimmen.

»Hat Jason dein Auto hinbekommen?«, fragte ich Kelley und griff nebenbei nach den Umschlägen, die sie aus meinem Briefkasten gefischt hatte.

»Dem Himmel sei Dank. Das Auto fährt wieder wie am Schnürchen. Jason hat aber auch wirklich jeden Winkel von North Carolina nach dem Ersatzteil absuchen müssen.«

»Was lange währt und so …« Ich stockte, denn zwischen den üblichen Rechnungen befand sich eine Postkarte mit einer wunderschönen Abbildung des Pariser Eiffelturms. Wer schickte mir eine Ansichtskarte aus Frankreich? Irritiert drehte ich die Karte um und erkannte schon an der Handschrift, dass sie von Carson kam. Er hatte sie an Caleb adressiert. Genervt rollte ich mit den Augen und schob sie unter den Stapel der Rechnungen. Wenn Caleb die Post seines Vaters jetzt las, würde er wieder die ganze Nacht nicht schlafen können. Kelley verstand und nickte wissend.

»Hilfst du mir noch beim Tisch Abräumen, Caleb?«, bat ich meinen Sohn, als wir fertig mit dem Abendessen waren.

»Dann bereite ich schon mal das Popcorn vor.« Kelley kramte in ihrer Tasche und angelte eine Packung Karamell-Popcorn für die Mikrowelle heraus.

»Was für einen Film hast du eigentlich mitgebracht?«, wollte ich wissen.

»Lass dich überraschen, Schätzchen!«

Nachdem die Küche sauber und das Geschirr in die Maschine geräumt war, schickte ich meinen Sohn auf sein Zimmer.

»Eine halbe Stunde, versprochen? Danach Zähne putzen und schlafen.«

»Versprochen, Mom. Gute Nacht, Kelley. Nacht, Mom.« Caleb drückte mir noch einen Kuss auf die Wange und ging dann nach oben. Da wir miteinander befreundet waren, seit Caleb auf der Welt war, nannte er meine Freundin beim Vornamen. Nur in der Schule musste er Ms. McNeil zu ihr sagen, was er zum Glück auch nicht seltsam fand.

Kelley schnappte sich das fertige Popcorn, und wir gingen zurück ins Wohnzimmer.

»Ich find’s so toll, dass wir mal wieder etwas Zeit miteinander verbringen können«, sagte ich und ließ mich zufrieden auf die Couch gleiten.

»Ja, ist schon ewig her, seit unserem letzten Mädelsabend.« Kelley legte die DVD in den Player und wedelte mit der Hülle vor meiner Nase herum. Peach Blossom Joy.

»Genau mein Geschmack.« Ich griff nach dem Korkenzieher, öffnete die Flasche Wein, die ich vorhin schon bereitgestellt hatte und schenkte uns ein.

»Also, was wolltest du mit mir besprechen?«

Kelley atmete tief ein, setzte sich gerade hin und wirkte leicht angespannt, was mich wiederum nervös machte. Sie war kein Mensch, der sich Informationen aus der Nase ziehen ließ, sondern immer offen und direkt.

»Es hilft ja nichts. Also gut, du weißt, dass ich hier an der Schule nur eine vorübergehende Stelle bekommen hatte. Als Vertretung für eine Kollegin, die krankheitsbedingt ausgefallen war.«

»Ach je, ich ahne es. Diese Kollegin kommt jetzt zurück und sie setzen dich vor die Tür.«

»Ja, so sieht es aus.«

»Und da lässt sich nichts machen? Du bist eine tolle Lehrerin, die sollten dich nicht einfach gehen lassen.«

»Jetzt guck nicht so traurig. Ich habe eine neue Stelle.« Kelley knuffte mich lachend in die Seite, und mir fiel ein Stein vom Herzen.

»Na, Gott sei Dank. Darfst du die Klasse behalten? Das wäre ja gut, wenn die Kinder sich nicht noch mal auf eine neue Klassenlehrerin einstellen müssen.«

»Die neue Stelle ist nicht hier. Ich arbeite ab nächster Woche an der Elementary School in Millbury Creek.«

Es dauerte einen Moment, bis ich alle relevanten Informationen aus dem letzten Satz herausgefiltert hatte. In meinem Kopf wirbelte alles durcheinander.

»Was?« Ich hatte das dringende Bedürfnis, auf Stopp zu drücken und die Rückspultaste zu benutzen.

»Ich weiß, das kommt alles ein bisschen plötzlich.«

Kelley sah mich aus ihren leuchtend grünen Augen an und legte ihre Hand auf meine. Sie war eine richtige Schönheit. Mit ihren feuerroten langen Locken und den zahlreichen Sommersprossen entsprach sie zu hundert Prozent dem Klischee einer Irin. Ihre Eltern waren, als Kelley drei Jahre alt gewesen war, von Dublin nach North Carolina gezogen.

»Puh! Versteh mich bitte nicht falsch. Ich freue mich für dich, dass du direkt eine neue Stelle gefunden hast, aber …« Ich seufzte und machte eine Pause. »Mensch Kelley, ich werde dich vermissen. Mich einfach so hier allein zu lassen.«

»Schätzchen, Millbury Creek ist doch nicht in Alaska. Ich verspreche dir, dass wir uns durch meinen Umzug nicht weniger sehen.«

Was war nur mit mir los, dass ich so egoistisch dachte?

»Wissen es die Kinder schon?«

»Nein. Ich werde es ihnen morgen vorm Unterricht sagen und meine Nachfolgerin vorstellen. Caleb wird sie mögen. Mach dir keine Sorgen.«

»Okay.« Ich nickte und starrte auf das Weinglas vor mir.

»Wirklich, ich bin nicht aus der Welt«, munterte mich meine Freundin auf, dabei sollte ich für sie da sein, denn sie hatte eine Veränderung in ihrem Leben vor sich.

»Ach, Kelley …« Ich schloss meine Freundin fest in die Arme. »Es tut mir leid. Anstatt mich für dich zu freuen, versinke ich im Selbstmitleid.«

»Du musst dich nicht entschuldigen. Ich merke doch schon seit einiger Zeit, dass etwas auf deine Seele drückt. Magst du mir nicht sagen, was es ist?«

Ich zog meine Beine an und trank einen Schluck Wein.

»Es ist nur wegen Carson …«

»Was ist mit ihm?«

»In letzter Zeit frage ich mich immer wieder, ob es nicht doch ein Fehler war. Die Scheidung …«

»Wie kommst du darauf?«

»Caleb ist so traurig. Er vermisst seinen Vater.«

»Und mal abgesehen von deinem Sohn, was ist mit dir? Vermisst du Carson? Liebst du ihn noch?«

»Ich? … Nein, ich … ich liebe ihn nicht mehr. Ach, ich weiß nicht.«

»Du hast so sehr unter seinen langen Einsätzen gelitten, stundenlang haben wir geredet und ich hab dich getröstet. Ich glaube nicht, dass du einen Fehler gemacht hast. Du wärst nur immer unglücklicher geworden.«

»Du hast recht. Obwohl ich verheiratet war, hatte ich keinen Ehemann, keinen Partner und Vater für mein Kind. Er war nie da, wir waren ihm einfach nicht wichtig genug.«

»Manchmal glaube ich, Carson hat nur eine Frau gebraucht, um sich fortzupflanzen und um nicht allein zu offiziellen Anlässen erscheinen zu müssen«, sagte Kelley bissig.

»Du kannst ihn wirklich nicht leiden, hm?«

»Nein! Von Anfang an war mir klar, dass er dir nicht guttut.«

»Wir hatten auch schöne Momente«, erwiderte ich seufzend und spürte die Leere in mir drin immer deutlicher.

»Das will ich auch gar nicht abstreiten, Stacie.« Den mitleidigen Blick, den mir meine Freundin jetzt zuwarf, hätte sie sich auch sparen können. Dadurch fühlte ich mich noch mieser. Aber was konnte sie schon für meine verkorkste Ehe?

»Es wäre nur manchmal einfach schön, wenn da jemand wäre. Weißt du, was ich meine? Eine starke Schulter zum Anlehnen, jemand, der mich liebt und begehrt, in dessen Augen ich erkennen kann, dass ich noch eine Frau bin. Einfach jemand, bei dem ich mich auch mal fallen lassen kann.«

»Keiner sagt, dass du als geschiedene Frau für den Rest deines Lebens wie eine Nonne leben musst.« Kelley verzog grinsend ihr Gesicht und schüttelte den Kopf. »Geh doch auch mal wieder aus. Mach dich hübsch, lerne einen Mann kennen, und wenn es nur für eine Nacht ist.«

»Das geht nicht. Ich habe doch überhaupt keine Zeit für Dates. Caleb braucht mich. Das kann ich ihm einfach nicht antun.«

»Dein Sohn ist jetzt acht Jahre alt. Er wird das verkraften. Du musst wirklich auch mal an dich denken. So, und jetzt bringen wir dich mal so richtig in Stimmung.« Kelley griff nach der Fernbedienung, grinste mich verschmitzt an und startete den Film.

Kapitel 2

Zane

Aufgepeitscht vom Adrenalin jagten die Endorphine durch meinen Körper und versetzten mich in einen Zustand, nach dem ich süchtig war. Ich war süchtig nach Geschwindigkeit, süchtig nach diesem Hochgefühl, das sich nur auf der Rennstrecke einstellte. Mit atemberaubender Geschwindigkeit fuhr ich in die Steilkurve ein und wurde durch die Fliehkräfte in meine Sitzschale gepresst. Mein Rennwagen hatte endlich das passende Setting und war optimal für das nächste Rennen eingestellt. Seit Stunden war das ganze Team schon mit den Testfahrten beschäftigt, und so langsam waren bei mir Zweifel aufgekommen, dass wir die richtige Feineinstellung finden würden.

Deshalb war ich wie ein Besessener immer wieder rausgefahren und hatte Runde um Runde gedreht. Nachdem ich im letzten Jahr den Cuptitel gewonnen hatte, fühlte ich mich regelrecht angefixt vom Erfolg. Ich wollte wieder gewinnen, es noch einmal schaffen. Nur so hatte ich das Gefühl, etwas wert zu sein. Mein ganzes Leben hatte mich immer nur gefickt und mir das Gefühl gegeben, ein nutzloser Niemand zu sein.

Endlich war ich auf der Überholspur, dort angekommen, wo ich schon immer sein wollte.

»Besprechung in fünf Minuten«, bellte Mitchs Stimme im Funkgerät, als ich gerade in die letzte Kurve vor der Pitlane einfuhr. Ich nahm den Fuß vom Gas und bog in die Boxengasse ein. Hier auf dem Charlotte Motor Speedway fühlte ich mich zu Hause. Auf keiner Rennstrecke fuhr ich mehr Meilen als hier. Ich kannte jede Bodenwelle, jede auch noch so kleine Veränderung im Asphalt.

Mein Teamkollege Tyler Hatfield hatte seinen Camry schon abgestellt und wartete auf mich. Ich parkte neben ihm, stieg aus, und gemeinsam gingen wir in den Briefingraum, wo Mitch und ein Teil der Mechaniker schon auf uns warteten. Ich nahm meinen Helm ab, zog die Feuerschutzhaube über den Kopf und wischte mit dem Handrücken den Schweiß aus dem Gesicht.

»Gute Arbeit, Cooper.« Tyler hielt mir seine Hand hin, und ich schlug ein.

»Hab nicht mehr dran geglaubt, dass wir es heute noch schaffen«, entgegnete ich und öffnete die Tür zum Briefingraum.

Ich war froh, dass wir beide unsere Differenzen beigelegt hatten. Als Hatfield letztes Jahr neu ins Booth Thunder Racing Team gekommen war, hatte ich ihm die Pest an den Hals gewünscht. Vom ersten Moment an war mir klar gewesen, dass er mir das Wasser reichen konnte, und ich hatte plötzlich Panik bekommen, nicht mehr gut genug fürs Team zu sein. Mitch hatte mir vor vier Jahren die Chance meines Lebens gegeben, hatte an mich und mein Talent geglaubt und mich aufgebaut, meine Selbstzweifel bekämpft und war so etwas wie eine Vaterfigur für mich geworden. Er war der Einzige, der über meine Vergangenheit Bescheid wusste, und ich konnte mich darauf verlassen, dass er niemandem davon je erzählen würde. Es sollte auch niemand davon erfahren. Ich war schon immer allein mit meinen Dämonen fertiggeworden und würde das auch in Zukunft schaffen.

Im Grunde war Hatfield gar kein übler Typ, auch wenn wir vermutlich nie beste Freunde würden. Aber wir konnten wenigstens zusammenarbeiten, ohne uns ständig an die Gurgel zu gehen. Inzwischen machte es mir auch nicht mehr so viel aus, dass er mit meiner Ex, meiner großen Liebe Summer zusammen war. Aber auch das hatte ich selbst versaut.

»Sind alle da? Dann können wir anfangen.« Mitch, unser Teamchef, schloss die Tür des Briefingraums und setzte sich an den Tisch.

»Wir haben noch jede Menge Arbeit vor uns. Die Autos sind zum jetzigen Zeitpunkt alles andere als optimal eingestellt. Die Zusammenarbeit zwischen euch Fahrern und den Mechanikern lässt in den letzten Tagen zu wünschen übrig. Leute, kommuniziert miteinander, sonst können wir den ganzen Mist vergessen.«

Mitch war wütend, weil es im Training gestern und heute nicht besonders gut gelaufen war. Aber ich fand, dass er viel zu sehr dramatisierte, hielt jedoch meine Klappe, sonst würde ich wieder der Prellbock sein.

»Wir können nur umsetzen, was Tyler und Zane uns mitteilen«, meldete sich Billy, einer der Mechaniker, zu Wort.

»Was habt ihr denn? Ich gebe euch doch über Funk durch, was nicht stimmt«, verteidigte sich Hatfield. Ich schnaubte angepisst, denn die Mechaniker taten immer so, als würden sie die Rennen gewinnen und nicht wir Fahrer.

»Bitte, keinen Streit. Ich möchte, dass in Zukunft die Kommunikation untereinander noch besser läuft. Verstanden?« Mitch sah in die Runde, und alle nickten. Anschließend tauschten wir uns über die Ergebnisse der letzten Testfahrten aus, analysierten die Fehlerberichte und überlegten gemeinsam, was wir noch verbessern könnten.

»Zane, Tyler, ich möchte, dass ihr jetzt duschen geht und euch umzieht.«

»Ich wollte noch ein paar Runden drehen, Mitch«, protestierte ich, denn ich verspürte keine große Lust, schon bald nach Hause zu gehen. Dort erwartete mich meine Freundin Devon. Wir hatten schon seit einiger Zeit was am Laufen, aber so richtig als Paar waren wir erst vor ein paar Monaten zusammengekommen. Für mich hatte sich alles so richtig angefühlt, so, als wäre das Leben endlich mal wieder auf meiner Seite. Eine hübsche Frau, die ich über alles liebte, wollte ihr Leben mit mir teilen, vielleicht sogar eine Familie gründen. Aber scheiße war es. Seit Devon bei mir eingezogen war, gab es ständig Zoff. Sie zickte wegen alles und jedem rum, war mit nichts zufrieden. Von Woche zu Woche war mir mehr bewusst geworden, dass Devon nicht die Frau war, für die ich sie gehalten hatte. Und auch der heutige Abend würde wieder nur im Streit und in Frustration enden. Verdammt! Und trotzdem hing ich an ihr, kam nicht von ihr los. Noch so eine Sache, nach der ich süchtig war.

»Heute wird nicht mehr gefahren. Die Autos sind für den Moment abgestimmt. Ihr habt gleich einen Fototermin, Jungs.«

»Mit wem?« Genervt verschränkte ich die Arme vor der Brust.

»Wir stellen noch in dieser Woche unseren neuen Sponsor vor. Die haben heute Vormittag die neuen Rennoveralls vorbeigebracht. In einer halben Stunde ist die Presse da. Also Beeilung, Jungs.«

Auch gut, dachte ich mir. Zwar fühlte ich mich heute nicht danach, in eine Kamera zu schauen, aber Publicity war wichtig für uns. Für jeden von uns, deshalb ließ ich diese Termine auch ohne zu murren über mich ergehen. Ich nahm Mitch das Päckchen mit meinem Overall ab und ging in die Duschräume. Tyler folgte mir.

»Wie geht es Summer?«, wollte ich von meinem Teamkollegen wissen. Seit die beiden in Charlotte wohnten und sie wieder als Ärztin arbeitete, sah ich sie kaum noch.

»Im Moment ist sie der Notaufnahme zugeteilt. Sie muss viele Nachtschichten schieben. Aber sie meinte, es gefalle ihr dort, obwohl es sehr stressig sei. Sie kann sich vorstellen, später in der Notaufnahme zu bleiben.«

»Das passt zu ihr.« Ich musste schmunzeln. Summer war schon immer mehr für andere als für sich selbst da gewesen, opferte sich auf und genoss das Gefühl, gebraucht zu werden. Plötzlich spürte ich einen bohrenden Schmerz in meinen Eingeweiden. Warum nur hatte ich die Geschichte mit ihr versaut. Sie war ein Geschenk des Himmels an mich gewesen. Zane, du bist doch echt ein Arschloch, hast es nicht anders verdient. So war schon mein ganzes verdammtes Leben gewesen.