Spellbound – Verzaubert in Paris - Sarah M. Kempen - E-Book

Spellbound – Verzaubert in Paris E-Book

Sarah M. Kempen

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Beschreibung

Das Buch zur magischen Ballett-Serie »Spellbound«

Die 15jährige Cece Parker-Jones aus den USA ist überglücklich, dass sie ihre Ballett-Ausbildung an der berühmten Ballettschule der Pariser Oper fortsetzen darf. Doch die neuen Mitschüler, das französische Schulsystem und die unterschiedlichen Lehrmethoden im Ballettsaal machen ihr den Start nicht gerade einfach. Als Cece jedoch im Haus ihrer Tante ein geheimnisvolles Buch mit Zaubersprüchen findet, hebt sie versehentlich den Schutzzauber auf, der ihre wahre Identität verbirgt. Nicht einmal Cece selbst wusste, dass sie aus einer Familie von Zauberern stammt und enorme magische Kräfte besitzt! Turbulente Zeiten stehen ihr bevor!

Das Buch zur magischen TV-Serie von den Machern von »Find me in Paris«, ausgestattet mit 32 farbigen Filmfotos!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 191

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Sarah M. Kempen

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Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Dataminings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor.

Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

© 2023 cbj Kinder und Jugendbuchverlag in der

Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Alle Rechte dieser Auflage vorbehalten

Licensed by ZDF Studios GmbH, Mainz

Geschrieben von Sarah M. Kempen, basierend auf der TV-Serie

»Spellbound – Verzaubert in Paris«

Produziert von Cottonwood Media in Koproduktion mit ZDF,ZDF Studios und Opéra national der Paris

Die Drehbücher wurden geschrieben von Jill Girling und Lori Mather sowie Arun Blair-Mangat, Andrew Burrows-Trotman, Isaac Tomiczek, Nada Yousif, Abena Taylor Smith Musik von Alexandre Lessertisseur

Regie: Alexander Jacob, Annie Bradley und Robert Burke

Produzenten: Zoé Carrera Allaix, Cécile Laurenson und David Michel

Umschlaggestaltung: Romy Pohl unter Verwendung eines Filmfotos

Foto Eddy Brière -Gestaltung Silenzio

Fotos Innenteil: Nicolas Velter / Florian Astrodau

Spellbound © 2023 Cottonwood Media – ZDF – ZDF Studios – Opéra national de Paris. Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Carola Henke

hf · Herstellung: UK

Satz und E-Book-Konvertierung: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 978-3-641-31686-0V001

www.cbj-verlag.de

Kapitel 1

Kapitel 1

Willkommen in Paris

Cece Parker-Jones starrte die Pariser Oper an, die sich vor ihr in all ihrer Pracht erhob. Sie war tatsächlich hier, in Paris. In Europa. Und ab heute war sie Schülerin der Ballettschule der Pariser Oper, einer der renommiertesten Ballettschulen der Welt. Sie! Ein 15-jähriges Mädchen aus einer Kleinstadt bei Boston, das bisher an einer eher unkonventionellen Ballettschule gelernt hatte. Und doch hatte Miss Arlene ihr dort anscheinend genug beigebracht, um hier angenommen zu werden.

»Hey, bist du Cece?«

Cece drehte sich um. Ein Junge in ihrem Alter stand vor ihr. »Ja, genau!«

Der Junge strahlte. »Ich bin Jack Ryder. Aus Toronto. Wir sind zusammen in der dritten Klasse.«

In Frankreich wurden die Klassenstufen rückwärts gezählt. Das bedeutete, dass sie in drei Jahren ihren Abschluss machen würden.

Jack fuhr fort: »Ich kenne deine Hip-Hop-Videos, die sind der Wahnsinn. Wenn du so ablieferst, wirst du das an der Schule rocken.«

Cece war sich nicht so sicher. »Danke, aber das hier ist Ballett!«

Das war nun wirklich eine ganz andere Hausnummer.

Die Schule war beeindruckend, groß und hell. Schüler und Schülerinnen jeden Alters schwirrten bereits durch die Gänge. Jack machte sich sofort auf zu einem Tresen, um seine Begrüßungsmappe in Empfang zu nehmen, die von einem ihrer neuen Klassenkameraden, Finn Cassidy, verteilt wurden. Cece hätte sich bestimmt noch ewig staunend umgeschaut, hätte an dem Tresen nicht ein Mädchen gestanden, das ihr sehr bekannt vorkam. »Simone!«, quietschte sie.

»Cece!«, rief diese nicht weniger laut. Die beiden rannten aufeinander zu und umarmten sich. »Ich freu mich so, dich zu sehen!«

Ein Räuspern ertönte. Neben ihnen stand ein rothaariges Mädchen und betrachtete sie abschätzig von oben bis unten. »Woher kennt ihr zwei euch?«

»Wir haben den ganzen Sommer gechattet«, erklärte Cece aufgeregt.

Das Mädchen zog eine Augenbraue hoch. »Tja, während eurer Videochats habe ich trainiert. Das unterscheidet die Loser von denen an der Spitze.«

Cece und Simone tauschten einen verwirrten Blick. Was war denn mit der los?

Finn grinste die Rothaarige wissend an. »Und wahrscheinlich hast du auch fleißig laminiert, was, Mia?«

Mia verdrehte die Augen. »Ha, ha, mein Laminier-System ist äußerst erfolgreich. Also ja, allerdings.«

»Faszinierend«, gab Finn zurück. Dann klatschte er in die Hände. »Okay, Leute. Wir müssen in dreißig Minuten im Ballettstudio sein. Geht, zieht euch um und kommt pünktlich! Monsieur Castillo dreht durch, wenn wir zu spät kommen.«

»Ich bin echt nervös«, gab Cece zu, als sie, bei Simone eingehakt, die Treppe hochging.

Mia drängelte sich an ihnen vorbei. »Zu Recht. Das Programm ist irre hart. Glaubt mir, ich hab mit acht hier angefangen. Strengt euch besser an. Ihr Newbies müsst euch erst noch beweisen.«

Cece und Simone rollten mit den Augen – dann liefen sie ihr lachend nach. Diese Angeberin würde ihnen sicher nicht die Laune verderben.

Als Cece das Studio betrat, fiel ihr die Kinnlade herunter. »Wow«, entwich es ihr. Es war ganz anders als in ihrer Schule zu Hause. Viel professioneller. Eine breite Fensterfront zeigte den Blick auf Paris und an allen Wänden befanden sich Spiegel. Hier würde sie jetzt jeden Tag trainieren. Langsam begriff sie, dass sie wirklich an der Ballettschule der Pariser Oper war. »Das ist echt unglaublich!«

Finn zählte die anwesenden Jugendlichen und runzelte die Stirn. »Hm. Sollten hier nicht maximal sechzehn von uns sein?«

»Ich wollte gerade genau dasselbe sagen«, pflichtete Mia ihm bei.

In dem Moment betrat ein Junge den Raum. Und Cece kam schon wieder nicht aus dem Starren heraus. Der Junge sah unfassbar gut aus. War denn alles hier umwerfend? »Woah, du siehst so was von süß aus«, entwich es ihr. Erst als der Junge ihr einen verwunderten Blick zuwarf, bemerkte sie, dass sie es laut gesagt hatte. Wie peinlich! »Das ist Benoit Ducasse«, flüsterte Jack ihr zu. »Mein supernerviger Mitbewohner.«

Cece sah gerade noch, wie Benoit sie musterte und die Augen verdrehte. »Und superunhöflich ist er auch«, murmelte sie.

»Guten Morgen«, erklang es, und alle fuhren herum. Monsieur Castillo, der Leiter der Schule und ihr Lehrer, hatte das Studio betreten. Schnell stellten alle Schülerinnen und Schüler sich in einer Reihe auf. »Willkommen an der Ballettschule der Pariser Oper!«

Cece kam aus dem Grinsen nicht heraus. »Das ist der beste Tag meines Lebens«, zischte sie Simone zu.

»Jedoch«, unterbrach Monsieur Castillo ihre gute Laune, »stecken wir in einer für uns untypischen Krisensituation. Es geht dabei um eine Art von, nun, Planungsfehler. Es sollten nicht mehr als sechzehn Schüler in dieser Klasse sein – und jetzt sind es sechsundzwanzig.«

Cece und Simone warfen sich einen erstaunten Blick zu. Das war ja wirklich ein riesiger Fehler.

»Wir haben stundenlang besprochen, wie wir das Problem aus der Welt schaffen wollen«, fuhr Monsieur Castillo fort. »Es ist zwar nicht ideal, aber es ist die einzige Lösung, die uns fair erscheint: Ihr alle werdet erneut für euren Platz an dieser Schule vortanzen.«

Sofort brach ein Tumult unter den Schülern und Schülerinnen aus. Alle schrien durcheinander.

»Was?«

»Das kann doch nicht wahr sein!«

Auch Cece konnte es nicht glauben. Sie war endlich hier – und jetzt musste sie vielleicht wieder gehen?

»Okay, beruhigt euch bitte!«, unterbrach Monsieur Castillo das Chaos, und sofort kehrte wieder Ruhe ein. »Dieses Malheur tut mir furchtbar leid, aber es ist die einzige Möglichkeit. Die erste Auswahlrunde findet morgen statt.«

»Schon morgen?«, rief Cece überrascht. »Also, dem Tag nach heute?«

Monsieur Castillo musterte sie verwirrt. »Ja. Das … wäre dann morgen. Und dann trägst du bitte Spitzenschuhe.«

Cece sah hinunter zu ihren nackten Füßen. »Oh, ich tanze lieber barfuß. So bleibe ich mit dem Boden verwurzelt.«

Monsieur Castillo hob skeptisch die Augenbrauen. »Nun, falls du mit dieser Schule verwurzelt bleiben willst, tanzt du besser Spitze wie alle anderen Tänzerinnen auch.«

Er wandte sich wieder an die ganze Klasse. »Alle tanzen ein Stück aus dem Repertoire. Dieselbe Stelle, daher kennt ihr schon die Choreografie: der Auftakt von ›Don Quichotte‹. Die Technik wird hierbei entscheidend sein. Alles klar?« Alle nickten. »Gut«, sagte Monsieur Castillo. »Dann wünsche ich euch viel Glück!«

Cece bemerkte, dass die Jungen sich verbeugten und die Mädchen einen Knicks machten, als Monsieur Castillo davonging. Schnell knickste sie auch. Anscheinend tat man das hier, um einem Lehrer den Respekt zu erweisen. Etwas, was es an ihrer alten Schule nicht gegeben hatte.

Sofort verteilten die Schüler und Schülerinnen sich im Raum und begannen zu üben. Cece lief zu Simone. »Wie soll ich dieses Stück denn bitte in quasi fünf Sekunden lernen?«

Simone musterte sie verwirrt. »Komm, du kennst doch den Auftakt von ›Don Quichotte‹, das ist Repertoire. Deshalb hat er es ausgewählt.« Erschrocken stellte Cece fest, dass tatsächlich jeder im Raum dieses Stück in- und auswendig zu kennen schien. Nur sie nicht.

Das wurde wohl auch Simone klar. Sie lächelte Cece aufmunternd zu. »Komm, ich zeige es dir.«

Cece war ihrer Freundin wirklich dankbar, aber es waren so viele Schrittfolgen und Posen, und Simones Technik war so ganz anders als die, die sie gelernt hatte.

Sie hörte, wie Jack, Benoit und Mia an der Seite abfällig über sie tuschelten. Na prima. Dadurch konnte Cece sich noch viel weniger konzentrieren.

»Okay, warte mal«, unterbrach Simone sie. »Was soll dieses Geflatter?« Sie machte mit den Armen eine wellenförmige Bewegung. Cece erkannte sie wieder: Es war eine Bewegung, die sie beim Tanzen immer machte. Ihr ganz eigener Stil, den sie sich angeeignet hatte. Aber Simone schien er zu irritieren. Genau wie die anderen. »In meiner alten Tanzschule hat man nicht so viel Wert auf Technik gelegt«, gab sie zu. »Miss Arlene wollte, dass wir unseren ganz eigenen Style entwickeln.«

Simone starrte sie an. »Tja, das ist das komplette Gegenteil zu der Ausbildung hier.«

Jack konnte es anscheinend nicht länger mit ansehen. »Okay, das war«, er suchte nach dem Wort, »grauenhaft.« Cece zuckte zusammen. Das konnte sie nun nicht auch noch gebrauchen.

»Wir fangen noch mal von vorne an«, sagte Jack dann aber. Offenbar war auch er gewillt, ihr zu helfen. »Ein paar von deinen Moves sind einfach zu viel.« Er schielte zu Ceces Füßen. »Und du musst wirklich auf Spitze tanzen.«

Cece war nicht begeistert davon. Aber es half nichts.

Benoit und Mia betrachteten sie weiter abschätzig, während Cece erneut mit der Choreo begann.

»Wenn hier einer rausfliegt, dann ja wohl sie«, murmelte Benoit.

»Auf jeden Fall«, bemerkte Mia. »Sie sieht aus wie ein verirrtes Alpaka.« Die zwei begannen zu kichern, und Cece versuchte, sie zu ignorieren. Sie hatte nun wichtigere Probleme.

Kapitel 2

Kapitel 2

Das Vortanzen

Am Nachmittag begleitete Simone Cece nach Hause. Die meisten Schüler und Schülerinnen wohnten in der Ballettschule selbst und Simone war eine von ihnen. Cece jedoch wohnte bei ihrer Tante Ginger, die den Pariser Zweig der »W-Apotheken« führte. »W« hatte sich auf Naturheilkunde spezialisiert und führte selbst gemachte Cremes, Öle und Badezusätze mit einem ganz besonderen Extra. Ceces Mutter hatte damals die ersten Mischungen in ihrem Keller hergestellt, doch jetzt gab es Filialen auf der ganzen Welt.

Cece war furchtbar aufgebracht, als sie in den Laden stürmte. Sie ließ ihre Tante gar nicht zu Wort kommen, die gerade aus dem Hinterzimmer kam, wo sie wohl an neuen Rezepten getüftelt hatte. »Ich bin verloren, Tante Ginger. Diese Schule ist supertechnisch, und wegen eines blöden Planungsfehlers sind wir doppelt so viele Schüler und müssen noch mal vortanzen, und ich werde so was von rausfliegen!« Cece schnappte nach Luft.

»Atme erst mal tief durch«, versuchte Ginger sie zu beruhigen. »Also, was ist passiert?«

Cece war den Tränen nahe, also erklärte es Simone: »Cece ist eine tolle Tänzerin, aber ihr fehlt die Technik. Ich hatte die an meiner alten Schule, aber Cece …«

Cece fiel ihr ins Wort: »Aber ich habe gelernt, meine ›Gefühle‹ auszudrücken. Und ich musste nur Spitzenschuhe tragen, wenn ich wollte. Aber hier geht es nicht ohne! Ich weiß nicht mal, ob meine Füße noch in diese Schuhe passen!«

Cece sah Ginger erwartungsvoll an. Die wusste wohl nicht so recht, wie sie mit der Situation umgehen sollte, also stammelte sie: »Äh, keine Sorge. Ich, äh … hole mal ein paar Sachen von oben und dann schaffen wir das!« Schnell huschte sie davon, wohl froh, aus der Schusslinie zu kommen.

Cece verdrehte die Augen. »Na toll, ich rieche einfach an ein paar ätherischen Ölen und dann wird alles super.« Das war nämlich Gingers Lösung für alles. Aber diesmal würde das nicht reichen. »Das schreit nach Schokolade – und ich weiß, dass Ginger hier überall im Laden welche versteckt. Komm!« Schon stürmte Cece ins Hinterzimmer.

Während Cece sofort begann, die Schränke und Schubladen aufzureißen auf der Suche nach Schokolade, sah Simone sich staunend um. Nun ging es ihr so, wie es Cece in der Ballettschule ergangen war. »Kaum zu fassen, dass ich in den heiligen Hallen einer W-Apotheke bin.«

Überwältigt schritt sie die Regale entlang und strich über die kleinen Pakete und Gläschen.

Cece, für die das alles ganz normal war, ließ sich nicht von ihrer Mission abbringen. Erst bei einer Schublade im Schreibtisch ihrer Tante hielt sie inne. Es sah so aus, als könnte man den Boden der Schublade einfach so wegschieben. Sie probierte es – und tatsächlich gab die Schublade ein Geheimfach frei. Das war ja unglaublich.

In dem Geheimfach befand sich ein altes, schweres Buch, auf dem die Aufschrift »Das Buch der Jones« stand.

Verwundert nahm Cece es heraus. Das musste das Rezeptbuch ihrer Tante sein. Warum hatte sie es versteckt?

Cece legte es auf den Tisch – und plötzlich öffnete sich das Buch wie von Zauberhand und blätterte bis zu einer bestimmten Seite in der Mitte vor. Cece zuckte zurück. Wie war das denn gerade passiert? Neugierig inspizierte sie die Seite. Links befand sich ein seltsames Symbol, ein Kreis mit einem Dreieck in der Mitte. Cece fuhr mit dem Finger über das Dreieck. Rechts stand ein Spruch: »Bist du nett und lässt sie frei, eilt ihr Feind sogleich herbei«, las sie laut. Es klang fast wie ein Zauberspruch. Sie spürte ein seltsames Kribbeln in der Hand und meinte, dass die Luft ein wenig violett schimmerte. Aber das bildete sie sich bestimmt nur ein. So umgeben von Kräutern und Tinkturen konnte man schon mal an Magie glauben. Sie hob die Hände – und das Buch klappte sich wie von selbst zu. Merkwürdig. Aber bei alten Büchern konnte so was sicher mal passieren.

Am nächsten Morgen kreisten Ceces Gedanken nur um das Vortanzen. Tante Ginger lehnte sich an die Wand, während Cece ihre Sachen in die Tasche warf. »Wie geht es dir?«, fragte sie.

Cece, die gerade ihre Wasserflasche hatte einpacken wollen, hielt inne. »Was, wenn ich es nicht schaffe? Ich weiß, dass ich gut genug bin. Ich brauche nur etwas Zeit, um die Technik zu lernen.«

Ginger zögerte, dann streckte sie die Hand aus. »Gib mir mal deine Wasserflasche. Ich habe da eine besondere Mischung, die deine Nerven beruhigen wird und dir jede Menge Energie gibt.«

Cece reichte sie ihr und sah, wie Ginger den Inhalt eines Kräuterpäckchens mit der Aufschrift »Rosarote-Brillen-Zauber« in Ceces Flasche schüttete und den Spruch murmelte, der auf dieser Kräutermischung aufgedruckt war – eine kleine Besonderheit der W-Kräutermischungen. Cece lächelte. Die richtigen Kräuter für jedes Problem. Ihre Tante war manchmal schon etwas seltsam.

Das Vortanzen fand im berühmten Palais Garnier statt. Monsieur Castillo saß mit zwei anderen Prüfern am Tisch und begutachtete die einzelnen Tänzer und Tänzerinnen in Gruppen. Gerade tanzten Mia und Simone. Cece war direkt nach ihnen dran. Ihre Nervosität wuchs. Die beiden waren so unglaublich gut. Wie sollte sie da nur herankommen? Schließlich endete die Musik.

»Vielen Dank!«, rief Monsieur Castillo. »Die nächste Gruppe, bitte!«

Jetzt ging es um alles! Schnell nahm Cece noch einen tiefen Schluck aus ihrer Wasserflasche und hoffte, dass Tante Ginger recht gehabt hatte. Sie konnte es nicht gebrauchen, dass ihre Nerven mit ihr durchgingen.

Die Musik setzte ein und Cece begann zu tanzen. Doch es dauerte nur wenige Sekunden, da geriet sie aus dem Takt. Sie sah, wie die anderen Tänzerinnen graziös die Schritte setzten, als hätten sie nie etwas anderes getan. Cece jedoch kam nicht hinterher. Sie musste sich so sehr auf die Choreo konzentrieren, dass sie alles, was Simone ihr über Technik gesagt hatte, wieder vergaß. Sie sah in die Gesichter der Juroren und der anderen Schüler und Schülerinnen und traf auf fassungslose Mienen. Oh nein! Sie durfte jetzt nicht aufgeben. Das war ihre einzige Chance! Bei der nächsten Pirouette suchte sie Simone – und sah, wie ein Lächeln sich auf dem Gesicht ihrer Freundin ausbreitete. Auch die anderen Schüler und Schülerinnen betrachteten sie staunend und selbst Monsieur Castillo nickte anerkennend. Konnte sie es tatsächlich schaffen? Da endete die Musik und Cece blieb in der Endpose stehen. Hoffentlich hatte es gereicht.

Plötzlich wurde alles dunkel. »Huch? Ein Stromausfall?«, rief Monsieur Castillo. Die ganze Klasse und auch Cece sahen sich um. Was war denn jetzt los? Doch bevor sie sich richtig wundern konnte, wurde sie plötzlich gepackt und auf den Gang der Oper gezogen.

Kapitel 3

Kapitel 3

W steht für Wizen

Zwei Mädchen hielten sie fest. »Es tut uns so leid«, sagte das eine, dessen Haare bunt gefärbt waren.

»Wer seid ihr? Lasst mich los!«, rief Cece.

Und tatsächlich gehorchten die Mädchen. »Ich bin Amy«, stellte das Mädchen sich vor. »Und das ist Lola.« Sie deutete auf das andere Mädchen mit Flechtzöpfen.

Diese packte sie wieder am Arm. »Wir müssen hier weg. Es kommt, beeilt euch!«

»Was kommt?«, rief Cece verwirrt und bewegte sich keinen Schritt.

Lola deutete auf die andere Seite der Empore. »Das!«

Eine riesige rote Staubwolke breitete sich durch das ganze Treppenhaus aus. Blitze zuckten bedrohlich darin. Was war das?

»Los jetzt!«, rief Lola, und schon sprinteten sie und Amy den Gang entlang.

»Wartet!«, rief Cece und deutete auf ihre Spitzenschuhe. »In denen kann ich nicht rennen!«

Lola wirbelte herum, deutete auf Ceces Füße und murmelte: »Sie braucht fix andere Schuhe, die besser sitzen, gebt ihr Sneaker, damit kann sie flitzen!« Es blitzte violett und plötzlich trug Cece ihre Turnschuhe.

Sie starrte Lola an. »Wie hast du das gemacht?«

»Nicht jetzt. Komm!«

Lola und Amy packten Cece und gemeinsam rannten sie die Gänge der Oper entlang. Die Staubwolke war ihnen dicht auf den Fersen.

Sie rannten bis in den Opernsaal und zur Bühne. Amy und Lola stürmten zur Seite weg, doch als Cece sah, dass die Staubwolke sie fast erreicht hatte, gehorchten ihre Beine ihr nicht mehr. Die Angst ließ sie erstarren. Aus Reflex kniete sie sich auf den Boden und versteckte den Kopf unter den Händen. Jede Sekunde würde das Staubmonster sie erreichen. Doch das tat es nicht. Sie schielte hoch. Um sie herum hatte sich ein violett schimmernder Schild geschlossen, wie ein Kokon. Als der Staub darauf traf, löste er sich einfach auf. Schließlich war er gänzlich verschwunden und auch der Schutzschild löste sich auf.

Schon waren Lola und Amy bei ihr und zogen sie hoch.

»Sagt mir jemand, was das war?«, rief Cece.

Lola packte ihre Hand. »Wir erklären dir alles, aber erst mal müssen wir hier raus, solange wir noch können!«

Erst als sie in der W angekommen waren, fühlten die drei sich in Sicherheit. Cece stemmte die Hände in die Hüften. »Ihr erzählt mir jetzt sofort, wer ihr seid und was los ist!«

»Okay, okay!«, rief Amy und sah fragend zu Lola. Die nickte ihr zu. Amy holte tief Luft. »Wir sind Hexen. Und du bist auch eine.«

Cece war sicher, sich verhört zu haben. »Eine Hexe?«

»Ja«, ergänzte Lola. »Wir nennen uns Wizens. Alle Frauen aus deiner Familie sind welche und haben magische Fähigkeiten.«

»Aber wir haben keine Ahnung, was das für ein riesiger Staubball war oder wo er herkam.« Amy wandte sich an Lola. »Gut, dass du diesen Schutzschild gezaubert hast.«

Lola sah sie verwundert an. »Äh, ich dachte, du warst das?«

Langsam drehten sie den Kopf zu Cece. »Woah«, machte Amy. »Dann muss sie das getan haben!«

»Aber es liegt doch ein Schutzzauber auf ihr.« Lola war verwirrt. »Sie sollte gar nicht zaubern können, außer, er wurde irgendwie gebrochen.«

Cece wusste gar nicht mehr, was sie denken sollte. Tausend Gedanken wirbelten durch ihren Kopf. Eine Hexe? Ein Schutzzauber? Andererseits … »Da war so ein komischer Spruch in Tante Gingers Rezeptbuch, mit einem Symbol. Den habe ich aufgesagt.«

»Du hast deinen eigenen Schutzzauber gebrochen?«, fragte Amy überrumpelt.

»Deswegen hat wohl auch die Nadel ausgeschlagen!«, überlegte Lola und hielt einen alten Kompass hoch. »Er zeigt zuverlässig an, wenn mächtige Wizen-Kräfte in der Nähe sind. So haben wir dich gefunden.«

Amy packte Ceces Hände. »Das war ein krasser Zauber, der den Staubball vertrieben hat. Das kann nur heißen, dass du wirklich die erhoffte Allwissende bist!«

Das wurde Cece alles zu viel. Sie verstand nicht, wovon die Mädchen sprachen. Das konnte doch nur ein Scherz sein, ein blöder Trick. Obwohl … der Staubball und dieser Schutzschild hatten sehr echt gewirkt. Ihr Handy pingte. Eine Nachricht von Simone. »Wo bist du?«

Oh nein! Sie war einfach von dem Vortanzen weggelaufen. Sie musste zurück ins Garnier. Das war jetzt viel wichtiger als diese Hexensache. »Ich muss los!«

»Das geht nicht!«, rief Lola. »Du musst deine Fähigkeiten trainieren, deine Magie ist besonders.«

»Ja«, pflichtete Amy ihr bei. »Alle Wizens haben auf dich gewartet. Wir haben unsere Kräfte so lange zurückgehalten, aber mit dir könnten wir die ganze Welt verändern. Wir brauchen dich.«

Cece schüttelte den Kopf. »Gerade ist mir nur wichtig, dass ich an der Schule bleibe.«

Damit rannte sie aus dem Haus. Doch Amy und Lola gaben nicht so einfach auf und folgten ihr.

»Bitte, du bist unsere Anführerin«, flehte Amy. »Das ist dein Schicksal, davor kannst du nicht einfach weglaufen.«

»Na klar, siehst du doch«, sagte Cece und lief einfach weiter.

»Aber mit Magie hättest du unglaubliche Kräfte, und du weißt nie, wann du sie mal brauchst«, rief Lola. »Und beim Ballett ist die Konkurrenz ziemlich groß, nicht wahr?«

Cece blieb stehen. Amy hatte ihren wunden Punkt erwischt. Was, wenn sie nicht gut genug war und von der Schule flog? Dann müsste sie ihren großen Traum aufgeben. Ein bisschen Magie könnte da tatsächlich helfen, falls die Mädchen doch recht hatten. Sie hatte wohl zu lange gezögert, denn schon war Amy direkt bei ihr. »Ich meine«, fuhr sie fort. »Warum willst du keine Magie nutzen, wenn du es doch könntest. Mehr sagen wir ja gar nicht.« Und plötzlich umarmte sie Cece, die sie sofort von sich stieß.

»Okay, und jetzt lasst mich bitte in Ruhe.« Schnell lief sie davon und bemerkte erleichtert, dass die beiden Mädchen ihr nicht folgten.

»Das hört sich alles ziemlich abgefahren an.«

Cece hatte Simone natürlich sofort alles erzählt. Von dem Staubball, den beiden Hexen und davon, dass auch sie eine sein sollte.

»Ich weiß, aber ich schwöre, es war echt!«

Zum Glück umarmte Simone sie. »Ich glaube dir.«

Das erleichterte Cece ungemein. Sie wollte wirklich nicht, dass ihre Freundin sie für verrückt hielt. Sie seufzte. »Warum passiert das alles ausgerechnet jetzt?«

Da kam Finn den Gang entlanggerannt. »Leute, die Liste hängt aus!«

Alle Schüler und Schülerinnen stürmten zum Schwarzen Brett. Dort hing die Liste derjenigen, die sich für die zweite Runde des Vortanzens qualifiziert hatten.

Cece fuhr die Liste mit dem Finger entlang. Mia war natürlich dabei, Jack, Finn und Benoit auch. Da war Simone und dann – da stand er schwarz auf weiß. Ihr Name. Cece Parker-Jones.

»Ich hab’s geschafft. Ich kann es nicht glauben!«

»Wir beide haben es geschafft!«, rief Simone. Sie fielen sich in die Arme und führten einen Freudentanz auf. Die anderen Schüler und Schülerinnen, die eine Runde weiter waren, tanzten mit.

Kapitel 4

Kapitel 4

Magisches Unwohlsein

Lange Zeit zum Ausruhen hatten sie allerdings nicht, denn nun ging es zur alles entscheidenden Runde. Danach würde feststehen, wer an der Schule bleiben durfte.