Spirituelle Medizin - Otmar Jenner - E-Book

Spirituelle Medizin E-Book

Otmar Jenner

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Beschreibung

Das neue Standardwerk der spirituellen Medizin Immer mehr Menschen wenden sich dem Geistigen Heilen zu, weil die Schulmedizin häufig versagt. Denn die Erfahrung zeigt: Es ist risikolos, frei von schädlichen Nebenwirkungen und hilft oft in hoffnungslosen Fällen. Otmar Jenner liefert eine seriöse Einführung in die Spirituelle Medizin und lehrt in praktischen Schritten, wie man selbst mit der Kraft des Geistes heilen kann.

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Seitenzahl: 370

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Otmar Jenner

Spirituelle Medizin

Heilen mit der Kraft des Geistes

Inhaltsverzeichnis

Widmung

Zitat

Zu Beginn: Warum jeder Mensch schon (mindestens einmal) Erfahrungen mit Geistigem Heilen gemacht hat

Teil A: Medizin und Spirituelle Medizin

1. Kapitel: Dr. med. Wolf Schriewersmann, der heilende Prediger

2. Kapitel: Dr. med. Dorothea Fuckert oder Der Atem des Ewigen

3. Kapitel: Dr. med. Wolfgang Bittscheid und die Helfer der Geistigen Welt

4. Kapitel: Drei Tage, drei Ärzte, eine Erkenntnis

Teil B: Die Philosophie der Spirituellen Medizin

5. Kapitel: Ein Geheimnis mit Folgen: Das erste Prinzip der Spirituellen Medizin

6. Kapitel: Herr Schweinehund und König Ratio

7. Kapitel: Was heißt hier Spirituelle Medizin?

8. Kapitel: Die Quelle Geistigen Heilens

9. Kapitel: Eine wirklich ungesunde Haltung

10. Kapitel: Woran die Schulmedizin krankt

11. Kapitel: Was das körperliche Symptom eigentlich zeigt

12. Kapitel: Das Körper-Geist-Seele-Modell

13. Kapitel: Menschliches und übermenschliches Bewusstsein

14. Kapitel: Das G-Wort oder Freie Namenswahl

15. Kapitel: Ein letzter Einwand gegen das Prinzip der Vollständigkeit

16. Kapitel: Der Spiegel als Feind der Vollständigkeit

17. Kapitel: Eine Härte namens Analyse

18. Kapitel: Der große Antagonismus oder Der Kampf der Hirnhälften

19. Kapitel: Von der Einsicht, nämlich der Sicht in das Eine

20. Kapitel: Der Gipfel und wieso man von hier oben alles ganz sieht

21. Kapitel: Das L-Wort und was es beinhaltet

Teil C: Angewandte Spirituelle Medizin

22. Kapitel: Der Anruf, das Bild, der Beginn

23. Kapitel: Mein Lehrer Attilio

24. Kapitel: Die Säule aus goldenem Licht

25. Kapitel: Heilsame Fragen

26. Kapitel: Das Feedback

27. Kapitel: Die Erdung oder Der verbindende Faden

28. Kapitel: Das Anhalten des inneren Monologs und die Wesensschau

29. Kapitel: Karma oder Die Muster, die Inkarnationen überdauern

30. Kapitel: Das menschliche Energiesystem, erster Teil: Sieben Räder

31. Kapitel: Die Reinigung der Chakren

32. Kapitel: Das menschliche Energiesystem, zweiter Teil: Die (un)sichtbaren Mäntel

33. Kapitel: Die Reinigung der Aura

34. Kapitel: Heilung

35. Kapitel: Ritual zur Vereinigung der Eltern

36. Kapitel: Der Dankes-Ritus für Mutter und Vater

37. Kapitel: Das Schließen der Chakren

38. Kapitel: Von Patienten, Krankheiten, Energien und der Matrix

39. Kapitel: Heilen auf der Transformationsebene

Teil D: Lehrbuch der Spirituellen Medizin

40. Kapitel: Eine Verbindung mit VIP-Faktor

41. Kapitel: Stolz, der große Verhinderer

42. Kapitel: Mensch, erinnere dich

43. Kapitel: Die Kunst des Erwachens als Disziplin der Spirituellen Medizin

44. Kapitel: Vom vollständigen Sehen

45. Kapitel: Der ruhende Blick, erste Übung

46. Kapitel: Der ruhende Blick, zweite Übung

47. Kapitel: Der ruhende Blick, dritte Übung

48. Kapitel: Atem-Übung zur Reinigung des Dritten Auges

49. Kapitel: Erste Übung zur Wahrnehmung von Energien

50. Kapitel: Zweite Übung zur Wahrnehmung von Energien

51. Kapitel: Dritte Übung zur Wahrnehmung von Energien

52. Kapitel: Vierte Übung zur Wahrnehmung von Energien

53. Kapitel: Fünfte Übung zur Wahrnehmung von Energien

54. Kapitel: Die erste Einbildungsübung: Platz da

55. Kapitel: Die zweite Einbildungsübung: Das Doppel

56. Kapitel: Die dritte Einbildungsübung: Die Harmonisierung der Chakren und Erdung

57. Kapitel: Die vierte Einbildungsübung: Erdung mit einem Silberfaden

58. Kapitel: Schweigen in allen Windungen: Wie man der inneren Stimme das Wort mit einem Wort entzieht

59. Kapitel: Erste Initiation zum Erwecken der Heilkräfte

60. Kapitel: Zweite Initiation zum Heiler, der sich selbst als Heiler träumt

61. Kapitel: Heilen mit Hilfe des Geistigen Führers

62. Kapitel: Der beste Lehrer und worauf es noch zu achten gilt

63. Kapitel: Wo wir wirklich helle sind

64. Kapitel: Warum es gut ist, die Anatomie zu kennen

65. Kapitel: Pendel, Ruten und andere Hilfsmittel

66. Kapitel: Spirituelle Psychologie, Teil 1: Warum Angst ein ständiger Begleiter ist

67. Kapitel: Spirituelle Psychologie, Teil 2: Die Grundformen der Angst und ihre Charaktertypen

68. Kapitel: Spirituelle Psychologie, Teil 3: Freud und seine Renegaten, Phasen der Geburt und die Spitze eines Eisbergs

69. Kapitel: Spirituelle Psychologie, Teil 4: Die erweiterte Landkarte der Psychostrukturen

70. Kapitel: Spirituelle Psychologie, Teil 5: Die Charakter-Typen und ihre Verbindung zur Astrologie

71. Kapitel: Spirituelle Psychologie, Teil 6: Angewandte Typenlehre

72. Kapitel: Spirituelle Psychologie, Teil 7: Weitere Besetzungen und das so genannte Böse

73. Kapitel: Spirituelle Psychologie, Teil 8: Wie sich Ängste bei der Behandlung auflösen lassen

74. Kapitel: Fernheilung und wie sie funktioniert

75. Kapitel: Die Rechtslage der Spirituellen Medizin

76. Kapitel: Paracelsus, Quacksalber und eine letzte Warnung

77. Kapitel: Ein vollständiges Lächeln und was es uns sagen will

78. Kapitel: Zum Schluss: Der Umschlag dieses Buches und was darauf zu sehen ist

Weizen im Spreu: Nachwort von Dr. Harald Wiesendanger, Philosoph, Psychologe, Experte für Geistiges Heilen

Begleitende Bücher

Über den Autor

Danksagung

FürJohanna

Nun schauen wir die Herrlichkeit des Herrn wie in einem Spiegel.

(2.Kor. 3,18)

Zu Beginn

Warum jeder Mensch schon (mindestens einmal) Erfahrungen mit Geistigem Heilen gemacht hat

Wie war das als Kind? Erst dröhnte der Kopf, dann flossen Tränen. Sie hatten sich gestoßen und liefen zu Ihrer Mutter, um sich trösten zu lassen. Die Mutter legte die Hand auf die schmerzende Stelle und sagte, ist doch gar nicht so schlimm, gleich tut es nicht mehr so weh.

War das angenehm?

Oder Sie waren schrecklich traurig und liefen zu Ihrem Vater, um sich bei ihm auszuweinen. Der nahm Ihren Kopf in beide Hände und sagte mit seiner tiefen Stimme einige beruhigende Worte.

Hat es geholfen?

Vielleicht verhielten sich Ihre Eltern weniger liebevoll, vielleicht waren es auch nicht Ihre leiblichen, sondern Ihre Pflegeeltern, die Sie großgezogen haben. Womöglich hatten Sie eine schlimme Kindheit voller unangenehmer Erfahrungen, und doch gab es eine Person, zumindest eine, die Ihnen liebevolle Zuwendung gegeben hat, die Sie in den Arm nahm, wenn Sie traurig waren, Sie tröstete, wenn Sie Trost brauchten.

Warum ich so sicher weiß, dass es in Ihrer Kindheit wenigstens eine Person gab, die Ihnen Zuwendung schenkte?

Ich weiß das, weil Sie dieses Buch sonst nicht in den Händen halten könnten. Sie hätten nicht die Kraft dazu. Sie wären nicht stark genug, um es hochzuheben, diese Seite aufzuschlagen, aufgeschlagen zu halten und darin zu lesen.

Sie wären wahrscheinlich zu schwach, um überhaupt zu lesen, ausgezehrt von einem tief sitzenden Mangel, in ursprünglichstem Sinne unterernährt, wenn nicht todkrank oder längst verhungert. Denn es würde Ihnen genau das fehlen, was Wachstum und Stärke, also jegliche Vitalität, überhaupt erst möglich macht. Eine besondere Art Nahrung, so überlebenswichtig wie die tägliche Mahlzeit: Lebensenergie. Auch Chi, Prana, Od, Orgon, Plasma, kosmisches Fluidum, universelle Kraft oder göttliche Energie genannt. Energie, die empfangen – und gegeben werden kann.

Allerdings niemals ohne Liebe, weil die Lebensenergie ohne eine liebevolle Verbindung nicht von einem Menschen zu einem anderen fließt.

Genauso sicher, wie ich sagen kann, dass Sie diese Energie empfangen haben, weiß ich, dass Sie Lebensenergie auch anderen Menschen gegeben haben. Wahrscheinlich Ihren Kindern, Ihrem Partner. Aller Wahrscheinlichkeit nach bei Bauch- oder Kopfschmerzen. Was taten Sie? Sie legten Ihre Hand darauf. Warum? Vermutlich, weil Sie genau wussten, dass die Schmerzen dadurch gleich besser würden. Möglicherweise ist Ihnen auch nur nichts Besseres eingefallen.

Dann erinnern Sie sich bitte jetzt: Hat es geholfen? War es heilsam?

Nicht zu reden von den vielen liebevollen Umarmungen für einen geliebten Menschen, bei denen Sie Ihre Lebensenergie auf heilsame Weise gegeben und ihn so genährt haben.

Das ist Spirituelle Medizin. Die Bezeichnung klingt unter Umständen fremd für Sie. Das macht gar nichts. Ebenso wenig wie die Widerstände oder Vorbehalte, die Sie gegenüber Geistigem Heilen oder Geistheilen haben. Spirituelle Medizin, Geistiges Heilen, Geistheilen meinen dasselbe: das Leiten von Lebensenergie. Und Sie haben es bereits praktiziert, mehr oder weniger bewusst, aber mit Erfolg.

Egal, was Sie von Geistheilern denken, egal, wie seltsam Ihnen Geistiges Heilen vorkommen mag, gleichgültig, ob Sie Leute für verrückt halten, die zu Geistheilern gehen, irrelevant, ob Sie Geistheilen als esoterischen Blödsinn einschätzen – es ist Ihnen gleichzeitig auch vertraut. Denn Sie haben mehr als einmal wie ein Geistheiler gehandelt und behandelt.

Bitte vergessen Sie das nicht während der kommenden Seiten, denn Ihre eigenen Erfahrungen und eigenen geistigen Fähigkeiten bilden die Grundlage für eine fruchtbare und tief greifende Beschäftigung mit Spiritueller Medizin.

Nicht wenige Menschen lehnen eine derartige Beschäftigung mit Nachdruck ab. Man könnte sie die unverbesserlichen Realisten nennen. Sie empfinden Spirituelle Medizin als Firlefanz, den sie weit von sich weisen. Eine Spinnerei mit manchmal zufällig eintretenden und durchaus nützlichen Placebo-Effekten, die ebenso zufällig zu Spontanheilungen führen können.

Dann gibt es noch die Phantasten. Sie sehen übersinnliche, gespensterhafte Kräfte am Werk, eine märchenhafte Zauberei, die auf magische Weise Lahme wieder gehen lässt, Blinde wieder sehen und Taube wieder hören, nicht zu reden von Krebs im Endstadium, Alzheimer und Multipler Sklerose. Solche «Kleinigkeiten» würden von guten Geistheilern gewissermaßen im Vorbeigehen kuriert. Einmal Handauflegen – und weg: für immer.

Genauso extrem werden Heiler selbst gesehen. Für einige Menschen sind sie lächerliche und glücklicherweise einigermaßen harmlose Eso-Spinner, die mit allerlei Humbug ihr Unwesen treiben, wenn aus irgendeinem bedauerlichen Grund kein Arzt mehr kommt, was nicht schlimm ist, weil ja ohnehin kaum noch was zu retten ist. Für andere sind sie gemeingefährliche Scharlatane, die sich einen Phantasie-Beruf anmaßen, der sie zu phantastischen Heilsversprechungen treibt und grotesken nicht minder phantastischen Selbstinszenierungen, die aber nur leichtgläubige Leute und Deppen beeindrucken.

Schließlich die Verklärer: Obgleich ihr Heiler ein Kette rauchender, übergewichtiger und unentwegt transpirierender Mensch mit schlechten Zähnen ist, der in einer voll gemüllten Wohnung haust, die nach Zigaretten und Essensresten stinkt und sie auch noch in ebender auf einer durchgesessenen Couch behandelt, halten sie ihn für die Wiedergeburt Christi, Buddhas oder Gott höchstpersönlich, nur weil eine Warze am Fuß nach nur einem Besuch plötzlich weg war oder der Darm hinterher nicht mehr ganz so laut gegluckert hat.

Die Wahrheit ist weit weniger spektakulär: Handauflegen hilft, Besprechen hilft, Energieübertragung hilft. Vor allem Eltern wissen das am besten, nur machen sie wenig Aufhebens davon.

Geistiges Heilen ist ganz einfach, denn es ist eines der natürlichsten Dinge der Welt. Allerdings ist es gleichzeitig auch ungeheuer kompliziert, wenn man es genauer erklären will. Dann steht der Autor, der darüber schreibt, plötzlich mit beiden Beinen fest in den Wolken, und all seine Erklärungen hören sich irgendwie nebulös und abgehoben an.

Kein Wunder, denn Geistige Heilkunst wird auf einer anderen Ebene praktiziert als beispielsweise Chirurgie. Ein Chirurg schneidet, sägt, schient, näht. Im besten Fall den bei einem Unfall abgetrennten Finger wieder an die richtige Stelle der Hand. Im ungünstigsten entfernt er das falsche Organ und vergisst auch noch eine Schere im Bauch des Patienten. In jedem Fall mechanische Vorgänge mit messbaren Ergebnissen.

Geistheilen ist alles andere, nur nicht das: mechanisch. Manchmal liefert es messbare Ergebnisse. Manchmal nicht. Und als logische Disziplin kann es zumindest bei flüchtiger Betrachtung ebenso wenig angesehen werden. Auch wenn Geistheiler zurzeit wachsenden Zulauf haben, Geistiges Heilen also ein Massenphänomen geworden ist und im Großen und Ganzen kein Geheimnis mehr, so bleibt es im Detail jedoch geheimnisvoll. Die besten Antworten auf brennende Fragen werfen neue Fragen auf. Das liegt in der Natur der Spirituellen Medizin. Immer wieder übersteigt sie menschliches Begriffsvermögen.

Umso mehr werde ich mich bemühen, ihre Inhalte und Methoden in präzise Worte zu fassen und zum Beispiel folgende Fragen zu beantworten:

Wie genau funktioniert Geistiges Heilen und wie wird es angewandt?

Kann Spirituelle Medizin alles und jeden kurieren?

Wie unterscheidet man gute Geistheiler von Scharlatanen?

Was spürt der Patient während der Behandlung durch einen Geistheiler?

Was macht einen Geistheiler zum Geistheiler?

Ist Geistheilen erlernbar? Kann jeder lernen, mit dem Geist zu heilen? Also auch ich, Leserin oder Leser dieses Buches?

Und: Muss ich Angst haben, zu einem Geistheiler zu gehen, weil mich die Erfahrung womöglich wahnsinnig macht?

Antworten auf diese Fragen finden Sie in diesem Buch. Gefolgt von weiteren Fragen und noch mehr Antworten. Es ist ein Lehrbuch. Es bündelt meine Erfahrungen als Geistiger Heiler und Leiter von Seminaren zu dem Thema, vermittelt die Grundlagen der Spirituellen Medizin und lädt zu deren praktischer Anwendung ein. Dafür ist es in vier Teile gegliedert.

Im ersten, Teil A, stelle ich zwei Ärzte und eine Ärztin vor, die eine klassische schulmedizinische Ausbildung genossen haben, dann Geistige Heilfähigkeiten an sich entdeckten und heute als Geistige Heiler arbeiten.

Im Teil B entfalte ich die Philosophie der Spirituellen Medizin und nenne deren Grundprinzipien.

Im Teil C beschreibe ich meine Behandlungsmethoden Schritt für Schritt anhand eines Falles, berichte von meinen Erfahrungen und erzähle, wie ich Geistiger Heiler wurde und wer mein Lehrer war.

Im Teil D findet sich ein Schulungsprogramm zum Geistigen Heilen. Dieser Teil sollte den Lektionen folgend durchgearbeitet werden.

Jeder Teil kann ohne Kenntnis der übrigen gelesen werden. Hilfreich ist es, das Buch von vorn nach hinten zu lesen, wie ich es auch geschrieben habe. Hilfreich ist es auch, das Buch von hinten nach vorn zu lesen. Wer das tut, lernt ganz und gar neu zu denken und zu begreifen, was sicherlich sehr nützlich ist. Ob auf diesem Wege auch Geistiges Heilen erlernbar ist, kann ich nicht beurteilen, weil ich so nicht lesen kann. Hilfreich ist es auch, durch dieses Buch zu zappen. Als wäre das Buch ein Fernseher mit ziemlich vielen Kanälen, den einzelnen Seiten, auf denen ähnlicher Sermon geboten wird, irgendwie zusammenhängend und irgendwie auch wieder nicht, weswegen man einzelne Seiten überspringen kann oder ganze Kapitel, weil die irgendwie langweilig sind oder irgendwie nicht so wesentlich erscheinen. Das mache ich bei Büchern anderer Autoren auch sehr häufig so. Wunderbar, ich denke mir einfach die übersprungenen Seiten und Kapitel. Ein Supertraining für meine Phantasie, besonders bei Romanen, weniger beim Lehrbuch der Anatomie. Also sicherlich nur die zweitbeste Art, dieses Buch zu lesen.

Wie Sie es auch zur Hand nehmen – ich wünsche Ihnen viel Freude damit!

Teil A

Medizin und Spirituelle Medizin

Drei Ärzte und ihre bemerkenswerte Wandlung zu Geistheilern

1.Kapitel

Dr. med. Wolf Schriewersmann, der heilende Prediger

Glandorf bei Osnabrück. «Eine l(i)ebenswerte Gemeinde» steht auf der Internetseite. 7000Einwohner, ein halbes Dutzend Kneipen, zwei Kirchen, ein halbes Dutzend Prediger, acht Apotheken, vier niedergelassene Ärzte. Einer davon ist Wolf Schriewersmann, Doktor der Medizin mit «cum laude»-Abschluss. In den USA promovierte er zusätzlich mit einer theologischen Arbeit zum «Doctor of Ministry». Bei der Marine bekleidet er als Arzt den Rang eines Kapitäns (der Reserve). Er ist Reiki-Meister, beherrscht Fuß-Reflexzonen-Massage, Bioenergetik und den Therapeutic Touch, die amerikanische Bezeichnung für Handauflegen. Außerdem ist er Pastor der «Whole Life Christian Church International», einer Freikirche mit Stammsitz in San Antonio, Texas, und darf taufen, trauen, beerdigen. An der Bible School der Kirche von San Antonio unterrichtet er zeitweise Geistiges Heilen. Seinem Namen könnte er noch die Abkürzung Rev. voranstellen. Das bedeutet Reverend. Zu Deutsch: Der Verehrte. So heißen Pfarrer im englischsprachigen Raum.

Reverend Schriewersmann ist ein Priester, der besonders zupacken kann. Das verkörpert er mit der Wucht seiner massiven Persönlichkeit. Er ist Facharzt für Anästhesie, Chirurgie und wahrscheinlich der einzige Gottesmann in ganz Deutschland, der zu Verkehrsunfällen gerufen wird, um Leben zu retten. Dann kommt er mit seinem ebenfalls wuchtigen Range Rover angerast, versorgt Wunden und lebensgefährlich verletzte Seelen. Ein harter Job mit nicht selten fast mechanischer Logik, nur geeignet für Menschen mit sehr guten Nerven und der Fähigkeit, sehr schnell richtige Entscheidungen zu treffen.

«Das ist die Medizin, die ich liebe», sagt er und verschränkt die Arme vor der Brust. «Eine absolut klare Sache. Da hat sich einer um den Baum gewickelt, das Auto sieht aus wie eine zerquetschte Bierdose, aber er lebt, muss rausgesägt werden, das macht die Feuerwehr, und lebensrettend versorgt werden, das mach ich. Ohne Wenn und Aber. Und falls jetzt jemand kommt und was von Geistheilen faselt, ob das nicht auch bei Unfallopfern anzuwenden wäre, der kriegt von mir in dem Moment einen Vogel gezeigt.»

Sprechstundenhilfe Vera Ortlepp nickt. Sie ist so genannter first responder, eine Ersthelferin, die oft noch vor dem Notarzt am Unfallort eintrifft. «Das ist eine ganz handgreifliche Sache. Abgehobene Vorstellungen würden hier Leben gefährden und nicht retten.»

Dr.Schriewersmann legt beide Handflächen aneinander, wie zum Gebet: «Ich bin froh, dass ich nicht gesagt habe, ich schmeiß die Schulmedizin jetzt in die Ecke, weil mir ihre Mängel zum Hals raushängen. Ich kenne die medizinischen Fortschritte zu gut, um sie zu ignorieren. Nein, bei mir bekommt jeder, was er braucht. Wenn ich ein Furunkel aufschneiden muss, dann tue ich das. Wenn Geistiges Heilen angesagt ist, dann mache ich das. Mein Vorteil ist: Ich habe die Wahl. Aber man müsste mich doch zu Recht für verrückt halten, wenn ich zu einem Unfallopfer sagen würde, keine Bange, ich leg dir jetzt ein Zwiebelsäckchen aufs Ohr, dann wird das schon wieder mit der Schädelfraktur. Gleichzeitig ist auch unfallärztliche Versorgung eine spirituelle Tätigkeit, denn ich weiß, meine Hände werden von Gott geführt.»

Freitagmittag, das Funkgerät schweigt, keine Unfälle, keine Notfälle. Alles gut in Glandorf, der l(i)ebenswerten Gemeinde.

Auf der Hauptstraße vorm Haus knattert ein Moped, dann radelt eine größere Gruppe von Radwanderern vorbei. Ihr Lachen dringt in die Praxis. Im Wartezimmer sitzen sechs Patienten, zwei mit freudigen Gesichtern, die hat Dr.Schriewersmann meinetwegen hergebeten, damit sie mir ihre Geschichte erzählen.

«Aber noch ist nicht die Zeit für Geschichten.» Dr.Schriewersmann runzelt die Stirn, grinst, runzelt wieder die Stirn, lächelt mit zwei Falten auf der Stirn: «Zuerst kommt der Kollege Otmar Jenner auf die Behandlungsbank. Wie wir arbeiten, erfährt man am besten am eigenen Leib.»

Ganz in meinem Sinne, erwidere ich, gebe aber zu bedenken, dass ich mich prächtig fühle und daher nur bedingt behandlungsbedürftig sei. Macht nichts, meint der Dr.Schriewersmann und lächelt wieder, diesmal ohne Falten auf der Stirn. Schon kriege ich den Signalgeber für den Bioresonanz-Computer in die rechte Hand gelegt. Er ist aus Gummi und druckempfindlich. Ich höre Pieptöne und muss einige Male so fest zupressen, wie mir möglich ist, dann ist das Gerät auf mich geeicht, und wir können beginnen. Sowie ich einen Ton höre, soll ich sofort pressen, nicht nachdenken dabei, am besten mein Gehirn ganz abschalten.

Etwas Geduld bitte, ich finde gerade nicht den Knopf in meinem Kopf. Macht auch nichts, meint Ersthelferin Ortlepp, die den Computer bedient, und erklärt mir, dass die unterschiedlichen Pieptöne akustisch kodierte Informationen enthalten, auf die mein Körper unbewusst reagiere. Eine sehr feine Methode, um die Befindlichkeit des biologischen Systems zu überprüfen.

Also ein General-Check meiner körperlichen Konstitution in diesem Moment?

«Richtig.» Sie lächelt mich an. «Keine Sorge.»

Folgendes bringen die Pieptöne zum Vorschein: Weizen und Milch ist nichts für mich, sehr wohl aber Fleisch in geringen Mengen. Ferner reagiere ich leicht allergisch auf Para- und Walnüsse, Mangan und Nickel-Verbindungen. Mein Blutzucker ist in Ordnung, die Harnsäurewerte sind es ebenfalls, und ich habe auch genug rote Blutkörperchen. Mit anderen Worten: Ich bin kerngesund, abgesehen von geringfügigen Unverträglichkeiten. Das hatte ich erwartet. Leichte allergische Reaktionen auf Mangan und Walnüsse waren mir vorher bekannt gewesen, eine Unverträglichkeit von Paranüssen und Nickel jedoch nicht.

Dr.Schriewersmann macht ein Foto von mir und verschwindet damit im Nebenzimmer, um weitere Informationen auszupendeln. Dafür nimmt er einen Energie-Tensor, eine Rute mit Haltegriff und Pendelkopf. Seine ist die Luxus-Variante: 585er Gold für 400Euro. «Häuptling Sprechender Draht», nennt ihn Schriewersmann.

«Was hat der Häuptling gesagt?», frage ich, als er nach einigen Minuten wiederkommt.

Schriewersmann macht ein besorgtes Gesicht: «Ihr Immunsystem ist geschwächt. Außerdem bedarf Ihre Darmflora der Sanierung. Was sagen Sie dazu?»

Jedenfalls bin ich wieder nicht überrascht. Mein Vater hatte Darmprobleme wie sein Vater auch und wahrscheinlich auch der Vater seines Vaters. Seit ich denken kann, bin ich mit meiner Verdauung beschäftigt. Seltsamerweise funktioniert mein Darm prächtig, wo die meisten anderen Menschen größte Probleme kriegen. In Entwicklungsländern zum Beispiel. Ich bin dort viel gereist, habe aber nie Durchfall bekommen. Aber Stress und emotionale Belastungen bringen meine Verdauung im Handumdrehen durcheinander. Die vergangenen Wochen habe ich zu viel gearbeitet und Warnsignale meines Körpers bewusst überhört. Es ist mir unangenehm, dies zu bekennen, aber so ist es. Auch ich neige zu derart törichtem Verhalten, nehme Kredite auf bei meinem Körper, die ich später doppelt zurückzahlen muss, überhöre die Lehren, die er mir erteilt, weil mir anderes gerade wichtiger ist. Also: Volltreffer, Herr Doktor.

Ich bekomme eine Heilmeditation verordnet. Vera Ortlepp führt mich in das Meditationszimmer. Ich mache es mir auf der Meditationscouch bequem. Sie legt eine CD mit «Melodien der Sterne» in den Player. Ich schließe die Augen, höre leise Musik, bemerke, wie mir die Glieder schwer werden, bemühe mich, an gar nichts zu denken, was mir nicht leicht fällt, weil mich die Frage beschäftigt, ob sie mir gerade die Hände auf den Bauch legt oder der Doktor. Ich könnte die Augen öffnen, oder zumindest blinzeln, dann wüsste ich, wer es ist, widerstehe aber der Versuchung, weil ich fühle, das ist gegen die Abmachung, außerdem wenig förderlich für den Prozess. Also halte ich die Augen geschlossen, liege still, bewege mich nicht, nichts bewegt mich, wie angenehm. Ich fühle Wärme auf dem Bauch, dann Leichtigkeit, gefolgt von Erleichterung und spüre, wie sich die Hände von meinem Bauch heben, höre Schritte, das Knarren der Tür. Bin nun allein. Auch schön. Nein, nicht ganz allein. Irgendwas wirbelt in meinem Magen. Fühlt sich gut an, dass da was wirbelt. Ich spüre, dass es Kraft hat. Lasse die Kraft wirbeln, ohne sie zu analysieren. Ach, wirbele nur in mir herum, du gute Energie. Ach, beruhige doch bitte meinen nervösen Darm, er freut sich über die heilsame Entspannung. Es ist eine Freude, sich so behandeln zu lassen.

Dann sind die Hände wieder da. Andere als zuvor. Sie liegen auf meinem Kopf, hüllen ihn in Wärme, ein wuchtiges, fast schweres Gefühl. Die Wärme breitet sich in meinem Körper aus. Ich spüre, wie sie in meine Glieder fließt. Plötzlich liege ich auf einer Luftmatratze im Meer. Das Wasser ist warm. Ich werde sanft hin und her geschaukelt. Die Sonne steht direkt über mir. Ich schließe die Augen, weil sie so hell ist, und sehe sie nun hellrot durch die geschlossenen Lider leuchten. Als ich die Augen wieder öffne, sehe ich keine Sonne mehr, sondern die weiße Zimmerdecke. Ich bin allein und weiß jetzt, dass ich kurz geschlafen und geträumt habe. Der Schlaf ist so sanft wie ein Schmetterling in meinem Kopf gelandet und mit derselben Leichtigkeit auch wieder verflogen. Ich fühle mich erfrischt. Die Musik spielt nicht mehr. Ich klettere von der Meditationsliege. Im Vorraum wartet Dr.Schriewersmann schon auf mich.

«Na, wie war’s, Herr Kollege?»

Phantastisch, erwidere ich.

Und berichte von dem Energiewirbel in meinem Bauch und dem anschließenden heilsamen Kurz-Schlaf.

Schriewersmann nickt und faltet wieder die Hände, Assistentin Vera legt den Kopf in den Nacken. Ich bin gespannt auf das, was sie jetzt sagen, aber sie schweigen. Der Doktor lächelt. Das ist das Kochtopfprinzip. Man lässt den Patienten einige Minuten in seinem Saft schmoren, also den vorangegangenen Erfahrungen, lässt seine Neugier hochkochen, ihn darin einige Zeit garen, bis er ganz durch ist und mürbe, also durchdrungen von den eben gemachten Erfahrungen, deren Intensität mit der Würze namens Neugier noch verschärft wurde. Ein Prozess, der in der Regel nur wenige Minuten andauern muss, um wie eine Ewigkeit wahrgenommen zu werden, eine kleine, heiße Ewigkeit auf der Herdplatte des Lebens, die den Heilungsprozess wie mit dem Brennglas in die wortlosen Tiefen und tiefsten Schichten des persönlichen Seins eindampft.

Wie ausgekocht, Herr Doktor.

Er antwortet nicht, schaut mich nur direkt an. Ich schaue direkt zurück. Im Nebenzimmer klingelt ein Telefon, Vera Ortlepp steht auf und geht ran.

«Man ist ja nur Kanal», sagt Wolf Schriewersmann leise, wie zu sich selbst, als wir allein sind. «Kanal für die göttliche Energie. Sie geht durch mich hindurch. Am Anfang habe ich immer darum gebetet. Irgendwann wurde mir das zu langwierig, da habe ich einfach oben angefragt, ob sich nicht auch eine Standleitung schalten lässt. Na klar, hat man mir gesagt. Das hat alles noch einfacher und direkter gemacht. Und wie Sie sicher schon gemerkt haben, liebe ich das Einfache und Direkte.»

Er erzählt von seiner Vision. Einem eigenen Krankenhaus, wo Spezialisten der Schulmedizin Hand in Hand mit Spezialisten des Geistigen Heilens zusammenarbeiten. «Damit den Patienten das Beste aus beiden Heilweisen zugute kommt.»

In seiner Person hat er jedenfalls beide Welten vereinigt.

Ohne große Widersprüche und scheinbar anstrengungslos.

«Ich will allen zeigen, dass es geht. Die Errungenschaften der Medizin sind für mich unübersehbar, und ich nutze sie zum Wohle meiner Patienten. Ebenso nutze ich meine geistigen Heilkräfte. Skeptischen Geistheiler-Kollegen sage ich, schaut nicht so überheblich auf die Schulmedizin herab, denn sie hat es nicht verdient. Skeptischen Schulmedizinern sage ich, schaut euch die Erfolge von Geistheilungen an, die könnt ihr nicht länger ignorieren.»

Schriewersmann blinzelt mich listig an. Nun könne ich die Heil-Geschichten hören. Der Zeitpunkt sei jetzt genau richtig dafür. Kurz darauf steht Dirk S. mit fast schüchternem Lächeln vor mir, 33Jahre alt, Elektroinstallateur: «Ich litt unter extremem Bluthochdruck, hatte Hitzewallungen und unerträgliche Schmerzen im Kreuzbein. Der Doktor hat ausgependelt, dass ich eine Hefepilzinfektion habe, keinen Weizen vertrage und kein Fleisch essen darf. Nach einem 6-Wochen-Programm zum Aufbau der Darmflora bekam ich Heilmeditationen. Dafür musste ich mich auf eine Couch legen, die Augen schließen, während leise Entspannungsmusik lief. Die Meditationen dauerten etwa eine Stunde. Mehrmals kam der Doktor ins Zimmer und legte mir die Hand auf. Nach wenigen Behandlungen senkte sich der Blutdruck, und die Schmerzen gingen weg. Hitzewallungen habe ich auch nicht mehr.»

Er lächelt erleichtert: «Früher glaubte ich nicht an so was. Geistheilen, dachte ich, ist was für Spinner. Vor Doktor Schriewersmann habe ich einen Riesenrespekt. Er hat mir sehr geholfen.»

Dann die Heilungsgeschichte von Jürgen F., Lagerist, 38Jahre alt, dunkelhaarig, kräftiger Händedruck:

«Ich kam mit einem Engegefühl in der Brust. Die fühlte sich wie zugeschnürt an. Das machte mir Angst. Mein Vater starb vor acht Jahren mit 63 an Krebs. Ich glaube, da haben meine Probleme begonnen. Vor einem halben Jahr kam ich zum ersten Mal in die Praxis. Der Doktor machte mit mir eine Heilmeditation. Während der Meditation söhnte ich mich mit meinem Vater aus und musste viel weinen. Erleichtert verließ ich die Praxis. Bei dem Gedanken, nächste Woche komme ich wieder und tue etwas für meine Gesundheit, brachen gleich wieder alle Dämme, und es flossen die Tränen. Danach ging es mir von Mal zu Mal besser. Heute habe ich keinerlei Beschwerden mehr.»

Und zuletzt die Heilungsgeschichte einer 30-jährigen Patientin, die nicht namentlich genannt werden will. Seit Jahren litt sie unter einem HWS-Syndrom, besser bekannt als Schleudertrauma, und heftigen Kopfschmerzen. Bei psychischen Belastungen zuckte ihre Halsmuskulatur, was ihr peinlich war.

Dr.Schriewersmann findet Beschädigungen in der Aura, dem feinen, für die meisten Menschen unsichtbaren Energiekörper, der den physischen Leib umhüllt. Beschädigungen, die aus einem früheren Leben herrühren. Ein Leben, in dem die Patientin grausam gehenkt worden war. Reste des Knotens sieht er noch in der Aura im Halswirbel-Bereich. Schriewersmann entfernt sie mittels Aura-Chirurgie. Psychisch stabilisiert er sie mit einer Heilmeditation.

Die Patientin fühlt sich so erleichtert, dass sie am nächsten Morgen eine Last-Minute-Reise bucht.

Vom Urlaubsort schickt sie eine E-Mail. Es gehe ihr bestens, sie sei jetzt absolut beschwerdefrei, berichtet sie begeistert. Und das ist auch so geblieben.

Die letzte Heilungsgeschichte hörte ich aus dem Mund des Doktors. Die Patientin konnte nicht kommen, hat aber zur Bestätigung eine E-Mail geschickt. Danach sitzen wir bis tief in die Nacht zusammen. Auch die Patienten des heutigen Nachmittags bleiben. Fragen den Arzt über seine Hellsichtigkeit aus und «Häuptling Sprechender Draht». Schriewersmann gibt auf alles eine Antwort, ruhig und klar, spricht vom «Chef da oben», dem «Höchsten im Himmel» oder dem «Boss». Und er tut das mit einer Selbstverständlichkeit und Liebenswürdigkeit, die alle Gesichter zum Leuchten bringt. Jetzt ist der Prediger am Zug. Auch das ist heilsam. Die strahlenden Gesichter der Zuhörer zeigen es.

Gleich nach meiner Ankunft hatte Dr.Schriewersmann einige Sätze gesagt, die ich nie wieder vergessen werde und hier erwähnen muss, weil sich mit ihnen der Kreis schließt. «Heilung», hatte er erklärt, «kann nicht konsumiert werden. Das ist keine automatische Alles-wird-gut-Maschinerie. Heilung bedarf der aktiven heilsamen Mitarbeit des Patienten.»

Was genau meinen Sie mit aktiver heilsamer Mitarbeit, Herr Doktor?, hatte ich daraufhin gefragt.

«Sie beginnt mit der Bereitschaft, Heilung überhaupt für möglich zu halten. Der nächste Schritt ist, Heilung wirklich zu wollen.»

Will nicht jeder Kranke geheilt werden?

«Die meisten sagen das, aber viele meinen es nicht.»

Was meinen sie dann wirklich?

«Sie brauchen eine Ausflucht, weil sie mit ihrem bisherigen Leben nicht klarkommen. Das bietet ihnen die Krankheit, also halten sie daran fest.»

Wir sprechen über Seelenwege, seltsame Biographien und das Loslassenlernen von krank machendem Verhalten, damit Heilung eintreten kann. Schließlich frage ich ihn nach seinem Glauben und Glaubensweg. Er antwortet wieder sehr direkt. «Die Kirche hat mir nichts getan, aber ich wurde eher rauskonfirmiert als aufgenommen. Der Umgang mit dem lieben Gott bedarf einer anderen Art, als sie heute bei den Katholiken oder Protestanten gepflegt wird.»

Was er damit meint, habe ich den Tag über bei ihm beobachtet. Wir verabschieden uns mit einer Umarmung. Es sind mehrere Stunden Fahrt nach Hamburg. Ich muss los, wenn ich vorm Morgengrauen eintreffen will.

2.Kapitel

Dr. med. Dorothea Fuckert oder Der Atem des Ewigen

«Meine Großeltern hatten Krebs, meine Tante hatte Polyarthritis, meine Mutter war zuckerkrank, meine Schwester litt unter den Folgen einer Hirnhautentzündung und lebt seither mit einer geistigen Behinderung. Mit zwei Jahren wurde ich gegen Pocken geimpft, woran ich fast starb. Mit sechs Jahren erkrankte ich wie meine Schwester an Meningitis und machte meine erste Nahtodeserfahrung. Mit acht Jahren baute ich einen Kummerkasten aus Pappe, den ich an unser Gartentor hängte, damit andere ihren Kummer hineintun konnten. Seit der Pubertät litt ich unter Rückenschmerzen. Mit 17 bekam ich die Diagnose: Arthrose in der Wirbelsäule. Eine ständig wachsende Qual, die behandelt werden musste. Ein Jahr lang bekam ich Valium gegen die Schmerzen, fühlte mich permanent umnebelt und machte trotzdem Abitur, denn ich wollte, ich musste Ärztin werden. Nach der Prüfung schickte unsere Hausärztin mich zur Psychotherapie, weil ich notorisch traurig war. Ich begann trotzdem, Medizin zu studieren. Ärztin zu werden wünschte ich mir schon seit meinem vierten Lebensjahr. Allerdings wollte ich irgendwie anders helfen als die mir bekannten Ärzte. Ich glaube, das habe ich in die Tat umgesetzt.»

Es gibt Menschen, die blicken einen anderen Menschen an, und sie wissen, was mit ihm los ist. Sie kennen seine Gesamtbefindlichkeit, ohne ihn danach fragen zu müssen. Dr. med. Dorothea Fuckert hat diese Gabe. Ihr Vorname bedeutet Gottesgeschenk. Ein Geschenk von höchster Stelle ist sicherlich ihr ganz besonderes Einfühlungsvermögen, ihre Intuition. Natürlich würde sie so was nie an die große Glocke hängen und mit ihrem Durchblick allen Leuten auf Teufel komm raus ihr persönliches Glück einläuten. Das ginge gegen ihr stilles Temperament. Aber dass sie es kann, ist unübersehbar, und es macht ihr immer wieder eine leise Freude, diese Fähigkeit mit spielerischer Leichtigkeit zum Einsatz zu bringen. In diesem Moment zum Beispiel, während ich Limonade trinke und sie mir dabei zuschaut. Aufmerksam und direkt nimmt sie mich unter die Lupe. Ein Blick, der tatsächlich unter die Haut geht.

Vor wenigen Minuten erst bin ich angekommen. Nach einer mehrstündigen Autofahrt in den Odenwald in einem winzigen Dorf namens Waldbrunn-Waldkatzenbach. Das zu finden war gar nicht so einfach gewesen. Immer wieder hatte ich anhalten und im Atlas nachsehen müssen. Beim letzten Stopp, nur wenige Kilometer vorm Ortseingang, jedoch war mir etwas Seltsames begegnet: ein Luchs. Um mir nach der langen Autofahrt die Beine zu vertreten, war ich einige Schritte in den Wald gegangen, wohl wissend, dass ich kurz vorm Ziel war. Da stand der Luchs plötzlich vor mir. Wild, scheu, schön. Schaute mich an mit glänzenden, leuchtend grauen Augen. Stand einfach nur da und blickte mich an. Minuten, die mir endlos vorkamen. Ich schaute genauso direkt zurück. Keiner von uns beiden bewegte sich. Ich sah den Luchs atmen, sah seine Wirbelsäule sich heben und senken, sah die Spannung in seiner Muskulatur, sah seine auf mich gerichtete Konzentration und sah die Schärfe seines Blicks. Die Wildheit seines Daseins spürte ich fast greifbar in der Sammlung des Moments, erkannte auch die Seltsamkeit der Begegnung und empfand seltsamerweise überhaupt keine Angst.

Die Abwesenheit jeglicher Angst verblüffte mich.

Und so blieb ich still stehen und blickte mein Gegenüber voller Überraschung an. Bis der Luchs schließlich langsam den Kopf wandte und geräuschlos zwischen den Bäumen verschwand.

Ich blieb noch einige Zeit wie angewurzelt stehen, fasziniert von dem Gesehenen, auch ein wenig durcheinander, gleichzeitig froh damit. Warum war der Luchs nicht sofort weggelaufen? Warum hatte er mich nicht rechtzeitig gewittert? Oder war seine Neugier womöglich größer als seine Vorsicht gewesen? In seinen Augen hatte ich mich auf eine besondere Weise gesehen gefühlt.

Mit klopfendem Herzen ging ich zum Auto zurück, stieg ein, startete den Motor. Benommen von der Qualität des Zusammentreffens, zugleich elektrisiert, vergegenwärtigte ich mir die vergangenen Minuten und freute mich umso mehr auf die Begegnung, die jetzt vor mir lag.

Als Dr.Fuckert ihre Augen schließlich sinken lässt, erzähle ich ihr von der Begegnung vorm Dorfeingang. Ob hier alle diesen tierischen Durchblick haben? Lächelnd skizziert sie den morgigen Tag. Drei, vier Patienten. Gut eine Stunde Zeit für jeden mit Pausen zwischen den Behandlungen. Ich könne bei allen dabei sein. Das sei ein Novum für sie. Noch nie zuvor habe sie bei Behandlungen einen Beobachter zugelassen.

Im Laufe des nächsten Morgens begreife ich, warum Dr.Fuckert lieber allein arbeitet.

Im Behandlungszimmer wartet Martin B., 50Jahre alt, Unternehmensberater für Großbetriebe. Mit viel Erfolg, seitdem er keine Depressionen mehr hat. Vier Jahre ist er hier in Behandlung. Die ersten zwei Jahre fuhr er dafür alle zwei Wochen in den Odenwald, danach in unregelmäßigen und größer werdenden Abständen.

Dr.Fuckert bittet ihn, sich auf die Couch zu legen und mit den Augen zu rollen. Der Unternehmensberater lässt die Augen kreisen, liegt aber sonst regungslos. Nun gibt die Ärztin die Anweisung, er möge sie jetzt fixieren und bewusst atmen. Tiefer als sonst, noch tiefer, jetzt ein bisschen schneller. Und B. atmet. Hörbar, schließlich keuchend, dann noch lauter, bis aus dem Keuchen ein Aufschreien wird, dann ein Brüllen, schließlich ein Heulen, ein tränenreiches Aufheulen im Atemrhythmus. Dr.Fuckert erinnert ihn daran, unbedingt in der Tiefenatmung zu bleiben und nun alles, was ihn in diesem Moment quält, herauszuschreien. So laut es geht, so direkt wie möglich, ohne nachzudenken, ohne zu filtern, ungebremst und mit aller Macht des in diesem Moment empfundenen Gefühls. Und der Patient folgt diesen Anweisungen. Er schreit, bis meine Ohren summen, schlägt dabei mit Händen und Füßen um sich, zieht Grimassen, brüllt seinen Schmerz aus den tiefsten Tiefen seines verletzten Seins. Immer wieder und wieder. Und das klingt so monumental, so machtvoll, dass ich mich fast wundere, wieso die Zimmerdecke nicht abhebt.

Was B. so quält? Im Moment schreckliche Angst. Die ist mit dem Atmen plötzlich hochgekommen. Angst, im Beruf zu versagen. Angst, etwas falsch zu machen. Angst vor der Angst. Eine Angst wie ein schwarzer Schatten, der einen verfolgt, einem nicht von der Seite weicht. Ein Schatten, der einem Schmerzen zufügt, der einen sticht und peinigt durch seine bloße Anwesenheit. Ein Schatten, der die Abwesenheit von Licht bedeutet, von Helligkeit, von Freude, von Leichtigkeit. Ein Schatten namens Depression, der sich früher vollständig über ihn legte und heute nur noch eine dunkle Wolke aus Erinnerungen ist. Ein Dämon namens Depression, der ihn seit einem halben Jahr nicht mehr heimsucht, dank der Behandlungen, und nun langsam und für immer verblasst. Ein Schatten, der vergeht, weil die Sonne kommt. Eine Angst, die aufgeweicht und weggeatmet wird. Vor allem der Wunsch des Patienten nach tief greifender Veränderung habe das Seelenfenster geöffnet, sagt Dr.Fuckert bescheiden.

Was einmal raus ist, kommt in derselben Form nicht wieder.

Das sei die gute Nachricht. Nach über einer Stunde liegt der Unternehmensberater regungslos da, wirkt dabei friedlich wie ein Kind. Mit beiden ausgestreckten Handflächen streicht Dr.Fuckert über seinen Körper. Aber nicht in direktem physischem Kontakt, sondern wenige Zentimeter entfernt. Herr B. wird in diesem Moment nicht unmittelbar berührt. Später wird Dr.Fuckert mir erklären, dass sie damit Unregelmäßigkeiten in der Aura ausgleicht, um danach göttliche Energie in seine feinstofflichen Energiezentren zu leiten. Dafür sitzt sie nun in segnender Haltung neben ihm, hält ihre rechte Hand erst über seinen Kopf, dann über seine Kehle, dann über seine Brust, über Bauch und Unterleib. Der so Behandelte liegt weiterhin ruhig, atmet ruhig, wirkt auf einmal vollkommen gelöst. Die Ahnung eines Lächelns liegt auf seinem Gesicht.

Was ist Heilung, Frau Dr.Fuckert?

«Ein Prozess, der emotionale und körperliche Blockaden löst, um die spirituelle Essenz des Individuums zu entfalten. Dabei werden Schutzmechanismen, die aus schmerzhaften Erfahrungen herrühren, abgebaut. Der große Therapeut Wilhelm Reich bezeichnete diese Schutzmechanismen als Muskel- und Charakterpanzer. Ihre Auflösung ist eine Befreiung von der Enge eines beschwerenden Panzers.»

Verstehe, ein Panzer, dessen Gewicht jedes Individuum in die Knie zwingt. Eine Last, die krank macht. Heilung bedeutet also das Abwerfen der Last, damit sich der Mensch mit Leichtigkeit entfalten kann.

«Ja», das sei sehr heilsam, nickt sie.

Dr. med. Fuckert ist Allgemeinmedizinerin und arbeitete fünf Jahre in der Chirurgie, Inneren Medizin und Psychiatrie. Sie ist in klassischer Homöopathie ausgebildet, in Ayurveda-Medizin, in tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie und hat weitere Zusatzausbildungen für naturheilkundliche Behandlungen, Entspannungstechniken und Hypnose. Bei einem Schüler Wilhelm Reichs machte sie eine Psychotherapie, um anschließend bei ihm zu lernen – fasziniert von dem ganzheitlichen Grundgedanken der Reichianischen Methode. «Jeder Bereich des Organismus, der körperliche und seelische, der geistige wie der spirituelle, hat seine eigenen Funktionsgesetze. Alle sind auf energetischer Ebene verbunden. Die so genannte Orgonenergie, man kann sie auch das göttliche Prinzip nennen oder schöpferische Urkraft, ist die gemeinsame Funktionsebene und der gemeinsame Ursprung. Eine alles durchdringende, sich selbst steuernde, vormaterielle Energie. Ziel der Orgontherapie ist es, für einen intensiven Energiefluss zu sorgen, die energetische Pulsation zu verstärken, um die spirituelle Essenz zu entfalten und die körperlich-seelische Hingabefähigkeit zu entwickeln. Denn das ist die Grundlage für Gesundheit, Wohlbefinden, für Liebes- und Arbeitsfähigkeit. Diesem Prozess dient meine Arbeit als Heilerin.»

Die Wirksamkeit Geistigen Heilens hat sie selbst mehrfach am eigenen Leib erfahren. Zum Beispiel während einer Forschungsreise auf die Philippinen. Dort lernte sie einen Heiler kennen, der einen in ihrem Bauch sitzenden «bösen Blick» diagnostizierte und «psychochirurgisch» entfernte. «Mir war völlig klar, wer mir diesen bösen Blick vierzehn Jahre zuvor angetan hatte. Nach der Behandlung waren jahrelang wiederkehrende Magenbeschwerden absolut geheilt.»

Wie viele Behandlungen wird Unternehmensberater B. noch brauchen, bis er geheilt ist, frage ich.

«Das müssen Sie ihn selbst fragen», erwidert die Ärztin. «Er weiß das am besten.»

B. lächelt: «Zwanzig Jahre lang war ich schwer depressiv, traute mich kaum mehr aus dem Haus, fühlte mich von anderen Menschen verfolgt, versank in Apathie und Einsamkeit. Das Gefühl, verfolgt zu werden, verschwand schon nach den ersten Behandlungen bei Frau Dr.Fuckert. Danach erlebte ich Monate im Hochgefühl. Aber dann kam der nächste Zusammenbruch. Ich versank erneut in Depression und Apathie. Nur die Angst vor anderen Menschen war weg und blieb es auch. Das gab mir die Kraft, weiter an mir zu arbeiten. Seit einigen Monaten habe ich keine Depressionen mehr und auch wieder beruflich Erfolg. Ich treffe viele Menschen, habe aber keine Angst mehr vor ihnen. Vor zwei Jahren wäre das nicht möglich gewesen. Ich fühle mich weitgehend geheilt, möchte aber noch einige Male kommen, um diesen Zustand zu stabilisieren.»

B. sei durch frühere, leidvolle Inkarnationen vorbelastet, erzählt mir Dr.Fuckert später.

So habe sich der Patient immer wieder in einem Keller angekettet gesehen. Während mehrerer Behandlungen wären die Bilder in ihm hochgekommen. In dem Keller exekutierte ein Scharfrichter andere Gefangene auf grausamste Weise. Die dauernde Angst, als Nächster an die Reihe zu kommen, traumatisierte B.Da dieses Trauma auch in der folgenden Inkarnation nicht aufgelöst wurde, blieb es präsent wie ein ständig wiederkehrender Albtraum und konnte in seinem jetzigen Leben depressive Schübe auslösen oder zumindest fördern. Daraus sei zu schließen, dass auch Erlebnisse früherer Inkarnationen in den tiefen Schichten des Charakterpanzers gespeichert würden. Wie negative Erfahrungen aus dem jetzigen Dasein müssten sie in der therapeutischen Behandlung noch einmal durchlebt und so endgültig aufgelöst werden. Gefolgt von einer energetischen Reinigung und Harmonisierung des Patienten. Ein langwieriger, nicht selten auch schmerzhafter, aber umso befreienderer Vorgang.

Menschen mit ausgeprägten seelischen Instabilitäten, im Volksmund abfällig Psychos genannt, gelten für nicht wenige Geistige Heiler als schwer kurierbar.

Depressive, besonders manisch Depressive, Borderliner, Psychotiker, Neurotiker, Schizophrene oder Multiple Persönlichkeiten werden als besonders behandlungsresistent angesehen. In ihrer Krankheit gefangen, sind sie kaum zu einem Vertrauensverhältnis mit einem Heiler in der Lage. Einige Heiler weisen solche Fälle offen ab. Kein Grund für Kritik, denn ein Heiler kann nur kurieren, wenn er das für möglich hält.

Umso mehr fasziniert mich die Arbeitsweise von Dr.Fuckert.

«Psychotherapie und spirituelle Heilweisen ergänzen einander besonders gut», erklärt sie mir in einer Behandlungspause. «Beide in Kombination bringen Patienten eine rasche und deutliche Linderung des Leidensdrucks. Selbstvertrauen und Selbstwert werden dabei direkter und deutlicher gestärkt als in der klassischen Psychotherapie. Allerdings kann die Stabilisierung der Persönlichkeit auf einem gesunden Level eine ganze Zeit dauern.»

Das sei am Beispiel des Unternehmensberaters B. ja deutlich zu sehen, entgegne ich. Immerhin ist er heute nicht zum ersten Mal hier.

«Eher zum hundertsten Mal», erwidert sie. «Neues Selbstvertrauen und Stärkung des Selbstwertes hat der Patient nach wenigen Behandlungen erfahren. Daher sein Hochgefühl. Das konnte nicht von Dauer sein, solange die körperlich-seelische Panzerung noch bestand, das Trauma, die Angst und die Illusion von Getrenntsein nicht aufgelöst waren. Diese Prozesse sind inzwischen fast abgeschlossen. Daher ist der Patient nun dauerhaft stabilisiert. Natürlich erlebt er weiterhin gute und nicht ganz so gute Tage. Nur bleiben die Abstürze jetzt aus. Depression und Apathie sind Vergangenheit. Das war einmal.»

Wir sitzen allein im Behandlungszimmer, einem holzgetäfelten Raum mit schrägen Decken, die in ihrer Symmetrie an ein Kirchenschiff erinnern. Sakral ist auch die Atmosphäre an diesem lichtdurchfluteten Ort. Ich höre den Satz «Das war einmal» als Echo in meinem Kopf. Das war einmal, das war einmal, das war einmal… Der Widerhall wird leiser, bis schließlich Gedankenstille herrscht. Ein befreiendes Gefühl schrankenloser Präsenz. Das ist der Prozess in übertragenem Sinne.

Vieles war einmal – Auch bei der 43-jährigen Pflegerin, einer Mutter von vier Kindern, die kurz darauf in Dr.Fuckerts Behandlungsraum kommt. Missbrauch in der Kindheit, Gewalterfahrungen, exzessive Lebensweise als junge Erwachsene, später Alkoholikerin. Auch sie hat ihre traumatischen Erlebnisse, ihre Zwänge und Süchte weitgehend rausgeatmet, rausgeschrien, rausgeweint und ist im Anschluss von Dr.Fuckert energetisch gereinigt worden. Wieder und wieder gereinigt. Und nach und nach haben sich all die negativen Erinnerungs- und Verhaltensmuster aufgelöst. Jetzt, erzählt sie, habe sie die Sache mit dem Alkohol im Griff und könne ihren Kindern endlich eine gute Mutter sein. Dann lacht sie – während sich ihre Augen mit Tränen füllen.

Bevor ich ihren Therapietempel verlasse, frage ich Dr.Fuckert nach ihrer Religiosität und ihrem spirituellen Weg.

«Der war nicht ohne Hindernisse», erwidert sie. «Meine Kindheit war durch eine zwar milde, aber doch krank machende katholische Erziehung geprägt. So verweigerte ich mich mit 14 dem Religionsunterricht und trat als 18-Jährige aus der Kirche aus. Meine Mutter enterbte mich, weil ich mich nicht mit einer anstehenden Erbschaft in Höhe von 1,7Millionen Mark erpressen ließ, meine Kinder katholisch taufen zu lassen. Ich glaube, diese Erfahrungen haben meine eigene Spiritualität erst richtig zum Keimen gebracht. Und wie ich sie fühle, so bringe ich sie auch in meine Arbeit ein.»

3.Kapitel

Dr. med. Wolfgang Bittscheid und die Helfer der Geistigen Welt

Immer diese Kopfschmerzen. Bis zum Erbrechen. Den ganzen Tag bis tief in die Nacht. Zuletzt zweimal pro Woche. Eine Krankheit, die Migräne heißt. «Meine Folter», flüstert Regina R.Dann lächelt sie mit Grübchen in den Mundwinkeln.

Nichts half. Kein Arzt, keine Medikamente. War sie schmerzfrei, lebte sie in Angst vor einem neuen Schub. Dann die nächste Dröhnung. Das Gefühl, als würde ihr Glut in den Kopf gegossen und das Gehirn weggebrannt. Ein Schmerz wie ein Faustschlag in den Magen. Sie muss sich übergeben. Wieder und wieder. Alles kommt raus, auch ihre Wut, ihre Trauer, ihr Selbsthass. Aber der Schmerz im Kopf, der bleibt. Eine Faust, die Migräne heißt. Seit dreißig Jahren hämmert sie auf ihren Schädel ein, wühlt in ihrem Kopf.

«Zum Wahnsinnigwerden», flüstert Regine.

Warum lächelt sie dann noch?

«Weil meine Migräne seit zwei Monaten weg ist.»

Was ist passiert?

«Er hat mir die Hände aufgelegt.»

Das ist alles?

«Er hat dabei gebetet.»

Also die Krankheit weggebetet?

«Ja, ich glaube.»

Immer mehr Ärzte machen Energieübertragungen. Viele, indem sie zusätzlich zur Schulmedizin geistige Heilmethoden anwenden, wie Dr.Schriewersmann. Nur sehr wenige haben das Verschreiben von Medikamenten, also die häufigste Therapieform konventioneller Medizin, fast vollständig hinter sich gelassen und behandeln ihre Patienten nahezu ausschließlich durch Handauflegen, Besprechen, Gesundbeten, also energetisch. Wolfgang Bittscheid ist einer von ihnen. Doktor der Medizin und Facharzt für Orthopädie mit gut gehender Praxis. Hin und wieder behandelt er Patienten chiropraktisch, renkt sie also ein. Den überwiegenden Teil behandelt er geistig.