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Beschreibung

Diese brandaktuelle Sammlung von Essays, geschrieben von Leitfiguren der Spiritualität und des Umweltschutzes rund um die Welt, beleuchtet den grundlegenden Zusammenhang unserer gegenwärtigen ökologischen Krise mit unserem fehlenden Bewusstsein für die lebendige Erde. Die Beiträge zeigen, wie die Menschheit ihre Beziehung zur Erde wandeln und erneuern kann. Sie liefern uns die dringend nötige spirituelle Antwort auf die Krisen unserer Zeit. Versammelt sind hier Sichtweisen aus dem Buddhismus, dem Sufismus, dem Christentum und von amerikanischen Ureinwohnern ebenso, wie jene von Physikern, Psychologen und anderen Wissenschaftlern. Alle zusammen ergeben ein rundes Bild und einen Aufruf zum Handeln: Der Mensch muss sich wieder mit der Erde verbinden, ganz gleich, aus welcher Tradition er kommt.

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Seitenzahl: 355

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»Dieses Buch ist von poetischen, ergreifenden und intelligenten Stimmen erfüllt, die uns zu einer neuen und vertieften Aufmerksamkeit für unseren leidenden Planeten aufrufen. Diesen Ruf zu hören und zu beantworten stellt bereits einen Weg zu echtem Erwachen dar, der die uns innewohnende Zughörigkeit zu dieser lebendigen Welt und ihrer alles durchdringenden Heiligkeit offenbart.«

– TARA BRACH, Ph.D.

Autorin von Nach Hause kommen zu sich selbst: Im eigenen erwachten Herzen Zuflucht und Geborgenheit finden (Koha) und Mit dem Herzen eines Buddha: Heilende Wege zu Selbstakzeptanz und Lebensfreude (O.W. Barth)

»Die Stimmen in diesem Buch stellen einen unverzichtbaren Weckruf sowie eine Botschaft der Hoffnung und Dringlichkeit dar. Ihre Vision repräsentiert eine sowohl ökologisch als auch spirituell nachhaltige Zukunft.«

– REVEREND FLETCHER HARPER,

Leiter von GreenFaith, www.greenfaith.org

»Spirituelle Ökologie ist eine hervorragende Sammlung wohlüberlegter Beiträge von Menschen, die in die Tiefe gegangen sind, um unsere Beziehung zur Erde zu verstehen. Es erscheint in einer Zeit, die für die Menschheit von entscheidender Bedeutung ist.«

– BARRY LOPEZ,

Landschaftsfotograf und Autor von Arktische Träume (Fischer),

Gewinner des National Book Award

Llewellyn Vaughan-Lee (Hrsg.)

SpirituelleÖkologie

DER RUF der ERDE

Bücher haben feste Preise.1. Auflage 2015

Llewellyn Vaughan-Lee (Hrsg.)SPIRITUELLE ÖKOLOGIE

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2013 unter dem Titel»Spiritual Ecology – The Cry of the Earth« bei The Golden Sufi Center.Text copyright © 2013 byThe Golden Sufi CenterP.O. Box 456, Point Reyes,California 94956, USA

Übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Vicky Gabriel(außer, wenn anders vermerkt)Lektorat: Laura Spies

© für die deutsche Ausgabe Neue Erde GmbH 2015Alle Rechte vorbehalten.

Titelseite:Foto: tolokonov/depositphotos.comGestaltung: The Golden Sufi Center

Satz und Gestaltung:Dragon Design, GBGesetzt aus der Minion

eISBN 978-3-89060-168-7ISBN 978-3-89060-654-5

Neue Erde GmbHCecilienstr. 29 · 66111 Saarbrücken · Deutschland · Planet Erdewww.neue-erde.de

Inhalt

Llewellyn Vaughan-Lee

Einleitung

Häuptling Oren Lyons

Auf das Naturgesetz hören

Thomas Berry

Die Welt des Staunens

Thich Nhat Hanh

Die Glocken der Achtsamkeit

Häuptling Tamale Bwoya

Die Offenbarung von Laikipia, Kenia

John Stanley & David Loy

Am Rande des Abgrunds: Die Evolutionskrise des menschlichen Geistes

Mary Evelyn Tucker & Brian Thomas Swimme

Der nächste Übergang: Die Evolution der Rolle der Menschheit innerhalb des Universums

Schwester Miriam MacGillis

Die Arbeit der Genesis Farm – ein Interview

Wendell Berry

Beiträge

Winona LaDuke

In der Zeit der heiligen Stätten

Vandana Shiva

Annadana: Das Geschenk der Nahrung

Susan Murphy

Das Koan der Erde

Satish Kumar

Die drei Dimensionen der Ökologie: Erdboden, Seele und Gesellschaft

Joanna Macy

Das »Ergrünen« des Selbst

Geneen Marie Haugen

Die Erde imaginieren

Jules Cashford

Gaia & die Anima mundi

Bill Plotkin

Für die Seele der Welt sorgen

Sandra Ingerman

Medizin für die Erde

Pir Zia Inayat Khan

Persische und indische Visionen der lebendigen Erde

Fr. Richard Rohr

Die Schöpfung als Körper Gottes

Llewellyn Vaughan-Lee

Der Ruf der Erde

Epilog

Anmerkungen

Danksagung

Einleitung

DIE ERDE ist in Bedrängnis und ruft nach uns. Mit Erdbeben und Tsunamis, Stürmen und Überflutungen, noch nie dagewesener Hitze und Dürre signalisiert sie uns, wie extrem sie sich mittlerweile im Ungleichgewicht befindet. Es gibt bereits Hinweise darauf, dass sich ihr Ökosystem als Ganzes sogar einem »Kippunkt« oder einem »Zustandswandel« nähert, an dem es zu unumkehrbaren Veränderungen mit unvorhersehbaren Konsequenzen kommt.

Manche von uns – Gruppen wie Einzelpersonen – hören diesen Ruf und reagieren auf diese Zeichen mit Ideen und Handlungen, die unsere kollektive Aufmerksamkeit auf unsere nicht nachhaltige, materialistische Lebensweise lenkt und darauf, wie dieser Lebensstil zur ökologischen Zerstörung, zu einer vermehrten Umweltverschmutzung und dem Raubbau an den Arten beiträgt. Doch traurigerweise entspringt diese Reaktion zu einem großen Teil genau derselben Denkweise, die dieses Ungleichgewicht verursacht hat: nämlich der Überzeugung, dass wir von der Welt getrennt seien – von einer Welt, die irgendetwas »da draußen« darstellt und ein Problem ist, das wir lösen müssen.

Doch die Welt ist keineswegs ein Problem, das es zu lösen gilt, sondern ein lebendes Wesen, zu dem auch wir gehören. Sie ist ein Teil unserer selbst, und wir sind ein Teil ihrer leidenden Ganzheit. Solange wir nicht unserer Vorstellung von der Abgetrenntheit auf den Grund gehen, kann es keine Heilung geben. Und der tiefste Teil unserer Abgetrenntheit von der Schöpfung besteht darin, dass wir ihre heilige Natur vergessen haben, die auch unsere eigene heilige Natur ist. Als unsere monotheistische westliche Kultur damit begann, die vielen Schöpfungsgötter und -göttinnen zu verdrängen, die heiligen Haine zu fällen und Gott in den Himmel zu verbannen, traten wir in einen Kreislauf ein, der uns eine Welt hinterlassen hat, die auf eine für indigene Völker undenkbare Weise bar alles Heiligen ist. Die natürliche Welt und die Menschen, die ihre Weisheit weitertragen, wissen, dass die Schöpfung und ihre vielen Bewohner heilig sind und zusammengehören. Unsere Abtrennung von der natürlichen Welt mag uns die Früchte der Wissenschaft und Technologie beschert haben, aber sie hat uns auch jeder instinktiven Verbindung mit der spirituellen Dimension des Lebens beraubt – der Verbindung zwischen unserer Seele und der Seele der Welt sowie des Wissens, dass wir alle Teil eines einzigen lebendigen und spirituellen Wesen sind.

Genau diese Ganzheit ruft nun nach uns und bedarf unserer Antwort. Sie bedarf unserer Rückkehr zu unseren eigenen Wurzeln und unserer Verwurzelung; unserer Beziehung zum Heiligen in der Schöpfung. Nur von einem Ort der heiligen Ganzheit und Verehrung aus können wir mit der Heilungsarbeit beginnen, die darin besteht, die Welt wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Dieses Buch ist eine Sammlung von Antworten auf den Ruf der Erde. Jede davon stellt eine unterschiedliche Reaktion auf diesen Ruf dar und bietet ihre eigene Art der Achtsamkeit und der Erinnerung daran, was heilig ist – so, wie wir alle antworten müssen, und zwar jeder auf seine ganz eigene Weise, damit wir hier wieder präsent sein und die Erde sowohl in unserem Herzen und unserer Seele als auch mit unserem Verstand und unseren Händen halten können.

Diese Antworten werden nicht als Lösung eines Problems angeboten, denn die Welt ist kein Problem, sondern ein lebendes Wesen in Not. Die Anzeichen des globalen Ungleichgewichts – die Tsunamis, die Zerstörung der Korallenriffe – stellen mehr als nur physische Symptome dar. Wie Thich Nhat Hanh schreibt, sind sie »Glocken der Achtsamkeit«, die uns dazu aufrufen, aufmerksam zu sein, aufzuwachen und zuzuhören. Die Erde braucht unsere Aufmerksamkeit. Sie braucht uns, damit wir ihr helfen, ihren Körper zu heilen, dem wir durch unsere Ausbeutung Schaden zugefügt haben, und auch zur Heilung ihrer Seele, die durch unsere Entweihung verletzt worden ist, weil wir ihre heilige Natur vergessen haben. Nur, wenn wir uns daran erinnern, was heilig ist, können wir die Aufmerksamkeit auf unsere gegenwärtige Zwangslage richten.

Die verschiedenen Beiträge können als unterschiedliche Beschreibungen dieser Reise betrachtet werden, die wir jetzt aus unserer seelenlosen, materialistischen Ödnis in ein Land unternehmen müssen, das reich an Sinn und Bedeutung ist und einen heiligen Daseinszweck hat; ein Land, das den Namen und Ort eines jeden seiner Myriaden von Bewohnern kennt. Auf dieser Seite hier, wo sich unsere Welt jetzt befindet, führen wir alle unsere separaten Leben und sind im Inneren unseres verängstigten individuellen Selbst isoliert. Auf der anderen Seite spüren wir jedoch die Muster der gegenseitigen Wechselbeziehungen, die uns nähren und unterstützen; wir können als einzelne, lebendige Gemeinschaft vertraut miteinander verkehren; wir spüren die geheimnisvolle Magie einer Welt, die von heiligen Bedeutungen und einem heiligen Daseinszweck erfüllt ist. Nur von diesem anderen Ufer aus können wir darauf hoffen, unsere Welt zu heilen und ihr dabei zu helfen, sich von diesem Albtraum des Materialismus zu befreien, der ihre zerbrechliche und zauberhafte Schönheit zerstört. Nur dann können wir wieder zu unserem uralten Erbe als Wächter der Erde zurückkehren.

Die Beiträge dieses Buches stellen eine Reihe unterschiedlicher Perspektiven in Bezug auf das Erwachen dar, dass sich vor Beginn dieser Reise vollziehen muss. So hören wir zum Beispiel von Häuptling Oren Lyons, dem Glaubenshüter des Schildkröten-Stammes der Nation der Onondaga, dessen Worte von der Autorität und dem Wissen eines der gegenwärtigen Weisheitshüter des Landes getragen sind – jener Menschen, die unsere Aufmerksamkeit wieder auf die Vorrangstellung des Naturgesetzes richten; von Pater Thomas Berry, dessen Stimme zu den ersten gehört, die uns einen großen Teil unseres gegenwärtigen Verständnisses der spirituellen Ökologie vermittelt haben, und der große Trauer darüber geäußert hat, dass es den europäischen Siedlern in Nordamerika nicht gelungen ist, die Herrlichkeit des Landes und der Spiritualität seiner Völker zu erkennen und der die verzweifelte Notwendigkeit einer Wiedererlangung unseres Gefühls für das Staunen und die Verehrung zum Ausdruck bringt; vom buddhistischen Zen-Mönch Thich Nhat Hanh, der uns dazu drängt, aufzuwachen, die Zeichen zu erkennen, die uns die Erde in ihrer Not schickt und eine neue, auf Freundlichkeit und Mitgefühl beruhende Lebensweise zu kultivieren. Wir begegnen einer Vielzahl unterschiedlicher Betrachtungsweisen, die aus den buddhistischen, keltischen, christlichen, persischen und indischen Traditionen sowie aus jenen der amerikanischen Ureinwohner und der Sufi stammen; wir schauen durch die Brille der Systemtheorie, des heiligen Landes, des Gebrauchs der Vorstellungskraft, der Heiligkeit der Nahrung, der Welt der Archetypen und einer neuen Geschichte von einem lebendigen, intelligenten Universum. Wir hören die Stimmen und Visionen eines afrikanischen Stammeshäuptlings, eines Bauern und beliebten Dichters, einer katholischen Nonne, die sich auf eine erdbasierende Spiritualität gründet, eines Franziskanermönchs, eines amerikanischen Schamanen, eines indischen Arztes und Aktivisten, eines Wildnisführers und vieler anderer mehr.

Als Herausgeber bin ich all jenen zutiefst zu Dank verpflichtet, die ihre Stimme in diese Sammlung von Antworten auf eine sowohl spirituelle als auch materielle Weltkrise eingebracht haben. Sie alle sprechen auf unterschiedliche Weise dieselbe Botschaft aus: die Notwendigkeit zur Wiedererlangung unserer natürlichen Spiritualität, des der Natur innewohnenden Geistes. Nur wenn unsere Füße wieder lernen, auf heilige Weise zu gehen, und unsere Herzen erneut die wahre Musik der Schöpfung hören, können wir die Welt wieder ins Gleichgewicht bringen.

Zugleich ist zwischen diesen Zeilen jedoch auch eine Warnung zu finden – manchmal verborgen,, manchmal offen ausgesprochen. Wenn wir weiterhin die Heiligkeit allen Lebens ignorieren und die Kluft zwischen Geist und Materie nicht wieder überbrücken, wird unser Planet immer mehr aus dem Gleichgewicht geraten. Wenn die Seele ihrer spirituellen Verbindung beraubt wird, beginnt das Leben, wie wir es kennen, auseinanderzufallen und zu sterben. Dieser Prozess hat in geringem Maße bereits begonnen, doch wir wissen nicht, wie rasch er sich beschleunigen wird und wann wir den »Kippunkt« erreichen werden. Wir müssen dringend wieder unsere Funktion als Wächter der physischen und heiligen Welt beanspruchen. Wir müssen uns daran erinnern, warum wir hier sind. Um Wendell Berry zu zitieren:

»Für die Erde zu sorgen, ist unsere älteste, würdigste und schließlich auch vergnüglichste Verantwortung. Unsere einzige gerechtfertigte Hoffnung besteht darin, zu hegen, was noch von ihr verblieben ist, und ihre Erneuerung zu fördern.«

LLEWELLYN VAUGHAN-LEE, Herausgeber

Seht, meine Geschwister, der Frühling ist gekommen;

die Erde hat die Umarmung der Sonne empfangen, und

bald schon werden wir das Ergebnis dieser Umarmung sehen!

Jeder Samen ist erwacht, und so auch das Leben der Tiere.

Durch diese mysteriöse Kraft erlangen auch wir

unser Sein, und deshalb gewähren wir unseren Nachbarn,

sogar unseren tierischen Nachbarn, dasselbe Recht,

dieses Land zu bewohnen, wie auch uns selbst.

TATANKA YOTANKA, SITTING BULL

 

Der Hüter des Glaubens des Schildkrötenclans der Onondaga-Nation, HÄUPTLING OREN LYONS, ist für die Erhaltung der Bräuche und Traditionen seines Volkes verantwortlich und repräsentiert zugleich dessen Botschaft an die Weltgemeinschaft. Hier spricht er über die spirituellen Gesetze der Natur und über den absoluten Charakter dieser Gesetze. Wir müssen unsere Lebensweise verändern und den Krieg gegen Mutter Erde beenden. Wir müssen wieder lernen, die Natur zu respektieren, dankbar zu sein und das Leben zu genießen.

 

Auf das Naturgesetz hören

HÄUPTLING OREN LYONS

NEYAWENHA SKANNOH. Das bedeutet: »Ich danke dir dafür, dass es dir gut geht.« Dieser Gruß selbst vermittelt bereits etwas von der Art, wie Indianer denken und wie ihre Gemeinschaft funktioniert.

Was dir und der Erde widerfährt, geschieht uns allen und betrifft also auch uns alle. Wir haben hier gemeinsame Interessen. Irgendwie müssen wir versuchen, die Machthaber davon zu überzeugen, den eingeschlagenen Kurs zu ändern. Wir müssen verantwortungsvoller werden und damit beginnen, uns mit unseren zukünftigen Gegebenheiten auseinanderzusetzen, um sicherzustellen, dass es für unsere Kinder und für das Volk überhaupt eine Zukunft gibt. Darum geht es. Das ist sowohl uns, als auch dir von Nutzen.

Angesichts der Kämpfe und Anliegen, mit denen wir uns als einfache Leute, als menschliche Wesen und als Spezies konfrontiert sehen, müssen wir uns miteinander verbünden und Dinge wie jene tun, die wir bereits unternehmen – einander begegnen, uns austauschen, lernen. Letzten Endes kommt es auf den Willen an, darauf, wie es in deinem Herzen aussieht. Die indianischen Völker haben bis zum heutigen Tage überlebt, weil wir über einen starken Willen verfügen. Wir sind nicht der Ansicht, dass wir uns einfügen sollten. Wir sind nicht der Ansicht, dass wir unsere Lebensweise aufgeben sollten. Und eben dieser Wille sollte auch in deinem Herzen sein – die Bereitschaft, dem Gedanken, dass es keine Zukunft mehr gibt, nicht zuzustimmen.

Ich persönlich glaube nicht, dass wir bereits den Punkt erreicht haben, an dem es keinen Ausweg aus unserer derzeitigen Lage mehr gibt, aber wir nähern uns ihm. Je weiter wir von einem Punkt entfernt sind, an dem es kein Zurück mehr gibt, umso mehr Möglichkeiten stehen uns noch offen. Doch mit jedem Tag, den wir diesem Punkt näherkommen, verlieren wir die Möglichkeit dieses Tages. Irgendwann werden wir den Moment erreichen, an dem keine weiteren Möglichkeiten mehr verbleiben. Dann wird es keinen Ausweg mehr geben. Dann werden manche Menschen weinen, andere werden einfach fortfahren. Häuptling Shenandoah sagte einmal zu mir: »Ich weiß gar nicht, wo das große Problem sein soll. Es ist sowieso zu spät.« Ich antwortete: »Onkel, was meinst du damit?« »Nun«, sagte er, »sie haben großen Schaden angerichtet. Nun werden sie dafür leiden.« Das ist eine einfache, aber ziemlich zutreffende Bemerkung. Es wurde großer Schaden angerichtet, und die Menschen werden leiden, aber er führte den Gedanken nicht fort, der uns vor langer Zeit in den Prophezeiungen gegeben wurde – nämlich dass es zum Niedergang der Erde kommen würde. Man sagte uns, dass wir das jeweilige Stadium dieses Niedergangs der Erde an zwei wichtigen Alarmzeichen erkennen könnten.

Eines besteht in einer Zunahme der Windgeschwindigkeit. Man sagte uns, dass es dazu kommen werde. Wenn du eine Zunahme der Windgeschwindigkeit feststellst, lebst du in gefährlichen Zeiten. Man sagte uns, das andere Alarmzeichen für den Niedergang der Erde sei die Art des Umgangs der Menschen mit ihren Kindern. Sie sagten, es sei sehr wichtig, darauf zu achten, wie die Menschen ihre Kinder behandeln, denn daran könne man das Stadium des Verfalls der Erde ablesen. Wenn man heute die Zeitung aufschlägt, liest man über die sexuelle Ausbeutung von Kindern, und man erfährt von obdachlosen Kindern, deren Zahl in die Millionen geht. Für uns ist all das ein ernsthaftes Anzeichen des Niedergangs, doch die Gesellschaft kümmert es nicht.

Wir müssen diese Wegweiser also ernst nehmen und damit beginnen, uns zu organisieren und unser Bestmögliches geben. Wir müssen uns zusammenschließen und uns moralisch gegenseitig so gut unterstützen, dass wir nach Hause gehen, dort neu beginnen und das Ganze noch einmal machen können, denn alles beginnt in unserem eigenen Zuhause. Es beginnt genau dort, und zwar mit dir selbst. Es fängt mit dir selbst an und umfasst als nächstes deine Familie. Dann breitet es sich von deiner Familie aus weiter in die Umgebung hinein – so gehst du vor, denn so musst du vorgehen. Es ist eine Entwicklung, die sich von der Basis her ausbreitet. Du kehrst heim und beginnst, Informationen zu verbreiten, du wirst ein wenig enthusiastischer und vertrittst deine Positionen immer ernsthafter, und dann beginnst du, darauf zu beharren, dass die Menschen dich wahrnehmen und dir zuhören. Bildung ist wichtig, und es ist von grundlegender Bedeutung, wie du anderen vermittelst, was wir benötigen.

Die spirituelle Seite der natürlichen Welt ist allgemeingültig. Ihre Gesetze sind allgemeingültig. Wir sind darauf angewiesen – und das gilt für alle Menschen –, miteinander zurechtzukommen. Versuche, zu begreifen, worin diese Gesetze bestehen. Versuche, mit ihnen zurechtzukommen, unterstütze sie und arbeite mit ihnen. Man hat uns vor langer Zeit gesagt, dass das Leben kein Ende haben wird, wenn wir uns so verhalten. Es besteht einfach in Form großer Regenerationszyklen weiter, in diesen großartigen, kraftvollen Kreisläufen der fortwährenden Erneuerung.

Es liegt bei dir, ob du an dieser Regeneration herumbasteln oder sie unterbrechen willst, aber das kann zu schwerwiegenden Konsequenzen führen, denn wie bereits erwähnt, sind die Gesetze allgemeingültig. Bei Naturgesetzen gibt es keine Haftprüfung. Entweder befolgst du sie oder lässt es sein. Wenn du es sein lässt, bezahlst du dafür. So einfach ist das. Wir müssen also unsere Anführer zum Umdenken bewegen, und wenn diese dazu nicht bereit sind, müssen wir neue, bessere Anführer einsetzen. Wir müssen unsere eigenen Anführer hervorbringen und ganz oben einsetzen. Du bist dafür verantwortlich, gute Anführer auf den Schild zu heben. Bringe sie dorthin, wo sie wirklich etwas bewirken und den eingeschlagenen Kurs verändern können.

Ich komme aus Onondaga, und wenn ich an unser Land denke, erinnere ich mich an die Pflanzzeit. Ich stand hinter einem dieser Pflüge, die man hinter ein Pferd spannt. Und wenn man beim Pflügen auf einen Stein traf, flog man in meinem Alter geradewegs über den Pflugsterz. Es war schwer, diesen Pflug zu halten. Ich erinnere mich daran, es war harte Arbeit. Ackern und Bepflanzen ist nun einmal harte Arbeit. Man muss früh aufstehen und hat viel zu tun, aber es stellt eine hervorragende Charakterschulung dar. Es führt auf großartige Weise dazu, erwachsen zu werden und Verantwortung zu übernehmen und ist das beste Training, das es dafür geben kann. Aber heutzutage ist es schwierig, wieder zum Ackerbau zurückzukehren. Es wird jedoch eine Zeit kommen, in der nur jene, die wissen, wie man etwas anpflanzt, zu essen haben werden.

Und diese Zeit ist gar nicht so weit entfernt. Deshalb müssen all die indianischen Nationen, die ihre Zivilisationen rund um die Nahrung, um Dankfeste und die spirituellen Gesetze aufgebaut haben, wieder auferstehen, um einander daran zu erinnern, wie wichtig all diese Dinge sind. All diese Gemeinschaften sprechen von Gebeten. Wir nennen es zwar nicht so, tun es aber ständig. Wir singen Lieder über die Dämmerung, über Morgenzeremonien und das bald schon bevorstehende Dankfest. Während des ganzen Frühlings und Sommers danken wir. All unsere Zeremonien dienen dazu, zu danken. Wir feiern zwölf Monate im Jahr Dankfeste.

Wenn im Frühling der Saft in den Bäumen steigt, führen wir Dankeszeremonien aus. Wir danken dem Ahorn, dem Häuptling und Anführer aller Bäume. Wir danken allen Bäumen und haben Riten des Dankes während der Pflanzzeit. Dann kommt das Dankfest für die Erdbeeren, die ersten Früchte. Wir danken für die Bienen, den Mais, den Grünmais – wir danken. Erntedank: Die Gemeinde, der Erntevorgang, die Häuptlinge, die Stammesmütter – alle sind mit dabei. Auch die Familien sind da. Wie verschafft man einer Sache Respekt? Indem man genau das tut – dafür zu danken.

Wir müssen das tun. Wir müssen dankbar sein. Das haben wir immer gesagt. Zweierlei hat man uns mitgeteilt: dankbar zu sein, so dass all unsere Rituale Dankeszeremonien werden. Wir haben unsere Nationen auf diesem Grundsatz aufgebaut, und das könnt ihr auch tun. Das andere, wozu man uns riet, ist, das Leben zu genießen. Das ist eine Regel, ein Gesetz – genieße das Leben, denn so soll es sein. Ich weiß, dass du nicht mehr tun kannst, als dir möglich ist, und wenn du das getan hast, sollst du hinausgehen und dein Leben genießen. Nimm dich selbst nicht so ernst. Tue das Beste, was du kannst, aber tue es! So können du und ich Gemeinsamkeit haben. Ich mag zwar den Kopf hängen lassen, jammern oder eingeschnappt sein, aber es wirkt sehr erneuernd, andere Menschen zu treffen, mit ihnen zusammenzusitzen, sich zu unterhalten und all diesen positiven Energien wie zum Beispiel den Absichten der Bio-Ingenieure oder anderer Versammlungen zuzuhören. Ich kann nach Hause gehen und sagen: »Hey, da drüben gibt es einen Haufen guter Leute, die hart daran arbeiten, uns aus all dem herauszuhelfen.« Ich kann unseren Leuten sagen, sie sollen von ihren faulen Hintern aufstehen und etwas unternehmen. Es ist doch wahr – die Menschen sind heutzutage faul. Sie wissen gar nicht mehr, wie man arbeitet.

So ist es, und genau das brauchen wir. Mit harter Arbeit lässt sich alles erreichen. Das war einmal allgemein bekannt und als Gesetz anerkannt. Deshalb würde ich sagen, dass du im Sinne der Idee der Selbsterneuerung und dem Gedanken, gesellschaftlichen Frieden zu erreichen, deinen Anführern und jedem anderen mitteilen solltest, dass es niemals einen Weltfrieden geben kann, solange wir gegen Mutter Erde Krieg führen. Dieser Krieg gegen Mutter Erde bedeutet, zu zerstören, zu verderben, zu töten und zu vergiften. Solange wir das tun, werden wir keinen Frieden haben. Den allerersten Frieden musst du mit deiner Mutter, mit Mutter Erde, schließen.

Dahnayto (»Jetzt bin ich fertig.«)

Salz der Erde

Wasser ist

das Blut der Erde,

es fließt in unserem Blut

und unser Blut trägt Salz.

Die fließenden Gewässer

unserer Mutter Erde

speisen die Gestade

entfaltender Schöpfung.

Wir, ihre Hüter,

kennen den Schmerz,

der uns erkennen lässt.

Wir, das Salz der Erde.

Im still-bewegten,

tiefgründigen Ozean

vereinen sich Tränen

aus Schmerz und Freude.

Wiederkehrend

im Regen,

gereinigt im Dampfe

des Sonnenstrahls.

WERNER HARTUNG

THOMAS BERRY, einer der einflussreichsten zeitgenössischen Vertreter erdverbundener Spiritualität, betrachtet die Erde als die ursprüngliche Quelle unserer Spiritualität. »Wenn keine Spiritualität in der Erde ist, dann ist da auch keine Spiritualität in uns selbst.« Wir haben vergessen, dass die Offenbarung, die wir in der natürlichen Welt und im weiteren Universum finden, die primäre göttliche Offenbarung ist. Wir müssen den Sinn für das Staunen zurückgewinnen, das aus einer heiligen, tiefen Vernetzung mit der Erde entsteht.

Die Welt des Staunens

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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