Stadt der Untoten (Im System Buch #2): LitRPG-Serie - Petr Zhgulyov - E-Book

Stadt der Untoten (Im System Buch #2): LitRPG-Serie E-Book

Petr Zhgulyov

0,0
7,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die erste Etappe ist geschafft. Ivan Susanin hat es geschafft, zu überleben und zusammen mit den anderen Anführern die verschiedenen Akteure in der Allianz zu vereinen. Doch das ist erst der Anfang. Eine riesige Goblin-Armee nähert sich von den Außenbezirken der Stadt, während die Untoten in der Stadt umherstreifen. Die Menschen auf der Erde sitzen zwischen allen Stühlen. Die einzige Möglichkeit, einem weiteren Massaker zu entgehen, besteht darin, die Goblin-Festung einzunehmen und bis zum Ende der Mission durchzuhalten. Oder sie müssen ihre Verwundeten zurücklassen und sich, in der Hoffnung, nicht getötet zu werden, zerstreuen. Dies ist eine ernste Herausforderung für die neu gegründete Allianz. Doch selbst wenn dieser riskante Plan gelingt, ist noch lange nicht alles vorbei. Auf die zweite Mission wird die nächste und dann eine weitere folgen. Die neuen Götter werden nicht klein beigeben, denn der Altar ist eine einmalige Chance für einen von ihnen, Macht zu erlangen und der Anführer eines vereinten Pantheons zu werden. Früher oder später werden die Goblins und die Untoten fallen, und kein Preis ist zu hoch, um den Sieg zu sichern. Es ist Zeit, sich zu entscheiden. Sich hinter den sicheren Mauern zu verstecken oder die belagerte Festung zu verlassen und tiefer in die inneren Vorstädte vorzudringen. In das Reich der Untoten. Dorthin, wo der Tempel des gefallenen Goblin-Gottes steht. An einen Ort, an dem man die Chance hat, über sein eigenes Schicksal zu entscheiden.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1. Das Trojanische Pferd

Kapitel 2. Die Festung stürmen

Zwischenspiel. Der Auserwählte

Kapitel 3. Die Horde

Kapitel 4. Déjà-vu

Kapitel 5. Verhandlungen

Kapitel 6. Die edelste Kunst

Kapitel 7. Wahrheit und Lügen

Kapitel 8. Duelle

Zwischenspiel. Der Lebenswille

Anhang Nr. 1. Charakter Tabelle

Kapitel 9. Farmen

Kapitel 10. Der Regen

Kapitel 11. Die Wahl

Kapitel 12. Die tote Zauberin

Anhang Nr. 2. Charakter Tabelle

Kapitel 13. Entdeckungen und Enttäuschungen

Kapitel 14. Legion

Anhang Nr. 3. Charakter Tabelle

Kapitel 15. Die Vereinbarung

Kapitel 16. Das Leuchtfeuer

Zwischenspiel. Die Festung

Kapitel 17. Die Heilung

Kapitel 18. Shiva

Epilog

Anhang Nr. 4. Charakter Tabelle

Über den Autor

Petr Zhgulyov

Im System

Buch 2

Stadt der Untoten

Magic Dome Books

in Zusammenarbeit mit 1C-Publishing

Stadt der Untoten

Im System Buch 2

Copyright © Petr Zhgulyov, 2022

Covergestaltung © Vladimir Manyukhin 2022

Lektor: Youndercover Autorenservice

Erschienen 2022 bei Magic Dome Books in Zusammenarbeit mit 1C-Publishing

Anschrift: Podkovářská 933/3, Vysočany, 190 00

Praha 9 Czech Republic IC: 28203127

Alle Rechte vorbehalten

Dieses Buch ist nur für deine persönliche Unterhaltung lizensiert. Das Buch sollte nicht weiterverkauft oder an Dritte verschenkt werden. Wenn du dieses Buch mit anderen Personen teilen möchtest, erwirb bitte für jede Person ein zusätzliches Exemplar. Wenn du dieses Buch liest, ohne es gekauft zu haben, besuche bitte deinen shop und kaufe dir dein eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass du die harte Arbeit des Autors respektierst.

Die Personen und Handlung dieses Buches sind frei erfunden. Jede Übereinstimmung mit realen Personen oder Vorkommnissen wäre zufällig.

Laden Sie unseren KOSTENLOSEN Verlagskatalog herunter:

Geschichten voller Wunder und Abenteuer: Das Beste aus LitRPG, Fantasy und Science-Fiction (Verlagskatalog)

Neue Bestellungen!

Aufgetaut (Unfrozen) LitRPG-Serie

von Anton Tekshin

Die triumphale Elektrizität Steampunk Roman

von Pavel Kornev

Phantom-Server LitRPG-Serie

von Andrei Livadny

Der Neuro LitRPG-Serie

von Andrei Livadny

Einzelgänger LitRPG-Serie

von Alex Kosh

Herrschaft der Clans - Die Rastlosen LitRPG-Serie

von Dem Mikhailov

Deutsche LitRPG Books News auf FB liken: facebook.com/groups/DeutscheLitRPG

Kapitel 1. Das Trojanische Pferd

UNGEWÖHNLICHERWEISE BRACHTE DER SIEG nun unser Bündnis in Gefahr. Die große Zahl der Verwundeten fesselte uns an Händen und Füßen. Wir konnten sie nicht zurücklassen, denn das wäre ein schrecklicher moralischer Schlag ins Kontor, wir konnten sie aber auch nicht mitschleppen. Selbst wenn sich die Stadtbewohner von gestern bereit erklärten, all jene, die nicht mehr lange auf dieser Welt sein würden, auf ihren Rücken zu tragen, wäre es sinnlos. So beladen wäre es nur eine Frage der Zeit, bis die Goblins uns einholten. Sobald die Euphorie des Sieges abgeklungen war, würden sich alle der Situation bewusst werden. Was würden sie tun? Das war eine rhetorische Frage.

Die Wahl war einfach: Entweder wir eroberten die Festung oder wir mussten die meisten Verwundeten zurücklassen. Wir konnten sie auch erledigen, was vernünftiger wäre. Aber das wäre wahrscheinlich der Anfang vom Ende. All die Bemühungen, die Spieler zu einen, wären umsonst gewesen. Die Allianz würde sich in kleine Gruppen aufteilen und zerstreuen und keine Gefahr mehr für die Goblins darstellen. Und was dann? Weiter in die Stadt fliehen? Die Untoten jagen? Vielleicht hatte ich mir vorher etwas vormachen können, aber die Begegnung mit dem Knochenschreck hatte deutlich gezeigt, dass die Untoten in manchen Fällen gefährlicher waren als die Goblins.

Die Einnahme der Festung gab uns die Möglichkeit, dieses deprimierende Szenario zu vermeiden und bis zum Ende der vom System gesetzten Frist durchzuhalten. Natürlich konnten ein paar Hundert Spieler die Mauern nicht verteidigen, aber die göttlichen Waffen, die die Hohepriester erhalten hatten, besaßen eine typische Eigenschaft — die Fähigkeit, ein Leuchtfeuer zu errichten. Zwar reichte dessen Kraft nicht aus, um Spieler zwangsweise anzulocken, aber immerhin hatten künftige Wellen die Wahl, ob sie an einem zufälligen Ort oder in einem bestimmten Gebiet landen wollten. Durch das Aufstellen eines Leuchtfeuers in der Festung könnten wir jeden Tag neue Verstärkung bekommen, und es wäre kein Problem mehr, die Festung zu halten. Natürlich würde die Goblin-Armee hinter uns her sein, aber was konnten sie schon ausrichten? Die Goblins hatten die Absicht, verstreute Spieler zu jagen, nicht ihre eigene Festung zu belagern. Selbst wenn sie einen Rammbock und Leitern bauen würden, würde dies Zeit kosten.

Dies würde auch das Problem der Versorgung lösen. Die Festung musste über einen anständigen Vorrat an Lebensmitteln, Wasser und allem anderen verfügen. Wenn sie Hunderte von Goblins viele Monate lang versorgen sollte, würde sie den Spielern für acht Tage bis zur Deadline reichen. Natürlich war da noch die Frage der Erfahrung, aber darüber konnte ich später nachdenken, wenn wir erfolgreich wären. So egoistisch es auch klingen mochte: Die drei verbleibenden Tage konnten wir auf jeden Fall überstehen, und es war noch zu früh, um weiter in die Zukunft zu blicken.

Im Moment waren wir von dieser verlockenden Zukunft durch die hohen Mauern derselben Festung und die Überreste der Garnison getrennt. Obwohl wir die meisten Goblins ausgelöscht hatten, war es einigen gelungen zu entkommen, und sie waren wahrscheinlich in die Festung zurückgekehrt. Zusätzlich zu den Kriegern gab es in der Festung sicher auch niedere Diener, die in diesem Fall zu den Waffen greifen würden. Insgesamt könnten es bis zu 100 Verteidiger sein. Eine anständige Zahl, wenn wir uns entschlossen hätten, die Festung zu stürmen. Wenn es uns gelänge, die Festung einzunehmen, befänden wir uns in der gleichen Situation wie die Goblins.

Natürlich schlug niemand vor, die Mauern direkt zu stürmen, was Selbstmord gewesen wäre. Mehr politischer als buchstäblicher Selbstmord, denn die Spieler würden uns wahrscheinlich nur sagen, wir sollen uns verpissen. Nein, die einzige Chance auf Erfolg war eine Guerilla-Masche. Wir mussten alles schnell machen, bevor die Spieler den Ernst der Lage erkannten, bevor die Goblin-Armee die Festung erreichte — und vor allem, bevor die zweite Spielerwelle eintraf. Mit anderen Worten: Das Wichtigste an diesem Plan war Schnelligkeit, und die Zeit wurde knapp.

Aus diesem Grund hatte sich nur ein „Elite“-Trupp, bestehend aus mehreren Dutzend Spielern, in Richtung der Festung aufgemacht. Die Haupttruppe würde später eintreffen.

* * *

Nach nur einer Stunde Joggen, in der ich manchmal in einen schnellen Spaziergang übergegangen war, wusste ich zu schätzen, wie sinnvoll es gewesen war, meine Ausdauer auf 10 zu erhöhen. Ein Tempo, das mich gestern noch erschöpft hätte, gab mir jetzt das Gefühl, dass ich ewig so weiterlaufen könnte. Zumindest bis es dunkel wurde...

Daher gab ich die Idee auf, reiten zu lernen. Was würde es bringen, wo ich doch mein eigenes Pferd war? Stattdessen investierte ich die Punkte, die ich gewonnen hatte, in die Leichte magische Fähigkeit und erhöhte sie auf Level 2 (6/120). Immerhin bedeutete das +1 für Weisheit. Die Skaldenkarte sah ziemlich nutzlos aus, aber sie erforderte keine Punkte, also sah ich keinen Grund, sie abzulegen.

Möchtest du die Fertigkeit Skalde erlernen?

Ja/Nein

Ich bestätigte meine Wahl und tauchte in die reiche Welt der lokalen Folklore ein. Die Poesie der Goblins könnte ich so zusammenfassen: „Beschreibe, was du siehst.“ Wie in der skaldischen Dichtung gab es keinen Platz für Fantasie. Die Gedichte dienten dazu, Dinge zu berichten, die der Skalde erlebt hatte, und der Inhalt der Verse wurde nicht ausgewählt, sondern von der Realität diktiert. Der künstlerische Sinn war theoretisch nicht vorhanden, da er einer Lüge gleichkam, aber... Die Wahrheit lag, wie immer, im Auge des Betrachters. Jedes Ereignis konnte so beschrieben werden, dass es für einen selbst günstig war, und in dieser Hinsicht erschienen die Versuche der Goblins, ihre Gegner zu verunglimpfen, ziemlich naiv.

Aus Neugierde versuchte ich, der Tradition zu folgen, und verfasste sofort eine Vísa, die meine neue Realität widerspiegelte.

Tapf’re Krieger auf dem Weg zur Festung der bösen Goblins,

Um eine mächt’ge Tat zu vollbringen oder sich als wertlos zu erweisen.

Nur das Pferd wird überleben,

es sei denn, ich töte es selbst.

„Was für ein Dreck“, sagte ich mit einer gewissen Genugtuung.

Hm... Es schien, als hätte ich eher meinen inneren Literaturkritiker als einen Skalden geweckt. Die Karte hatte mir nicht wirklich poetisches Talent verliehen — vielleicht konnte man nichts erwecken, das nicht existierte? Es sei denn natürlich, es ging um Leichen und Geisterbeschwörung. Nun, zurück zur heutigen Tagesordnung.

„Wie lange würde es dauern, bis du als Ghul ins Leben zurückkehrst, nachdem du getötet wurdest, Chuchuk1?“

Das neben mir trabende Pferd richtete seine Zähne in meine Richtung, und ich gab den Zügeln einen warnenden Ruck. Chuchuk hatte sofort eine Abneigung gegen mich entwickelt und zeigte dies auf jede erdenkliche Weise, indem er ständig versuchte, mich zu treten, zu beißen oder „versehentlich“ anzustoßen. Ich revanchierte mich dann, indem ich ihm eine Ohrfeige gab, und in einem Anfall von Inspiration hatte ich mir sogar einen neuen Namen ausgedacht. Er war perfekt.

„Vielleicht ist meine poetische Gabe doch nicht so schlecht?“

Das Pferd antwortete nicht. Wenig überraschend.

Trotz all der Pferde, die wir erbeutet hatten, verfügten wir immer noch nicht über eine Kavallerie. Einige der Spieler konnten zwar reiten, aber die Goblin-Pferde ignorierten die üblichen Befehle. Ohne die entsprechenden Fähigkeiten oder Kenntnisse konnten sie nur als Lasttiere oder als wandelnde Futterkonserven verwendet werden. Einige der Tiere waren ruhiger, aber in diesem Fall hatte ich keine Wahl. Chuchuk trug seinen Herrn auf dem Rücken, und ich bezweifelte, dass die Goblins die bevorstehende Vorstellung glauben würden, wenn der Leichnam auf einem anderen Pferd zur Festung zurückkehren sollte. Es war nicht einfach gewesen, das Ensemble aus Pferd + Reiter + seinen Besitztümern nachzubilden.

Im Ernst, die Skalden-Fertigkeit war doch nützlich. Ich kannte jetzt nicht nur die Regeln der Versifikation, sondern auch die Goblin-Kultur, Geschichte, Bräuche, Mythologie und weiß der Himmel, was noch alles. Seltsamerweise war das alles sehr unstrukturiert, bruchstückhaft und erforderte Nachdenken — das Gegenteil der Grundkarten. Ich hatte den Verdacht, dass das System die Karte auf der Stelle erschaffen hatte, und zwar durch die Wirkung der Duellanten-Fähigkeit. All dieses Wissen würde sehr nützlich sein, wenn ich vorhätte, die Goblin-Gesellschaft als Spion zu infiltrieren.

„Wir haben in dieser Gegend noch nie einen schwarzen Mann gesehen!“ Ich kicherte, als ich mich an den alten Witz über einen amerikanischen Geheimagenten erinnerte, der in der UdSSR ausgesetzt wurde. Er war nach heutigen Maßstäben politisch nicht besonders korrekt. Sollte ich Bill diesen Witz erzählen? Doch während ich es mir leisten konnte, ein wenig Spaß zu haben, hatten die meisten eine viel geringere Ausdauer, und viele schnappten bereits nach Luft. Mindestens ein Dutzend Freiwillige waren völlig im Rückstand... Vielleicht war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für einen Witz.

Ich sah mich um und begutachtete die Situation, während ich rannte. Selbst das bruchstückhafte Wissen erlaubte es mir, die umliegenden Ruinen in einem anderen Licht zu sehen. Es war nicht so, dass ich das alles nicht schon gesehen hätte, und doch... Die Größe haute mich um. Nach historischen Maßstäben war die Himmelsstadt Sar vor nicht allzu langer Zeit die Hauptstadt eines riesigen und mächtigen Reiches gewesen, vergleichbar mit Rom in seiner Blütezeit. Noch vor wenigen Jahrzehnten hatten Millionen von Goblins in der Stadt gelebt. Um das Ausmaß der Katastrophe zu ermessen, musste man sich nur vor Augen führen, dass die Armee, die uns angegriffen hatte, nur etwa 10.000 Soldaten umfasst hatte. Die Garnison in der einzigen Festung bestand aus nicht mehr als 300 Soldaten. Auch wenn es hochtrabend klingen mochte, aber hier wurde über das Schicksal der Welt entschieden.

Mich beschäftigte allerdings weniger die Katastrophe selbst als vielmehr eine viel praktischere Frage: Was war mit den Einwohnern der Stadt geschehen? Die Fragmente, die in meinem Kopf auftauchten, sprachen von einer „großen Schlacht“, „Flüssen von Blut“ und „Bergen von Leichen“, was alles andere als ermutigend klang. Die Straßen waren im Allgemeinen frei von Knochen, was darauf hindeutete, dass die Stadtbewohner gegangen waren. Die meisten Untoten hatten sich in das Zentrum der Stadt begeben. Wie viele Knochenschrecken lauerten dort wohl? Könnten wir auf noch gefährlichere Kreaturen stoßen? Im Gegensatz dazu könnten unsere Probleme mit den Goblins ein Kinderspiel sein.

Wie gefährlich war das Stadtzentrum? Die Goblins hatten wiederholt Delegationen zum Tempel geschickt, aber sie waren stets mit leeren Händen zurückgekehrt, nachdem sie schwere Verluste erlitten hatten. Wenn sie überhaupt zurückgekehrt waren. Ich vermutete, dass nicht einmal die Eingeborenen selbst wussten, was im Siebten Kreis vor sich ging.

Ich schaute nach rechts zur Mauer. Eine weitere Frage, die mich beschäftigte, war, warum die Hauptstadt eines mächtigen Reiches so viele Mauern brauchte. Rom zum Beispiel hatte kurz vor seinem Untergang nur eine einzige Mauer gebaut. Sar hatte sieben (!) solcher Kreise, und der Größe und Festigkeit nach zu urteilen, nahmen die Goblins sie überaus ernst. Die Legenden besagten, dass die Götter selbst an der Errichtung dieser Mauern beteiligt gewesen waren, aber nur in dem Sinne, dass sie den ersten Stein gelegt und den Arbeitern ihren Segen gegeben hatten, damit sie weitermachen konnten. Niemand würde so viel Mühe aufwenden, „nur für den Fall“. Auch die Tatsache, dass die Stadt schließlich gestürmt worden war, lieferte keine Antwort. Es war unwahrscheinlich, dass die Mauern ursprünglich gegen Invasionen aus anderen Welten errichtet worden waren.

„Wir sind fast da“, durchbrach Dmitry die Stille, als eine Lücke in der Mauer vor uns auftauchte. Auch für ihn war es nicht leicht. „Haben die hier Haubitzen benutzt oder so?“

„Wahrscheinlich eher Magie“, sagte ich, als ich die Überreste einer alten Schlacht betrachtete. Ich musste zugeben, dass es ziemlich... beeindruckend aussah.

Von dem auf der Karte eingezeichneten Tor war fast nichts mehr übrig. Ein mehrere Dutzend Meter langes Stück der Mauer sah aus, als wäre es durch den Schlag einer riesigen Faust zertrümmert worden, die offenbar aus dem Inneren der Stadt gekommen war. Die Steinblöcke waren Hunderte von Metern durch die Luft geflogen und hatten riesige Löcher in den umliegenden Hauswänden hinterlassen oder sie ganz zerstört. In der Nähe gab es kein einziges unbeschädigtes Haus.

„Wir sollten uns beeilen. Die Sonne steht schon hoch“, sagte Michigan und blickte nach oben, als ob er keinen System-Timer hätte.

„Es ist zu spät, um sich zu beeilen“, sagte ich kopfschüttelnd. „Wir haben noch zehn Minuten vor uns. Wir werden es nicht schaffen.“

„Doch, das werden wir“, widersprach Michigan. „Quel hat versprochen, die nächste Welle von Spielern ein wenig zurückzuhalten. Aber seine Macht ist begrenzt, also haben wir etwa eine Stunde Zeit.“

Ich sagte nichts, nahm aber sowohl die Verhandlungen als auch die Tatsache zur Kenntnis, dass die Götter sich in das System einmischen konnten. Zumindest die Frist verschieben... ein weiteres Kopfzerbrechen, angesichts ihrer „freundlichen“ Haltung mir gegenüber. Ich fragte mich, ob der verstorbene Jack Informationen über mich mit seinem Gönner geteilt hatte. Ich hoffte es jedenfalls nicht.

„Wir werden hier warten. Wir können nicht weitergehen, ohne von den Goblins entdeckt zu werden“, sagte Qing Long, der keine Anzeichen von Müdigkeit zeigte. „Wenn ihr in einer halben Stunde nicht zurück seid, gehen wir davon aus, dass ihr es geschafft habt, hineinzukommen, und werden uns zum Angriff bereit machen. Wir werden angreifen, sobald ihr die Tore geöffnet habt. Wenn sich die Tore nicht innerhalb von zwei Stunden öffnen, gehen wir davon aus, dass ihr tot seid, und fahren mit dem Ersatzplan fort.“

Es würde nicht einmal jemanden geben, dem man die Schuld geben konnte. Während der Brainstorming-Sitzung hatten wir zahlreiche Ideen diskutiert, aber keine von ihnen konnte den Erfolg garantieren. So war es mir zugefallen, die Option „Selbstmord“ zu wählen, da ich direkt davon betroffen wäre. Es blieb nun abzuwarten, ob sich die vielen Stunden, die wir mit Computerspielen verbracht hatten, auszahlen würden. Woher sollte ich sonst die Idee haben, bewachte Einrichtungen zu infiltrieren? Schade, dass man in der echten Welt nicht auf Speichern drücken konnte. Das konnte man nicht, oder? System?

Fehler 404 (51 %)! Möglichkeit nicht gefunden. Bitte überprüfe die Serververbindung und versuche es erneut.

Ich nahm die Pferdezügel wieder in die Hand und schlüpfte in die Unsichtbarkeit. Von diesem Moment an war ich praktisch allein. Der Schwertkämpfer bewegte sich irgendwo in der Nähe, aber wir konnten uns nicht mehr sehen. Ich konnte jedenfalls keine Spuren entdecken, so sehr ich mich auch bemühte. Seine Fähigkeit war nicht die klassische Unsichtbarkeit, sondern eher ein Ablenkungsmanöver, was in dieser Situation aber noch besser funktionierte.

Obwohl es hieß, dass die Festung die Lücken in der Mauer schützte, befand sie sich etwas abseits, sodass wir etwa zehn Minuten laufen mussten. Es bestand jedoch keine Gefahr, sich zu verlaufen. Rauchwolken stiegen über dem Bergfried auf, und der Wind trug die spezifischen Gerüche von Dung, Essen, Rauch und den Goblins selbst mit sich. Im Gegensatz zur Atmosphäre in der toten Stadt war in der Festung noch ein Funke Leben zu spüren.

Es ist schwer zu sagen, welche Funktion die Festung im Zentrum der Stadt gehabt haben könnte. Ein Schutzraum? Ein Kloster? Eine Lagereinrichtung? Oder einfach ein Gefängnis? Auf jeden Fall waren die Angreifer nicht sonderlich daran interessiert gewesen, sodass die Festung kaum Schaden genommen hatte. Die Goblins hatten dies später zu ihrem Vorteil genutzt und den bequemen Verteidigungsposten besetzt.

Die Festung hatte eine klassische rechteckige Form und sah recht eindrucksvoll aus, mit hohen Steinmauern, vier Flachdachtürmen an jeder Ecke mit Ballisten, einem Torturm, einem breiten Graben und eisenbeschlagenen Toren. Die Befestigungen sahen sehr vielversprechend aus, sodass wir eine echte Chance hatten, die Burg zu halten, egal wie viele Goblins sich hinter den Mauern versammelten.

Die Goblins hatten die Brücke nicht zerstört, wahrscheinlich, weil sie nicht glaubten, dass eine Belagerung möglich wäre, und um sich die Mühe zu ersparen, sie später wieder aufzubauen. Es mochte blöd erscheinen, aber man sollte nicht vergessen, dass ihre Armee in wenigen Stunden anrücken würde. Was konnten ein paar Hundert Spieler gegen die Festungsmauern ausrichten? Sie hatten uns eindeutig unterschätzt, und das erhöhte unsere Chancen. Oder?

Der Mana-Kristall in meiner Handfläche zerbröselte zu Staub, den ich dann in einen Beutel schüttete. Auf dem gepflasterten Weg konnte ich mich bewegen, ohne Spuren zu hinterlassen, und das Geräusch meiner Schritte wurde durch die Lumpen gedämpft, die ich um meine Stiefel gewickelt hatte. Dennoch hatte ich bereits die sonderbare Angewohnheit zugelegt, auf jeden meiner Schritte zu achten: nicht im Schlamm landen, nicht die Blume zertreten, die zwischen den Steinen hervorlugte, keine Kieselsteine zertreten... Auf den Zinnen befanden sich garstig dreinschauende Goblins, und ich nahm an, dass sie perfekt sehen konnten und die Unsichtbarkeit bereits kannten. Das war die Schwachstelle in unserem Plan — eine von vielen, um ehrlich zu sein.

Die Tore kamen näher und näher. Ein vertrauter Schauer lief mir über den Rücken. Wieso war ich hier? Ich war noch nie ein Freund von sinnlosem Heldentum gewesen. Warum also ging ich ein solches Risiko ein? Im Großen und Ganzen war meine Anwesenheit nicht zwingend erforderlich, denn laut unserem Plan hätte ein „Saboteur“ ausgereicht. Niemand wusste, dass ich ein zweites Leuchtfeuer hatte.

War es aus egoistischen Gründen? Das war nur eine Ausrede. Natürlich rechnete ich mit Erfahrung und Beute, aber keiner der möglichen Boni rechtfertigte das erhebliche Risiko, mein eigenes Leben zu verlieren. So gierig war ich nicht. Nein, meiner Ansicht nach ging es mehr um Verantwortung. Zu viel hing vom Ausgang unseres Plans ab. Wenn es uns nicht gelang, die Festung einzunehmen, würde der Großteil der Spieler sterben. Warum sollte ich mich um ein paar Tausend Fremde kümmern? Wenn ich mich an Logik und Pragmatismus hielt, musste mich ihr Überleben nur im Verhältnis zu meinem eigenen Überleben interessieren, mehr nicht. Und doch war ich hier. Es war zu spät, um auszusteigen. Die Würfel waren gefallen.

Die Goblins bemerkten das herannahende Pferd. Eine Trompete ertönte und schlug Alarm. Das Pferd wieherte, und ich ließ die Zügel los, damit es allein weiterlaufen konnte. Das Tier brauchte nicht mehr angetrieben zu werden und trabte zügig auf das bekannte Tor zu. Die Ankunft des Pferdes sollte keinen Verdacht erregen, denn es gab viele Fälle, in denen Pferde nach dem Verlust ihres Reiters den Weg nach Hause gefunden hatten. Was also, wenn es einem gelang, vom Schlachtfeld zu entkommen? Vor allem, wenn ein blutüberströmter Goblin auf seinem Rücken lag und sich an den Zügeln festhielt.

„Hey, bist du in Ordnung?“, rief ein Wächter, der über die Mauer spähte. „Gib dich zu erkennen!“

Der Leichnam im Sattel antwortete nicht, sondern schwankte und fiel vom Pferd. Ebenso lautlos rollte er in den Graben. Ich kniff automatisch die Augen zusammen und wartete auf den Aufprall. Vorsichtig, darauf bedacht, keine Fußspuren zu hinterlassen, ging ich an den Rand der Brücke. Es gab keine Pfähle und kein Wasser darin. Eine einfache Grube, aber sie war sechs Meter tief. Also wenn der Reiter nicht schon tot wäre...

„Freund?“, wiederholte der Ausguck unsicher. „Bist du da unten am Leben?“

Der Goblin schien es selbst nicht zu glauben. Doch zu unserer gemeinsamen Überraschung bewegte sich der Leichnam und versuchte aufzustehen. Das System bestätigte hilfreich meinen Verdacht.

Untoter. Level 5.

Großartig. Unser sorgfältig ausgearbeiteter Plan war zum Teufel gegangen. Was hätten wir getan, wenn der Goblin etwas früher aufgestanden wäre und die eine Hälfte des Köders die andere gefressen hätte? Selbst mich hätte das gleiche Schicksal ereilen können, wenn man das Level der Kreatur bedachte.

Vielleicht war es besser so. Jetzt konnte ich nur noch abwarten und hoffen, dass unser Plan funktionierte, denn wenn es eine Methode gab, die Goblins zum Öffnen der Tore zu zwingen, dann kannte ich sie nicht. Wir hatten daran gedacht, Gefangene zu benutzen, um hineinzukommen, indem wir sie mit einer Nachricht zurückschickten, aber selbst wenn wir nicht so schnell gewesen wären, alle hinzurichten, bezweifelte ich, dass die Goblins die Tore geöffnet hätten. Stattdessen hätten sie wohl ein Seil heruntergelassen.

Und genau das taten sie in diesem Moment und ließen drei Goblins auf einmal in den Graben hinab. Nach ihrem Level zu urteilen, waren dies die überlebenden Reiter: zwei auf Level 5 und einer auf Level 6.

Ich schaute nachdenklich auf die Seile, die einen Meter von der Brücke baumelten. Ich könnte springen, aber das war zu riskant. Es war töricht zu hoffen, dass die Goblins nicht bemerken würden, wenn ein Seil ohne Grund zuckte. Alles, was ich tun konnte, war, den Staub des aktuellen Kristalls in den Beutel zu schütten und den nächsten in meiner Faust zu halten. Stehen, beobachten, warten und hoffen.

Der Untote interessierte sich sofort für seine ehemaligen Verwandten, aber er bewegte sich eher zögerlich, und die Goblins erledigten ihn mit Leichtigkeit. Zwei von ihnen nahmen die Speere, die ebenfalls in den Graben gefallen waren, und hielten den Untoten zurück, während der dritte geschickt von der Seite kam, ihm den Kopf abschlug und Level 7 erreichte. Verdammter MacLeod. Es floss kaum Blut, und ich zuckte nicht einmal. Vielleicht hatte ich mich an solche Szenen gewöhnt?

Der Leichnam wurde gefesselt und auf die Zinnen gehoben. MacLeod war der Letzte, der ging, und er nahm den Kopf mit. Auch wenn sie die Leiche untersuchten, hatten wir alles, was dem Goblin zu Lebzeiten gehört hatte, zurückgegeben, um den Verdacht zu zerstreuen. Ich hatte dem toten Goblin sogar sein Kettenhemd gelassen. Sein Klirren hätte meine Position ohnehin verraten. Außerdem passte die einzelne Pfeilwunde zu dem Szenario „verblutet“. Hm … Wir hatten ihm auch den Kristall nicht abgenommen... War er deshalb so schnell wieder zum Leben erwacht? Später. Ich würde mir das alles später überlegen.

Jetzt musste ich abwarten und herausfinden, was die Goblins mit dem Pferd machen würden. Es war unwahrscheinlich, dass sie versuchen würden, ein 500 Kilo schweres Tier mit Seilen zu heben. Und es war auch unwahrscheinlich, dass sie es töten würden, denn ein Schlachtpferd kostete viel Geld. Sie wussten bestimmt von meiner Existenz, aber es war noch nicht viel Zeit vergangen, also war es logisch, dass sie davon ausgingen, dass die Spieler noch in einiger Entfernung waren. Die Goblins hatten keinen Grund, uns zu fürchten.

Komm schon... Ich ertappte mich dabei, wie ich ein seltsames Gebet in der Sprache der Goblins aufsagte, um die Götter um Glück zu bitten. Verdammt, lag das nur an mir, oder hatte ich gerade den Großen Y um Hilfe gebeten?

Es gab ein knarrendes Geräusch. Ob dank unseres Plans, der Gier der Goblins, meiner Gebete oder etwas anderem, wusste ich nicht, aber sie öffneten die Tore. Das war ein Fehler. Ein großer Fehler.

* * *

Ein Goblin ging durch die Tore, nahm die Zügel des Pferdes und tapste langsam zurück. Ich folgte ihm und hielt mich links. Glücklicherweise hatten der Schwertkämpfer und ich in weiser Voraussicht die Sektoren vorher aufgeteilt, um zu vermeiden, dass sich unsere Wege kreuzten. Es wäre unfassbar dumm gewesen, den ganzen Plan zu ruinieren, weil man mit einer anderen unsichtbaren Person zusammenstieß.

Die Tore bestanden im Prinzip nur aus zwei massiven Türen, die von einer dicken, eisenbeschlagenen Querstange geschlossen gehalten wurden. Keine Mechanismen. Die Tore schlossen sich wieder, sobald der „Pferdeknecht“ das Pferd hindurchgeführt hatte, und drei Goblins brachten die schwere Stange schnell wieder an ihren Platz. Ich drückte mich mit dem Rücken an das Mauerwerk, um niemanden anzustoßen, und schaute zu den stählernen Zähnen des hochgezogenen Fallgatters hinauf. Wenn man es herunterließ, würde eine Art Öl aus diesen Löchern fließen. Die Goblins hatten sich nicht wirklich etwas Originelles einfallen lassen.

Abrupt blieb ich stehen und bemerkte, dass die Steine vor dem Eingang stark mit Sand bedeckt waren. Zwei Dutzend Goblins mit Schilden und Speeren standen in einem Halbkreis vor den Toren, und ein Dutzend Bogenschützen stand hinter ihnen. Ein Zufall? Das bezweifelte ich. Das Fallgatter senkte sich langsam hinter mir. Ich aktivierte den Berechnenden Verstand, und meine Emotionen verflüchtigten sich zusammen mit der wachsenden Panik. Ich hatte bisher das Richtige getan, indem ich mich ruhig verhielt. Nervös zu werden war irrational.

„Was hat das zu bedeuten?“ Der Pferdeknecht trat einen Schritt zurück und sprach damit meine bohrende Frage aus.

Mehrere Speere durchdrangen gleichzeitig die Luft um den Goblin. Das Pferd wieherte und blickte ebenfalls missbilligend auf die blitzenden Speerspitzen.

„Nur ein Check, Shir“, schnaubte MacLeod. „Es war ein Unsichtbarer unter den Menschen, man kann also nicht vorsichtig genug sein. Geh durch die Formation und hab keine Angst, sie werden dich nicht angreifen. Aber wenn sich jemand in die Festung geschlichen hat, wird er einen Speer in seine Seite bekommen.“

Dank meiner aktivierten Fähigkeit verspürte ich keine Angst und überlegte in aller Ruhe, was ich tun sollte. Die Goblins hatten bereits verloren, als sie uns in die Festung gelassen hatten. Selbst wenn der Schwertkämpfer das Leuchtfeuer genau hier und nicht näher am Zentrum platzieren würde, würden die meisten Spieler innerhalb der Festung auftauchen. Alles, was ich tun musste, war, bis zu diesem freudigen Moment zu überleben. Sollte ich nach vorne stürmen, die Formation durchbrechen und mithilfe meiner Unsichtbarkeit entkommen? Oder mich selbst aufgeben und so die Aufmerksamkeit von meinem Partner ablenken?

„Wie du meinst, Rud“, grunzte der Level-6-Pferdeknecht. „Man sagt, Vorsicht sei eine gute Eigenschaft für einen Anführer... Oder war es Mut?“

„Dann zeig mir, wie mutig du bist, Shir“, knurrte MacLeod. Es schien, als ob die beiden sich nicht ausstehen konnten. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dich umbringen werde, oder?“

Shir schritt lautlos durch die Reihe der Speerträger. Die Speere durchbohrten die Luft direkt neben ihm, aber der Goblin zuckte nicht einmal, während er seinen Feind anstarrte. Ich dachte schon, er würde erfolgreich vorbeikommen, als der nächste Schlag ihn in die Seite traf. Es folgte ein weiterer, und noch einer. Andere Goblins kamen hinzu, aber sie schienen nicht zu versuchen, ihn zu töten.

„Genug! Ich habe dich aus der Festung entlassen.“ MacLeod hob sein Schwert. „Wenn du schlauer gewesen wärst, hättest du die Chance zur Flucht ergriffen. Hebt ihn hoch!“

„Du bist ein Verrä...“

Der Sterbende hatte keine Zeit, zu Ende zu sprechen — sein Kopf rollte über die Steine und belohnte den Mörder mit einer neuen Dosis an Erfahrungspunkten. Was für eine süße Gepflogenheit. Es kann eben doch nur einen geben, richtig?

Ich nutzte die Tatsache, dass die meisten Goblins beschäftigt waren, und ging vorsichtig durch die Formation, wobei ich versuchte, keine Spuren zu hinterlassen. Es war erstaunlich einfach, aber es war auch klar geworden, dass hier niemand an den „unsichtbaren Menschen“ glaubte. Dies war ein banaler Machtkampf gewesen — ein Grund, einen Konkurrenten auszuschalten. Das war nichts Neues.

Alles, was blieb, war die Einschüchterung möglicher Anhänger des Verlierers. Drei Goblins traten mit erhobenen Waffen an die Gitterstäbe heran und sahen sich mit gequälten Augen um. Ich fragte mich, ob ihre Leben ausreichen würden, um MacLeod auf Level 8 zu heben. Ich bezweifelte es.

„Ihr drei Bastarde!“, knurrte MacLeod und richtete sein blutiges Schwert auf sie. „Ich habe euch klar und deutlich gesagt, dass ihr die Tore nicht öffnen sollt! War das so schwer zu verstehen? Ihr wart bereit, uns alle wegen eines lausigen Pferdes in Gefahr zu bringen!“

„Aber … es ist doch nichts passiert!“, sagte einer von ihnen und ließ den Kopf sinken. Idiot.

„Ihr habt meine Befehle missachtet! Es könnte ein Feind unter euch lauern. Wie könnt ihr sicher sein, dass das nicht der Fall ist?“

„Wir...“

„Auf die Knie!“, knurrte MacLeod, und die Goblins gehorchten nach kurzem Zögern. „Hört mir zu. Ich habe heute das Level 7 erreicht! Als der Älteste hier erkläre ich mich, Rud, zum neuen Anführer dieser Festung. Speerträger! Formation schließen. Bogenschützen! Seht nach, dass sich dort niemand Unsichtbares versteckt.“

Offenbar hatte der Usurpator beschlossen, die Show bis zum Ende laufen zu lassen. Die drei Goblins warfen sich nieder, und der Halbkreis, der so unzuverlässig erschienen war, schloss sich wieder und strotzte vor Speeren. Pfeile flogen durch die Luft, trafen das Fallgatter oder landeten weiter an den Toren. Selbst wenn ich dort bliebe, wo ich war, wären die Chancen, mich zu treffen, gering. Dennoch war es nicht unmöglich.

„Und?“, fragte der neu ernannte Festungskommandant träge. Er schien nicht geneigt zu sein, die Anhänger seines besiegten Konkurrenten zu erledigen. „Ist da jemand?“

„Ich kann keine Spuren sehen“, berichtete einer der Bogenschützen. „Sieht aus, als wäre niemand durchgekommen.“

In diesem Moment ertönte ein Horn, und alarmierte Rufe kamen von der Mauer. Es war nicht schwer zu erraten, was passiert war. Die Goblins hatten endlich die Annäherung der Spieler bemerkt.

„Der Check ist vorbei. Geht alle auf die Zinnen! Die Menschen müssen sehen, dass die Festung gut verteidigt ist“, knurrte Macleod. „Ihr drei, los geht’s! Genug herumgelegen. Macht eure Armbrüste bereit! Auch die Diener sollen Helme aufsetzen und zu den Waffen greifen. Zündet die Signalfeuer an. Ich bin sicher, dass der Fürst nicht weit weg ist. Er muss wissen, dass seine Beute in der Nähe ist.“

Eine Minute später stand kein einziger Goblin mehr vor den Toren. War es das? War es so einfach?

Chuchuk — eine aus Pferdefleisch hergestellte Wurst in Kirgisistan und Kasachstan.↩

Kapitel 2. Die Festung stürmen

WIR HATTEN UNS BEI DER BEFRAGUNG der Gefangenen nach dem Grundriss der Festung erkundigt, also hatte ich eine ungefähre Vorstellung davon, was ich vorfinden würde. Der Hof war ziemlich groß, und in der Mitte lagen die Trümmer eines magischen Turms, von dem nur drei Stockwerke übrig geblieben waren — bis heute jedenfalls. Irgendetwas machte klick, und ich „erinnerte“ mich an die Rolle solcher Türme im Verteidigungssystem der Stadt — sie schützten die Umgebung vor Raumverschiebungen. Offenbar hatte ich mich in der Annahme geirrt, dass diese Festung einem Angriff entgangen war. Vielmehr hatten die Angreifer den Turm im Vorbeigehen zerstört und alles, was über die Mauern hinausragte, niedergerissen. Zu unserem Glück war er schon lange vor unserer Ankunft außer Betrieb genommen worden und diente nur noch als provisorisches Lager. Hier deponierten die Goblins die Beute, die sie von ihren Raubzügen mitgebracht hatten.

Links und rechts von den Toren, neben den Mauern, standen dreistöckige Nebengebäude, und direkt mir gegenüber erhob sich ein vierstöckiges Gebäude, das man für den Bergfried halten konnte. Das war ein wenig weit hergeholt, da die Gebäude aneinandergrenzten. Die Goblins hatten zwar die Gänge versiegelt und den Eingang zum ersten Stock erhöht, aber das konnte sie nur vor den hirnlosen Untoten schützen.

Mit einem letzten Blick auf den Innenhof drehte ich mich um und ging auf die Treppe zu, die zu den Zinnen führte. Links. Wenn Quel sein Wort gehalten hatte, würde der Angriff jeden Moment beginnen.

Ich ging die Treppe hinauf und versuchte, keinen Lärm zu machen und nicht mit den Goblins zusammenzustoßen, die sich oben auf der Mauer drängten. Glücklicherweise war die Treppe breit genug, dass sogar drei Krieger nebeneinander gehen konnten, sodass ich genug Spielraum hatte, um zu manövrieren. In der Ferne konnte ich die herannahenden Spieler sehen. Obwohl die Haupttruppe noch weiter zurücklag, war der Angriffstrupp bereits in Position.

Achtung! Das Quetzalcoatl-Leuchtfeuer ist in diesem Gebiet in Betrieb!

Achtung (Intuition)! Quetzalcoatl schaut dich an!

Es war Zeit. Ich nahm einen Schluck aus dem Fläschchen. Quel hatte uns nicht im Stich gelassen, und ich konnte zum ersten Mal die Ankunft eines Spielers miterleben. Zuerst kräuselte sich die Luft leicht und verriet die quadratische Form des Portals, dann sprang der erste Spieler heraus und schaute sich unsicher um. Ich blinzelte, aber er war ziemlich weit weg, sodass das System nur ein Minimum an Informationen liefern konnte.

Spieler. Level 1.

Ein Neuling, der nicht einmal wusste, wo er war. Möglicherweise bereits jetzt ein toter Mann. Die meisten Goblins blickten in die entgegengesetzte Richtung, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn bemerkten.

Dutzende weiterer Portale erschienen unmittelbar nach dem ersten, aber trotzdem war der Durchgang eindeutig nicht gleichzeitig. Es sah so aus, als hätte Quel die Timer irgendwie verschoben, aber vergessen, sie zu synchronisieren. Vielleicht konnte er es auch nicht. Auf jeden Fall bedeutete dies zusätzliche Verluste. Die meisten der Neuankömmlinge schauten sich verwirrt um, ohne zu wissen, was los war.

Achtung! Deine Werte sind vorübergehend erhöht! Ausdauer +0,6. Wahrnehmung +1,1. Verbleibende Zeit: 17 Minuten.

Verdammt! Diesmal war es ganz anders, und obwohl der Effekt weitaus geringer war, überstieg meine Ausdauer jetzt 10. Allerdings erhielt ich keine Boni, und die Zahl der Werte änderte sich nicht.

Die Goblins begannen zu schreien, als sie die Außenseiter entdeckten, da sie über das plötzliche Auftauchen von Feinden in ihrer Mitte überrascht waren. Die Zahl der Ankömmlinge nahm weiter zu. Das Horn, das verstummt war, ertönte wieder, aber der Kampf hatte noch nicht begonnen. Es waren die letzten Sekunden, die Ruhe vor dem Sturm.

Ich schlich mich an einen Goblin heran, den ich mir ausgesucht hatte, presste meine Hand auf seinen Mund und stach ihm meinen Dolch in den Hals. Das Feld der Unsichtbarkeit dehnte sich aus, umhüllte mein Opfer und verbarg uns vor neugierigen Blicken. Der Goblin zuckte, und seine Zähne bohrten sich in meine Handfläche, aber es waren nur die letzten Zuckungen eines Sterbenden.

Achtung! Du hast 12 SP erhalten! (18/120)

Der Berechnende Verstand dämpfte die Freude, die ich empfand. Sobald eine halb transparente Karte in der Luft erschien, trat ich zur Seite und gab der Leiche einen leichten Stoß, damit sie in den Graben fiel. Wie erwartet, bemerkte niemand etwas. Ich pustete auf meine gebissene Hand und wedelte mit ihr in der Luft, um die Wirkung der Fertigkeit zu beurteilen. Der Schmerz war da, aber ich nahm ihn nur als eine Tatsache wahr.

Ich sah mir die Protokolle an. Nur 12 SP. Nach meinen Berechnungen hätte ein Goblin des Levels 5 zwölfeinhalb Punkte wert sein müssen, aber das System schien abzurunden. Auch mit der Karte hatte ich kein Glück gehabt, denn trotz des hohen Levels des Goblins hatte ich einen Dummy erhalten.

Unterdessen kamen die Spieler weiter an. Auf verschiedenen Höhen, innerhalb der Festung und darüber hinaus. Ein Portal erschien direkt neben mir in der Luft, aber das Mädchen, das herauskam, verlor das Gleichgewicht und flog schreiend von der Mauer in den Graben. Instinktiv versuchte ich, sie zu packen, aber die Schwerkraft war schneller, und meine Finger krallten sich in die leere Luft.

Mist!

Ein zweites und dann ein drittes „Schlucken“ folgte dem ersten. Die Goblins hatten sich größtenteils auf den Zinnen versammelt, und die Spieler, die das Pech hatten, hier aufzutauchen, fanden einen schnellen Tod. Einige, die mehr Glück hatten, erschienen auf der gegenüberliegenden Mauer und kämpften gegen eine ähnliche Anzahl von Goblin-Wachen.

Nach einer weiteren Minute hörten die Spieler auf, an den Wänden zu erscheinen. Entweder hatte Quel den Standort neu kalibriert, oder das Leuchtfeuer hatte sich irgendwie stabilisiert, sodass nun neue Portale in unmittelbarer Nähe auftauchten und die Verstärkung direkt im Innenhof der Festung auf dem Boden landete. Die meisten von ihnen hatten es jedoch nicht eilig, in die Schlacht zu ziehen.

„Worauf wartet ihr noch?“, rief der Schwertkämpfer von irgendwoher. „Kämpft! Tötet die Goblins und öffnet die Tore. Das ist eure Chance! Quel?”

Achtung! Du hast die göttliche Quest „Erobere die Festung“ erhalten!

Wichtigste Bedingungen:

— Töte, verbanne oder fange alle Goblins in der Festung.

— Beschütze den Hohepriester von Quetzalcoatl. Bill Michigan muss überleben.

Zusätzliche Bedingungen:

— Öffne die Tore und lasse die Verstärkung herein.

Belohnung:

— Die Spieler erhalten einen vorübergehenden Stützpunkt.

Strafe für Versagen:

— Quetzalcoatls Unwillen.

— Deine Überlebenschancen sinken.

Ich wischte die Nachricht zur Seite und stellte fest, dass es für diese Aufgabe keine wirkliche Belohnung gab. Quetzalcoatl schien sehr praktisch zu denken. Dennoch war es genau das, was wir jetzt brauchten: Anweisungen für die Neuankömmlinge.

„Blockiert die Treppe! Arche...“ MacLeods Schrei wurde abrupt unterbrochen, und ein abgetrennter Goblin-Kopf fiel auf den Hof.

Das war nun wirklich eine Ironie des Schicksals.

* * *

Der Kampf wurde immer hitziger. Goblins mit Bögen begannen, auf die Spieler unter ihnen zu schießen. Die Spieler schützten sich mit Schilden oder nutzten die Fähigkeiten, die sie vom System erhalten hatten. Einige der Goblins blockierten die Treppe, aber es waren nicht viele, und ihre Zahl nahm dank meiner Pfeile weiter ab. Ich benutzte normale Pfeile, da ich für diese Goblins keine Erfahrungspunkte erhalten würde und außerdem fast keine Systempfeile mehr hatte, obwohl ich versucht hatte, sie nach dem letzten Kampf wieder einzusammeln.

„Versteckt euch hinter mir!“, rief ein Veteran hinter einem riesigen Energieschild. Keine schlechte Fähigkeit. Ich fragte mich, wie lange sie wohl halten würde.

„Los geht’s!“, sagte ein anderer. „Wir sind ihnen zahlenmäßig überlegen.“

Obwohl viele Spieler wie wild im Hof umherliefen und versuchten, sich vor den Pfeilen der Goblins zu verstecken, machte sich ein großer Teil der Veteranen auf den Weg zur Treppe. Mir fiel auch auf, dass die meisten von ihnen Schilde trugen, die sie den Goblins in der letzten Schlacht abgenommen hatten. Ein weiterer Beweis dafür, dass die Tötung des Anführers für den Schwertkämpfer ungesühnt geblieben war, denn nur er konnte die Schilde an die Neuankömmlinge weitergeben. War alles nach Plan verlaufen?

Ein Dutzend Spieler, die in den ersten Minuten des Kampfes getötet worden waren, lag auf den Felsen, aber die meisten anderen hatten sich schnell in Deckung begeben, wobei der Torbogen eine offensichtliche Wahl dargestellt hatte.

Endlich öffneten sich die Tore, und von jenseits der Mauern ertönte das Horn, das den Beginn des Angriffs ankündigte. Zu früh... Solang der Turm selbst standhielt, konnten die Goblins das Fallgitter jederzeit herunterlassen. Ich vermutete, dass sie so viele Spieler wie möglich unter den Bogen locken wollten, um sie vom Rest abzuschneiden. Wie viel Zeit würde es kosten, dieses Gitter zu überwinden? Vor allem, wenn die Goblins Öl hatten? Die Reihen der Verteidiger wurden dünner, die Pfeile gingen zur Neige, und wir hatten keine Möglichkeit, unsere Vorräte aufzufüllen.

Doch all diese Tricks konnten das Unvermeidliche nur hinauszögern, denn der Ausgang der Schlacht war klar. Dennoch waren nicht alle Goblins bereit, den Tod zu akzeptieren. Einige versuchten, sich in den Gebäuden zu verstecken, während andere versuchten, die Mauer hinunterzuklettern. Auch die offenen Tore blieben nicht unbemerkt. Zwei Reiter preschten aus den Ställen, um an den Spielern vorbeizueilen, wobei sie ihre Pferde zur Raserei trieben. Wie durch ein Wunder schaffte es einer sogar. Der Flüchtende brach durch die Menge der Spieler im Torbogen und ritt über die Brücke, um dann scharf nach links und weg von der herannahenden Spielerschar abzubiegen. Cthulh schleuderte einen Feuerball nach ihm, der ihn jedoch verfehlte und über die Felsen klatschte.

Ich hob meinen Bogen, um den Reiter aufzuhalten, schoss dann aber einen Pfeil in den Oberschenkel eines Goblins, der die Treppe bewachte. Das schien mir rational zu sein. Der Flüchtige war weit weg, und die Wahrscheinlichkeit eines Erfolgs war gering. Ein schwaches Aufblitzen von Zufriedenheit durchdrang den Berechnenden Verstand. Ich schien diese Fähigkeit immer besser zu beherrschen. Rational, irrational — das hing von der jeweiligen Sichtweise ab. Tief im Inneren war ich geneigt, dem Reiter Glück zu wünschen. Herauszufinden, was passiert war, und die winzige Überlebenschance zu ergreifen, verdiente meinen Respekt. Und sollte es im Leben nicht auch einen Platz für Wunder geben?

Diese Gedanken hielten mich nicht davon ab, zwei weitere Pfeile abzuschießen, obwohl nur einer das Ziel traf. Die Goblins hatten längst gemerkt, dass jemand auf sie schoss, und gingen mit ihren Schilden in Deckung. Das erleichterte es den Angreifern jedoch, ihre Aufgabe zu erfüllen.

„Nein!“

Ich hörte ein Klirren, das ich erwartet hatte, als die Goblins das Gitter herunterließen. Die Welle von Spielern, die fast die Mauern erreicht hatte, heulte vor Frustration auf, aber egal. Die Verteidiger kämpften zwar erbittert, doch sie konnten das Ergebnis nicht mehr ändern. Ihren Bogenschützen waren schließlich die Pfeile ausgegangen, und so waren sie zu Infanteristen geworden, die die Spieler souverän beherrschten. Unsere Leute eroberten bald eine Treppe, stiegen die Mauer hinauf und schnitten einen Teil der Goblins vom Turm ab.

Die Verteidiger starteten einen Gegenangriff in einem verzweifelten Versuch, zu ihren Verwandten durchzubrechen, aber ein Goblin ließ seine Waffe fallen und rannte in Panik die Zinne entlang, direkt auf mich zu. Ich wich automatisch zur Seite und streckte meinen Fuß aus, um ihm ein Bein zu stellen. Der Goblin stürzte an der Mauer entlang, schaffte es aber, auf ihr zu bleiben, sprang auf und rannte weiter, fast ohne langsamer zu werden.

Ich hatte meinen Bogen bereits gegen einen Speer ausgetauscht, und als ich Schritte hörte, drehte ich mich um, um den nächsten Feigling mit einem Schlag in die Brust zu treffen. Dank des unsichtbaren Speers hatte der Goblin keine Chance.

Achtung! Du hast 2 SP erhalten! (20/120)

Ich schätze, ich hätte mich wohl schämen sollen. Der Körper schwankte und fiel, wobei er mich fast mit sich in die Tiefe riss, da der Speer zu tief eingedrungen war. Bis ich meine Waffe losgelassen hatte, war der erste Goblin schon auf das Dach eines benachbarten Gebäudes gesprungen, hatte die Treppe erreicht und war darin verschwunden. Der Glückspilz. Er würde ein wenig später sterben.

Ich sah mich um und versuchte herauszufinden, wo ich am nützlichsten sein würde. Dank des Grabens brauchten die Goblins andere Abschnitte der Mauer nicht zu schützen, also hatten sich fast alle Verteidiger am Torturm versammelt. Nur in den Ecktürmen mit den Ballisten wuselten noch ein paar Goblins herum. Sie stellten keine Gefahr für die Spieler in der Festung dar, konnten aber zu einer Gefahr für unsere Verstärkung werden. Die Goblins würden auf die herannahende Menge zielen, und ein meterlanger Pfeil würde eine reiche Ernte einbringen.

Mein nächstes Ziel war also der nächstgelegene Eckturm. Die Ballista war bereits geladen, aber es waren nur zwei Goblins. Ich könnte schwören, dass es vorher mehr gewesen waren, aber vermutlich waren einige schon abgehauen. Vielleicht wäre es sinnvoller, die verbliebenen gefangen zu nehmen.

„Ergebt euch!“, rief ich und tauchte aus dem Nichts auf. Die Goblins auf niedrigem Level, die mir einst würdige Gegner gewesen waren, stellten kein Grund zur Sorge mehr dar.

Leider wussten die Goblins meine „Großzügigkeit“ nicht zu schätzen und stürzten sich kreischend auf mich. Das war nicht die pfiffigste Entscheidung ihres Lebens, wenn man bedachte, dass sie nur lange Messer als Waffen hatten.

Ich spießte den ersten Goblin mit meinem Speer auf und trat einfach nach dem zweiten, in der Hoffnung, eine nützliche Informationsquelle zu erhalten. Leider war der Tritt zu stark, und der Goblin flog in den Graben.

„Verdammte Reflexe“, murmelte ich und traf den Blick des Goblins zu meinen Füßen. Der Speer hatte sich tief in seinen Magen gebohrt. „Sieht nicht so aus, als würde ich dich gefangen nehmen können.“

Achtung! Du hast 2 SP erhalten! (22/120)

Wie … irrational. Zwei weitere Erfahrungspunkte bedeuteten mir fast nichts, aber sie hätten einem meiner Verbündeten den Weg nach Hause sichern können. Das war einer der Gründe, warum ich die Goblins hatte lebend fangen wollen … Abgesehen davon, dass ich sie zum Reden hatte bringen wollen. Ich stellte meinen Fuß auf den Leichnam, zog den Speer heraus und betrachtete ihn gleichgültig. Die Wunde war ernst, aber sie hätte nicht zu einem so schnellen Tod führen dürfen. Ich fragte mich, ob die Systemwaffe irgendwie das Leben aufsaugte, sodass jede schwere Wunde tödlich war.

Achtung! Die Fertigkeit „Berechnender Verstand“ wurde beendet!

Wieso? Ich fand die Antwort fast sofort — mein Mana-Balken war auf Null gesunken. Ich holte einen neuen Kristall heraus, während ich überlegte, was ich als Nächstes tun sollte. Es blieb nicht mehr viel Zeit, bis die Festung endgültig fiel und die Spieler sich auf der Suche nach Beute zerstreuten. Ich musste als Erster dort sein.

Es war nur so, dass... Ich stützte mich auf meinen Speer, überwältigt von einem Gefühl der Müdigkeit. Die angespannte Nacht, der Kampf mit dem Knochenschreck, die Flucht, die Schlacht, eine weitere Flucht und eine weitere Schlacht — alles kam auf einmal. Nun, ich hatte ja etwas Passendes für diesen Anlass.

Zweiten Aufwind aktivieren?

Ja/Nein

Ich bestätigte die Aktivierung — und die Welt erhellte sich wieder, als mein Körper mit Energie gefüllt wurde und die Müdigkeit verschwand. Es war kaum zu glauben, dass ich ernsthaft in Erwägung gezogen hatte, meine Beute aufzugeben, um mich auszuruhen. Gemäß der Vereinbarung sollte alles, was vor dem Fall der Festung erbeutet wurde, mir gehören. Wer wusste, ob ich eine weitere Chance bekommen würde, wenn ich diese verpasste? Ich konnte nur hoffen, dass sie ohne mich auskommen würden.

Ich ging nicht zurück zur Treppe, wo der Kampf noch immer tobte, sondern wählte einen anderen Weg. Als ich den Rand der Mauer erreichte, sprang ich auf das Dach des darunter liegenden Gebäudes.

* * *

Das leicht geneigte Dach diente zum Sammeln von Regenwasser, wie es in dieser Stadt häufig der Fall war. Die Konstruktion war einfach: Das Wasser floss vom Dach in die Dachrinnen, an ihnen entlang in eine spezielle Öffnung, dann in die Rohre und in Tanks, die sich irgendwo im Keller befanden. Dieses Wasser konnte man trinken, am besten, wenn es vorher abgekocht worden war. Das bedeutete, dass wir hier nicht verdursten würden.

An der Treppe angekommen, aktivierte ich wieder die Unsichtbarkeit und stieg vorsichtig die Stufen hinunter. Richtig... Der dritte Stock. Ich hatte keine detaillierte Karte der Festung, also musste ich einen Gefangenen machen, um nicht sinnlos durch die Gebäude zu irren.

Was genau wollte ich finden? Der tote Schamane hatte mich auf die Idee gebracht, dass ich durch die Wahl der Magischen Fähigkeit nicht nur den Parameter Weisheit freigeschaltet, sondern auch dieselben Fähigkeiten erhalten hatte. Vielleicht könnte ich sie durch regelmäßiges Training zusätzlich zu den Eingaben des Systems weiterentwickeln. Auch wenn dies Zeit und Ausdauer erforderte, würden die Ergebnisse in Zukunft viel stabiler sein. Die örtlichen Magier mussten das Wissen irgendwie an ihre Schüler weitergeben. Möglicherweise mithilfe von Büchern, die irgendwo in dieser Festung aufbewahrt wurden und die ich gerne in die Hände bekommen würde …

Ich stieß vorsichtig eine Tür zu meiner Linken auf und fand mich in einer dunklen, halb leeren Halle wieder. Eine Trainingshalle, nach den hölzernen, stumpfen Waffen zu urteilen, die an den Wänden hingen und einfach auf dem Boden gestapelt waren, aber offensichtlich nicht oft für den vorgesehenen Zweck genutzt wurden. Die Tische sahen nach deutlich häufigerer Benutzung aus, und ich bemerkte sogar eine Ratte, die auf einem der Tische die Reste durchwühlte. Oder zumindest eine Kreatur, die einer Ratte sehr ähnlich sah. Das Tier spitzte die Ohren und schaute sich um, entspannte sich aber bald wieder, als es niemanden sehen konnte. Ich belästigte es nicht und hielt mich auch nicht in dem Raum auf. Hier gab es nichts, was sich zu stehlen lohnte.

Rechts von der Treppe befand sich ein langer Korridor mit Türen auf beiden Seiten. Die Wandlampen waren nicht an, sodass der Gang nur spärlich von ein paar Sonnenstrahlen erhellt wurde, die irgendwie ihren Weg hinein gefunden hatten, vielleicht durch ein System von Spiegeln.

Ich mochte diesen Gang nicht. Er war zu schmal für einen Speer, also wechselte ich zu meinem Schwert. Mit einer Klinge war ich weniger geschickt, aber sie war für einen engen Raum besser geeignet, und meine Unsichtbarkeit machte die anderen Nachteile wett.

Nachdem ich ein Stück weiter gegangen war, blieb ich stehen. Die Leiche eines Spielers lag direkt vor mir in einer Blutlache. Wahrscheinlich jemand, der das Pech gehabt hatte, in den ersten paar Minuten aufzutauchen, als sich die Portale zufällig geöffnet hatten. Ein Neuankömmling, der sich plötzlich neben ein paar Goblins wiederfand, hatte keine Chance. Die Frage war nur: Wohin war der Mörder gegangen?

Ich hockte mich hin und schloss die Augen des Toten. Ich konnte keine Wunden sehen, aber es hatte keinen Sinn, nach einem Puls zu suchen — das System war ein zuverlässiger Indikator. Die Goblins hatten den Toten nicht ausgezogen, aber sie hatten seine Tasche und die Karten mitgenommen, es gab also keine Beute zu holen... Der Gedanke, dass ich einen gerade noch lebenden Menschen im Hinblick auf seine Beute bewertete, ließ mich fast beschämt werden. Ich betrachtete die Leiche erneut und versuchte zu erraten, woher sie stammen könnte. Er war hellhäutig und dunkelhaarig. Verdammt, ich hatte keine Ahnung! Ein Viertel der Weltbevölkerung könnte auf diese Beschreibung passen.

Ich drückte die nächstgelegene Tür ein wenig auf und trat vorsichtig hinein. Es war eine kleine Zelle mit einem Bett, einem Tisch, einem Stuhl, einem Kleiderschrank und einer Truhe. In die dicke Wand war eine schmale Pfeilschlaufe geschnitten. Es war sehr bescheiden, doch soweit ich wusste, wohnten in der Kaserne gewöhnliche Soldaten, also gehörte dieses Zimmer jemandem, der höher stand. Vielleicht einem der Reiter? Die Truhe war verschlossen, und ich war nicht genug an persönlichen Dingen interessiert, um meine Zeit zu verschwenden.

Ich trat zurück in den Korridor und schloss die Tür vorsichtig hinter mir. Die benachbarten Räume sahen sich sehr ähnlich. Es sah nicht so aus, als würde ich auf dieser Etage etwas Interessantes finden. Die Zeit wurde knapp. Sollte ich die Treppe hinuntergehen oder die übrigen Räume durchsuchen? Ich spitzte meine Ohren und versuchte, etwas zu hören.

Nein, es war sinnlos. Es war unwahrscheinlich, dass der Schamane hier wohnte — der Bergfried schien eine bessere Option zu sein. Ich musste ins Erdgeschoss hinabsteigen, auf den Hof gehen und dann nach Gehör vorgehen. Vielleicht lauerte ein Goblin in einer dieser Zellen, aber es war Zeitverschwendung, alle zu überprüfen. Obwohl... Wer sagt denn, dass ich da selbst reingehen muss?

„Ist hier jemand?“, rief ich in der Goblin-Sprache. „Die Festung ist fast gefallen! Allen Überlebenden wird befohlen, sich durch den Geheimgang zurückzuziehen. Ich habe keine Zeit zu warten!“

„Ich bin hier!“ Eine der Türen öffnete sich und ein Goblin sprang heraus. „Haben wir wirklich einen Geheimgang? Hey, wo bist du? Lass mich nicht allein!“

Als er niemanden im Gang sah, rannte der kleine, schmächtige Goblin zur Treppe. Diesmal machte ich nicht den Fehler, ihm zu befehlen, aufzugeben, sondern knallte seinen Körper einfach gegen die Wand. Ich riss ihm die Dolchscheide vom Gürtel und tauchte schließlich wieder auf, um meinem Gefangenen die Möglichkeit zu geben, das Ausmaß seiner Probleme zu erkennen. Ich stellte auch fest, dass der Goblin keine Tasche hatte, sodass der Mensch im Korridor wahrscheinlich von jemand anderem getötet worden war. Oder er hatte Zeit gehabt, die Beute zu verstecken.

„Wo sind die Gemächer eures Zauberers? Antworte mir!“, knurrte ich, schüttelte den Gefangenen und stieß ihn mit dem Rücken gegen die Wand. Ich hielt einen Arm frei. Der Goblin war furchtbar dürr, und er hatte Tränen in den Augen. Das perfekte Ziel für ein Verhör.

* * *

„Hilfe!“, schrie die kleine Göre. „Der Feind ist hier! Bitte! So helft mir doch!“

Ich schnitt eine Grimasse und versuchte nicht einmal, ihn zum Schweigen zu bringen. Ich bezweifelte, dass ihm jemand zu Hilfe eilen würde. Unter den gegebenen Umständen war jeder, der kämpfen wollte, schon längst zum Tor gegangen, sodass sich hier nur Feiglinge verstecken würden. Oder solche, die zu klein waren, um zu kämpfen, denn zugegeben: Dieser Goblin schien kein Feigling zu sein. Nur ein kleiner Idiot.

„Das ist nicht das, was ich dich gefragt habe. Wie komme ich in die Bibliothek?“

„Hilfe!“ Der Goblin schrie wieder und schniefte, als er merkte, dass niemand kam. Hatte er wirklich geweint? „Kommt schon! Wo sind denn alle? Leon!“

Der Gefangene schniefte nicht mehr, sondern schluchzte offen und verstieß damit gegen die Spielregeln. Er weinte wie ein Kind. Ich betrachtete erneut seine Größe. Vielleicht war es keine Frage der Statur, sondern eher des Alters. Verdammt noch mal. Ich hatte noch nie ein Kind getötet, und ich hatte nicht vor, jetzt damit anzufangen. Obwohl ich bezweifelte, dass die anderen Spieler so zimperlich sein würden. Ich nahm einen neuen Kristall heraus und rief Identifikation auf.

Namenloser Goblin*

Status: Systemkreatur.

Geschlecht: weiblich.

Typ: Bronze.

Rang der Kreatur: F-.

Level: 1.

Bedrohung: sehr gering.

Emotionen: starke Angst, Hoffnungslosigkeit.

Parameter:

Geschicklichkeit: 5.

Stärke: 3.

Intelligenz: 4.

Vitalität: 5.

Ausdauer: 4.

Wahrnehmung: 5.

Glück: 7.

Zusätzliche Parameter:

Weisheit: 2.

*Du kannst der Kreatur einen Namen geben. Dies erfordert 10 SP, 150 Mana-Einheiten und das freiwillige Einverständnis der Kreatur.

Na prima, eine Frau. Ein Mädchen eher. Ich fühlte mich wieder wie ein Schurke. Was sollte ich tun? Soll ich sie hierlassen und nach einem anderen Gefangenen suchen? Nach einem Goblin, den ich später ohne schlechtes Gewissen töten konnte? Das wäre dumm.

„Wie du siehst, ist niemand gekommen“, sprach ich. „Wo sind eure... Schamanengemächer?“

„Ich w… w… will es dir nicht sagen“, murmelte das Goblin-Mädchen, biss die Zähne zusammen und schloss die Augen. Wenn ich nicht so wenig Zeit hätte, würde ich das sogar amüsant finden. Aber ich hatte keine Zeit, den Vernehmungsbeamten zu spielen. Der Kampf neigte sich dem Ende zu, und ich würde bald eine Menge Konkurrenz haben.

„Wie wäre es mit einem Deal?“ Ich versuchte einen anderen Ansatz. „Wenn du mir hilfst, werde ich versuchen, dich am Leben zu lassen. Ich kann es nicht garantieren, aber ich werde es versuchen.“

„Das glaube ich dir nicht. Alle Menschen sind Feiglinge und Lügner!“

„Was für eine kontroverse Aussage. Willst du sehen, ob sie wahr ist?“ Ich setzte ihr mein Schwert an den Hals. „Ich muss das Zimmer des Schamanen finden. Wenn du dich weigerst, wirst du hier sterben, und ich werde mir einen anderen Führer suchen. Denkst du, ich lüge schon wieder?“

„Du …“

„Ich zähle bis fünf. Eins, zwei, drei, vier.“ Ich dachte nicht einmal daran, langsamer zu werden. „Fü...“

„Nein! Ich stimme zu“, stammelte das Goblin-Mädchen und begann wieder zu schluchzen.

Obwohl ich bereits Dutzende ihrer Verwandten getötet hatte, fühlte ich mich auf seltsame und irrationale Weise schuldig. Was soll’s? Ich hatte nicht einmal vorgehabt, sie zu töten. Wenn das Mädchen sich wieder geweigert hätte, hätte ich einfach geflucht und wäre gegangen. Die Erfahrung, die ich für ein Gör auf Level 1 bekommen würde, war es nicht wert, dass ich mich mit meinem eigenen Gewissen auseinandersetzen musste. Natürlich hätte sie kurz darauf jemand anderes umgebracht, aber ich hätte es nicht miterlebt. Dumm, aber mein Gewissen war ein sehr unlogisches Biest.

* * *

Wie erwartet, befand sich das Quartier des Schamanen im Bergfried. Um dorthin zu gelangen, mussten wir ins Erdgeschoss hinabsteigen, den Hof überqueren und die hohe Veranda hinaufsteigen. Die Goblins kannten die Grundprinzipien der Festung, und der Eingang lag im ersten Stock. Allerdings war die Treppe im Laufe der Jahre größer geworden, während die schmalen, eisenbeschlagenen Türen offen blieben. Es schien, als hätte keiner der Goblins seine letzte Chance nutzen können.

Die ganze Zeit über bewegte ich mich im Unsichtbarkeits-Modus und tauchte nur ein paarmal auf, wenn Spieler Interesse an meinem Führer zeigten. Wie ich vermutet hatte, war ich nicht der Einzige, der plündern wollte, aber mein Level überzeugte alle Konkurrenten davon, ihre Nase nicht in meine Angelegenheiten zu stecken.

Die Kammern des Schamanen befanden sich im vierten Stock, zusammen mit der Beschwörungshalle und dem Zugang zum Dach, wo der Verstorbene gelegentlich Rituale abgehalten hatte. Ich war froh, dass ich das, was ich suchte — ein Regal voller Bücher — fast sofort fand.

„Setz dich hier hin und rühr dich nicht.“

Ich schob das Goblin-Mädchen ein wenig weiter in den Raum hinein, damit ich nicht von hinten angegriffen wurde, und ging zu dem Regal. Hatten sich meine Bemühungen gelohnt? Ich schlug das erste Buch auf, das ich fand, und starrte überrascht auf die Illustration. Was zur Hölle? Ich blätterte die Seite um und stellte fest, dass meine Augen mich nicht täuschten. Das am meisten ramponierte Buch mit einem reich verzierten Einband und einem poetischen Titel entpuppte sich als eine lokale Version des Kamasutra. Nun, ich bezweifelte, dass die Goblins in dieser Gegend etwas Neues entdeckt hatten.

„Genau hier?“, fragte meine Gefangene leise.

„Was meinst du?“, fragte ich und verfolgte ihre Bewegungen aus den Augenwinkeln. Das nächste Buch entpuppte sich als Gedichtband, aber das dritte hatte etwas mit Magie zu tun.

„Meine Schönheit ist bekannt“, sagte sie. „Ich weiß, warum du mich verschont hast!“

Die junge Goblin-Dame sah verlegen weg, griff nach ihrem Hemd und zog es sich über den Kopf. Wahrscheinlich errötete sie, aber angesichts ihrer Hautfarbe war das nicht zu erkennen. Ich seufzte schwer und warf ihr einen skeptischen Blick zu. Nun ja... Das System hatte sich nicht geirrt — der Goblin war ein Mädchen. Sie war recht jung, sodass ihre sekundären Geschlechtsmerkmale unter der Kleidung leicht übersehen werden konnten, aber jetzt konnte ich ihre Brüste deutlich erkennen. Obwohl sie relativ klein waren, konnten sie nicht zu einem Mann gehören — nicht bei dieser Statur.

„Und was dann?“, fragte ich und schlug ein neues Buch auf. Ein Kräuterbuch, wie es schien.

„Ich weiß, was Krieger mit den Frauen auf der Verliererseite machen“, ließ der weibliche Goblin mit einem kleinen Schluchzer verlauten. „Lass uns in das Bett meines Vaters gehen, ich werde mich nicht wehren.“

Ich erstarrte und verdaute, was ich gerade gehört hatte. Großartig, einfach großartig. Der verstorbene Schamane war also ihr Vater? Das Mädchen legte sich auf das Bett und wölbte ihren Rücken. Ich vermutete, dass es verführerisch aussehen sollte, aber stattdessen fühlte ich mich amüsiert. Oder traurig? Jeder Goblin, egal welchen Alters oder Geschlechts, der sich von so vielen Spielern umgeben sah, war mit ziemlicher Sicherheit dazu verdammt, in Erfahrungspunkte verwandelt zu werden. Ich bezweifelte, dass ich daran etwas ändern konnte.

„Das kaufe ich dir nicht ab“, sagte ich. „Was hast du da? Einen Dolch unter dem Kopfkissen?“

Das Mädchen schüttelte ängstlich den Kopf und wickelte sich in die Decke ein. Die Kissen entfernte sie aber nicht.

„Zieh deine Sachen wieder an. Ich habe kein Interesse an Goblins“, seufzte ich und begann, alle Bücher in meine Tasche zu stopfen. Ich würde mich später um die Beute kümmern.

Irgendwo unten ertönte ein Horn, das verkündete, dass die Haupttruppe endlich in die Festung eingedrungen war. Jetzt mussten wir nur noch die Festung von allen verbliebenen Goblins befreien. Wir hatten gesiegt. Ich war nicht der Einzige, der so zu denken schien.

Achtung! Du hast die göttliche Quest „Erobere die Festung“ abgeschlossen!

Achtung, Achtung! Das Gebiet um das Leuchtfeuer steht nun unter der Schirmherrschaft von Quetzalcoatl!

Achtung, Achtung! Du befindest dich in einer bedingten Sicherheitszone!

Ich studierte die Protokolle eine Weile, um festzustellen, was geschehen war, und musste dann kichern. Quel hatte den Spielern nicht nur keine Belohnungen gegeben — er hatte auch dieses Gebiet abgesteckt. Ein starker Zug. Die „bedingte Sicherheitszone“ verbot das Töten anderer Spieler und drohte demjenigen, der dagegen verstieß, mit dem „Zorn Gottes“, und auf den ersten Blick wurden die Funktionen des Systems einfach dupliziert. Doch die Tatsache, dass der Gott seinen Hohepriester kontaktieren und auf den Zuwiderhandelnden hinweisen konnte, änderte alles... Außerdem würden bald Tausende von Neulingen in die Festung strömen, und es war nicht schwer vorherzusagen, wen sie als ihren Schutzpatron wählen würden.

Ich schüttelte den Kopf und kehrte zu meinem aktuellen Problem zurück. Ich musste packen, was ich konnte, und dann einen Ort finden, an dem ich meine Truppe unterbringen konnte. Aber vorher musste ich mich um das Goblin-Mädchen kümmern.

* * *

„Ich heiße Vasily, und du?

---ENDE DER LESEPROBE---