Star Trek - The Next Generation: Metamorphose - Jean Lorrah - E-Book

Star Trek - The Next Generation: Metamorphose E-Book

Jean Lorrah

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Beschreibung

Data wird zum Menschen

Auf dem Planeten Elysia kommt es zu gewaltigen Gravitationsanomalien. Bei der Untersuchung der Phänomene unterzieht sich Data einem Ritual der Elysianer: der Prüfung durch die Götter. Der Androide wird mit einer Macht konfrontiert, die ihm seinen sehnlichsten Wunsch erfüllen kann und ihn zu einem Menschen aus Fleisch und Blut macht. Doch Data hat Schwierigkeiten mit seiner neuen Existenz: Er muss noch einmal die strengen Prüfungen bestehen, um zum Dienst auf der Enterprise zugelassen zu werden. Er kann nicht mehr über sein gigantisches, elektronisch gespeichertes Wissen und seine enorme Körperkraft verfügen. Und er registriert seltsame Vprgänge in seinem Inneren, die sich als Gefühle entpuppen ...

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Auf dem Planeten Elysia kommt es zu gewaltigen Gravitationsanomalien, die sogar ein Raumschiff im Orbit gefährden. Captain Picard gelingt es in letzter Minute, den legendären Abenteurer Darryl Adin und seine Söldnertruppe vor einer Katastrophe zu bewahren. Aber die Ursachen des Phänomens bleiben rätselhaft.

Als der Androide Data auf dem Planeten Nachforschungen anstellt, wird er verstrickt in ein geheimnisvolles Ritual, dem sich einzelne Elysianer unterziehen: der Prüfung durch die Götter. Der Maschinenmensch wird mit einer Macht konfrontiert, die auch ihm seinen sehnlichsten Wunsch erfüllen kann: ein Mensch aus Fleisch und Blut zu werden.

Doch Data hat nur Schwierigkeiten mit seiner neuen Existenz. Er muss noch einmal die strengen Starfleet-Prüfungen bestehen, um sich für den Dienst auf der Enterprise

JEAN LORRAH

METAMORPHOSE

Star Trek™

The Next Generation

»Nein, Sir … Es lag nie in meiner Absicht, eine Illusion durch eine andere zu ersetzen. Für Q mag es real sein, vielleicht sogar für Sie, Sir. Aber nicht für mich. Ich glaube, es war einer der Lieblingsautoren des Captains, der schrieb: ›Vor allem dies: Deinem eigenen Ich sei treu.‹ Es tut mir leid, Commander, aber ich muss ablehnen.«

Lieutenant Commander Datas Antwort,

als ihm Commander Riker eine menschliche Natur anbot.

›Das magische Kraftfeld II‹

»Vielleicht stellen Sie fest, dass der Besitz nicht so angenehm ist wie der Wunsch. Dies trifft häufig zu, obgleich es der Logik widerspricht.«

Commander Spock

›Weltraumfieber‹

»Legenden sind die Würze des Universums, Mr. Data – weil sie manchmal wahr werden.«

Anmerkung

Die Handlung von Metamorphose ist in der zweiten Season von Star Trek: Die nächste Generation angesiedelt und beginnt unmittelbar nach ›The Measure of a Man‹. In jener Episode stand Datas Existenz auf dem Spiel, und dieses Erlebnis bleibt nicht ohne Wirkung auf ihn.

Kapitel 1

Die U.S.S. Enterprise schwenkte in den Orbit von Starbase 173, und an Bord waren nur wenige Besatzungsmitglieder im Dienst. Auf dem Holo-Deck fand eine Party statt, um die Rückkehr Lieutenant Commander Datas zu feiern, und dabei ging es so ausgelassen und fröhlich zu, als sei er nicht einige Tage fort gewesen, sondern Monate oder gar Jahre.

Das Programm des Holo-Decks simulierte die Parklandschaft eines erdähnlichen Planeten. Man erreichte sie, indem man mit Hilfe von Trittsteinen einen Bach überquerte, und anschließend folgte man dem Verlauf eines Waldpfades. Jenseits davon erstreckten sich Wiesen, und der blaue Himmel bildete einen angenehmen Kontrast zum grünen Gras. Wind seufzte in den Wipfeln einzelner Bäume. In der Ferne ertönten sanfte Melodien, als spiele irgendwo ein verborgenes Orchester, doch die Musik erklang nicht laut genug, um Gespräche zu stören.

Überall herrschte Heiterkeit, doch ausgerechnet der Ehrengast bildete die einzige Ausnahme. Data lächelte und plauderte mit seinen Freunden, aber wer ihn gut kannte, kam schon bald zu dem Schluss, dass zumindest ein Teil der Freude künstlich war.

So künstlich wie ich, dachte er, als er der deutlich spürbaren Sorge Geordi LaForges auswich und sich Wesley Crusher zuwandte.

»Wie funktioniert das?«, fragte der Junge aufgeregt und blickte in das Sternenrohr, das er gerade von Data erhalten hatte. Der Fähnrich meinte nicht etwa »Wie schaltet man es ein?« oder »Wie verändert man die Darstellung?«, sondern »Auf welchem Funktionsprinzip basiert dieses Gerät?«

»Ich schlage vor, du untersuchst es in aller Ruhe«, sagte Data und nahm damit seine Verantwortung für Wesleys Ausbildung wahr. »Wenn du glaubst, eine Antwort gefunden zu haben, erwarte ich deine Erklärung.«

Der Junge grinste. »Ich finde es heraus. Stammt dieses Gerät von Ihnen, Data?«

»Nein. Ich habe den Materietransformer benutzt.«

»Aber es ist das Ergebnis Ihres Konstruktionsentwurfs, nicht wahr? So etwas sehe ich jetzt zum ersten Mal.« Wesley hob das Rohr, blickte hinein, drehte mehrere Einstellräder und betrachtete verschiedene Konstellationen. »Es scheint die Richtung zu erkennen und mir Sterne zu zeigen, die zu weit entfernt sind, um von unseren Instrumenten erfasst zu werden.«

Dr. Kate Pulaski trat näher, hörte die letzten Worte des Fähnrichs und runzelte die Stirn. »Bestimmt ist es ein Trick. Ein so kleines Gerät, mit dem man ferne Sterne beobachten kann, wäre sehr kostbar.«

»Es liegt ganz bei Wesley festzustellen, wie und ob es die vermeintlichen Funktionen erfüllt«, erwiderte Data.

»Ah, eine Lektion«, sagte die Ärztin.

»Datas Unterricht macht Spaß«, warf Wesley ein und lächelte.

»Soweit es dabei um Technisches geht.« Pulaski nickte langsam. »Ich bin nicht sicher, ob du eine angemessen vielseitige Bildung bekommst, Wes.«

»Ich nehme auch an Seminaren für Geschichte, Musik und Literatur teil«, verteidigte sich der Junge. »Ich finde nur größeren Gefallen an Wissenschaft, das ist alles.«

Data nutzte die Gelegenheit, um Dr. Pulaski das für sie bestimmte und in weiches Papier gehüllte Geschenk zu geben. Als er vor einigen Tagen die Enterprise verlassen hatte, um Commander Bruce Maddox' Plan zu vereiteln, ihn zu demontieren, veranstalteten seine Freunde eine Abschiedsparty und überraschten ihn mit Geschenken. Doch er blieb nicht lange fort, kehrte nach kaum zweiundsiebzig Stunden zurück und fragte sich, wie er mit den Präsenten verfahren sollte. Es erschien ihm nicht richtig, sie zu behalten, doch er wusste auch, dass es unhöflich gewesen wäre, sie zurückzugeben. Aus diesem Grund beschloss er, seine Freunde mit eigenen Geschenken zu erfreuen. Sie lagen nun auf einem bunten Tuch am einen Ende des Picknicktisches, neben den Speisen und Getränken.

Data kannte Dr. Pulaski erst seit kurzer Zeit, und daher verstand er sie nicht so gut wie die anderen; ihr erging es offenbar ebenso. Da er kein Geschenk mit persönlicher Bedeutung für sie finden konnte, wählte er etwas, das allgemeine Bewunderung fand: eine Glockenblume von Artemis Drei, beziehungsweise eine möglichst genaue Reproduktion. Die lebenden Pflanzen gediehen nicht außerhalb ihrer natürlichen Umwelt, und deshalb war kein Export möglich. Seit zweihundert Jahren – seit der Entdeckung jener zarten Blüten, deren leises Läuten bei Menschen entspannend wirkte – versuchten Künstler und Gärtner, Glockenblumen nachzubilden. Einige von ihnen kamen dem Original ziemlich nahe, was ihnen großen Respekt und eine Menge Geld einbrachte.

Das Computersystem der Enterprise enthielt die entsprechende DNA-Struktur, aber Data wollte keine Schnittblume, die in wenigen Stunden verblühte. Er trennte sich auch von der Idee, eine andere Pflanze zu mutieren, entschied sich statt dessen für eine fast perfekte Kopie. Als ein Produkt des Holo-Decks erschien die künstliche Glockenblume so real und wunderschön wie das lebende Gewächs, mit einer wichtigen Ausnahme: Sie verwelkte nie. Im Gegensatz zu den üblichen Holographien brauchte man die ›Pflanze‹ auch nicht ein- oder auszuschalten. Sie stellte eine vollkommene Imitation dar. Data hatte die asymmetrische Form in besonders weiches Papier gewickelt.

Andere Besatzungsmitglieder näherten sich, während Dr. Pulaski ihr Geschenk auspackte. Als sich die letzten Streifen des dämpfenden Materials lösten, begann es zu läuten. Der melodische Klang entlockte dem Publikum ein staunendes ›Oh‹ und weckte das Interesse eines ungeladenen Gastes.

Mystery – eine Siamkatze, die das ganze Schiff für ihre Domäne hielt – war umhergewandert, ließ sich streicheln und mit kleinen Leckerbissen füttern. Es gab viele Tiere an Bord der Enterprise, aber ihr Aufenthalt blieb auf die Quartiere beschränkt. Mystery hingegen nahm sich die Freiheit, ganz nach Belieben irgendwo zu erscheinen, und sie trotzte allen Bemühungen, sie auf Dauer in für Tiere geeigneten Bereichen unterzubringen. Niemand wusste, wie es ihr gelang, Türen, Detektoren und Kraftfelder zu passieren. Daher ihr Name: Mystery – Geheimnis.

Die Katze sprang jetzt auf den Tisch, um die Ursache des neuen Geräusches zu untersuchen. Pulaski ignorierte sie, hob den Blick von der Glockenblume und sah Data an. »Wundervoll!«, entfuhr es ihr mit aufrichtigem Erstaunen.

»Ich habe gehofft, dass sie Ihnen gefallen würde.«

»Aber sie kann unmöglich echt sein«, sagte die Ärztin und betastete ein Blatt. »Ach, Data, Sie haben doch keine so herrliche Pflanze geschaffen, nur damit sie eingeht, oder?«

»Es handelt sich um eine Reproduktion, Doktor«, erläuterte Geordi. »Data hat dabei die Materieumwandlung des Transporters benutzt.«

»Tatsächlich?« Wesley berührte eine der Blüten. »Selbst der Geruch ist organisch.«

Mystery hob zögernd eine Pfote zur Blume, und daraufhin wiederholte sich das Läuten.

»Wenn mein Versuch erfolgreich gewesen ist, müsste die Pflanze auf alle menschlichen Sinne echt wirken«, sagte Data.

Dr. Pulaski musterte ihn und lächelte ein wenig traurig. »Aber Sie können den Unterschied feststellen, nicht wahr?«

»Nur wenn ich Analysemöglichkeiten nutze, die über das menschliche Wahrnehmungsvermögen hinausgehen.«

»Worauf Sie für gewöhnlich verzichten«, erwiderte die Ärztin leise. »Es ist mir ein Rätsel, warum Sie solchen Wert darauf legen, Ihre Fähigkeiten einzuschränken.«

»Ich verstehe ihn.« Geordi legte Data die Hand auf die Schulter.

»Ich auch«, fügte Commander Will Riker hinzu. Der Erste Offizier der Enterprise war gezwungen gewesen, Datas Recht zu leugnen, selbst über sein eigenes Leben zu entscheiden. Data kannte die Ursache für Rikers Unbehagen, hatte mit ihm gesprochen und ihn gebeten, ebenfalls an der Party teilzunehmen, aber Will schien sich nicht besonders wohl zu fühlen. Sein sonst so überschwängliches Wesen wich einer für ihn untypischen Zurückhaltung; wahrscheinlich versuchte er, so wenig Aufmerksamkeit wie möglich zu erregen.

Geordi runzelte die Stirn und ärgerte sich ganz offensichtlich über Rikers Behauptung, den Androiden zu verstehen. Aber Data kannte Will besser als Geordi. Er wusste, dass der Erste Offizier neue Lebensformen, Bräuche und Traditionen sofort akzeptierte, und dabei spielte es keine Rolle, wie bizarr und grotesk sie sein mochten. Im Gegensatz zu vielen anderen musste Riker etwas nicht ganz und gar verstehen, bevor er es akzeptierte. Von Anfang an hatte er Data wie eine Person behandelt.

Ironie gehörte zu den menschlichen Gefühlen, die Data teilte. Ausgerechnet der Mann, dem er seinen innigsten Wunsch anvertraute, zu einem Menschen zu werden, war gezwungen, bei der Verhandlung gegen ihn Stellung zu beziehen, ihn als eine Maschine zu bezeichnen, auf die Starfleet Eigentumsansprüche erheben konnte. Riker hatte den Prozess verloren und sich gleichzeitig den Ärger von Datas Freunden zugezogen.

Selbst Kate Pulaski, die der Androide nicht zu seinen engsten Freunden zählte, bedachte den Ersten Offizier mit einem finsteren Blick. »Sie behaupten, Data zu verstehen, aber bei dem Verfahren riefen Sie niemanden von uns als Zeugen auf.«

»Glauben Sie, dass ich gewinnen wollte, Doktor?«, erwiderte Riker.

In den grünen Augen der Ärztin blitzte es. »Glauben Sie, dass ich Ihre Aussagen bestätigt hätte? Commander, die Meinungsverschiedenheiten zwischen mir und Mr. Data haben nichts mit seiner Autonomie zu tun. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes einzigartig, und deshalb dürfen keine Experimente zugelassen werden, die seine Existenz bedrohen.«

»Sind Sie der Ansicht, dass keine weiteren Datas konstruiert werden sollten?«, fragte Geordi und hob Mystery hoch, als sie auf die Glockenblume springen wollte. Er streichelte die Katze, und sie begann zu schnurren.

»Ich habe nichts gegen die Entwicklung weiterer Androiden«, antwortete Pulaski. »Ich bin noch nicht so gut mit Data vertraut wie Sie, aber ich weiß, dass er durch spezielle positronische Schaltkreise und heuristische Algorithmen eine genau ausgeprägte und individuelle Persönlichkeit hat. Ich nehme an, das wäre auch bei anderen Androiden der Fall, selbst wenn man sie nach seinem Muster baut. Es ergäben sich verschiedene Personen, so einzigartig wie jeder einzelne Mensch. Nein, bei den Kontroversen zwischen mir und Data geht es nur um seinen Wunsch nach einer anderen Existenzform. Meiner Meinung nach sollte er statt dessen sein ganzes Potenzial erforschen.«

Mystery entwand sich Geordis Griff und kehrte auf den Tisch zurück. Riker streckte die Hand aus, um das Tier von der Glockenblume abzulenken. Die Katze rieb sich daran und schnurrte laut, als sie sich von Riker, Pulaski und dann auch von Data kraulen ließ.

»Sehen Sie?«, fragte die Ärztin.

»Was denn?«, erwiderten Riker, Wesley und Geordi wie aus einem Mund.

Data wusste, was Kate Pulaski meinte. Es geschah immer, wenn er die Katze berührte, und er hatte keine Erklärung dafür.

Mystery ließ sich von ihm ebenso gern streicheln und füttern wie von allen anderen, aber bei ihm schnurrte sie nie. Bisher war das nur ihm aufgefallen.

»Tiere spüren es«, sagte Pulaski. »Mystery weiß, dass Data eine Maschine ist.«

»Was soll das heißen?«, platzte es aus Geordi heraus.

»Sie haben sich darüber beklagt, dass Mystery neulich auf einer Konsole im Maschinenraum hockte«, erwiderte die Ärztin und lächelte hintergründig.

»Katzenhaare schaden empfindlichen Geräten«, entgegnete der Chefingenieur.

»Ich mag sie auch nicht an meinen medizinischen Instrumenten. Doch es vergeht kaum eine Woche, ohne dass ich Mystery auf einer meiner Diagnoseeinheiten finde. Ganz gleich, was ich auch versuche: Sie schafft es immer wieder, sich in die Krankenstation zu schleichen.«

»Mom gab es auf, sie zu vertreiben«, ließ sich Wesley vernehmen. »Nachdem sie herausfand, dass sich Mystery von den Quarantänebereichen fernhält. Sie meint, Katzen haben Sinne, die wir nicht verstehen.«

»Vielleicht hat sie recht«, sagte Pulaski. »Katzen mögen angenehm warme Maschinen, aber sie schnurren nicht bei ihnen. Mystery mag Data, doch sie weiß genau, was er ist.«

Stille folgte, als alle lauschten. Mystery rieb sich noch immer an Datas Hand, und er hielt die Finger still. Er hatte herausgefunden, dass ihm die Katze länger Gesellschaft leistete, wenn er passiv blieb. Derzeit wünschte er sich, dass sie ihr Interesse auf jemand anders richtete, denn Dr. Pulaski hatte recht: Mystery schnurrte nicht.

Riker brach das Schweigen. »An Datas maschineller Natur kann kein Zweifel bestehen. Aber er hat auch eine eigene Identität, wie jedes intelligente Wesen, und dadurch wird er zu einer Person.«

»Ganz meine Meinung«, bestätigte Pulaski. Sie wandte sich dem Androiden zu. »Es stört mich, dass jemand versucht, etwas anderes zu sein, anstatt seine Fähigkeiten voll zu entfalten.«

»Ich verstehe, Doktor«, erwiderte Data. »Dennoch wäre es mir lieber, ohne irgendwelche Vorbehalte akzeptiert zu werden.«

»Diesen Luxus genießt niemand«, sagte Riker. »Jeder muss mit Herausforderungen fertig werden.«

Data nickte. »Natürlich. Sie meinen Herausforderungen, die persönlichen Ideen, Fertigkeiten oder individueller Kompetenz gelten – Dinge, die man beweisen kann. Als ein Wesen aus Fleisch und Blut würde niemand mein Bewusstsein in Frage stellen.«

»Wenigstens ist das jetzt geklärt«, warf Geordi ein. »Nach dem Verfahren kann Sie niemand mehr als lebloses Ding bezeichnen.«

»Da irren Sie sich, Geordi«, widersprach Data. »Häufig wird gegen Gerichtsurteile Berufung eingelegt, und oft kommt es dabei zu konträren Entscheidungen. Ich glaube nicht, dass Commander Maddox einen zweiten Prozess anstrengt, aber vielleicht kommt jemand anders auf diesen Gedanken – jemand, der ›gute Gründe‹ für eine neuerliche Verhandlung anführt.«

»Es wurde ein Präzedenzfall geschaffen, Data«, erinnerte Riker. »Ich halte eine Revision des Urteils für ausgeschlossen.«

»Nun, vielleicht revidiert man es nicht, aber angesichts meiner Lebenserwartung besteht eine Wahrscheinlichkeit von nahezu hundert Prozent, dass der Fall noch einmal zur Sprache kommt. In nur siebenundzwanzig Jahren hat man dreimal darüber debattiert, was ich bin: unmittelbar im Anschluss an meine erste Aktivierung, nach der Bewerbung für das Studium an der Starfleet-Akademie, und als Commander Maddox versuchte, mich zu demontieren. Was die beiden ersten Punkte betrifft, war eine Diskussion tatsächlich notwendig, doch jetzt weiß ich, dass es immer Leute geben wird, die mit meinem Status nicht zufrieden sind. Richterin Louvois nannte das eigentliche Problem: Es geht um die Frage, ob ich eine Seele habe. Selbst sie musste zugeben, dass dafür jeder Beweis fehlt.«

»Ebenso wie bei uns, Data«, sagte Geordi.

»Aber es gibt einen wichtigen Unterschied«, fuhr der Androide fort. »Wenn die Seele wirklich existiert, so nimmt man bei Ihnen sofort an, dass Sie eine haben, während man sie bei mir bezweifelt.«

»Und deshalb fühlen Sie sich ständig auf die Probe gestellt«, erklang Worfs Stimme. Bisher hatte er schweigend zugehört. »Bei Klingonen gilt ein Leben ohne Herausforderungen als nicht lebenswert.«

Data sah den Leiter der Sicherheitsabteilung an und lächelte. »Ich bin ebenso wenig Klingone wie Mensch.«

»Vielleicht sind Sie weit mehr, als sich ein normaler Mensch erhoffen darf«, sagte Geordi. »Außer Ihnen kenne ich keine andere Person mit einem Heiligenschein.«

Der ›Heiligenschein‹ war nichts anderes als eine Aura aus elektromagnetischer Energie, erzeugt von den anorganischen Komponenten des Androiden. Nur der Chefingenieur konnte sie erkennen: Sein VISOR ermöglichte ihm Wahrnehmungen auch außerhalb des für Menschen – oder selbst für Data – sichtbaren Spektrums.

Geordi hatte Data deswegen schon des Öfteren aufgezogen, aber Dr. Pulaski schien nicht zu verstehen, dass es sich nur um einen Scherz handelte. »Alle Unschuldigen sind heilig«, meinte sie.

Aus einem Reflex heraus griff Data auf eine interne Speicherbank zu, die Informationen über Metaphysik und Theologie enthielt. Er begriff, was die Ärztin zum Ausdruck bringen wollte. »Wenn ich in dem Sinn unschuldig bin, wenn ich keine Sünde begehen kann … Dann habe ich keinen freien Willen, woraus der Schluss folgt, dass Richterin Louvois ein falsches Urteil fällte.«

Einige Sekunden lang herrschte verblüfftes und betroffenes Schweigen. »Ohne einen freien Willen Ihrerseits wäre es überhaupt nicht zu einem Verfahren gekommen«, sagte Riker schließlich. »Dann hätten Sie sich einfach Maddox' Experimenten gefügt.«

Die anderen schienen das für ein vernünftiges Argument zu halten, und deshalb ging Data nicht weiter darauf ein. Doch er beschloss, sich später intensiver mit dieser Frage zu befassen. War er zu Missetaten fähig? Fehler fielen nicht in diese Kategorie: Es geschah ab und zu, dass er auf der Grundlage einer unzureichenden Datenbasis Entscheidungen traf, die sich später als falsch erwiesen. Missachtung von Befehlen? Nein, jeder Offizier handelte irgendwann einmal aus eigenem Ermessen, wenn sich wichtige Faktoren ergaben, die der Vorgesetzte bei seinen Anweisungen nicht berücksichtigt hatte.

Es ging um eine absichtliche Verletzung moralisch-ethischer Prinzipien, um Sünden in einem religiösen Kontext. Hatte er jemals eigene Wünsche vor die Pflicht gestellt? War er dazu imstande? Ich bin nie in Versuchung geführt worden, dachte er. Was diese Aspekte des Lebens betrifft, brauchte ich bisher noch keine Tests zu bestehen. Trotzdem …

Data unterbrach seinen Gedankengang, als er Counselor Deanna Troi auf dem Pfad bemerkte, der vom Wald zum Picknickbereich führte. Sie blieb ganz plötzlich stehen, und Überraschung zeigte sich in ihren großen dunklen Augen. »Stimmt was nicht? Dies sollte eigentlich eine fröhliche Party sein.«

»Wir haben gerade herausgefunden, dass Data kein Klingone ist«, erwiderte Geordi und bemühte sich erneut, die Stimmung zu verbessern.

»Worf hat recht«, sagte Data. »Ich muss mich damit abfinden, dass ich die Herausforderung an meine Empfindungswelt nie auf Dauer gewinnen kann.« Und wie soll ich mich verhalten, wenn sich herausstellt, dass Maddox recht hatte? Nein, das kann ich nicht glauben. Lass das Thema jetzt fallen. »Allerdings habe ich diese Runde gewonnen, und somit ist eine Feier angebracht. Counselor, ich möchte auch Ihnen etwas schenken.«

Einmal mehr breitete sich Heiterkeit aus, und die restlichen Geschenke wurden geöffnet. Überall begannen Gespräche zwischen Personen, die sich kannten und mochten. Data blieb einige Zeit bei Troi und Riker, denn er wusste, dass Menschen Taten häufig besser deuteten als Worte. Er wollte den Anwesenden zeigen, dass er keinen Groll gegen Riker hegte. Konnte er ihnen irgendwie zu verstehen geben, dass überhaupt nichts verziehen werden musste? Sie alle waren Starfleet-Offiziere, und daher sollte ihnen eigentlich klar sein, dass einem manchmal keine andere Wahl blieb, als auch sehr unangenehme Pflichten zu erfüllen.

Wesley lockte Mystery mit einer bunten Schnur von den Geschenkpaketen, bis die Katze das Interesse an dem Spiel verlor und auf genauso geheimnisvolle Weise verschwand, wie sie gekommen war. Pulaski, Worf und Geordi diskutierten über ein Buch, das Data dem Sicherheitschef gegeben hatte: eine Ausgabe von Moby Dick, komplett mit Holzschnittillustrationen aus dem neunzehnten Jahrhundert. Die Abenteuer-Rache-Dramatik würde dem Klingonen sicher gefallen, und Data freute sich bereits darauf, später die literarischen Werte des Romans mit ihm zu erörtern.

Doch derzeit galt Worfs Aufmerksamkeit anderen Dingen. Er dachte immer in erster Linie an seine Pflicht, beendete das Gespräch mit Geordi und Pulaski, um Wesley an etwas zu erinnern. »Wir verlassen den Orbit um sechs Uhr. Du solltest dich gründlich ausschlafen, damit wir dir die Navigation anvertrauen können.«

»Ich bitte Sie, Worf – dies ist eine Party«, protestierte der Junge. Und bewies damit, dass er wirklich müde war.

Der Klingone erhob sich.

»Viele Besatzungsmitglieder verbringen einen Landurlaub in der Starbase«, sagte Wesley rasch. »Die meisten von ihnen kommen sicher erst im letzten Augenblick zurück. Wenn auch ich das Schiff verlassen hätte …«

Worf trat auf den Jungen zu, und ein dumpfes Knurren entrang sich seiner Kehle.

Der Fähnrich stand hastig auf und nahm das Sternenrohr. »Schon gut, schon gut – ich gehe. Portal! Gute Nacht allerseits. Danke, Data!« Er lief durch die nächste Tür des Holo-Decks.

Worf zögerte kurz und sah dem Jungen nach, drehte sich dann zu den anderen um. »Diesmal sollte ich ihn vielleicht ans Bett fesseln. Sie haben ihm ein außerordentlich faszinierendes Spielzeug gegeben, Data.« Er verabschiedete sich ebenfalls, und einige der übrigen Gäste schlossen sich ihm an. Nach einer Weile blieb nur Kate Pulaski zurück und griff behutsam nach der Glockenblume.

»Sie kann nicht zerbrechen«, versicherte ihr Data. »Soll ich sie zu Ihrem Quartier tragen?«

»Danke«, erwiderte die Ärztin. »Es ist einfach unglaublich, dass Sie etwas so Komplexes wie diese Pflanze und Wesleys Sternenrohr in nur wenigen Stunden herstellen können. Meine Entwürfe für neue medizinische Instrumente liegen schon seit fast einem Monat in der Versorgungssektion, aber es ist noch kein einziges Gerät fertiggestellt.«

»Möchten Sie, dass ich mich darum kümmere, Doktor?«, fragte Data.

»Nein. Das war Meckerei, kein Wink mit dem Zaunpfahl.« Als sie die Verwirrung in Datas Zügen bemerkte, fügte sie hinzu: »Ich meine, das fällt nicht in Ihren Zuständigkeitsbereich. Außerdem müssen die Leute in der Versorgungssektion lernen, ihre Arbeit zu erledigen.« Als sie Seite an Seite durch leere Korridore gingen, schnitt Dr. Pulaski noch einmal das vorherige Thema an. »Glauben Sie wirklich, dass ich keine echte Person in Ihnen sehe, Data?«

»Ich habe noch nicht darüber nachgedacht.«

»Ach, hören Sie auf damit. Ich habe gesehen, wie Sie auf einige meiner Bemerkungen reagieren. Nun, ich drücke mich oft sehr offen und unverblümt aus. Manchmal spreche ich, ohne vorher nachzudenken.« Kate Pulaski seufzte uncharakteristisch. »Sie faszinieren mich, Data. Sie sind viel mehr als nur die Summe von Schaltkreisen, Sensoren, organischen Flüssigkeiten und heuristischen Algorithmen. Ich möchte Ihr wahres Ich kennenlernen und nicht das eingeschränkte Selbst eines künstlichen Humanoiden.«

»Ich bin ein künstlicher Humanoide.«

»Unsinn!«, sagte die Ärztin scharf. »Die humanoide Form gehört zu den vielseitigsten überhaupt. Andernfalls hätten sich nicht so viele Spezies nach diesem Muster entwickelt. Als man Sie konstruierte, legte man offenbar Wert auf eine solche Vielseitigkeit – daher Ihre Gestalt.«

Sie blieben vor Pulaskis Tür stehen, und Kate nahm die Glockenblume entgegen. »Wenn ich einen Zauberstab besäße, um Sie für einige Tage in einen Menschen zu verwandeln … Dann bekämen Sie Gelegenheit herauszufinden, dass gar nichts Besonderes an uns ist. Dann könnten Sie endlich Sie selbst sein.« Mit diesen Worten betrat die Ärztin ihr Quartier, und Data verharrte im Korridor, blickte einige Sekunden lang auf das geschlossene Schott.

Der Androide brauchte keinen Schlaf. Er verwendete die zusätzliche freie Zeit, um das Holo-Deck zu besuchen oder am Computer seiner unstillbaren Neugier zu frönen. Für Data gab es immer etwas ›zu tun‹.

Doch in dieser Nacht fühlte er sich sehr einsam.

Kapitel 2

Am nächsten Tag verließ das Raumschiff Enterprise die Starbase 173 mit der Order, einige Sternenkarten auf den neuesten Stand zu bringen. Sie betrafen mehrere Raumsektoren des stellaren Territoriums der Föderation, die Starfleet Command bald für den zivilen Verkehr freigeben wollte. Die entsprechenden Routen erstreckten sich abseits der üblichen Transferkorridore, aber sie führten zu einigen der ältesten Außenbasen, die noch immer in Betrieb waren. Ihre Aufgabe bestand darin, die romulanische Neutrale Zone zu überwachen.

Data saß an der Operatorstation und wandte seine Aufmerksamkeit von den Anzeigen der Primärsysteme ab, um sich mit den jüngsten Starfleet-Berichten über die betreffenden Sektoren zu befassen. Einige Male fanden darin Grenzkonflikte mit den Waykani Erwähnung, einem bündnisfreien und technologisch hochentwickelten Volk. Früher oder später interessierten sich bestimmt die Romulaner dafür, denn das von den Waykani kontrollierte Gebiet befand sich in unmittelbarer Nähe der Föderation und des Reiches.

Geordi nutzte die Reise, um die Belastbarkeit der Triebwerke zu testen, indem er während langer Phasen eine Geschwindigkeit von Warp neun hielt. Dabei war die Enterprise so schnell, dass der am Navigationspult sitzende Wesley nicht mehr alle Monitorinformationen aufnehmen und verarbeiten konnte. Der junge Fähnrich seufzte verärgert.

»Ich schlage vor, du justierst das Display auf visuelle Berichte in Abständen von jeweils einer Sekunde«, sagte Data.

»Sie haben die Einstellungen Ihrer Konsole nicht verändert«, erwiderte Wesley.

»Ich kann die Daten ebenso problemlos auswerten wie der Bordcomputer. Manchmal ist es von Vorteil, eine Maschine zu sein.«

Der Junge bedachte ihn mit einem sonderbaren Blick und beherzigte dann den Rat des Androiden.

Datas Anzeigen bestätigten, dass die weiterhin den Kurs hielt und zur Starbase 32 flog. Alle Systeme arbeiteten einwandfrei. Es war still auf der Brücke, und Data spürte Lieutenant Worfs Präsenz an der Sicherheitsstation auf dem Oberdeck der Brücke. Direkt hinter dem Androiden saßen Commander Riker und Captain Picard, blickten zum großen Wandschirm und beobachteten die warpverzerrten Sternkonstellationen.

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