Star Trek - The Next Generation: Überlebende - Jean Lorrah - E-Book

Star Trek - The Next Generation: Überlebende E-Book

Jean Lorrah

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Beschreibung

In der Gewalt der Rebellen

Schon vor Jahren hat sich der Planet Treva um Mitgliedschaft in der Föderation beworben, nun braucht die Regierung Unterstützung gegen eine Rebellion. Captain Jean-Luc Picard schickt Sicherheitsoffizier Tasha Yar und den Androiden Data, um die Situation einzuschätzen. Sie werden mit allen Ehren empfangen, müssen aber feststellen, dass sich die Berichte über die Aufständischen als gefälscht erweisen. Die beiden Offiziere werden als Geiseln festgehalten. Und als Tasha Yar von den Rebellen entführt wird, erwartet sie eine schmerzhafte Konfrontation mit ihrer Vergangenheit.

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Seitenzahl: 441

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Eine neue Episode aus der erfolgreichen neuen Serie

STAR TREK – DIE NÄCHSTE GENERATION

Schon vor Jahren hat sich der Planet Treva um eine Mitgliedschaft in der Föderation beworben. Nun erreicht ein Hilferuf der trevanischen Regierung die Enterprise. Die Präsidentin Nalavia bittet um militärische Unterstützung gegen eine Rebellion.

Captain Jean-Luc Picard verfügt nicht über ausreichende Informationen, um eine Entscheidung treffen zu können. Deshalb schickt er Sicherheitsoffizier Tasha Yar und den Androiden Data mit einem Shuttle auf den Planeten. Sie sollen sich vor Ort ein Bild von der Lage machen.

Yar und Data werden auf Treva zwar mit allen Ehren empfangen, müssen jedoch bald entdecken, dass Nalavia ein übles Spiel treibt: Berichte über die Aufständischen erweisen sich als gefälscht. Die beiden Enterprise

JEAN LORRAH

ÜBERLEBENDE

Star Trek™

The Next Generation

Kapitel 1

Der Planet hieß New Paris, denn die irdischen Auswanderer, die nach dem postatomaren Schrecken im All Zuflucht suchten, erhofften sich eine Welt der Harmonie. Sie wollten eine Gesellschaft gründen, in der die Menschen frei, gesund und glücklich sein konnten, in der Kunst und Liebe blühten und der Hass schwand.

Als die Föderation der Vereinten Planeten New Paris im vierundzwanzigsten Jahrhundert wiederentdeckte, stellte sich unglücklicherweise heraus, dass die Kolonie weitaus mehr dem von Victor Hugo beschriebenen Paris entsprach und kam Ähnlichkeiten mit den Darstellungen eines Toulouse-Lautrec aufwies. Der Traum von einer besseren Heimat war schon nach kurzer Zeit gestorben. Der anfängliche Überlebenskampf führte zu einem gnadenlosen Ringen um die Macht, und dadurch beschworen die Bewohner von New Paris jenes Entsetzen herauf, dem ihre Vorfahren in primitiven, ohne Warptriebwerke ausgestatteten Raumschiffen entflohen waren.

Ein fünfzehnjähriges Mädchen kauerte in den Ruinen einer Stadt, die einst als Modell für die Einheit von Form und Funktion gegolten, sowohl Schönheit als auch Komfort geboten hatte. Auf den ›Letzten Krieg‹ konnte keine neue globale Katastrophe folgen; denn dieser Krieg zerstörte seine eigenen technischen Voraussetzungen. Die Anführer der verschiedenen Banden übten ihre Macht mit Muskelkraft, heimtückischer List und durch die Größe ihrer Gruppen aus – oder sie kontrollierten die Versorgung mit Lebensmitteln und Drogen.

Das schmutzige und magere Mädchen hielt den einzigen Trost seines Lebens in den Armen: eine rötlichgelbe Katze, mit der es die Lebensmittel teilte, die es finden oder stehlen konnte. Das Tier bedankte sich, indem es des Nachts die Ratten verjagte und seiner Herrin die Möglichkeit gab, ruhig zu schlafen: Die Namenlose wusste, dass es sie mit einem Fauchen wecken würde, wenn sich jemand näherte. Einmal sprang es sogar mit einem wütenden Zischen auf die Schulter eines Mannes, der sie wegen einer kleinen Schüssel mit gebratenem Geflügel umbringen wollte. Die Katze lenkte den Angreifer ab, und dadurch bekam das Mädchen Zeit genug, sein Messer zu ziehen und es dem Mann in den Leib zu stoßen. Anschließend bekam das Tier als Belohnung eine besonders große Portion der gemeinsamen Mahlzeit.

Die einsame Überlebende nannte ihre Begleiterin einfach nur Katze, denn sie wusste nichts von dem irdischen Brauch, solchen Geschöpfen Namen zu geben. Katze wurde zu ihrer einzigen Gefährtin, und mehr als einmal erwies sie sich als Retterin in der Not.

Diesmal aber konnte sie ihr nicht helfen. Eine der Lustbanden hatte sie entdeckt, und sie musste damit rechnen, gnadenlos verfolgt zu werden.

Voller Schrecken dachte sie an ein entsprechendes Erlebnis zurück, von dem sie inzwischen drei Jahre trennten. Als sie damals in Gefangenschaft geriet, war sie knapp zwölf: zu jung, zu hungrig, zu dünn und ausgezehrt. Die Männer lachten sie aus, ließen sie wieder frei.

»Verschwinde, Mä'chen. Verzieh dich in irgend'nem Loch. Werd groß und lass dir or'n'liche Titt'n wachsen. Erst dann hat's 'n Sinn, dein'n hungrigen Wanst zu füllen. Die alten Knochen bezahlen nur für Frauen mit 'nem rich'en Vorbau. He, Mä'chen, wie gefällt dir so was, hm? Du bekommst hübsche Kleid'r, vielleich' sogar Schmuck und dergleich'n. Und jede Menge Freud'nstaub, damit du immerzu glücklich lächelst.«

Damals lernte die Überlebende zu kämpfen. Es gehörten auch Mädchen zu einigen Banden; manche Gruppen bestanden sogar nur aus Frauen. Doch da sie nicht als Mitglied einer Gang geboren war, musste sie damit rechnen, abgelehnt zu werden, solange sie sich nicht selbst verteidigen und schützen konnte. Wer in eine Bande aufgenommen werden wollte, stellte zunächst seine Fähigkeiten unter Beweis, und solange sie ständig Gefahr lief, vor Hunger zu sterben, erregte sie nur Mitleid. Voller Scham erinnerte sie sich an das spöttische Lachen der Männer, und neuerlicher Zorn brodelte in ihr. Das Verhalten der Frauenjäger bewies, dass sie nicht hoffen durfte, in eine Gruppe aufgenommen zu werden. Zuerst musste sie Kraft und Geschick finden, sich die Fähigkeit aneignen, ganz allein ihren Platz in einer apokalyptischen Welt zu verteidigen. Wenn ihr das gelang, konnte sie sich den Kriegerinnen anschließen, und dann brauchte sie die Lustbanden nie wieder zu fürchten. Von Angst bestimmtes Grauen verwandelte sich in Wut, die wiederum den Nährboden für Entschlossenheit bildete.

Nun, Entschlossenheit war eine Sache, Ausbildung und das Sammeln einschlägiger Erfahrungen eine andere. Sie unterhielt keine Kontakte zu den Gemeinschaften. Ihre Mutter hatte sie verlassen, als sie erst fünf gewesen war. Eine alte Frau – letztes, greises Überbleibsel einer kleinen Gang –, nahm sich ihrer an, wahrscheinlich nur deshalb, weil sie Mitleid mit dem verhungernden Kind empfand. Sie schickte das Mädchen zum Stehlen aus, benutzte es als lebenden Bettwärmer – und als geduldigen Zuhörer. Sie brachte ihm einige Tricks der Diebeskunst bei, zeigte ihm auch, wie man Schlösser knackte. Und die junge Überlebende erfuhr von ihr, wie man sich in den Ruinenlabyrinthen zurechtfand.

Sie machte ihre kleine Gefährtin mit den Geheimnissen der Buchstaben vertraut, so dass sie die Schilder entziffern konnte, die hier und dort an Kellern und Tunnelzugängen hingen. Für die Obdachlosen von New Paris – sie bildeten die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung – diente das Lesen nur einem einzigen Zweck: Es versetzte sie in die Lage, sich in den endlosen Passagen und Korridoren zu orientieren oder Hinweise zu erkennen, die vor radioaktiven Zonen warnten. In ihrer Welt gab es keine Bücher. Alle Bände, die das atomare Feuer überstanden hatten, waren schon vor vielen Wintern verbrannt worden, um ein wenig Wärme zu spenden. Der Begriff ›Zeitungen‹ blieb ohne Bedeutung: Die reichen Drogenbosse, die weit über den Ruinen wohnten, tauschten Nachrichten mit Hilfe von Kurieren oder Kommunikationskonsolen aus. In jenen hohen Gebäuden, die noch immer gen Himmel ragten, bewahrten sie einige Reste der einstigen Technologie. Die Kommunikatoren in den Straßen funktionierten längst nicht mehr, und Elektrizität und sanitäre Anlagen standen nur den wenigen Mächtigen zur Verfügung.

Im Alter von zwölf Jahren besaß die Namenlose keine Fähigkeiten, die für eine der Gemeinschaften von Interesse sein mochten. Sie musste also lernen, auf eigenen Beinen zu stehen, selbst für ihre Sicherheit zu sorgen. Sie hatte eine Waffe: das Messer der alten Frau, ihr einziges Vermächtnis. »Du hinterlässt mir meh' als mei'e eigene Mutter«, murmelte sie, als sie eines Morgens neben der Leiche der alten Frau erwachte. Sie sah sich außerstande, auch die Kleidung zu nehmen, durchsuchte jedoch die Taschen – die Greisin hätte es nicht anders erwartet. Was konnte sie jetzt noch mit ihren wenigen Habseligkeiten anfangen? Die junge Überlebende fand zwei Münzen, eine harte Brotkruste, drei Stecknadeln – und ein Allzweckmesser, die Klinge bis auf die Hälfte der ursprünglichen Größe abgewetzt: eine substantielle Erinnerung an die Zeit, als die alte Frau ihre eigene Gruppe angeführt hatte.

Die Lustbande entdeckte sie zwei Tage nach dem Tod der Greisin, und das Messer nützte ihr überhaupt nichts. Vielleicht machte sie der Kummer sorglos; vielleicht übersah sie deshalb die Bewegungen in den Schatten. Ein lachender Mann entwand ihr die Klinge und überwältigte sie mühelos.

Man stülpte ihr eine Kapuze über den Kopf, so dass sie nichts sehen und weder kämpfen noch beißen konnte. Und während vor ihren Augen Dunkelheit herrschte, während sie fast erstickte, nahmen die Männer sie nacheinander. Schließlich zerrte ihr der Anführer den Stoffbeutel vom Kopf und ließ das Messer achtlos fallen; er wusste, dass sie viel zu schwach und entsetzt war, um Gebrauch davon zu machen.

Sie ließ sich diese Erfahrung eine Lehre sein. Die emotionale Bindung an eine alte Frau hatte sie in große Gefahr gebracht, und deshalb beschloss sie, in Zukunft nur noch an sich selbst zu denken, sich um niemanden mehr zu kümmern. Sie unternahm keinen Versuch, sich mit den anderen Kindern anzufreunden, die sie verächtlich ›Skla'in der al'n Hexe‹ nannten. Im Nahkampf konnte sie es mit keinem Mann aufnehmen, und das bedeutete: Sie musste besser mit der Klinge umgehen und immer wieder üben, um ein Ziel bereits aus größerer Entfernung zu treffen. In dieser Hinsicht brauchte sie keine fremde Hilfe. Innerhalb weniger Wochen traf sie alle Gegenstände, die sie anvisierte. Das Messer bohrte sich sogar in die haarigen Leiber von Ratten, die durchs Halbdunkel huschten.

Zwei Jahre später rettete sie die Katze vor einigen grölenden Kindern, die ihren Schwanz in Brand setzen wollten, und daraufhin war sie nicht mehr ganz so einsam. Sie versuchte sich einzureden, dass ihr eigentlich überhaupt nichts an dem Tier lag und sie nur ein nützliches Etwas darin sah, ein Werkzeug, vergleichbar mit ihrem Messer. Somit erschien es ihr durchaus angebracht, die Katze zu füttern, sie zu streicheln, sich von ihrem Schnurren beruhigen zu lassen, wenn sie aus einem ruhelosen, von Albträumen heimgesuchten Schlaf erwachte.

Die Kinder hatten sofort die Flut ergriffen, obwohl sie in der Überzahl gewesen waren, und dieser Umstand erfüllte sie mit Zuversicht. Nach der mehrfachen Vergewaltigung machte sie sich eine ständige, nie nachlassende Wachsamkeit zu eigen, die ihr gut zustatten kam, wenn sie Schlösser aufbrach und sich des Nachts in eine der verriegelten Lagerkammern schlich. Sie stahl besonders leckere und nahrhafte Lebensmittel, anstatt tagsüber zusammen mit anderen Jugendlichen auf Diebestour zu gehen, um irgend etwas Essbares zu ergattern.

Die Lustbanden nahmen mehrmals die Verfolgung auf, aber sie fiel ihnen nie wieder in die Hände. Zweimal geschah es, dass sich einzelne Männer an ihre Fersen hefteten, und daraufhin verbarg sie sich in einem Hinterhalt, tötete lautlos mit der Klinge und warf die Leichen in einen der tiefen Schächte, die eine weitere Gefahr in den Ruinen darstellten.

Sie wurde stärker und größer, und schließlich verriet sie der eigene Körper: Zwar blieb sie schlank und drahtig, aber ihr Leib entwickelte typisch weibliche Rundungen.

Woraufhin sie sich zum Handeln entschied. Sie hielt den Zeitpunkt für gekommen, sich an eine der Frauengangs zu wenden und zu zeigen, wie gut sie inzwischen mit dem Messer umzugehen verstand. Sie wollte davon berichten, wie sie die beiden Lustbandenmitglieder umgebracht hatte, war auch bereit, ihre entsprechenden Fähigkeiten zu beweisen. Die Überlebende hoffte, auf diese Weise Aufnahme in eine Gemeinschaft zu finden. Die Aussichten standen nicht schlecht, denn zwischen jenen Männern und den Kriegerinnen herrschte ebene ebenso verständliche wie unversöhnliche Feindschaft.

Ihre Wahl fiel auf die Teufelskatzen, die vier Ruinenblöcke kontrollierten. In ihrem festungsartigen Zentralgebäude gab es einen Elektrizität produzierenden Generator – und bestimmt auch Ratten. Die abscheulichen Nagetiere stellten eine wahre Plage dar, und sie beschloss, nicht nur ihre eigenen Dienste anzubieten, sondern auch die der Katze. Vielleicht waren die Kinder deshalb so erschrocken gewesen, als sie von ihr beim Quälen des Tiers überrascht wurden. Möglicherweise hatten sie angenommen, das Mädchen gehöre zu einer Bande, von der harte Strafe drohte. Die Überlebende bereitete ihre Erklärungen mit großer Sorgfalt vor: Hinweise darauf, wie sehr sich ihre vierbeinige Gefährtin als Maskottchen für die Teufelskatzen eignete, und auf ihre eigene katzenhafte Schläue wie die Fähigkeit, sich an ihre Feinde heranzuschleichen und lautlos zuzuschlagen …

Sie lag zusammengerollt, und während sich die Katze an sie schmiegte und zufrieden schnurrte, dachte sie aufgeregt an die nächste Nacht, stellte sich vor, dass sie nicht mehr auf einem Lumpenlager schlief, sondern in einem richtigen Bett. Sie fragte sich, ob die Teufelskatzen in ihrer Bastion jeden Tag warme Mahlzeiten einnahmen. Bei diesen Überlegungen lief ihr das Wasser im Mund zusammen, und der Magen stimmte ein hoffnungsvolles Knurren an.

Nein, sie durfte sich keinen sehnsüchtigen Gedanken hingeben, bei denen es ums Essen ging. Seit einer Weile erbeutete sie bei ihren Streifzügen kaum noch das Notwendigste. Selbst die Lagerkammern enthielten nur wenig, und sie brachte nicht mehr den Mut auf, dort etwas zu stibitzen – aus Angst, der Diebstahl könnte entdeckt werden.

Statt dessen konzentrierte sie sich auf den Wunsch, ihre alte, langsam auseinanderfallende Kleidung durch neue zu ersetzen. Sie musste die Stofffetzen mit Schnüren zusammenbinden, aber trotzdem rutschten sie vorn immer wieder herunter und bedeckten kaum noch die Brüste. Wenn sie in diesem Zustand einer Lustbande über den Weg lief, begann sicher eine allgemeine Jagd auf sie.

Sie erinnerte sich an die Männer, die sie am Nachmittag gesehen und fast mit ihren Blicken verschlungen hatten. Es gelang ihr, ihnen aus dem Weg zu gehen, und sie hoffte inständig, dass sie ihr nicht mehr folgten. Die kehligen Stimmen und anzüglichen Rufe erinnerten sie mit schmerzhafter Deutlichkeit an ihr Erlebnis als Zwölfjährige.

Sie drehte sich um, und die Katze wich ein wenig von ihr fort, kehrte dann wieder zurück und schnurrte erneut. Sie kraulte das Tier unter der Schnauze, fühlte warmen, weichen Pelz und spürte, wie es den Kopf an ihre Hand presste. Eine stumme Gestenbotschaft: Wir sind Freunde; wir halten zusammen.

Doch plötzlich wölbte die Katze den Rücken, richtete sich auf und sprang mit einem knurrenden Zischen fort.

Das Mädchen stemmte sich in die Höhe und sah ein trübes, mattes Schimmern am Ende des langen Korridors.

O nein, die Überlebende saß nicht in der Falle. Sie hatte es längst gelernt, sich immer einen Fluchtweg offenzuhalten.

Rasch hob sie die Katze hoch und eilte in einen Nebentunnel, wo sie sich zitternd niederkniete. Sanft und wortlos versuchte sie, das Tier zu beruhigen, fürchtete, es könne den Unbekannten entgegenlaufen und von ihnen getötet werden. Als sie sicher war, dass es ihr gehorchen und sie in die andere Richtung begleiten würde, nickte die Namenlose und flüsterte: »Lauf jetz'! Die'er Ort is' nich' mehr sicher!« Sie warf noch einen letzten Blick in den Korridor, beobachtete das Glühen, hörte spöttische Männerstimmen …

Während der Nacht hielten die Ruinen noch viel mehr Gefahren bereit als tagsüber. Aber es blieb ihr keine Wahl: Sie musste fort von hier, das Risiko eingehen, in einen der tiefen Schächte zu stürzen …

Eine Hand packte sie an der Schulter.

Aus einem Reflex heraus drehte sie sich um und riss erschrocken die Augen auf, als sie den Anführer der Lustbande erkannte, der sich lautlos an sie herangeschlichen hatte.

Die Katze sprang an ihm hoch!

Der Mann schrie, und die anderen kamen schnell näher. Das Mädchen holte mit dem Messer aus und traf den Mann am Arm.

Sofort begriff es, dass es damit sein eigenes Schicksal besiegelte. Es hätte fortlaufen sollen, solange ihm noch Zeit genug blieb. Vielleicht wäre es imstande gewesen, in den dunklen Tunneln zu entkommen.

Rache vereitelte die letzte Chance der Namenlosen: Zwei weitere Männer ergriffen sie von hinten, während der Anführer eine breite, kräftige Hand um die Katze schloss, das Messer nahm und dem einzigen Freund des Mädchens bei lebendigem Leib den Bauch aufschlitzte.

Die Überlebende kreischte, wand sich hin und her, biss und kratzte – vergeblich. Einmal mehr stülpte man ihr eine Kapuze über den Kopf. Irgend jemand drehte ihr mit einem groben Ruck die Arme auf den Rücken, und unmittelbar darauf spürte sie das kühle Metall von Handschellen. »Wir ham dich beobach'et, Mä'chen«, sagte der Mann vor ihr. »Is hübsch was aus dir gewor'n. Bestimmt bekomm'n wir 'n gu'en Preis für dich, sobald wir unsern Spaß hatten!«

Ein anderer Bursche hob sie hoch und warf sie sich über die Schulter. »Verschwin' wir von hier. Muss die'e blöde Stichwun'e behandeln lassen, bevor ich die Kleine einreite. Dass mir vorher nieman' Hand an sie legt!«

Es hatte keinen Sinn, sich zur Wehr zu setzen, aber vielleicht gab es noch Hoffnung, wenn sie erschlaffte, wenn sie den Anschein erweckte, als sei sie in Ohnmacht gefallen, und Kraft sparte.

Die Männer stapften durch den finsteren Korridor, und nach einer Weile ächzte ihr Träger leise, ließ sie zu Boden sinken, um sich auszuruhen. Zwar trug sie noch immer Handschellen und Kapuze, aber trotzdem reagierte sie sofort, sprang mit einem Satz auf und stürmte los. Ihr Schienbein prallte an ein unangenehm hartes Hindernis, und sie schlug mit dem Kopf an einen Mauervorsprung …

Sie achtete nicht auf den Schmerz. Und wenn sie in einen der Schächte fiel … Nun, sie zog den Tod Freudenstaub und einem Leben in sexueller Sklaverei vor. Wenn man sie mit Drogen vollpumpte, verlor sie sogar ihre geistige Freiheit, geriet in eine mentale Abhängigkeit, aus der sie sich nie wieder befreien konnte, die sie zu einem elenden Dahinvegetieren verurteilte. Dann erging es ihr so wie ihrer Mutter. Dann verirrte sie sich in Apathie und Gleichgültigkeit, in einem geistigen Labyrinth, das alle echten Gefühle tötete und nur noch Platz ließ für Pseudoempfindungen.

Tief in ihrem Innern vibrierten Verzweiflung und Grauen, aber sie konzentrierte sich auf ihre Wut, um die Angst zu besiegen.

Jemand stellte ihr ein Bein, und sie stolperte, verlor das Gleichgewicht und stürzte der Länge nach zu Boden, ohne sich irgendwo festhalten zu können. Sie drehte den Kopf zur Seite, konnte jedoch nicht verhindern, dass ihre Wange über festen, rauen Stein schabte. Wenige Sekunden später wurde sie in die Höhe gerissen und nach draußen gezerrt; kühle Nachtluft strich ihr über die Haut. Der Mann, der sie trug, schnaufte und schwitzte infolge der Anstrengung, aber das Mädchen zitterte in der Kälte. Schock und Furcht ließen sich nicht länger verdrängen, und die Überlebende erbebte am ganzen Leib.

»Lasst uns hier Rast ma'en«, hörte sie die Stimme des Anführers. »Verdammich! Ich blute noch immer!«

Der Träger bückte sich und ließ die Gefangene einfach von seiner Schulter rutschen. Sie fiel in den Staub, und der Aufprall presste ihr die Luft aus den Lungen. Eine Stiefelspitze traf sie an den Rippen, und sie gab einen schmerzerfüllten Schrei von sich, zitterte noch heftiger.

»Wasnlos, Mä'chen? Is' dir etwa kalt? Gut so! Du has' dafür gesorgt, dass ich lei'en muss. Jetz' bis' du dran, Kleine. Eigentlich soll'e ich dich win'elweich prügeln und dir 'n paar Knochen brechen, aber dann erziels' du keinen gu'en Preis mehr. Wie dem auch sei: Zu bequem solls' du es nich' haben.«

Sie spürte eine Messerspitze am Hals, doch die Klinge ritzte nicht etwa ihre Haut, sondern durchschnitt die Schnüre über der Brust, glitt dann in Richtung Bauch und Taille weiter, schälte ihr die abgewetzte, rissige Kleidung vom Leib. Die übrigen Männer brummten anerkennend. Schmerzhafte, demütigende Erinnerungsbilder formten sich vor den inneren Augen des Mädchens, und der Zorn entglitt den mentalen Fingern, wich beginnender Panik. Arme und Beine zuckten …

»Was hat das zu bedeuten?«, erklang eine feste, scharfe Stimme. »Was machen Sie da?«

»Wer seid ihr denn?«, erwiderte der Bandenführer. Angst umklammerte die Namenlose, aber trotzdem vernahm sie das Erstaunen des Mannes, hörte in seinem Tonfall sogar einen Hauch von Furcht.

»Mein Gott!«, ertönte eine weibliche Stimme. »Die Kerle vergewaltigen sie! Das dürfen wir nicht zulassen, Dare!«

»Sie gehör' mir!«, grollte der Anführer. »Ihr habt eure eigene Puppe!«

»Lassen Sie die junge Frau in Ruhe!«, sagte der fremde Mann, der daran gewöhnt zu sein schien, Befehle zu erteilen. »Soll sie selbst entscheiden, wem sie ›gehört‹ oder nicht gehört.«

Die seltsamen Stimmen waren nur schwer zu verstehen. Zwar benutzten sie die gleiche Sprache, aber das Mädchen hatte noch nie einen solchen Akzent gehört.

»Sieh dir die Typen an!«, warf ein anderes Bandenmitglied ein. »Sie haben 'n tolles Weibsstück dabei, tra'en Schmuck un' technische Sachen. Und es sin' nur drei …«

»Halt die Klappe! Willste dir vielleicht den Zorn der Drogenbosse zuziehen?«

Aufgrund der Kapuze konnte die Überlebende nicht genau feststellen, was um sie herum geschah, aber sie vermutete, dass sich die Bande von Gier und Habsucht dazu hinreißen ließ, die drei Fremden anzugreifen, um sie zu berauben und zu töten.

Sie nutzte die unerwartete Chance und kroch langsam fort.

Kurz darauf vernahm sie ein sonderbares, fast schrilles Summen, das keinen ihr bekannten Geräuschen ähnelte. Mehrere Körper fielen mit einem dumpfen Pochen zu Boden. Irgend jemand schnappte erschrocken nach Luft und … floh.

Hände berührten sie. Die Namenlose zuckte zusammen und trat um sich.

»Schon gut, schon gut«, sagte die Frau. »Wir wollen Ihnen nichts zuleide tun. Sie sind in Sicherheit.«

Tastende Finger lösten die Kapuze und zogen sie beiseite. »O Gott – es ist ein Mädchen!«, platzte es aus der Unbekannten heraus. »Kaum mehr als ein Kind.« Sie holte tief Luft. »Du brauchst dir jetzt keine Sorgen mehr zu machen. Es wird alles gut, glaub mir.«

Licht glänzte. Es handelte sich nicht um den Schein einer Taschenlampe, sondern um ein helles, elektrisches Strahlen, das ihr Tränen in die Augen trieb, als sie zu den Gestalten emporsah.

Die Frau hockte direkt neben ihr, aber das Mädchen sah an ihr vorbei, beachtete sie überhaupt nicht. Statt dessen glitt sein Blick über dunkle Hosenbeine, kroch daran empor, zu einem Pulli mit gelbgrünen Brustmustern, richtete sich schließlich auf das Gesicht des Mannes.

In ihrem Schrecken glaubte die Überlebende, harte und grausame Züge zu sehen, Augen so kalt und dunkel wie der winterliche Nachthimmel. Dann teilten sich die vollen Lippen und ein – falsches? – Lächeln vermittelte Wärme, als der Fremde neben ihr Platz nahm. »Armes kleines Ding! Kannst du die Fesseln lösen, Margie?«

»Es sind keine Fesseln, sondern Handschellen«, erwiderte die Frau.

»Beherrschst du unsere Sprache?«, fragte der Mann. »Verstehst du mich?«

»Ja, ich … verstehe«, brachte das Mädchen zögernd hervor. Als es sich langsam an das helle Licht gewöhnte, sah es die Körper von vier Bandenmitgliedern, die einige Meter entfernt lagen. Offenbar waren diese Leute sehr gefährlich. Vielleicht standen sie in Diensten der Drogenbosse.

»Gut.« Der Mann lächelte erneut. »Wir befreien dich von den Schellen, und anschließend …« Er unterbrach sich, als die Namenlose erneut zitterte. »He, dir ist kalt, nicht wahr? Meine Güte, du musst halb erfroren sein!« Er drehte den Kopf, griff nach der zerschnittenen Kleidung, ließ sie sofort wieder los und klopfte sich die Hände ab. Dann berührte er eine glänzende goldene Brustbrosche. »Hier ist Adin. Ich brauche einen Metallschneider und eine Decke. Richten Sie den Transporterfokus auf folgende Koordinaten …« Er nannte einige Zahlen. »Und noch etwas: Schicken Sie uns eine Ärztin. Wir haben hier ein Mädchen, das Opfer eines Überfalls wurde und behandelt werden muss.«

»Ja, Sir«, antwortete die Brosche.

»Das Schmuckstück ist ein … Kommunikator!«, sagte die Überlebende verblüfft. »Was für 'n tolles Ding!«

»Ja, du hast recht«, bestätigte der Mann. »Du kennst sogar das richtige Wort dafür.«

»Mhm. Aber wo verbirgt sich der Draht?«

»Was für ein Draht?«

»Ich meine das dünne Kabel, das die Geräusche überträgt«, erklärte sie. Glaubte der Fremde etwa, dass sie nicht wusste, wie ein Kommunikator funktionierte? Hielt er sie für so dumm?

Wieder lächelte der Mann, und diesmal wirkte er recht nachdenklich. »Oh, jetzt wird mir einiges klar. Deshalb warteten wir vergeblich auf eine Antwort. Auf dieser Welt gibt es keine drahtlose Kommunikation.« Er sah seine Begleiterin an, und in den Augen glitzerte eine stumme Frage.

Die Frau nahm einen Apparat zur Hand und richtete ihn auf das Mädchen. Irgend etwas surrte und sirrte leise, und ein kleines Anzeigefeld erhellte sich. »Ganz eindeutig ein menschlicher Metabolismus«, sagte sie. »Und bisher hat sich nicht das Übersetzungsmodul eingeschaltet. Darum klangen die Worte der Burschen dort drüben so seltsam: Sie benutzten unsere Sprache; sie hat sich nur genug verändert, um anders zu klingen.« Sie sah zu den Ruinen. »Offenbar gab es hier früher ein höheres technisches Niveau. Dare, ich glaube, wir haben eine vergessene irdische Kolonie gefunden.«

»Dem Himmel sei Dank«, erwiderte der Mann. »Das bedeutet, wir brauchen dieses Mädchen nicht sich selbst zu überlassen. Wir nehmen es mit.«

»Dare, du kannst unmöglich …«, begann die Frau, wurde jedoch von einem weiteren eigentümlichen Geräusch unterbrochen. Das Mädchen richtete sich verblüfft auf, als ganz in der Nähe ein schimmernder Glanz entstand und aus dem Nichts eine Decke erschien, auf der ein weiteres Gerät lag.

Das dritte Mitglied dieser höchst erstaunlichen Gruppe griff nach den beiden Objekten und trug sie herbei. Die Frau nahm den technischen Gegenstand, hantierte damit hinter dem Rücken des Mädchens – und plötzlich lösten sich die Schellen. Dann nahm sie die Decke und hüllte den Oberkörper der Namenlosen in herrlich weichen und sauberen Stoff.

Einige Sekunden später wiederholte sich das Schillern, und diesmal trat eine zweite Frau daraus hervor.

»Ich bin Dr. Munson«, sagte sie. »Du hast nichts von mir zu befürchten, Kind.« Sie deutete auf ein kleines, silbriges Etwas. »Dieses Instrument gibt mir über das Ausmaß deiner Verletzungen Aufschluss.«

Das Mädchen wich ein wenig zurück und überlegte, wo ihr die Frau das Ding auf den Körper pressen wollte. Aber sie hob es nur und blickte auf eine schmale, bunte Fläche. Es klickte mehrmals in dem rätselhaften Apparat. »Eine leichte Gehirnerschütterung, eine gebrochene Rippe, mehrere Quetschungen und ein physisch-psychisches Trauma – das sind die unmittelbaren Probleme. Hinzu kommen noch einige andere. Es war richtig, dass Sie mich hierher bestellt haben, Mr. Adin. Die junge Dame ist unterernährt, braucht Zahnersatz und leidet sowohl an internen als auch externen Parasiten. Der letzte Punkt erfordert gewisse Konsequenzen unsererseits: Wir müssen uns der vollen Dekontaminierungsprozedur unterziehen, wenn wir an Bord zurückkehren.«

»In Ordnung, Doktor«, erwiderte der Mann, den diese Frau seltsamerweise mit ›Mr. Adin‹ ansprach, während ihn die andere ›Dare‹ nannte. Vermutlich kam die eine Bezeichnung einem Titel oder Rang gleich, während es sich bei der anderen um seinen Namen handelte. War er das Oberhaupt dieser Gemeinschaft? Er rieb sich die Hände an der Hose ab und fragte: »Kann ich ihr ein paar Fragen stellen, bevor sie in die Krankenstation gebracht wird?«

»Sie soll wohin gebracht werden?«, platzte es aus der zweiten Frau heraus. Es klang fast empört.

»Die Bewohner dieser Welt verständigen sich in einer Variante unserer Sprache, Doktor«, sagte die erste Frau. »Dies ist eine irdische Kolonie.«

Doktor sah sich um. Das erste Licht des Tages verdrängte die Dunkelheit der Nacht und enthüllte die ganze Hässlichkeit der Ruinenstadt. »Ich verstehe durchaus, warum Sie das Mädchen hochbeamen möchten, Mr. Adin. Aber zuerst brauchen wir die Genehmigung des Captains – und die Erlaubnis der Eltern.«

Die Namenlose hörte stumm und mit wachsender Verwunderung zu. Mr. Adin/Dare war also doch nicht der Anführer; er nahm Anweisungen von jemand anders entgegen. Sie unterbrach ihre Gedankengänge, als sie den Blick Doktors auf sich ruhen spürte. »Wissen deine Eltern, wo du bist, Kind? Bestimmt machen sie sich große Sorgen um dich.«

»Eltern?«

»Mutter. Vater. Deine Familie.«

»Ich habe kei'e Familie«, antwortete das Mädchen mürrisch. Es wusste nicht einmal, ob seine Mutter noch lebte, bezweifelte es jedoch. Sie war bereits nach Freudenstaub süchtig gewesen, als sie ihre eigene Tochter im Stich gelassen hatte, und wer täglich solche Drogen einnahm, überlebte kaum ein Jahr.

»Wer kümmert sich um dich?«, fragte Mr. Adin.

»Ich gebe au' mich selbst acht!«

Er musterte sie, erweckte mehrere Sekunden lang den Anschein, als wolle er sie noch etwas anderes fragen. Doch er sagte nur: »Ich bin Darryl Adin. Meine Freunde nennen mich Dare. Wie heißt du?«

»Tasha«, erwiderte das Mädchen. Das Wort klang seltsam, ungewohnt – seit dem Tod der alten Frau hatte niemand ihren Namen genannt.

»Tasha«, murmelte Darryl Adin. »Ein hübscher Name für eine hübsche junge Dame.«

»Ich will gar nich' hübsch sein«, entgegnete die Überlebende verärgert. »Dadurch erweckt man nur die Aufmerksamkei' der Lustbanden.«

»Lustbanden!«, entfuhr es Doktor. »Himmel, was ist dies für eine Welt?«

»Nicht unbedingt der ideale Planet für einen Landurlaub«, entgegnete Darryl Adin und überlegte kurz. »Hast du auch einen Nachnamen, Tasha?«

Sie dachte rasch nach und erinnerte sich daran, dass sie es mit einer außerordentlich mächtigen Gemeinschaft zu tun hatte, die über viele technische Geräte verfügte, und was diesen besonderen Mann betraf … Er mochte zwar nicht der Anführer sein, aber ganz offensichtlich bekleidete er einen hohen Rang – und er wollte sie mitnehmen. Sie wusste, was das bedeutete, begriff es sofort, als er sie hübsch nannte.

Wie sollte sie entkommen, wenn diese Leute Waffen besaßen, gegen die nicht einmal eine gut ausgerüstete Lustbande etwas unternehmen konnte? Tasha war erschöpft, und sie fröstelte nach wie vor, trotz der Decke. Nein, in einem Kampf blieb ihr nicht die geringste Chance, und deshalb musste sie sich fügen.

Der Bande gehörten auch Frauen an, und offenbar begegnete man ihnen mit Respekt. Vielleicht konnte sie einen ähnlichen Status erringen.

Doktor hatte darauf hingewiesen, dass man Tashas Wunden behandeln würde. Und Darryl Adin erwähnte in diesem Zusammenhang einen Ort namens Krankenstation. Möglicherweise wollte er sie nicht mit einem blauen Auge und einer gebrochenen Rippe. Sie entsann sich auch an die Bemerkung, die das Oberhaupt der Lustbande an sie gerichtet hatte: Verletzungen und Entstellungen reduzierten den Preis. Und Drogenbosse stellten sehr hohe Anforderungen an die ästhetischen Aspekte der Frauen, die sie erwarben.

Tasha wog Vor- und Nachteile gegeneinander ab. Sie fühlte sich müde und ausgelaugt, und ohne Medikamente dauerte es sicher ziemlich lange, bis sie sich wieder erholte. Eine gute Behandlung reduzierte die Zeitspanne der Rekonvaleszenz auf wenige Tage. Außerdem: Vielleicht gab man ihr zu essen; vielleicht bekam sie sogar neue Kleidung. In dieser Hinsicht waren die Ressourcen der Drogenbosse unbegrenzt; ihnen stand praktisch alles im Überfluss zur Verfügung. Tasha beschloss zu nehmen, was man ihr gab. Und wenn es ihr wieder besser ging, wenn Darryl Adin erwartete, dass sie sein Bett mit ihm teilte … würde sie fliehen.

Aber wenn die Flucht nicht gelang? Wenn man sie fasste und zwang, ihren Widerstand aufzugeben? Wenn man ihr mit einem qualvollen Tod drohte?

Spekulationen, dachte sie. Verlier keine Zeit damit, Lösungen für Probleme zu finden, die sich dir noch gar nicht gestellt haben. Zunächst einmal kommt es darauf an, die gegenwärtige Situation zu bewältigen. Derzeit bin ich völlig hilflos, und wenn ich schon jetzt auf stur schalte, bringen mich die Fremden vielleicht sofort um. Du bist nicht gerade in der geeigneten Position, um irgendwelche Forderungen zu stellen, oder? Gehorche. Sei nett zu Doktor Munson, während du dich an dem Krankenstation-Ort befindest. Versuch herauszufinden, wie Frauen zu Bandenmitgliedern werden, anstatt nur Spielzeuge für Männer zu sein. Doktor und Margie sind wie ihre beiden männlichen Begleiter gekleidet. Ihre Pullis unterscheiden sich nur durch andere Farbmuster. Das bedeutet sicher, dass sie wirklich gleichberechtigte Angehörige der Gemeinschaft sind. Wie Doktor mit Darryl Adin gesprochen hat … Es klang alles andere als unterwürfig.

Der Mann mit den dunklen Augen hatte Tasha nach einem Nachnamen gefragt, erwartete also einen Zusatz. Darryl Adin. Doktor Munson. Vermutlich identifizierten sich die übrigen Bandenmitglieder ebenfalls mit zwei verschiedenen Worten. An den Namen ihrer Mutter erinnerte sich Tasha nicht mehr, und selbst wenn das doch der Fall gewesen wäre: Sie hätte ihn nicht genannt, lehnte ihn ab. Die alte Frau fiel ihr ein, eine Greisin, die ein fünfjähriges Kind bei sich aufnahm und ihre geringe Habe mit ihm teilte. Ihr Vermächtnis bestand nicht nur aus dem Messer, sondern auch aus einer Namenssilbe. »Yar«, sagte sie und hob den Kopf. »Ich heiße Tasha Yar.«

Kapitel 2

Starfleet-Lieutenant Tasha Yar, Sicherheitsoffizier der U.S.S. Enterprise, beamte sich vom Planeten Minos an Bord zurück und atmete erleichtert auf. Während ihre Gruppe von einer außer Kontrolle geratenen Waffe verfolgt wurde, hatte sie mehr als einmal gefürchtet, zusammen mit den Leuten zu sterben, für deren Sicherheit sie die Verantwortung trug. Die Bewältigung der Krise bestätigte einmal mehr, wie wichtig die Kooperation der einzelnen Angehörigen eines Landeteams war.

Yar erstattete ausführlich Bericht, und anschließend zog sie sich in ihre Kabine zurück. Doch so sehr sie auch versuchte, die Anspannung von sich abzustreifen sie fand keine Ruhe.

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